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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.05.2021

Wie immer, ein Geschenk an ihre Leserschaft! Grandios!

Das Letzte, was er wollte
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Klappentext:

„Eigentlich ist Elena McMahon von Kindesbeinen an gewohnt, lieber nicht so genau wissen zu wollen, was ihr Vater beruflich macht. Doch als dieser nicht mehr in der Lage ist, sich um seine ...

Klappentext:

„Eigentlich ist Elena McMahon von Kindesbeinen an gewohnt, lieber nicht so genau wissen zu wollen, was ihr Vater beruflich macht. Doch als dieser nicht mehr in der Lage ist, sich um seine Angelegenheiten zu kümmern, lässt sie alles stehen und liegen, um ihm beizuspringen. Und das mitten im US-Präsidentschaftswahlkampf des Jahres 1984, den sie eigentlich als Reporterin bei der Washington Post begleiten sollte. Stattdessen gerät sie immer tiefer hinein in einen zweifelhaften Waffendeal mit einem zentralamerikanischen Land, den ihr Vater eingefädelt hat, jetzt aber nicht mehr überwachen kann. Dabei wird sie nicht nur mit den Konsequenzen der Fehler ihres Vaters konfrontiert, sondern auch den Verstrickungen der US-Regierung in den Fall. 1994, zehn Jahre später, beginnt eine namenlose Journalistin diese Geschichte zu erzählen.“



Ich bin ihr verfallen, anders kann ich mir das sonst nicht erklären. Didion‘s Schreibstil ist hier mal ein anderer, als das, was wir sonst von ihr kennen, aber zwischen den Zeilen erleben wir ihre besonderen Intentionen und Lichtblicke. Ihre Wortwahl ist so grandios rein und klar, das man sich komplett in dieser Geschichte vergisst. Man liest und liest...ist gefangen von Elena und der Geschichte von ihrem Vater. Didion will aber mehr als nur eine Geschichte erzählen, und Kenner ihrer Literatur wissen genau, das sie dies auch immer wieder schafft, so auch hier. Sie schreibt so herrlich bewusst unbewusst, das man eben merkt, wie stark sie ihre Umwelt betrachtet, die Informationen aufsaugt und eben in ihren Büchern Revue passieren lässt. Sie ist eine Beobachterin der Extraklasse und egal ob fiktiv oder Realität, Didion hat als Einzigste die Gabe, dies so perfekt zu dosieren, das man ihr wirklich verfällt. Ihr Ausdruck und auch ihre Sprachbegabung nehmen den Leser zurück in eine Zeit vor über 30 Jahren und wir Leser dürfen in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten eintauchen. Das Didion sich immer wieder an solchen Punkten verbeißt ist das größte Glück, was wir Leser nur haben können - diese Geschichte ist so genial wie alle anderen Bücher von ihr und deshalb gibt es auch verdiente 5 von 5 Sterne.

Tiefgründig, beherzt, sprachgewaltig, rein, punktgenau....das sind nur ein paar Schlagwörter, die diesen Roman so treffend beschreiben.

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Veröffentlicht am 11.05.2021

Was für ein tolles Buch!

Die Eloquenz der Sardine
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Klappentext:

„«Die einzigen Tiere, denen ich auf gar keinen Fall begegnen wollte, waren Fische.» Eine Sardine, strahlend und zerbrechlich, befreite Bill François einst als Kind von seiner Angst vor den ...

Klappentext:

„«Die einzigen Tiere, denen ich auf gar keinen Fall begegnen wollte, waren Fische.» Eine Sardine, strahlend und zerbrechlich, befreite Bill François einst als Kind von seiner Angst vor den Fischen und dem offenen Meer. «Sie bat mich, sie zu begleiten, und hob an, mir ihre Geschichte zu erzählen.» Seither ist er nie wieder vollständig auf festen Boden zurückgekehrt. Seither lauscht er den Wundergeschichten der blauen Welt, die er uns in seinem betörenden Buch weitergibt.



Die Meeresbewohner sind keineswegs stumm. Ihre Sprache ist im Gegenteil so vielfältig wie unsere Sinne. Bill François lässt uns die unterseeischen Klänge hören,wo sich das Echo der Eisberge mit den Gesängen der Wale und dem Chor der Fische mischt. Er lehrt uns die Sprache der Farben und Düfte unter Wasser und erzählt vom Atlantischen Lachs, der noch in den Gewässern Grönlands den bretonischen Bach riecht, in dem er geboren wurde. Mit einer Gang von Streetfishern steigt er in den Bauch von Paris hinab, um dessen aquatische Bewohner zu treffen. Ein begnadeter Erzähler, lässt uns Bill François am gesellschaftlichen Leben der Meereswesen teilhaben, berichtet von der Kindheit der Fische, von der Fähigkeit der Buckelwale, ihr Wissen weiterzugeben, und vom Geschlechtswechsel bei den Meerjunkern. Während die Meereswelt durch den Menschen zahllosen Gefahren ausgesetzt ist, vermittelt er uns das Glück, das ein freundschaftlicher Austausch mit ihr uns finden lässt.“



Es gibt Bücher, die fesseln einen allein schon vom Titel her und dieses Buch hier, gehört zu dieser Sparte. Autor Bill François nimmt uns hier auf eine ganz persönliche Reise mit und man hat irgendwann das Gefühl, man liest ein Märchen, eine fikitive Geschichte, aber nein, hier geht es wirklich um die reale Welt unter Wasser und deren Bewohner. Wir erfahren hier so viel, das einem der Mund offen stehen bleibt vor lauter Begeisterung und Staunen. Es ist eigentlich nicht zu glauben, was Bill François uns hier näher bringen will. Seine Wortwahl strotz nur so vor Lyrik und Philosophie. Sein Ausdruck ist gewaltig sanft, ruhig und unter Wasser verdammt gut wahrnehmbar. Diese Hommage wirkt wie ein Liebesbrief, eine Erklärung und sogar wie eine Art Mahnung, denn wenn wir uns Menschen nicht bald eines besseren belehren, verschwindet die Eloquenz der Sardine und noch so viel mehr. Auch wenn wir Menschen alles und vieles so als selbstverständlich ansehen, ist es dies keineswegs, auch nicht das Leben unter Wasser.

Dieses Schauspiel hier war grandios gut geschrieben und ist etwas ganz besonderes: 5 von 5 Sterne, aber eigentlich wären hier noch mehr drin, wenn es sie gäbe...

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Veröffentlicht am 10.05.2021

Ein Traum von Geschichte

Sehnsucht in Aquamarin
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Klappentext:
„Polly Reinhardt kann es kaum fassen: Ihre Schwester Jette hat ihre lange verschollene Mutter auf einem Foto entdeckt. Um endlich Antworten zu bekommen, folgen sie der Spur ins malerische ...

Klappentext:
„Polly Reinhardt kann es kaum fassen: Ihre Schwester Jette hat ihre lange verschollene Mutter auf einem Foto entdeckt. Um endlich Antworten zu bekommen, folgen sie der Spur ins malerische Bar Harbor an der Küste Maines. Da das Geld nicht für ein Hotelzimmer reicht, schlagen sie ihr Zelt kurzerhand im nahegelegenen Acadia National Park auf, wo ihre Mutter als Rangerin arbeitet. Während Jette sich Hals über Kopf in einen Hummerfischer verliebt, sorgt der attraktive Ranger und alleinerziehende Vater Liam bei Polly für knisternde Lagerfeuerromantik. Könnte hier in der Ferne tatsächlich die große Liebe auf sie warten? Und wird es Polly gelingen, ihrer Mutter eine zweite Chance zu geben?“

Miriam Covi hat mit ihrem neuesten Roman wieder ein echtes Sahnestück der ganz großen Wohlfühlklasse verfasst. Mit ihrer Protagonistin Polly nach Bar Habor zu reisen war traumhaft. Nicht nur die bildhaften Beschreibungen waren wieder grandios, sondern natürlich auch die Story selbst. Polly‘s Reise ist wahrlich gefühlvoll und anrührend erzählt. Covi’s Wortwahl ist dabei wieder sehr treffsicher und keineswegs kitschig. Flüssig und Selbstbewusst tauchen wir in Pollys Geschichte ein. Man spürt ihren Drang, endlich zu wissen was mit ihrer Mutter geschehen ist. Das ganze wieso, weshalb, warum, wird natürlich genauestens und sehr gekonnt von Covi in der Geschichte aufgeschlüsselt. Das dann die Liebe noch ein wenig mit auftaucht, ist ebenfalls ein gekonnter Schachzug und lässt mich wieder zu dem Entschluss kommen, das Miriam Covi ein perfektes Händchen besitzt, Geschichten mit einer interessanten Story und etwas Liebe zu verweben ohne das es dabei nach Rosamunde Pilcher aussieht. Bar Habor ist hier vor dem inneren Auge aufgetaucht, der Duft von Blueberry’s in die Nase gestiegen und das Geklapper der Lobster-Zangen ins Ohr getreten. Ich war schon ein Mal da, aber mit diesem Buch durfte ich wieder dort hinreisen. Diese Geschichte ist wieder traumhaft schön und verdient glatte 5 von 5 Sterne!

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Veröffentlicht am 06.05.2021

Panthera unica

Der Schneeleopard
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!ein Lesehighlight 2021!

Klappentext:
„Gemeinsam mit dem Fotografen Vincent Munier reist der Abenteurer und Schriftsteller Sylvain Tesson nach Tibet, um sich auf die Suche nach einem der seltensten Tiere ...

!ein Lesehighlight 2021!

Klappentext:
„Gemeinsam mit dem Fotografen Vincent Munier reist der Abenteurer und Schriftsteller Sylvain Tesson nach Tibet, um sich auf die Suche nach einem der seltensten Tiere dieser Erde zu begeben - dem Schneeleoparden. Ob sie dem Tier begegnen werden? Ungewiss.
Auf über 4000 Metern, fernab vom Lärm der Zivilisation, hinterfragt Tesson eine Welt, in der kaum noch Raum bleibt für das Ungebändigte und die Entfaltung der Schönheit der Natur...“

Gleich vorab: Autor Sylvain Tesson hat hier keinen normalen Beobachtungsbericht des Schneeleoparden aus Tibet verfasst oder eine Art Reiseführer der Gegend geschrieben. Das hier ist eine sehr tiefsinnige und persönliche Reise zu sich selbst, und genau die Reise zum Himalaya, die Suche nach dem Schneeleoparden, war dafür genau das Richtige für Tesson. Er beschreibt von Reiseantritt bis Ende alles genau und sachlich, aber dennoch erleben wir Leser gefühlvolle und sehr persönliche Momente. Die Suche nach dem Schneeleoparden wird so etwas wie der ungewollte Vorwand, es musste eben genau diese Reise für Tesson sein, um sich selbst zu finden. Andere fahren ans Meer, andere brauchen den Besuch auf einer Alm und Tesson musste nach Tibet. Was aber nicht nur den Autor fasziniert sondern gleichfalls auch den Leser, ist die Gegebenheit vor Ort. Tessons Beschreibungen sind feinstimmig und man hat das Gefühl, das Knistern von Schnee, Stille und Eis durch die Buchseiten hören zu können. Tesson reist aber nicht allein sondern mir einem Fotografen um den Schneeleoparden auch wirklich festzuhalten. Der Schneeleopard hat hier zwei Aspekte, einerseits wird er unbewusst das Mittel zum Zweck für die Selbstfindung aber auch zum Hauptakteur der Naturbeobachtungen. Gilt dieses Tier fast schon als ausgestorben, nehmen wir Leser die Beobachtungen von Tesson extrem bedrückend und als kleinen Geniestreich seinerseits auf. Muss man erst nach Tibet reisen um ein vom aussterben bedrohtes Tier zu finden? Ja, muss man, denn genau dort fühlt es sich noch sicher und es gibt unzählige andere Arten denen es genauso geht und diese sind über den gesamten Erdball verstreut. Aber es ist erschreckend zugleich zu sehen, wie wir Menschen es schaffen unsere Welt und deren Lebewesen Stück für Stück zu vernichten. Diese Erkenntnis belastet nicht nur uns Leser sondern auch Tesson selbst. Er beschreibt genau das was mir ebenso auf der Seele brennt, was mir schmerzt....
Dieses Buch hat mich extrem tief bewegt, hat mein Leseniveau sehr weit nach oben geschraubt und einen ganz starken nachhallenden Effekt hinterlassen. Es wird sicherlich Leser geben, die mit dem Stil von Sylvain Tesson nicht viel anfangen können und es wird die geben, die genau so mitfühlen wie er.
Ein ganz starkes Buch mit einem wunderschönen Protagonisten. Hoffen wir inständig, das wir noch lange vom reellen Leben der Schneeleoparden hören werden. 5 von 5 Sterne!

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Veröffentlicht am 06.05.2021

Es kann und darf dich einfach nicht geben!

Villa Fortuna
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Klappentext:
„Johanna Burger lebt allein mit ihren fünf Hunden in der Nähe des Dorfes Belmonte in einem einsam gelegenen Haus, der Villa Fortuna. Eines Tages taucht ein junger Amerikaner, Michael, bei ...

Klappentext:
„Johanna Burger lebt allein mit ihren fünf Hunden in der Nähe des Dorfes Belmonte in einem einsam gelegenen Haus, der Villa Fortuna. Eines Tages taucht ein junger Amerikaner, Michael, bei ihr auf. Er behauptet, Johannas Sohn zu sein – und besitzt sogar eine Geburtsurkunde, die das beweist. Als sie es dennoch abstreitet, nistet sich Michael bei ihr ein. Lange Verdrängtes steigt wieder hoch, auch die schrecklichen Geschehnisse im Entbindungsheim für »gefallene Mädchen« im Allgäu. Sie führten Johanna bis nach Belmonte, zu Gabriella Moretti, die ein ähnliches Schicksal teilt. Zwei Frauenleben zwischen dem Allgäu und den italienischen Marken, zwischen Anpassung und der Suche nach Freiheit, bestimmt von Familie, Liebe und Verrat.“

Das sind wir wieder! In der Nähe von Belmonte lebt Johanna. Sie lebt ihr Leben für sich in der Villa Fortuna mit ihren Hunden. Ein ruhiges und zurückgezogenes Leben bis Michael auftaucht. Dieser bringt ihr Leben völlig aus dem Ruder und wir erleben wieder extrem gekonnt den grandiosen Schreibstil von Antonia Riepp. Schafft man es tatsächlich durch innerliche Verdrängung, ein Kind aus seinem Leben zu verbannen? Diese und noch viele andere Fragen begegnen hier dem Leser und warten wieder auf Auflösung. Riepp hat ein feines psychologische Gespür, die Dinge gekonnt anzupacken. Die Schauplätze sind wieder, wie im Vorgänger „Belmonte“, das Allgäu und eben Belmonte selbst. Als weibliche Hauptakteure erleben wir hier eine wahrlich zu Tränen gehende Geschichte von Gabriella und Johanna. Auch sie sind wieder starke Charaktere in der falschen Zeit, und ihr gemeinsames Schicksal geht wirklich an die Nieren. Die damalige Zeit wird wieder extrem bildhaft von Riepp reflektiert und bildhaft vor Augen geführt. Als Leser gehen wir wieder ruhig und still mit, beobachten, haben Fragen...Wer jetzt denkt, das „Belmonte“ und der aktuelle Roman „Villa Fortuna“ sich ähneln hat zumindest bei der Intensität der Frauengeschichte und der Lokalität recht, aber die beiden Geschichten sind so extrem unterschiedlich und jede spricht für sich allein...Auch hier war das Lesevergnügen sehr groß und es ist wirklich beeindruckend, das Riepp mal das Thema „Saga“ anders angeht und nicht immer Nachfolgebände über eine Person schreibt, sondern die Geschichte der Region, der Landschaft für sich sprechen lässt - steckt doch hinter jedem Menschen ein Schicksal verborgen - 5 von 5 Sterne!

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