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Veröffentlicht am 13.06.2021

La familia grande

Die große Familie
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Jahrelang hat Camille Kouchner geschwiegen, ihrem Bruder zuliebe und auch der Familie zuliebe. Aber nun macht sie die Geschichte ihres Zwillingsbruders Victor und damit auch ihre Geschichte öffentlich, ...

Jahrelang hat Camille Kouchner geschwiegen, ihrem Bruder zuliebe und auch der Familie zuliebe. Aber nun macht sie die Geschichte ihres Zwillingsbruders Victor und damit auch ihre Geschichte öffentlich, denn seit Jahren leidet sie. Sie fühlt sich einerseits schuldig, weil sie geschwiegen hat, und schämt sich gleichzeitig.
Sie wächst in einer Familie auf, in der das Credo ist: „Es ist verboten zu verbieten…“ Ihre freiheitsliebende Mutter und ihr charismatischer Stiefvater sammeln Menschen - "La familia grande" - um sich und leben im Sommer in Sanary ein ungezwungenes und sehr freizügiges Leben. Den Kindern werden keine Grenzen auferlegt, es grenzt schon fast an Verwahrlosung. Doch dann erfährt die zwölfjährige Camille, dass ihr Stiefvater sich an ihrem Zwillingsbruder vergeht. Ihr Bruder beschwört sie, keinem etwas zu sagen, denn er ist sich sicher: „Du wirst sehen, sie werden mir zwar glauben. Aber es wird ihnen vollkommen egal sein.“ Er soll recht behalten.
Dies ist ein Roman, der unter die Haut geht, umso mehr, weil man weiß, dass die Autorin alles miterlebt hat. Jahrelang hat sie gelitten und sich an ihr Versprechen gehalten, doch irgendwann wurde das Leiden übermächtig.
Es ist erschreckend mitzuerleben, was geschehen ist und wie weggesehen und das, was passiert ist, bagatellisiert wurde.
Verhängnisvoll, abgründig, schwer zu ertragen, aber lesenswert.

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Veröffentlicht am 08.06.2021

Berger und Blom gegen die Russenmafia

Vier durch vier
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Sam Berger soll die ehemalige Zwangsprostituierte Nadja finden, die entführt wurde und bedroht wird. Ihm bleiben 75 Stunden, um sie zu finden, bevor der Entführer ihr den Kopf abschlagen will. Ein Wettlauf ...

Sam Berger soll die ehemalige Zwangsprostituierte Nadja finden, die entführt wurde und bedroht wird. Ihm bleiben 75 Stunden, um sie zu finden, bevor der Entführer ihr den Kopf abschlagen will. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt. Glücklicherweise erhält Sam die Unterstützung seiner ehemaligen Kollegin Molly Blom. Die beiden verbeißen sich in die Ermittlungen. Nichts ist so, wie es scheint und dann entdecken sie etwas, das mit Molly zu tun hat.
Ich habe zwar zuvor den ersten Band dieser Reihe gelesen, doch der zweite und dritte Band sind an mir vorbeigegangen. Es wäre sicherlich sinnvoll, alle Bände in der richtigen Reihenfolge zu lesen, obwohl man dieses Buch durchaus auch alleine lesen kann.
Dieser Krimi liest sich sehr flüssig. Die Geschichte ist sehr komplex und wird aus verschiedenen Perspektiven und aus unterschiedlichen Zeiten geschildert, so dass es spannend und abwechslungsreich wird. Berger und Blom bekommen es mit der russischen Mafia zu tun und müssen bei den Ermittlungen in menschliche Abgründe blicken.
Bei Sam Berger läuft vieles schief. Seine Frau ist mit den Kindern weg und sein Job bringt auch nicht viel ein. Das alles bringt ihn an seine Grenzen, denn er ist verzweifelt. Doch sobald er einen Fall hat, will er diesen lösen. Mir gefällt Sam als Ermittler, als Mensch weniger. Molly Blom ist mir sympathischer. Sie hat ihr Baby zur Welt gebracht und unterstützt Berger wieder einmal. In der Vergangenheit hat sie Furchtbares erlebt, aber sie schiebt das beiseite, obwohl sie es noch lange nicht verarbeitet hat.
Der Fall nimmt immer mehr Fahrt auf und es gibt Wendungen, welche die Spannung hochhalten und mich auf falsche Fährten gelockt haben.
Ich kann diesen spannenden und raffinierten Krimi nur empfehlen.

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Veröffentlicht am 06.06.2021

Kein Knochen ist je vergessen

Ostseeschmerz
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Hardy Finkel hat für seine Kollegin Greta Silber, die in ihrer Freizeit Krimis schreibt, eine Lesung organisiert. Beim Signieren danach geht Greta eine Frau ziemlich auf die Nerven. Am nächsten Tag werden ...

Hardy Finkel hat für seine Kollegin Greta Silber, die in ihrer Freizeit Krimis schreibt, eine Lesung organisiert. Beim Signieren danach geht Greta eine Frau ziemlich auf die Nerven. Am nächsten Tag werden die Kommissare zu einem Todesfall gerufen. Greta erkennt das Opfer in der Sauna sofort. Es ist die Frau vom Vortag, bei der es sich um die Esoterikerin Simone Dammbeck handelt. Die Spuren führen Hardy und Greta nach Hiddensee, wo vor vielen Jahren Personen spurlos verschwunden sind. Schon bald gibt es ein weiteres Opfer und damit beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit.
Ich kenne Hardy Finkel und Greta Silber schon, da ich auch die Vorgängerbände gelesen habe. Auch dieses Mal konnte mich Elias Haller wieder packen, denn auch dieser Fall ist sehr spannend. Der Schreibstil ist gut und flüssig zu lesen und die kurzen Abschnitte sorgen für Tempo.
Die Charaktere sind alle sehr gut gezeichnet. Hardy „Sugar“ und Greta sind zwar sehr unterschiedlich, aber sie arbeiten gut zusammen und ergänzen sich bei ihren Ermittlungen. Hardy hat einen Schlag bei Frauen und wird auch von der Praktikantin Lena Lindner angehimmelt. Auch Lena kannte das Opfer, denn sie war bei Simone Dammbeck in Therapie, und kann daher einige Informationen beisteuern. Die Esoterikerin hatte es mit Knochen und „Knochen 1954“ scheint ihr besonders wichtig gewesen zu sein. Aber auch Gretas Lebensgefährte Hannes scheint das Opfer gekannt zu haben, was Gretas Eifersucht weckt. Wenn immer auch Hardy und Greta befragen, alle scheinen etwas zurückzuhalten. Das macht die Ermittlungen nicht einfach, aber die beiden machen verbissen weiter.
Die Spannung ist von Anfang an hoch, aber es gibt auch immer wieder unerwartete Wendungen, die dafür sorgen, dass es so bleibt. Was sich dann am Ende herausstellt, ist einfach nur erschreckend. Die Abgründe, die in manchen Menschen schlummern, sind wirklich abartig.
Der Cliffhanger am Ende lässt auf einen weiteren Band mit diesem sympathischen Ermittlerteam hoffen.
Dieser sehr spannende und lesenswerte Thriller hat mich wieder überzeugt.

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Veröffentlicht am 06.06.2021

Die düsteren Seiten Wiens

Das Buch des Totengräbers (Die Totengräber-Serie 1)
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Wien 1893: Der junge Kriminalinspektor Leopold von Herzfeldt ist gerade erst von Graz nach Wien gekommen, als er es mit einem Fall zu tun bekommt, bei dem Dienstmädchen brutal gepfählt wurden. Herzfeldt ...

Wien 1893: Der junge Kriminalinspektor Leopold von Herzfeldt ist gerade erst von Graz nach Wien gekommen, als er es mit einem Fall zu tun bekommt, bei dem Dienstmädchen brutal gepfählt wurden. Herzfeldt hält viel von neuen Ermittlungsmethoden, doch nun braucht er die Unterstützung des Totengräbers Augustin Rothmayer, der auf dem Wiener Zentralfriedhof tätig ist und nebenbei noch einen Almanach für Totengräber schriebt.
Ich mag die lebensfrohe Stadt Wien, die an allen möglichen Ecken Bezüge zur Vergangenheit zeigt und damit die Touristen anzieht. In diesem Roman habe ich es mit einer etwas düsteren Stadt zu tun bekommen, die eher abweisend und morbide ist.
Die Charaktere sind gut und sehr individuelle beschrieben. In Graz hat Leopold Kriminalistik studiert und er ist von den modernen Methoden überzeugt. Doch damit kommt er bei seinen neuen Kollegen nicht gut an, auch stört es sie, dass er Jude ist. Er tut sich sowieso sehr schwer, im Team zu arbeiten. Augustin ist ein kluger Kopf, aber auch ziemlich kauzig. In ihm steckt mehr, als man auf den ersten Blick annehmen würde. Sein Wissen ist eine große Hilfe bei den Ermittlungen. Er weiß auch, dass die alte Methode des Pfählens die Untoten in den Gräbern halten soll. Das Ermittlerduo wider Willen wird unterstützt von der Telefonistin Julia Wolf, die ihren eigenen Kopf hat. Leopold muss sich mit Aberglauben und der Unterwelt von Wien auseinandersetzen und das Misstrauen gegenüber Neuem und schlamperte Arbeit machen es ihm auch nicht leicht. Aber auch er ist nicht unfehlbar und muss aus seinen Irrtümern lernen. Es wird lebensgefährlich für diese ungewöhnlichen Ermittler.
Es ist interessant zu erleben, mit welchen Methoden damals ermittelt wurde. Aber der Fall an sich ist auch sehr spannend. Ich bin schon neugierig auf den nächsten Band, denn dieses spezielle Ermittlerteam hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 05.06.2021

Es kommt immer anders, als man denkt

Provenzalischer Sturm
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Es bleibt nicht verborgen in Sainte Valérie und so warten auf der Feier anlässlich Pierres Geburtstag alle darauf, dass er Charlotte einen Antrag macht. Doch Pierre hat anderes geplant. Er möchte Charlotte ...

Es bleibt nicht verborgen in Sainte Valérie und so warten auf der Feier anlässlich Pierres Geburtstag alle darauf, dass er Charlotte einen Antrag macht. Doch Pierre hat anderes geplant. Er möchte Charlotte den Antrag ganz romantisch bei einem Wochenendtrip in die Weinregion Châteauneuf-du-Pape machen. Doch es kommt anders als gedacht, denn im Hotel wird für eine Kochshow gefilmt und die beiden Väter reisen ebenfalls an. Dann erfährt Pierre auch noch von merkwürdigen Todesfällen in der Gegend. Als die Teilnehmerin Caterine wegen Migräne absagen muss, springt Charlotte ein. Doch sie ahnt nicht, in welche Gefahr sie sich damit bringt.
Die Autorin Sophie Bonnet führt uns mit diesem Krimi in die Provence und beschreibt nicht nur die Gegend sehr malerisch, sondern macht auch noch mit den Problemen im Weinbau vertraut. Der Klimawandel macht den Winzern zu schaffen und auch der Verkauf von alten Weingütern an chinesische Investoren ruft Unmut hervor.
Die Personen sind alle lebendig und sehr individuell gezeichnet. Charlotte und Pierre sind ein sympathisches Paar. Pierre Durand ist mit Leib und Seele Polizist und er will sich von niemandem mehr in die Suppe spucken lassen. Diese seltsamen Todesfälle wecken sein Interesse, obwohl er ja eigentlich Zeit mit Charlotte verbringen will und gar nicht zuständig ist. Doch dann muss er sich Sorgen um Charlotte machen. Gibt es da einen Zusammenhang zwischen dem, was Charlotte passiert ist, und den vermeintlichen Unfällen? Oder ist Pierre zu betroffen, um klar zu denken? Sein Vater und sein Schwiegervater in spe machen es ihm auch nicht leicht, denn die beiden können so gar nicht miteinander. Luc ist auch dieses Mal im Spiel, da ihm Pierre einige Aufträge telefonisch erteilt. Das kommt Luc gerade recht, denn seine Beziehung zu Florence ist auch gerade etwas schwierig.
Es gibt verschiedene Motive und eine Menge Verdächtiger und es ist gar nicht so leicht, dahinter zu kommen, was hinter allem steckt. Dazu kommen einige Wendungen, die die Spannung hochhalten. Das Ende ist sowohl schlüssig als auch überraschend. Der Cliffhanger am Schluss macht neugierig auf den nächsten Band.
Ein informatives Nachwort sowie einige von Charlottes Rezepten runden dieses Buch ab.
Ich mag diese unterhaltsame und spannende Krimi-Reihe mit viel Provence-Atmosphäre.

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