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Veröffentlicht am 21.05.2021

Für Bayern-Fans

Liebestöter
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Kurz zur Handlung:
Marina Pfister, Eigentümerin einer Coaching-Agentur, wird in ihren Geschäftsräumen in der Rosenheimer Altstadt mehr tot als lebendig aufgefunden. Rasch wird klar, das es nicht an Motiven ...

Kurz zur Handlung:
Marina Pfister, Eigentümerin einer Coaching-Agentur, wird in ihren Geschäftsräumen in der Rosenheimer Altstadt mehr tot als lebendig aufgefunden. Rasch wird klar, das es nicht an Motiven und Verdächtigen mangelt, was die Ermittlungsarbeit für Kommissar Hopfinger nicht leichter macht.

Zu den Figuren:
Vitus Pangratz ist ein pensionierter Kommissar und singt gerne mal einen Elvis Song. Vor dem Tod seiner geliebten Frau hat er sogar Lieder selbst komponiert. Vitus ist ein vielschichtiger Charakter: Ruppig, direkt und wenn es darauf ankommt, erstaunlich feinfühlig. Bei ihm sitzt das Herz am rechten Fleck.

Seine Tochter Johanna Coleman (überwiegend Jo genannt) ist 39 Jahre alt und aus den USA zurück. Sie plant eine erneute Heirat ihres Ex-Mannes, der in Amerika lebt. Jo ist ein offener Charakter und für ihre Freunde da, was ich sehr an ihr schätze. Zusammen mit ihrem Vater begibt sie sich auf Detektivarbeit, was nicht risikolos bleibt.

Die Umsetzung:
Bayer schreibt flüssig, bildhaft und mit jeder Menge Humor. Der Spannungsbogen ist unterschwellig vorhanden, steigt aber erst gegen Ende ordentlich in die Höhe. Das Buch steckt voller Lokalkolorit, was mir prima gefällt. Die Geschichte wird aus verschiedenen Sichten in der 3. Person geschildert und teilt sich dabei in sehr kurze Kapitel auf. Dabei tauche ich auch in die Sichtweise des Täters ein, was ich total spannend finde. Leider gibt es einige Längen im Buch. Da hätte eine Straffung gutgetan.

Die Dialoge enthalten ordentlich bayerische Mundart mit passender Übersetzung, die ich nicht brauche, mich aber auch nicht stört. Tonaufnahmen von Marina Pfister, die sich der Täter immer wieder anhört, zeichnen kein schmeichelhaftes Bild von ihr und legen eine große Motivauswahl nahe.

Mein Fazit:
„Liebestöter“ ist ein Rosenheim-Krimi mit ordentlich bayerischem Charme und Humor. Ihm liegen eine angenehme Erzählstimme und unterhaltsame Charaktere zugrunde. Mir fehlt jedoch das Tempo in der Geschichte und ich hätte mir im Verlauf der Handlung mehr Spannungsspitzen gewünscht. Zusätzlich erschweren einige Längen das Lesen. Trotzdem ist der Krimi für alle Bayern-Fans empfehlenswert, denn im Buch schlägt das bayerische Herz in jeder Seite.

Von mir erhält „Liebestöter“ 3 bajuwarische Sterne von 5 und eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 11.05.2021

Herz über Kopf

Trust My Heart - Golden-Campus-Trilogie, Band 1 (Prickelnde New-Adult-Romance auf der glamourösen Golden Isles Academy. Für alle Fans von KISS ME ONCE.)
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Den Weg in die Liebe zu beobachten, mag ich am liebsten.

In dieser Geschichte sind die Protagonisten sehr jung. 17 Jahre, um genau zu sein, und sie agieren altersgerecht. So sollte man als Leser definitiv ...

Den Weg in die Liebe zu beobachten, mag ich am liebsten.

In dieser Geschichte sind die Protagonisten sehr jung. 17 Jahre, um genau zu sein, und sie agieren altersgerecht. So sollte man als Leser definitiv jung oder jung im Herzen geblieben sein.

Kurz zum Inhalt:
Die Golden Isles Academy ist eine Schule für überwiegend finanziell privilegierte Menschen. May kommt durch ihre Großmutter dorthin und fühlt sich wohl. Doch aufgrund ihres Alters ist sie noch nicht mündig und nach einem Schicksalsschlag ist ihr gewohntes Leben in Gefahr.

Die Figuren:
Felix und Noah James sind Zwillinge. Äußerst attraktive und reiche, mit einer elfjährigen Schwester. Es ist ein Genuss, zu lesen, wie Felix zwischen der Anziehung für May und ihrem Nutzen für seine Schwester Sophie hin und hergerissen ist. Er verbockt es mehr als einmal. Ich sage nur: 17! Ich halte ihm zugute, dass er ein schweres seelisches Paket tragen muss.

May Russell ist einsam und verloren, was mir beim Lesen unendlich leidtut. Payne gelingt es spielend, dass ich mit ihr mitfühle. Zum Glück hat May eine Freundin wie Jo an ihrer Seite. Ich mag sie sofort.

Zur Umsetzung:
Der Schreibstil ist ein Genuss, so flüssig und leicht zu lesen, dabei verwöhnt er mich mit einem Bilderkino, so das ich alles vor mir sehe. Zu den Figuren erhalte ich direkten Zugang und mich erreichen einige Emotionen, die mir unter die Haut kriechen. Payne kann Küsse beschreiben, so das ich beim Lesen das Gefühl habe, sie selbst zu erleben. Dabei prickelt es in meinem Bauch, als wäre ein Ameisenhaufen entflohen. Mir gefällt es total gut, wie sich die zarte Liebe von Felix und May in den Seiten entfalten darf. Zunächst zurückhaltend, dann glutvoll, respektvoll und dabei immer auf Augenhöhe. Die Geschichte wird aus den abwechselnden Ich-Perspektiven von Felix und May in der Vergangenheit geschildert.

Was mir fehlt:
Es ist eine ruhige Story, was an sich kein Problem ist, aber mir ist es an vielen Stellen zu ruhig. Ich vermisse die Spannung, die aus den Figuren kommt, überraschende Wendungen, die mich mitreißen, und eine gewisse Lebendigkeit. Fast allen Darstellern fehlt es an Tiefe. Dank des Schreibstils komme ich prima durchs Buch, doch für mich fehlt das gewisse Etwas.

Mein Fazit:
„Trust My Heart“ ist eine lockere, leichte Lovestory, die mir auf eine bezaubernde Weise den Weg in die Liebe zeigt. Dabei erlebe ich jede Menge Bauchkribbeln und leide immer wieder mit den Figuren mit. Grundsätzlich fehlt es mir aber an Substanz in der Geschichte und ein wenig das Besondere, weshalb ich nicht lange an sie denken werde, was total schade ist.

Von mir erhält das Buch 3 prima Sterne von 5 und eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 01.05.2021

Julia ist eine bemerkenswerte Frau

Julias Insel
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Zur Handlung:
Julia hat sich nie gut mit ihrem Stiefvater verstanden, doch die schwere Erkrankung ihrer Mutter zwingt sie, über ihren Schatten zu springen und sich ihm und ihrer Vergangenheit zu stellen.

Und ...

Zur Handlung:
Julia hat sich nie gut mit ihrem Stiefvater verstanden, doch die schwere Erkrankung ihrer Mutter zwingt sie, über ihren Schatten zu springen und sich ihm und ihrer Vergangenheit zu stellen.

Und los gehts:
Es ist mein erstes Buch von Ines Roth und in einigen Punkten anders. Ich benötige etliche Seiten, um mich an den Schreibstil zu gewöhnen, der einfach, schmucklos, emotional sparsam und etwas abgehackt daherkommt. Das trifft nicht immer meinen Lesegeschmack. Die Geschichte berührt mich dennoch. Im Mittelpunkt steht die Beziehung oder eher Nicht-Beziehung zwischen Julia und Gert und ich bin hautnah dabei, wenn die beiden aneinandergeraten.

Eine bemerkenswerte Frau:
Julia beweist in einigen Situationen stahlharte Nerven. Überhaupt ist sie ein eindrucksvoller Mensch. Sie hält sich an Versprechen, ist loyal, ehrlich, offen und kein bisschen an Gerts Geld interessiert. Um die beiden herum ranken sich einige Nebenfiguren, die das Grundgerüst der Story bilden. Ich erlebe Dramatisches, Erschreckendes und Ergreifendes. Durch die Seiten summt ein leiser Ton. Generell ist es eine ruhige Geschichte, die sich selbstbewusst ihrer Entwicklung hingibt. Nichts wirkt aufgesetzt und es geschieht einiges in Julias Leben.

Ich bin Hin- und Hergerrissen:
Der ungewöhnliche Schreibstil verblüfft mich immer wieder. Einerseits enthält er mir wichtige Emotionen und auf der anderen Seite versteht er es in kleinen Gesten, mir mehr mitzuteilen, als es epische Dialoge je können. Ich muss gestehen, dass mir so eine spartanische und dennoch oft ausdrucksstarke Erzählerstimme noch nicht untergekommen ist.

Geniale Nebendarsteller:
Jede Figur erhält ein Gesicht und ich fühle mich mit Omalene und Haushälterin Gesa megawohl. Zwei einmalige Frauen, die das Schicksal nehmen, wie es kommt und nicht allzu viel infrage stellen. Angenehm, furchtlos und aufrecht stehen sie im Sturm des Lebens. Erfrischende Charaktere mit einer wohltuenden Entwicklung, dazu eine abwechslungsreiche Storyline und jede Menge Seiten, in denen ich mit Julia und den anderen mitfühle.

Das Buch ist so viel mehr:
Es ist kein Liebesroman im herkömmlichen Sinne, sondern eher ein Entwicklungsroman. Hier geht es in erster Linie um Julia, die auf ihrem Weg durchs Buch einiges aus ihrer Vergangenheit bewältigen muss, um ohne Gram in die Zukunft schauen zu können. Dabei stolpert sie über den ein oder anderen Mann. Feinfühlig, aber mit Distanz begleite ich sie überall hin. Nicht unerwähnt lassen möchte ich Katze. Ein eigenwilliger Stubentiger der speziellen Art, aber das sind Katzen wohl alle. Ich schließe sie sofort ins Herz.

Was ich bedaure:
Ich vermisse ein anschauliches Setting. Die Geschichte spielt zu oft nicht auf Julias Insel. Da ist der Buchtitel irreführend, denn ich darf viel zu wenig Nordseeluft schnuppern. Die Gefühle zwischen Jan und Julia kommen zu kurz. Hier fehlt es an allem und es gibt kein Knistern und Prickeln. Es passiert und gut ist, das reicht mir für eine Lovestory nicht aus. Überhaupt verbringen sie sehr wenig Zeit miteinander.

Mein Fazit:
„Julias Insel“ ist ein Roman, der mich prima unterhält. Durch seinen gewöhnungsbedürftigen Schreibstil beraubt er mich jeder Menge essenzieller Emotionen. Trotzdem komme ich gut durchs Buch und leide an einigen Stellen mit den Figuren mit, weil mir die Szenen verflixt nahekommen. „Julias Insel“ ist ein Buch mit Potenzial, das bedauerlicherweise nicht an seine Grenzen geführt wird. Wohltuende Charaktere nehmen mich mit auf ihre Reise und ich begleite sie gerne, will erfahren, wie es in ihrem Leben weitergeht, und vergesse meinen Alltag.

Von mir erhält „Julias Insel“ 3 erfrischende Sterne von 5 und eine Leseempfehlung.


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Veröffentlicht am 28.04.2021

Endlich geht's weiter

365 Tage - Dieser Tag
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Endlich erfahre ich, wie es mit Laura und dem Oberhaupt eines einflussreichen Mafiaclans weitergeht. Das Buch fängt mit einem kurzen Auszug aus dem 1. Band an, ehe ich ins aktuelle Geschehen katapultiert ...

Endlich erfahre ich, wie es mit Laura und dem Oberhaupt eines einflussreichen Mafiaclans weitergeht. Das Buch fängt mit einem kurzen Auszug aus dem 1. Band an, ehe ich ins aktuelle Geschehen katapultiert werde. Vorsicht: Wer den ersten Teil nicht gelesen hat, könnte durch meine Rezension gespoilert werden.

Zur Umsetzung:
Der Schreibstil ist überwiegend flüssig, bildhaft und leicht zu lesen und so befinde ich mich im Nu in Sizilien. Die unterschwellige Angst, die Massimo um Laura empfindet, steckt deutlich in den Zeilen und das nicht unbegründet, doch erst gegen Ende nimmt die Geschichte Fahrt auf. Leider bekomme ich auch in diesem Buch recht wenig von Massimos Geschäften mit. Erneuert bleibt Potenzial ungenutzt, um die Spannung in schwindelerregende Höhen zu treiben. Dennoch versteht es Lipińska, meine Neugier hochzuhalten und mich durch die Seiten sausen zu lassen.

Die Story wird hauptsächlich aus Lauras Sicht in der Ich-Perspektive in der Vergangenheit erzählt, und so erlebe ich nur ihre Seite im Buch, was ich diesmal schade finde. Mit Laura hatte ich im ersten Band schon einige Probleme. Jetzt trinkt sie zwar keinen Alkohol, ist aber durch ihre Schwangerschaftshormone und ihr ohnehin überschießendes Temperament megaanstrengend. Da bewundere ich Massimo für seine Geduld. Laura erinnert mich zu oft an ein verwöhntes, oberflächliches und undankbares Gör, das sich häufig unreif verhält. Die Erzählerstimme rutscht gelegentlich ins Passive, aber im Anschluss daran werde ich sofort mit explosiver Lebendigkeit entschädigt.

Nebenfiguren erhalten Raum:
Diesmal spielt ihre Freundin Olga eine größere Rolle im Buch und ich darf mich auch über Domenico freuen, was ich mir gewünscht habe und total erfrischend ist. Obwohl ich nicht jede Entscheidung von Olga nachvollziehen kann, sorgt sie für Abwechslung. Die beiden Frauen haben einen eigentümlichen Humor, der mich zum Lachen bringt. Es passiert einiges, doch kaum etwas, was die Story vorantreibt. Die Geschichte zieht das Tempo an, stoppt ab, plätschert vor sich hin, um im nächsten Augenblick wieder davon zu rasen.

Verbrennungsgefahr:
Laura und Massimo sind eine explosive Mischung. Wie schon im ersten Teil spielt die Erotik eine tragende Rolle. Massimo und Laura lieben es anders und sind speziell miteinander. Ich habe kein Problem damit, das es rau und heftig wird, da es zu den Figuren passt, aber mit allem kann ich mich nicht identifizieren. Abgesehen davon sind die Szenen prickelnd und flammend heiß geschrieben, was ich total genieße. Beide brennen füreinander und haben oft nur das eine im Kopf.

Keine Entwicklung bei Laura:
Mich überzeugt die Storyline nicht in allen Punkten und Laura kann nicht alle sündigen Gedanken in diversen Situationen auf ihre Hormone schieben. Damit stellt sie im Grunde die Liebe zu Massimo infrage. Ich nehme ihr Einiges nicht ab. Viel zu oft ist sie überzeichnet, was total schade finde. Laura zeigt erneut keine tiefgehende Entwicklung. Mit ihr werde ich weiterhin nicht warm.

Wer mich überzeugt hat:
Massimo hingegen ist stringent in der Rolle des Mafia-Bosses und überzeugt mich bis zum letzten Moment. Ein Mann, der kalt und heiß zugleich ist, fürsorglich und skrupellos, bereit über Leichen zu gehen, ohne schlechtes Gewissen. Dominant, fordernd und arrogant, weich, anschmiegsam und leidenschaftlich, was für eine Kombination. Massimo hat sich definitiv entwickelt.

Das Ende lässt mich mit einer echt fiesen Handlungsunterbrechung zurück. Für den Folgeband wünsche ich mir erneut deutlich mehr Crime-Anteile und eine tiefergehende Entwicklung von Laura, so das ich sie endlich ernst nehmen kann.

Mein Fazit:
„365 Tage – Dieser Tag“ zieht mich rasch in seine Welt. Reichtum, Macht, Gefahr und Leidenschaft dominieren die Seiten, durch die ich nur so hindurch fliege, doch einiges strapaziert auch mein Nervenkostüm. Lipińska verliert bei Laura zu oft die Balance, was total schade ist. Dennoch habe ich abwechslungsreiche und prickelnde Lesestunden. Nach diesem Cliffhanger brenne ich auf Teil 3 und hoffe, dass sich bei Laura eine erfreuliche Entwicklung abzeichnet. Sie sollte mehr darstellen als eine Frau, die für jedes anzügliche Lächeln eines Mannes anfällig ist und ohne Schwangerschaft dauernd Alkohol benötigt, um auf Betriebstemperatur zu kommen.

Von mir erhält das Buch 3 unterhaltsame Sterne von 5 und eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 21.04.2021

Das ist kein Buch für mich

Girl At Heart
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Girl at Heart
von Kelly Oram, 320 Seiten, erschienen am 27.11.2020, ONE

Du bist genau richtig, wie du bist!

Ich brauche Ablenkung:
Nach einem Buch mit schwerem Inhalt möchte ich unbedingt auf andere ...

Girl at Heart
von Kelly Oram, 320 Seiten, erschienen am 27.11.2020, ONE

Du bist genau richtig, wie du bist!

Ich brauche Ablenkung:
Nach einem Buch mit schwerem Inhalt möchte ich unbedingt auf andere Gedanken kommen und wähle bewusst diese Geschichte aus, in der Hoffnung, leichte und angenehme Unterhaltung zu finden: In dieser Story stehen Charlie, 18 Jahre alt und ihr bester Freund Eric, sowie Jace, 18 Jahre alt und Kapitän der Baseballmannschaft und seine Zwillingsschwester Leila im Mittelpunkt. Das Buch ist leicht, es ist nett, aber es reißt mich nicht mit.

Die Umsetzung:
Der Schreibstil liest sich flüssig, leicht und das Buch bietet mir etliche romantische Augenblicke, die ich genieße. Charlie wirkt an einigen Stellen naiv, aber ich fühle mich wohl mit ihr. Ebenso mit Jace. Er ist ein wunderbarer Teenager, den ich gerne fest in die Arme schließen möchte. Das kann ich nicht von allen Jungs aus Charlies Freundeskreis sagen.

Oram schenkt mir ein gelungenes Setting und so sehe ich die meisten Szenen lebhaft vor Augen. Das Buch schenkt mir ein angenehmes Grundtempo und Dialoge, die mich zum Lachen bringen. Es ist eine Story der leisen Töne und bietet keine aufregenden Momente, die meinen Herzschlag beschleunigen, aber das ist völlig okay. Ich kann abtauchen und mich treiben lassen. Die Geschichte wird aus Charlies Ich-Perspektive im Präsens geschildert.

Was nicht gelungen ist:
Die Geschichte hat keinerlei Tiefe und nicht alle Figuren agieren wie junge Erwachsene. Im Buch wird eine Prüderie zur Schau gestellt, die konträr zu den volljährigen Protagonisten steht. Die Rollen von Charlies Kumpels sind an manchen Stellen fragwürdig. So wenig Empathie ist erschreckend und für mich sind es keine Freunde. Dazu verletzen sie Charlie zu oft.

Was für mich nicht akzeptabel ist:
Der innere Konflikt von Charlie überzeugt mich nicht und liest sich konstruiert. Für mich passt die Art der Selbstfindung nicht zu einer achtzehnjährigen. Mit dreizehn Jahren wäre ich eher einverstanden. Sie hadert damit, nicht normal zu sein, weil sie einen Männersport ausübt und sich nicht zwingend wie ein Mädchen kleidet und schminkt? Ernsthaft? Mein Kopf wackelt beim Lesen häufig vor Unglaube, was hier für ein unzeitgemäßes Bild an die junge Leserschaft vermittelt wird. Ich benötige nach dem Lesen dringend eine Massage.

Mit diesen klischeehaften Ansichten kann ich mich nicht identifizieren. Ich war als Kind und Teenie immer mehr Junge als Mädel, aber habe das nie als „Andersartigkeit“ gesehen. Ich bin stolz darauf, wie ich war und heute bin. Und früher wie heute style ich mich durchaus Klamotten technisch auf, komplett ohne Schminke und High Heels. Ich sehe mich in jeder Sekunde meines Lebens als Vollblutfrau. Warum auch nicht? Das geht wunderbar in legeren Schlabberklamotten.

In den Seiten staubt es gewaltig:
Das Buch vermittelt derart altbackene Geschlechtsstereotypen, das sich meine Nackenhärchen aufstellen. Die Zeit, die Welt in Himmelblau und babyrosa einzuteilen, ist zum Glück vorbei. Doch was beim Gendermarketing funktioniert, klappt ebenso in Büchern. Es ist mehr als bedauerlich, dass sich dieses antiquierte Gedankengut noch immer in der Gegenwartsliteratur hält und damit der jungen Zielgruppe suggeriert, dass nur das „normal“ ist und alles andere eben nicht. Und dieses beschriebene „Kichern“ und laute „Quietschen“, oh man, da bin ich so wenig Frau, denn das nervt mich nur.

Mein Fazit:
„Girl at Heart“ ist eine nette, kurzweilige und klischeebeladene Lovestory, die wenig Überraschungen bietet. Der gelungene Schreibstil zieht mich spielerisch durch die Seiten und entführt mich in Windeseile in eine andere Welt. Oram vermittelt historische und zum Glück längst überholte Botschaften an ihre junge Leserschaft, was ich nicht gutheiße. Charlies Konflikt liest sich überdramatisiert. Wie kann etwas falsch sein, das sie selbst so sehr liebt. Und wie kann sie etwas sein, das sie nur mit Schminke, neuen Klamotten und Gekicher erreicht, was sie ohne nicht ist?

„Girl at Heart“, es ist stellenweise süß, es ist unschuldig, es ist oberflächlich, es ist prüde, es ist verstaubt und es ist so gar nicht mein Buch. Aufgrund des gelungenen Schreibstils und einiger schöner Lesemomente erhält das Buch 3 Sterne von 5. Wegen der für mich nicht annehmbaren und äußerst fragwürdigen Botschaften fällt es mir schwer, eine Leseempfehlung auszusprechen.

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