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Veröffentlicht am 25.09.2021

Hilfestellung im Annehmen von Tod und der eigenen Endlichkeit-Kein Leben ist ohne Verlust

Was bleibt, wenn wir sterben
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Dieses Buch ist ein großes Geschenk für mich, denn es befasst sich einfühlsam und empathisch mit dem oft Tabu-Thema Tod, Sterblichkeit und dem Annehmen der eigenen Sterblichkeit .

Viele Jahre war der ...

Dieses Buch ist ein großes Geschenk für mich, denn es befasst sich einfühlsam und empathisch mit dem oft Tabu-Thema Tod, Sterblichkeit und dem Annehmen der eigenen Sterblichkeit .

Viele Jahre war der Tod im Alltagsleben der Autorin nicht präsent, dann kommt alles anders.
Die Autorin hat sich durch einen Bruch in ihrem Leben- den Tod ihrer Eltern- gewandelt von der Journalistin zur Trauerrednerin.

Sie gibt in verständlichem gutem Schreibstil in vielen Kapiteln Hilfestellung und Mut anhand ihrer eigenen Lebensgeschichte aber auch anhand vieler anderer beispielhaften Lebensgeschichten, die geprägt sind von Brüchen im Leben, Schicksalsschlägen aber auch von Neuanfang, Glücksmomenten, Durchhaltevermögen und Widerstandskraft.

Es gibt unzählige kleine und große Weisheiten in diesem Buch, die ich beispielhaft erwähnen möchte:
"Manchmal müssen wir uns ins Auge des Sturms begeben, um aus ihm wieder herauszukommen."
"Das Leben ist nicht etwas, was einem passiert."
"Der Schmerz über den Verlust verschwindet nicht aber mit der Zeit nimmt die Liebe immer mehr Raum ein, so dass die Trauer erträglicher wird."

"Leben ist das Bedürfnis nach Bedeutung, Von Bedeutung zu sein, nach dem Tod und vor allem im Leben. Am wichtigsten ist die Person, die ich jetzt bin, so wie ich im Leben stehe, der Mensch der fehlbar ist."

Es gibt noch unendlich viel Tröstliches und Hoffnungsvolles in dem Buch und ich habe mich sehr oft wiedergefunden.
Zum Beispiel ist Lebenshumor eine Fähigkeit, Würde und Stolz zu bewahren, "das Leben etwas weniger ernst nehmen, als es ohnehin schon ist".

Die Autorin sagt von sich, dass sie selbst das Wissen ermutigt, "dem Tod nicht vollkommen ausgeliefert zu sein", denn wir können selbst bestimmen und mitteilen, wie wir gern sterben möchten. Sie ermutigt den Leser, sich mit dem eigenen Tod, Sterben und einer Bestattung zu beschäftigen.

Ich empfehle sehr, dieses Buch zu lesen !

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Veröffentlicht am 09.09.2021

Historische Fiktion verpackt in spannendem Krimi zur Zeit der holländischen Ostindien-Kompagnie

Der Tod und das dunkle Meer
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Ich bin begeistert von diesem Krimi und dieser Geschichte, die sich im Jahr 1634 zur Kolonialzeit und Zeit der holländischen Ostindien Kompagnie abspielt.

Der Ostindienfahrer „Saardam“ tritt die Rückreise ...

Ich bin begeistert von diesem Krimi und dieser Geschichte, die sich im Jahr 1634 zur Kolonialzeit und Zeit der holländischen Ostindien Kompagnie abspielt.

Der Ostindienfahrer „Saardam“ tritt die Rückreise von Indonesien-Batavia-nach Amsterdam an. Mit an Bord der Generalgouverneur und seine Familie. Auch dabei eine geheimnisvolle Fracht.

Mit dabei ist der Gefangene Sammy Pipps, seines Zeichens Detektiv, und sein Gehilfe Arent Hayes.
Die Fahrt startet unter keinem guten Stern, sondern mit einer mysteriösen Warnung.
Auf der Fahrt passieren sehr viele unheimliche Dinge und der „Alte Tom“ -wohl als Teufel anzusehen-verbreitet seinen Schrecken unter den Passagieren und führt sie in Versuchungen.

Das Ende und die Auflösungen sind absolut unerwartet für den Leser und der Leser bleibt mit seinen Vermutungen bis zum Schluss weitgehend im Dunklen.

Der Schreibstil und die Geschichte sind sehr fesselnd und ich konnte das Buch bis zum Schluss kaum aus der Hand legen.

In die Geschichte des 17.Jahrhunderts und gleichzeitig in diesen Krimi fällt der Aberglaube jener Zeit, Hexenverfolgungen, eigene Bereicherung jener Hexenjäger, Macht, Gewalt und Gier verbunden mit Skupellosigkeit.

In diesem Roman gibt es starke Frauen die versuchen, ihren eigenen Weg zu finden. Zu jener Zeit durften sie aber nicht ihre Intelligenz zeigen, da sie sonst als Hexen angesehen wurden. Sie durften lediglich das schöne dumme Beiwerk des Mannes sein.
Die Charaktere dieses Krimis sind sehr gut dargestellt und der Leser kann sich gut in die Geschichte hineinversetzen. Immer mehr wird klar, dass die Vergangenheit weiterhin eine Rolle in der Gegenwart dieser Geschichte spielt.

Sehr gut gestaltet und hilfreich fand ich die ersten beiden Seiten mit der Anordnung der Kabinen der Adligen und der Zeichnung des Querschnitts des Schiffes mit den Bezeichnungen der einzelnen Kammern. Und die Zeichnung der Ratten…

Mit der Entzifferung der Beschriftung hatte ich etwas Mühe, da diese wohl in damaliger Schrift verfasst wurde.

Zum Schluss entschuldigt sich der Autor bei der Geschichte und dem Schifffahrtswesen, denn zugunsten des Romans hat der Autor Details der eigentlichen Historie, Technik und Spache ignoriert. Ich finde, dass das nichts ausmacht, sondern dem Roman absolut zugute kommt und ihn nicht vom Wesentlichen ablenkt.

Für mich passt die Bezeichnung „ historische Fiktion“ oder „ die Historie ist Fiktion“ sehr gut zum Buch.

Ich gebe eine klare Leseempfehlung für dieses Buch und freue mich schon auf das nächste spannende Buch des Autors!

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Veröffentlicht am 26.07.2021

Sehr lesenswertes Buch über Kindheit Schmerz und Versöhnung

Die Überlebenden
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Das offensichtliche Sommerferienidyll der Familie bekommt im Laufe der Geschichte Risse.
Mutter und Vater sind „erfahrene Trinker“ und nie ist Geld da, schon gar nicht wird in die Kinder investiert. Die ...

Das offensichtliche Sommerferienidyll der Familie bekommt im Laufe der Geschichte Risse.
Mutter und Vater sind „erfahrene Trinker“ und nie ist Geld da, schon gar nicht wird in die Kinder investiert. Die Kinder werden teils vernachlässigt, Benjamin dem mittleren Bruder wird später bewusst, dass nicht nur zu Hause alles dreckig ist, sondern auch die Menschen, die in dieser Wohnung leben.

Die drei Brüder kämpfen jeden Tag um die Liebe und Gunst ihrer Eltern,vor allem um die der Mutter. Sie sind sehr eifersüchtig aufeinander. Andererseits gibt es Momente,da stehen die drei Brüder zusammen. Die Mutter ist launisch, unzufrieden, sprunghaft und somit völlig unberechenbar in der Vergabe ihrer Liebe oder Zärtlichkeit. Der Vater wird gegenüber der Mutter und den Kindern gewalttätig wenn er getrunken hat. Die Eltern geben den Kindern keinerlei Sicherheit.

Die Ehe von Mutter und Vater ist toxisch, beide sind auf der Hut vor einander, außer wenn beide trinken oder betrunken sind.
Die Söhne reagieren verschieden: Nils der Älteste entzieht sich allem und geht später als erstes aus dem Haus und seiner eigenen Wege.
Benjamin ist der mittlere Sohn, er versucht alle Stimmungen einzufangen und alles in der Familie zu reparieren. Der jüngste Sohn Pierre reagiert mit zunehmender Agressivität, die auch später im Erwachsenenleben bleibt.

Der Roman wechselt zwischen der Vergangenheit, der Kindheit der Brüder und der Gegenwart nach dem Tod der Mutter, als sich alle drei Brüder nach sehr langer Zeit erstmals wiedersehen.
Erst dann stellen sie sich der Vergangenheit und der Tragödie, die sich in ihrer Familie zugetragen hat. Erst dann wird überhaupt darüber gesprochen. Und erst nach einem Selbstmordversuch von Benjamin kann dieser bei einer Therapie darüber sprechen und alles verarbeiten.
Der Leser erfährt erst zum Schluss was sich zugetragen hat bei der Familientragödie. Insbesondere Benjamin ist betroffen, denn nie hat die Mutter ihm gesagt, dass sie ihm keine Vorwürfe macht. Nie wurde in der Familie ein Wort verloren und alles aufgearbeitet.

Dieses Buch hat mich besonders berührt, betroffen und nachdenklich gemacht. Ich möchte es uneingeschränkt zum Lesen weiterempfehlen.

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Veröffentlicht am 14.06.2021

Wenn die innere Melodie verstummt

Der Himmel ist hier weiter als anderswo
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Dieses Buch hat auf den ersten Blick ein wunderschönes Cover und lässt einen gleich vom Alten Land mit seinen blühenden Bäumen, den Schwalben und dem weiten Himmel träumen.

Fee ist 42 Jahre alt, Mutter ...

Dieses Buch hat auf den ersten Blick ein wunderschönes Cover und lässt einen gleich vom Alten Land mit seinen blühenden Bäumen, den Schwalben und dem weiten Himmel träumen.

Fee ist 42 Jahre alt, Mutter von 4 Kindern und leidenschaftliche Geigerin mit einer inneren Melodie. Alles ist bilderbuchmäßig und viele Menschen beneiden sie.
Während ihres Konzertes stirbt ihr Mann zu Hause plötzlich an einem Herzinfarkt und sie konnte sich noch nicht einmal verabschieden.
Dieses Traumata begleitet sie nun und ihre innere Melodie und die Geige verstummen. Sie verliert Job, Wohnung und findet nach endlosem Suchen im Alten Land an der Elbe für sich und ihre Kinder eine neue Heimat.

Trauer, Verzweiflung und Hoffnung begleiten sie jahrelang bis sich alles für sie zum Guten wendet. Die Kinder sind angekommen und auch sie findet eine neue Liebe.
Die Geige und die innere Melodie erklingen endlich wieder." Es wird ein großes Haus mit großem Glück."

Alle Charaktere sind sehr gut dargestellt und ich hatte sie bildhaft alle vor Augen.
Bei mancher Situation mit den vier im Charakter sehr unterschiedlichen Kindern muss man schmunzeln.

Es ist ein Roman, der die Hoffnung gibt, dass auch nach schweren Schicksalsschlägen ein Neuanfang möglich ist.

Ich gebe eine klare Leseempfehlung für dieses Buch.

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Veröffentlicht am 06.06.2021

Berührender Roman um eine Identifikationssuche verbunden mit einer jüdischen Familiengeschichte

Viktor
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Ich habe dieses Buch Seite für Seite genossen und das Buch hat mich nach dem "Zu-Ende-Lesen" sehr nachdenklich zurückgelassen.

Es geht um die Identitätssuche einer jungen Frau, die innerhalb einer jüdischen ...

Ich habe dieses Buch Seite für Seite genossen und das Buch hat mich nach dem "Zu-Ende-Lesen" sehr nachdenklich zurückgelassen.

Es geht um die Identitätssuche einer jungen Frau, die innerhalb einer jüdischen Familie aufwächst. Die Familie fühlt sich jedoch nicht jüdisch fühlt und pflegt keine jüdischen Traditionen.
Über den 2.Weltkrieg und die getöteten Familienmitglieder wird nur verklausuliert in einer alternativen Zeitrechnung gesprochen" vor dem Krieg- im Krieg- nach dem Krieg" und " Viktor-Der lebt nicht mehr".
Was hat es mit Viktor auf sich, dem scheinbar "schwarzen" Schaf der Familie?
Der Roman findet auf zwei Zeitebenen und verschiedenen Orten statt: In der Gegenwart in den Niederlanden mit Judith, die auf der Identitätssuche und der Familiengeschichte auf der Spur ist und die Vergangenheit der Familie in Wien mit Viktor in der Zeit des Beginns des Nationalsozialismus und des Krieges mit den Verbrechen an den jüdischen Mitbürgern .

Der Schreibstil des Romans ist flüssig und die Übergänge von der Gegenwart in die Vergangenheit mit Viktor sind gut gut für den Leser abgegrenzt und nachvollziehbar.
Das Buch hat mich berührt und es wird nicht das letzte Buch sein, das ich von dieser Autorin gelesen habe.
Ich gebe daher eine 100%ige Leseempfehlung für dieses Buch!

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