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Veröffentlicht am 09.11.2017

Schönheit ist nicht alles

Pretty
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Was würdest du tun, um nicht mehr nur durchschnittlich zu sein?
Die drei New Yorker Freundinnen Evie, Krista und Willow gehen vollkommen unterschiedliche Wege und versuchen doch nur eines: Ihr Leben in ...

Was würdest du tun, um nicht mehr nur durchschnittlich zu sein?
Die drei New Yorker Freundinnen Evie, Krista und Willow gehen vollkommen unterschiedliche Wege und versuchen doch nur eines: Ihr Leben in den Griff zu bekommen. Weitab vom glamourösen New York der Upper East Side schlagen sie sich nämlich mit ganz alltäglichen Problemen herum: gescheiterten Online-Dates, zu hohe Rechnungen und ein paar Kilo zu viel auf den Rippen. Doch eines haben die Freundinnen gemeinsam: Sie sind durchschnittlich.
Als ihnen dann das Pretty in die Hände fällt, ist das ihre Chance etwas zu ändern, mehr aus sich zu machen. Denn nur ein Tropfen des purpurnen Wundermittels schenkt ihnen ein perfektes neues Gesicht und einen idealen Körper und verhilft ihnen somit zu unglaublicher Schönheit. Und Schönheit ist Macht.
Doch ist diese Änderung wirklich zum Positiven?

Die Idee hinter der Geschichte ist wirklich interessant und aktuell. Heutzutage kommt man wohl kaum um das Thema Schönheitsideale herum. Pretty greift dieses gesellschaftliche Problem auf, beleuchtet es von allen Seiten und verpackt die Kritik in einer humorvollen und charmanten aber dennoch zum Nachdenken anregenden Geschichte über die drei Freundinnen Evie, Willow und Krista.
Obwohl alle drei so unterschiedlich sind, ist doch jede von ihnen nicht zufrieden mit sich selbst und verspürt den Wunsch und auch den gesellschaftlichen Zwang, schön zu sein und alles „Durchschnittliche“ abzustreifen. Die Geschichte ist aus der wechselnden Sicht der drei Freundinnen geschrieben und gibt so Einblick in all ihre Gedanken. Obwohl ihre Leben durch ihre Freundschaft verknüpft sind, macht doch jede von ihnen eigene Erfahrungen mit dem neuen Körper, der ihnen das Pretty geschenkt hat.

Als junge bisexuelle Frau und überzeugte Feministin hat es Evie in New York nicht leicht, besonders dann nicht, wenn sie in ihrem Job als Korrektorin für das Frauenmagazin Salty genau über das schreibt, was sie doch so vehement ablehnt. Auch wenn sie sich noch so sehr gegen das Schönheitsbild wehrt, das Hollywood vermittelt, ist auch sie mit ihrem Aussehen nicht zufrieden und verspürt den Wunsch etwas zu ändern. Zwar ist sie dem Pretty gegenüber skeptisch, trotzdem sieht sie darin einen Weg in die Öffentlichkeit, eine Chance ihre feministischen Ansichten zu verbreiten und darauf aufmerksam zu machen.
Ihre Mitbewohnerin Krista dagegen möchte unbedingt nach Hollywood. Ihr Jura-Studium hat sie abgebrochen, um ihren Wunsch, Schauspielerin zu werden, zu verfolgen. Der große Durchbruch blieb bisher allerdings aus. Stattdessen sitzt Krista auf einem Berg aus Schulden, die sich immer weiter anhäufen. Das Pretty öffnet ihr allerdings die Türen ins Schauspielbusiness, denn als großgewachsene Schönheit ist man in Hollywood sehr gefragt. Schnell muss Krista aber feststellen, dass es dort hinter den Kulissen ganz anders zugeht als erwartet.
Mit Krista hatte ich anfangs meine Schwierigkeiten, denn sie ist sehr unverantwortlich und unreif und handelt oft zu impulsiv und egoistisch ohne vorher nachzudenken. Dies sieht sie aber auch selber ein und fängt an, an sich zu arbeiten und verantwortungsvoller zu werden. Außerdem hat ihre Tollpatschigkeit immer wieder für lustige Szenen gesorgt.
Die dritte im Bunde ist Willow. Willow ist die Tochter des berühmten Filmemacher Matteo Hendriksen und versucht sich als Künstlerin. Die Erfolge ihres Vaters machen ihr sehr zu schaffen, da sie sich und ihre künstlerischen Leistungen dadurch nur noch kritischer betrachtet.
Willow ist sehr verschlossen und in sich gekehrt, selbst ihren Freund Mark hält sie auf Distanz. Und auch Evie und Krista wissen oft nicht, was in ihr vorgeht. Die Abschnitte aus ihrer Sichtweise geben jedoch gute Einblicke in ihre Gedanken.

Georgia Clark kritisiert den Stellenwert von Schönheit in unserer heutigen Welt und deren Auswirkungen auf das Selbstbild junger Frauen und vermittelt gleichzeitig noch eine wichtige Botschaft.
Denn auch in ihrer „Pretty-Version“ sehen sich die Protagonistinnen mit Misserfolgen konfrontiert. Das Pretty öffnet zwar anfangs Türen, jedoch führt dieser Weg keineswegs in eine perfekte Welt. Jede von ihnen geht unterschiedlich mit diesen Fehlschlägen um und lernt dabei viel über sich selbst.

Ein bisschen schade fand ich allerdings, dass am Ende noch einige zentrale Fragen offen bleiben, zu denen ich mir Antworten erhofft habe. Die drei Protagonistinnen haben schließlich alle ihren Weg gefunden, dennoch bleibt einiges unbeantwortet und auch das Schicksal einiger Nebenfiguren bleibt unklar.

Veröffentlicht am 11.09.2017

Erschreckende Zukunftsvision, die zum Nachdenken anregt

Marthas Widerstand
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Könnt ihr euch eine Welt vorstellen, in der es keine Gerichte gibt, keine gerechten Prozesse? In der euer Leben in den Händen von euren Mitbürgen liegt, die euch mit einem einzigen Anruf für schuldig oder ...

Könnt ihr euch eine Welt vorstellen, in der es keine Gerichte gibt, keine gerechten Prozesse? In der euer Leben in den Händen von euren Mitbürgen liegt, die euch mit einem einzigen Anruf für schuldig oder unschuldig erklären können? Und das nur auf der Grundlage von Informationen, die sie aus einer Reality-TV-Show ohne jegliche Beweise beziehen?
Für Martha ist genau dies Realität. Nachdem sie den prominenten Wohltäter Jackson Paige erschossen hat, ist ihr Schicksal schon besiegelt. Denn wer würde schon eine sechzehnjährige Kriminelle aus dem Armutsviertel laufen lassen, welche die beliebteste Persönlichkeit des Landes auf dem Gewissen hat? Sieben Tage in sieben verschiedenen Zellen bleiben Martha nun noch bis zum Tag ihrer möglichen Hinrichtung. Sieben Tage, in denen einiges passieren kann.

Marthas Widerstand hat mich vor allem wegen der gesellschaftskritischen Idee geködert. Auch heute wird unsere Wahrnehmung viel von den Medien beeinflusst, so dass diese Zukunftsvision gar nicht mal so abwegig erscheint. Dies ist einerseits erschreckend, andererseits aber auch wahnsinnig spannend, da mich die Geschichte wirklich zum Nachdenken anregen konnte.
Das Buch greift somit wichtige Themen wie Gerechtigkeit und die Beeinflussung der Menschen durch die Medien auf.

In der Welt, in der Martha lebt, gibt es keine Gerichte mehr. Keine Richter, die nach einem anständigen Prozess mit genug Beweismaterial ein gerechtes Urteil sprechen. Hier wird nach dem "Auge um Auge"-Prinzip verurteilt. Es gibt keine Gefängnisstrafen, keine Grauzonen. Nur schuldig oder unschuldig, Tod oder Leben. Marthas Welt ist bestimmt von Korruption und einem Machtungleichgewicht. Die Reichen haben die Zügel in der Hand, während die Armen kaum eine Chance bleibt.
Martha selbst gehört zur letzteren Gruppe, doch sie hat sich dafür entschlossen, nicht länger die Augen vor dieser Ungerechtigkeit zu verschließen. Sie mag zwar nur ein "unbedeutendes armes Mädchen aus den Kratzern" sein, doch sie hat einen Plan. Als Leser ahnt man immer wieder, dass Martha noch einiges in der Hinterhand hat. Doch nur nach und nach findet man mehr über Marthas Geheimnisse und damit auch über ihr Leben heraus.

Anfangs hat sich die Geschichte noch sehr gezogen. Bis auf Marthas Verhaftung passiert erstmal nicht viel. Erst später erfährt man mehr über ihren Plan. Ein paar Geheimnisse, die aufgedeckt werden, habe ich zwar bereits geahnt, trotzdem sind einige Überraschungen dabei.
Der eher schleppende Anfang hat jedoch auch einen Vorteil, denn so blieb mir genug Zeit, die Charaktere richtig kennen zulernen.
Martha wirkt am Anfang sehr taff und furchtlos, doch schnell merkt man, dass auch sie Angst vor ihrer möglichen Hinrichtung hat. Sie kann ihre starken Gefühle nur schwer in Zaum halten und reagiert oft impulsiv, dennoch habe ich sie für ihren Mut und ihren Einsatz bewundert. Martha hatte es nie leicht, doch genau deswegen sieht sie auch die Fehler im Rechtssystem und findet den Willen, etwas ändern zu wollen.
Hauptsächlich wird die Geschichte aus der Sicht von Martha geschrieben, es gibt aber auch weitere Kapitel aus der Sicht von Eve - Marthas psychologischen Betreuerin -, Isaac - Jackson Paiges Sohn - und Cicero - einem ehemaligen Richter. Dazu kommen noch weitere Kapitel, die den Ablauf der Show "Death is Justice" wiedergeben, in der Marthas Fall behandelt wird. Diese Kapitel sind ähnlich wie ein Script aufgebaut, werden also neutral und objektiv erzählt, so dass sich der Leser hier ein eigenes Bild machen konnte.
Doch gerade diese Kapitel haben die meisten Gefühle bei mir ausgelöst, denn hier wurde das ganze Maß der Ungerechtigkeit und Verblendung durch die Medien klar sichtbar. Ich habe die Moderatorin - Kristina - regelrecht verabscheut, denn sie hat alles getan, um den Zuschauern ein Spektakel zu bieten und ist auch nicht davor zurückgeschreckt, Lügen zu verbreiten oder den Leuten das Wort im Mund umzudrehen.
Andere Charaktere konnten mich dagegen wirklich noch positiv überraschen, da ich sie zuvor komplett falsch eingeschätzt hatte. An dieser Stelle möchte ich nicht zu viel verraten, aber dennoch betonen, dass ich die Charakerzeichnung und -entwicklung wirklich gelungen finde. Jeder Protagonist ist individuell, sogar in ihrer Ausdrucksweise unterscheiden sie sich.

Am Ende passiert dann alles Schlag auf Schlag und es folgen noch so einige Überraschungen. Auch wenn der Anfang noch recht langatmig war, wird es am Ende nochmal richtig spannend. Ich bin gespannt, wie die Autorin die Geschichte vorsetzt, das relativ offene Ende lässt ihr jedenfalls viel Handlungsspielraum.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Atmosphäre
  • Originalität
  • Spannung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 31.08.2017

Anna und Sebastiano sind zurück

Auf ewig dein
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Zahllose Abenteuer haben Anna und Sebastiano schon zusammen in der Vergangenheit bestritten. Nun haben sie beschlossen eine Zeitreise-Akademie zu gründen und so ihr Wissen an ihre ersten beiden Schüler ...

Zahllose Abenteuer haben Anna und Sebastiano schon zusammen in der Vergangenheit bestritten. Nun haben sie beschlossen eine Zeitreise-Akademie zu gründen und so ihr Wissen an ihre ersten beiden Schüler - dem Wikinger Ole und dem Haremsmädchen Fatima - weiterzugeben. Ihre erste Aufgabe verschlägt sie ins 16. Jahrhundert auf den königlichen Hof von Heinrich dem Achten. Doch schnell müssen sie feststellen, dass der skrupellose König ihr geringstes Problem ist. Gefahren aus der Zukunft stellen Annas und Sebastianos Liebe auf eine harte Probe.

Bei Auf ewig dein handelt es sich um den neuen Band der Spin-off-Reihe zur Zeitenzauber-Trilogie. Ich selber kenne bisher nur den ersten Band Die goldene Gondel, hatte aber keine Verständnisschwierigkeiten. Vorwissen braucht man zum Lesen dieser neuen Reihe also nicht und auch Spoiler auf die Geschehnisse der Vorgängergeschichte gibt es kaum.
Der Einstieg in die Geschichte gelang mir ohne Schwierigkeiten. Die Handlung setzt mitten im ersten Auftrag der Zeitreisenden ein - einer Rettungsaktion bei der die Schüler ihr Gelerntes in die Tat umsetzten sollen. Es geht also spannend los. Da die Zeitreiseschüler aber noch Recht am Anfang ihrer Ausbildung sind, kommt es zu einigen Pannen, die die Atmosphäre auflockern.

Wer die Protagonisten Anna und Sebastiano aus der Zeitenzauber-Trilogie noch nicht kennt, erhält so gleich ein gutes Bild von den beiden.
Anna ist eine sehr offene und vertrauensselige, zum Teil auch leicht naive Person. Ihre Stärke liegt in der Beobachtung. Durch ihre Gabe - einem Jucken im Nacken, wenn Gefahr droht - kann sie Situationen gut einschätzen, was besonders für die Aufträge in der Vergangenheit hilfreich ist, da es schon die ein oder andere Katastrophe verhindern konnte.
Sebastiano dagegen übernimmt das Kämpfen. Fremden gegenüber ist er meist misstrauischer eingestellt als Anna und so ist er ständig auf der Hut. Auch wenn er auf den ersten Blick hart und ernst wirkt, zeigt er seine weiche und liebevolle Seite ganz offen in Annas Gegenwart. Füreinander würden die beiden alles tun, was sie besonders in dieser Geschichte beweisen müssen. Mir hat die Beziehung und der Umgang der beiden miteinander wirklich gut gefallen und so habe ich durchgängig mitgefiebert, als sie für die gemeinsame Zukunft kämpfen mussten.
Den Rest des Zeitreise-Teams bilden der ruppige Wikinger Ole, das eigensinnige Haremsmädchen Fatima, der schüchterne Walter und das Mathe- und Physik-Genie Jerry.
Da alle Schüler aus ganz unterschiedlichen Zeiten kommen und so auch vom Charakter und der Lebensweise ziemlich verschieden sind, kommt es immer wieder zu lustigen Situationen und Diskussionen untereinander.

Die Handlung teilt sich in vier Abschnitte auf. Während im ersten Abschnitt noch nicht allzu viel passiert, damit der Leser in die Geschichte finden kann, wird es mit jedem weiteren Abschnitt immer spannender bis zum Höhepunkt der Handlung am Ende. Trotzdem gab es immer wieder Stellen, die sich ein bisschen gezogen haben, weil zu wenig passiert ist.
Das Hauptaugenmerk liegt in diesem Teil noch größtenteils auf Anna und Sebastiano und der drohenden Gefahr aus ihrer Zukunft. Der Akademie-Aspekt ist hier ein wenig untergegangen. Ich hätte gerne etwas mehr über die Schule, die Schüler und den Unterricht erfahren. Hoffentlich folgt dies noch im nächsten Band.

Was mir hier und auch schon in Zeitenzauber sehr gut gefallen hat, ist, dass in die Handlung immer wieder historisches Wissen eingebaut wird, so dass man beim Lesen auch noch etwas lernt. Während des Unterrichts, den Anna ihren Schülern Ole, Fatima und Walter gibt, konnte ich noch das ein oder andere aufschnappen, was auch ich noch nicht wusste und auch die Zeit am Hof von Heinrich den Achten hat mir einen kleinen Eindruck vom England des 16. Jahrhunderts gegeben.
Neben historischen Themen werden allerdings auch Fantasy-Elemente geschickt in die Geschichte eingebaut, so dass für Abwechslung gesorgt wird.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr lebendig und locker, so dass ich beim Lesen immer Bilder der Handlung vor meinem inneren Auge gesehen habe. So wirkte auch die ganze Geschichte viel authentischer und einnehmender. Erzählt wird aus der Perspektive von Anna.

Veröffentlicht am 28.08.2017

Überraschend anders

Ich, Eleanor Oliphant
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Eleanor Oliphant ist anders. Doch es stört sie nicht. Sie hat nichts dagegen, ihre Wochenenden einsam mit einer Flasche Wodka Zuhause zu verbringen oder jeden Abend ihre Pasta zu essen. Bis auf die wöchentlichen ...

Eleanor Oliphant ist anders. Doch es stört sie nicht. Sie hat nichts dagegen, ihre Wochenenden einsam mit einer Flasche Wodka Zuhause zu verbringen oder jeden Abend ihre Pasta zu essen. Bis auf die wöchentlichen Telefonate mit ihrer "Mummy" macht ihr auch der fehlende soziale Kontakt zu ihren Mitmenschen nichts aus. Bis sie sich in den Musiker verliebt. Denn die frische Liebe erweckt in ihr den Wunsch auszubrechen aus dieser Einsamkeit, sich mitten in die Welt zu stürzen. Und dabei findet sie nicht nur Freundschaft, sondern auch den Weg zu sich selbst.

Ich, Eleanor Oliphant handelt von der Einsamkeit und den Weg zurück ins Leben. Ein wichtiges Thema wie ich finde, denn jeder von uns hat sich bestimmt schon einmal einsam und allein gefühlt.
Für Eleanor Oliphant gibt es lange Zeit nichts anderes als Einsamkeit. Trotzdem scheint sie zufrieden zu sein mit ihrem minimalistischen Leben. Nach und nach zeigt sich allerdings immer mehr, wie einsam sie sich eigentlich fühlt und wie sehr ihr der fehlende soziale Kontakt zu schaffen macht.
Eleanor ist speziell - anders kann man es nicht beschreiben. Ich fand ihre verschrobene und oftmals sehr direkte Art allerdings sehr unterhaltsam und erfrischend. Durch ihren fehlenden Kontakt zu ihren Mitmenschen und der immer gleichen Routine in ihrem Alltag, kennt sie sich nicht aus mit sozialen Gepflogenheiten oder Regeln. Nachdem sie sich entschließt, etwas zu verändern und ihre Routine zu durchbrechen, erlebt sie ständig etwas Neues und lernt dazu. Dabei kommt es immer wieder zu lustigen Situationen, in denen Eleanor es irgendwie schafft, dass ihre Mitmenschen verrückt und seltsam erscheinen, während sie ihr Verhalten für völlig normal hält. Eleanor hat mir nochmal eine komplett neue Sichtweise auf die Dinge geben. Was heißt eigentlichen normal? Will ich überhaupt normal sein und mit dem Strom schwimmen oder hat es auch mal etwas Gutes aus der Menge zu stechen?
Neben den guten Tagen, in denen Eleanor sich immer weiter aus ihrem Schneckenhaus vorwagt, hat sie jedoch auch Rückfälle - Tage in denen sie wieder in ihrer Einsamkeit versinkt.
Denn trotz dieser lustigen Seite ist tief in ihr drin eine Traurigkeit, die sie mit niemanden teilen kann. Im Verlauf der Geschichte merkt man, dass wohl in der Vergangenheit irgendetwas passiert sein muss, dass Eleanors Leben geprägt hat. Was genau, erfährt man nach und nach. Immer wieder wirft die Autorin dem Leser kleine Puzzlesteile zu, die am Ende ein ganzes Bild ergeben.

Trotz kleinerer Längen bietet die Handlung viel mehr, als der Klappentext zuerst vermuten lässt.
Die Geschichte ist zwar nicht besonders spannend, dafür allerdings sowohl unterhaltsam und lustig als auch berührend und emotional. Trotzdem musste ich mich anfangs ein bisschen durch die Seiten kämpfen, da sich der erste Teil doch etwas gezogen hat und ich meine Zeit brauchte, um mit Eleanor und ihrer speziellen Art warm zu werden. Nicht alles, was sie gemacht hat, konnte ich auch befürworten, trotzdem habe ich schlussendlich verstanden, warum sie ist, wie sie ist und konnte sie doch noch recht schnell ins Herz schließen. Ich denke, dass es einfach wichtig ist, komplett ohne Erwartungen an diese Geschichte heranzugehen und sich vollständig auf die einzulassen, andernfalls macht man sich vorher vielleicht schon ganz andere Vorstellung und wird die Geschichte nicht so zu schätzen wissen, wie sie es verdient hat.

Veröffentlicht am 26.03.2017

Tolle Mischung aus Spannung, Liebe und Magie eingebettet in einem Setting aus 1001 Nacht

Rache und Rosenblüte
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Rache und Rosenblüte startet genau da, wo Band 1 endete. Es geht spannend weiter, denn neben dem Bestreben von Shahrzad, den Fluch zu brechen und somit wieder mit ihrer großen Liebe Chalid vereint zu sein, ...

Rache und Rosenblüte startet genau da, wo Band 1 endete. Es geht spannend weiter, denn neben dem Bestreben von Shahrzad, den Fluch zu brechen und somit wieder mit ihrer großen Liebe Chalid vereint zu sein, passiert noch so viel mehr. Ich möchte hier gar nicht zu viel verraten, vieles hat sich ja bereits in Zorn und Morgenröte angekündigt und ist somit zu erwarten gewesen. Aber ich kann auf jeden Fall garantieren, dass es sehr spannend und dramatisch weitergeht und die ein oder andere Überraschung der Geschichte eine unvorhersehbare Richtung geben.

Anfangs war es allerdings schwer wieder in die Geschichte hineinzufinden, denn es nicht leicht den Überblick zwischen all den fremdklingenden Namen der teilweise noch unbekannten Charakteren zu behalten. Hinzu kommt noch, dass sich leider einige Längen in die Geschichte geschlichen haben. Doch es hat nicht lange gedauert, bis ich mich wieder vollständig auf die Welt aus 1001 Nacht einlassen konnte. Ich liebe das orientalische Setting der Geschichte, dass zusammen mit einem Hauch von Magie und Zauber eine ganz einzigartige Atmosphäre erschafft.

Mit ihrer besonderen Erzählweise, die an ein Märchen erinnert, hat Renée Ahdieh die unterschiedlichsten Gefühle in mir geweckt und mein Herz ein ums andere Mal brechen lassen. Denn neben Liebe und Freundschaft beinhaltet die Geschichte auch Hass, Intrigen und Gewalt. Chalids und Shazis Liebe scheint hoffnungslos und zum Scheitern verurteilt zu sein, doch so stur wie Shazi nun einmal ist, nimmt sie dies nicht einfach hin. Zusammen mit Shahrzad findet man als Leser neue Zuversicht und hofft auf eine Chance für ihre Liebe.

Die Entwicklung, die für Chalid und Shahrzad schon in Band 1 begonnen hat, wird auch in Rache und Rosenblüte weiter fortgeführt.
Shahrzad ist ein sehr stolzes Mädchen, das zu Arroganz und Überheblichkeit neigt. Nichtsdestotrotz hat sie das Herz am rechten Fleck und würde alles tun, um die Menschen, die sie liebt zu beschützen. Ihre Sturheit und ihr Stolz erlauben es ihr nicht, sich von anderen helfen zu lassen, doch genau dies muss sie in Rache und Rosenblüte lernen.
Auch Chalid lässt immer mehr von seinem wahren Ich sehen. Er ist wie eine Blüte, die sich immer mehr öffnet, um schließlich die Blütenblätter zu entfalten und in voller Pracht und Schönheit aufzublühen.
Chalid ist weiterhin Gefangener seines schlechten Gewissens, denn neben dem Tod der ganzen jungen Frauen wirft er sich nun auch die Zerstörung Rays vor und fühlt sich verantwortlich für das Leid seiner Bevölkerung. Jedoch verkriecht er sich nicht mehr in seinem Palast, sondern fängt an für sein Volk und seine Liebe zu Shazi zu kämpfen.
Neben Shahrzad und Chalid werden einige Kapitel auch aus der Perspektive von Irsa - Shahrzads Schwester - sowie dem Vater der beiden Mädchen erzählt.
Irsa ist das komplette Gegenteil von Shahrzad. Sie ist ruhig und zurückhaltend und fühlt sich dadurch oft unscheinbar und schwach. Doch auch wenn sie sich selbst nicht mutig findet, ist sie in meinen Augen ein starkes und loyales Mädchen, das sich ohne zu zögern für die, die sie liebt, in Gefahr begeben würde.

Die Figuren, die Renée Ahdieh in ihren Geschichten zum Leben erweckt, sind unglaublich facettenreich und komplex. Man kann sie nicht klar in Weiß und Schwarz, gut und böse unterteilen, denn jeder von ihnen hat seine Schwächen und Markel. So ist Shahrzad manchmal arroganter als gut für sie ist und bringt sich mit ihrem vorlauten Mund das ein oder andere Mal in Schwierigkeiten. Chalid dagegen neigt zu Gewalt, auch wenn er damit nur die Seinen zu beschützen versucht. Diese Unperfektheit macht die Charaktere jedoch so authentisch und menschlich. Man weiß nie genau, welche Absichten jemand verfolgt, doch in Rache und Rosenblüte wird schließlich jeder sein wahres Gesicht offenbaren - und damit für einige Überraschungen sorgen.

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