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Veröffentlicht am 17.06.2021

Ein rasanter Kampf gegen Korruption und Manipulation

Der gekaufte Tod
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August Octavio Snow ist in Detroit aufgewachsen. Er liebt seine Heimatstadt, vor Allem „sein“ Maxicantown mit der Straße, in der sein Elternhaus steht. Leider ist auch dieser Teil Detroits von Verfall, ...

August Octavio Snow ist in Detroit aufgewachsen. Er liebt seine Heimatstadt, vor Allem „sein“ Maxicantown mit der Straße, in der sein Elternhaus steht. Leider ist auch dieser Teil Detroits von Verfall, Kriminalität und Armut gezeichnet aber August hat sich in den Kopf gesetzt „seine“ Straße wieder zu einem schönen und friedlichen Ort zu machen. Eben genauso, wie er es aus seiner Kindheit gewohnt war.

Um sein Ziel zu erreichen, möchte er das Geld einsetzen, dass er bei seinem Rausschmiss bei der Polizei von Detroit als Abfindung erhalten hat. August hat nämlich nicht nur gegen korrupte Polizisten ermittelt, sondern sich gleichzeitig mit dem windigen damaligen Bürgermeister von Detroit angelegt. Damit hat er sich allerdings nicht nur Freunde gemacht.

Eigentlich ist der gekaufte Tod ein rasanter, temporeicher Krimi, der vor einer gespaltenen Kulisse spielt. Neben Arm und Reich treffen auch Weiß und Schwarz aufeinander und die Gesellschaftskritik an der nach Geld strebenden modernen Welt wird immer wieder deutlich. In weiten Teilen ist der Schreibstil sehr schön und temporeich, allerdings gibt es Passagen, die meiner Meinung nach zu sehr auf unwichtige Details eingehen. Solange es für die Szene nicht wirklich wichtig ist, ist es mir, als Nicht-Waffen-Narr z.B. vollkommen egal, ob der Schütze nach einer Glock oder einer Smith & Wessen greift. Genauso fand ich es unpassend, dass zeitweise zahlreiche Namen aus der Modebranche oder zahlreiche Straßennamen auftauchen. Hierfür habe ich einen Punkt abgezogen.

Abgesehen von diesen störenden Passagen, hat mir der Krimi gut gefallen. Er ist temporeich geschrieben, hat einige überraschende Wendungen und nimmt den Leser mit in ein Lügen- und Manipulationsgeflecht mit verschiedensten Ebenen. Wen die zeitweise Detailüberflutung also nicht stört, der wird einen rasanten, modernen und spannungsgeladenen Krimi zwischen dem hochglanzpolierten Bankenviertel und den heruntergekommenen Fabrikhallen Detroits vorfinden.

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Veröffentlicht am 30.05.2021

„moderne“ Kriminaltechnik, Wiener Schmäh und eine Priese Humor

Das Buch des Totengräbers (Die Totengräber-Serie 1)
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Der junge Polizeiagent Leopold von Herzfeld kommt 1893 nach Wien und macht sich als Erstes unter seinen neuen Kollegen nicht wirklich beliebt. Zum Einen taucht er noch bevor er den Dienst offiziell angetreten ...

Der junge Polizeiagent Leopold von Herzfeld kommt 1893 nach Wien und macht sich als Erstes unter seinen neuen Kollegen nicht wirklich beliebt. Zum Einen taucht er noch bevor er den Dienst offiziell angetreten hat bei einem Tatort auf, zum Anderen hat er ein sehr gutes Gespür für Details und benutzt moderne Kriminaltechnik wie z.B. die ‚Universal-Detektivkamera von Goldman‘ die er passenderweise noch kurz mit einem Blitzlicht ausgestattet hat.

Die detailreichen Erzählungen, angefangen mit silbernen Savonette-Taschenuhren über ‚starke‘ Auer-Lampen bis hin zu Chesterfield-Mänteln oder bestimmten Hutformen, genauso wie die Sprache des damaligen Wiens, wie Kieberer, Piefke, Hascherl oder Dillo, entführen den Leser problemlos an die Schauplätze in Wien und auf den Wiener Zentralfriedhof der damaligen Zeit.

Trotz des gruseligen Hauptthemas schafft es der Autor wunderbar immer wieder, das Geschehen mit einer Priese Humor zu würzen. Bei Leopolds Sturz in das Zehnjahresgrab und der darauf folgenden Unterhaltung mit dem Totengräber Augustin Rotmayer, der eine ganz eigene Verbindung zu ‚seinen‘ Toten hat, konnte ich mir das Schmunzeln nicht mehr verkneifen.

Der Schreibstil, genau wie das Cover, hat mir sehr gut gefallen. Leider wurde an einigen Stellen die Sprache zu modern, so dass die erhoffte ‚Entführung‘ in das Wien der 1890er Jahre nicht ganz so glückt wie ich es mir erhofft hatte. Für die zu moderne Sprache ziehe ich deswegen einen Punkt ab. Trotzdem ist das Buch schön geschrieben, unterhaltsam zu lesen und beinhaltet sympathische und trotzdem schrullige Charaktere, die im Laufe des Buches mehr als einmal gegen Wände laufen.

Trotz der zu modernen Sprache also eine klare Leseempfehlung für einen ungewöhnlichen, spannenden und überraschenden Krimi im Wien der 1890er Jahre.

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Veröffentlicht am 30.05.2021

Ein Blick in die tiefen, finsteren Abgründe mancher Menschen

Letzte Ehre
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Ein Mädchen verschwindet, der Freund der Mutter lügt und macht regelmäßig ‚Männerwochenenden‘ mit seinen Freunden. Eine Auszeit vom Alltag und es geht seiner Meinung nach niemanden etwas an was die drei ...

Ein Mädchen verschwindet, der Freund der Mutter lügt und macht regelmäßig ‚Männerwochenenden‘ mit seinen Freunden. Eine Auszeit vom Alltag und es geht seiner Meinung nach niemanden etwas an was die drei Herren in der einsamen Hütte am See machen.

Oberkommissarin Fariza-Marie Nasri bearbeitet den Fall und hat eine ganz besondere Verhörmethode. Sie hört den Zeugen und Tätern zu. Sie hört so lange zu, bis sich die Täter zu sicher fühlen und sich in ihrem Lügengeflecht verstricken, oder so lange, bis Kommissar Zufall bei den Ermittlungen hilft. Laut Fariza ist nämlich „der Zufall ein unterschätzter Magier“.

Manche Zufallsbegegnungen fördern aber auch alte Verbrechen zu Tage und Andere sind vielleicht gar nicht so zufällig, wie sie scheinen……

Das Buch liefert einen Blick in die finsteren, tiefen Abgründe hinter so mancher kleinbürgerlicher bzw. biederer und normaler Fassade. Es ist ein spannender und nie langweiliger Blick hinter die Kulissen, der zeigt, dass (fast) jeder im Laufe seines Lebens das ein oder andere Päckchen zu tragen hat. Manche davon sind selbst verschuldet, Andere durch Scheinheiligkeit und Wegschauen von dritten auf die Schultern der Opfer gelegt. Im Laufe der Geschichte werden viele Dinge nur kurz angedeutet, die Fantasie des Lesers darf weiter darüber entscheiden, was genau vorgefallen war.

Eigentlich gut gefallen hat mir das Instrumentalisieren der Sprache, es werden Fremdworte gezielt eingesetzt oder Satzbauten an das geistige Niveau des jeweiligen Charakters angepasst. Die stakkato artigen Sätze von Fazira waren mir allerdings manchmal etwas zu viel. Ab und zu hätte ich mir eine Pause mit einem angenehmeren Satzbau gewünscht. Auch die Tatsache, dass die Geschichten von Opfern und Tätern sehr plötzlich enden, passt zwar gut zum Alltag bei der Polizei, trotzdem hätte ich ab und an gerne weitere Informationen erhalten.

Insgesamt war es ein Krimi, der mir gut gefallen hat, vor Allem weil er anders war, kein Standard. Zum Andern hat er mich manchmal auch etwas irritiert. Hauptsächlich, dass Dinge angesprochen, dann aber nicht geklärt wurden fand ich etwas befremdlich.

Trotzdem spreche ich für diesen Krimi eine klare Leseempfehlung aus, vor Allem für Leute, die einen Krimi lesen wollen, bei dem nicht alles so gemacht wird wie man es gewohnt ist.

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Veröffentlicht am 01.05.2021

Temporeicher Mafiathriller

Zara und Zoë - Die Tochter des Paten
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Zoe und Zara sind Zwillingsschwestern, die so wahnsinnig gleich und gleichzeitig komplett verschieden sind. Zoe ist eine Mafiosa und Zara eine erfolgreiche Europol-Profilerin. Als die Tochter des Paten ...

Zoe und Zara sind Zwillingsschwestern, die so wahnsinnig gleich und gleichzeitig komplett verschieden sind. Zoe ist eine Mafiosa und Zara eine erfolgreiche Europol-Profilerin. Als die Tochter des Paten entführt wird, soll Zoe diese im Auftrag des Paten befreien und gleichzeitig einen großen Goldtransport überfallen. Da Zoe sich bei diesem Coup gegen alte Bekannte aus der Mafiaszene gegenüber sieht benötigt sie die Hilfe ihrer Schwester Zara.

Der Erzählstil dieses Buches ist sehr temporeich. Sehr gut gefallen hat mir, das trotz des enorm hohen Tempos immer noch Zeit für viele kleine Details bleibt, so dass der Leser stets genau weiß, ob die Geschichte gerade in einem südfranzösischen Örtchen, in Italien oder in Berlin spielt. Die verschiedenen Charaktere mit ihren Geschichten und Hintergründen sind anfangs etwas verwirrend, allerdings findet man sich nach und nach ein. Trotzdem ist das Beziehungsgeflecht der verschiedenen Charaktere nicht gerade übersichtlich, was aber meiner Meinung nach gut zu der Mafiathematik passt.

Die Geschichte nimmt immer wieder überraschende Wendungen und wird somit (abgesehen von einer Passage) nie langweilig.

Auch das Cover finde ich gelungen, eine alte Kirche oder ein Kloster irgendwo an der Mittelmeerküste in Grautönen und rotes Tuch könnten dafür stehen, dass alte (Mafia-) Regeln in dieser Geschichte ganz schön auf den Kopf gestellt werden.

Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen und ich kann es allen empfehlen, die temporeiche Thriller mögen.

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Veröffentlicht am 30.04.2021

Eine sehr interessante Hauptfigur

Die Senfblütensaga - Zeit für Träume
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Emma ist eine junge, intelligente Frau, die die Gabe hat Chancen zu sehen und diese dann auch zu nutzen. Allerdings ist Emma auch ihrer Zeit voraus und eckt damit gehörig bei ihrem Umfeld an. Sie ist wissbegierig ...

Emma ist eine junge, intelligente Frau, die die Gabe hat Chancen zu sehen und diese dann auch zu nutzen. Allerdings ist Emma auch ihrer Zeit voraus und eckt damit gehörig bei ihrem Umfeld an. Sie ist wissbegierig und möchte studieren anstatt nur den Haushalt für einen Ehemann zu führen.

Emmas Mutter setzt alles daran, dass es ihrer Tochter einmal besser geht, allerdings gehen die Meinungen der beiden Frauen, wie ein besseres Leben erreichbar ist gehörig auseinander.

Auch Carl steckt in einer ähnlichen Situation. Er soll den väterlichen Betrieb übernehmen, möchte allerdings lieber Senf produzieren was mit den Zukunftsplänen seines Vaters nicht wirklich harmoniert.

Gemeinsam könnten Emma und Carl sehr viel erreichen, aber finden sie zusammen? Welche Steine werden ihnen in den Weg gelegt?

Die Geschichte der Beiden wird nett und kurzweilig erzählt, der Schreibstil hat mir gut gefallen. Das Buch gibt schöne Einblicke in das Leben vor einigen Jahrzehnten und in die damit verbundenen Zwänge und Ansichten. Die Geschichte hatte immer wieder Überraschungen parat und beleuchtet schön, wie viel Einfluss die gesellschaftliche ‚Umgebung‘ auf einen Menschen hat. Auch das in (senf-) gelb gehaltene Cover hat mich angesprochen und passt gut zu dem Thema Senf.

Das einzige, was ich schade fand ist, dass sich manchmal leider die moderne Sprache ein klein wenig eingeschlichen hat. Trotzdem war das Buch nett geschrieben.

Alles in Allem hat mir das Lesen großen Spaß gemacht und ich bin gespannt und neugierig darauf, was alles im zweiten Teil passieren wird.

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