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Veröffentlicht am 31.05.2021

Eine Deutsche in Japan

Demnächst in Tokio
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Mit 18 Jahren heiratet Elisabeth den über 30 Jahre älteren Ernst Wilhelm und folgt ihm 1934 an die deutsche Botschaft in Tokio. In der heutigen schnelllebigen Zeit,( dass meine ich im wörtlichen Sinn, ...

Mit 18 Jahren heiratet Elisabeth den über 30 Jahre älteren Ernst Wilhelm und folgt ihm 1934 an die deutsche Botschaft in Tokio. In der heutigen schnelllebigen Zeit,( dass meine ich im wörtlichen Sinn, wir fliegen in ein paar Stunden nach Tokio, damals war es ein mehrwöchige Reise mit dem Zug) können wir uns diese Reise kaum vorstellen, Ein sehr behütetes Mädchen und ein Diplomat auf schwierigen Parkett in der Zeit der Nationalisten in allen Ländern. Aus welchen Gründen entsteht so eine Ehe? Wie lebte es sich damals in Japan? Wie war es nach dem Ende des zweiten Weltkriegs? Wie hat die junge Frau die politische Lage in Japan erlebt? Was hat sie von dem Chinesisch/Japanischen Krieg gewusst? Wie stand sie zu den Nationalsozialisten?
All diese Fragen beantwortet die Ich-Erzählerin auf eine sehr persönliche Art und Weise. Es sind alles fiktive Personen, aber Menschen wie sie hier beschrieben werden haben so gelebt und gearbeitet.
Als Leser erfahren wir wie sich aus dem unbedarften jungen Mädchen, eine politisch aktive Frau entwickelt. Wir lesen sehr persönliche Berichte von einer Ehe, einer Liebesbeziehung und von ungewöhnlichen Freundschaften.
Am Ende eines langen Lebens berichtet Elisabeth ihrer Tochter von dieser Zeit.
Es war kein aufregendes Buch, spannend wurde es durch die ausführliche Beschreibung der geschichtlichen Hintergründe. Es ist keine reine Liebesgeschichte, es ist auch kein geschichtlicher Roman, es ist eine gelungene Mischung aus beiden.

Veröffentlicht am 31.05.2021

Auf dem Friedhof

Das Buch des Totengräbers (Die Totengräber-Serie 1)
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Das Cover vermittelt ein eigenartiges Gefühl, die untere Fläche ist stumpf mit erhabenen Buchstaben darüber ein Kreuz in einer glatten schwarzen Umgebung, es vermittelt den Eindruck ein Grab. ...

Das Cover vermittelt ein eigenartiges Gefühl, die untere Fläche ist stumpf mit erhabenen Buchstaben darüber ein Kreuz in einer glatten schwarzen Umgebung, es vermittelt den Eindruck ein Grab. Absolut passend zum Titel und Thema in diesem Roman denn er spielt oft auf dem Friedhof.
Der junge Kriminalinspektor Leopold von Herzfeldt kommt aus dem beschaulichen Graz nach Wien, er soll den dortigen Beamten neue Ermittlungsmethoden schmackhaft machen. Er stolpert gleich zu Beginn in eine Ermittlung mit einer Frauenleiche und stößt seine neuen Kollegen vor den Kopf.
Schlechter geht der Start nicht, Leo kann das, denn auch dem Chef wird er unsympathisch. Nur mit dem Totengräber den er für einen alten Fall besucht kann er zu mindestens reden. Als noch mehr tote Frauen auftauchen, soll er seine neuen Methoden einbringen und der Totengräber wird auf Grund seiner Kenntnisse über Leichen sein unwilliger Partner.
Es ist eine Stimmung in diesem Buch die unterschwellig fast als böse zu bezeichnen ist, die Leichtigkeit, Sinnfreude und Musik die man sonst mit Wien in Verbindung bringt ist hier kaum zu finden.
Antisemitismus, Armut, Unfähigkeit und Schlamperei sind Merkmale dieser Stadt am Ende des 19. Jahrhunderts.
Leo kommt aus einem behüteten Elternhaus mit Geld und ist dementsprechend von sich selbst überzeugt. Er stößt alle vor dem Kopf mit seiner besserwisserischen Art. Nur der Totengräber hat keine Probleme damit. Er ist auf Augenhöhe denn auch er ist anders wie seine Kollegen.
Die Verbindung zwischen den beiden wird spannend beschrieben und entwickelt sich fast zu einer Freundschaft.
Auch Leo selber entwickelt sich am Ende zu jemanden der auch eigene Fehler erkennt und eingesteht.
Da es Band 1 ist, kann ich mir gut vorstellen wie er sich mit zu nehmenden Alter zu einem fähigen Kriminalbeamten und echten Wiener entwickeln wird.

Veröffentlicht am 18.05.2021

Sehr spannend

Unter Wölfen
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1942 Isaak Rubinstein haben die Nachricht das sie deportiert werden erhalten. In seiner Verzweiflung bittet er eine ehemalige Freundin um Hilfe. Sie ist Widerstandskämpferin und sagt unter einer Bedingung ...

1942 Isaak Rubinstein haben die Nachricht das sie deportiert werden erhalten. In seiner Verzweiflung bittet er eine ehemalige Freundin um Hilfe. Sie ist Widerstandskämpferin und sagt unter einer Bedingung zu, er wird im Austausch für den Widerstand arbeiten. Er soll sich als Ermittler ausgeben und den Mord an eine Schauspielerin aufklären. Er begibt sich in größte Gefahr denn hinter den Ermittlungen stehen mehr. Isaak will sich nicht mehr wie ein Lamm zur Schlachtbank führen lassen, deshalb geht er alle Risiken ein.
Es ist viel mehr als ein Krimi. Die Ermittlungen sind Beiwerk zu einem Widerstandsthriller.
Abgesehen von der Spannung hat mir die Atmosphäre im Roman gefallen. Sehr detailliert wird die Judenverfolgung und Planung von seitens der Gestapo aufgezeigt. Gleichzeitig wird das Leid der Juden beschrieben. Isaak schlüpft in die Rolle eines Obersturmbannführers, auf Augenhöhe mit den Männern die seine Familie und andere Juden als Ungeziefer bezeichnen und töten. Er stellt fest wie es ist wenn Macht korrumpiert, nicht mehr verfolgt zu sein sondern die Möglichkeit zu haben Leben zu retten. Er sieht wie es ist wenn man nicht mehr der kleine Hausmeister ist, sondern der Blockwart.
Gleichzeitig ist er Jude, strenggläubig und sanftmütig.
Er verabscheut alle die ihn umgeben und ist voller Sorge um seine Familie und seine Freundin.
Dieses Dilemma ist in jedem Wort zu lesen: Man sieht den verblendeten Jungen, den ehrgeizigen SS Mann, den gefolterten Widerstandskämpfer, die Menschen auf der Straße die sich ducken, Juden auf den Lastwagen. Die Person von Isaak und alle die ihn umgeben agieren für mich als Leser auf Augenhöhe, alle sind gleich wichtig, es gibt keine Haupt- oder Nebenfiguren.
Am Ende fragt man sich wie geht es weiter der Krieg dauert noch drei Jahre. Ich hoffe es gibt Fortsetzungen.

Veröffentlicht am 16.05.2021

Ein Dammbruch

Der Himmel ist hier weiter als anderswo
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Nach dem überraschenden Tod ihres Mannes kann Fee nicht mehr Geige spielen. Sie ist in ihrer Trauer gefangen und meistert ihr Leben als Mutter von vier Kindern mehr schlecht als recht. Mit einem ...

Nach dem überraschenden Tod ihres Mannes kann Fee nicht mehr Geige spielen. Sie ist in ihrer Trauer gefangen und meistert ihr Leben als Mutter von vier Kindern mehr schlecht als recht. Mit einem Umzug aus der Großstadt ins Alte Land will sie ihr Leben wieder in den Griff bekommen und für sich und ihre Kinder eine neue Zukunft aufbauen. Sie kauft einen alten Gasthof der arg renovierungsbedürftig ist.
Fee ist eine sehr zurückhaltende Person, sie behält alles für sich, lässt kaum jemanden an sich heran. Sie hat viel Verantwortung kommt aber durch ihre Trauer nicht damit klar. Dieses Vermissen von ihrem verstorbenen Mann zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch. Alles muss sich an Jan und seine Ansichten messen lassen. Verständlich und passend, aber es baut sich immer mehr auf, das Neue ( Männer, beruflicher Neuanfang, Kindererziehung ) verblasst daneben. Bevor es mir als Leserin zu viel wurde, brach rechtzeitig der Damm. Das Neue in Fees Leben nahm mehr Raum ein, wurde bunter und tiefer beschrieben.
Die Nebenfiguren blieben nicht mehr blass, sondern bekamen eigene Profile.
Auch die Entwicklung jeder einzelnen Personen ging auf einmal in die richtige Richtung.
Durch den sehr zurückhaltenden Schreibstil, passte es, ich hatte nicht das Gefühl da muss auf einmal ein Ende her. Es war ein durchschlagener Knoten der die Entwicklung folgerichtig beschleunigt hat.
Das Cover spiegelt das alte Land wieder. Kirschen, Schwalben und Obstbaumblüten.

Veröffentlicht am 11.05.2021

Rosen, Usedom was will ich mehr

Wie Träume im Sommerwind
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In diesem Buch gibt es mehrere Wörter die es forderten das ich es lese. Die Insel Usedom, Ostsee, Rosen und englische Gärten. Die Mischung war perfekt, obwohl es eine große Entfernung zwischen ...

In diesem Buch gibt es mehrere Wörter die es forderten das ich es lese. Die Insel Usedom, Ostsee, Rosen und englische Gärten. Die Mischung war perfekt, obwohl es eine große Entfernung zwischen Usedom im Osten Deutschlands und Kent im Süden Englands ist.
Emilia und Clara sind grundverschiedene Schwestern trotzdem würde die eine alles für die andere tun. Als Clara verunglückt kehrt Emilia aus Paris zurück auf die Insel. Hier gibt es einige Probleme, auch sie hat einiges zu verkraften.
Um ihrer Schwester zu helfen fliegt sie nach England um eine bestimmte Rose zu suchen.
Die Liebesgeschichte war in einem wunderschönen Rahmen gebettet. Vor allem das es weniger die Liebe, sondern der Rahmen und die anderen Themen im Vordergrund standen, hat mir sehr gut gefallen. Es war nichts Alltägliches aber auch nicht so ungewöhnliche Dinge das man den Kopf schütteln müsste, eine Gärtnerei mit finanziellen Sorgen, eine alleinerziehende Mutter, ein Autounfall, ein treuer Freund und die Reise nach England. Von dieser Reise träumt aber jeder Gartenliebhaber und viele schaffen es irgendwann einmal.
Der Schreibstil ist locker, ich bin über die Seiten geflogen, es war leichte Lektüre ohne Herzschmerz, einfach wie ich es gern lese wenn ich mich einfach nur in ein Buch fallen lassen möchte.