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Veröffentlicht am 10.05.2021

Starke Idee, die in der Umsetzung dann doch etwas hinkt

Die Quellen von Malun - Blutgöttin
1

“Blutgöttin - Die Quellen von Malun” beschäftigt sich vier Charakteren, deren Schicksale miteinander verbunden sind und die die Gründe für das Verschwinden des Wassers aufdecken und dabei auf eine Verschwörung ...

“Blutgöttin - Die Quellen von Malun” beschäftigt sich vier Charakteren, deren Schicksale miteinander verbunden sind und die die Gründe für das Verschwinden des Wassers aufdecken und dabei auf eine Verschwörung ungeahnten Ausmaßen stoßen!

Naja, jedenfalls ist es das, was das der Klappentext einem suggerieren möchte. Viel ist davon aber in dem Buch selber nicht zu finden, aber ich nehme zu viel vorweg!
Wie so oft bei diesen Rezensionen fangen wir mit den positiven Aspekten an:

Die Autorin schafft es, wenn es dann mal wirklich darum geht, ein wirklich erschreckendes und bedrückendes Kriegsgeschehen zu Schildern. Ihre Actionszenen sind unterhaltsam und spannend und lesen sich unfassbar flüssig. Grade auf den letzten Seiten schafft sie es den Leser stutzig zu machen und ihn dazu zu bewegen dran zu bleiben und weiter zu lesen. Man möchte mehr von der Welt und ihren Geheimnissen erfahren und will um jeden Preis dabei bleiben.

Leider, und in dem Sinne ein sehr großes Leider, macht dies den geringeren Teil der Geschichte aus. Denn im größeren Sinne dreht sich der Storyverlauf und die Entwicklung der Charaktere um eher andere Aspekte der Geschichte.
Was genau ich damit meine lest ihr im Folgenden:

Auch hier wieder: MAJOR SPOILER-ALARM! Ich nehme in meiner Rezension kein Blatt vor den Mund und gehe auf die Story und deren Verlauf ein. Wer sich nicht spoilern möchte springt bitte, wie gehabt, zum Fazit:

Akt 1 - Die Charaktere:

Im allgemeinen kann man die Charaktere in einem Satz beschreiben: Sie drehen sich im Kreis oder treten auf der Stelle.


Zum einen haben wir die Sklavin Alia. Sie arbeitet in einem Wasserbergwerk bei dem sie Tag aus, Tag ein für die Sapioner Wasser abschöpfen. Sie hat eine kleine Schwester, Nelja, die sie in den tiefen des Bergwerks versteckt und einen Freund/Lebenspartner, Mariusch, welcher als Wassersucher dafür verantwortlich ist, noch aktive Wasserquellen zu finden.
Alia lässt sich am besten beschreiben mit “unverschämt viel Glück” und “rückwärts und bergab wäre besser als stillstand”. Ihre Storyline ist nämlich geprägt von glücklichen Zufällen und nichts.
Von ihrem Sklavenalltag bekommen wir gewissermaßen wenig mit, denn ständig ist sie damit beschäftigt sich von der Route zu schleichen und zu ihrer kleinen Schwester zu gehen, der sie immer mal wieder Trinken und Essen vorbei bringt. Andauernd wohlgemerkt! Und niemand bekommt das mit von den Wachen. Nicht die besten Wachen würde ich wohl sagen.
In ein, zwei Nebensätzen wird mal darauf eingegangen, was ansonsten so im Lager passiert, aber näher darauf eingegangen wird auch nicht. Wir bekommen eine Situation mit einer Gefangennahme und Folter mit, aber auch das hat nicht wirklich viel mehr impact auf ihre Storyline. Auch muss sie für einen gewissen Zeitraum einmal raus aus dem Bergwerk und einer anderen Beschäftigung nachgehen, bei der man sehr gut etwas über ihre Fluchtpläne, ihre Planung oder ähnliches hätte erfahren können. Davon bekommen wir aber nichts mit. Wirklich geplant wird bei ihr nämlich nicht.
Wir kommen auch über 500 Seiten nicht aus dem Sklavenlager raus, auch wenn das von der ersten Seite an groß angeteasert wird und der Leser damit gelockt wird, dass etwas passiert.

Alias Sicht der Dinge trägt wenig zu der Geschichte bei, aber nicht ansatzweise so wenig wie Dorgen und Feyla.
Bei Gott, wie ich die beiden hasse. Anfangs waren, gerade Dorgens Kapitel, beide echt spannend. Dorgen hat uns einiges von der Kriegsfront gezeigt, bei Feyla haben wir mehr davon mitbekommen wie die High-Society in diesem Land lebt und welchen Konsequenzen sie ausgesetzt sind. Das war wirklich interessant und spannend und hat wirklich Spaß gemacht zu lesen. Nachdem die beiden aber zusammen gefunden haben ging es nur bergab.
Ihre Kapitel drehten sich entweder um Dramen, welche entweder durch künstliche Dramatisierung geschaffen wurde oder schlichtweg durch eigene Leichtsinnigkeit und Dummheit.
Feyla geht an so ziemlich alles Kopflos heran und kommt, für meinen Geschmack, einfach viel zu gut dabei rum! Wäre Dorgen nicht ihr Mann, sondern ein anderer, dann würde sie mit ihren Launen auch nicht weit kommen. Dafür, dass sie ihr ganzes Leben unter diesen Umständen und Menschen gelebt hat, scheint sie doch absolut keine Ahnung davon zu haben wie der Hase läuft. Für große Vergehen, wird sie milde bestraft. Kommt mit allem davon, wird als einzige von ihren Schwestern von ihrem Mann geliebt und ist anscheinend die einzige mit Köpfchen und damit auch die einzige Bedrohung.
Wird etwas gemacht?! NEIN! Und warum schockiert mich das so? Weil, in dem gesamten ersten Band, in allen vier Ansichten klar gemacht wird, dass du schon alleine dafür ausgepeitscht wirst, wenn du jemanden schief anguckst. Und dann verstößt sie gegen die obersten Gebote ihres Vaters, MEHRFACH, und was ist?! Verhältnismäßig nichts.
Und am Ende sagt ihr Vater, der schon das gesamte Buch über den Eindruck gemacht hat, seine Tochter entweder flachzulegen oder zu töten, dass er sie flachlegen oder töten möchte.
Kam es überraschend? Nein.
War ich überrascht? Auch Nein.
Walerius, der gewaltsame, grauenvolle Mann und das furchtbare Oberhaupt der Sippe ist gewaltsam, grauenvoll und furchtbar? Wer hätte DAS nur gedacht?!
Dorgen selber ist absolut flach und denkt nur so weit wie er gucken kann. Ich würde seine Kapitel am liebsten jedes mal überspringen. Er hebt sich auf ein hohes Ross und zeigt mit erhobenen Finger auf seine anderen Frauen. Es heißt die ganze Zeit, was sie nur für schlimme Personen sind, wie widerlich und zickig und menschlich abscheulich sie sind, während Dorgen, gerade mit dieser Einstellung, absolut nicht besser ist als die Damen. Verurteilt sie dafür, dass sie ihn nur als "Zuchthengst" sehen könnten, denkt selber aber genau so abwertend über sie. Er macht sich auch nicht wirklich die Mühe sie näher kennen zu lernen und seine Meinung eventuell zu ändern. Er will anders sein als die anderen Männer in diesem Land? Dann behandle nicht nur eine von fünf Frauen entsprechend, sondern alle! "Aber er LIEBT Feyla!!" Na und? Ich kann mir trotzdem die Mühe machen einen Menschen besser kennen zu lernen, auch wenn ich ihn nicht liebe! Oder wollt ihr mit jedem eurer Freunde den Bund fürs Leben eingehen? Ich glaube nicht.
Wenn er sich für die anderen auch nur ansatzweise so interessieren würde wie für Feyla, eventuell würden die Mädchen ihren Hass dann nicht komplett auf ihre Schwester abschieben.
Auch geht er die ganze Sache mit Walerius absolut falsch und kopflos an! Klar kann man sagen, dass Walerius ein böses Mastermind ist, aber Dorgen spielt ihm mit allem was er tut absolut in die Hände und wundert sich am Schluss, wieso seine Schwächen ausgenutzt wurden!
Ja, unser Herr Offizier, wie kann das nur sein! Das Dorgen Offizier ist steht übrigends genauso im Klappentext. Keine Ahnung wie der an seinen Posten gekommen ist, wirklich gut ist er darin nicht.

Kommen wir zu Tailin. Auch mit ihm hatte ich meine Probleme, gebe ich offen zu. Aber von allen Charakteren am wenigsten. Seine Kapitel bestanden zu 90% nur aus Umgebungsbeschreibungen oder irgendwelchen Gefühlseindrücken und Erinnerungen an die Vergangenheit. Was, an sich, nichts spannendes ist. Wenn man es aber mit den Kapiteln der anderen vergleicht, bekommt man hier wenigstens etwas anderes mit. Dorgen und Feyla befinden sich nur in dem riesigen Anwesen und Alia nur in dem Bergwerk. Tailin kommt wenigstens rum und man lernt andere Völker kennen. Auch waren seine Kapitel die mit Abstand harmlosesten von allen. Aber dazu zu dem Thema später mehr.
Auch bei ihm war der Spannungspegel konstant im unteren Bereich. Erst gegen Ende nimmt es bei ihm an Fahrt auf und die Story kommt ins Laufen, aber das kann man über alle Charaktere sagen.
Kurz gesagt, war Tailin, wie die anderen auch, zwar kein wirklich spannender Charakter, aber bei ihm hat man von der Welt wenigstens am meisten gesehen und mitbekommen.

Womit wir auch schon beim nächsten Akt wären.

Akt 2. - Die Welt von “Die Quellen von Malun”

Ich bin mir ziemlich sicher, dass in diesem Buch viel Arbeit und Herzblut drinnen steckt. Die Charaktere kommen nicht von irgendwo, der Aufbau ist nicht einfach von heute auf morgen entstanden und das alles einen Zusammenhang hat.
Leider, an dieser Stelle ein großes leider, war ich die meiste Zeit über sehr verwirrt von der Welt. Es gibt verschiedene Völker, die alle verschiedene Merkmale haben, verschiedene Regionen, verschiedene Lager, Bergwerke, Paläste, Charaktere, Handlungen, Riten, Bräuche, Konfessionen, Sprachen, Zeitrechnungen und, und, und das ich ab einem gewissen Punkt nicht mehr hinterhergekommen bin. Eine Karte, vielleicht noch ein Verzeichnis von den Charakteren und Völkern wäre wirklich hilfreich gewesen.
Abgesehen davon gab es auch so einige Ungereimtheiten in der Geschichte, welche bis ganz zum Schluss nicht wirklich zu 100% aufgeklärt wurden.
Unter anderem die Auslese, das große Ereignis, bei dem Krieger, die ein gewisses Alter erreicht haben, zu Gladiatoren Kämpfe gehen um dort die Besten auszusortieren.
Dazu stellen sich mich einige Fragen:
1. So wie ich das verstanden habe, kommen die blättert nach Sapioner seit einem Jahrzehnt nicht wirklich von der Stelle weil Manneskraft an der Front fehlt: Wieso also, andauernd, irgendwelche Krieger abzweigen für die Auslese, bei der sie sich bekämpfen und die Verlierer entweder sterben oder Sklaven werden?
2. Ja, die Gewinner müssen (nicht dürfen) in eine Sippe einheiraten und Kinder bekommen, wo die Söhne dann wieder an die Front geschickt werden. Das mag ja alles sein, aber alleine das Schwanger werden an sich dauert seine Zeit, dann die Schwangerschaft an sich und dann muss man das Glück haben, dass man einen Sohn bekommt (weil die Frauen in dieser Welt keine Rechte haben, außer Gebären, und selbst das Recht wird einigen noch genommen) und DANN muss man Glück haben, dass dieser Sohn es überhaupt schafft groß genug zu werden und es schafft, das Training zum Soldaten zu überleben. Und das ist auch ein Prozess der lange dauert. Wenn sich also meine Truppen seit einem Jahrzehnt nicht vom Fleck bewegt haben, weil die Männer fehlen… ich würde mir gedanken machen.
3. So wie ich das verstanden habe können die Männer, wenn sie den wollen, zurück an die Front. Wieso verpflichtet man diese nicht einfach direkt wieder? Wenn der Krieg doch so wichtig ist und jeder Mann gebraucht wird!
3.1. Dazu NOCH eine Frage! Es kommt im Verlauf der Geschichte oft genug vor, dass Truppen in den Wald geschickt werden wo, nachweislich, Soldaten mit bei sind, die “gerade so das Schwert heben können” und bei denen es dann natürlich nicht verwunderlich ist, dass sie im Kampf getötet werden. Ich weiß, die Sapioner sind ein sehr brutales und gewaltsames Volk, aber das halte ich dann doch für einen sehr dummen Schachzug. Man verliert Manneskraft die an der Front gebraucht wird. Und das fällt für mich nicht unter “Naja, sie waren ja schwach!”, es war dennoch Manneskraft die man hätte nutzen und ausbilden können.
Was die Kriegsführung der Sapioner angeht, darüber kann man Streiten, was die anderen Völker angeht (Faruaner, Pameli und Gottgeborene) kann ich wenig Erzählen, da sie auch ziemlich wenig in dem Buch vorkamen. Mag sein, dass es in den nächsten Teilen besser wird, aber für den Auftakt einer Trilogie fand ich diesen Band schwierig. Man wird als Leser in die Welt geworfen und teilweise mit Wissen zu gepumpt mit dem du später nicht wirklich was anfangen kannst. Oder du bekommst in Nebensätzen kleinere Wissenshappen zugeworfen und darfst sie später zwischen den ganzen anderen Informationen hervor kramen, falls es dann mal wieder nötig wird. Klar möchte man die Story in Fahrt bringen, aber ich als Leserin würde gerne erstmal mit einsteigen und mich anschnallen und nicht hinter dem Truck her rennen in der Hoffnung irgendwie hinterher zu kommen (oder mir nebenher ein eigenes Verzeichnis aufschreiben auf welches ich dann zurück greife.)

Akt 3. - Die Brutalität

Ich bin kein zart besaiteter Mensch und ich liebe es auch, wenn es in Büchern mal etwas härter zugeht und man bemerkt, dass nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen ist. Charaktere können und sollen in meinen Augen auch leiden, dass fördert das Character Development. Auch kann Brutalität ein Mittel dazu sein, dass man bemerkt, mit was für einem Regiment man es zu tun hat und was es am Ende für die Charaktere bedeutet in dieser Welt zu leben. In den meisten Fällen folgt die Brutalität in Büchern einem Gewissen Zweck, vielleicht nicht in der Geschichte selber, aber für den Leser.
Was “Blutgöttin” aber macht ist fern von irgendwas davon.
Es wird gemordet, gemeuchelt, gefoltert, vergewaltigt, geschlagen, geprügelt und alles möglichst Ekelhaft und in jedem erdenklichen Spektrum des Folter-Kellers. Es zeigt eindrücklich mit was für einer Welt wir es hier zu tun haben und was unsere Charaktere hier durchmachen müssen.
Jedoch verliert diese Brutalität irgendwann ihren Schockeffekt wenn wir es auf fast jeder Seite lesen. Der großteil des Buches besteht nur aus irgendwelche Gräueltaten, die in den meisten Fällen nicht einmal unseren Protagonisten selber passieren (Tailin wird mal von einer Pamuschkatze gefoltert, was wir auch eher im Fiebertraum mitbekommen und Feyla wird mal ausgepeitscht). Ab einer gewissen Stelle war ich es einfach nur leid und ich habe mir gewünscht, dass von dem angedrohten auch mal etwas ausgeführt wird. Oftmals wird über das Grauen nur berichtet und als Leser bekommen wir es nur in Nebensätzen mit wie Soldaten Sklavinnen vergewaltigen oder wie Gefolterte schreien.
Die Brutalität in dieser Geschichte war am Anfang eindrucksvoll, verlor aber schnell an Effekt und war zum Ende hin einfach nur noch drüber. Gut portioniert hätte es in meinen Augen mehr Effekt gehabt.

Kommen wir nun zum letzten Akt, ehe wir zum Fazit springen.

Akt 4: Das Prinzip des Schongarens

Was mich immer noch davon abhält, der Geschichte weniger Sterne zu geben ist das versteckte Potential zwischen den Zeilen, welches immer mal wieder durchschimmert, aber nicht ganz durch sickern will. Schlicht und ergreifend weil diese Geschichte sich so absolut langsam erzählt, dass es schon fast erschreckend ist!
Wir reden hier von einer Geschichte, bei der ein Charakter im ersten Kapitel ankündigt fliehen zu wollen, und es bis zum Ende nicht geschafft hat! Himmel! Alia hat noch nicht einmal wirklich mit der Planung angefangen!
Dorgen und Feyla kommen in ihrer Liebesbeziehung absolut nicht vom Fleck! Und nein, die Tatsache das sie sich in einander verliebt haben und für den anderen sterben würden ist nicht wirklich Story-Entwicklung!
Einzig bei Tailin ging es wenigstens ein bisschen voran! Ein bisschen!
Ich gehe aus dem ersten Band aber mit mehr Fragen raus, als ich reingegangen bin, und das schlimmste: Ich habe absolut keine Antworten erhalten.
Der Klappentext kündigt an, dass die Schicksale miteinander verbunden sind.
Wo? Dorgen und Tailin sind/waren Freunde, okay. Feyla hat aber weder zu Tailin noch zu Alia eine wirkliche verbindung. Es reicht nicht aus, dass Dorgen eine Verbindung zu Tailin hat. Und weder Dorgen, noch Tailin noch Feyla haben in irgendeiner Art und Weise eine Verbindung zu Alia, sie wissen nicht einmal, dass sie existiert.
Dazu kommt die Verschwörung rund um das Verschwinden des Wassers, welche auch im Klappentext angekündigt wird. Auch das hat sich in keiner Art und Weise angekündigt. Ich rede hier nicht vom Auflösen oder ähnlichen. Die Verschwörung an sich kam nicht vor, überhaupt nicht. Als Leser weiß ich nur, dass das Wasser verschwindet, dass da eine Verschwörung dahinter steckt, lässt das Buch absolut nicht durchsickern.
Stattdessen befasst es sich mit dem langweiligen Sklavenalltag von Alia, welche mit schierem Glück an den Wachen vorbei kommt, der absolut ungesunden Liebe zwischen Dorgen und Feyla, die daraus besteht, dass zwei Charaktere zueinander gefunden haben, die beide nicht begreifen wie die Welt läuft und der halbwegs interessanten Reise eines desertierten Soldaten und seiner Liebe zu dem Soldaten eines anderen Volkes.
Das alles passiert in einem absolut langsamen Tempo, dass ich mich nun mehr im Nachhinein Frage was wirklich in der Geschichte passiert ist.

Fazit:
Eine sehr solide Grundidee und die halbwegs gute Umsetzung machen “Blutgöttin” zu einem ganz netten Einstieg in die Reihe. Man sieht das Potential, welches hinter dem Ganzen steckt. Leider leidet die Geschichte an dem Erzähltempo, welches hier einfach viel zu langsam ist, und den teilweise sehr eindimensionalen, unsympathischen und selten dummen Charakteren, welche zwar ab und an ihre Momente haben, aber die Geschichte nicht wirklich voran treiben.
Gerade das Ende von Band 1 fixt einen als Leser an und ich muss gestehen, dass ich trotz meiner Kritikpunkte dennoch gerne weiterlesen möchte um zu erfahren was hinter dieser angeblichen Verschwörung liegt und was uns in Malun erwartet UND wie die Schicksale unseres goldenen Quartetts doch noch zueinander finden.

“Blutgöttin - Die Quellen von Malun” bekommt von mir, mit zwei zugedrückten Augen, 4,5 von 10 möglichen Sternen (3 von 5 und damit eine eingeschränkte Leseempfehlung. Wer sich zu sehr auf den Klappentext verlässt wird enttäuscht, ehrlich gesagt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 02.08.2021

Tolles Setting, schwache Charaktere und unbefriedigendes Ende

Der dunkle Schwarm
3

Die Welt ist 2100 nicht mehr die gleiche: schwere Naturkatastrophen sorgen für erschwerte Lebensbedingungen. Menschen leben in Städten in sogenannten Sub-Levels. Ganz unten? Das Gesocks. Die Verstoßenen. ...

Die Welt ist 2100 nicht mehr die gleiche: schwere Naturkatastrophen sorgen für erschwerte Lebensbedingungen. Menschen leben in Städten in sogenannten Sub-Levels. Ganz unten? Das Gesocks. Die Verstoßenen. Die, die scheinbar keinem “Hive-Mind” zugeordnet werden können.
Ganz oben? Die Reichen, Schönen und Erfolgreichen. Hier finden sich Konzernbosse, einflussreiche Persönlichkeiten und die hohen Tiere dieser geschundenen Welt.
Dazwischen? Atlas Lawson aka Oracle.
Tagsüber arbeitet sie für den größten Hive-Entwickler als Programmiererin, nachts verdient sie sich als Schmugglerin für Gedanken und Erinnerungen unter dem Decknamen Oracle etwas dazu.
Als auf einen Schlag ein ganzer Hive ausgelöscht wird - eine technische Unmöglichkeit - und ihr ein neuer Klient eine horrende Summe bietet, um den Täter zu schnappen, wird es für Atlas plötzlich sehr heikel…
Willkommen bei “Der dunkle Schwarm”.



Das neuste Werk von Marie Grasshoff hat mich mit gemischten Gefühlen zurückgelassen. Ich versuche sie in gewohnter Manier etwas zu ordnen. Natürlich wird diese Rezension einmal mehr SPOILER enthalten. Wer diese nicht lesen möchte darf gerne zum FAZIT springen!

Fangen wir mit dem Positiven an:

Akt 1: Der Schreibstil

Himmel, kann Marie Grasshoff schreiben! Die Seiten fliegen nur so dahin, Sätze verschmelzen ineinander und werden zu einer Szene hinter deinen Augen! Es gibt keine unnötigen Wanderungen in irgendwelche nebensächlichen Zweige. Alles hat irgendwie mit der Welt und ihren Handlungen zu tun! Man wird von Seite 1 an mitgerissen und nicht mehr losgelassen! Ich habe selten ein Buch gelesen welches so flüssig von der Hand geht, hands down!



Akt 2: Spannungsgrad

Die Geschichte rund um Atlas Ermittlungen ist durchweg spannend. Immer passiert etwas, die Action ist ständig auf dem höchsten Grad und die Ermittlungen reißen nicht ab. Zwischendurch gibt es kurz Phasen in denen der Leser einmal Luft holen darf, bevor es dann direkt weiter geht. Am Ende fast jedes Kapitels wollte ich sofort wissen wie es mit Atlas und Konsorten weiter geht! Der Spannungsbogen baut sich dabei in der ersten Hälfte sachte auf. Man wird an die Gesamtsituation herangeführt bis es in der zweiten Hälfte exponentiell ansteigt!



Akt 3: Das Setting

Machen wir uns nichts vor: Marie Grasshoff hat einfach ein Händchen dafür Welten zu erschaffen in die man als Leser hineingezogen wird. Mit ihrer “Neon Birds” Reihe hat sie es vor gemacht und mit “Der dunkle Schwarm” fortgeführt. Die Welt in der Atlas lebt wird mir als Leser lebendig näher gebracht. Überall passiert etwas. Die Stadt selber und auch gerade das ganze Setting später im äußeren Umkreis mit den Sateliten und dem Dyson Swarm war so atmosphärisch und hat so unfassbar gut zum Gesamtbild gepasst.

Kurz um: “Der dunkle Schwarm” ist spannend, atmosphärisch und geht beim Lesen so gut von der Hand. Doch auch wenn das alles gestimmt und gepasst hat, fand ich mich doch nicht so gut in der Geschichte ein, wie ich Anfangs die Vermutung/Hoffnung hatte.

Akt 4: Das Worldbuilding

Hier möchte ich ein Plus, wie auch ein Minus vorsetzen. Lasst es mich aber bitte erklären:
Die Welt in der “Der dunkle Schwarm” spielt wirkt belebt und auch unfassbar gut durchdacht. Das Problem ist für mich nur, dass ich als Leserin davon nicht wirklich das Maß gesehen habe, was man sich vielleicht gewünscht oder vorgestellt hat. Und das hat ein großes Problem:

Viele Informationen, Erklärungen, Details wurden auf der Instagramseite der Autorin bereits erklärt. Und so wie es scheint, haben es diese “Zusatzinformationen” nicht wirklich mit ins Buch geschafft. Und für mich stellt das als Leserin ein Problem da. Denn es gibt tatsächlich - man mag es glauben - Leser*innen die kein Instagram nutzen und es sich wegen so etwas auch nicht extra holen wollen. Das Buch sollte für sich sprechen und ich als Leser sollte nicht dazu angehalten werden, nach Vorabinformationen oder Erklärungsvideos/-posts der Autorin zu suchen, damit ich die Story zu 100% verstehe.

Ich habe mich beim Lesen oft genug erwischt, wie ich zurück geblättert habe, in dem Glauben etwas überlesen zu haben. In den meisten Fällen habe ich nach minutenlangen Blättern aufgegeben, nur um im Nachhinein zu erfahren, dass ich diese Information nicht dem Buch entnehmen konnte.

Ich habe also nichts von einer so gut durchdachten Welt, wenn ich mir diese Informationen erst anderweitig beschaffen muss - zumal ich erst nach dem Lesen von der Existenz dieser Informationen erfahre.



Akt 5: Die Charaktere

Das wird nun ein wenig schwieriger. Ich gebe mein Bestes.
Die Geschichte hat durchaus interessante Protagonisten.
Das Buch wird prinzipiell aus der Sicht von Atlas/Oracle geschrieben. Wir erleben ihre Sicht der Dinge und begleiten sie durch die Story. Atlas als Protagonistin ist spannend. Sie wird und als eine sehr vorsichtige Person vorgestellt, die sehr verschlossen und egoistisch sein soll. Natürlich nur zu ihrem eigenen Schutz. Diese Charakterzüge empfinde im im Kontext zu der Welt in der sie lebt als absolut nachvollziehbar. Mich hätte es anders sehr gewundert.
Und am Ende war ich dann doch sehr verwundert.
Denn das eine ist es, was Atlas sagt, das andere ist was Atlas getan hat. Es wurde mehr oder weniger künstlich eine Charakterentwicklung vorgegaukelt die so nicht stattgefunden hat. Gerade die übervorsichtige Ader von Atlas kam überhaupt nicht durch. Sie nimmt den Auftrag von Noah an und findet es später dann zu riskant und gefährlich weiter an dem Fall zu ermitteln. Dennoch lässt sie davon nicht ab sondern macht weiter. Sie riskiert ihr eigenes Wohl so selbstverständlich und oft, dass ich mich Frage wo sie denn so “egoistisch” sein soll. Ich habe kein andere Seite von Atlas kennen gelernt als diese.
Dazu kommt noch, dass ich zu ihr im Verlauf der Geschichte keine Bindung aufbauen konnte. Denn auf der einen Seite war sie ganz anders als beschrieben und auf der anderen stand das ganze Buch eine Distanz zwischen ihr und mir, die ich nicht überbrücken konnte. Auch wenn ich ihre Handlungen teilweise nachempfinden konnte, so wirkte sie auf mich einfach unterkühlt und unnahbar - weder positive noch negative Emotionen schimmerten wirklich durch. So wurde auch unter anderem das Finale weniger dramatisch, als es vielleicht sein sollte.

Neben Atlas gibt es dann noch Julien, den ich als einen sehr angenehmen Charakter aufgefasst habe. Julien ist ein Android, welcher Atlas damals, als sie kleiner war, auf der Straße in den unteren Sub-Levels gefunden hat und aufgenommen hatte. Er ist für sie so etwas wie ein Vater und ein Beschützer. Wann immer Atlas in Gefahr schwebte, konnte man sich als Leser sicher sein, dass Julien nicht weit war. Als Android war er auch so etwas wie der Analytiker in der Gruppe. Alle, oder zumindestens die meisten Informationen wanderten durch ihn hindurch. Fluchtwege wurden berechnet, Gefahren analysiert, Strategien ausgearbeitet. Dabei hatte er auch immer das Wohl von Noah und gerade von Atlas immer sehr im Fokus und redete den beiden immer gut zu und auch gerne mal ins Gewissen. Julien zählte wirklich zu meinen Lieblingscharakteren mit seiner ruhigen Art und seiner absoluten Verlässlichkeit.

Dann hätten wir da noch Noah. Noah ist das kleine Naivchen in der Runde. Er weiß von Anfang an nicht wirklich auf was er sich da eingelassen hat. Das merkt er auch sehr schnell. Was ich ihm an dieser Stelle aber wirklich zu gute halten muss, ist sein Durchhaltevermögen! Er lässt sich nicht so leicht abschütteln und redet Atlas immer wieder ins Gewissen. Ist der Plan noch so gefährlich, auf Noah ist verlass und er ist definitiv immer mit dabei. Immer wenn es sich einrichten lässt. Und auch wenn ich sein Durchhaltevermögen wirklich bewundere, so hätte ich mir an der einen oder anderen Stelle ein bisschen weniger Elan gewünscht, denn zeitweise wurde es wirklich anstrengend, wie er von Atlas und Julien immer mitgeschliffen wurde und am Ende dann der war, der unter anderem gerettet werden musste.

Noah war mir aber so weit ganz sympathisch. Die Szenen mit ihm standen in einem schönen Kontrast zu denen alleine mit Atlas und er hat der düsteren Welt mit seinem hoffnungslosen Optimismus.

Und auch soweit funktionieren die drei als Trio wirklich ganz gut. Die Dynamik zwischen ihnen passt und auch die Dialoge sind stimmig!



Akt 6: Der Storyverlauf

“Der dunkle Schwarm” lässt sich eigentlich sehr gut in zwei Hälften aufteilen.

Akt 6.1: Die erste Hälfte

In der ersten Hälfte wird mir als Leser die Welt etwas näher gebracht. Ich lerne die Bedingungen kennen unter denen die Charaktere agieren werden und werde sanft an die Geschichte heran geführt. In diesem Fall war das alles sehr entschleunigt. Die Ermittlungen haben ihren Lauf genommen und es passierte, rückblickend, sogar ziemlich wenig. Für den Einstieg in die Geschichte war das alles aber sehr gut!

Man wurde “sanft” an alles heran geführt und hatte die Chance die Charaktere in Ruhe kennen zu lernen. Die Einstiegsszene zählt für mich sogar zu einem meiner Lieblingseinstiege, da man zwar direkt in die Action geworfen, aber nicht sofort überrannt wird. Dennoch wird es, gerade zum Ende der ersten Hälfte hin, etwas dröge. Klar, es passiert noch immer etwas und wir sind auch noch Teil der Ermittlungen, dennoch merkt man deutlich wie das Tempo nachlässt. Ich würde es ja gerne “die Ruhe vor dem Sturm” nennen, aber das wäre noch untertrieben…

Akt 6.2. Die zweite Hälfte

Die zweite Hälfte ist wohl das, was meine Meinung dann doch noch umgestoßen hat.
Erinnert ihr euch noch an die Sternchen aus “Akt 2”? Um die geht es jetzt.
Denn nachdem es in der ersten Hälfte immer ruhiger wird, wird alle Action die erst gefehlt hat nun hier reingequetscht. Und das meine ich wirklich so wie es hier steht. Es passiert so unfassbar viel in so unfassbar kurzer Zeit, dass ich zwischenzeitlich nicht wusste wo ich mich nun befinde, wer nun involviert war und worum es überhaupt ging.
Das war in einem Kapitel besonders schlimm:
in der einen Sekunde waren wir noch auf dem Satelliten (?) mit Julien, Noah und Atlas, dann wurden sie überwältigt und bewusstlos geschlagen, Atlas erwachte in einem Verhörraum (?) und wurde von einem Androiden von dem wir davor nie was gehört haben und danach auch nie wieder hören werden, an einem Ort den wir nicht deuten können für 10 Minuten verhört, bevor auch dieser Raum von der Polizei gestürmt wurde. Atlas wurde halb eskortiert, halb gezerrt, landete dann bei der Polizei, nur um dann in einer weiteren chaotischen Rettungsaktion da raus geholt zu werden nur um dann daheim auf den nächsten Schock zu treffen.
Wirklich Zeit zum verarbeiten von dem was da passiert ist wird uns nicht gegeben. Action folgt auf Action. Es werden Charaktere am laufenden Band vorgestellt, Namen fallen, ohne das man einen wirklichen Zusammenhang aufbauen konnte. Gegen Ende haben wir zwei Charaktere von denen ich nichts weiter als den Namen hatte.
Und Atlas selber wirkt auch auf einmal übermächtig. Klar merkt man ihr an, dass sie Anstrengungen hat sich auf gewisse Sachen zu konzentrieren, dennoch scheint ihr alles von der Hand zu gehen und nichts ist unmöglich geworden. Auch wirkt der Fakt, dass sie sich in einen- nein DEN- Supercomputer der Menschheit gehackt hat nicht so, als würde sie irgendwelche Konsequenzen davontragen. Jedenfalls hat es innerhalb des Buches keine.
An sich gibt es in der zweiten Hälfte von allem zu viel, außer von einer Sache:
Erklärungen.
Die Welt. Atlas Fähigkeiten und Handlungen. Alles wirkt nicht ganz rund, teilweise zu einfach und überzeugte mich nicht zu 100%. Kurz um: too much.

Was es für mich dann doch ganz gekillt hat war das Ende.

Akt 7: Das Finale

Als Leser ist man es gewohnt, dass Autoren gerne mal Leserlieblinge töten. Das macht die Geschichte spannend und sorgt für Wendungen.
Aber dieses Ende hat den Plottwist - die Vergangenheit von Atlas - komplett in den Schatten gestellt. Denn nicht nur wird ein Leserliebling einfach nur getötet, sondern das auch noch auf die unbefriedigendste Art und Weise.



Achtung: Heavy Spoiler Ahead!



Während ihrer finalen Aktion brechen sie einmal mehr in den Hypermind-Computer ein und werden dabei von Syndikats Mitgliedern verfolgt. Während also Atlas dort im Raum hockt und sich in den Suptercomputer hackt verliert sie das Bewusstsein. Als sie erwacht sind alle um sie herum Tod. Warum ausgerechnet sie nicht erschossen wurde, wo es doch anscheinend jeden anderen getroffen hat ignorieren wir an dieser Stelle einfach mal. Auf jeden fall hat es Noah erwischt. Er liegt im sterben und es gibt eigentlich keine Hoffnung mehr für ihn.

Was macht Atlas also? Richtig, sie löscht Julien und kopiert Noahs Bewusstsein in das von Julien rüber.
Dazu ein paar Fragen:
Konnte sie das schon immer? Denn es wirkt nicht so, als wäre das für sie etwas schwieriges gewesen. Es wirkte sogar ziemlich leicht.

Wäre es nicht möglich gewesen einen anderen Androiden, der auf diesem Satelieten(?) war her zu holen und ihn einfach da rein zu kopieren?
Oder Noahs Bewusstsein einfach irgendwo zwischenzuspeichern? Riesige Mengen an Daten zu transferieren scheint ja jetzt nicht wirklich Atlas schwäche zu sein?
Und zu guter letzt: Wie kommt man bitte auf die glorreiche Idee seinen eigenen Vater (denn das ist es, was Julien für Atlas gewesen ist) umzubringen, für einen Kerl den man wie lange kannte? Wenige Tage?!

Atlas hat anscheinend Gefühle für Noah entwickelt - was man aufgrund ihrer emotionalen Distanz dem Leser und den anderen Charakteren nicht wirklich fühlen kann. Es macht dieses ganze Finale bloß absolut nicht besser und rechtfertigt es in meinen Augen auch nicht, dass Bewusstsein eines Menschen durch das eines anderen zu ersetzen- welcher dem nicht einmal ausdrücklich zugestimmt hat.
Dementsprechend hat Atlas nicht nur Julien getötet sondern auch Noahs Leben künstlich verlängert. Einfach so.



Fazit:

“Der Dunkle Schwarm” macht in meinen Augen sehr vieles richtig, aber auch sehr vieles falsch. Während der Anfang einen gut in die Story reinführt und in der Mitte die Geschichte etwas an Fahrt verliert ist es zum Ende hin einfach alles over the Top. Dazu wurde ich mit den Charakteren nicht so warm wie ich es mir gewünscht hätte und zum Ende hin wurden zu viele Fragen ungeklärt gelassen. Alles in allem eine sehr solide Sci-Fi-Geschichte, die in meinen Augen aber definitiv mehr Schliff gebraucht hätte.
Damit kriegt “Der dunkle Schwarm” von mir 5 von 10 möglichen Sternen und eine Leseempfehlung für alle die gerne ein bisschen Sci-Fi für zwischendurch haben wollen.

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Veröffentlicht am 10.08.2019

Fade Story, langweilige Charaktere

Spiel der Macht (Die Schatten von Valoria 1)
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Krestel ist 17-Jahre jung und hübsch. Und leider auch die Tochter des ranghöchsten Generals von Valoria. Als solche hat sie nur zwei Möglichkeiten wie sie die Zukunft verbringen will: entweder sie folgt ...

Krestel ist 17-Jahre jung und hübsch. Und leider auch die Tochter des ranghöchsten Generals von Valoria. Als solche hat sie nur zwei Möglichkeiten wie sie die Zukunft verbringen will: entweder sie folgt dem Wunsch ihres Vaters und tritt der Armee bei oder sie heiratet Jung. Aufgrund eines Missgeschicks landet sie auf einer Sklavenaktion und ersteigert aus einem plötzlichen Impuls heraus den Sklaven Arin. Dieser übt auf Krestel eine seltsame Faszination aus und schon bald stellt Krestel fest, dass sie Arin mehr mag als vielleicht gut für sie ist. Und während sie sich Arin immer weiter annähert, ahnt sie nicht, was hinter der so kühlen Fassade schlummert.

Bringen wir es hinter uns. Spoiler Warnung, wer das nicht lesen will springt bitte direkt zum Fazit.

„Spiel der Macht“ hat mir echt einiges abverlangt.
Von den so hochgelobten Charakteren oder dem „ausgezeichneten“ Schreibstil habe ich so gut wie gar nichts erlebt. Auch Spannung baute sich bei mir absolut nicht auf. Und auch sonst hatte das Buch so einige schwächen.
Fangen wir aber einfach mal an Anfang an.
Krestel wird uns von Anfang an als ein Charakter beschrieben, dessen absolute Stärke in ihrem strategischen Denken liegt. Ob gewollt oder ungewollt, Krestel beobachtet, analysiert und kritisiert bis ins kleinste Detail ihre Umgebung. Was durchaus interessant gewesen wäre, wenn die Welt von Valoria, Herran und Darca nicht so absolut blass, fad, uneinsichtig und langweilig gewesen wäre.
Den Krestels Alltag selber könnte auch langweiliger nicht sein. Besuche bei ihrer besten Freundin (und deren super hottem Bruder der auf Krestel steht), irgendwelche Gesellschaftsspiele (die zeigen sollen wie UNGLAUBLICH Krestels Beobachtungsgabe ist – Spoiler: nicht) irgendwelchen Bällen (die uns eventuell die Gesellschaft, in der Krestel verkehrt näherbringen soll) oder in ihren eigenen Gemächern. Mehr kriegen wir von ihrem Alltag nicht mit. Rückblickend frage ich mich grade was die Gute den ganzen Tag gemacht hat- oder viel mehr die letzten 17 Jahre. Bei so viel Action droht man ja schon beinahe einzuschlafen!
Auch der Szenenwechsel zu Arin selber macht das Ganze nicht besser. Schmiede, bei Krestel, in der Stadt, bei Krestel, auf einem Fest (mit Krestel)… Es ist immer wieder die gleiche Laier. Hufeisen, heimliche Waffen, heimliche Treffen… Wobei sich mir da eine Frage stellt, die sich durch das ganze Buch durchgezogen hat:
Was ich mit bekommen habe war, dass die Valorianer die Herrani (Herranen? Herranos…? Urgh… egal) versklavt hatten. Sklaven. Versklavung. Ich habe jetzt keinen wirklichen Abschluss im Studienfach der Sklav-onologie, aber… waren Sklaven nicht ihren Herren untergeordnet? Hatten die Herren nicht eine… gewisse Macht? Sogar Verantwortung für ihre Sklaven?
Arin stolziert nämlich die gesamte erste Hälfte wie ein König durch das Buch und kommt damit sogar sehr glimpflich davon. Wirklich rügen tut ihn Krestel nicht ein einziges Mal. Arin kann gefühlt machen was er will. Er schmiedet heimlich mehrere Tonnen an Waffen, die er nachts über die Mauern des Anwesens schmeißt. Er trifft sich heimlich mit einer Rebellenarmee und koordiniert diese dann auch noch locker flockig. Er kommt auf so ziemlich jedes Fest mit, auf das Krestel geht. Er kann anscheint einfach so ihre Gemächer betreten und mit ihr eine Runde Gesellschaftsspielchen spielen. Dazu ist er ungehobelt, frech und auf seine Art auch sehr Vorlaut und das interessiert Krestel so… null.
Nada, niente.
Ich meine… okay, einige Menschen lassen sich einfach schwieriger Reizen als andere. Aber dann tickt Krestel aus, weil eine andere Herrani Sklavin auf dem Grundstück Arin schöne Augen macht. Also ich weiß ja nicht…
Aber die Umgangsformen in Valoria scheinen ja eh ganz… anders zu sein als hier, nehme ich einfach mal an. Ich kann es nicht genau sagen, da ich von der Gesellschaft absolut keinen Plan habe. Die Feste auf denen Krestel war wurden zwar bis ins kleinste Detail ausgeschmückt und durchgekaut, aber wirklich was davon mitgenommen habe ich nicht- außer der Tatsache das jemand ihrer Freundin Jess mal den Zucker wegnehmen sollte. Auf diesen Festen war immer wieder von dem neusten Klatsch und Tratsch in der valorianischen Gesellschaft die Rede, von dem ich aber entweder nichts behalten habe oder nichts mitbekommen habe.
Der einzige Gossip der wirklich mehrfach erwähnt wurde, wurde später auch noch einmal aufgegriffen. Und danach auch nie wieder. In einer Tour wird man hier mit Informationen gefüttert mit denen man absolut nichts anfangen kann.
Und das endet nicht nur bei dem Gossip der Valorianer, der einem getrost am aller Wertesten vorbei gehen kann, sondern zieht sich weiter über die Haupt- und Neben Charaktere.
Den von denen gibt es einige. Unsere beiden Hauptcharaktere, Krestel und Arin, sind beide in erster linie zwei Sachen: Langweilig und Leer.
Ich weiß, dass Krestel 17 Jahre alt ist, nicht Kämpfen kann, Musik mag und ihre Mutter tot ist. Noch dazu ist sie die Tochter des Generals. Nicht wirklich viel persönliches. Oh! Und sie mag ihr Pferd.
Von Arin weiß ich noch weniger. Er ist, glaube ich, von blauem Blut, ein Stratege (haha…) und… ja, keine Ahnung wie Alt. Das erfährt man nicht. Und wenn man es erfahren hat habe ich es definitiv wieder vergessen.
Bei den Nebencharakteren kann ich eigentlich nur Jess, Ronan, Preller und Krestels Vater aufzählen. Und alle samt waren so leer und blass, dass mir keine Charakter eigenschaft wirklich in Gedanken geblieben ist. Jess ist hyperaktiv, Ronan weiß nicht wann Schluss ist, Preller leidet unter Stimmungsschwankungen und Krestels Vater ist Dauer-Afk.
Die ansonsten vorgestellten Charaktere muss man einfach so hinnehmen.
Denn wenn „Spiel der Macht“ an einem spart, dann an dem Tiefgang. Charaktere kommen, Charaktere gehen. So nach dem Motto wandern wir mit Krestel durch das Buch. Ich kriege einen Charakter vor die Nase gesetzt und darf mir selber zusammen reimen wer das eigentlich ist, wie er in Beziehung zu Krestel steht, warum er da ist und…. Dann ist er auch schon wieder weg, ohne sonstige Erklärung! So! Nächster Charakter…
Und so geht es immer weiter.
Und es bleibt nicht nur bei den Charakteren! Ich hatte beim Lesen das Gefühl einen Zeitungsbericht zu lesen. Tiefgang in den Gefühlen und Empfindungen der Charaktere sucht man hier vergebens.
Bestes Beispiel hierfür ist die Amme von Krestel, Ennai. Die gute Dame wird uns recht zu Anfang als eine sehr wichtige Bezugsperson für Krestel vorgestellt, nachdem ihre Mutter gestorben ist. Ihr Vater war immer weg und Ennai hatte sich Krestel angenommen. Eine Ersatzmutter sozusagen.
Ich glaube alles in allem kam sie aber nur 4-mal vor und einmal davon ging es um ihren Tod und einmal um einen wirren Traum mit ihr.
Wirkliche Trauer um ihre verstorbene Amme findet man bei Krestel auch nicht. Ich weiß ja nicht wie es anderen geht, aber wenn eine für mich wichtige Person stirbt, dann würde ich erstmal in meiner Trauer eingehen. Wer weiß, vielleicht hat Krestel ja auch getrauert, aber dann wurde es nur eine halbe Seite umschrieben und danach tanzten die Einhörner wieder auf dem Regenbogen und alles war wieder gut.
Hat man sich aber erst einmal durch die ersten 200/220 Seiten gekämpft wird man auch irgendwie entlohnt. Denn dann passiert auch endlich etwas. Wobei da auch nicht alles ganz logisch ist… Ich meine, wenn ich und mein Volk verraten wurden und man mir und den anderen mit der absoluten Abschlachtung droht… joar, dann lasse ich mich auch gefangen nehmen, führe eine ganze Weile ein Leben als „privilegierte Sklavin“ (Ich raste gleich aus), während meine Freundin irgendwo im Sterben liegt, meine ganzen Freunde und Bekannte irgendwo als Gefangene gehalten oder grade werden und vertiefe meine Liebe zu dem Rädelsführer der ganzen After-Show-Party. Seems legit…
Wo ich schon grade beim Thema Liebe bin: woher kommen diese Gefühle Arin gegenüber?
Woher zum Teufel? Es fing von jetzt auf gleich an, dass Arin Krestel und Krestel Arin liebte? Aber warum? Gut, bei Arin kann ich es verstehen, Krestel hat ihn immer etwas menschlicher behandelt als es die anderen Taten. Aber bei Krestel? Arin war in einer Tour unhöflich, unfreundlich und dreist zu ihr!
Klar, da denke ich auch mit meinem großen Strategen-Hirn: „Boha! GEIL!“

Was es an dem Buch dann zu loben gibt, dass es dennoch zwei Sterne gibt? Zum einen das absolut fantastische Cover und die letzten… Uff…. 5 Kapitel? Den so furchtbar ich auch 60% des Buches fand, diese Kapitel haben es für mich noch einmal rausgehauen und ich bin wirklich dazu geneigt Teil zwei zu lesen um zu wissen was aus Krestels Plan geworden ist und wie Arin damit weiter verfährt!

Fazit:
Zu blasse Charaktere!
Zu unausgearbeitete Welt!
Keinerlei Emotionen oder auch nur Erklärung, wie es zu gewissen Handlungen oder Reaktionen kommt. Der Leser wird alleine in einer ihm völlig fremden Welt zurück gelassen und darf sich alles erklären und zusammen reimen.
Dennoch hat es mich neugierig auf Band 2 gemacht und ich gebe der Reihe noch eine zweite Chance.
Ansonsten rate ich jedem von dem Buch ab, der hier auf den Klappentext vertraut. Es gibt nicht einmal halb so viele Spannungen, Intrigen und Liebesszenen wie der nämlich verspricht.
„Die Schatten von Valoria – Spiel der Macht“ von Marie Rutkoski bekommt daher von mir lieb gemeinte 2 von 5 Sternen und damit eine eingeschränkte Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 10.05.2021

Konnte mich leider nicht überzeugen

Die Quellen von Malun - Blutsohn
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“Blutsohn - Die Quellen von Malun” setzt fast nahtlos an den Ereignissen aus Band 1 an und führt die Geschichte unserer Protagonisten weiter, mit ein paar kleinen Zusätzen.

An diese Stelle setze ich einen ...

“Blutsohn - Die Quellen von Malun” setzt fast nahtlos an den Ereignissen aus Band 1 an und führt die Geschichte unserer Protagonisten weiter, mit ein paar kleinen Zusätzen.

An diese Stelle setze ich einen Spoileralarm, für den Fall, dass ich auch dieses Mal kein Blatt vor den Mund nehmen werde!

Zu diesen kleinen “Zusätzen” zählen unter anderem die weiteren Sichten mit denen wir beschenkt werden. Neben Leymon, der soweit ich weiß schon im ersten Teil seinen Gastbeitrag hatte, sehen wir nun auch vermehrt die Sicht vom Blutsohn selber und von einem neuen Charakter, Siberi, zu dem ich später noch kommen werde.
Der zweite Teil macht einiges wett, was der erste Teil, in meinen Augen, versäumt hat. Zum einen Erfahren wir mehr über die Gottgeborenen, die Götter, deren Fähigkeiten und die Vergangenheit. Der Fokus liegt auch mehr auf dem Krieg selber, den Zuständen in dem Land und weiteren Intrigen innerhalb der einzelnen Konstellationen. Dadurch, dass unsere Charaktere so breit gefächert sind und sich über das Land verteilt befinden, lesen wir auch mehr von verschiedenen Standorten des Landes und was dort passiert.
Wir sehen die Kriegsfront, die Rebellenfront, die Seite der Flüchtlinge, die der Gottgeborenen im sicheren Malun, die Seite der Pamusch und auch ab und zu die Sicht des Blutsohnes.

Was ich an dieser Stelle einmal hervorheben möchte, ist, dass ich gerade die Kapitel von Lunis, dem Blutsohn, Nelja und Leymon sehr gerne gelesen habe! Sie waren durchgehend spannend, informativ und sehr gut geschrieben und ich habe mich immer gefreut wenn am Anfang eines Abschnittes der jeweilige Name stand!

Doch bei all der Vielzahl an Sichten, Perspektiven und Seiten in diesem Buch hatte ich, alles in allem, nicht das Gefühl, dass die Geschichte wirklich voran geht. Sie blieb auch nicht auf der Stelle. Das Verhältnis würde ich als “kompliziert” betiteln.

Mein erstes Problem habe ich, definitiv, mit Siberi. Nicht, weil er der Antagonist ist. Nein. Sondern weil er absolut abstinent im ersten Band war. Ja, Rabanus meinte “Wir warten lieber noch ein Paar Tage, bis Dorgen in seinem neuen Amt fest ist”, das erklärt aber nicht wieso wir, bis auf die letzten Seiten im ersten Band, nichts von ihm gelesen haben. Er wurde als Antagonist in den zweiten Band eingeführt und sorgt dort nun für Unruhen. Ja, das ist seine Aufgabe als Gegenspieler, dennoch wirkt er für mich nicht ausgearbeitet und ausgereift und eher in die Geschichte geworfen. Er taucht auch, wenn es die Geschichte für nötig hält und ist Übermächtig mit seinen Fähigkeiten als Gottgeborener. Seine einzige Schwäche scheint zu sein, dass wenn er emotionaler wird seine Kräfte nicht mehr ganz so wollen wie er. Was ihn im großen und ganzen nicht zu stören scheint. Er hat seine Augen und Ohren überall, seine Kräfte gelten als Unübertroffen und er scheint es auch mit den mächtigsten Göttern aufzunehmen. Was kann da noch mit einspielen?
Richtig, eine weitere Seite seiner Fähigkeit mit der er Dorgen das Gesicht von Feyla simulieren kann und ihn so in eine Liebschaft mit sich zwingen kann. An dieser Stelle wurde es für mich mit dem Verständnis schon schwer. Ich wusste nicht woher diese Fähigkeit kam, woher diese Verbindung kam, was genau sie auslöst und das Dorgen dieser so absolut ausgeliefert war.

Dorgen hat, von allen Charakteren in dieser Geschichte, wohl am meisten gelitten. Unter Siberis Einfluss wurde Dorgen von einem Anfangs sehr geliebten Anführer binnen weniger Tage zu einem absoluten Tyrann vor dem jeder Angst hat. Was ich lustig finde, da ich immer nur höre wie unsere Protagonisten erzählen, sie hätten gehört, dass Dorgen so furchtbar sei. Ich höre keinen anderen Charakter das sagen. Woher haben unsere Protagonisten die Informationen, wie konnten sie so weit getragen werden? Das Tailin darüber bescheid weißt ist klar, weil er eine ähnlich seltsame, magische Verbindung zu Dorgen hat, wie Siberi. Nicht ganz so toxisch, aber dennoch für mich absolut nicht greifbar. Diese Verbindung kam und ging und war mal da, dann wieder nicht… Irgendwann wollte ich dem ganzen nicht mehr folgen.
Zurück zu Dorgen. Sein Charakter wurde unter Siberis Einfluss einfach in den Abgrund gerissen. Seine Befehle wurden radikaler, gedankenloser und nahmen Menschenleben in Kauf und als er aus dieser Trance, in die Siberi ihn steckte, erwachte und die Ausmaße seiner Taten sah lernte er auch nicht aus seinen Fehlern. Er macht auf mich nicht den Eindruck als würde er so wirklich Widerstand leisten. Auch als Alia auftaucht und sich eine weitere magische Verbindung zwischen ihnen auftut bringt dies nichts und Dorgen verfällt wieder Siberi obwohl er deutlich hinter die Fassade sieht, was Siberi ist, was er tut und wie er vorgeht. Wie gesagt: Siberi ist einfach übermächtig. Wie geht man gegen so einen Charakter also vor?


Wo wir gerade bei Alia sind:
Ihr Charakter-Ark war speziell. Nachdem ich mich beim ersten Teil darüber beschwert hatte, dass andauernd eine Flucht angekündigt wird, die nicht passiert, werden wir mit dieser ziemlich schnell beschenkt. Sie, ihre Schwester Nelja und ihr Half-Love-Interest-Mariusch fliehen also. Okay, vorher hatten sie bzw. Alia noch eine Begegnung mit dem Blutsohn. Mit dem mächtigen, gefürchteten Blutsohn, der sie auch prompt Vergewaltigt…. Schlägt….? Ich bin mir recht unsicher welche Methode genau angewendet wurde. Nach dem ganzen bekommt der Blutsohn Alia nicht mehr aus dem Kopf und sie und ihre Konsorten fliehen.
Und diese Flucht war ziemlich enttäuschend. Interessante Passagen wie die Situation bei Erisa wurden Stark verkürzt. Auch hier wurde wieder das Prinzip des, wie ich es ab jetzt nenne, “irren Zeitsprungs” angewendet. Alia und Nelja kommen an, es wird kurz der neue Charakter vorgestellt, dann kommt ein neues Kapitel eines neuen Charakters, wir springen zurück zu Alia und Nelja und boom, es sind mehrere Tage vergangen und wir müssen wieder weiter. Es ist Schade. Erisa machte auf mich einen sehr interessanten Eindruck und brachte etwas neuen Wind in die ganze Lage, dass es meinen Lesefluss beeinträchtig hat, sie wieder so schnell gehen zu lassen. Es herrschte für mich keine vernünftige Balance zwischen spannenden Sequenzen und narrativen Bombardements an Informationen.
Jetzt kommt natürlich die Frage auf, wo war den Mariusch bei der ganzen Sache, wenn er doch mit den beiden geflohen ist:
Er ist gestorben.
Ziemlich am Anfang der Flucht wurde er in der Mitte zerteilt und das war es dann mit ihm. War ich geschockt? Nicht wirklich. Dennoch habe ich die Szene zweimal gelesen, weil ich nicht ganz verstand was ich da gelesen habe. Es kam so aus dem nichts und war mir auf der anderen Seite so egal, dass ich dem nicht weiter nachgehen wollte. Auch der Impakt den dieser Tod auf Alia hatte wirkte auf mich nur minimal. Ja, sie hat mehrere Tage getrauter und Essen und Trinken verweigert, aber davon bekam ich wenig mit, da genau diese Trauerphase in die Zeit mit Erisa fiel, sprich: Alles übersprungen.
Am Ende führte ihr Weg sie in das Lager von Dorgen, wo sie auch prompt die sterbende Nureen mehr oder weniger ersetzen soll und es entspannt sich zwischen ihr und Dorgen eine Liebesbeziehung (?) mit einem Akt der Leidenschaft über den auf magische Weise auch Feyla Bescheid weiß (für die das anscheint komplett Okay ist, weil es ist ja nicht “so eine Beziehung”) und während dieser sich Alia auf eine Reise via Astralprojektion Richtung Lunis macht. Diese Szene und die ganze Beziehung zwischen den beiden war ein weiterer Bestandteil der langen Liste an Gründen, wieso ich der Geschichte irgendwann nicht mehr folgen konnte und wollte.

Wenn wir gerade schon einmal bei Lunis sind ist er auch Teil eines großen Plotttwists, dessen Ausmaß scheinbar nicht ganz bei mir angekommen ist, da ich weder von ihm, noch von einem anderen Charaktere, der in diesen Twist mit involviert ist, wirklich viel mitbekommen habe. Die Bindung zu den Charakteren hat im allgemeinen sehr gelitten. Wo ich im ersten Teil noch meine Freude daran hatte mit den anderen Charakteren zu bonden, ist davon nichts mehr zu sehen. Dorgen und Alia habe ich schon abgefrühstückt, weiter geht es mit Feyla.

Feyla ist in der Zwischenzeit bei den Wüstenfrauen angekommen, einer Untergrundorganisation die sich der Rebellion verschrieben hat und aus Frauen besteht, die Walerius in der Vergangenheit in der Wüste ausgesetzt hat.
Hier tun sich auch mehrere Ungereimtheiten für mich auf. Zum einen ist diese Organisation mir zu schwammig. Sie kommt aus dem nichts und das was mir als Erklärung dargeboten wird, wie sie entstanden ist, reicht mir nicht aus um das Bild irgendwie rund zu machen. Noch dazu scheint ja jeder dort Feyla zu misstrauen, dafür, dass sie von Walerius ausgesetzt wurde. Walerius ist in diesem Konstrukt immer noch der Hauptfeind. Dafür, dass die Feyla aber nicht zu 100% trauen, darf sie dann doch schon viel machen, rumlaufen und an diversen Gruppenaktivitäten teilnehmen.
Ein weiterer Dorn im Auge sind die Verwandtschaftsverhältnisse die nun mehr enthüllt werden. Im Kontext der Geschichte ergeben die vielleicht sich, für mich als Leser kommen sie aber wie aus dem Nichts und werden auch nicht zu genüge erklärt. Ist der Zusammenhang für den späteren Verlauf in der Geschichte noch relevant, oder war er nur da für einen weiteren dieser Schock-Momente. Auch ihre Seite der Geschichte ist nicht ganz unberührt von den Zeitsprüngen und der Alltag bei den Wüstenfrauen wird mir als Leser nicht ganz ersichtlich.
Es verhält sich ähnlich wie im ersten Teil bei Alia. Wir werden im groben mit den Regeln der Gemeinschaft konfrontiert, aber die Protagonistin spinnt ihr Leben dann drum herum. Bei Alia ist es anscheinend nie aufgefallen, dass sie ihrer Arbeit nicht zu 100% nachgeht und Feyla kann sich frei bewegen und mehrere Tage am Bett der Todkranken Nugia verbringen ohne das es groß jemanden störrt.
Ungeachtet ihrer seltsamen, wie aus dem nichts entstandenen Verbindung zu Siberi und ungeachtet dieser absolut unangenehmen und in meinen Augen auch unnötigen Szene (weil sie wieder nichts beigetragen hat und nur für den Schockmoment da war) mit der Ex-Sklavin Thia die ihre Macht als Gottgeborene zur Schau gibt. Dazu komme ich gleich auch noch.

Abschließend noch ein paar Worte zu Tailins Kapiteln:
Ich habe sie gehasst. Jedes einzelne.
Seine Kapitel waren am stärksten Betroffen von diesen Zeitsprüngen. Hier ein paar Tage, da mehrere Wochen, hier einige Monate. Das zeitliche einordnen ist schier unmöglich. Dazu kommt die Bombadierung mit Informationen. Tailins Kapitel bestehen zu 95% nur aus Beschreibungen und Umschreibungen, in einem solchen Maße, dass man fünf Seiten getrost überspringen konnte und immer noch an der gleichen Stelle war. Seine Kapitel drehten sich hauptsächlich um seine Empfindungen rund um seine Fähigkeiten, wie ich das verstanden habe. Dabei wird so viel mit der Umgebung gespielt, so viele Eindrücke geschildert, so viele… Naturphänomene dargebracht, so oft gestorben, dass ich irgendwann nicht mehr hinterher kam und mir auch nicht mehr die Mühe machte. Ich wurde bei Tailin einfach mit so vielen Informationen zu geworfen, mit denen ich wenig bis gar nichts anfangen konnte, dass ich es irgendwann aufgegeben habe. Ich kann daher auch nicht mehr viel zu Tailin sagen.

Kommen wir noch einmal zu den Gottgeborenen, von denen es im ersten Teil ja noch hieß, dass es ganz wenige gibt. Sie seien eine Rarität in dem Lande und man würde Wochen- und Monatelang nach ihnen Suchen. Und damit meine ich nicht die Gottgeborenen die der Blutsohn direkt sucht, wo Haarfarbe und Augenfarbe übereinstimmen. Sondern wirklich die Gottgeborenen an sich.
Und während sie im ersten Teil noch so selten waren, haben wir sie nunmehr im absoluten Überfluss. Nicht nur Nelja ist, wie vermutet, eine Gottgeborene, nein! Auch Alia ist eine. Die Sklavin Thia ist eine, bei den Pamusch gibt es etliche. Dann natürlich Siberi! Nugia ist ebenfalls eine Gottgeborene und Nureen, wenn ich mich nicht ganz Irre, auch! Bei den Wüstenfrauen gibt es mit großer Wahrscheinlichkeit, neben den spannenden Verwandtschaftsverhältnissen auch noch einige Gottgeborene. Jeder hat auf einmal Fähigkeiten die er Entwickelt. Und natürlich wird auch mit Vermutungen um sich geworfen, wer die Stücke von Talun und Maluna in sich trägt. Doch dahingehend fehlt es mir dann wiederum an Informationen.
Was mich zu noch einem Problem bringt: die Geschichte hält sich mit Informationen auf, mit deren Erhalt ich als Leser absolut nichts anfangen kann. Und davon hat Blutsohn eine Menge! Auf der anderen Seite wird aber mit Informationen und Szenen gespart, die wirklich was zu der Geschichte beitragen können.


Würde man mich Fragen, worum genau es in Band 2 geht, könnte ich die Frage nicht wirklich beantworten, da gleichzeitig so viel und so wenig passiert und sich die Geschichte im Kreis dreht aber auch nicht. Die Beziehungen zwischen den Charakteren sind unklarer denn je, viele Szenen kommen aus dem Nichts und wirken Erzwungen und gestellt, während auf der anderen Seite auch so viele Situationen sind die absolut nichts zum großen Ganzen beitragen. Wir haben immer noch nicht wirklich erfahren, was die “große Verschwörung” ist, die im ersten Angekündigt wurde, wie die “Schicksale” der Protagonisten miteinander Verbunden sind.. Es dreht sich alles im Kreis und man kommt nicht wirklich voran.
Feyla bewirkt bei den Wüstenfrauen nichts.
Tailin ist mit seinen Kräften noch nicht wirklich weiter (und ich frage mich ja wirklich wie Chaveen es sicher und heile zu Tailin gebracht hat, wenn es den Dreien anscheinend so schlecht geht) und wirft nur immer mehr Fragen auf.
Dorgen ist hilflos mit der Situation überfordert und findet keine Lösung und macht auf mich auch nicht wirklich den Eindruck daran groß etwas ändern zu WOLLEN.
Und Alia? Die hat es zu Dorgen geschafft und herausgefunden, dass sie eine Gottgeborene ist. Würde ich auch nicht wirklich als Erfolg verbuchen.

Fazit:

Band 2 hat mich sehr enttäuscht. Der Einstieg war unglaublich spannend und es ging rasant los, nur damit es schnell abschwacht. Ich hab keine Sympathie mehr für die Charaktere empfunden, weshalb es mir auch immer schwerer fiel mit Leib und Seele bei ihren Schicksalen dabei zu sein. Als Leser wird man hingehalten und mit Informationen zu geschmissen, während der eigentliche Plot nicht ins Rollen kommt. Ich bleibe mit mehr Fragen zurück als am Anfang und war am Ende einfach nur froh die letzte Seite umblättern. Auch wenn einige Charaktere dabei waren, an denen ich Spaß hatte, war das Gesamtpaket für mich nur enttäuschend und hat den ganzen Rest runter gezogen.

“Blutsohn - Die Quellen von Malun” bekommt von mir daher 1,5 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 10.05.2021

Flaches Finale, mir großem Potential

Die Quellen von Malun - Blutschicksal
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Der Kampf um die Vorherrschaft von Ruann geht in die finale Runde. Unsere Protagonisten machen sich bereit sich Walerius, Rabanus und Siberi zu stellen und ihr Leben und Malun zu verteidigen.
Ein epischer ...

Der Kampf um die Vorherrschaft von Ruann geht in die finale Runde. Unsere Protagonisten machen sich bereit sich Walerius, Rabanus und Siberi zu stellen und ihr Leben und Malun zu verteidigen.
Ein epischer Showdown?
Dann wollen wir mal.

Vorab möchte ich aber einige positive Aspekte und Dinge, die mir sehr gut gefallen haben, hervorheben!

Auch an dieser Stelle möchte ich, wie immer, vor Spoilern vorwarnen. Wer sich nicht spoilern lassen möchte kann gerne bis zum Fazit springen!

Besonders hervorheben an diesem Band möchte ich die Ausschnitte aus der Chronik von Galeja. In diesen erfahren wir mehr über die Zeit, weit vor dem ersten Band. Und sie waren für mich mein Highlight. Es ist sehr spannend zu sehen wie sich die Geschichte entfaltet und wie man Antworten auf Fragen bekommt, die man nun schon eine sehr lange Zeit mit sich rumträgt. Noch dazu sind diese Passagen sehr flüssig geschrieben und fliegen nur so dahin.
Ebenso hatte das Buch durchaus den ein oder anderen Moment bei dem ich mir wirklich ein Lachen verkneifen musste, das hat die gesamt Stimmung dann doch sehr angehoben.
Ein weiterer Punkt der mir gut gefallen hat war der Umgang mit dem Ableben von Walerius. Nachdem Siberi sein “Werk” vollendet hat und seine Rache bekommen hat, erfüllt ihn dies mit keinerlei Zufriedenheit und er fühlt sich leer und einsam. Und ich finde, dass ist eine sehr gute Darstellung von Rache. Denn sie bringt nicht immer die gewünschte Erlösung und die erhoffte Befriedigung. Fand ich sehr großartig!
Auch das Nachwort der Autorin fand ich on-point. Es war interessant zu lesen, wie sie den “Wandel der Welt” während des Schreibprozesses empfunden hatte und was es mit ihr gemacht hat. Dazu möchte ich später gerne noch etwas zu sagen.

Im allgemeinen bin ich aber sehr Enttäuscht von Blutschicksal.
Lasst mich das ein bisschen ausführen:
In meinen Augen trifft hier das “Trilogien-Phänomen” zu, welches ich damals so um 2010 bis 2012 beobachtet habe.
Das bedeutet, dass eine dreiteilige Reihe mit einem starken ersten Band beginnt und der zweite Teil dann ziemlich nachlässt. Als zweiter Band hat er nur die Funktion den Anfang und das Finale zu verbinden und wenn möglich noch ein einige Informationen bereit zu stellen und die Wandlung der Charaktere voran zu bringen. Oftmals ist der zweite Band daher der “langweiligste” der drei Bände. Es passiert wenig, es ist eher ruhig und alle bereiten sich auf das Finale vor.
Wenn dann der dritte Band rauskommt sind natürlich die Erwartungen sehr hoch, es ist ja immerhin das Finale. Gerade bei den Büchern die in dem oben genannten Zeitraum rauskamen (z.b. Bestimmung, Cassia & Ky, Godspeed) war der dritte Band dann aber doch der Enttäuschendste und das “grande Finale” blieb aus. Und ich finde, dass dieses “Phänomen” auch hier zutrifft.
Mir hat die Reihe im allgemeinen nicht gut gefallen, bin ich ehrlich.
Der erste Band war, rückblickend von allen der stärkste. Im zweiten Band haben wir viel von eigenen Wandlungen gelesen und es ging viel um die Vorbereitung für den Krieg. Mehr aber nicht. Und alles was im zweiten Band gefehlt hat, kam dann, auf schlag im dritten Band.
Und wenn ich sage “Auf Schlag” dann meine ich das auch so.
Das Finale war mit großem Abstand eine der chaotischsten und wirrsten Szenen die ich seit einer ganzen Weile gelesen habe!
Ich versuche das alles, so gut es geht, zu ordnen, denn ich habe eine ganze Weile gebraucht um das Ende zu verarbeiten.

1. Das Problem mit der Zeit
Ich habe es in meiner letzten Rezension bereits angesprochen, aber ich möchte noch einmal darauf hinweisen. In diesem Buch wird viel gereist. Sehr viel. Eigentlich in jedem Kapitel und es ist jedes mal gefühlt eine Weltreise. Und ja, ich weiß, dass Reisen, gerade zu Fuß oder mit dem Pferd ihre Zeit dauern, gerade wenn man durch das ganze Land reist.
Hier kommt aber ein großes Aber mit zwei winkenden Händen:
a) wird es irgendwann langweilig und leider auch, so hart es klingt, nervig, wenn die Charaktere die eine Reise antreten, die dann tage- und nächtelang geht, sie bei dem Ort ankommen, dann verbringt man als Leser ein oder zwei Seiten dort und reist wieder tage und nächtelang zurück. Und das kam in diesem Band nicht nur ein oder zweimal vor. Vor allem in Gedanken geblieben ist mir die Situation von Tailin und Leymon mit den anderen zu diesem Vulkan reisen mussten. Dann sind sie tage- und nächtelang gereist, waren da, dann wurde binnen kürzester Zeit diese Zeremonie abgefrühstückt und dann bitte alle im Gänsemarsch in zweier Reihen wieder zurück reisen.
Wieso? Und wieso so oft?
Nelja und Dorgen, Alia und der Blutsohn, Dorgen und seine Konsorten, Leymon und Tailin, Siberi. Tage- und Nächtelang.
b) Und das schlimmste an dieser Sache ist, dass es einfach absolut keine Kontinuität gibt, was den zeitlichen Fluss an sich beschreibt! Nehmen wir noch mal unser Beispiel von vorhin: Leymon und Tailin sind tage- und nächtelang unterwegs, für mehrere Wochen oder gar MONATE! Und was machen die anderen Charaktere in der Zeit? Wechselt man dann von deren Kapitel zu z.b. Feylas Kapitel wirkt es, als wäre zwischen ihren Kapiteln absolut gar keine Zeit vergangen. Ich kann die Geschehnisse absolut nicht einordnen! Irgendwo hieß es mal, dass Feyla ein Jahr mit Dorgen verheiratet gewesen sei. Das habe ich so absolut gar nicht empfunden. Für mich ging das alles viel zu schnell und zeitgleich viel zu langsam. Wenn ihr mich fragt waren das allerhöchstens ein paar Wochen, maximal vier Monate.
Weil ich, während aller drei Bände, kein Zeitgefühl aufbauen konnte. Hat die Geschichte binnen einer Woche gespielt? Ein halbes Jahr? Drei Jahre? Eine Decade? Ich weiß es nicht. Eine zeitliche Einordnung gab es für mich nicht! (Anm. d. R. : Die Autorin hat in der Leserunde geschildert, dass alle drei Bände in einem Zeitumfang von ca. zwei Jahren spielen. Ändert aber nichts an der Tatsache, dass ich es während des Lesens nicht so empfunden habe.)

2. It’s A Kind Of Magic
Eben so ein großes Problem war für mich der Umgang mit der Magie. Auch da muss ich etwas ausholen:
Am Anfang hatten wir so ziemlich null mit Magie zu tun, diese wurde uns dann nach und nach vorgestellt bis auf einmal alles auf einmal kam. Und hier kommen wir zu einigen Unterproblemen die ich damit habe.
a) Irgendwann war die Magie an einem so allgegenwärtigen Stand angekommen, dass alles andere irrelevant war. Ich hatte das Gefühl, dass Magie und gerade der Zustand eines Göttergeborenen mehr oder weniger dazu missbraucht wurde, “lästige” Passagen wie das Heilen von Wunden, das zunehmen von Nahrung oder das Schlafen auszublenden oder zu umgehen. Dafür wurden solche Szenen aber ersetzt durch, für mich absolut wirre, chaotische und nicht nachvollziehbare Abfolgen irgendwelche magischen Riten. Im Verlauf seiner Ausbildung landet Tailin das ein oder andere mal in einem See, Fluss, Wasserbecken (?) und erlebt dort seine Magische Wirkungen. Diese Szenen folgen aber so Schlag auf Schlag und nehmen einen so großen Teil der Geschichte ein, während sie zugleich sehr von anderen Handlungssträngen ablenken und nicht wirklich etwas beitragen, was wir als Leser nicht schon wissen. Es wäre auch kein Problem gewesen wenn sich das auf ein oder zwei Szenen beschränken würde. In diesem Fall kam das aber so oft vor, dass ich die Kapitel von Tailin und Leymon irgendwann nur noch überspringen wollte. Auch das Ende war so von der Magie eingenommen, dass der eigentliche Kampf komplett auf der Strecke geblieben ist. Magie macht in der richtigen Dosis echt Spaß. In diesem Fall war es für mich einfach zu viel.
b) Auch hier mangelte es an einer gewissen Kontinuität. Und damit beziehe ich mich einmal mehr auf Tailin und in diesem Fall auch auf Alia. Tailin wurde nach Malun gebracht um dort gelehrt zu werden, wie er seine Magie Hand zu haben hat. Er kannte sich mit Magie absolut nicht aus und wusste nichts damit anzufangen. Die Visionen die er Nachts hatte haben ihn beinahe wahnsinnig gemacht. Und es hat gedauert, bis er die Magie halbwegs unter Kontrolle hatte (bis zu dem Punkt wo es dann nach einem weiteren Ritual auf einmal perfekt klappte. Aber gut, das hat was mit Leymon zu tun.). Alia auf der anderen Seite entdeckt in der Mitte von Band 2 ihre magischen Fähigkeiten, wendet sie am Ende das erste mal richtig an und ist anfang des dritten Bandes bereits eine erprobte und erfahrene Kämpferin mit ihren Kräften. Sie weiß das “Goldene Netz” zu nutzen, Schutzzauber zu sprechen, in die Gedanken anderer zu Schleichen und versuchen sie zu heilen. Absolut. Ohne. Irgendeinen. Lehrer. Ohne Training. Ohne irgendwelche Vorkenntnisse. Es gab für mich keinen ersichtlichen Lehrprozess und Alia war einfach von jetzt auf gleich eine Meisterin ihrer Fähigkeiten, die es sogar fertig gebracht hat den stärksten aller Gottgeborenen fernzuhalten. Weil…? Keine Ahnung.

3. Du bist ein Gottgeborener! Und du bist einer! Und du!
Wo wir gerade schon bei den Gottgeborenen sind. Jeder ist einer. Gefühlt ist jeder Charakter dem wir während dem Verlauf der Geschichte begegnen ein Gottgeborener. Auch solche, die am Anfang ganz normal waren, aka: alle unsere Protagonisten.
Alia: Gottgeborene.
Dorgen? Gottgeborener
Tailin. Gottgeborener
Feyla? Gottgeborene
Die SklavinThia? Gottgeborene. Nugia? Gottgeboren, Nelja? Gottgeboren, Siberi. Gottgeboren. Leymon? Gottgeborener. Alle. Wirklich ausnahmslos. Dafür, dass sie am Anfang so selten gewesen sein sollen, sind sie nun wirklich im übermaße zu finden. (Anm. d. R: Auch diesen Punkt hat die Autorin während der Leserunde erklärt und zwar hat sie die Charaktere und Verbündete absichtlich so ausgesucht, weil sie die einzigen sind, die am Ende genug Macht aufbringen können um den Krieg zu beenden. Ändert trotzdem nichts an meinem Punkt.)
Auch die Umstände unter denen Gottgeborene entstehen können, ergeben sich mir einfach nicht. Auf der einen Seite wurde mir als Leser suggeriert, dass Gottgeborene entstehen, wenn man mit seinem Partner schläft und dabei einen dieser magischen Steine trägt. Auf der anderen Seite habe ich dafür aber keinerlei Belege, da ich nicht weiß unter welchen Umständen Alia und Nelja gezeugt wurden. Und Für mich sind es im Gesamtverlauf der Geschichte einfach zu viele Gottgeborene. Die Sicht der “Menschen” bekommen wir gegen Ende einfach nicht mehr mit, da ja sogar die Bösewichte in der Geschichte allesamt Gottgeborene sind. Dieser Zustand wird für mich irgendwann sehr inflationär gebraucht und ab einem Punkt war es nicht mehr wichtig ob jemand gottgeboren ist, sondern wer es nicht ist. Es fehlte einfach ein normaler Charakter, der die andern etwas am Boden hält. Denn gerade gegen Ende der Geschichte waren unsere Protagonisten mit dem Kopf sehr in den magischen Wolken!

4. Wenn Gewalt nicht mehr schockt, sondern langweilt
Die Reihe ist gewalttätig. Sehr gewalttätig. In jedem Kapitel kommt es irgendwo vor, das irgendjemand missbrauch, getötet, gefoltert oder vergewaltigt wird. Das ist nichts für schwache Nerven, da bin ich ehrlich.
Mein Kritikpunkt ist aber nicht, dass es zu viel Gewalt ist, weil ich Gewalt in Büchern nicht gut haben kann (was nicht der Fall ist). Sondern das es über die drei Bände verteilt so unfassbar viel Gewalt ist, dass ich ab einem Punkt nicht mehr mit der Wimper gezuckt habe. Es war einfach zu viel. Auch hier gilt: Irgendwann fragst du dich nicht mehr ob dem Charakter etwas schlimmes zugefügt wurde. Sondern welchem Charakter nicht. Jeder Charakter wurde Misshandelt, Gefoltert, Vergewaltigt, Missbraucht, Geschändet, immer wieder bis zur totalen Besinnungslosigkeit gefoltert und, und, und. Ich weiß, dass dieses vorgehen zeigen soll die schrecklich diese Welt ist und vor allem wie schrecklich Walerius und Rabanus sind. Nur weiß ich das als Leser irgendwann, jedes weitere Mal trägt in diesem Zusammenhang nichts mehr zur Geschichte mit bei. Und ja, ich weiß, dass das gerade sehr herzlos klingt! Doch ab einem Punkt haben mich die Schicksale der Charaktere nicht mehr berührt. Am Anfang war das was anderes, da ich noch eine Verbindung zu den Charakteren, gerade zu den Protagonisten, aufgebaut hatte. Je mehr Charaktere vorgestellt wurden, desti vager und kürzer wurde die Charaktervorstellung, bis zu dem Punkt an dem ich nur zwei Informationen hatte:
Wie der Charakter hieß und wie Walerius ihn misshandelt oder vergewaltigt hatte. Und in welche verwandtschaftlichen Zusammenhang sie mit Feyla standen (jeder ist mit ihr Verwandt. Jeder.)
Der Schock ließ proportional zum Fortschritt der Geschichte nach. Je vager die Charaktere wurden, desto stumpfer reagierte ich auf ihr “Schicksal”. Aus der Sicht der Leserin wurde es auch mit jedem Mal immer vorhersehbarer, stumpfer und plumber. Die Masse macht es. Und hier war es einfach zu viel. Irgendwann war der Schockeffekt weg, denn ich wusste ja wie die Welt von Ruann funktioniert und nach dem 50ten mal dachte ich mir nur: “Weiter im Text.” Mir musste nicht mehr gezeigt werden, wie schrecklich alles ist. Ich wusste es. Ich wusste es seit nunmehr drei Bänden.

5. Glücklich bis ans Lebensende - aber muss das sein?
Ich gönne jedem Charakter für gewöhnlich das Beste was die Geschichte zu bieten hat. In diesem Fall ist es was anderes. Nicht, dass ich die Charaktere hasse, sondern dass es im Kontext der Geschichte nicht gepasst hat.
Ja, hat. Denn in dieser Geschichte, die uns drei Bände lang das Schlimmste vom Schlimmen zeigt, in der mit Mord und Totschlag nur so um sich geworfen wird und in der es keine Hoffnung gibt überlebt. Jeder. Hauptcharakter.
Wir haben diesen Krieg nun drei Bände mitgemacht und so wie ich es bisher immer gelesen habe ist kein Krieg ohne Verluste. Dieses Buch ist da eine Ausnahme. Eine für mich sehr enttäuschende Ausnahme. Da am Ende der Geschichte so ziemlich alle Charaktere auf irgendeine Art und Weise überleben. Der Tod war zum Greifen nah für vier bis fünf Charaktere wenn ich mich nicht täusche. Und sie alle haben überlebt. Alle. Dieser Krieg hat sich nicht nach einem Verlust angefühlt, sondern für mich eher nach einer Enttäuschung.Ich wünsche natürlich keinem Charakter den Tod, aber das in diesem fall kein Charakter gestorben ist fühlt sich dann doch falsch an.
Das Ende wirkt aber auch ansonsten nicht rund auf mich.
Zum einen wäre dort der Fluch, der mit einem mal gebrochen wird (und somit zu einer Art neuen Fluch wird für die nächsten Generationen) und zu anderen der Epilog, der für diese Geschichte einfach eine Spur zu blumig ist. Denn es reicht natürlich nicht aus, dass jeder Charakter überlebt. Sie alle Leben auch noch Glücklich bis an ihr Lebensende. Ohne das es weitere Zwischenfälle gibt. Ohne eine erneute Blutära, ohne irgendwelche Kriege, Streitereien, Verluste… dieser ganze Krieg, der nun drei Bände lang angeteasert wurde fühlt sich einfach nicht richtig an. Nicht “ausreichend” genug. Alles findet, ohne Nachwirkungen, zu einem Happy End.
Wie gesagt, für mich fühlt sich das, in Zusammenhang mit der Geschichte, einfach nicht richtig an.

Ich habe mit Sicherheit noch einige Kleinigkeiten vergessen, wie zum Beispiel dass einige Charaktere am Ende einfach vergessen wurden (Siberi, Kori, Nuren). Das plötzliche Auftauchen einer neuen Spezies, die vorher nicht angekündigt wurde (Drachen). Die Monster, die Siberi auf einmal hergeholt hat. Thia, die auf einmal die mächtigste Gottgeborene zu sein schien (auch wenn Tailin vorher diesen Titel hatte). Die Tatsache, dass Sayra auf einmal redet, während sie vorher nur geschwiegen hat. Dass sie AUCH auf einmal eine der mächtigsten Gottgeborenen ist, die auf Erden wandeln. Was ist mit dem Widerstand passiert?
Aber… ich glaube alles in allem habe ich die, für mich, wichtigsten Punkte zusammengefasst.
Dazu muss ich aber sagen, dass ich vermute, dass die Geschichte als eine Filmreihe sehr gut funktionieren könnte. Viele Szenen könnte man in meinen Augen visuell besser darstellen, als in Textform, gerade bei dem sehr szenischen Schreibstil der Autorin. Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass mir die Filme sehr gut gefallen würden.

Fazit:
In meinen Augen wird in diesem Band auch wieder viel zu viel um den heißen Brei geredet. Und dafür, dass er so dick ist, passiert dann doch erschreckend wenig. Es gibt zu viele Ungereimtheiten die am Ende nicht ganz aufgelöst werden und auch die Charakterentwicklung findet nicht wirklich ein festes Standbein. Die ganzen Nebenstränge machen es, gerade gegen Ende der Geschichte, nicht einfach dem Fluss weiter zu folgen.
Alles in allem hat mir leider auch das Finale der Geschichte nicht wirklich zugesagt.

Blutschicksal - Die Quellen von Malun erhält von mir einen von fünf möglichen Sternen. Leider war es nicht meine Geschichte.

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