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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.05.2022

Papierpalast

Der Papierpalast
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Elle ist Anfang 50, glücklich in ihrer Familie mit Peter und den drei Kindern. Doch insgeheim denkt sie immer noch an ihre Jugendliebe Jonas, die sie jetzt entgegen aller Vernunft wieder aufleben lässt. ...

Elle ist Anfang 50, glücklich in ihrer Familie mit Peter und den drei Kindern. Doch insgeheim denkt sie immer noch an ihre Jugendliebe Jonas, die sie jetzt entgegen aller Vernunft wieder aufleben lässt. Mit Jonas verbindet sie eine lange Geschichte, eine Geschichte, die tief in ihrer Vergangenheit vergraben ist und die sie doch nicht loslässt, denn in ihrer Kindheit wurde Elle von ihrem Stiefbruder Conrad missbraucht bis ein schicksalshafter Tag alles verändert hat.

Tja was soll ich sagen, Papierpalast ist leider wieder eines dieser hochgelobten Bücher, das für mich die Erwartungen nicht erfüllt hat. Miranda Cowley Heller erzählt hier ein furchtbares Liebesdrama, das unnötig aufgebauscht und überdramatisiert wird. Der Beziehung zwischen Elle, Jonas und Peter konnte ich leider nichts abgewinnen, ich habe weder die Anziehungskraft des einen noch des anderen verstanden und es war ziemlich nervig wie sehr Elle betonen musste, wie toll der Sex ist, den sie mit allen hat. Generell empfand ich die Sprache als eher mittelmäßig, teilweise sehr wiederholend. Auch das Frauenbild, das Heller uns hier präsentiert ist äußerst fragwürdig. Spätestens als von "meinem Prachtweib" die Rede war, hätte ich am liebsten etwas an die Wand geworfen. Elle scheint aber nichts dagegen zu haben, dass Peter sie immer wieder als sein Weib bezeichnet und generell als seinen Besitz ansieht und mit ihr Sex hat, wann er will egal ob sie richtig Lust hat oder nicht. Auch die Großmutter und Mutter vermitteln das Bild, als müsste die Frau nur hübsch aussehen und ihrem Mann zu Diensten sein. Das hätte ich in den Vergangenheitsabschnitten noch ansatzweise verstanden, aber dieses Bild wird durch das ganze Buch aufrechterhalten. Die Kinder spielen eigentlich kaum eine Rolle, man hätte sie ebensogut weglassen können, groß geändert hätte es die Geschichte wohl nicht.

Der sexuelle Missbrauch in der Familie, nicht nur in Elles Generation, wird v.a. am Anfang einfach mal so im Nebensatz abgehandelt, was ich als äußerst schwierig empfinde. Generell ist es mMn fragwürdig, solche Themen als Geheimnis anzulegen, wobei dies zugegebenermaßen hier vom gewählten Klappentext ausgeht, der jedoch auch in der englischen Fassung ganz ähnlich ausfällt. Gleichzeitig muss ich auch sagen, dass Heller diesen Part ihrer Geschichte durchaus glaubwürdig und - als es um Elle ging - feinfühlig geschrieben hat, worüber ich sehr froh bin. Vielleicht hätte sich Heller lieber darauf konzentrieren sollen anstatt alles mit dem Drama der Gegenwart zu vermischen, der ganze Handlungsstrang um Conrad bietet auch alleine schon Drama genug.

Veröffentlicht am 23.03.2022

New Yorks Leben

Die Wächterinnen von New York
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Städte sind geprägt von den Menschen, die in ihnen leben und sie pulsieren lassen. Doch was passiert, wenn die Menschen immer mehr werden und immer mehr für die Stadt an sich stehen? Die Stadt erwacht, ...

Städte sind geprägt von den Menschen, die in ihnen leben und sie pulsieren lassen. Doch was passiert, wenn die Menschen immer mehr werden und immer mehr für die Stadt an sich stehen? Die Stadt erwacht, so passiert es zumindest im neuen Buch von N. K. Jemisin: New York wird lebendig, es streckt sich und atmet ein, doch weil New York nicht nur New York ist, sondern vielmehr eine Mixtur aus den einzelnen Stadtteilen braucht ihr Avatar Hilfe von den 5 Wächter*innen um gegen die feindlichen Mächte, die ihn bedrohen, zu bestehen. Diese 5 verkörpern alle Besonderheiten ihrer Stadtteile, doch sie sind allein, verwirrt und können nur gemeinsam ein Ganzes werden.

Schon als ich das erste Mal gesehen habe, dass dieses Buch auf deutsch erscheinen soll, erwachte meine Vorfreude. Die Idee der lebendigen Städte, ein Krieg über Multiversen hinweg, und 6 Menschen, die über sich hinauswachsen müssen, klingt einfach perfekt. Schon nach wenigen Seiten war ich jedoch unglaublich enttäuscht.Der Anfang ist ziemlich verwirrend, man wird mitten in die Geschichte, mitten in das Erwachen New Yorks geworfen und genau wie der erste Avatar, Manny, steht man ratlos vor den Trümmern. Nach und nach lernt man die einzelnen Stadtteile kennen, man verfolgt ihren Weg, manchmal zusammen, manchmal getrennt. So bekommt man immer mehr vom Gesamtbild präsentiert und es zeigt sich ein roter Faden, der durch die Geschichte führt.

Das Erzähltempo ist v.a. am Anfang sehr gemächlich, obwohl die Zeit knapp ist für unsere 5 Figuren. Erst ab der Hälfte kommt etwas Spannung auf, es entwickeln sich Dynamiken, die Interesse und Spannung versprechen. Ich hätte mir zwar teilweise etwas mehr Tempo gewünscht, doch damit kann ich mich noch größtenteils abfinden. Was mich jedoch immer wieder aus dem Lesefluss geworfen hat, war die Sprache, mit der ich überhaupt nicht zurecht kam. Ich hatte ständig das Gefühl, es soll möglichst viel Slang und Jugendhaftes eingebaut werden, um zu zeigen, wie besonders und wie sehr New York die Figuren sind. Dabei habe ich jedoch überhaupt keinen Unterschied zwischen den einzelnen Charakteren gefühlt, egal ob die ältere Bron(x)ca oder die junge Inderin aus Queens, sie alle reden im gleichen Modus. Hinzu kommt, dass die Sprache manchmal unnötig vulgär und gezwungen flapsig daher kommt.

Die Figuren an sich hätten interessant sein können, doch mir war keiner der fünf sonderlich sympathisch noch irgendwie vertraut beim Lesen. Viel eher haben mich ihre ständigen Streitereien zunehmend genervt, da es immer nur darum ging, welcher Stadtteil toller ist oder in der Vergangenheit mehr leiden musste. Auch habe ich kaum eine Entwicklung bemerkt, weder in den Charaktereigenschaften noch in der Dynamik der Gruppe. Auch auf den (vermutlich überraschenden?) Twist gegen Ende wurde schon vorher so oft mit dem Holzhammer hingewiesen, dass es keine wirkliche Überraschung mehr war. Gut fand ich hingegen, dass Jemisin die Themen wie Rassismus und amerikanische Vergangenheit (auch in der Literatur!) sehr geschickt in ihre Geschichte einbaut. Sie prangert die alteingesessenen Systeme an und schreibt so eine wütende Abrechnung mit Rassismus, Antisemitismus und Snobismus innerhalb der Stadt. Immer wieder kritisiert sie auch das Wirken und die Werke von Lovecraft, was auf jeden Fall dazu anregt, sich auch selbst nochmal mehr damit zu befassen.

Das alles lässt mich am Ende dann leider doch ziemlich enttäuscht bei 2,5 Sternen zurück mit einer Geschichte, die so gut hätte sein können, deren Potential mMn jedoch größtenteils verschenkt wurde. Es mag eine Liebeserklärung an New York sein, für die mir jedoch vielleicht einfach die Liebe zu dieser Stadt fehlt? Nichtsdestotrotz spürt man die Gedanken und Kraft, die Jemisin in diese Geschichte gesteckt hat, auch wenn sie mich leider nicht überzeugen konnte.

Veröffentlicht am 28.05.2021

Naja

Der Junge, der das Universum verschlang
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Der 11-jährige Eli und sein großer Bruder August wachsen nicht wie andere Kinder auf. Nachdem der Vater die beiden Kinder absichtlich oder unabsichtlich betrunken in einen See fährt und sie fast ertrinken, ...

Der 11-jährige Eli und sein großer Bruder August wachsen nicht wie andere Kinder auf. Nachdem der Vater die beiden Kinder absichtlich oder unabsichtlich betrunken in einen See fährt und sie fast ertrinken, haut die Mutter mit ihnen ab. Sie hat einen neuen Freund, der gut mit den beiden Jungs zurecht kommt, doch blöderweise ist er Drogendealer. August spricht nicht mehr seit seinem Unfall sondern schreibt die Sätze nur noch in die Luft und Elis bester Freund wird sein Babysitter und Ex-Häftling Slim, der die beiden Jungs Briefe ins Gefängnis schreiben lässt um den Häftlingen das Leben außerhalb der Mauern näher zu bringen.

Klingt alles ziemlich wirr aber mit viel Potential. Doch letzteres wurd leider nicht so richtig ausgeschöpft. Schon recht schnell zeigt sich, dass Dalton sehr ausschweifig schreibt. Eli, der Kriminaljournalist werden möchte, wird bei einem Vorstellungsgespräch einmal wie folgt beschrieben:
"Allerdings bist du ein geborener Farbenschreiber." - "Ein Farbenschreiber?" - "Ja, ein beschissener Farbenschreiber", sagte er. "Der Himmel war blau. Das Blut war burgunderrot. Alex Bermudez' verdammtes Motorrad, auf dem er von zu Hause ausbüxt, war gelb. Du stehst auf all diese kleinen Details. Du schreibst keine Nachrichten. Du malst hübsche Bilder."
So in etwa ist auch Daltons Schreibstil, was vielleicht auch daran liegt, dass er alles aus Elis Sicht erzählt. Das klingt zwar manchmal ganz hübsch, war mir aber in großen Teilen des Buches zu viel, zu ausführlich, zu detailreich. Dalton schreibt keineswegs schlecht, aber ein paar weniger Sätze und ein paar weniger Seiten hätten mir bei diesem Buch wahrscheinlich besser gefallen. Immer wieder verschiebt er auch die Grenzen zwischen Realität und Fiktion, doch leider hat das für mich hier nur bedingt gepasst. Das magische und besondere der beiden Brüder kam leider nicht bei mir an und es blieb beim anfänglichen wirren Eindruck

Leider bin ich auch mit den Figuren nicht richtig warm geworden. Obwohl Eli ziemlich genau beschreibt, wie er sich seinen Mitmenschen gegenüber fühlt, konnte ich absolut keine Bindung zu ihnen aufbauen. Es ist zwar nicht so, dass man sie verwechselt o.ä. aber es war mir schlichtweg egal, was sie machen. Auch Eli selbst und was er so alles furchtbares erlebt - denn furchtbar ist seine Kindheit so manches Mal, man hat das Gefühl, er zieht Unglück irgendwie an - konnte mich überhaupt nicht berühren. Viel interessanter fand ich da seinen Bruder August aber der huscht leider immer nur am Rande des Blickfelds vorbei, selbst wenn er eigentlich gerade aktiv an der Handlung teilnimmt. Bis ich etwa das letzte Viertel erreicht hatte, war ich immer wieder kurz davor, das Buch abzubrechen und hätte es nicht so viele begeisterte Rezensionen anderer Leser gegeben, hätte ich das sicherlich auch getan. So wollte ich dann aber doch wissen, ob da noch was interessantes kommt. Und es kam was, zumindest in Teilen.

Eli und August lieben ihre Mutter über alles und würden auch alles für sie tun. Sie sorgen sich um sie und egal was sie macht oder sagt, sie halten immer zu ihr. Diese familiäre Liebe fand ich wirklich sehr toll herausgearbeitet und an dieser Stelle hat mir auch Daltons Ausschweifigkeit gar nichts ausgemacht, denn die Gefühle hat er zauberhaft beschrieben. Das letzte Viertel wurde dann auch noch richtig spannend, es geht rasant voran, die Handlung wird zum ersten Mal wirklich interessant und hat etwas von einem spannenden Krimi, so dass ich das Buch am Ende dann tatsächlich kaum aus der Hand legen konnte. Doch das reicht dann leider auch nicht um über die großen Durststrecken im Anfangs- und Mittelteil hinwegzutrösten und so endet es für mich mit mittelguten 2,5 Sternen.

Veröffentlicht am 23.03.2019

ein Junge auf den Spuren seiner Mutter

Kriegslicht
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Der vierzehnjährige Nathanial und seine ältere Schwester Rachel werden nach Kriegsende von ihren Eltern in London zurückgelassen. Sie behaupten, für 1 Jahr zu verreisen und lassen die Kinder in der Obhut ...

Der vierzehnjährige Nathanial und seine ältere Schwester Rachel werden nach Kriegsende von ihren Eltern in London zurückgelassen. Sie behaupten, für 1 Jahr zu verreisen und lassen die Kinder in der Obhut des neuen Nachbarn, den die beiden nur den Falter nennen. Kaum sind die Eltern weg verkehren dessen seltsame Freunde im Elternhaus und kümmern sich mehr oder weniger um die beiden. Langsam fangen Sie an sich zu fragen, wer diese Menschen sind und warum ihre Eltern nicht zurück kommen. Nathaniel und Rachel finden sich irgendwann damit ab, dass sie nun alleine sind und freundne sich mit ihrem neuen Lebne an. Doch dann geht etwas schief und plötzlich ist die Mutter wieder da. Es stellt sich heraus, dass sie als Spionin tätig war und Jahre später versucht Nathaniel die Vergangenheit seiner Mutter und deren Freunden zu rekonstruieren.

Zunächst einmal muss ich sagen, dass der Schreibstil des Autors wirklich schön ist. Die ganze Geschichte ist sehr schön erzählt, aber auch oft recht anspruchsvoll. Man sollte dem Buch immer seine volle Aufmerksamkeit widmen, sonst driftet man leicht ab wie ich finde. Hinter der ganzen schönen Erzählkunst bleiben mir die Charaktere und Handlungen jedoch auch etwas zu flach. Die einzelnen Figuren haben viel Potential konnten mich jedoch nicht zu 100% begeistern,ja haben mich manchmal sogar gelangweilt. Schade, dass man über den Falter nicht mehr erfährt, er war für mich neben dem Boxer einer der interessantesten Charaktere. V.a. letzterer hat für mich auch am meisten Tiefgang und ich hätte mir gewünscht, dass alle Figuren so beschrieben werden.
Man erfährt die ganze Geschichte aus der Sicht von Nathaniel, der manchmal sehr ich-bezogen ist, wie das bei Teenagern öfters ist. Dadurch geht v.a. vom Anfang der Geschichte viel verloren. Die Recherchen über seine Mutter sind interessant, aber konnten mich dann am Ende leider auch nicht genug fesseln um das Buch nochmal großartig aufzuwerten.

Fazit: Interessante Geschichte, bei der ich mir jedoch etwas mehr Tiefgang gewünscht hätte.

Veröffentlicht am 25.03.2024

Noto

Noto
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Konrad reist nach Sizilien, im Gepäck ein Teil der Asche seines Partners Adriano. Denn Adriano ist plötzlich gestorben, ein Unfall in seiner Wohnung in Berlin, gerade jetzt wo Konrad und er sich in Noto ...

Konrad reist nach Sizilien, im Gepäck ein Teil der Asche seines Partners Adriano. Denn Adriano ist plötzlich gestorben, ein Unfall in seiner Wohnung in Berlin, gerade jetzt wo Konrad und er sich in Noto ein Zuhause geschaffen hatten, das gemeinsame Haus endlich fertig ist. Nun weiß Konrad nicht, was er mit dem Haus und seinem Leben anfangen soll und wo er die Asche von Adriano verstreuen soll. Begleitet wird er auf seinem Weg von seinen Freunden und Adrianos Mitbewohner und Freund Santi. V.a. Santi, der das Leben leicht nimmt, schafft es, Konrad abzulenken und bringt ihn dazu, wieder nach vorne zu sehen.

Ich muss gestehen, dass ich Schwierigkeiten mit dem Buch hatte. Es fängt vielversprechend an und Konrads Trauer und Ungläubigkeit über diesen plötzlichen Verlust sind sehr realistisch geschildert. Immer wieder sieht bzw. hört er Adrianos Stimme, die ihn an die gemeinsame Zeit erinnert, aber gleichzeitig auch ermuntert sich nicht zu sehr aus der Welt zurückzuziehen. Allerdings verliert sich der Autor immer wieder in Naturbeschreibungen und Exkursen zum Leben auf Sizilien. Die eigentliche Geschichte wird zunehmend unterbrochen von den Liebes- und Lebensproblemen seiner Freunde, wodurch ich schnell das Interesse verlor. Ich habe keinen Zugang zu den Personen gefunden und empfand sie als blass, Kinder und Erwachsene klangen für mich irgendwie alle gleich.

Ich denke, durch den Klappentext hatte ich einfach etwas anderes erwartet und mehr Auseinandersetzung mit der Trauerbewältigung. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich mich grundsätzlich nicht allzu sehr für die Region Italien interessiere und mich daher die Beschreibungen nicht berührt haben. Noto ist kein schlechtes Buch, nur vielleicht nicht das richtige für mich, denn mir fehlte insgesamt die Emotionalität und Tiefe.