Profilbild von walli007

walli007

Lesejury Star
online

walli007 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit walli007 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.05.2021

Reiseblues

Tod auf Madeira (Ein Madeira-Krimi 1)
0

Auf einmal ist alles anders. Lauras wohl geordnetes Leben ist durcheinander geraten und das ist noch gelinde ausgedrückt. Ihre Tochter ist zum Work and Travel nach Glasgow entschwunden, die Zusammenarbeit ...

Auf einmal ist alles anders. Lauras wohl geordnetes Leben ist durcheinander geraten und das ist noch gelinde ausgedrückt. Ihre Tochter ist zum Work and Travel nach Glasgow entschwunden, die Zusammenarbeit mit ihrer Co-Autorin ist gekündigt und ihr Mann geht fremd. Deshalb ist Laura sehr froh als ihre beste Freundin Britta ihr anbietet, mit in den Urlaub zu kommen. Vier Schulfreundinnen und deren Männer fahren jährlich gemeinsam für eine Woche zum Wandern nach Madeira. Zwar fühlt Laura sich zunächst etwas fremd, schnell wird sie aber in die Gruppe aufgenommen. Allerdings dauert es auch nicht sehr lange, bis sie erste Spannungen spürt.

Laura und Britta genießen die erste Zeit auf der wunderschönen Insel. Doch schon bald wird die Freude getrübt, denn es gibt einen Todesfall. Man könnte an einen Unfall denken. Doch als Schriftstellerin von Kriminalromanen wittert Laura mehr hinter dem vermeintlich Offensichtlichen. Und so begegnet sie auch dem attraktiven Kommissar Mauricio Torres. Der will allerdings nichts von Lauras Kombinationskünsten wissen, schließlich hat er seinen Beruf erlernt. Laura jedoch ist eine der Wenigen im Umfeld, die Portugiesisch spricht. Eher widerwillig bittet der Kommissar um ihre Hilfe und so richtig können sich die beiden zunächst nicht über ihre Zusammenarbeit einigen.

Im ersten Fall für den Polizisten Mauricio Torres werden er und sein Umfeld auf liebevolle Weise vorgestellt. Der Beamte hadert nach einem Schicksalsschlag mit seinem Leben, eigentlich möchte er einiges ändern. Dieser Fall könnte ihm eine Gelegenheit bieten, sich über seine Ziele klarzuwerden. Auch die Autorin steht an einem Wendepunkt, an dem ihr der Aufenthalt in der Ferne zu einer besseren Sicht auf die Dinge helfen könnte. Dies gemeinsam mit einem Todesfall, der zunächst wie ein tragischer Unfall wirkt, ergibt eine schöne Mischung für einem Kriminalroman, der mit viel Lokalkolorit und seinen sympathischen Protagonisten punktet. Diese Lektüre möchte man gerne mit in Urlaub nehmen.

Veröffentlicht am 30.05.2021

Wetterfee

Frau Helbing und der tote Fagottist
0

Nur einmal die Nase in den Himmel heben muss Franziska Helbing, dann weiß sie schon am Morgen wie sich das Hamburger Wetter den Tag über entwickeln wird. Doch auch sonst nimmt die Fleischereifachverkäuferin ...

Nur einmal die Nase in den Himmel heben muss Franziska Helbing, dann weiß sie schon am Morgen wie sich das Hamburger Wetter den Tag über entwickeln wird. Doch auch sonst nimmt die Fleischereifachverkäuferin im Ruhestand mit Freude am Leben teil. Gerade war sie mit ihrer Freundin Heide in einem Klassikkonzert. Dort spielt ihr neuer Nachbar Herr von Pohl das Fagott. Frau Helbing wäre auch ohne so ein Konzert ausgekommen, aber sie mochte den Herrn von oben nicht enttäuschen. Nur wenig später liegt Henning von Pohl tot in seiner Wohnung. Sofort denkt Frau Helbing an ein Verbrechen.

Ehemalige Fleischereifachverkäuferin, Krimiliebhaberin und die Polizei glaubt der etwas älteren Dame nicht. Sowas. Da muss Franziska Helbing eben selbst ermitteln. Wer stirbt einfach an einen allergischen Schock, wenn er die Gefahren kennt. Da kann es doch einfach nicht mit rechten Dingen zugegangen sein. Kommissarin Schneider will allerdings weder von einem Verbrechen etwas wissen noch von ihrer neuen Co-Ermittlerin. Da könnte ja jeder kommen. Nur der nette Schneider Herr Aydin, der Helbings Ladenlokal übernahm, unterstützt Franziska Helding mit freundlichen Worten und immer einer Tasse Tee.

Möglicherweise ahnt man ein wenig früh, womit man es zu tun hat. Das stört in diesem unaufgeregten Kriminalroman aber nicht. Frau Helbing ist in ihrem ersten Fall selbstgenügsam, schrullig, aber auch zielstrebig. Gegen ihre Überzeugung kommt so schnell keiner an. Sie beschäftigt sich so intensiv mit dem Tod ihres Nachbarn, dass sie manchmal sogar ihre geliebten Krimis vergisst, natürlich nie für lange. Da geht es einem als Leser vielleicht sogar ähnlich, auch wenn man nicht in Kriminalfälle verwickelt wird. Diese sympathische Protagonistin ist für einen entspannten Nachmittag genau richtig. Einen Roman, den man mit einem Lächeln schließen kann, kann man auch mit gutem Gewissen weiterempfehlen, was dann hiermit getan sein soll.

Veröffentlicht am 24.05.2021

Lockvogel

Verlorene Engel
0

1956 in Dresden: Max Heller weigert sich immer noch in die SED einzutreten. Sein Chef kündigt an, dass er in Ruhestand gehen wird und Heller für seine Nachfolge in Betracht kommt. Doch bevor das entschieden ...

1956 in Dresden: Max Heller weigert sich immer noch in die SED einzutreten. Sein Chef kündigt an, dass er in Ruhestand gehen wird und Heller für seine Nachfolge in Betracht kommt. Doch bevor das entschieden wird, muss Max Heller verschiedene Fälle aufklären, in denen Frauen bedroht und vergewaltigt wurden. Als eine junge Frau tot aufgefunden wird, drängt die Öffentlichkeit immer stärker, dass jede weitere Tat verhindert werden muss. Heller und sein TEam setzen sich selbst unter Druck. Jeder weitere Übergriff auf eine Frau muss dringend verhindert werden. Wenigstens seine Frau Karin ist Heller eine Stütze, doch mit ihrer Ziehtochter Anni gibt es in letzter Zeit Probleme.

In seinem sechsten Fall hat es Max Heller nicht so leicht. In seiner Position fühlt er sich von den Vorgesetzten bedrängt. Er soll als Vorbild fungieren, wo er doch immer der unangepasste Außenseiter war, der trotzdem seinen Platz hatte, weil er eben ein herausragender Ermittler ist. Da der aktuelle Fall für alle Frauen nur sehr beängstigend genannt werden kann, versucht Heller alles, um den Täter möglichst schnell zu finden, damit die Frauen in Dresden wieder unbesorgt auf die Straße gehen können. Als letzte Möglichkeit denken Heller und seine Kollegen an den Einsatz eines Lockvogels.

Vor dem Hintergrund des Aufstands in Ungarn, durch den klar wird, dass die Sowjetunion nicht gewillt ist, einen ihrer Bruderstaaten aus dem Bund zu entlassen, sucht Max Heller fieberhaft nach einem Vergewaltiger mehrerer Frauen. Dabei hat Heller nur am Rande mit der Politik zu tun. Dennoch gestaltet sich die Ermittlung ausgesprochen fesselnd, gerade in dem Spannungsfeld zwischen Familie und Beruf. Man kann die Zerrissenheit Hellers gut nachempfinden und man bekommt einen authentischen Eindruck von der Entwicklung der noch jungen DDR. Ein packender Fall, in dem auch Max Heller mal falsch liegt. In diesem Fall ändert sich einiges, aber an der Leseempfehlung für die Max Heller Reihe ändert sich nichts.

Veröffentlicht am 22.05.2021

Der Taunus

Die Akte Adenauer
0

Die Eltern von Phil Gerber waren weise genug Deutschland vor Kriegsbeginn zu verlassen. Phil hat in der US-Army gedient und ist nun, im Jahr 1953, für das CiC, die amerikanische Spionageabwehr. Als kurz ...

Die Eltern von Phil Gerber waren weise genug Deutschland vor Kriegsbeginn zu verlassen. Phil hat in der US-Army gedient und ist nun, im Jahr 1953, für das CiC, die amerikanische Spionageabwehr. Als kurz vor der Wahl zum zweiten Bundestag ein Kriminalkommissar bei einem vermeintlichen Unfall zu Tode kommt, wird Gerber als deutscher Kommissar nach Bonn geschickt, um die Hintergründe aufzuklären. Während seiner Ermittlungen trifft er auf die Journalistin Eva Herden, die sich als gewiefte Forscherin erweist. Schnell wird klar, dass sowohl Gerber als auch Herden bei der Untersuchung in Gefahr geraten können.

Die deutsche Nachkriegszeit bietet viele spannende Themen. In seinem ersten Fall ermittelt Phil Gerber, der sich möglicherweise irgendwann entscheiden muss, ob er Deutscher oder Amerikaner ist, im Umfeld der hohen Politik. Gerade ist die heiße Phase des Wahlkampfs im Gang. Und vieles deutet daraufhin, dass es noch rechtsgerichtete Kreise gibt, die meinen, sie könnten das alte Deutschland wieder aufleben lassen. Dafür sind sie bereit über Leichen zu gehen. Gerber will alles versuchen, um das Schlimmste zu verhindern. Gleichzeitig tritt er auch die Nachfolge seines verstorbenen Kollegen an, wobei er sich erst einmal seinen Platz erkämpfen muss.

Wie war es so kurz nach dem Krieg? Wer arbeitete in den Verwaltungen und bei der Polizei? Natürlich waren etliche ehemalige Nazis unter den Mitarbeiten. Es gab niemand anderen, der die Vorbildung und Berufserfahrung hatte. Gut, dass das mal jemand anspricht und das noch in einen so intelligenten Kriminalroman verpackt. Auf dem politischen Spielfeld sind sie alle versammelt, Politiker, Deutsche, Amerikaner, Linke, Rechte. Und mitten drin der Deutsch-Amerikaner Phil Gerber, der sich nicht mehr so sicher ist, dass er nach Amerika zurück möchte. Das alles rankt sich zunächst um den rätselhaften Unfall es ehemaligen Kollegen. Doch bald wird klar, dass der Fall eine politische Komponente hat. Auf packende Weise gibt der Autor einen Einblick in eine spannende Zeit. Vorkommnisse, die einen realistischen Hintergrund haben und somit ausgesprochen authentisch wirken. Und man darf sich auf einen weiteren Fall für Phil Gerber freuen.

Veröffentlicht am 20.05.2021

Der Zeichner

Pandolfo
0

In einem Haufen Unrat wird ein schwer verletzter junger Mann gefunden. Der reiche Bernardino Bellapianta nimmt ihn in sein Haus auf. Bernardo selbst und sein Zwillingsbruder waren einmal Findelkinder, ...

In einem Haufen Unrat wird ein schwer verletzter junger Mann gefunden. Der reiche Bernardino Bellapianta nimmt ihn in sein Haus auf. Bernardo selbst und sein Zwillingsbruder waren einmal Findelkinder, doch sein Ehrgeiz und seine Energie haben ihm zum Aufstieg in das Mailand des Jahres 1493 verholfen. Und nun will er etwas Gutes zurückgeben. Es erweist sich das der junge Pandolfo ein begnadeter Zeichner ist. Und so kann er, obwohl er durch die Verletzung sein Gedächtnis verloren hat, seinen Lebensunterhalt verdienen. Verständlicherweise will Pandolfo auch herausfinden, wer er einmal war und wo er herkam.

In diesem historischen Roman sucht ein junger Mann nach seiner Vergangenheit und dabei erlebt er einen Teil der Geschichte. Gerade hat Kolumbus Amerika entdeckt. Eigentlich war Asien sein Ziel und es ist noch nicht klar, was für eine Entdeckung er da gemacht hat. Pandolfo interessiert sich nach seiner Verletzung nicht so sehr für die große Welt. Er möchte seine kleine Welt wieder erobern. Aber immer noch lässt sein Gedächtnis im Stich, so dass ihm erstmal nichts bleibt als einen Neuanfang zu wagen. Mit seinem Retter Bernardino Bellapianta hat Pandolfo Glück gehabt. Doch anscheinen gibt es Menschen in Mailand, die Pandolfo kennen, Menschen, mit denen er sich jetzt nicht mehr herumtreiben würde. Manchmal fragt sich Pandolfo, ob er überhaupt wissen will, wer er war.

Gekonnt vorgetragen wird dieses Hörbuch von Frank Stöckle. Aus verschiedenen Perspektiven erzählt er Pandolfos Geschichte, teils in Rückblenden, wenn Pandolfo wegen des Gedächtnisverlustes nicht selbst erzählen kann. Dabei kommt eine spannende Geschichte aus der beginnenden Neuzeit zustande. Es ein Zeitalter des Aufbruchs, der Entdeckungen und Erfindungen. Und bei seinem Meister und dessen Zwillingsbruder ist Pandolfo mittendrin. Die beiden Brüder sind das, was man heut Selfmademan nennen würde. Und das strahlt auch auf Pandolfo ab. Dieses Hörbuch ist sehr kurzweilig und gibt einen fesselnden Einblick in eine vergangene Zeit.