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Veröffentlicht am 20.05.2021

Wie viel Sex darf in einem Thriller sein?

Das Herz des Serienmörders
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Die Geschichte handelt vom Auftragskiller "Boise", welcher auch privat ganz gerne mordet, und einer Spezialeinheit, die ebenfalls im Auftrag tötet. Dieses Team - bestehend aus Noir, William, Ellis, Cooper, ...

Die Geschichte handelt vom Auftragskiller "Boise", welcher auch privat ganz gerne mordet, und einer Spezialeinheit, die ebenfalls im Auftrag tötet. Dieses Team - bestehend aus Noir, William, Ellis, Cooper, Tajo und Matthew - agiert verdeckt und funktioniert wie ein Uhrwerk. Jeder dieser Agenten hat seine Funktion und ist unschlagbar in dem, was er oder sie tut. Doch plötzlich ist Boise tot. Offenbar wurde er ermordet, denn er befand sich im Besitz brisanter Informationen, die es jetzt zu finden gilt. Die Suche nach seinem Mörder und eben jener Daten scheucht das Team durch ganz Amerika und kommt einer Schnitzeljagd gleich.

Die Charaktere sind, bis auf wenige Ausnahmen, zu detailliert dargestellt. Man erfährt einiges Unwichtiges aus ihrem Leben außerhalb der Agency und der Story und verfolgt das eigentliche Geschehen von Nebensträngen aus.

Das Hauptthema des Buches ist im Kern gut erarbeitet, doch leider hatte ich ständig das Gefühl, es sei nicht ausgereift genug. Um dies zu überbrücken scheint die Autorin eine Affäre zwischen zwei Agenten konstruiert zu haben, auf die für meinen Geschmack zu sehr eingegangen wurde. So entstanden einige Kapitel, die sich bis ins kleinste Detail mit dem Liebesakt der beiden beschäftigen. Als sei dies nicht schon genug Sex, lesen wir dann auch noch über das heimliche Verlangen eines Kollegen und seinen erotischen Fantasien. Ich habe absolut nichts gegen ein wenig Romanik oder Erotik in einem Thriller wenn es der Story dienlich ist und sie auflockert, aber hier war es eindeutig zu viel. Weniger hätte genügt, um die Konsequenz, welche sich aus dieser Affäre ergibt, glaubhaft einarbeiten zu können.

Die Kapitelansagen werden durch Orts- und Zeitangaben ergänzt. Der Schreibstil ist lässig - und trotzdem hat mich das Ganze nicht abholen können. Was vielleicht auch daran gelegen haben könnte, dass echt häufig einfach Worte im Satz gefehlt haben oder sogar doppelt vorkamen. Das irritiert mich als Leser, und mir war kein flüssiges Lesen möglich.

Persönliches Fazit: Es ist mir wirklich nicht leicht gefallen, eine Rezension zu schreiben, die nicht allzu vernichtend ist. Auch tat ich mich schwer damit, das Buch zu Ende zu lesen. Was ich echt schade finde, denn die Story hat Potenzial. Wer gerne viel Erotik in diesem Genre mag, der kommt hier definitiv auf seine Kosten.

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Veröffentlicht am 29.04.2021

Rätselhafter Mord in den Tropen

Tropische Gefahr
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Ich bin ja ein absoluter Fan von skandinavischen und britischen Krimis. Als ich über „Tropische Gefahr“ gestolpert bin, dachte ich, warum nicht mal was anderes? Auf jeden Fall bekommt man jede Menge tropisches ...

Ich bin ja ein absoluter Fan von skandinavischen und britischen Krimis. Als ich über „Tropische Gefahr“ gestolpert bin, dachte ich, warum nicht mal was anderes? Auf jeden Fall bekommt man jede Menge tropisches Urlaubsfeeling und Krimi geboten, leider muss ich aber direkt vorwegnehmen, dass ich nur schwer in das Buch hineingekommen bin.

Schon allein mit den für uns doch sehr exotischen Namen hatte ich so mein Tun. Zudem greift die Autorin immer wieder auf Vokabeln der Landessprache zurück, was das Buch zwar authentisch macht, oft aber auch einfach meinen Lesefluss gestört hat. Darüber hinaus waren mir die Szenenwechsel zwischen den einzelnen Kapitel oftmals zu sprunghaft. Das hat mich zeitweise ziemlich durcheinander gebracht.

Auch mit Detective Sergant Josefa Horseman bin ich nicht wirklich warm geworden. Sein Charakter schweifte mir zu oft ab. Sein Hauptaugenmerk liegt primär auf anderen Themen als seiner eigentlichen Arbeit als Kriminalkommissar, für die ich mich eigentlich interessierte und die mir daher fehlte. Ich hätte mir für Horseman tatsächlich ein bisschen mehr von einem waschechten Ermittler gewünscht. Mehr Tiefgang, mehr Rätselraten an seiner Seite, mehr Spurensuche.

Die Story um den Mord an dem Zimmermädchen hat mir allerdings sehr gut gefallen. Zunächst ist der Fall ziemlich verworren. Ein Mörder ließ sich lange nicht festmachen. Genauso habe ich ewig nach dem Motiv für den Mord gesucht. Der Spannungsaufbau ist Allsopp an dieser Stelle wirklich gelungen.

Zudem kam man während der Ermittlungen immer wieder mit den landestypischen Sitten in Berührung. Allsopp reicht das Südsee-Setting allein nicht aus. Sie integriert authentisch die landestypischen Probleme und gibt realitätsnahe Einblicke in diese für mich absolut fremde, aber faszinierende Kultur.

Persönliches Fazit: „Tropische Gefahr“ weist zwar einige Schwächen auf, alles in allem ist es aber ein solider Roman, der mich letztendlich mit einem gut angelegten Kriminalfall überzeugen konnte. Wer keine Probleme mit schnellen Wechseln hat und sich für fremde Kulturen interessiert, wird mit „Tropische Gefahr“ sicherlich ein paar spannende Lesestunden haben.

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Veröffentlicht am 22.04.2021

Solides Debüt

Grimme Stunden
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Zwar habe ich Harper Lees „Wer die Nachtigal stört“ verwerflicherweise noch immer nicht gelesen, aber es steht ganz weit oben auf meiner Liste der 100 Bücher, die ich definitiv lesen muss. Das und der ...

Zwar habe ich Harper Lees „Wer die Nachtigal stört“ verwerflicherweise noch immer nicht gelesen, aber es steht ganz weit oben auf meiner Liste der 100 Bücher, die ich definitiv lesen muss. Das und der vielversprechende Klappentext haben mich sehnsüchtig auf Casey Ceps „Grimme Stunden“ warten lassen. Nun ja, die Vorfreude war groß, letztendlich konnte mich das Buch aber leider nicht gänzlich überzeugen. Wahrscheinlich vor allem, weil ich mir eine ganz andere Vorstellung vom Buch gemacht hatte.

Casey Cep erzählt die True-Crime-Story um Reverend Willie Maxwell aus einer anspruchsvollen, berichtenden Perspektive, die rein sprachlich betrachtet wirklich toll angelegt ist. Inhaltlich hätte ich mir jedoch gewünscht, dass sich das Buch sehr viel mehr auf den Kriminalfall beziehungsweise Harper Lees Recherchearbeit konzentriert. Cep schweift sehr oft in historische sowie politische Zusammenhänge ab, die zwar einerseits sicherlich interessant sind und anderseits stellenweise zum Verständnis der gesellschaftlichen Hintergründe beitragen, für meinen Geschmack aber oftmals zu weitreichend sind. Zumal es sowohl der Story als auch dem Verständnis an sich keinen Abbruch getan hätte, diese Ausführung auf ein knackiges Minimum zu reduzieren.

Cep strukturiert ihr Buch in drei eigenständige Teile. Jeden dieser Blöcke widmet sie der Geschichte eines Charakters, beginnend mit William Maxwell, über dessen Anwalt Tom Radney, hin zu Harper Lee, die den Fall aufgreifen und für ihr zweites Buch aufbereiten will. Zwar schafft es Cep immer wieder Fäden zwischen den Abschnitten zu spannen, letztendlich könnte aber jeder dieser Teile gut und gerne einzig für sich allein stehen. Ich hätte mir eine (nicht drei) stringente Schilderung der Ereignisse gewünscht, in der dieser True-Crime-Fall beispielsweise einzig vor dem Hintergrund der Recherchearbeit Harper Lees oder aus der juristischen Perspektive erzählt wird. Schlussendlich will ich aber unbedingt festhalten, dass Casey Cep mit dem Fall William Maxwell eine wirklich gute Wahl getroffen hat, da es hier nicht einfach um die Geschichte eines Mörders geht. Es geht um so viel mehr: Rassendiskriminierung, Gewalt, Selbstjustiz, Macht, Erfolg und den Kampf um Freiheit.

Persönliches Fazit: Mit „Grimme Stunden“ liefert Casey Cep ein solides Debüt, das mich persönlich allerdings nicht vom Hocker gerissen hat. Trotzdem gibt der Fall William Maxwell einiges her und ist an sich wirklich interessant. True-Crime-Fans, die offen für eine ausschweifende Erzählung sind, kommen sicherlich voll und ganz auf ihre Kosten.

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Veröffentlicht am 04.04.2021

Solide Unterhaltung

Doggerland. Fester Grund (Ein Doggerland-Krimi 3)
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Karen erhält den Auftrag die bekannte Sängerin Luna zu finden, als diese plötzlich vom Erdboden verschwunden ist. Sie hat Mühe, ihre Eifersucht auf diese Frau zu unterdrücken, ermittelt aber trotzdem professionell ...

Karen erhält den Auftrag die bekannte Sängerin Luna zu finden, als diese plötzlich vom Erdboden verschwunden ist. Sie hat Mühe, ihre Eifersucht auf diese Frau zu unterdrücken, ermittelt aber trotzdem professionell unter dem Radar, um bloß die Presse nicht aufzuscheuchen. Dann lässt ein anderer Fall Karen nicht zur Ruhe kommen, die privat ohnehin schon genug Probleme hat.

Dies ist der 3. Teil der Doggerland-Reihe um die Kommissarin Karen Eiken Hornby, der auf einer Inselgruppe spielt, die seit 8000 Jahren in der Realität gar nicht mehr existiert. Ich empfehle auf jeden Fall die vorigen Teile zu lesen, da die Geschichte der Charaktere ein großer Bestandteil ist und gerade in "Doggerland: Fester Grund" Karens Privatleben eine enorme Rolle spielt.

Zitat Pos. 268:
"Zwei Untermieter, mehr nicht . Zwei Seelen, die im Wind trieben, als sie an ihre Tür geklopft und Unterschlupf in ihrem Leben gesucht haben. Warum zum Teufel musste ich ihnen die Tür öffnen?"

Anfangs hatte ich Schwierigkeiten wieder in die Geschichte zu finden und nachzuvollziehen, welche Figur welche Rolle spielt, doch so nach und nach legte sich das - auch durch kurze Erklärungen der Autorin.
Der Vermisstenfall ist recht schnell erledigt und man fragt sich, warum er überhaupt erwähnt wird. So war ich das erste Drittel des Buches überhaupt nicht so begeistert von der Story, die irgendwie vor sich hin plätscherte. Doch dann passierte auf einmal alles Schlag auf Schlag und die Spannung stieg rasant an. Auch Karens privates "Problem" wird authentisch und nachvollziehbar geschildert und berührt emotional.

Zitat Pos. 3340:
"Leo braucht vermutlich eine spannendere Frau als eine Polizistin in der Lebensmitte mit richtig schwerem Gepäck."

Einige Wendungen waren sehr überraschend und widerlegten meine anfänglichen Startschwierigkeiten. Die Autorin hat in diesem Teil gleich drei Stories verpackt, die alle auf ihre Art spannend erzählt werden und in einem fulminanten Ende abschließen. Soweit ich weiß, gibt es aber bereits einen vierten Teil im Schwedischen. Ich hoffe daher darauf, dass auch dieser übersetzt wird, denn ich möchte auf jeden Fall wissen, wie es mit Karen und ihrer Familie weitergeht und ob ihr das bisschen Glück erhalten bleibt.

Persönliches Fazit: In diesem Teil wird weniger auf die erdachte Insel eingegangen, wie es noch in den vorherigen Teilen der Fall war. Hauptsächlich geht es um Karens Privatleben, untermalt mit zwei spannenden Ermittlungsfällen. Daher empfehle ich dieses Buch hauptsächlich Lesern, die auch beide Vorgänger gelesen haben.

/RO, Daniela

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Veröffentlicht am 26.03.2021

Keine leichte Lektüre

Winter Traffic
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Uff! Das beschreibt so ziemlich genau, wie ich mich während des Lesens und nach Beenden des Buches gefühlt habe. Erwartet hatte ich eine unterhaltsame Lektüre, die ich nach Feierabend genießen und bei ...

Uff! Das beschreibt so ziemlich genau, wie ich mich während des Lesens und nach Beenden des Buches gefühlt habe. Erwartet hatte ich eine unterhaltsame Lektüre, die ich nach Feierabend genießen und bei der ich mich entspannen kann. Weit gefehlt! Tatsächlich hat mir dieses Buch einiges an Konzentration abverlangt. Das soll bitte nicht negativ bewertet werden, denn es spricht auch für eine Geschichte, wenn man sich mit dieser mehr als mit anderen auseinandersetzen muss. Oder sagen wir: darf. Erinnerte mich ein bisschen an meine Schulzeit, wenn wir im Deutschunterricht bestimmte Bücher lasen und diese anschließend besprachen. Auch hier musste ich Sätze mehrmals lesen, über das nachdenken, was ich glaube, dass mir der Autor mitteilen wollte. Klingt kompliziert? War es auch irgendwie. Beispiel gefällig?

Zitat Seite 16:
Die Tragweite lastete schwer. Nicht sichtbar: die Größe übertragen auf interne synoptische Karten, ein Überdruck in ihrer Schläfe, den kein Meteorologe je verzeichnen könnte. Die übersinnliche Gabe, Kristys beinahe willkommener Fremder. Vielleicht wieder am Aufflackern.

Ich kann mich nur wiederholen: uff! Ich habe bewusst ein Zitat von Seite 16 genommen, weil ich damit sagen möchte, dass das direkt so losgeht und sich bis zur letzten Seite durchzieht. Wer mit diesem Stil also nicht klarkommt, sollte tunlichst die Finger von diesem Buch lassen! Alle anderen erleben eine lyrische, fast schon poetische Geschichte, die im Sydney der 90er angesiedelt ist und nicht nur im Plot vor rhythmischer Wildheit strotzt, sondern auch wesentliches Merkmal der Protagonisten ist. Sie sind komplex und doch unaufgeregt, wirken stellenweise der Prosa überdrüssig. Trotzdem schafft es Greenall, ein gewisses Tempo beizubehalten, was nicht zuletzt an der originellen Handlung liegt, die er geschaffen hat. Wendungen hat er glaubwürdig und pointiert inszeniert.

Persönliches Fazit: "Winter Traffic" ist eine Geschichte, die man gut und gerne als literary crime bezeichnen könnte. Drama, stellenweise schwarzer Humor und ein außergewöhnlicher Schreibstil machen dieses Buch zu einer keineswegs leichten Lektüre, aber zu einer, die man garantiert nicht mehr vergisst.

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