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Veröffentlicht am 30.04.2021

Ein Krimi im Obdachlosenmilieu

Tödliches Vergessen
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„...Sie schloss die Augen, tauchte ein in die verworrenen Erinnerungen, spürte das feuchtkalte Laub nicht mehr und auch nicht den Regen, der stärker geworden war. Sie träumte sich in ein warmes Zimmer ...

„...Sie schloss die Augen, tauchte ein in die verworrenen Erinnerungen, spürte das feuchtkalte Laub nicht mehr und auch nicht den Regen, der stärker geworden war. Sie träumte sich in ein warmes Zimmer an einen Tisch gedeckt mit einer Tasse heißem Kakao und einem blau - weißen Teller, auf dem ein Marmeladenbrot lag...“

Diese Gedanken von der ersten Seite des Buches gehören einer Frau, die mit zwei Problemen zu kämpfen hat. Sie ist dement und deshalb obdachlos.
Am nächsten Morgen findet man sie tot in der Hasenheide. Der Fall landet bei Abigail Delego, auch wenn noch nicht klar ist, ob es wirklich ein Fall ist.
Die Autorin hat einen spannenden Krimi geschrieben. Das Buch zeichnet sich unter anderen durch sehr exakte und umfangreiche Recherchen im Obdachlosenmilieu aus. Aber das ist nicht das einzige gesellschaftlich relevante Problem, das angesprochen wird.
Der Schriftstil lässt sich flott leen. Er passt sich der jeweiligen Situation an.
Für Hauptkommissar Stefan Breschnow ist es der erste Arbeitstag nach Entzug und Reha. Er muss akzeptieren, dass nicht er der Chef ist, sondern Abigail.

„...Manchmal verstand er die Welt nicht mehr und nüchtern war sie noch schwerer zu ertragen. Sehnsüchtig starrte er auf sein früheres Alkoholversteck...“

Da Breschnow gern eigene Wege geht, sind Konflikte vorprogrammiert. In Stresssituationen wird er mit seiner Vergangenheit konfrontiert. Der Griff zur Flasche scheint die einzige Lösung. Diejenigen, die ihn davor zurückschrecken lassen, sind seine Nichte Iris mit ihrer kleinen Tochter. Beide sind bei Breschnow eingezogen. Außerdem steht Breschnow auf dem Kriegsfuß mit seinem Smartphone. Schmitti kommentiert das so:

„...Breschnow schreibt dir eine SMS? Das kann nicht sein. Er kann ja noch nicht mal einen Akku aufladen...“

Die Tote war immer mit Charlotte unterwegs. Die wird vermisst und verzweifelt von ihrer Enkeltochter Annalisa gesucht. Breschnow versteht sie zu nehmen und führt mit ihr ein inhaltsreiches Gespräch. Dabei blendet er die Misstöne zwischen Mutter und Tochter gekonnt aus.
Sehr anschaulich werden die Zustände in der Obdachlosenunterkunft beschrieben. Für Jan, einem der dortigen Mitarbeiter, ist es nicht einfach, die Zügel in der Hand zu behalten.
Bei den Ermittlungen werden so nach und nach die Schicksale einiger der Obdachlosen erzählt. Sie passen in kein Schema und können ganz unterschiedlich sein. Den Zusammenhang von Obdachlosigkeit und Demenz bringt das folgende Zitat schlaglichtartig zum Ausdruck:

„...Barbara Ante hat ihre Wohnung verlassen, um irgendetwas zu erledigen und hat nicht mehr zurückgefunden...“

Erst als die Ermittler tief in die Vergangenheit der Toten eintauchen, ergeben sich neue Ansätze.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es verfügt über einen hohen Spannungsbogen und führt mich in eine Welt, die sehr vielschichtig ist.

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Veröffentlicht am 29.04.2021

Schöne Alltagsgeschichten

Über dem Cäcilienpark
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„..In der Veranstaltungsbranche sieht es ganz schlimm aus, genauso in der Gastronomie und bei den Hotels. […] Doch bei uns in den Paketdiensten brummt das Geschäft: Immer mehr Leute bestellen ihre Waren ...

„..In der Veranstaltungsbranche sieht es ganz schlimm aus, genauso in der Gastronomie und bei den Hotels. […] Doch bei uns in den Paketdiensten brummt das Geschäft: Immer mehr Leute bestellen ihre Waren im Netz und Leute wie ich liefern sie nach Hause...“

Das Zitat stammt aus der ersten der 11 Geschichten. Der Erzähler fährt ein Postauto. Sachlich informiert er über die neuen Anforderungen. Dann aber geschieht das Besondere an diesem Tag: In seinem Postauto sitzt ein kleines Mädchen. Wo sind die Eltern? Was kann oder muss er tun?
Der Autor hat ganz normale Menschen in den Mittelpunkt seiner kurzen Erzählungen gestellt. Es sind die Alltagsprobleme, die er in mehr oder weniger Worten skizziert und denen er ein ganz eigenes Gepräge gibt.
Der Schriftstil ist ausgefeilt. Jedes Wort passt.
In der zweiten Geschichte teilt eine Großmutter eine Kindheitserinnerung mit der Enkelin. Danach erfahre ich, wie ein Versicherungsmathematiker aus China, der mit den Fahrrad zur Arbeit fährt, die Unterschiede zwischen Stadt und Land erlebt. Er ist ein sehr genauer Beobachter.

„...Noch könnte man die letzten Meter Szenerie bis zum Ausflugslokal getrost dem Land zuordnen – immerhin sind die ersten Bauten renovierte Bauernhäuser. Ihre Fassaden und Dachstühle erinnern an eine weit zurückliegende Vergangenheit...“

In der dritten Geschichte sitzt Jalil vor seinem Bewerbungsschreiben. Auf Wunsch der Eltern soll er einen Beruf lernen, obwohl er lieber studiert hätte. Seine Gedanken gehen in die Vergangenheit und zeichnen den Weg der Familie nach Deutschland nach. Dann aber zwingt ihn die Gegenart aktiv zu werden und plötzlich begreift er, wo seine Fähigkeiten liegen. Das ist eine meine Lieblingsgeschichten aus der Anthologie.
Danach erlebe ich, wie Marianne heute unkonzentriert im Bäckerladen bedient. Ich kenne die Vorgeschichte, die motzenden Kunden nicht.

„...Und genau das würde ich der jungen Frau gern sagen: Laut und deutlich möchte ich ihr zurufen, dass sie kein Recht besäße, vorschnell über mich, über mein Wesen und meine Einstellung zu urteilen...“

In der letzten Geschichte unterhalten sich ein Mann mit fortgeschrittener ALS und seine Pflegerin. Das Gespräch wird durch einen positiven Grundton und ein Lebensfreude getragen, die man so nicht erwartet hat.

„...Dach Schätzchen! Nur nicht aufgeben! Das ist wie bei allen Sachen im Leben. Wir müssen das Übel ertragen, wenn wir nicht fliehen wollen...“

Es sind die Worte des Kranken. Für mich schwingt darin allerdings auch eine Spur Melancholie mit.
Die wenigen Beispiele zeigen: Im Mittelpunkt der Geschichten stehen Menschen, die es kaum in die Schlagzeilen der Medien schaffen. Trotzdem hält das Leben für sie immer neue Anforderungen bereit, die es zu meistern gilt.
Die Anthologie hat mir sehr gut gefallen. Die Geschichten sind mitten aus dem Leben gegriffen und könnten überall auf ähnliche Weise passiert sein.

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Veröffentlicht am 27.04.2021

Krönender

Caldera
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„...Auf Deutsch hieß das, sie alle hatten sich in den letzten Jahren enorme Komfortzonen erarbeitet und befürchteten durch die Neuschaffung meiner Position Machtverlust...“

Als neuer Sicherheitsberater ...

„...Auf Deutsch hieß das, sie alle hatten sich in den letzten Jahren enorme Komfortzonen erarbeitet und befürchteten durch die Neuschaffung meiner Position Machtverlust...“

Als neuer Sicherheitsberater des Bundeskanzler wird Nicolas Eichborn schnell mit den Schattenseiten des Jobs bekannt. Eine davon kommt im Eingangszitat zum Ausdruck. Außerdem macht ihn seine neue Sekretärin mit der üblichen Kleiderordnung vertraut.
Doch Nicolas hat keine Zeit, sich mit den Anfangsschwierigkeiten aufzuhalten. Als er sämtliche Beraterverträge auf Eis legt, hat er seinen Feinden den offenen Krieg erklärt. Gleichzeitig erfährt er, dass ein Anschlag am Meer geplant ist, der Millionen Tote zur Folge hätte.
Der Autor hat erneut einen fesselnden Thriller geschrieben. Auch im dritten und letzten Teil mit Nicolas erlebe ich ein komplexes Geschehen aus internationalen Verstrickungen und persönlichen Glanzleistungen.
Der Schriftstil passt sich gekonnt den Situationen an. Nicolas erzählt die Geschichte selbst. Seinen trockenen Humor und seine feine Ironie mag ich. Er sorgt trotz der ernsten Handlung häufig für ein Schmunzeln.

„...Ein Diplomat ist ein Mensch, der offen ausspricht, was er nicht denkt...“

Natürlich strotzt die Geschichte vor gut gemachten Verschwörungstheorie. Hagedorn formuliert eine so:

„...Sie müssen nicht im Oval Office sitzen, um die Fäden zu ziehen. Um derjenige zu sein, der das Sagen hat. Die Typen, die Sie suchen, sind der Öffentlichkeit weitgehendst unbekannt. Es sind die Superreichen, die kaum in Erscheinung treten...“

Die Beschreibung des amerikanischen Präsidenten und seine Äußerungen allerdings haben einen hohen Wiedererkennungswert. Zwei Männer, die die Fäden der Macht in der Hand halten, sprechen so über ihn:

„...“Wenn es Deutschland war, ist es von Vorteil, dass Kramer sie nicht mag“, bemerkte König. „Der Idiot mag doch niemanden“, versetzte Meyers. „Aber du hast recht, die Deutschen mag er am allerwenigsten...“

Gleichzeitig gibt es Sätze, bei den schwer zu entscheiden ist, wie nahe sie an der Wirklichkeit sind. Beispiel gefällig?

„...Amerika war ein durch und durch korruptes Land, in dem der das Sagen hatte, der das meiste Geld und die besten Kontakte besaß. Ein Kongressabgeordneter musste monatlich etwa zehntausend Dollar an Spendengeldern sammeln, um seine Wiederwahl zu sichern...“

Kurze Kapitel und schnell wechselnde Handlungsorte ermöglichen den extrem hohen Spannungsbogen. Außerdem sorgen die komplexen Beziehungen der Protagonisten für eine zusätzliche innere Spannung.
Neben seiner eigentliche Arbeit ist Nicolas auch damit beschäftigt, Killer auszuschalten, die nicht nur auf ihn, sondern auch auf seine schwangere Frau Helen angesetzt sind. Dabei nutzt er gern unkonventionelle Methoden.
Was technisch heute schon möglich ist, nicht nur im Bereich der Drohnen, wird genüsslich im Buch genutzt..
Nicolas Eichborn entwickelt sich zum am meisten gefürchteten Mann in den Kreisen, die sich von ihm bedroht fühlen. Trotzdem gelingt es ihm in Zusammenarbeit mit unerwarteten Verbündeten die Schuldigen bloßzustellen. Dabei schockiert er selbst Minister der Regierung, der seit Jahren an diplomatische Spitzfindigkeiten gewöhnt sind und Nicolas` klare und deutliche Sprache als Bedrohung empfinden.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Mit einem Zitat von Nicolas aus dem Epilog möchte ich meine Rezension beenden:

„...Meine Zeit im Staatsdienst hatte nun endgültig ihr Ende gefunden. Ich würde niemals zu jemand werden, der das Gegenteil von dem sagte, was er dachte...“

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Veröffentlicht am 27.04.2021

Geschenkbuch zur Konfirmation

Geh deinen Weg
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„...Jeden Morgen bekommen wir 86400 Sekunden Leben für einen Tag geschenkt. Was wir an diesem Tag nicht gelebt haben, ist verloren, für immer verloren. Aber jeden Morgen beginnt sich das Konto neu zu füllen...“

Dieser ...

„...Jeden Morgen bekommen wir 86400 Sekunden Leben für einen Tag geschenkt. Was wir an diesem Tag nicht gelebt haben, ist verloren, für immer verloren. Aber jeden Morgen beginnt sich das Konto neu zu füllen...“

Dieser Gedanke von Marc Levy steht auf der ersten Seite eines Büchleins, das als Geschenkbuch für die Konfirmation gedacht ist. Auf der letzten Umschlagseite enthält es deshalb auch eine Geldtasche.
Wichtiger als diese aber ist der Inhalt des Buches. Er ist sehr abwechslungsreich und passt sich gekonnt der Zielgruppe an. Das betrifft sowohl den Schriftstil als auch die Aufmachung. Unterschiedliche Schriftarten und verschiedene Schriftgrößen wechseln sich ab. Nichts ist starr und gleichbleibend. Alles wirkt lebendig und fließend.
Nehmen wir einige inhaltliche Beispiele. Ab und an wird ein Psalm zitiert oder eine Bibelstelle näher erklärt. Auf der Nebenseite findet der Jugendliche dann, wie dieser Psalm gezwitschert aussehen könnte. Bei Psalm 23 liest sich das so:

„...So ist Gott: Er schaut nach mir, sorgt, nährt, errfischt, orientiert, rettet, tröstet, nimmt Angst, verwöhnt. Bei ihm ist Party ohne Ende...“

Diese Teile sind dann auch mit einem farbigen Bild unterlegt.
Dann gibt es Autoren, die biblische Geschichte ins Heute und Jetzt übertragen. Dazu gehört zum Beispiel das Gleichnis vom verlorenen Sohn.
Kurze, manchmal humorvolle Sprüche von bekannten oder weniger bekannten Autoren, die zum Nachdenken anregen, kommen nach etwas ernsteren Themen, so der von Mark Twain:

„...Als ich vierzehn war, war mein Vater so unwissend, dass ich ihn kaum ertragen konnte. Aber als ich einundzwanzig wurde, war ich erstaunt, wie viel der alte Mann in sieben jahren dazugelernt hatte...“

Ab und an gibt es einen Tweet zu einer Bibelstelle:

„… Mach nicht viele Worte, wenn du betest. Gott weiß, was du brauchst...“

Das Büchlein enthält außerdem etliche Gedichte und kurze Artikel, die wesentliche Fragen berühren, zum Beispiel das Thema „...Existiert Gott?...“
An anderen Stellen wird das eigene Leben hinterfragt. Das liest sich so:

„...Manchmal denke ich, dass ich als Kind vielleicht näher dran war an Gott, als ich es heute bin. Und vielleicht denkt Gott das auch. Weil er mich noch von früher kennt. Wie ich war. […] Nichts denken. Nichts tun. Nur sein. Vor allem glücklich...“

Viele Bilder im Grundton Blau, aber auch kleine Verzierungen und symbolhafte Darstellungen lockern die Texte auf.
Das Büchlein hat mir sehr gut gefallen, insbesondere wegen seiner vielfältigen Themen und deren gekonnter Zusammenstellung. Zu den besonderen Inhalte gehört der Text auf der letzten Umschlagseite, weil er den Kern des Buches zusammenfasst. Daraus möchte ich zum Abschluss zitieren:

„...Der eigene Weg beginnt dort, wo man aufhört, anderen zu folgen, heißt es. Und das ist eine ziemlich aufregende Sache. Doch wie findest du ihn, den eigenen Weg?...“

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Veröffentlicht am 26.04.2021

Gegen das Vergessen

Zorn der Lämmer
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„...Nach einiger Zeit brach Abba das Schweigen zwischen ihnen. „Was ist mit deinen Eltern?“, fragte er. „Sind sie auch im Getto?“ ...“

Vitka Kempner, deren Eltern tot sind, ist vom Getto in Wilna aufgebrochen, ...

„...Nach einiger Zeit brach Abba das Schweigen zwischen ihnen. „Was ist mit deinen Eltern?“, fragte er. „Sind sie auch im Getto?“ ...“

Vitka Kempner, deren Eltern tot sind, ist vom Getto in Wilna aufgebrochen, um Abba Kovner, den Anführer der Jungen Garde, zurückzuholen. Er ist in einem Kloster untergetaucht. Doch jetzt wird er dringend gebraucht, denn einige Juden in Wilna haben nach der Aussage einer Überlebenden eines Massakers begriffen, dass ihrer aller Leben auf dem Spiel steht. Abba soll den Widerstand organisieren. Er bringt das Problem auf den Punkt:

„...Die Deutschen sind organisiert, sie denken systematisch. Womit wir es hier zu tun haben, liebe Freunde, ist eine Maschinerie, und diese Maschinerie dient nur einen Zweck: Das Judentum in Gänze zu vernichten...“

Der Autor hat einen fesselnden und exakt recherchierten historischen Roman geschrieben. Ein großer Teil der Handlung beruht auf tatsächlichen Geschehnissen.
Der Schriftstil passt sich den Gegebenheiten an. Und die sind heftig. Das Buch wird sehr konkret, wenn es um Verbrechen gegen die Menschlichkeit geht. Neben dem durchgehenden Handlungsstrang werden immer wieder kleine Episoden eingeflochten, die ein Schlaglicht auf das Geschehen liefern.
Im ersten Teil steht das Getto in Wilna im Mittelpunkt. Im Prinzip kann man drei Gruppen von Bewohnern unterscheiden. Eine davon lässt passiv das Geschehen an sich abgleiten, eine zweite organisiert sich im Widerstand und daneben gibt es Juden, die mit den Besatzern Hand in Hand arbeiten. Sie hoffen, dadurch etwas für ihre Leute tun zu können und ahnen nicht, wie perfide sie benutzt werden.
Im nächsten Teil geht es um den Partisanenkampf, in dem sich die Überlebenden von Wilna engagieren. Bitter ist es, dass auch hier anfangs die Nationalität eine Rolle spielte und man eher gegeneinander als miteinander arbeitet. Die litauischen Bauern stellen sich aus Angst vor den deutschen Repressalien auf die Seite der Besatzer. Das macht es den kämpfenden Truppen zusätzlich schwierig. Dann aber kommt es zur Einigung einiger Partisaneneinheiten.
Nach dem Krieg trennen sich die Wege. Während Rutka nach Palästina geht, begeben sich Abba und Vitka zuerst nach Lublin, später nach Deutschland. Sie organisieren die Flucht der Juden aus Europa.
Währenddessen rückt ein eigener jüdischer Staat immer mehr in den Fokus. Abba aber will Rache. Er gründet eine Vereinigung, die nicht nur die Kriegsverbrecher bestrafen, sondern alle Deutschen mit einem Attentat treffen soll.

„...Dieses Deutschland wird bezahlen! Bezahlen für alles, was es unserem Volk angetan hat. Wir werden es sein, die für Gerechtigkeit sorgen! Wir werden es selbst tun...“

Damit aber würden Opfer zu Tätern und ein jüdischer Staat verhindert.
Zu den inhaltlichen und sprachlichen Höhepunkten des Buches gehört für mich das Gespräch von Rutka mit Weizmann. Sie erklärt ihm:

„...Wir wussten nicht, ob dieser Schrecken jemals ein Ende nehmen würde. Unter diesen Umständen lebt man von einem Tag auf den nächsten. Von Stunde zu Stunde, wenn Sie so wollen...“

Über die Judenverfolgung mit all ihren Spielarten hatte ich schon viel gelesen. Was mir aber das Buch klargemacht hat, war die Tatsache, dass auch nach dem Ende des Krieges ein Leben in Europa für viele Juden keine Option war. Es kam zu einer erneuten Massenflucht Richtung Palästina. Und die war von den Besatzungsmächten, speziell den Briten, keinesfalls gewollt.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen, auch wenn es echt schwere Kost ist.

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