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Veröffentlicht am 05.11.2019

Gelungener erster Teil mit kleinen Schwächen

Im Schatten des Fuchses
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Asiatische Mythologie und eine ganz neue Welt, hier in Julie Kagawas Roman „Im Schatten des Fuchses“, dem Auftakt einer fantasiegeladenen Triologie.

„Demütige Mönche, ich bitte Euch, geduldig zu sein ...

Asiatische Mythologie und eine ganz neue Welt, hier in Julie Kagawas Roman „Im Schatten des Fuchses“, dem Auftakt einer fantasiegeladenen Triologie.

„Demütige Mönche, ich bitte Euch, geduldig zu sein und nicht vorschnell zu urteilen, denn mir ist eine Vision von der Zukunft erschienen. In dieser Vision habe ich Blut und Flammen und Tod gesehen, kreischende Dämonen und Flüsse auf Knochen, und die Welt verdunkelt sich vor Angst. Doch eine einzelne Füchsin steht über allem, unberührt, in ihrem Schatten ein großer Drache. Sie heißt Yumeko, Kind der Träume, denn sie ist unsere Hoffnung gegen die heraufziehende Dunkelheit.“

Yumeko, die von ihren Eltern verstoßen, in einem Kloster aufwächst wird Zeugin, wie wütende Dämonen ihr Heim überfallen. Denn die Mönche verstecken eines der größten Geheimnisse unter dem Dach des Klosters: Eine magische, sagenumwobene Schriftrolle. Ein Mönch überlässt Yumeko die Schriftrolle mit dem Auftrag sie in einen anderen Tempel zu bringen und nimmt ihr das Versprechen ab, die Schrift zu beschützen, komme was da wolle.

Zu Beginn war ich sehr skeptisch und zwiegespalten, da ich mit den ersten Seiten des Buches zunehmend überfordert war. Meine Kenntnisse in asiatischer bzw. japanischer Mythologie belaufen sich auf Null und gerade anfangs fielen mir die vielen asiatischen Begriffe schwer, was das Verständnis anbetraf und mir so den gesamten Start in die Story erschwerte. Selbst das kleine Glossar am Ende des Buches konnte da nicht immer Abhilfe schaffen. Je weiter ich in die Tiefen des Romans abgestiegen bin, desto leichter viel mir das Lesen und ich konnte auch die verschiedenen Mythen und Wesen immer mehr genießen.

Insgesamt ist das Buch enorm vielfältig. Es finden so viele kleine Geschichten, viele verschiedene Figuren und Wesen statt und alles gut verwoben zu einem stimmigen Gesamtbild, was ich mochte. Für mich war die hier durchscheinende Mischung aus „One Piece“ und „Sucker Punch“ zwischendrin teilweise etwas überzogen und zu mangaesk für einen Roman, aber das ist sicher Geschmackssache und war hier wahrscheinlich nicht anders zu erwarten. Auch die Einordnung ab 14 ist hier sinnvoll gewählt, da es zwar durchaus einige Kampfszenen enthält, aber nicht besonders blutig oder grausam scheint.

Schlussendlich aber ein gelungener Start in die Reihe mit ein paar kleinen Längen, aber sehr überzeugenden Charakteren.

Veröffentlicht am 11.12.2022

Mittelmäßige moderne Mythologie

Neon Gods - Hades & Persephone
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Griechische Mythologie but make it hot and new - so das Versprechen von Neon Gods - Hades und Persephone von Katee Robert.

Persephone wird gezwungen den berühmt, berüchtigten Zeus zu heiraten. Da sie ...

Griechische Mythologie but make it hot and new - so das Versprechen von Neon Gods - Hades und Persephone von Katee Robert.

Persephone wird gezwungen den berühmt, berüchtigten Zeus zu heiraten. Da sie jedoch das Schicksal der ihrer Vorgängerinnen kennt, bleibt ihr nur eins übrig. Die Flucht. Geradewegs in die Arme von Hades. Sind die Grenzen zwischen Gut und Böse wirklich so leicht zu erkennen?

Die allseits bekannten Götter bekommen vollkommen neue Gesichter. Sehr modern und nahbar, fast wie die Nachbarn von nebenan. Auch das Setting gibt dem Rahmen einen Schups in die Moderne, da der Olymp mehr oder minder zu einer modernen Großstadt wird. Zwists zwischen den einzelnen Figuren werden gekonnt gestreut und strategisch aufgebaut.

Leider wiederholen sich bestimmte Passagen und Zusammenhänge sehr oft, sodass es etwas vom Lesespaß nimmt. Auch die Liaison zwischen Hades und Persephone wird mit jeder Seite langweiliger und vorhersehbarer, statt wie erhofft heißer. Die pikanten Szenen konnten bei mir leider auch nicht den gewünschten Effekt erzielen.

Alles in allem ganz okay, mehr aber leider nicht. Schade.

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  • Gefühl
Veröffentlicht am 25.05.2021

Witzig und nett, aber ohne Tiefgang

Das Leben ist zu kurz für irgendwann
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Schwere Kost oder sanfte Unterhaltungslektüre? Ciara Geraghty wagt mit „Das Leben ist zu kurz für irgendwann“ einen Drahtseilakt zwischen gleich zwei schweren Krankheiten, einer allesentscheidenden Veränderung ...

Schwere Kost oder sanfte Unterhaltungslektüre? Ciara Geraghty wagt mit „Das Leben ist zu kurz für irgendwann“ einen Drahtseilakt zwischen gleich zwei schweren Krankheiten, einer allesentscheidenden Veränderung und amüsanter Unterhaltungslektüre für zwischendurch.
Terry und Iris sind beste Freundinnen und würden durchs Feuer füreinander gehen. Aber Iris ist krank. So krank, dass sie sich heimlich entschließt, ihr Leben in der Schweiz zu beenden, solange sie es noch kann. Als Terry feststellt, dass Iris auf dem Weg dorthin ist, zögert sie keine Sekunde. Mit ihrem betagten Dad im Auto holt sie Iris gerade noch am Hafen von Dublin ein. Die drei begeben sich auf eine abenteuerliche Reise durch England und Frankreich, und was die schlimmsten Tage in Terrys Leben hätten werden können, werden ihre besten. Denn durch Iris entdeckt sie ungeahnte Seiten an sich – und dass es ein Geschenk ist, unser Leben zu leben, jeden Tag und bis zum letzten Tag.
Die Kombination der Themen Multiple Sklerose, Demenz und Sterbehilfe scheint zunächst nahezu erschlagend, doch wurde hier der Fokus auf eine unterhaltsame, witzige Darstellung der sehr sympathischen Charaktere gelegt. Iris, MS-Patientin mit folgenschwerem Plan ist ein echtes Unikum und bringt eine gehörige Portion Lebendigkeit und Freude in die Geschichte. Auch unfreiwillig witzige Moment aufgrund der Demenz von Terrys Dad kommen nicht zu kurz. Terrys persönliche Entwicklung zwischen Ereignissen, denen sie schutzlos ausgeliefert ist bis hin zu Momenten der Erkenntnis, dass ihr Leben in ihrer Hand liegt und nur darauf wartet gestaltet zu werden wirken aufrichtig und geben dem Leser das Gefühl sie an die Hand zu nehmen und auf ihrem Weg zu begleiten.
Leider kamen mir die Aspekte der Krankheiten und auch die letztendlichen Entwicklungen in der Schweiz zu kurz. Diese sehr schweren Erkrankungen wurden hier so extrem romantisiert, dass kaum etwas von ihnen übrig blieb. Gerade die Demenz von Terrys Vater wäre besser in einem separaten Roman aufgehoben gewesen, als hier an den Rand gedrängt und zur Bedeutungslosigkeit verdammt. Auch wenn es natürlich unterhaltsam bleiben soll ist es bei einer derartigen Themenwahl doch wichtig diese auch gebührend rüberzubringen. Jemand, der nicht bereit ist dies zu lesen würde ohnehin nicht zu einem derartigen Roman greifen.
Alles in allem witzig und leicht zu lesen, keine schlechte Lektüre, allerdings fehlte mir der Tiefgang.

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.02.2020

Ein Wechselbad der Gefühle

Sweet Sorrow
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Einer der größten Dramatiker der Weltgeschichte und ein zielloser Sechszehnjähriger passen nicht zusammen? David Nicholls beweist im Coming-of-Age-Roman „Sweet Sorrow“, dass Klassiker und Moderne einfach ...

Einer der größten Dramatiker der Weltgeschichte und ein zielloser Sechszehnjähriger passen nicht zusammen? David Nicholls beweist im Coming-of-Age-Roman „Sweet Sorrow“, dass Klassiker und Moderne einfach zusammengehören.

Charlie ist ein ganz normaler Junge. Durch und durch nichts Besonderes. Das denkt zumindest er selbst. Nachdem er seine Abschlussprüfungen gründlich vermasselt hat, erwartet ihn ein langer Sommer voller trister Arbeit an der Tankstelle und dem draußen Herumlungern, auf der ständigen Flucht vor seinem depressiven Vater und seiner egozentrischen Mutter. Doch dann geschieht ein kleines Wunder. Fran. Als er der intelligenten, charismatischen Fran begegnet ist es sofort um ihn geschehen und der Sommer scheint doch nicht so übel zu werden. Doch hat Charlie die Rechnung ohne Fran gemacht, denn ihre Bedingung: Wenn Charlie Zeit mit ihr verbringen will muss er sich ihrer Theatergruppe anschließen und nicht geringeres spielen als Shakespeares „Romeo und Julia“.

David Nicholls hat eine unvergleichliche Art seine Figuren aufzubauen. Es wird nichts beschönt, keine unschönen Details ausgelassen und dennoch nicht auf die Tränendrüse gedrückt. Der Schreibstil ist wunderbar leichtgängig, unprätentiös und mit einer guten Portion trockenem, sarkastischem Humor.

Es ist eine tolle Idee den erwachsenen Charlie auf seinen besonderen Sommer zurückblicken zu lassen und so eine reflektierte Position des Geschehens zu erfahren, anstelle der Unbedachtheit eines Jugendlichen. Was dabei jedoch schade ist, ist dass dem erwachsenen Charlie bei Weitem nicht der Platz eingeräumt wurde, den der Klappentext suggeriert, was durchaus falsche Erwartungen wecken kann. Ich hätte mir hier mehr ausführlichere Wechsel zum gegenwärtigen Charlie gewünscht, um nicht nur kennenzulernen wer er war, sondern auch wer er ist.

Ich liebe die Verbindung zu Shakespeare, die sich durch den gesamten Roman zieht! Immer wieder fließen kleine Passagen aus „Romeo und Julia“ in die Story ein, ohne dass sie die Handlung zu sehr dominieren. Insgesamt sind die Passagen der Theatergruppe zu langatmig, was an der enormen Detailtiefe liegt, in der jede einzelne Situation beschrieben wird. Was an dieser Stelle teils von Nachteil ist, ist an anderer Stelle aber auf den Punkt und absolut nötig. So verdient Charlies komplizierte Familiensituation jedes Wort, ist sehr aufwühlend, bewegend und gibt dem Roman eine entscheidende Tiefe.

Insgesamt ist der Roman aber doch eher begleitet von einem Wechselbad der Gefühle. Die Idee ist großartig, die Sprache absolut perfekt getroffen, durch die teils langatmige Handlung und eine seltsame Gewichtung der Vergangenheit und Gegenwart bleibt aber ein unbefriedigendes Gefühl zurück.

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Veröffentlicht am 27.09.2019

Kontroverse Themen mit wenig Tiefe

Dreck am Stecken
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Abtauchen in die Abgründe der Menschen. Manie und Depressionen, Sprachstörungen, Kriminalität, Alkoholsucht, Tod, Demenz, all das und mehr vertreten in Alexandra Fröhlichs Roman „Dreck am Stecken“.

"Familie ...

Abtauchen in die Abgründe der Menschen. Manie und Depressionen, Sprachstörungen, Kriminalität, Alkoholsucht, Tod, Demenz, all das und mehr vertreten in Alexandra Fröhlichs Roman „Dreck am Stecken“.

"Familie ist Leben, dein Leben."

Die vier Brüder Johannes, Jakob, Philipp und Simon haben es nicht leicht. Aufgewachsen in einem Elendsviertel Hamburgs mit einer manisch-depressiven Mutter ändert sich alles, als diese sich pünktlich mit der Volljährigkeit des Ältesten das Leben nimmt. Die Jungs kommen in die Obhut des Opas und so beginnen die Abenteuer dieser etwas anderen WG. Als schließlich auch der Alte stirbt und den Jungs ein altes Tagebuch vererbt, tun sich weitere Abgründe auf und die Vier graben sich durch bis zum Zweiten Weltkrieg, auf der Suche nach der Geschichte ihrer Familie.

"Unmittelbar oder mittelbar- Schuld ist Schuld."

Alexandra Fröhlich vereint hier so viele umstrittene Themen, die einen wirklich verstehen lassen, dass die Brüder mit einigen Problemen zu kämpfen hatten. Spannend zwar, aber mir zu hintergründig. Ich hätte mir gewünscht, dass Qualität über Quantität ginge und mehr auf die einzelnen Problematiken eingegangen wird. Simon beispielsweise hat seit seiner Kindheit krampfartige Anfälle, wenn er überfordert ist. Diese geschehen immer wieder, aber Hintergründe oder ähnliches werden nicht beleuchtet. Sein Bruder ist Arzt, bringt Medikamente und das war es. Es fehlt die Tiefe. Dies zieht sich durch den gesamten Roman. Die Jungs reisen nach Argentinien, aber für den Leser wäre es dasselbe, wenn sie einfach in einen anderen Stadtteil reisen. Das Drumherum fehlt komplett.

Die Sprache fand ich außergewöhnlich und besonders, teilweise grenzwertig, derb und nahezu vulgär, aber das passte sehr gut zum Roman und den Jungs, auch wenn es zu Beginn befremdlich ist. Auch die Auswahl des Settings und der Figuren ist etwas Neues, diese Randgruppe auszuwählen und so viele negative Aspekte einzubauen ist mutig und interessant.

Insgesamt mochte ich den Roman aufgrund des besonderen Ansatzes, aber mir fehlte schlicht die Tiefe in der Darstellung.