Profilbild von TochterAlice

TochterAlice

Lesejury Star
offline

TochterAlice ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit TochterAlice über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.05.2021

Ein Wochenende für die Karriere

Hotel Weitblick
0

Das tun sich vier Mitarbeiter einer ambitionierten Werbeagentur an: der Grund. Unter ihnen soll sich entscheiden, wer eine Führrungsposition übernehmen wird. Drei Männer: Horst, Franz und Helmut, sowie ...

Das tun sich vier Mitarbeiter einer ambitionierten Werbeagentur an: der Grund. Unter ihnen soll sich entscheiden, wer eine Führrungsposition übernehmen wird. Drei Männer: Horst, Franz und Helmut, sowie eine Frau: Annette. Ein jeder kommt mit einem Riesenrucksack voller Altlasten verschiedener Art.

Der Coach ist einer mit einem gewissen Ruf, Marius Tankwart nämlich, sozusagen einer der Stars am österreichischen Consulter-Himmel. Ihm allein obliegt die Entscheidung darüber, wessen Karriere einen steilen Knick nach oben machen wird - und zwar ab sofort.

Gewisse Verhaltensmuster werden hier von Beginn an deutlich, nein: überdeutlich aufgezeigt. Sie als Klischee zu bezeichnen, ist fast schon eine Untertreibung. So macht Horst von Beginn an gleich allen klar, dass er ja wohl der Geeignetste von allen ist. Und alle Herren der Schöpfung versuchen, Annette zu ihrer Assistentin bzw. Dienstmagd zu degradieren - vergeblich übrigens.

Autorin Renate Silberer pflegt einen Stil, der ebenso eingängig wie unterhaltsam ist - unterwandert wird er jedoch von inhaltlichen Störungen und Sprüngen, denn an diesem Roman ist nicht geradlinig.

Wer von den vieren wird es schaffen? Und wie wird Marius' Beitrag dazu ausfallen?

Dass es nicht so kommt wie man es sich vorstellt, hatte ich fast erwartet. Aber nicht, dass es - so sehe ich es - gewissermaßen insgesamt zu einer Dokumentation des Scheiterns wird.

Leider ist der Roman für mich auch in sich selbst gescheitert, nämlich mit der Auflösung - sie entbehrt jeglicher Stringenz und Kraft, dümpelt nur so vor sich hin, wie der ganze Roman. Schade eigentlich, bis etwa zur Hälfte habe ich ihn richtig gern gelesen und auch danach fiel es mir nicht schwer,ihn zu lesen. Aber das Ende ergibt für mich keinen Sinn, jedenfalls keinen, der zu dem eigentlich ausgesprochen originellen Roman passt. Leider wird er - für mich jedenfalls - durch das Ende so ziemlich abgewertet.

Veröffentlicht am 12.05.2021

Spektakuläres aus dem beschaulichen Monschau

Monschau
0

Monschau kenne ich als beschauliches Eifelstädchen - Herstellungsort köstlichen Senfes und Ausgangspunkt für schöne transnationale Wanderungen.

Hier jedoch erscheint es als Zentrum einer drohenden Seuche, ...

Monschau kenne ich als beschauliches Eifelstädchen - Herstellungsort köstlichen Senfes und Ausgangspunkt für schöne transnationale Wanderungen.

Hier jedoch erscheint es als Zentrum einer drohenden Seuche, der Pocken nämlich, die dort 1962 ausbrachen, als sie in Deutschland eigentlich keine Rolle mehr spielten: hier eingeführt aus Indien und zwar von einem Ingenieur, der dort dienstlich unterwegs war.

Die Verbreitung der Seuche konnte dann vermieden werden, doch spielt dieser Roman in der Phase, in der man noch dagegen ankämpfte, während die Monschauer isoliert waren - zwangsweise.

Kommt Ihnen bekannt vor? Kein Wunder, sind Seuchen, Pandemien und Epidemien doch gerade ein Lieblingsthema der Kulturschaffenden - aus aktuellem Anlass.

Ich hatte mich sehr auf dieses Buch gefreut, meine Erwarten wurden aber leider nicht erfüllt: Im Mittelpunkt des Geschehens stehen Nikos, ein griechischer Arzt, der seine Ausbildung gerade in Düsseldorf vollendet und von seinem Doktorvater abkommandiert wird zur operativen Pandemiebekämpfung in Monschau. Er lernt dort die junge Vera Rither kennen, Erbin eben jenes Unternehmens, dessen Mitarbeiter die Pocken einführte.

Es geht um dieses Paar, um die Krankheit und, und, und....

Naja, eigentlich geht es um die ganze Welt. Autor Steffen Kopetzy bringt immer wieder Ereignisse des Weltgeschehens ein, die er den Ereignissen in der Eifel gegenüberstellt. Was dem Roman etwas stark Journalistisches verleiht - aus meiner Sicht jedenfalls. Dadurch wird der Anspruch des Romans nämlich heruntergespielt, die Betrachtung von Ereignissen, die mit dem eigentlichen Thema gar nichts zu tun haben, unterbricht die Stringenz der Handlung. Möglicherweise sollte damit Veras Figur - sie befindet sich in der Ausbildung zur Journalistin - gestärkt werden, aber aus meiner Sicht lenkt das nur ab.

Schade um das spannende Thema! Möglicherweise fällt mein Urteil aufgrund besonders hoher Erwartungen vernichtender aus, als der Roman es verdient hätte, aber da ist nun leider nichts mehr dran zu ändern!

Veröffentlicht am 05.05.2021

Wer kennt wen?

So wie du mich kennst
0


Bewertung von Jupp aus NRW am 19.04.2021
Erst einmal möchte ich sagen dass mich das Cover angesprochen hat. Ich mag Geschichten über Menschen die sich nicht nur an der Oberfläche bewegen. Hinter jedem ...


Bewertung von Jupp aus NRW am 19.04.2021
Erst einmal möchte ich sagen dass mich das Cover angesprochen hat. Ich mag Geschichten über Menschen die sich nicht nur an der Oberfläche bewegen. Hinter jedem Menschen steckt eine Geschichte der Mann sagt ihm sonst: man kann den Menschen nur vor den Kopf gucken. Das Buch wechselt immer wieder die Sichtweise und erzählt das Geschehene sowohl aus der Sicht der Verstorbenen als auch ihrer Schwester. Es ergeben sich immer wieder neue Hintergründe die sich im Laufe des Buches aufbauen. Das steigert die Geschichte und führte zu das ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen wollte und an einem Wochenende durchgelesen habe. Das Ende war schön allerdings leicht vorhersehbar. Ich hätte mir vielleicht ein anderes Ende gewünscht wobei ich nicht genau sagen könnte welches. Insgesamt ein tolles Buch…mehr
1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.
War diese Bewertung für Sie hilfreich?

Dem Autor für die Bewertung danken
Anstößigen Inhalt melden
Kommentieren Sie diese Bewertung

Bewertung von TochterAlice aus Köln am 05.05.2021
Top-100 Rezensent
Karla kennt ihre Schwester Marie besser als jeder andere. Und umgekehrt. Dachte sie zumindest, bis Marie starb. Von einem Moment auf den anderen - wie das so ist bei einem Verkehrsunfall.

Mitten in New York, wo sie seit einigen Jahren lebt, ereilt es Marie. Und Karla eilt aus dem kleinen unterfränkischen Kaff, in dem sie lebt, nach New York, um ihre Asche heimzubringen. Für die Beerdigung. Und dann fährt sie nochmal hin, um ihre Wohnung aufzulösen.

Karla hat zum ersten Mal im Leben Zugriff auf alles, was Marie betrifft. Auf ihr Notebook, ihr Handy. Sogar auf Freunde und One-Night-Stands. Naja, teilweise.

Und sie erfährt Dinge über ihre Schwester, die sie nie für möglich gehalten hätte. Wobei: kurz vor dem Unglück hatte sie schon Unglaubliches erfahren, von Marie selbst. Und jetzt noch mehr. Nichts ist mehr so wie es war. Weil Marie eben eine ganz andere war. Aber nicht nur: dass Marie eine andere war, schärft Karlas Blick

Irgendwie hat dieser Roman mich ernüchtert, meine Erwartungen nicht so recht erfüllt. Ich dachte (im Hinblick auf den Blog der Autorin), dass hier jetzt etwas sehr Neues, ziemlich Feministisches kommt. Gerade auch in Bezug auf das Thema #MeToo, das in der Handlung eine bedeutende Rolle einnimmt.

Vielleicht ist dieses Innovative ja tatsächlich vorhanden, aber es geht irgendwie an mir vorbei. Sehr viel Zeitgeist steckt hier drin, ein Moderoman quasi. Der ein bisschen an mir und dem, was für mich der Geist der Zeit ist, vorbeigeht. Sollte mich nicht wundern, denn ich gehöre einer anderen Generation an als die Autorin. Was mich oft nicht einschränkt in der Wahrnehmung der Texte jüngerer Autor*innen. Hier aber schon. Irgendwie.

Veröffentlicht am 03.05.2021

Olga, ihre Familie und die Männer

Laudatio auf eine kaukasische Kuh
3

Das sind drei Komponenten, die - zumindest aus Olgas Sicht - so gar nicht zusammen passen.

Denn Olga verweigert sich der uneingeschränkten Bekenntnis zum Kaukasus. Sowohl zu den Georgiern als auch zu ...

Das sind drei Komponenten, die - zumindest aus Olgas Sicht - so gar nicht zusammen passen.

Denn Olga verweigert sich der uneingeschränkten Bekenntnis zum Kaukasus. Sowohl zu den Georgiern als auch zu den Pontos-Griechen - von beiden stammt sie ab. Sie studiert Medizin in Bonn und niemand, aber wirklich niemand, weiß, dass ihre Eltern mit Oma und Olgas kleinem Bruder recht ärmlich am Rande von München leben. Naja, gut: ihr türkischer Studienfreund weiß Bescheid, aber alle anderen wissen nichts.

Vor allem Felix nicht, mit dem sie fast verlobt ist. Denn der ist Arztsohn aus Kiel - mit einem stabilen Familienhintergrund, der ihn vor dem Jobben während des Studiums bewahrt und gesichertem Job - er wird voraussichtlich direkt in die Fußstapfen seines Vaters treten. Doch erst einmal kommt die Promotion, die er - Olga graut schon davor - in München vollenden wird.

Doch noch, bevor hier jemand nach München oder sonst wohin ziehen kann, gibt es einen neuen Mann in Olgas Leben. Nämlich Jack, der sie einmal zufällig am Münchener Bahnhof sieht und ihr verfällt, zum Stalker wird. Er folgt ihr - und zwar bis nach Georgien.

Und da fing die Geschichte aus meiner Sicht an, etwas absurd zu werden. Sowohl Jacks Handlungen als auch Olgas Reaktionen darauf haben mich mehr als einmal verwundert und erstaunt zurück gelassen. Ab da konnte mich das Buch nicht mehr so richtig mitnehmen.

Traurig fand ich auch, dass die Autorin die Kaukasier - ob Georgier, Griechen oder was auch immer, als ziemliche Witzfiguren beschrieb. Spaß und Ironie - schön und gut, aber das hier ging weit hinaus über liebenswürdigen Humor.

Zu all dem kommt hinzu, dass ich ein literarisch anspruchsvolles Buch, keinen federleichten Unterhaltungsroman erwartet hatte. Schade, hier sind zahlreiche gute Ansätze und Ideen vorhanden, doch zu Ende geführt werden sie leider nicht!

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Chraktere
  • Cover
  • Thema
Veröffentlicht am 02.04.2021

Alice und ihr Macher

Die Erfindung von Alice im Wunderland
0

Der Macher Lewis Carroll, der in Wirklichkeit Charles Dodgson hieß und Naturwissenschaftler in Oxford war, hatte die Geschichte lange vor ihrer Veröffentlichung tatsächlich an kleinen Mädchen getestet, ...

Der Macher Lewis Carroll, der in Wirklichkeit Charles Dodgson hieß und Naturwissenschaftler in Oxford war, hatte die Geschichte lange vor ihrer Veröffentlichung tatsächlich an kleinen Mädchen getestet, nämlich an den Töchtern seines Rektors an Christ Church, unter ihnen auch Alice.

Über deren Rezeption der Darbietungen sind nur Bruchstücke bekannt, aber wie auch immer, es dürfte ihnen gefallen haben. Auch einige andere Gestalten aus dem wahren Leben des Autors dürften Eingang gefunden haben in die Figurenwelt - was nicht immer sonderlich schmeichelhaft für die Gemeinten ausfiel.
s
Im Gegensatz zu den Abenteuern der Alice entbehrt diese Geschichte eines roten Fadens, was sie nicht sehr leicht lesbarmacht. Ich habe den Eindruck, dass Peter Hunt, der Autor des vorliegenden Sachbuchs, unglaublich viele Informationen hatte und sich daran schwertat, diese knapp zusammenzufassen.

Dagegen ist die Bebilderung - auch einige Fotografien sind dazwischen, ebenso großzügige wie vielseitige. Aus meiner Sicht sehr schade - wenn er diese Bilder und den Text in einen Guss gegossen hätte, wäre dies ein tolles und einzigartiges Werk geworden - so ist es eher ein wenig langweilig. Ich habe mich beim Lesen nicht sonderlich gut in das Geschriebene hineinfinden können. Schade!