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Veröffentlicht am 10.05.2021

Cinderella vs. Milliardär

Something Pure
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„Something pure“ von Kylie Scott erzählt eine moderne Cinderella-Story der etwas anderen Art und zeigt dabei deutlich die großen Unterschiede, unzähligen Vorurteile und schwierigen Verhältnissen zwischen ...

„Something pure“ von Kylie Scott erzählt eine moderne Cinderella-Story der etwas anderen Art und zeigt dabei deutlich die großen Unterschiede, unzähligen Vorurteile und schwierigen Verhältnissen zwischen Arm und Reich auf.

Nach ihrem Studiumsabschluss hält sich die junge, unscheinbare Alice als Kellnerin in einer kleinen Bar über Wasser. Ein Job, der sie nicht nur unglücklich und unzufrieden macht, sondern sie auch an der wahren Liebe zweifeln lässt- bis Beck auftaucht. Der charmante, gut aussehende Hilfskellner schafft es sich durch seine originelle Flirterei in Alices Herz zu schleichen. In nur wenigen Tagen nähern sich die beiden schnell an und beginnen ernste Gefühle füreinander zu entwickeln. Doch als Becks Vater plötzlich stirbt, muss der junge Mann schnell zu seiner Familie zurück. Er bittet Alice völlig überstürzt und unerwartet mit ihm nach Denver zu kommen. Und tatsächlich nach einigem Zögern entscheidet sich Alice Beck zu folgen und trifft in Denver Nichtsnutzen auf eine schwierige Familiensituation und ein milliardenschweres Imperium, sondern muss sich auch mit allerhand Vorurteilen, Intrigen und schwierigen Situationen in der Welt der Reichen auseinandersetzen.


Die Protagonisten Alice und Beck können unterschiedlicher nicht sein.
Alice ist eine schlagkräftig, aber unscheinbare, unsichere und unzufriedene junge Frau, die sich jedoch durch den gesamten Roman hindurch immer wieder behauptet, schwierige Situationen mit Bravour meistert und sich schließlich als starke Persönlichkeiten bewährt. Beck kann von Anfang an mit Charme, Liebeswürdigkeit und einer Vielzahl von Jane Austen Zitaten überzeugen, verliert aber im Laufe der Story seine strahlende Anziehungskraft nachdem er sich trotzt Rebellion nicht aus den intriganten Fängen der Familie befreien kann. Kann eine Liebe unter diesem Umständen wirklich bestehen?


Auch wenn die Liebesgeschichte von Alice und Beck unglaublich spannend, humorvoll und unterhaltsam beginnt, birgt der weitere Verlauf langatmige, leidige Szenen sowie viele kaum nachvollziehbare und wenig authentische Handlungen der beiden Hauptfiguren. In nahezu jedem Gespräch der Protagonisten dreht es sich um die selben Themen- Sex, Geld und das eigene Aussehen, was teilweise unangenehm, aufdringlich und störend wirkt. Vor allem die anfänglich niedliche „Enthaltsamkeitsregel“ von Beck nimmt immer mehr Raum in der Geschichte ein und lässt Alice bald wie einen sexbesessenen Teenager darstellen. Auch Beck macht sich wenig glaubwürdig, unsympathischer und muss bald feststellen, dass man mit Geld nicht alles kaufen kann. Je mehr sich die negative, angespannte Energie der Geschichte zusammen taut, desto mehr erwartet man als Leser einen großen Knall, eine schwerwiegende Krise oder überdimensionale Intrige. Doch darauf muss man lange warten und wird letztlich enttäuscht. Denn auch wenn der vorhersehbare „Knall“ noch kommt, ist dieser weder überraschen, noch großartig ausgeschmückt. Vielmehr wird das Ende schnell, unspektakulär und wenig authentisch abgehandelt und wieder einmal mehr mit Sex und Geld gelöst.


Obwohl der Geschichte Tiefgang und Glaubwürdigkeit fehlt, ist sie von Leidenschaft, Liebe und großartigen Austen-Zitaten durchzogen. Der einzigartige Schreibstil von K. Scott lässt den Leser durch die Seiten fliegen. Erfrischende, humorvolle und schlagkräftige Dialoge werden in eine tolle Kulisse mit liebevoll ausgestalteten Nebencharakteren, die teilweise eine interessantere Entwicklung erleben, als die Protagonisten selbst, eingebettet. Der gesamte Roman ist aus Alices Sicht geschrieben, was einen guten Einblick in ihre Gefühle und Gedanken ermöglicht und der Geschichte Persönlichkeit und Emotionalität verleiht.

Obwohl mich die Lovestory alla Cinderella nicht bis zum Ende erreichte, schaffte es der großartigen, amüsanten und spannenden Schreibstil mich mitzureißen und in der Geschichte zu fesseln. Wer also schwierige Familiengeschichten mag, viel Lachen möchte und das ein oder andere Mal den Kopf schütteln will, darf sich „something pure“ nicht entgehen lassen.

Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung trotz der 3/5 Sterne.

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