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Veröffentlicht am 25.05.2021

Die Senfblütensaga - Zeit für Träume

Die Senfblütensaga - Zeit für Träume
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Handlung
Metz, Elsass-Lothringen 1908
Schon früh hat Emma gemerkt, dass ihr ein Dasein als Ehefrau und Mutter nicht ausreichen wird. Sie möchte ein selbstbestimmtes Leben führen, sich stetig weiterbilden ...

Handlung
Metz, Elsass-Lothringen 1908
Schon früh hat Emma gemerkt, dass ihr ein Dasein als Ehefrau und Mutter nicht ausreichen wird. Sie möchte ein selbstbestimmtes Leben führen, sich stetig weiterbilden und in Straßburg studieren. Allerdings wird ihr genau das von den Eltern verboten, stattdessen soll sie mit dem Sohn des Fuhrunternehmers Seidel anbändeln. Emma und Carl sind sich auch direkt sympathisch, sie befürworten die Ziele des jeweils anderen und ermutigen sich gegenseitig dazu, ihre Hoffnungen zu erfüllen. Carl träumt schon seit Jahren von einer eigenen Senffabrik und mithilfe von Emma möchte er diesen Schritt wagen. Obwohl er weiß, dass dieser weitreichende Folgen haben wird. Streitereien, beendete Freundschaften und verletzte Gefühle stehen nun an der Tagesordnung....

Meinung
Beim Cover gefallen mir ganz besonders die Farben. Sie sind unglaublich gut aufeinander abgestimmt und lassen daher ein interessantes und ansprechendes Bild entstehen. Zudem mag ich den Bezug zu dem Roman, es tauchen Senfblüten auf, und auch die typische Farbe des Senfs wurde mehrmals aufgegriffen.
Im Hintergrund sind einige Häuser, sowie ein Fluss zu entdecken. Hier liegt der Anschein nahe, dass es sich um einen Ausschnitt des Stadtbild von Metz handeln könnte. Im Vordergrund steht eine junge Dame, für mich hat es den Anschein, als würde sie nach etwas Ausschau halten. Ich finde es gut, dass man nicht direkt ihr Gesicht sieht, sondern sie im Profil abgebildet wurde, wobei ich sogar finde, dass es ausreichend gewesen wäre, sie komplett von hinten zu zeigen, um ihr Aussehen noch mysteriöser zu gestalten. Aber trotzdem empfinde ich das Gesamtbild als sehr ansprechend und gut abgestimmt, es hat eine Aura, die mich anspricht.

Bereits in der Verlagsvorschau ist mir das Buch aufgefallen und als ich mir nach einiger Zeit die Inhaltsangabe wiederholt durchgelesen habe, war mein Interesse an dem Werk immer noch vorhanden. Ich fand besonders den Namen der Reihe, die Senfblütensaga, sehr interessant. Schließlich ist der Senf ein Thema, welches mir in Büchern noch nie wirklich über den Weg gelaufen ist und ich war gespannt darauf, wie darauf eingegangen wird und was man alles über den Senf, sowie seine Herstellung lernen kann. Mein erster Eindruck vom Klappentext war also durchweg positiv und daher war meine Freude, den Roman als Rezensionsexemplar zu erhalten natürlich besonders groß. Dafür möchte ich mich beim Fischer Verlag ganz herzlich bedanken!

Ebenfalls sehr ansprechend wurden die Umschlaginnenseiten gestaltet. Hier gibt es wiederkehrende Motive mit der Dame, sowie den Senfblüten vom Cover. Außerdem werden vier Protagonisten mit einigen Worten vorgestellt. Man kann sich daher von ihrem Wesen einen ersten Eindruck verschaffen und schauen, welche Ziele sie haben. Ich hatte daraufhin bereits erste Vermutungen über die Beziehungen zueinander angestellt, die allerdings fast komplett falsch waren, was schon darauf hindeutet, dass es für mich immer wieder überraschende Aspekte gab.

Ein Detail ist mir direkt ins Auge gefallen. Vor dem Start neuer Kapitel wird nicht nur der Ort der folgenden Handlung genannt, sondern auch das Jahr. Somit kann man gut verfolgen, wie viel Zeit im Verlauf der Geschichte vergehen und welche Städte im Leben der Figuren von Bedeutung sind ( diese beschränken sich auf ein Minimum ). So ist es dem Leser möglich, einige Entfernungen nachzuvollziehen und man kann schauen, wie sich die Figuren im Laufe der Zeit entwickeln. Zudem empfand ich die Angabe der Zeit auch insofern wichtig, da auf den 528 Seiten ganze fünf Jahre vergehen und man schnell den Überblick hätte verlieren können. So war man in dieser Hinsicht stets gut informiert, vielleicht wäre es noch schön, einen Monat mit anzugeben, sodass man noch genauer schauen kann, wo im Jahr sich die Handlung gerade befindet.

Ich hatte einen angenehmen und ruhigen Start in den Roman, was vielleicht auch daran liegt, dass man sich von den Figuren bereits ein erstes Bild machen konnte. Zudem sind die ersten Seiten ein wenig erklärend, man erfährt einige familiäre Hintergründe, was dazu führt, dass ich mich schnell und problemlos in der Geschichte zurechtgefunden habe.
Auch die Sprache hat mir von der ersten Seite an gut gefallen. Sie ist an vielen Stellen erklärend, häufig bildhaft und führt den Leser angenehm durch die Geschichte. Für mich hat sich die Schreibweise gut und flüssig lesen lassen, nur sehr selten werden Fachbegriffe genutzt, die man aber im Zusammenhang trotzdem gut zuordnen kann. Definitiv hat die Sprache ihren Anteil daran, dass ich so flüssig und locker durch die Handlung gekommen bin und die folgenden Seiten mit großem Interesse gelesen habe. Zumal sich die Geschichte häufig in eine vollkommen andere Richtung entwickelt, als ich es mir vorgestellt habe.

Vor allem im Zusammenhang mit dem familiären Leben und den Rechten der Damen werden historische Hintergründe genannt. Man kann ziemlich gut schauen, wie das alltägliche Leben der Personen aussah, mit welchen Sorgen und Problemen sie zu kämpfen hatten und inwiefern die Frauen über ihr Leben bestimmen konnten. Dieser sehr lebendige und genaue Einblick hat mir wirklich gut gefallen, es wirkte authentisch und man erhält einen Eindruck des Lebensgefühls.
Allerdings hatte ich damit gerechnet, dass der Senf eine größere Rolle spielen wird. Immerhin befindet sich dieses Wort bereits im Titel der Saga und auch im Klappentext ist von einer Senffabrik die Rede. Daher bin ich davon ausgegangen, dass man mehr Informationen über die Herstellung dessen erhält und mehr auf dieses Thema eingegangen wird. So war lediglich häufig von Senfkörnern oder -blüten die Rede was mir ein wenig zu oberflächlich war. Ich würde mir für die Fortsetzung wünschen, dass es nähere Informationen über dieses Thema gibt und man noch besser nachvollziehen kann, wie der Herstellungsprozess aussieht.

Ich hatte bereits erwähnt, dass fünf Jahre im Verlauf der Handlung vergehen. In diesen geschieht so einiges, trotzdem hatte ich nie das Gefühl, dass es zu viele Ereignisse gibt. Es wurde ein sehr passendes Maß an spannungsvollen und ruhigen Momenten gefunden, was das Lesen sehr angenehm macht. Auf jeden Fall kann man in den fünf Jahren gut beobachten, wie die Figuren auf verschiedenste Probleme reagieren und wie sie dadurch stärker und reifer werden. Ihre Wesen entwickeln sich in interessante Richtungen und daher lässt sich nie genau vorhersagen, wie sie auf Aussagen oder Handlungen reagieren werden.

Aus drei Perspektiven werden die Ereignisse beschrieben. Die größte Rolle nimmt dabei eindeutig Emma ein, ihren Charakter lernt man am besten kennen und mit ihr verbringt man die meiste Zeit. Außerdem gibt es noch die Sichtweisen von Carl und Antoine, die deutlich rarer gesät, woher sich ableiten lässt, dass sie eine untergeordnete Rolle spielen. Immer wieder gibt es Verbindungen und Überschneidungen der drei Perspektiven, regelmäßig treffen sich die Figuren, wodurch man sieht, dass sich eindeutig ein roter Faden durch die Geschichte zieht.
Anhand der dreigeteilten Erzählung kann man so gut wie alle anderen Figuren aus drei Blickwinkeln erleben, man kann schauen, wie sie sich gebärden und auch entwickeln. Es entsteht eine gute und sinnvolle Abwechslung, denn auf diese Weise treten keine Längen auf und man hat das Gefühl, dass man lediglich die wichtigen Situationen miterlebt und die Handlung trotz der Anzahl der Seiten recht knackig bleibt.

Mit dem Setting war ich sehr zufrieden. Lediglich einen Ort ( eine Fabrik ) konnte ich mir nicht so recht vorstellen, hier haben mir ein paar Beschreibungen und kleine herausragende Details gefehlt. Alle anderen Örtlichkeiten waren äußerst lebhaft und farbenfroh dargestellt, sodass ich schnell ein Bild davon vor Augen hatte. Dabei mochte ich unter anderem die Vielfalt sehr gern. Sowohl eine recht einfache Wohnung, als auch eine Buchhandlung, schicke Palais oder ein Weingut spielen eine Rolle. Dadurch erhält man einen kleinen Einblick in die normale und bessergestellte Gesellschaft und kann schauen, wie deren Lebenswandel aussah und wie diese gelebt haben. Ich denke, es wäre noch ganz nett gewesen, wenn eine Person aufgetaucht wäre, die aus der Arbeiterklasse stammt. Einfach um zu sehen, wie gut es Emma und ihre Familie eigentlich haben, auch wenn diese bereits darauf achten müssen, für was sie ihr Geld ausgeben und ob sie eine Ausgabe nicht vermeiden könnten.
Für mich ist das Setting stark mit der Stimmung verbunden gewesen. Je mehr einige Figuren ihr wahres Gesicht gezeigt haben, desto mehr hat sich für mich die Aura von den Handlungsorten geändert. Dies ist mir sowohl in Emmas Elternhaus, als auch in dem Palais der Familie Seidel aufgefallen. Hier kann man besonders deutlich fühlen, wie diese beiden Orte sich immer kühler und trister angefühlt haben und wie diese Wandlung vonstatten gegangen ist.

Im Roman tauchen verschiedenste Charaktere auf. Menschen mit unterschiedlichen Ambitionen, mit eigenen Zielen, auch wenn diese von der Familie nicht gern gesehen werden. Es treten Personen auf, die man anfangs komplett anders einschätzt und die erst mit der Zeit ihr wahres Gesicht zeigen. Und auch solche, in denen ich mich charakterlich stark getäuscht habe. Dadurch entsteht Vielfalt und Abwechslung, was zu einer interessanten Geschichte beiträgt.
Zudem mochte ich es sehr, wie viele unterschiedliche Facetten die Figuren von sich gezeigt haben. Sie haben sich nicht davor gescheut, ihre Gefühle offen zu zeigen und haben an den notwendigen Stellen auch mal auf den Tisch gehauen und ihre Meinung gezeigt. Das hat dazu geführt, dass ich ganz viele Personen als sehr spannend empfand und mit viel Interesse verfolgt habe, was das Schicksal noch für sie bereithält. Und ganz viele Protagonisten waren mir auch sympathisch und ich mochte ihre starken Wesen, mit denen sie aufgetreten sind. Lediglich das Verhalten zweier Personen habe ich ein wenig hinterfragt, allerdings werde ich zu einer Figur leider nichts sagen können, ohne dem Inhalt vorzugreifen... Bei der zweiten Person, mit der ich nicht immer ganz glücklich war handelt es sich um Emma. Sie hat im Grunde einen schön ausgearbeiteten Charakter und oft mochte ich sie. Allerdings war sie mir ein wenig zu besserwisserisch, sie hat sich überall reingehangen und ihre Meinung verkündet. Ein wenig mehr Zurückhaltung hätte ich ganz gut gefunden und das hätte mir Emma definitiv sympathischer erscheinen lassen!

Fazit
Für mich bildet der erste Band der Senfblütensaga einen spannenden und guten Start in die Reihe, auch wen ich ihn als nicht perfekt empfinde. Dafür war ich mit Emma als Hauptprotagonistin nicht ganz zufrieden und ich hätte mir mehr Informationen über den Senf und seine Herstellung gewünscht. Ansonsten wurde ich sehr gut unterhalten, es liegt eine angenehme und flüssig lesbare Schreibweise vor und man erhält allerhand Informationen über das Leben zum Beginn des 20. Jahrhunderts. Für mich ist die Darstellung des Settings, verbunden mit den Stimmungen mein Highlight des Buches, ich hoffe, dass diese zwei Punkte in der Fortsetzung wieder so stark miteinander hergehen. Ich freue mich definitiv auf den Fortgang der Saga!

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Veröffentlicht am 25.04.2021

Die Hofgärtnerin - Frühlingsträume

Die Hofgärtnerin − Frühlingsträume
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Handlung
Oldenburg 1891
Schon seit ihrer Kindheit träumt Marleene davon, eine Gärtnerlehre anzutreten. Sie kann sich nichts schöneres vorstellen, als tagtäglich von den schönsten Blumen umgeben zu sein ...

Handlung
Oldenburg 1891
Schon seit ihrer Kindheit träumt Marleene davon, eine Gärtnerlehre anzutreten. Sie kann sich nichts schöneres vorstellen, als tagtäglich von den schönsten Blumen umgeben zu sein und an der frischen Luft zu arbeiten. Allerdings scheint ihr Traum unmöglich, denn solch eine Lehre ist allein den Männern vorbehalten.
Marleene lässt sich nicht so schnell ins Bockshorn jagen und fasst einen Plan: Sie trennt sich von ihren langen Haaren, besorgt sich Männerkleidung und tritt als Marten auf. Auf diese Weise gelingt es ihr, eine Anstellung in der bekannten Hofgärtnerei zu erhalten. So geht zwar ihr größter Wunsch in Erfüllung, allerdings beginnt nun auch ein heikles Versteckspiel. Stets muss Marleene aufpassen, dass niemand hinter ihr Geheimnis kommt und teilweise fällt es ihr sehr schwer, ihre Tarnung aufrechtzuerhalten. Zumal sie nach kurzer Zeit die beiden Söhne des Chefs kennenlernt, deren Charme sie sich nicht so recht entziehen kann...

Meinung
Das Cover ist sehr frühlingshaft und lebendig. Es besticht anhand von auffallenden und frischen Farben, die Szenerie ist ansprechend und weckt bei mir das Interesse, mir den Roman näher anzuschauen.
Zu sehen ist eine Dame, die an einem kleinen Fliederstrauch schnuppert. Sie bewegt sich auf ein einladendes und gemütlich wirkendes Haus zu, rund um den Weg sind allerhand Blumen zu sehen. Diese sind in den schillerndsten Farben abgedruckt und geben dem gesamten Bild viel Ausdruck. Ich finde, dass das Bild an sich wirklich sehr schön und ansprechend erscheint, ich frage mich lediglich, ob die Dame auf dem Bild nicht vielleicht ein wenig zu modern für die Handlungszeit (Ende des 19. Jahrhunderts) gekleidet ist. Wenn dies vielleicht noch ein wenig mehr angepasst worden wäre, fände ich das Cover perfekt!

Auf den Roman aufmerksam geworden bin ich über Instagram. Dort hat es mir zufällig einen Beitrag der Autorin angezeigt und ich musste einfach nachschauen, um was die Geschichte handelt. Und ganz schnell habe ich festgestellt, dass das Buch ganz meinem Lesegeschmack entspricht und ich mich sehr für den Inhalt interessiere. Daher wanderte der Roman auf meine Wunschliste und ich habe mich darüber gefreut, ein Rezensionsexemplar des Werkes zu erhalten. Aus diesem Grund möchte ich mich auch hier nochmals ganz herzlich beim Bloggerportal dafür bedanken!

Als ich mit dem Lesen des Buches begonnen habe, hatte ich nicht erst noch geschaut, was es für einen möglichen Anhang geben könnte. Ich bin einfach in die Geschichte gestartet und im Nachhinein ärgere ich mich ein klein wenig, dass ich nicht erst noch die letzten Seiten durchgeblättert habe. Denn dort findet sich nicht nur ein Personenverzeichnis, anhand dessen man genaustens schauen kann, welches Alter die Figuren haben und wie einige familiäre Banden aussehen, sondern es gibt auch ein Glossar und einige Übersetzungen von Begriffen, die entweder mit Dialekt gesprochen wurden oder aus der Pflanzenwelt stammen. So kann man immer fix nachschauen, was gerade gemeint ist und muss nicht erst das Internet oder ein Nachschlagewerk nutzen.
Ich hatte absolut keine Probleme damit zu verstehen, was im Dialekt gerade ausgedrückt werden soll, oft erschließt sich der Sinn dessen von allein. Und da die Protagonisten einen hohen Wiedererkennungswert hatten, fand ich es auch nicht schlimm, die Personenübersicht erst nach dem Beenden des Romans entdeckt zu haben. Ich finde all diese Details im Anhang auf jeden Fall sehr passend und gut. Es rundet das Werk ab und gibt bei Fragen eine Antwort, ohne das man das Buch aus der Hand legen muss.

Ich empfand den Start in die Geschichte als sehr angenehm und erklärend. Man kann sich anhand des Prologs ein erste Bild der Personen machen, sich in der Zeit zurechtfinden und das bei mir dazu geführt, dass ich von der ersten Seite an sehr flüssig und fix mit dem Lesen vorangekommen bin. Sowohl mit der Schreibweise, als auch mit den Personen, der Handlungszeit und der Gesamtsituation konnte ich mich schnell anfreunden und all das hat zu einem einfachen und lockeren Vorankommen geführt. Ich bin mit dem Lesen des Buches viel schneller vorangekommen als ich gedacht hatte und es war interessant zu sehen, wie sich die Figuren entwickeln und mit welchen Überraschungen die Geschichte noch aufwarten wird.
An einem so flüssigen und problemlosen Lesen hat natürlich auch die Sprache ihren Anteil. Sie war sehr angenehm zu lesen, sie war an keiner Weise zu anspruchsvoll oder hochtrabend. Im Gegenteil, meist war die Schreibweise recht einfach und leicht lesbar, an solchen Stellen, an denen entweder plattdeutsche Begriffe oder botanische Namen eingebunden wurden, erhielt sie einen angenehmen Anspruch. Ich mochte es sehr, dass diese beiden Punkte zwar auftauchten, sich jedoch in einem guten Maß hielten und nicht zu häufig, aber auch nicht zu selten im Text vorkommen. So erhielt die Geschichte viel Charme und Glaubwürdigkeit, zudem zeigten diese Ausschnitte, dass sich die Autorin mit zahlreichen Aspekten rund um die Themen des Romans befasst hat.
Für mich gestaltete sich die Handlung an keiner Stelle als sonderlich stimmungsvoll. Nie sind die Emotionen so stark gewesen, dass sie sich auch nur ansatzweise auf mich übertragen haben und daher habe ich nie so richtig mit den Protagonisten mitleiden können. Das hat dann leider dazu geführt, dass ich sowohl zu den Figuren, als auch zu den Ereignissen Distanz gewahrt habe.

Ich war ein wenig davon überrascht, dass mehrere Personen im Verlauf der Geschichte zu Wort kommen. Nicht nur Marleene, sondern auch ihre Cousine oder die Kinder des Besitzers der Hofgärtnerei erhalten ausreichend Platz, um sich dem Leser zu präsentieren, ihm sein Denken, seine Hoffnungen und auch Gefühle näherzubringen und somit mögliche Sympathien zu erregen. Auf diese Weise erhält man vielfältige Einblicke auf die Geschehnisse, aber auch die Protagonisten. Man kann die Situationen, Aussagen und Handlungen besser nachvollziehen und sich ein eigenes Urteil über allerhand Themen erlauben. Ich mochte die Vielfalt, die dadurch in den Roman gebracht wurde. Es entsteht immer wieder Abwechslung, nie ist man von einer Erzählperspektive gelangweilt und stets wird neuer Schwung in die Geschichte gebracht. Das alles regt natürlich stark dazu an, weiterlesen zu wollen, zudem finde ich, dass es für mögliche Längen erst gar keine Chance gab, zu entstehen.

Mir haben leider ein paar Zeitangaben gefehlt. Lediglich beim Prolog, sowie dem darauffolgenden ersten Kapitel wird davon Gebrauch gemacht, ansonsten gibt es nur sehr vage Aussagen dazu. Das hat ziemlich schnell dazu geführt, dass ich komplett den zeitlichen Überblick verloren habe und schon nach kurzer Zeit nicht genau sagen konnte, wie viele Tage oder Wochen seit dem Beginn der Geschichte vergangen sind. Im Grunde kann man nur anhand des Jahreszeitenwechsels ein wenig schauen, wie weit die Handlung mittlerweile fortgeschritten ist, allerdings war mir dies zu wenig. Mir hätte auch schon lediglich der Handlungsmonat vor dem Beginn neuer Kapitel gereicht, um wenigstens ein wenig informiert zu sein.

Oft besitzt der Roman einen ruhigen Ton, die Ereignisse zeigen meist den Alltag der Personen und man erhält einen guten Eindruck von den Lebensweisen dieser. Anhand der Andeutung von Geheimnissen und natürlich dem großen Versteckspiel von Marleene kommt ein angenehmer Hauch von Spannung in die Geschichte und man kann sich als Leser einige Gedanken dazu machen, wie sich wohl diverse Situationen auflösen werden.
Ich finde, dass meistens auf zu großes Drama verzichtet wird, im Grunde gibt es eine Szene, die ich in diesem Zusammenhang als zu viel empfand. Ansonsten wurden die Ereignisse sehr realistisch und glaubwürdig geschildert, was dazu geführt hat, dass ich mich sehr locker auf die Geschichte einlassen konnte.

Als sehr eindrucksvoll und farbenfroh habe ich das Setting wahrgenommen. Ich konnte mir jeden einzelnen Ort richtig gut vorstellen und hatte daher beim Lesen zahlreiche Bilder vor Augen, die die Geschichte nochmals lebendiger haben werden lassen.
Zudem mochte ich die Vielfalt die bei den einzelnen Handlungsorten genutzt wurde, es gibt sowohl die feine und sehr verlockende Hofgärtnerei, die nicht nur anhand seiner Pflanzenvielfalt, sondern auch mit dem prunkvollen Wohngebäude der Familie Goldbach überzeugen kann. Dazu gibt es aber auch Ausflüge in ärmlichere Gegenden, die ebenso lebendig beschrieben werden und daher die Unterschiede in den Lebensweisen und Einkommen der Bürger zeigen. So werden Kluften in der Bevölkerung erkennbar und ein realistisches Abbild der Gesellschaft wird beschrieben.

Die Anzahl der Protagonisten empfand ich als überschaubar und passend. Im Grunde tauchen fast ausschließlich stets nur dieselben Figuren auf, die man im Verlauf des Romans regelmäßig wiedersieht und bei denen man meistens eine Entwicklung entdecken kann. Ich finde, dass jede Person eine solide und gute Zeichnung erhalten hat, anhand von wenigen Worten wird der Charakter aufgedeckt und man kann sich einen Eindruck verschaffen. Es gibt interessante Entwicklungen, die sowohl ins gute, als auch ins negative führen und die für mich teils überraschend kamen.
Dabei stehen natürlich einige Personen mehr im Vordergrund als andere. Dazu zählen Marleene und ihre Cousine, als auch einige Mitglieder der Familie Goldbach. Sie lernt man noch besser und genauer kennen als die restlichen Figuren und kann sie daher noch genauer einschätzen und sich von ihrem Charakter ein besseres Bild machen. Ich fand es gut, dass auch sie Fehler gemacht haben und man als Leser ihre Entscheidungen kritisch betrachten kann. Nicht alle Aussagen und Taten habe ich als positiv angesehen, was aber dazu beigetragen hat, dass die Personen als menschlich und authentisch auftreten. Ich wurde zwar mit vielen Protagonisten nicht sonderlich warm und habe keinen richtig ins Herz geschlossen. Allerdings war es trotzdem sehr interessant, sie auf ihrem Weg zu verfolgen und zu schauen, was sie noch alles erleben werden und welche Hürden ihnen im Leben noch begegnen.

Ich bin ein wenig unschlüssig, was ich von dem Ende halten soll. Es wurde mir etwas zu rasch herbeigeführt und erscheint mir irgendwie nicht ganz rund und passend. Ich bin damit ehrlich gesagt nicht so ganz zufrieden und finde, dass noch etwas fehlt und diese Geschichte gut noch ein paar Seiten mehr vertragen hätte.
Gleichzeitig ist es ein Ende, bei dem man gut spekulieren kann, wie es im zweiten Band weitergehen könnte, welche Themen behandelt werden und wie sich die Protagonisten entwickeln werden. Dadurch wird das Interesse an der Fortsetzung angeregt und man möchte natürlich wissen, was das Schicksal für die Figuren noch so parat hält. So geht es mir zumindest, und ich freue mich auch wirklich auf den zweiten Teil, allerdings ist bei mir ein Hauch von Unzufriedenheit vorhanden, wie dieses Buch endet...

Als sehr positiv habe ich im Anhang das äußerst umfangreiche und erklärende Nachwort empfunden. Dieses greift allerhand Themen des Buches auf und gibt dazu einige Erläuterungen. All das zeigt nicht nur, wie viel Recherche hinter dem Werk steckt, sondern auch, wie geschickt es der Autorin gelungen ist, all dies im Roman unterzubringen und dem Leser anschaulich zu vermitteln. Nach dem Lesen des Nachworts habe ich manche Szenen des Buches nochmals Revue passieren lassen und habe diese nun in einem anderen Licht betrachtet. Es bildet definitiv einen passenden Abschluss des ersten Bandes der „Hofgärtnerin“-Saga und regt teilweise auch dazu an, sich über manche Themen noch weiter zu informieren.

Fazit
Insgesamt hatte ich mit dem Roman interessante und schöne Stunden, ich habe das Buch gern in die Hand genommen, um weiter darin zu schmökern und viele Aspekte des Buches haben mir richtig gut gefallen. Diese starken Punkte des Buches (die Schreibweise, die Vielzahl an Settings und Erzählperspektiven, … ) überwiegen letztendlich auch, trotzdem sind mir beim Lesen einige kleine Details aufgefallen, die ich entweder als nicht ganz rund ( die Geschichte mit den Pflanzendiebstählen ) oder nicht ausgereift genug ( das Ende ) empfand.
Somit bildet der erste Band einen interessanten und guten Einstieg in die Reihe „Die Hofgärtnerin“, es gibt nur kleine Punkte bei denen Verbesserungsbedarf herrscht und ich bin definitiv gespannt auf die weiteren Teile!

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Veröffentlicht am 25.03.2021

Grandhotel Odessa - Der Garten des Fauns

Grandhotel Odessa. Der Garten des Fauns
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Handlung
Odessa in den Jahren 1920 bis 1945
Der Erste Weltkrieg ist überstanden und Odessa erstrahlt wieder in seinem altbekannten Glanz. Und diesen macht sich auch in Oda's Grandhotel bemerkbar, die Zahlen ...

Handlung
Odessa in den Jahren 1920 bis 1945
Der Erste Weltkrieg ist überstanden und Odessa erstrahlt wieder in seinem altbekannten Glanz. Und diesen macht sich auch in Oda's Grandhotel bemerkbar, die Zahlen der Hotelgäste steigen wieder an und langsam schwelgen in dem Luxushotel alle wieder in Reichtum und Glamour. Doch es stehen weiterhin schwierige Zeiten bevor, die die Bewohner und Mitarbeiter des Hotels vor so manches Problem stellt: der Bürgerkrieg, der Zweite Weltkrieg. Allerhand macht dem Grandhotel, aber auch der Stadt zu schaffen. Dabei bemüht sich die Bevölkerung, den Charme Odessas aufrecht zu erhalten und weiterhin Menschen aller Nationen und jeglicher Berufe anzuziehen um die gesellschaftliche und kulturelle Vielfalt zu wahren. Und Oda ist sich weiterhin sicher: so lange der Springbrunnen über dem schwarzen Mamorfaun sprudelt, wird alles gut gehen...

Meinung
Ich liebe das Cover! Es ist dem des ersten Bandes sehr ähnlich aufgebaut, wieder gibt es zahlreiche goldene Details, die Schrift vom Namen der Autorin, sowie des Titels glitzert und stellt für mich dadurch den Blickfang des Buches dar. Dazu gibt es wieder ein kleines Bildchen, wo eine Dame zu sehen ist, die der Mode der Handlungszeit entsprechend gekleidet ist und sehr keck und selbstbewusst wirkt.
Als größter Unterschied gilt die Hintergrundfarbe, welche diesmal in einem schönen, warmen Lila-Ton gehalten wurde. Dieser Farbton ergänzt sich sehr gut mit dem Gold und lässt ein sehr schönes, ansprechendes und auffallendes Bild entstehen.

Erst letzten Monat hatte ich den ersten Band des Zweiteilers gelesen, nun war es schon Zeit für die Fortsetzung. Und ich bin sehr froh, dass ich mal eine Reihe lese, bei der die einzelnen Teile innerhalb einer so kurzen Zeit erscheinen. Dadurch sind mir haufenweise Ereignisse, Details und Hintergrundinformationen im Gedächtnis geblieben, weshalb ich einen sehr angenehmen und problemlosen Start in die Geschichte hatte. Und ich kann schon mal so viel verraten, es war wirklich ein Fest, gedanklich wieder in das Grandhotel zu reisen, die zahlreichen bekannten Charaktere wiederzusehen und zu erfahren, was sie noch erleben und wie sie sich entwickeln.
Daher möchte ich mich herzlich beim Droemer Knaur Verlag für das Rezensionsexemplar bedanken!

Gerade weil mir die Handlung des ersten Bandes noch so gut im Gedächtnis geblieben ist, hatte ich absolut keine Schwierigkeiten mit dem Start in den Roman. Sowohl die Schreibweise, als auch die Personen waren mir noch sehr vertraut und ich hatte absolut keine Probleme damit, der Geschichte zu folgen und mich auf sie zu konzentrieren.
Diesmal brauchte ich auch keine Zeit, um mich an die bildgewaltige und farbenreiche Sprache zu gewöhnen. Sie war einfach unglaublich und gibt dem Leser sehr detaillierte und lebendige Bilder jeglicher Situationen, Personen und Handlungsorte, sodass ich mir all das in schillerndsten Farben ausmalen konnte. Ich empfand die Schreibweise der Autorin von Beginn an sehr angenehm, sie war nie zu leicht, befindet sich eher auf der anspruchsvollen Seite und ließ sich trotzdem sehr gut und flüssig lesen. Daher gestaltet sich die Sprache auch diesmal wieder als mein Highlight des Romans, ich hatte viel Freude daran und kann das Buch allein deswegen empfehlen!

Diesmal gibt es keine Rückblicke in die Vergangenheit, dafür vergeht im Verlauf der Handlung einiges an Zeit. Die Geschichte startet im Jahr 1919 und endet 1945, ganze 25 Jahre werden behandelt, wo es nur natürlich ist, dass nicht jedes Jahr und jedes kleine Ereignis erwähnt werden kann. Um nie den Überblick zu verlieren, in welchem Jahr die folgenden Geschehnisse stattfinden, gibt es immer mal ein Zwischenblatt, wo die Jahreszahl, als auch der Handlungsort und ein Zitat abgedruckt wurden.
Ich mochte auch diesmal wieder den Charakter der Geschichte sehr. Ein Tag nimmt gern mal mehrere Seiten in Anspruch, man erfährt über diesen ziemlich genau, was die Personen machen und vor allem gibt es ausführliche Einblicke in die Gedankenwelt der Figuren, sowie in die historischen Ereignisse, die die Menschen zu der damaligen Zeit beschäftigt haben. Das lässt die Handlung bodenständig und natürlich wirken, zugleich hatte ich oft den Eindruck, dass die Personen damals genau so, wie es beschrieben wurde, empfunden haben müssen und die Geschichte des Grandhotel Odessas mit ihren Bewohnern durchaus einen realen Hintergrund haben könnte.
Und obwohl sich das Buch als interessant und auch spannend erwies, gab es für mich leider ein paar Längen. Diese tauchten in der Mitte des Buches auf, zudem finde ich, dass manche Berliner Kapitel durchaus kürzer hätten ausfallen können. An diesen Stellen wurde mein Lesefluss etwas getrübt und ich bin nicht mehr so flüssig durch die Geschichte gekommen, wie zuvor. Oft hatte ich einfach nicht das Bedürfnis, das Buch in die Hand zu nehmen und ich war sehr froh, als die Handlung sich für mich wieder spannender gestaltete und ich wieder mehr Freude am Lesen hatte.

Im Roman tauchen mehrere Erzählperspektiven auf. Oda nimmt noch immer eine große Rolle im Buch ein, sie agiert meiner Meinung nach als absolute Hauptprotagonistin und steht immer ein My mehr im Fokus als die anderen Personen. Die anderen Charaktere entstammen häufig der folgenden Generation, u.a. kommen sowohl die Ziehtochter von Oda oder die Tochter von Bodo zu Wort und geben nicht nur einen interessanten Blick auf ihre eigene, aber auch auf andere Personen, die man entweder noch gar nicht kennt oder die man im ersten Band als Kinder kennengelernt hat. Dazu gibt es noch wenige Sichtweisen von anderen Protagonisten, die allerdings nicht so häufig auftauchen und nur einen kurzen Blick auf sich selbst geben. Allein durch die vielen und stets wechselnden Erzählperspektiven kommt viel Abwechslung in den Roman, man lernt die Figuren aus unterschiedlichen Augen kennen und kann sich ein umfangreiches und interessantes Bild machen.

Ich muss sagen, dass ich ganz oft nicht einschätzen konnte, wie der weitere Verlauf der Ereignisse aussehen könnte. Regelmäßig treten überraschende Wendungen ein, die plötzlich kommen, aber trotzdem viel Sinn machen.
Zudem konnte man zwar ungefähr schauen, was politisch in der Welt geschieht und vorausahnen, was dies für die Geschichte und die Protagonisten bedeuten könnte, allerdings habe ich mich noch nie groß informiert, wie der Krieg die Gegend um Odessa, sowie die ganze Ukraine beeinflusst hat. Hier kamen für mich viele neue Informationen hinzu und auch deshalb wusste ich nie genau, wie sich die weitere Handlung gestalten wird.

In ausgewählten Kapiteln werden historische Ereignisse eingebunden, die weder zu häufig, noch zu selten im Text auftauchen. Man wird als Leser über verschiedenste Themen informiert, von denen mir vieles unbekannt war und ich an einigen Stellen eues hinzulernen konnte.
Ich weiß noch, wie ich in meiner Meinung zum ersten Band ein wenig kritisiert habe, dass mir die Informationen zu gehäuft auftauchen und ich vieles beim Lesen nicht sofort verstanden und verarbeitet habe. Das war diesmal glücklicherweise anders, ich hatte keinen Moment lang das Gefühl, mit den Fakten überfordert zu werden und ich war fasziniert davon, wie geschickt es die Autorin schafft, ihr Wissen an den Leser weiterzugeben und dieses noch dazu sehr lebendig und authentisch zu schildern.

Ein großer Teil der Personen ist bereits aus dem ersten Teil der Reihe bekannt, es kommt eine recht kleine Anzahl an neuen Protagonisten hinzu, die sich nahtlos in den Kreis der Figuren einfügen. Ich hatte weder Probleme damit, jemanden aus Band eins wiederzuerkennen, noch damit, die neuen Charaktere einzuschätzen und bei weiteren Auftritten wiederzuerkennen. Sie sind mir sofort im Gedächtnis geblieben und ich empfand die Anzahl der handelnden Figuren als sehr angenehm. Viele tauchen wiederholt auf und nehmen eine größere Rolle im Buch ein, nur die wenigsten haben einen kurzen Auftritt. Dabei tauchen verschiedenste Personen auf, ein jeder Protagonist wurde mit einem einzigartigen Charakter ausgestattet, der vielfältig und durchdacht, eigen und stark ist. Das ergibt das viele interessante Persönlichkeiten aufeinandertreffen, was sehr gut funktioniert hat und zu einer spannenden Handlung beigetragen hat.
Besonders interessant empfand ich es, wie man bei bereits bekannten Figuren erkennen kann, wie viel sie reifer und älter geworden sind. Sie sind sich und ihren Überzeugungen im Grunde treu geblieben, betrachten jedoch manche Angelegenheiten offener und zeigen, dass sie gereifter sind und ihre Entwicklung nicht abgeschlossen ist.

Es gibt wieder ganz himmlische Beschreibungen des Settings, besonders das Grandhotel Odessa war ein Traum und ich habe es geliebt, mir die einzelnen Räume, die Gärten und die gesamte Umgebung vorzustellen. Davon hatte ich unglaublich viele, lebhafte und farbenfrohe Bilder vor Augen und ich empfand es als sehr passend, dass das titelgebende Hotel wieder als Hauptsetting fungiert hat. Die Dynamiken, die Stimmung und die Unterschiede der Stadt Odessa sind klar erkennbar und lassen ein interessantes und lebendiges Setting entstehen, welches mich sehr überzeugt hat!
Sehr spannend war es zu sehen, dass sich auch die Stadt weiterentwickelt hat, sie irgendwie ernster geworden ist und man ganz neue Orte kennenlernt. Diese strahlen die unterschiedlichsten Stimmungen aus und zeigen oft, dass sich die Welt aufgrund des nähernden zweiten Weltkrieges verändert und nicht mehr so locker erscheint.
Weiterhin empfinde ich es als erwähnenswert, dass noch einige Szenen in Berlin spielen, wobei ich finde, dass diese Stadt ziemlich grau und düster daherkommt. Ihr fehlt die Lebendigkeit, die gerade Odessa auszeichnet und ich empfand die Handlungsorte als nicht ganz so einladend und interessant, sondern sehr steif und kühl.

Nachdem Ende der Geschichte gibt es auch diesmal wieder ein Glossar, wo auf einigen Seiten verschiedenste Begriffe genannt und beschrieben werden. Diese haben meist einen historischen Bezug und erläutern entweder Worte, die heutzutage nicht mehr so bekannt sind oder solche, die Hintergrundinformationen zu dem Buch bieten, wie Zeitungen, politische Begriffe oder Orte. Unter vielen genutzten Ausdrücken konnte ich mir gut vorstellen, was gemeint sein könnte, es waren aber auch einige dabei, die mir überhaupt nichts gesagt haben und bei denen ich gern auf das Glossar zurückgegriffen habe. Ich empfand es als sehr hilfreich, dieses zu nutzen, es hat mir in einigen Punkten beim besseren Verständnis der beschriebenen Ereignisse geholfen.

Fazit
Es war schön noch einmal in das grandiose und atemberaubende Grandhotel Odessa zu reisen weiteres über das Hotel, aber auch seine Bewohner und Besitzer zu erfahren. Es war definitiv eine sehr interessante und spannende Lektüre, mit der ich schöne Lesestunden hatte und allerhand Neues lernen konnte.
Auch diesmal ist mein großes Highlight wieder die umwerfende, detaillierte und lebhafte Sprache, die einfach alles lebendig werden lässt. Wirklich alles! Sie führt den Leser sehr angenehm durch die Geschichte und gibt so tiefe Einblicke, dass ich nach dem Beenden des Buches erst einmal sprachlos war und ein paar Stunden brauchte, um mich von der Geschichte zu lösen.
Einziges Kriterium meinerseits sind ein paar Längen, die dann und wann, vor allem aber in der Mitte des Buches aufgetreten sind und die Lesefreude stellenweise ein wenig geschmälert haben. Ansonsten war es eine feine Lektüre, die mir viel Freude bereitet hat und die ich sicherlich noch häufig weiterempfehlen werde!

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Veröffentlicht am 08.03.2021

Die Farbe des Nordwinds

Die Farbe des Nordwinds
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Handlung
Ellen hat an unterschiedlichen Orten gelebt. Am meisten wie Heimat hat sich das Leben auf den Halligen angefühlt, wo sie mit ihrer Mutter für kurze Zeit ansässig war. Seit der Abreise vermisst ...

Handlung
Ellen hat an unterschiedlichen Orten gelebt. Am meisten wie Heimat hat sich das Leben auf den Halligen angefühlt, wo sie mit ihrer Mutter für kurze Zeit ansässig war. Seit der Abreise vermisst Ellen diesen Ort, sie wollte von dort nicht wegziehen, hatte allerdings keine Wahl. Nun, viele Jahre später, erfüllt sie sich endlich ihren Wunsch. Sie kehrt zurück, möchte nicht nur ankommen, sondern auch Teil der Gemeinde werden und den Kontakt zu Liske wieder aufbauen, eine Person, die damals wie eine Schwester für sie war. Doch Ellens Wunsch beruht anfangs auf Einseitigkeit, Liske scheint nicht erfreut zu sein, dass sie wieder da ist. Allerdings kommt aufgeben für Ellen nicht infrage, sie weiß, dass die Halligen ihre Seelenheimat sind und sie möchte alte Konflikte aus dem Weg räumen.

Meinung
Ich mag die Einfachheit des Covers sehr. Es wurde schlicht gehalten, fällt durch die wunderschöne und idyllische Szenerie auf und lädt dazu ein, das Buch in die Hand zu nehmen. Obwohl der Himmel eher dunklere Farben besitzt, finde ich den Gesamteindruck des Bildes doch sehr warm und einladend, was wahrscheinlich an der unteren Hälfte des Buches liegt, die einen behaglichen Unterton besitzt und die Szene einfach perfekt macht!

Erst durch eine Mail des Verlags bin ich auf den Roman aufmerksam geworden und einzig der Klappentext hat gereicht, um mir das Buch schmackhaft zu machen und mein Interesse zu wecken. Ich war einfach interessiert, wie sich Ellen wieder auf einer Hallig zurechtfinden wird, wie die Gegend beschrieben wird und wie das tägliche Leben auf den Marschinseln aussieht. Daher möchte ich mich herzlich beim Bloggerportal und Heyne Verlag für das Rezensionsexemplar bedanken!

Durchweg empfand ich die Schreibweise als sehr angenehm und passend. Mit einfachen Worten gelingt es der Autorin nicht nur, die Schönheit der Halligen an den Leser zu vermitteln, sondern auch lebendige und authentische Personen zu schaffen. Bei diesen merkt man, wie viel Aufmerksamkeit auf eine gute Charakterzeichnung gelegt wurde und besonders gefallen hat es mir, wie stark man deren Gedanken und Empfindungen nachvollziehen konnte. Häufig gibt es Abschnitte, anhand derer man genau erkennen kann, was die Figuren, allen voran Ellen, Arjen und Liske, gerade beschäftigt und mit welchen Motivationen sie bestimmte Aufgaben angehen, was ihnen sehr tiefgehende und natürliche Wesen verleiht.

Direkt auf den ersten Seiten gab es eine Überraschung. Anstatt wie anhand der Inhaltsangabe angenommen, spielt die Geschichte auf zwei zeitlichen Ebenen, einmal befindet man sich mit Ellen in der jetzigen Zeit und lernt die Hallig, das Leben und die Probleme und Sorgen der Bewohner kennen. Und dann gibt es noch Einblicke in die Vergangenheit, die in Form einer alten Chronik von einem Herrn namens Arjen Martenson niedergeschrieben wurden. Diese beginnt im Jahr 1798 und erstreckt sich bin ins Jahr 1825, man erfährt hierbei von seinen Plänen und Ideen für einen Deichbau, die jedoch allesamt keinen Anklang bei der Bevölkerung finden. In diesen Kapiteln kann man sich ein Bild dessen machen, wie das Leben früher auf einer Hallig aussah, welchen Status die Bildung auf solchen hat und welche Wirkung eine mögliche Sturmflut auf die Bevölkerung hatte. Daher wurde das Buch für mich an keiner Stelle langweilig oder langatmig, es sind keine Längen aufgetreten und es entsteht ein abwechslungsreiches Bild.
Zudem gab es für mich auch keine Probleme auseinanderzuhalten, zu welcher Zeit die folgende Handlung stattfindet. Die Kapitel in der Vergangenheit wurden als solche gekennzeichnet, außerdem fallen sie dadurch auf, dass in ihnen keine wörtliche Rede verwendet wird.
Ich mochte es sehr, wie sich die beiden zeitlichen Ebenen miteinander verbunden haben, sie bauen aufeinander auf und lassen Vergleiche zu. Über die Menschen, die Natur und allen voran den Umgang mit Sturmfluten und wie man gegenüber diesen reagieren könnte. Sie waren interessant und abwechslungsreich beschrieben, haben einen ruhigen Unterton und erscheinen an keiner Stelle als hektisch oder unruhig. Stattdessen gehen sie gemächlich ineinander über und ergeben gesamt eine interessante Geschichte.
Trotzdem muss ich zugeben, dass ich die Kapitel, die sich mit der alten Chronik befassen, einen Hauch interessanter empfinde. Hier gab es eine gewisse Spannung, die in der jetzigen Zeit etwas gefehlt hat, zudem wurde der Zahn der Zeit getroffen. Nicht nur in verschiedenen Themen wie der Bildung und den Ablehnungen von neuen Ideen und Gedanken, sondern auch die Bewohner hatten eine unvergleichliche und dickköpfige Art. Dadurch wirkten sie deutlich stärker im Auftreten als zum Beispiel Ellen oder Liske, was mir gut gefallen hat.
Zudem mochte ich es, dass man als Leser auch erfährt, was Ellen mit den Halligen verbindet, wie sie erstmals mit ihnen in Kontakt kam und auch, wie ihr familiärer Hintergrund ist. Dadurch kann man nachvollziehen, was sie an den Marschinseln so fasziniert und woher ihr Wunsch kommt, dort zu leben. Außerdem kann man so auch erkennen, weshalb Liske nicht begeistert ist, dass Ellen plötzlich wieder auftaucht. So konnte man viele Situationen und Aussagen besser nachvollziehen und ist über das Geschehene gut im Bilde.

Vor allem in Bezug auf die Halligen, sowie den Naturschutz gibt es zahlreiche Informationen, die einen interessanten Hintergrund bilden und auch dazu beitragen, dass man als Leser manche Aktionen besser überdenkt und sich mehr mit den Themen auseinandersetzt.
Zudem kann man sich einen Eindruck dessen vermitteln, wie das Leben auf den Halligen abläuft, wie viel sie teilweise entbehren müssen und mit welchen Naturgewalten sie leben müssen. Es wird eine ganz andere Lebensweise erzählt, die ich nicht kenne, sodass ich es spannend fände, mal eine Zeit selbst auf einer Hallig zu leben und das alltägliche Leben mit seinen Lichtblicken, aber auch Niederschlägen zu erleben. Besonders die schulische Lage fand ich sehr spannend, darüber habe ich mir tatsächlich noch nie wirklich Gedanken gemacht und habe mir auch mal vorgestellt, wie es wohl so sein könnte, auf einer Hallig zu leben und dort in eine altersmäßig so vielfältige Schule wie im Roman zu gehen.

Das Setting ist absolut einmalig und einfach nur wunderbar beschrieben. Fast durchweg spielen die Szenen auf den Halligen, was ich sehr besonders empfinde. Man erhält davon unglaubliche Beschreibungen, ganz viele Gebäude und vor allem die Landschaft konnte ich mir unfassbar lebendig und gut vorstellen. Ich habe es geliebt, mit den Personen die einzelnen Orte zu besuchen und im Zusammenhang mit diesen vieles über die Halligen, aber auch die Natur und die Tiere zu erfahren. Für mich ist das Setting einfach überragend und ich würde sogar behaupten, mein Highlight des Romans!

Ich finde, dass die Anzahl der Protagonisten auf beiden zeitlichen Ebenen recht überschaubar ist. In der Vergangenheit steht Arjen eindeutig im Mittelpunkt, zudem gibt es hier nur wenige weitere Personen, die mit einem Namen bedacht wurden. An einer Hand lässt sich abzählen, wer von etwas höherer Bedeutung ist, was ich sehr angenehm empfand. Ich hatte absolut keine Probleme, die Figuren wiederzuerkennen, sie hatten eine gute Zeichnung, die sie lebendig macht und die einen hohen Wiedererkennungswert bietet.
In der heutigen Zeit gibt es ein paar mehr Figuren, die aber wiederholt auftreten und die ebenfalls mit Merkmalen ausgestattet wurden, die sie auszeichnen. Leider sind einige Personen etwas klischeehaft beschrieben, was ganz unterhaltsam sein könnte, mich aber gestört hat. Es hat für mich nicht zu der Geschichte gepasst, ansonsten einen urtümlichen Charakter hat.
Auf beiden Ebenen war es mir leider nicht möglich, eine Bindung zu den Personen aufzubauen. Ihnen fehlte es an Wärme und Sympathie, sie waren irgendwie steif in ihrem Auftreten und Umgang mit anderen Personen. Viele Aktionen im Bezug auf die Halligen und den Natur- aber auch Tierschutz fand ich richtig gut, trotzdem habe ich keinen Zugang zu den Figuren gefunden. Sie sind mir immer fremd geblieben und ich habe sie mit Distanz beobachtet, einige Handlungen und Aussagen kritisch betrachtet und an einigen Stellen hätte ich mir gewünscht, dass sie mal auf den Tisch hauen und einfach ihre Meinung sagen, anstatt Diskussionen aus dem Weg zu gehen. Das, aber auch die fehlende Stimmung, hat für mich dazu beigetragen, dass ich die Handlung zwar spannend, aber nicht mitreißend fand und mich das Buch leider nicht vollkommen überzeugen konnte.

Fazit
Im Grunde mochte ich die Geschichte wirklich gern. Es gibt zwei spannende Erzählebenen, die geschickt miteinander verbunden wurden und ein stimmiges Buch entstehen lassen. Keinerlei Fragen bleiben offen, es gibt ein rundes Ende und ich konnte gut mit dem Gelesenen abschließen. Besonders faszinierend war das Setting, welches einfach nur einzigartig war. Ich habe die Beschreibungen der Halligen geliebt und war von der Natur, der Landschaft und den Tieren sehr angetan!
Lediglich mit den Figuren bin ich nicht ganz zufrieden, ich habe keinen Zugang zu ihnen gefunden, fand die Beschreibungen ihrer Person nicht sonderlich sympathisch und hätte mir gewünscht, dass sie mehr Wärme zeigen und noch menschlicher auftreten. Das hat mir gefehlt und ist letztlich auch mein einziger Kritikpunkt. Ansonsten war das Buch eine interessante Lektüre, welche viele Themen in sich aufnimmt und einen starken Blick auf das Leben auf den Halligen bietet.

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Veröffentlicht am 02.03.2021

Die Erben von Gut Lerchengrund

Die Erben von Gut Lerchengrund
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Handlung
Norddeutschland 1898
Heinrich von Grootenlohe und seine Frau sind glücklich und zufrieden, sie genießen das Leben auf Gut Lerchengrund und haben keinerlei finanzielle Sorgen. Und auch das Verhältnis ...

Handlung
Norddeutschland 1898
Heinrich von Grootenlohe und seine Frau sind glücklich und zufrieden, sie genießen das Leben auf Gut Lerchengrund und haben keinerlei finanzielle Sorgen. Und auch das Verhältnis zu ihren Nachbarn ist tadellos und fast schon freundschaftlich. Bis Heinrich das Geheimnis seines Nachbarn Wilhelm Brodersen entdeckt. Er steckt in einer Zwickmühle und trifft eine folgenreiche Entscheidung, die auch die kommenden Generationen betreffen wird...
So scheint im Jahr 1921 eine Ehe zwischen Jonas, dem Erben von Gut Lerchengrund und Wilhelms Tochter Elise unmöglich. Und später erkennen Jonas Tochter Sinje und Tim Brodersen, dass sie sich nicht nur freundschaftlich verbunden fühlen und sie eine Beziehung führen wollen, sich ein gemeinsames Leben vorstellen können. Zudem sind die Ereignisse mittlerweile verjährt, seit jenen Geschehnissen sind gut 50 Jahre vergangen. Allerdings merken sie, dass jemand versucht, eine Verbindung der Familie zu verhindern...

Meinung
Ich mag das Cover gern, es ist auffallend und sehr erfrischend aufgrund der strahlenden und satten Farben. Im oberen Teil befindet sich eine Dame, die dem Betrachter einen kleinen Einblick ihres Profils gibt, im unteren Teil des Bildes sieht man ein wenig Landschaft und ein sehr idyllisch aussehendes Haus. Vor allem durch die Pferde auf der Weide wird eine Verbindung zum Buch hergestellt, diese spielen in der Geschichte immer wieder eine Rolle. Ich finde die Farben, die gewählten Motive, als auch die Schrift sehr stimmig und zueinander passend. Gesamt ein wirklich gutes und ansprechendes Cover.

Tatsächlich ist mir der Roman bereits letztes Jahr aufgefallen, als er in der Verlagsvorschau vorgestellt wurde. Und er stand auch auf meiner Wunschliste, aber irgendwie gab es dann für mich immer mehr als genügend zu lesen, weshalb ich den Titel ein wenig vergessen hatte. Bis er mir im Januar wieder ins Auge gefallen ist, mich hat die Inhaltsangabe immer noch angesprochen, weshalb ich mich sehr darüber gefreut habe, vom Bloggerportal noch ein Rezensionsexemplar zu erhalten, ganz herzlichen Dank dafür!

Als ein sehr schönes und passendes Detail empfand ich es, dass am Anfang neuer Kapitel entweder eine genauere Zahl ( Monat, sowie Jahr ) oder eine Angabe, wie viel Zeit seit dem vorherigen Kapitel vergangen ist, vermerkt wurde ( es sei denn, zwei Kapitel gehen flüssig ineinander über ). Anhand dessen kann man genau nachverfolgen, wie weit die Handlung mittlerweile fortgeschritten ist, wie viel Zeit seit dem Beginn vergangen ist und wie viele Jahre die Personen mittlerweile gealtert sind. So kriegt die Geschichte einen feinen Rahmen und erscheint noch stimmiger. Zudem wurde auch der Handlungsort immer vermerkt. Man konnte auf einen Blick sehen, wo die folgenden Seiten spielen und sich räumlich orientieren.

Ich war wirklich sehr gespannt auf die Geschichte, mir fällt spontan lediglich ein Buch ein, wo ebenfalls drei Generationen behandelt werden. Daher war die Ausgangssituation für mich sehr spannend und ich habe mich gefragt, wie die Darstellung der drei Generationen wohl ablaufen wird.
Der Start in die Geschichte gestaltete sich als ansprechend und flüssig. Ich konnte mich direkt mit der Schreibweise, aber auch den Personen anfreunden und nach wenigen Seiten war ich in der Handlung drin und habe mit viel Interesse und Freude weitergelesen. Die Figuren, als auch das Setting und die allgemeine Situation wurden mit klaren Worten umrissen, was nicht nur ein starkes Bild ergibt, sondern auch dazu beiträgt, dass ich fast den ganzen ersten Teil in einem Rutsch gelesen habe und erstaunt war, wie schnell und gut sich dieser hat lesen lassen. Und so hat es sich bei mir ergeben, dass ich die drei Teile an drei Tagen gelesen habe, mir blieben alle Ereignisse präsent und mir blieb genügend Zeit, um über das Gelesene nachzudenken, bevor ich mit dem nächsten Teil beginne.
Nicht nur zwischen den drei Zeitebenen, sondern auch innerhalb dieser wird immer ein wenig Zeit übersprungen. In der ersten Geschichte fällt dies am stärksten auf, hier wird regelmäßig angegeben, wie viel Zeit seit dem vorigen Kapitel vergangen ist. Manchmal erstreckt sich dies auf einige Tage, teils aber auch auf einige Wochen. Dabei hat die Autorin stets darauf geachtet, dass man als Leser nichts wichtiges verpasst und über alle Vorgänge perfekt informiert ist.

Ich empfand die Sprache durchweg als einfach und dadurch sehr gut lesbar. Nur selten werden Fremdworte benutzt, die Dialoge sind nicht zu hochtrabend geschrieben und es wird ein flüssiges Lesen garantiert. Die Personen, als auch das Setting hat feine Umschreibungen erhalten, die teils bildhaft ausfallen, in jedem Falle aber lebendig und angenehm. Besonders die Handlungsorte, Gut Lerchengrund, als auch das Gut Brodersen konnte ich mir sehr genau vorstellen, fand die Beschreibungen sehr atmosphärisch und stimmungsvoll.

Mir wurde es beim Lesen an keiner Stelle langweilig, die Szenen wurden knackig gehalten, geben stets ausreichend Informationen und lassen ein lebendiges Bild von den Personen entstehen. Zudem gestaltete sich die Handlung immer als interessant und spannend, es kommen einige Geheimnisse und Geschehnisse hinzu, bei denen man natürlich wissen möchte, wie diese aufgelöst werden. Dies kann der Spannung nur zugute kommen und obwohl man bei einigen offenen Fragen bis auf die dritte und letzte Geschichte warten musste, um eine Antwort zu erhalten, habe ich am Ende keinen Punkt mehr auf meiner gedanklichen Liste, der nicht beantwortet wurde. Es liegt eine stimmige und spannende Handlung vor, die mich zu weiten Teilen überzeugt hat.

Vor allem im ersten Teil des Buches ist mir die Stimmung sehr positiv aufgefallen. Diese erschien mir am realistischsten, ich mochte die Protagonisten gerne und habe mich mit ihnen verbunden gefühlt, habe ihre Gefühle am stärksten wahrgenommen. Dieser erste Teil war für mich nicht nur stimmungsvoll, sondern auch von den Personen und den Ereignissen her am stärksten.
In den folgenden beiden Geschichten war die Stimmung nur noch selten bis gar nicht zu bemerken. Vielleicht bin ich den Personen auch deshalb distanzierter begegnet und habe zu ihnen keine richtige Bindung aufbauen können. Mir hätte es definitiv gefallen, wenn auch die folgenden zwei Teile mehr Stimmung und Atmosphäre verbreitet hätten, ich glaube, dass hätte manche Situationen, vor allem aber die Liebschaften der Figuren realistischer aussehen lassen.

Zum Setting kann ich nur positives sagen. Es gibt traumhafte Beschreibungen der Gebäude, der Landschaft, die letztendlich ein unglaubliches Bild vor Augen entstehen lassen. Oft habe ich mich beim Lesen richtig in die Gegend versetzt gefühlt, habe die Häuser, als auch die Umgebung mit strahlenden Farben gesehen und fand, dass die Handlungsorte teilweise auch Einfluss auf die Stimmung hatten. Sie haben einladende und freundliche, teils auch etwas kühle und abweisende Nuancen gehabt, die sich manchmal veränderten und durchaus dazu beigetragen haben, dass ich vom Setting so begeistert bin!

Ich gehe auf den folgenden Punkt im nächsten Absatz noch näher ein, aber hier schon mal eine kleine Erwähnung dazu. Viele Personen, vor allem die aus dem ersten Teil, die auch in den folgenden Geschichten auftauchen, mochte ich richtig gerne. Sie waren abwechslungsreich und lebendig, zeigten viel Charakter. Aber bei einigen stand leider eher das Aussehen im Mittelpunkt und wurde öfters angesprochen, was mir zu oberflächlich war.
Allen voran Heinrich und Gerlinde waren für mich pure Sympathieträger, ich habe mich mit ihnen schnell angefreundet und hatte reges Interesse an ihrem weiteren Leben, Ich war ein wenig traurig, als der ersten Teil vorbei war, schließlich war mir bereits bewusst, dass sie im Folgenden höchstens noch eine Nebenrolle einnehmen werden, nicht mehr der direkte Fokus der Geschichte sind.

Im Grunde habe ich genau zwei Kritikpunkte, die ich in einem Abschnitt zusammenfassen möchte. Mir ging es immer zu fix, dass sich die Protagonisten ineinander verliebt haben und immer war es direkt die große Liebe, ohne die sie nicht leben wollen. Mag sein, dass es das gibt, mir ist es noch nicht passiert und wenn es in allen drei Zeitebenen passiert, finde ich dieses Schema etwas zu konstruiert und gewollt. Bei Heinrich und Gerlinde fand ich es noch niedlich, wie beide schnell voneinander fasziniert waren und ihnen habe ich ihre Gefühle auch vollkommen abgenommen, sie waren glaubhaft. In den nächsten beiden Teilen der Geschichte habe ich die schnellen Liebesschwüre kritisch betrachtet und fand sie nicht authentisch und hätte mir gewünscht, dass in dieser Hinsicht mehr Abwechslung auftaucht.
Es gab zwar gute Beschreibungen der Personen, anhand derer man sich ein Bild von den Figuren machen kann. Aber gefühlt jede Figur ist umwerfend schön und ein absoluter Hingucker. Dadurch wird mir der Fokus zu arg auf das Aussehen gelegt und ihre Wesen stehen hintenan, sind absolut nicht im Fokus. Am Ende bleibt mir bei einigen Protagonisten leider vor allem im Gedächtnis, dass sie überragend gut ausgesehen haben, aber ihre Charakterzüge sind schnell vergessen...

Fazit
Im Großen und Ganzen hatte ich mit dem Buch sehr feine Lesestunden, ich wurde gut unterhalten, die Geschichte gestaltete sich in allen drei Erzählebenen als spannend und abwechslungsreich. Die Sprache, aber auch das Setting konnte mich vollkommen überzeugen und ich finde, allein durch diese genannten Komponenten lohnt es sich sehr, den Roman zu lesen. Als I-Tüpfelchen gibt es noch einige sehr angenehme und sympathische Charaktere und ich finde, dass der Zahn der Handlungszeiten jeweils gut eingefangen wurde.
Im letzten Abschnitt meiner Meinung habe ich zwei Kritikpunkte benannt, die mich mit zunehmender Handlung gestört haben. In diesen zwei Aspekten wurde ich nicht ganz überzeugt und finde, dass hier ein wenig zu oberflächlich und zu wiederholend geschrieben wurde.
Ansonsten empfand ich die Lektüre sehr angenehm, sie lässt sich flüssig und gut lesen, beherbergt eine solide und ansprechende Geschichte, für die ich sehr gute vier Sterne vergebe.

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