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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.07.2021

Diese Fortsetzung war überflüssig

Ein neuer Horizont
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1953. Der Krieg ist seit einigen Jahren vorbei und nur langsam kehren die Menschen in die Normalität zurück. Auf dem Erlenthaler Sandnerhof in der Nähe von Würzburg ist man zwar glücklich über den Frieden, ...

1953. Der Krieg ist seit einigen Jahren vorbei und nur langsam kehren die Menschen in die Normalität zurück. Auf dem Erlenthaler Sandnerhof in der Nähe von Würzburg ist man zwar glücklich über den Frieden, doch wird noch immer der älteste Sohn schmerzlich vermisst, der sich in Gefangenschaft befindet. Während die Jüdin Hannah Rosenberg Auschwitz überlebt hat,auf den Sandnerhof zurückgekehrt ist und endlich ihre Tochter Milena wieder in die Arme schließen kann, grämt sich deren Halbbruder Tristan über die Taten seines Vaters zu Nazi-Zeiten. Milena lernt ihren Bruder Tristan endlich kennen und erlebt auch die erste Liebe. Und Hannah trifft auf Lorenz, den sehr zurückhaltenden Schulleiter ihrer Tochter, der ihr Herz zum Schwingen bringt…
Margit Steinborn hat mit „Ein neuer Horizont“ die historische Fortsetzung von „Ein neuer Himmel“ vorgelegt, in dem der Leser erneut auf die Jüdin Hannah Rosenberg trifft und nun ihr Schicksal nach dem Krieg mitverfolgen darf. Es empfiehlt sich allerdings, den ersten Roman gelesen zu haben, bevor man sich in die Fortsetzung vertieft, da dem interessierten Leser sonst einiges an Hintergrundwissen fehlt, auch wenn die Autorin einige Grundinformationen in ihr neues Buch miteinbringt. Der flüssige und gefühlvolle Erzählstil lädt den Leser zu einer Zeitreise ein, um sich einige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg in der Nähe von Würzburg wiederzufinden und dort auf Hannah und ihre Lieben zu stoßen. Obwohl die Autorin die Zeit nach dem Krieg und die Stimmung der Menschen gut einfängt, plätschert die Handlung ohne große Spannungsmomente mehr oder weniger vor sich hin. Vielmehr geht es um die Verarbeitung des Erlebten, das jeder für sich anders handhabt und entweder daran verzweifelt, oder hoffnungsvoll in die Zukunft blickt und sich Neuem öffnet. Die Gefühle der Protagonisten werden zwar transportiert, doch wirken sie irgendwie künstlich ebenso wie die Charaktere selbst. Als Leser hatte man sich mehr Drama und Spannung versprochen, doch leider kann die Fortsetzung in keiner Weise an „Ein neuer Himmel“ heranreichen, dazu ist die Gesamtstory einfach zu langatmig, wenn nicht gar langweilig.
Die Charaktere haben gegenüber dem ersten Band ihre Strahlkraft eingebüßt. Waren sie vorher beseelt durch menschliche Ecken und Kanten, die sie dem Leser glaubwürdig an Herz wachsen und ihn mitfiebern ließen, sind sie nun ein Schatten ihrer selbst und halten den Leser auf Armeslänge von sich entfernt, so dass dieser ihnen nur folgt, aber wenig Anteil nimmt. Hannah hat einiges durchmachen müssen, doch nun endlich gibt es Hoffnung auf eine Zukunft und vielleicht auch auf ein neues Liebesglück. Tochter Milena hat ihre Mutter schmerzlich vermisst, nun ist sie eine junge Frau, die die erste Liebe erlebt. Tristan hadert mit den Taten seines Vaters und dessen Nazivergangenheit. Jeder von ihnen hat sein Päckchen zu tragen, jedoch kommt dies beim Leser nicht wirklich an, weil es gekünstelt wirkt und nicht echt, auch bei den Nebendarstellern ist dies zu beobachten.
Mit „Ein neuer Horizont“ hat sich die Autorin keinen Gefallen getan. War ihr Vorgängerband ein gefühlvoller Roman, der den Leser mitleiden und –fiebern ließ, ist dieses Werk nur ein müder Abklatsch, der kaum Gefühlsregungen hervorruft. Manchmal ist es keine gute Idee, eine gelungene und bereits beendete Geschichte nochmals wieder hervorzukramen und weiterzuspinnen. Hier hat es jedenfalls nicht geklappt. Daumen runter, keine Empfehlung!

Veröffentlicht am 14.05.2021

Blieb weit hinter den Erwartungen zurück

Wiedersehen im Flanagans (Das Hotel unserer Träume 2)
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1982 London. Wieder einmal lädt das Luxushotel Flanagans zum Jahreswechsel zu einer pompösen Party ein. Die illustre prominente Gästeschar gibt sich die Klinke in die Hand, um den Besitzerinnen der Nobelherberge, ...

1982 London. Wieder einmal lädt das Luxushotel Flanagans zum Jahreswechsel zu einer pompösen Party ein. Die illustre prominente Gästeschar gibt sich die Klinke in die Hand, um den Besitzerinnen der Nobelherberge, Emma und Elinor für ihre unermüdliche Arbeit Tribut zu zollen. Hinter der schimmernden Fassade allerdings sieht es düster aus. Das Privatleben der beiden Hoteleigentümerinnen ist ein Scherbenhaufen. Ihre Ehen bestehen nur noch auf dem Papier und ihre Töchter entfremden sich immer mehr von ihren Müttern. Ein altes, gut gehütetes Geheimnis droht, zusätzlich an die Oberfläche zu gelangen. Wird es die enge Arbeitsbeziehung und Freundschaft von Emma und Elinor zum Einsturz bringen?
Asa Hellberg gewährt dem Leser mit „Wiedersehen im Flanagans“, dem zweiten Band seiner historischen Hotelserie, auf den Tag genau 23 Jahre später erneut Zutritt in das Nobelhotel, um sich dort niederzulassen und die aufkommenden Ereignisse aus erster Hand mitzuerleben. Der flüssige und farbenfrohe Erzählstil macht es dem Leser leicht, sich auf Zeitreise zu begeben. Obwohl Emma und Elinor schon im ersten Band auf dem Parkett erschienen sind, haben sie nun die Hauptrollen inne, nachdem die ehemalige Chefin des Flanagans Linda Lansing den Posten geräumt hat. Sie läuft dem Leser zwar noch ab und an durchs Bild, spielt aber keine tragende Rolle mehr. Wechselnde Perspektiven machen die Handlung kurzweilig, die Beschreibungen des Hotels sind bildreich und erlauben während der Lektüre eine Art von Kopfkino. Doch dem Autor gelingt es diesmal nicht, den Leser restlos von seiner Geschichte zu überzeugen aufgrund der Oberflächlichkeit der Geschichte. Es fehlt an Abwechslung und Spannung, fast alles ist vorhersehbar, sodass der Leser eher durch die Seiten huscht, als von der Handlung gefesselt zu sein. Die Geschichte konzentriert sich diesmal weniger auf das Hotelgeschehen, sondern vielmehr auf das Privatleben der beiden Besitzerinnen, was viele Parallelen aufweist und nach einiger Zeit recht eintönig wirkt. Im Vergleich zum Vorgängerband schneidet dieses Buch um Längen schlechter ab und bietet nicht das Lesevergnügen, das man sich davon versprochen hat. Vielmehr wirkt es wie rasch aufs Papier gebannt, ohne ein richtiges Konzept zu haben, weshalb die Geschichte nach wenigen Seiten eher wie ein Groschenroman wirkt.
Auch die Charaktere sind eher oberflächlich gestaltet, besitzen kein Esprit, mit dem sie den Leser einfangen können. So ist dieser eher ein Mitläufer und Beobachter, der ohne jegliches Gefühlsaufkommen die Szenerie betrachtet. Elinor ist ebenso wie Emma mit dem Hotel verheiratet und gebärden sich entsprechend als Karrierefrauen. Beide verbringen deutlich mehr Zeit mit Geschäftlichem als mit ihren Familien, so sollte es nicht wundern, dass die Ehen den Bach runtergehen und sie sich ihren eigenen Kindern entfremdet haben. Elinors Tochter hat eigene Vorstellungen von ihrem Leben und will der Fuchtel der Mutter entfliehen. Emmas Tochter Frankie hat sich mit ihrer Mutter nichts mehr zu sagen, sie handelt kopflos, viel zu emotional und will partout ihren Willen durchdrücken. Die Ehemänner Sebastian und Alexander spielen hier nur Nebenrollen, sind aber eindeutig eher die Sympathieträger der Geschichte.
„Wiedersehen im Flanagans“ lohnt sich diesmal leider nicht. Nicht nur der zeitliche Sprung und der Wechsel der Hauptprotagonisten sind gelungen, auch die Geschichte selbst lässt das gewisse Flair vermissen, das der Vorgänger zu bieten hatte. Eine oberflächliche Geschichte, die wenig mit dem Hotel, dafür viel mit dem vertrackten Privatleben der Besitzerinnen zu tun hat. Wenig spannend und abwechslungsreich, dafür gibt es leider keine Empfehlung!

Veröffentlicht am 02.05.2021

Hier stellt man sich höchstens Fragen!

Keine weiteren Fragen
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Brian wuchs in einfachsten Verhältnissen auf, weshalb ihm schon früh klar war, dass er im Leben etwas erreichen möchte, was auch ein Studium an einer Uni beinhaltet. Dort kann er sich allerdings anstrengen, ...

Brian wuchs in einfachsten Verhältnissen auf, weshalb ihm schon früh klar war, dass er im Leben etwas erreichen möchte, was auch ein Studium an einer Uni beinhaltet. Dort kann er sich allerdings anstrengen, so viel er will, seine Studienkollegen verwehren ihm aufgrund seiner Herkunft und seiner oftmals tollpatschigen Art den Zutritt zu ihren Kreisen. Doch das Blatt soll sich für Brian wenden, denn er ergattert mit Fleiß einen Platz im Uniteam, das an dem anspruchsvollen Fernseh-Quiz „The Challenge“ teilnehmen wird. Auch die attraktive Alice Harbinson gehört dem Team an, in die sich Brian sofort verliebt. Während Alice von einer Schauspielkarriere träumt, bringt sie Brians Gefühlswelt völlig durcheinander, der sich nichts mehr wünscht, als dass seine Angebetete ihn erhört. Wird Alice Brian ihre Liebe schenken und sich damit gleichzeitig selbst einen Traum erfüllen?
David Nicholls hat mit „Keine weiteren Fragen“ seinen Debütroman vorgelegt, der sich mit der verwirrenden Gefühlswelt eines jungen Mannes auseinandersetzt, der von sich seinen Platz in der Welt immer hart erkämpfen muss. Der flüssige und einnehmende Schreibstil stellt den Leser an Brians Seite, um dort seine Gedanken- und Gefühlswelt genauestens kennenzulernen. Brians Leben scheint ein ewiger Kampf zu sein, denn er kommt nicht aus dem richtigen gesellschaftlichen Milieu, wirkt oft wie ein Nerd, der in einer eigenen Welt lebt und ist ansonsten recht unerfahren, was die alltäglichen Dinge des Lebens betrifft. Doch er saugt alles auf wie ein Schwamm, um bei seinen Kommilitonen Eindruck zu hinterlassen, was ihm nur mäßig gelingt. Umso mehr freut man sich als Leser, als er endlich einen Fuß in der Tür hat und Teil des Universitätsteams wird. Aber dann rutscht er ab in einen geifernden Teenager, der zum ersten Mal eine Frau sieht, lässt sich von Alice Charme und Attraktivität blenden und blendet alles andere aus. Ab da hat man als Leser oft Schwierigkeiten, seine Handeln und Tun nachzuvollziehen und ist schnell genervt von seinen Aktionen. Normalerweise hat Nicholls ein Händchen die Charakterisierung seiner Protagonisten, doch hier gelingt es ihm die Annäherung des Lesers an Brian leider nicht. Zu sehr driftet die Geschichte ab in einen Groschenroman, den man sich eigentlich nicht antun möchte. Vergleicht man diese Geschichte mit seinen Nachfolgern, dann hat sich der Autor um Längen weiterentwickelt.
Die Charaktere sind leider recht oberflächlich, sogar eher überspitzt gestaltet, so dass der Leser sich nicht wiederfindet und die Szenerie nur mit Abstand beobachtet, Nähe kommt hier leider nicht auf. Ist Brian zunächst noch ein junger und unerfahrener Mann mit einem großen Ziel vor Augen, das er mit viel Arbeit und Fleiß erreicht, so entwickelt er sich nach und nach zu einem hormongesteuerten Wesen, der alles nur noch durch eine rosarote Brille sieht und die Dinge wegwirft, die ihn anhand seines Lebenslaufes gerade interessant gemacht haben. Alice ist jung und hübsch, sie weiß ihre Reize gut einzusetzen. Allerdings ist sie auch eine Träumerin, die an die große Liebe glaubt und eigentlich ebenso unerfahren wie Brian ist.
„Keine weiteren Fragen“ ist leider kein gelungenes Debüt, da es den Leser nur oberflächlich an Brians Leben teilhaben lässt. Auch die Protagonisten und ihr Handeln sind recht dilettantisch, weshalb sich die Dinge nicht wirklich weiterentwickeln und unrealistisch wirken. Lieber zu einem der neueren Werke des Autors greifen! Dies ist kein Nicholls, den man gelesen haben muss, deshalb keine Empfehlung!

Veröffentlicht am 11.04.2021

"Heimat ist kein Ort, Heimat ist ein Gefühl." (Herbert Grönemeyer)

In einer Nacht ein ganzes Leben
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Um vor der Diktatur Francos geschützt zu sein, schicken die Eltern die 10-jährige Rita gemeinsam mit ihren Schwestern von Spanien aus ins südfranzösische Narbonne ins Exil. Dort landen die drei Mädchen ...

Um vor der Diktatur Francos geschützt zu sein, schicken die Eltern die 10-jährige Rita gemeinsam mit ihren Schwestern von Spanien aus ins südfranzösische Narbonne ins Exil. Dort landen die drei Mädchen in einem Flüchtlingsheim und müssen als Außenseiterinnen schnell erwachsen werden. Heimweh nach den Eltern, die fremde Sprache und Umgebung prägen ihren Alltag. Schnell muss Rita erkennen, dass es ganz allein ihr überlassen bleibt zu überleben. Sie mobilisiert all ihre Kräfte, um den Widrigkeiten des Lebens die Stirn zu bieten. Erst nach ihrem Tod erfährt ihre Enkelin durch 10 alte Briefe vom Schicksal ihrer Großmutter Rita…
Olivia Ruiz hat mit „In einer Nacht ein ganzes Leben“ einen ganz interessanten Roman vorgelegt, der mit einem recht einfachen Erzählstil zu unterhalten weiß. Nur anhand eines alten Brieffunds, der in einer alten Kommode versteckt war, erfährt der Leser gleichzeitig mit der Erzählerin, was deren Großmutter Rita im vergangenen Jahrhundert erlebt hat und durchmachen musste. Nicht nur die damaligen schwierigen Lebensumstände werden deutlich hervorgehoben, auch die zwiespältigen Gefühle der Geflüchteten schimmern immer wieder durch die Zeilen hervor genauso wie ihre Wünsche, Träume und die erste große Liebe. Die persönlichen Briefe sind zwar ganz ansprechend, doch erreichen sie den Leser gefühlsmäßig nicht wirklich, mutet doch alles eher wie Effekthascherei an, mehr gewollt als gekonnt. Im Vergleich zu anderen Schicksalsromanen aus jener Zeit fehlt es hier eindeutig an Konstanz und Intensität und wirkt irgendwie unecht und zusammengeschustert.
Die Charaktere sind zwar mit menschlichen Ecken und Kanten versehen, doch können sie den Leser nicht einfangen, so dass dieser sie nur von Ferne beobachtet und somit die besondere Bindung zu ihnen fehlt, die es braucht, um mitfühlen zu können.
„In einer Nacht ein ganzes Leben“ ist ganz passabel zu lesen, allerdings ohne jeglichen Mehrwert. Kann man lesen, hinterlässt aber keinen bleibenden Eindruck. Schade!

Veröffentlicht am 14.02.2021

Weniger Biografie als Wahlpropaganda

Söder
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Man merkt, die Bundestagswahl ist nicht mehr fern und die Kandidaten müssen in Stellung gebracht werden. So rührt auch Spiegel-Journalistin Anna Clauß die Werbetrommel, deren Buch über Dr. Markus Söder ...

Man merkt, die Bundestagswahl ist nicht mehr fern und die Kandidaten müssen in Stellung gebracht werden. So rührt auch Spiegel-Journalistin Anna Clauß die Werbetrommel, deren Buch über Dr. Markus Söder sich rechtzeitig in den Bücherlisten wiederfindet, hatte sie doch den Vorteil, den bayerischen Ministerpräsidenten für lange Zeit begleiten und beobachten zu dürfen.
Mit geübter Schreibe und einigem Humor versucht sie, dem interessierten Leser mit „Söder“ den Politiker, aber auch den Privatmann näher zu bringen. Doch hier verzettelt sie sich leider, denn eine Biografie kann man dieses Büchlein nicht nennen. Privates wird eher außen vor gelassen, vielmehr bekommt man den Mann präsentiert, den man schon genügend durch Funk und Medien erlebt, wo er nicht nur polarisiert, sondern den Deutschen mit seiner manchmal arroganten Pathetik und ständigen Bevormundungen mit aller Macht seinen Stempel aufdrücken will. Dabei ist man sich als Leser manchmal nicht sicher, ob Clauß Freund oder Feind von Dr. Markus Söder ist, denn aus ihrer Schreibe lässt sich auch so manche Kritik entnehmen.
Auszüge aus seinem politischen Terminkalender sind eher uninteressant, lieber möchte man sich mit dem Menschen Söder auseinandersetzen und mehr über ihn erfahren.
Nach der Lektüre von „Söder“ weiß man auch nicht mehr als vorher, also Zeitverschwendung - keine Empfehlung!