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Veröffentlicht am 13.06.2021

Wenn wir Freude am Leben haben, kommen die Glücksmomente von selber (Ernst Ferstl)

Hier wohnt das Glück
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Sylvi stöbert in den Angeboten einer Haustauschbörse, denn es ist Zeit, nach Jahren der Pflege endlich etwas für sich selbst zu tun. Eine Auszeit, um sich wieder selbst zu finden und die Zukunft neu zu ...

Sylvi stöbert in den Angeboten einer Haustauschbörse, denn es ist Zeit, nach Jahren der Pflege endlich etwas für sich selbst zu tun. Eine Auszeit, um sich wieder selbst zu finden und die Zukunft neu zu gestalten. Die Wahl fällt auf einen umgebauten Zirkuswagen an der Flensburger Förde, in den sie sich Herz über Kopf verliebt. Gesagt, getan - der Haustausch ist perfekt und Arne, der Besitzer des Zirkuswagens, zieht von der ruhigen Förde in das quirlige Berlin und Sylvi tritt den Weg in die Gegenrichtung an. Aber so ganz können die beiden nicht voneinander lassen, denn es gibt immer irgendetwas zu besprechen, nachzufragen oder zu klären. Und wenn Sylvi ehrlich zu sich selbst ist, ist Angelsby ein guter Ort, um eine Neuanfang zu wagen...

Mit "Hier wohnt das Glück" hat Dagmar Hansen eine sehr warmherzige und unterhaltsame Sommerlektüre geschrieben, die für Wohlfühl- & Glücksmomente beim Lesen sorgt.

Sylvi ist eine patente Frau Anfang sechzig, die die Leere nach dem Tod ihrer Mutter und der erschöpfenden Pflegezeit nutzen möchte, um endlich wieder bei sich selbst anzukommen. Ich mag ihre offene, aufgeschlossene Art, denn sie geht interessiert und mit einen gute Portion Neugier durch das Leben. Sie wirkt wie eine mütterliche Freundin, die man gerne um sich hat und bei der man sich gut aufgehoben und immer herzlich willkommen fühlt.

Die Auszeit in Angelsby hat es in sich und ich kann mir manchmal das Grinsen nicht verkneifen - kleine Missgeschicke und komische Situationen geben sich ein Stelldichein und sorgen dafür, dass der Roman nicht ins Kitschige abdriftet. Mit Grete darf sogar eine kleine Spaßbremse ihr Unwesen treiben, denn ihre übergriffige Art kann einem schon ab und an den Nerv rauben. Aber auch hier weiß sich Sylvi geschickt aus der Affäre zu ziehen.

Apropos Affäre - ich finde die aufkeimende Gefühle von Sylvi und Arne unglaublich süß beschrieben und es macht Spaß zu lesen, wie die beiden wie die Katze um den Milchnapf schleichen,um sich dann doch endlich einen Ruck zu geben. Wer sagt denn, dass man sich im Alter nicht mehr verlieben darf ?

Der Roman lebt von tollen Landschaftsbeschreibungen, angenehmen Begegnungen mit netten Menschen, kleinen Glücksmomenten und trägt seine Botschaft gerne in die Welt hinaus - Hier (und das kann überall sein) wohnt das Glück, du musst nur zugreifen.

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Veröffentlicht am 10.06.2021

Venedig und der lange Arm der Cosa Nostra

Der Tintenfischer
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Das Corona-Virus hat auch Venedig fest im Griff und La Serenissima erscheint während des Lockdowns wie eine schlafende Schönheit. Aber selbst in Pandemiezeiten macht das Verbrechen nicht Halt vor den Lagunen ...

Das Corona-Virus hat auch Venedig fest im Griff und La Serenissima erscheint während des Lockdowns wie eine schlafende Schönheit. Aber selbst in Pandemiezeiten macht das Verbrechen nicht Halt vor den Lagunen und Antonio Morello ist plötzlich wieder mittendrin in einem neuen Fall. Und dass dieser ihn ausgerechnet wieder zurück in seine Heimat Sizilien führt, ist jetzt nicht unbedingt der klügste Schritt. Denn um eine junge afrikanische Geflüchtete aus den Fängen der Cosa Nostra zu befreien, muss Morello erst einmal das Dickicht aus Korruption und falschen Freunden durchkämmen....

Die ganze Welt hat während des Lockdowns den Atem angehalten und auch Venedig profitiert von der Ruhe, die sich wie eine schützende Hand über die Stadt legt und so ist es kein Wunder, dass der zweite Fall von Commissario Morello dieses ungewöhnliche Ereignis als Hintergrundhandlung hat.

Die beiden Autoren beschreiben sehr schön, wie Venedig regelrecht aufatmet und so der Herzschlag dieser Stadt wieder zu hören ist. Aber das Verbrechen schläft nicht und Morello wird zur Zielscheibe der Cosa Nostra.

Die Themenvielfalt im Buch ist überwältigend und reicht von Wirtschaftskriminalität und Schleuserbanden über Drogenschmuggel und Menschenhandel. Die Dosierung ist aber gut gewählt, sodass man als Leser nicht von der ganzen Bandbreite erschlagen wird. Zwar braucht der Roman ein paar Seiten, bis er wirklich den Leser mit Schwung abgeholt hat, aber dann ist der Lesefluss nicht mehr zu bremsen. Die Machenschaften der Cosa Nostra und der persönliche Bezug von Morello wirken hier fast schon wie ein Strudel, in den man unwillkürlich mit hineingezogen wird.

Anna und Morello ergänzen sich perfekt, geben ein schönes Paar ab - beruflich als auch privat - und es gibt neben aufregenden und nervenaufreibenden Szenen auch wunderschöne stille, ja fast schon romantische Momente (Morello zeigt Anna bei Mondschein, wie man auf sanfte Art Tintenfische fängt), die immer wieder für kleine Atempausen sorgen und so einen steten Wechsel zwischen Anspannung und Regeneration bedeuten.

Leider ist aber zum Schluss eine Sequenz enthalten, bei der einer der Agierenden so offensichtlich und vehement seine Nachfragen anbringt, dass für den Leser klar ist, welche Rolle er spielt. Hier hätte ich mir ein bisschen mehr Fingerspitzengefühl erwünscht, um den Leser bei der Stange und die Spannung aufrecht zu halten.

Wer mag, kann die im Buch zubereiteten schmackhaften italienischen Köstlichkeiten nachkochen, denn im Anhang befinden sich die Rezepte. Hätte ich jetzt nicht unbedingt als kulinarisches Schmankerl gebraucht, ist aber eine nette Geste der Autoren, um den Eindruck des Buches zu festigen.

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Veröffentlicht am 06.06.2021

Für echte "Höhenflüge"

Die schönsten Höhenwege der Schweiz
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Mit "Die schönsten Höhenwege in der Schweiz" von Ueli Hintermeister und Daniel Vonwiller setzt der AT Verlag ein Ausrufezeichen für Bergbegeisterte, die mit gutem Schuhwerk und Bergerfahrung echte Höhenflüge ...

Mit "Die schönsten Höhenwege in der Schweiz" von Ueli Hintermeister und Daniel Vonwiller setzt der AT Verlag ein Ausrufezeichen für Bergbegeisterte, die mit gutem Schuhwerk und Bergerfahrung echte Höhenflüge erleben möchten.

Bergerfahrung ist hier ein absolutes Muss, denn mal eben mit leichten Schuhen einen Spaziergang unternehmen oder auf die Schnelle rauf auf den Berg, das ist hier definitiv Fehlanzeige.

Zwar gibt es auch leichte Touren im Bereich T1 und T2 zu finden, aber der große Teil der beschriebenen Routen ist als Mehrtagestouren und bis zum Schwierigkeitsgrad T6 ausgelegt, um so mit der nötigen Kondition, Vertrautheit mit dem Gelände, einem ausgezeichneten Orientierungssinn und einem sicheren Umgang mit alpintechnischen Hilfsmitteln anspruchsvolle alpine Wandertouren zu genießen. Der gigantische Rundumblick, die Abgeschiedenheit der Schweizer Bergwelt und die Abenteuerlust im Blut sind dabei ständige Begleiter, um die 34 vorgestellten Touren mit allen Sinnen zu genießen und sie tief in sich aufzunehmen.

Im Serviceteil finden sich alle notwendigen Informationen, um die anspruchsvolle Planung akribisch durchzuführen, die Touren schon einmal vorab im Kopf durchzugehen und sich mit Vorfreude auf das Erlebnis Höhenweg zu begeben. Die Übersichtskarten sind gute Orientierungspunkte, die stimmungsvollen Bilder zaubern schon jetzt kleine Auszeiten, um die Seele baumeln zu lassen.

Ganz egal ob es für Einsteiger die einfache Höhenwanderung auf den Toggenburger Höhenweg, für bereits Bergerfahrene eine mittelschwere Tour über die Via Engiadina oder die Königsklasse T6 mit der Variante vom Lago die Stabbiello über Pizzo Stabiello und Punta Negra zur Cadlimohütte ist - hier haben sich zwei Autoren unglaublich viele Gedanken gemacht, um für Gleichgesinnte die schönsten Bergerlebnisse zusammenzustellen und ihnen so Inspirationen und Varianten für die nächste Tour zu geben.


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Veröffentlicht am 06.06.2021

Als Geschenk für uns Menschen, bleiben zurück im weissen Sand, die Tränen des Meeres, Bernstein genannt. Gisela Pfefferkorn

Das Bernsteinmädchen
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Robert hat ein sehr seltsames Erbe von seiner Mutter erhalten - einen Bernstein und die kryptische Aussage, dass er in das Dorf seines Vaters zurückkehren soll. Doch dieses Dorf liegt nicht etwa in der ...

Robert hat ein sehr seltsames Erbe von seiner Mutter erhalten - einen Bernstein und die kryptische Aussage, dass er in das Dorf seines Vaters zurückkehren soll. Doch dieses Dorf liegt nicht etwa in der argentinischen Heimat von Robert, sondern an der deutschen Ostseeküste. Also begibt sich Robert auf den Weg nach Deutschland und seine Reise ist nicht nur ein Blick zurück in die Vergangenheit, sie hält auch eine Überraschung parat...


Hans Meyer zu Düttingdorf lässt die Geschichte einer großen Liebe wieder auferstehen, die in einer sehr emotionalen Erzählung Gegenwart und Vergangenheit miteinander verknüpft und die, ähnlich wie in einem Bernstein, vom Schweigen der Beteiligten eingeschlossen ist.

Mit jeder Seite bekommt der Stein, und somit der Roman, mehr und mehr Schliff und entfaltet all seine Facetten. Der Zwiespalt von Elena, die auf der einen Seite eine unglaublich lebensfrohe und liebenswürdige junge Frau ist, aber auf häufige Gegenwehr auf dem Hof der Eltern von Karl stößt , ist deutlich zu spüren und man merkt ihr immer wieder an, dass sie Heimweh nach Argentinien hat.

Robert im Hier und Jetzt muss sich mit kleinsten Informationshäppchen zurechtfinden und aus ihnen das große Puzzle seiner Familiengeschichte und somit seiner Identität zusammensetzen.

Die ihm zur Seite stehenden Personen sind ebenfalls gut gelungen, wirken aber an manchen Stellen ziemlich dominant, sodass Robert mit seinem stillen Wesen eher in den Hintergrund rückt.

Die Ereignisse des Zweiten Weltkrieges sind mit all ihrer Grausamkeit geschildert und der Autor beschönigt hier nichts. Hunger, Leid und Verzweiflung, aber auch der Missbrauch durch die Soldaten der Roten Armee finden genauso ihren Weg in die Handlung wie ein bisschen Hoffnung auf eine bessere Zukunft.

Ergänzt wird die Handlung durch Märchen und Sagen rund um den Bernstein und diese verleihen dem Roman eine fast schon zauberhafte Stimmung.

Bis zur Auflösung des Geheimnisses entdeckt man viele kleine Einschlüsse in der Geschichte, die bei Licht betrachtet erst zum Vorschein kommen. Wertvolle Einzelheiten, die dem Buch einen ganz individuellen Charakter verleihen und es so ebenfalls zu einem Bernstein machen - es fühlt sich an, als wäre eine Träne von Elena durch die Jahre mit vielen Erinnerungen, Missverständnissen und Geheimnissen eingeschlossen gewesen und erst durch die vielen variantenreiche Beiträge der Beteiligten zu einem charakteristischen Stück Vergangenheit geworden.


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Veröffentlicht am 03.06.2021

Vorurteile töten

Gute Nachbarn
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In Oak Knoll ist das Leben ruhig und beschaulich, die Nachbarn habe ein gutes Verhältnis untereinander und es herrscht ein freundschaftliches Miteinander. Und dann wird der Alltag durcheinander gewirbelt, ...

In Oak Knoll ist das Leben ruhig und beschaulich, die Nachbarn habe ein gutes Verhältnis untereinander und es herrscht ein freundschaftliches Miteinander. Und dann wird der Alltag durcheinander gewirbelt, denn mit den Whitmans zieht eine neureiche Familie in den Ort, die mit Prunk und Protz ihren Reichtum zur Schau stellt. Nach außen herrscht eitel Sonnenschein, doch hinter den Türen schwelt es. Als sich Juniper und Xavier ineinander verlieben ziehen dunkle Wolken über den Ort und es bahnt sich eine Katastrophe an...

Gute Nachbarschaft ist wichtig, um sich Zuhause wohl zufühlen und der kleine Plausch über den Gartenzaun bietet Abwechslung, Anregung und gehört einfach dazu. Aber was passiert, wenn sich plötzlich zwei Parteien gegenüberstehen, die unterschiedlicher nicht sein können, das zeigt Therese Anne Fowler in ihrem Buch "Gute Nachbarn" auf sehr eindrucksvolle Weise - hier prallen Vorurteile von gut situiert und gesellschaftlich angesehen auf Valerie Alston-Holt, die zwar mit ihrem Gehalt auskommt, aber nicht in Saus und Braus leben kann. Mit diesem Manko könnte sie eigentlich ganz gut leben, wäre da nicht die offensichtliche Abneigung gegen ihre dunkle Hautfarbe, die von Brad Whitman zwar hinter vorgehaltener Hand, aber dennoch recht unverhohlen präsentiert wird.

Die Geschichte wir mit leisen Tönen, aber mit einer unmissverständlichen Botschaft von der Autorin erzählt und bereitet den Leser ganz langsam, fast schon schonend, auf die sich anbahnende Katastrophe vor. Immer ist unterschwellig eine Bedrohung zu spüren, die man fühlt, aber nicht greifen kann. Brad Whitman entpuppt sich nämlich im Verlauf der Erzählung nicht als der Saubermann mit weißer Weste, sondern er mutiert immer mehr zu einem regelrechten Monster mit hässlicher Fratze, das so eiskalt und berechnend ist. Er glaubt, mit Geld könne er alles erreichen - er manipuliert, wo er nur kann und schreckt auch nicht davor zurück, seine krankhaften Phantasien an seiner Stieftochter ausleben zu wollen. Dieser Mann ist das personifizierte Ekel, ein echtes A....und ich frage mich, wie man auf so einen Blender hereinfallen kann.

Die zarten Bande, die sich zwischen der weißen Juniper und dem dunkelhäutigen Xavier stricken, bieten unterschiedliche Sichtweisen und es gelingt der Schreibenden, dem Leser die Gefühls- & Gedankenwelt von beiden offen zulegen.

Die Geschichte steuert unweigerlich auf die Katastrophe zu, aber hier gibt es eingiges zu bekritteln - die Kapitel wirken an manchen Stellen sehr getragen und zähflüssig, auch wenn man erahnen kann, dass demnächst etwas ganz Furchtbares passieren wird. Es ist nicht unbedingt die fehlende Spannung, aber ab und zu wirkt die Erzählung, als habe die Autorin kurz innegehalten, um Luft für den großen Paukenschlag zu holen. Auch werden hier viele stereotype Abbilder der Figuren verwendet, um Brad als den erfolgreichen Selfmademan, Julia als seine treue Gattin und den Vorort als Heileweltkopie darzustellen - schon ganz oft in amerikanischen Filmen gesehen und daher nicht wirklich neu.

Der große Knall haut jeden Leser vom Stuhl und zeigt, wie Vorurteile, Rassismus und finanzieller Einfluss an "richtiger" Stelle Geschehnisse beeinflussen und das Bild der Öffentlichkeit prägen. Am
Ende fließen sogar Tränen, weil das zu ertragende Leid einfach so zu Herzen geht.

Ein Buch, das aufrüttelt, nachdenklich stimmt und trotzdem an Aktualität nichts eingebüßt hat .

#BlackLivesMatter

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