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Veröffentlicht am 20.06.2021

Deutlich schwächer als Band 1 und 2...

Kingdoms of Smoke – Brennendes Land
1

Nachdem mich "Kingdoms of Smoke - Dämonenzorn" letzte Woche mit einem spannenden Ende voller Cliffhanger zurückgelassen hatte, wollte ich natürlich sofort zum Finale greifen und weiterlesen. Ich hatte ...

Nachdem mich "Kingdoms of Smoke - Dämonenzorn" letzte Woche mit einem spannenden Ende voller Cliffhanger zurückgelassen hatte, wollte ich natürlich sofort zum Finale greifen und weiterlesen. Ich hatte gar keine großen Erwartungen und wollte einfach wissen, wie die Geschichte weitergeht und in diese tolle mittelalterliche Fantasy-Reich voller Eis und Wüste, Brutalität und Schönheit, Dämonen und starker Frauenfiguren zurückkehren. Schon nach wenigen Seiten war mir dann aber klar: die Richtung, in die Sally Green ihr Finale hier führt, gefällt mit ganz und gar nicht. So fällt mein Fazit zu "Kingdoms of Smoke - Brennendes Land" eher mäßig begeistert aus.

Doch beginnen wir wieder bei der (einfach hinreißenden, hach) Gestaltung. Wo bei Band 1 ein Schloss und bei Band 2 ein Thron zu sehen war, ist auf Band 3 eine silberne Krone mit großen Saphiren abgebildet und die Wolken aus Dämonenrauch, die kunstvoll um das Motiv und den Titel gelegt sind, sind dieses Mal violett. Der strahlend weiße Hintergrund des Covers dient als krasser Kontrast und lässt die Gestaltung mysteriös und dynamisch wirken. Toll ist wieder, dass die Innenseiten der Buchdeckel von zwei colorierten Karten in verschiedenem "Zoom-Faktor" zu sehen sind, die gemeinsam mit dem umfangreichen Orts- und Personenglossar am Ende des Buches eine einfache Navigation durch Sally Greens komplexe Fantasywelt garantieren. Erwähnenswert ist darüber hinaus, dass die Kapitel wieder recht knapp gehalten sind und die Perspektivwechsel abermals durch ein Zeichen angekündigt werden.

"Die Kunst des Krieges? Unsinn? Krieg ist keine Kunst, sondern eine Aneinanderreihung grober Fehler."
-Königin Valeria von Illast.

Mit diesem Zitat aus der Biografie von Illasts Königin beginnen wir das Finale. Dieses als "Aneinanderreihung grober Fehler" zu bezeichnen wäre wohl ein bisschen zu hart, dennoch fielen mir hier im Laufe der Handlung einige Punkte auf, die ich mir anders gewünscht hätte. Doch erstmal zum groben Ablauf der Handlung: Wie schon in Band 1, "Kingdoms of Smoke - Dämonenzorn", und Band 2, "Kingdoms of Smoke - Die Verschwörung von Brigant", konzentrieren wir uns auch hier wieder auf den Weg unserer 5 erzählenden Figuren durch die Irrungen und Wirrungen von Krieg, Liebe, Flucht und Magie. Während sich der Krieg zwischen Pitoria und Brigant weiter zuspitzt und ihr angeblicher Gemahl Prinz Tzsayn schwer verwundet im Bett liegt, muss Prinzessin Catherine einige schwerwiegende Entscheidungen treffen, die nicht nur den Ausgang des Krieges, sondern auch ihr eigenes Leben betreffen. Ihr Leibwächter und Freund Ambrose leitet unterdessen eine Truppe aus Kriegern in die Dämonenwelt, um die Ernte des Dämonenrauchs durch die Briganter zu stoppen. Auch die ehemalige Dämonenjägerin Tash ist in der gefährlichen Welt der Dämonen unterwegs und einem Geheimnis auf der Spur, das alles ändern könnte. Unterdessen kämpft March in Brigant um sein Überleben und schließt sich aus Not der Jungenbrigarde von Prinz Harold an, um für Edyon zu spionieren, der ihn zwar aus Calidor, aber nicht aus seinem Herzen verbannt hat. Und letzterer ist nun zwar endlich bei seinem Vater angelangt, ist nun aber einer neuen Bedrohung ausgesetzt, denn nicht nur die Calidonianer haben es auf den neuen Prinzen abgesehen, auch Brigant hat noch eine Rechnung mit dem kleinen Staat im Süden offen...

So weit klingt die Handlung ganz solide, oder nicht? Jein. Denn anders als gedacht, kommt es hier nicht zu einer epischen Endschlacht mit Bündelung aller Kräfte und Einbezug und Verbindung aller Handlungsstränge zu einem Showdown, sondern die Geschichte plätschert erstmal für die ersten 200 Seiten dahin und scheint nicht so recht voranzukommen. (Achtung: Ab hier sind leichte Spoiler vorhanden) Zuerst einmal fällt auf, dass Tash zu Beginn geradezu lächerlich wenige und wahnsinnig kurze Auftritte hat, obwohl ihr Handlungsstrang die Möglichkeit geboten hätte, mehr über die Dämonen mit einfließen zu lassen und das Worldbuilding auch im Finale noch weiterzuentwickeln. Dann liest sich Edyons Kampf um Gehör am Hof, seine Demonstrationen der Macht des Dämonenrauchs und der kommenden Bedrohung wie eine exakte Wiederholung von Catherines Bemühungen, die Pitorianer vom Plan der Briganter zu überzeugen. Viele Szenen waren so ähnlich (inklusive Bällen, Intrigen und Attentaten), dass ich mich gefragt habe, ob die Autorin keine neuen Ideen hatte, was sie mit Edyon in Calia anfangen konnte. Entwickelt sich seine Beziehung zu seinem Vater? Nope. Denkt er über March nach, den er ins Exil geschickt hat, nachdem er von seinem Verrat erfuhr? Außer ein paar verliebte Gedanken passiert in diese Richtung nicht viel. Also was soll uns dieser Handlungsstrang sagen?

Da war Marchs Weg schon aussagekräftiger. Ihn begleiten wir nämlich zu den Jungenbrigarden, die nun von Catherines jüngstem Bruder, Prinz Harold, geführt werden. Die Struktur und Dynamik der Jungen-Armee fand ich wahnsinnig interessant, als weniger passend empfand ich es aber, wie wenig March unternimmt, um seinen eigentlichen Plan in die Tat umzusetzen: Informationen zu beschaffen, um Edyon zu retten. Klar ist er mit einigen Dingen nicht einverstanden, die Harold tut und klar prangert er den Blutdurst und die Zerstörungswut der vom Dämonenrauch aufgeputschten Jungen an, aber ansonsten lässt nicht besonders viel erkennen, dass er sich inmitten der Feindestruppen befindet. Auch auf logischer Ebene sind mir speziell in seinem Handlungsstrang einige Fragezeichen aufgefallen. Gerade manche militärische Strategien schienen mir doch eher zweifelhaft (z.B. dass Brigant seine Truppen aufteilt, um gleichzeitig Calidor und Pitoria anzugreifen). Sehr schade fand ich auch, dass sich die Beziehung von March und Edyon überhaupt nicht so entwickelt, wie ich mir das gewünscht hätte. Nicht nur, dass ich ihrer gemeinsamen Zeit hinterhergetrauert habe (sie sind über 90 Prozent der Handlung getrennt), die beiden bekommen auch keine Möglichkeit, ihren Konflikt aus dem Weg zu räumen. Zwischen einem ganzen Land, das sie trennt, Krieg, Kämpfen und Hinrichtungen bleibt den beiden keine Chance, über den Verrat und ihre Zukunft zu sprechen, sodass ihre Wiedervereinigung (natürlich mit ganz vielen Ich-liebe-Dichs) am Ende etwas schal schmeckt. Hat Edyon seinen Groll einfach vergessen? Was hat sich verändert, seit March ins Exil geschickt wurde? Darüber wird einfach nie gesprochen.

Was mich aber am meisten enttäuscht hat, ist die Entwicklung um Catherine und das Liebesdreieck. Mir ist generell schon aufgefallen, dass die Figuren hier wahnsinnig schnell mich "Ich liebe dichs" um sich schmeißen und von den wirklichen Emotionen beim Leser fast nichts ankommt. Dies hatte ich bislang noch nicht als sonderlich stören eingestuft, da es sich bei "Kingdoms of Smoke" um ein sehr handlungszentriertes Abenteuerbuch handelt und die Liebesgeschichten eher Beigabe sind. Außerdem schätze ich das bestimmt besonders negativ ein, da ich zuvor Leigh Bardugos Nikolai-Reihe gelesen habe, die genau das Gegenteil macht (hier wird fast nichts ausgesprochen, was die Gefühle viel intensiver und echter wirken lässt). Da Catherines Handlungsstrang sich gerade zu Beginn aber fast ausschließlich auf ihre Gefühle konzentriert und der Krieg fast in den Hintergrund gerät, kam ich nicht darum herum, mir die Konzeption der Liebesgeschichte nochmal genauer anzusehen. Und was ich da gefunden habe, hat mich leider so gar nicht überzeugt.

Schon die gesamte Reihe über wurde ein Liebesdreieck zwischen Prinzessin Catherine, ihrem Leibwächter Ambrose und Catherines Verlobten Prinz Tzsayn in Aussicht gestellt. Nachdem Catherine und Ambrose sich im letzten Teil dann aber ihre Liebe gestanden haben, dachte ich eigentlich, ihre Entscheidung wäre in trockenen Tüchern und wir würden in diesem Finale davon lesen, wie sich Catherine als selbstständige Kämpferin bewährt, feststellt, dass sie keinen Prinzen an ihrer Seite braucht, um ihr Land zu retten und sich dann mit Ambrose gemütlich irgendwo niederlässt. Tja und dann kommt auf den ersten Seiten von "Kingdoms of Smoke - Brennendes Land" Tzsayn aus seiner Kriegsgefangenschaft zurück, verletzt und liegt mit Fieber im Bett und bittet Catherine, sich für Ambrose oder ihn zu entscheiden und sie.... entscheidet sich für Tzsayn! Selbst wenn man außen vorlässt, dass die Autorin über zwei Bände eine Liebesgeschichte zwischen Ambrose und Catherine vorbereitet, den Leser mit romantischen Szenen in Sicherheit gewogen und über Tzsayn nicht einen weiteren Gedanken verschwendet hat, ist diese Entscheidung äußerst fragwürdig. Denn wann bitte hätte sich Catherine in Tzsayn verlieben sollen? Die beiden haben, wenn es hochkommt, zwei Tage miteinander verbracht - der erste als sie in Tornia ein Tag vor ihrer Hochzeit angekommen ist, dann ist Tzsayn nämlich nach Rossarb in den Krieg gezogen und den zweiten, als Catherine ebenfalls nach Rossarb reist, bevor sie wieder aus der überrannten Stadt flieht. Und als sie zurückkommt, ist er schon gefangengenommen. Wann haben sich die beiden also bitte kennengelernt? Genau. Nie. Wurde sie von seiner Eloquenz überzeugt, als er mit Fieber im Bett liegt? Hat es ihr so sehr imponiert, dass er ihr eine Wahl lässt, wen sie heiraten will?

Das lässt eigentlich nur die Schlussfolgerung zu, dass sich Catherine gar nicht in ihn, sondern in die Möglichkeiten, die Macht und das Leben verliebt hat, dass sie an seiner Seite haben könnte. Einmal Königinnen-Luft geschnuppert will sie ihre Macht nicht mehr für ein ärmliches Leben mit Ambrose aufgeben. Als sie den armen Tropf dann auch noch mit der Beteuerung abspeist, sie habe sich halt verändert und sei erwachsen geworden (in den letzten drei Tagen seit sie ihm ihre Liebe gestanden hat, oder was?) hat sie dann jegliche Sympathie von mir verspielt. Ganz Pitoria wirft ihr vor, machthungrig zu sein, was sie immer abstreitet. Tja und hier stellt sich heraus, dass die allgemeine Meinung über sie dann doch irgendwie zutrifft. Anstatt das zuzugeben und was Gescheites draus zu machen, stülpt die Autorin ihrer Geschichte aber dieses Liebesdreieck über und ertränkt alle Zweifel ihrer Leser in tausenden "Ich liebe dichs" zwischen den frischgebackenen Eheleuten Catherine und Tzsayn. Auch an Tzayns Glaubwürdigkeit kratzt das stark. Denn wer will schon eine Frau heiraten, die behauptete, mir dir verheiratet zu sein, um in deiner Abwesenheit das Land zu regieren und dabei einen anderen zu küssen? Und zwischen dem ganzen Drama geht die Handlung total unter - Ach man, das war alles einfach nur sehr schade!

Als enttäuschend würde ich auch das letzte Drittel betiteln, dass es sich ein bisschen einfach macht: nicht nur, dass ich zu keiner Sekunde daran gezweifelt habe, dass es alle Helden unbeschadet ins Ziel schaffen, auch die vielen Probleme lösen sich von einer Sekunde auf die andere in Rauch auf (im wahrsten Sinne des Wortes). Eine wirkliche Überraschung gibt es nicht, militärische Strategien und Entscheidungen wirken zum Teil plump und unlogisch und das tatsächliche Ende kommt wahnsinnig abrupt. Plötzlich stand da einfach "Epilog" und mir wäre fast die Kinnlade heruntergefallen. Zwar wird im Epilog eine Menge geklärt und alles findet einen passablen Abschluss, dennoch bremst sich dieses Finale von 100 auf 0 in zwei Sekunden. Nach dem komplexen Auftakt und der hochspannenden Fortsetzung wirkt dieses Finale also insgesamt ein wenig undurchdacht und kommt außerdem behäbiger daher, als ich mir das von einem Reihenabschluss erhofft hatte.

Bevor ich diese Rezension beende, will ich aber auch noch ein paar positive Punkte loswerden. Die vorherigen Abschnitte sind vor allem aus meiner Enttäuschung ob des verschwendeten Potentials geboren worden und stellen "Kingdoms of Smoke - Brennendes Land" weit negativer dar, als ich es eigentlich empfunden habe. Denn trotz der fast 500 Seiten hatte ich die Geschichte mal wieder in Rekordzeit verschlungen - ein Beweis dafür, wie kurzweilig auch Sally Greens Finale trotz aller Mängel geschrieben ist. So brutal wie Game of Thrones (abzüglich der Sex-Szenen), so orientalisch wie 1001-Nacht, ein paar Dämonen, eine grausame Verschwörung und starke Frauenfiguren - fertig ist das Erfolgskonzept, das fesselt und gut über die Durststrecken hinwegträgt. Sally Greens umschreibender, ausführlicher Schreibstil, der viel mit Bildern arbeitet (auch bei blutigen Szenen, die fast schon ins Gore-hafte tendieren) tut sein Übriges und man ist in der fremdartigen und doch bekannten Welt gefangen. Von dem her bin ich trotz des schwächeren Abschlusses der Reihe sehr froh, sie gelesen zu haben und bin sehr gespannt auf weitere Werke der Autorin!



Fazit
:

Deutlich schwächer als Band 1 und 2: Nach dem komplexen Auftakt und der hochspannenden Fortsetzung wirkt dieses Finale schlecht durchdacht und kommt außerdem plumper daher, als ich mir das von einem Reihenabschluss erhofft hatte

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.06.2021

Deutlich schwächer als Band 1 und 2...

Kingdoms of Smoke – Brennendes Land
0

Nachdem mich "Kingdoms of Smoke - Dämonenzorn" letzte Woche mit einem spannenden Ende voller Cliffhanger zurückgelassen hatte, wollte ich natürlich sofort zum Finale greifen und weiterlesen. Ich hatte ...

Nachdem mich "Kingdoms of Smoke - Dämonenzorn" letzte Woche mit einem spannenden Ende voller Cliffhanger zurückgelassen hatte, wollte ich natürlich sofort zum Finale greifen und weiterlesen. Ich hatte gar keine großen Erwartungen und wollte einfach wissen, wie die Geschichte weitergeht und in diese tolle mittelalterliche Fantasy-Reich voller Eis und Wüste, Brutalität und Schönheit, Dämonen und starker Frauenfiguren zurückkehren. Schon nach wenigen Seiten war mir dann aber klar: die Richtung, in die Sally Green ihr Finale hier führt, gefällt mit ganz und gar nicht. So fällt mein Fazit zu "Kingdoms of Smoke - Brennendes Land" eher mäßig begeistert aus.

Doch beginnen wir wieder bei der (einfach hinreißenden, hach) Gestaltung. Wo bei Band 1 ein Schloss und bei Band 2 ein Thron zu sehen war, ist auf Band 3 eine silberne Krone mit großen Saphiren abgebildet und die Wolken aus Dämonenrauch, die kunstvoll um das Motiv und den Titel gelegt sind, sind dieses Mal violett. Der strahlend weiße Hintergrund des Covers dient als krasser Kontrast und lässt die Gestaltung mysteriös und dynamisch wirken. Toll ist wieder, dass die Innenseiten der Buchdeckel von zwei colorierten Karten in verschiedenem "Zoom-Faktor" zu sehen sind, die gemeinsam mit dem umfangreichen Orts- und Personenglossar am Ende des Buches eine einfache Navigation durch Sally Greens komplexe Fantasywelt garantieren. Erwähnenswert ist darüber hinaus, dass die Kapitel wieder recht knapp gehalten sind und die Perspektivwechsel abermals durch ein Zeichen angekündigt werden.

"Die Kunst des Krieges? Unsinn? Krieg ist keine Kunst, sondern eine Aneinanderreihung grober Fehler."
-Königin Valeria von Illast.

Mit diesem Zitat aus der Biografie von Illasts Königin beginnen wir das Finale. Dieses als "Aneinanderreihung grober Fehler" zu bezeichnen wäre wohl ein bisschen zu hart, dennoch fielen mir hier im Laufe der Handlung einige Punkte auf, die ich mir anders gewünscht hätte. Doch erstmal zum groben Ablauf der Handlung: Wie schon in Band 1, "Kingdoms of Smoke - Dämonenzorn", und Band 2, "Kingdoms of Smoke - Die Verschwörung von Brigant", konzentrieren wir uns auch hier wieder auf den Weg unserer 5 erzählenden Figuren durch die Irrungen und Wirrungen von Krieg, Liebe, Flucht und Magie. Während sich der Krieg zwischen Pitoria und Brigant weiter zuspitzt und ihr angeblicher Gemahl Prinz Tzsayn schwer verwundet im Bett liegt, muss Prinzessin Catherine einige schwerwiegende Entscheidungen treffen, die nicht nur den Ausgang des Krieges, sondern auch ihr eigenes Leben betreffen. Ihr Leibwächter und Freund Ambrose leitet unterdessen eine Truppe aus Kriegern in die Dämonenwelt, um die Ernte des Dämonenrauchs durch die Briganter zu stoppen. Auch die ehemalige Dämonenjägerin Tash ist in der gefährlichen Welt der Dämonen unterwegs und einem Geheimnis auf der Spur, das alles ändern könnte. Unterdessen kämpft March in Brigant um sein Überleben und schließt sich aus Not der Jungenbrigarde von Prinz Harold an, um für Edyon zu spionieren, der ihn zwar aus Calidor, aber nicht aus seinem Herzen verbannt hat. Und letzterer ist nun zwar endlich bei seinem Vater angelangt, ist nun aber einer neuen Bedrohung ausgesetzt, denn nicht nur die Calidonianer haben es auf den neuen Prinzen abgesehen, auch Brigant hat noch eine Rechnung mit dem kleinen Staat im Süden offen...

So weit klingt die Handlung ganz solide, oder nicht? Jein. Denn anders als gedacht, kommt es hier nicht zu einer epischen Endschlacht mit Bündelung aller Kräfte und Einbezug und Verbindung aller Handlungsstränge zu einem Showdown, sondern die Geschichte plätschert erstmal für die ersten 200 Seiten dahin und scheint nicht so recht voranzukommen. (Achtung: Ab hier sind leichte Spoiler vorhanden) Zuerst einmal fällt auf, dass Tash zu Beginn geradezu lächerlich wenige und wahnsinnig kurze Auftritte hat, obwohl ihr Handlungsstrang die Möglichkeit geboten hätte, mehr über die Dämonen mit einfließen zu lassen und das Worldbuilding auch im Finale noch weiterzuentwickeln. Dann liest sich Edyons Kampf um Gehör am Hof, seine Demonstrationen der Macht des Dämonenrauchs und der kommenden Bedrohung wie eine exakte Wiederholung von Catherines Bemühungen, die Pitorianer vom Plan der Briganter zu überzeugen. Viele Szenen waren so ähnlich (inklusive Bällen, Intrigen und Attentaten), dass ich mich gefragt habe, ob die Autorin keine neuen Ideen hatte, was sie mit Edyon in Calia anfangen konnte. Entwickelt sich seine Beziehung zu seinem Vater? Nope. Denkt er über March nach, den er ins Exil geschickt hat, nachdem er von seinem Verrat erfuhr? Außer ein paar verliebte Gedanken passiert in diese Richtung nicht viel. Also was soll uns dieser Handlungsstrang sagen?

Da war Marchs Weg schon aussagekräftiger. Ihn begleiten wir nämlich zu den Jungenbrigarden, die nun von Catherines jüngstem Bruder, Prinz Harold, geführt werden. Die Struktur und Dynamik der Jungen-Armee fand ich wahnsinnig interessant, als weniger passend empfand ich es aber, wie wenig March unternimmt, um seinen eigentlichen Plan in die Tat umzusetzen: Informationen zu beschaffen, um Edyon zu retten. Klar ist er mit einigen Dingen nicht einverstanden, die Harold tut und klar prangert er den Blutdurst und die Zerstörungswut der vom Dämonenrauch aufgeputschten Jungen an, aber ansonsten lässt nicht besonders viel erkennen, dass er sich inmitten der Feindestruppen befindet. Auch auf logischer Ebene sind mir speziell in seinem Handlungsstrang einige Fragezeichen aufgefallen. Gerade manche militärische Strategien schienen mir doch eher zweifelhaft (z.B. dass Brigant seine Truppen aufteilt, um gleichzeitig Calidor und Pitoria anzugreifen). Sehr schade fand ich auch, dass sich die Beziehung von March und Edyon überhaupt nicht so entwickelt, wie ich mir das gewünscht hätte. Nicht nur, dass ich ihrer gemeinsamen Zeit hinterhergetrauert habe (sie sind über 90 Prozent der Handlung getrennt), die beiden bekommen auch keine Möglichkeit, ihren Konflikt aus dem Weg zu räumen. Zwischen einem ganzen Land, das sie trennt, Krieg, Kämpfen und Hinrichtungen bleibt den beiden keine Chance, über den Verrat und ihre Zukunft zu sprechen, sodass ihre Wiedervereinigung (natürlich mit ganz vielen Ich-liebe-Dichs) am Ende etwas schal schmeckt. Hat Edyon seinen Groll einfach vergessen? Was hat sich verändert, seit March ins Exil geschickt wurde? Darüber wird einfach nie gesprochen.

Was mich aber am meisten enttäuscht hat, ist die Entwicklung um Catherine und das Liebesdreieck. Mir ist generell schon aufgefallen, dass die Figuren hier wahnsinnig schnell mich "Ich liebe dichs" um sich schmeißen und von den wirklichen Emotionen beim Leser fast nichts ankommt. Dies hatte ich bislang noch nicht als sonderlich stören eingestuft, da es sich bei "Kingdoms of Smoke" um ein sehr handlungszentriertes Abenteuerbuch handelt und die Liebesgeschichten eher Beigabe sind. Außerdem schätze ich das bestimmt besonders negativ ein, da ich zuvor Leigh Bardugos Nikolai-Reihe gelesen habe, die genau das Gegenteil macht (hier wird fast nichts ausgesprochen, was die Gefühle viel intensiver und echter wirken lässt). Da Catherines Handlungsstrang sich gerade zu Beginn aber fast ausschließlich auf ihre Gefühle konzentriert und der Krieg fast in den Hintergrund gerät, kam ich nicht darum herum, mir die Konzeption der Liebesgeschichte nochmal genauer anzusehen. Und was ich da gefunden habe, hat mich leider so gar nicht überzeugt.

Schon die gesamte Reihe über wurde ein Liebesdreieck zwischen Prinzessin Catherine, ihrem Leibwächter Ambrose und Catherines Verlobten Prinz Tzsayn in Aussicht gestellt. Nachdem Catherine und Ambrose sich im letzten Teil dann aber ihre Liebe gestanden haben, dachte ich eigentlich, ihre Entscheidung wäre in trockenen Tüchern und wir würden in diesem Finale davon lesen, wie sich Catherine als selbstständige Kämpferin bewährt, feststellt, dass sie keinen Prinzen an ihrer Seite braucht, um ihr Land zu retten und sich dann mit Ambrose gemütlich irgendwo niederlässt. Tja und dann kommt auf den ersten Seiten von "Kingdoms of Smoke - Brennendes Land" Tzsayn aus seiner Kriegsgefangenschaft zurück, verletzt und liegt mit Fieber im Bett und bittet Catherine, sich für Ambrose oder ihn zu entscheiden und sie.... entscheidet sich für Tzsayn! Selbst wenn man außen vorlässt, dass die Autorin über zwei Bände eine Liebesgeschichte zwischen Ambrose und Catherine vorbereitet, den Leser mit romantischen Szenen in Sicherheit gewogen und über Tzsayn nicht einen weiteren Gedanken verschwendet hat, ist diese Entscheidung äußerst fragwürdig. Denn wann bitte hätte sich Catherine in Tzsayn verlieben sollen? Die beiden haben, wenn es hochkommt, zwei Tage miteinander verbracht - der erste als sie in Tornia ein Tag vor ihrer Hochzeit angekommen ist, dann ist Tzsayn nämlich nach Rossarb in den Krieg gezogen und den zweiten, als Catherine ebenfalls nach Rossarb reist, bevor sie wieder aus der überrannten Stadt flieht. Und als sie zurückkommt, ist er schon gefangengenommen. Wann haben sich die beiden also bitte kennengelernt? Genau. Nie. Wurde sie von seiner Eloquenz überzeugt, als er mit Fieber im Bett liegt? Hat es ihr so sehr imponiert, dass er ihr eine Wahl lässt, wen sie heiraten will?

Das lässt eigentlich nur die Schlussfolgerung zu, dass sich Catherine gar nicht in ihn, sondern in die Möglichkeiten, die Macht und das Leben verliebt hat, dass sie an seiner Seite haben könnte. Einmal Königinnen-Luft geschnuppert will sie ihre Macht nicht mehr für ein ärmliches Leben mit Ambrose aufgeben. Als sie den armen Tropf dann auch noch mit der Beteuerung abspeist, sie habe sich halt verändert und sei erwachsen geworden (in den letzten drei Tagen seit sie ihm ihre Liebe gestanden hat, oder was?) hat sie dann jegliche Sympathie von mir verspielt. Ganz Pitoria wirft ihr vor, machthungrig zu sein, was sie immer abstreitet. Tja und hier stellt sich heraus, dass die allgemeine Meinung über sie dann doch irgendwie zutrifft. Anstatt das zuzugeben und was Gescheites draus zu machen, stülpt die Autorin ihrer Geschichte aber dieses Liebesdreieck über und ertränkt alle Zweifel ihrer Leser in tausenden "Ich liebe dichs" zwischen den frischgebackenen Eheleuten Catherine und Tzsayn. Auch an Tzayns Glaubwürdigkeit kratzt das stark. Denn wer will schon eine Frau heiraten, die behauptete, mir dir verheiratet zu sein, um in deiner Abwesenheit das Land zu regieren und dabei einen anderen zu küssen? Und zwischen dem ganzen Drama geht die Handlung total unter - Ach man, das war alles einfach nur sehr schade!

Als enttäuschend würde ich auch das letzte Drittel betiteln, dass es sich ein bisschen einfach macht: nicht nur, dass ich zu keiner Sekunde daran gezweifelt habe, dass es alle Helden unbeschadet ins Ziel schaffen, auch die vielen Probleme lösen sich von einer Sekunde auf die andere in Rauch auf (im wahrsten Sinne des Wortes). Eine wirkliche Überraschung gibt es nicht, militärische Strategien und Entscheidungen wirken zum Teil plump und unlogisch und das tatsächliche Ende kommt wahnsinnig abrupt. Plötzlich stand da einfach "Epilog" und mir wäre fast die Kinnlade heruntergefallen. Zwar wird im Epilog eine Menge geklärt und alles findet einen passablen Abschluss, dennoch bremst sich dieses Finale von 100 auf 0 in zwei Sekunden. Nach dem komplexen Auftakt und der hochspannenden Fortsetzung wirkt dieses Finale also insgesamt ein wenig undurchdacht und kommt außerdem behäbiger daher, als ich mir das von einem Reihenabschluss erhofft hatte.

Bevor ich diese Rezension beende, will ich aber auch noch ein paar positive Punkte loswerden. Die vorherigen Abschnitte sind vor allem aus meiner Enttäuschung ob des verschwendeten Potentials geboren worden und stellen "Kingdoms of Smoke - Brennendes Land" weit negativer dar, als ich es eigentlich empfunden habe. Denn trotz der fast 500 Seiten hatte ich die Geschichte mal wieder in Rekordzeit verschlungen - ein Beweis dafür, wie kurzweilig auch Sally Greens Finale trotz aller Mängel geschrieben ist. So brutal wie Game of Thrones (abzüglich der Sex-Szenen), so orientalisch wie 1001-Nacht, ein paar Dämonen, eine grausame Verschwörung und starke Frauenfiguren - fertig ist das Erfolgskonzept, das fesselt und gut über die Durststrecken hinwegträgt. Sally Greens umschreibender, ausführlicher Schreibstil, der viel mit Bildern arbeitet (auch bei blutigen Szenen, die fast schon ins Gore-hafte tendieren) tut sein Übriges und man ist in der fremdartigen und doch bekannten Welt gefangen. Von dem her bin ich trotz des schwächeren Abschlusses der Reihe sehr froh, sie gelesen zu haben und bin sehr gespannt auf weitere Werke der Autorin!



Fazit
:

Deutlich schwächer als Band 1 und 2: Nach dem komplexen Auftakt und der hochspannenden Fortsetzung wirkt dieses Finale schlecht durchdacht und kommt außerdem plumper daher, als ich mir das von einem Reihenabschluss erhofft hatte

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.06.2021

Deutlich schwächer als Band 1 und 2...

Kingdoms of Smoke – Teil 3: Brennendes Land
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Nachdem mich "Kingdoms of Smoke - Dämonenzorn" letzte Woche mit einem spannenden Ende voller Cliffhanger zurückgelassen hatte, wollte ich natürlich sofort zum Finale greifen und weiterlesen. Ich hatte ...

Nachdem mich "Kingdoms of Smoke - Dämonenzorn" letzte Woche mit einem spannenden Ende voller Cliffhanger zurückgelassen hatte, wollte ich natürlich sofort zum Finale greifen und weiterlesen. Ich hatte gar keine großen Erwartungen und wollte einfach wissen, wie die Geschichte weitergeht und in diese tolle mittelalterliche Fantasy-Reich voller Eis und Wüste, Brutalität und Schönheit, Dämonen und starker Frauenfiguren zurückkehren. Schon nach wenigen Seiten war mir dann aber klar: die Richtung, in die Sally Green ihr Finale hier führt, gefällt mit ganz und gar nicht. So fällt mein Fazit zu "Kingdoms of Smoke - Brennendes Land" eher mäßig begeistert aus.

Doch beginnen wir wieder bei der (einfach hinreißenden, hach) Gestaltung. Wo bei Band 1 ein Schloss und bei Band 2 ein Thron zu sehen war, ist auf Band 3 eine silberne Krone mit großen Saphiren abgebildet und die Wolken aus Dämonenrauch, die kunstvoll um das Motiv und den Titel gelegt sind, sind dieses Mal violett. Der strahlend weiße Hintergrund des Covers dient als krasser Kontrast und lässt die Gestaltung mysteriös und dynamisch wirken. Toll ist wieder, dass die Innenseiten der Buchdeckel von zwei colorierten Karten in verschiedenem "Zoom-Faktor" zu sehen sind, die gemeinsam mit dem umfangreichen Orts- und Personenglossar am Ende des Buches eine einfache Navigation durch Sally Greens komplexe Fantasywelt garantieren. Erwähnenswert ist darüber hinaus, dass die Kapitel wieder recht knapp gehalten sind und die Perspektivwechsel abermals durch ein Zeichen angekündigt werden.

"Die Kunst des Krieges? Unsinn? Krieg ist keine Kunst, sondern eine Aneinanderreihung grober Fehler."
-Königin Valeria von Illast.

Mit diesem Zitat aus der Biografie von Illasts Königin beginnen wir das Finale. Dieses als "Aneinanderreihung grober Fehler" zu bezeichnen wäre wohl ein bisschen zu hart, dennoch fielen mir hier im Laufe der Handlung einige Punkte auf, die ich mir anders gewünscht hätte. Doch erstmal zum groben Ablauf der Handlung: Wie schon in Band 1, "Kingdoms of Smoke - Dämonenzorn", und Band 2, "Kingdoms of Smoke - Die Verschwörung von Brigant", konzentrieren wir uns auch hier wieder auf den Weg unserer 5 erzählenden Figuren durch die Irrungen und Wirrungen von Krieg, Liebe, Flucht und Magie. Während sich der Krieg zwischen Pitoria und Brigant weiter zuspitzt und ihr angeblicher Gemahl Prinz Tzsayn schwer verwundet im Bett liegt, muss Prinzessin Catherine einige schwerwiegende Entscheidungen treffen, die nicht nur den Ausgang des Krieges, sondern auch ihr eigenes Leben betreffen. Ihr Leibwächter und Freund Ambrose leitet unterdessen eine Truppe aus Kriegern in die Dämonenwelt, um die Ernte des Dämonenrauchs durch die Briganter zu stoppen. Auch die ehemalige Dämonenjägerin Tash ist in der gefährlichen Welt der Dämonen unterwegs und einem Geheimnis auf der Spur, das alles ändern könnte. Unterdessen kämpft March in Brigant um sein Überleben und schließt sich aus Not der Jungenbrigarde von Prinz Harold an, um für Edyon zu spionieren, der ihn zwar aus Calidor, aber nicht aus seinem Herzen verbannt hat. Und letzterer ist nun zwar endlich bei seinem Vater angelangt, ist nun aber einer neuen Bedrohung ausgesetzt, denn nicht nur die Calidonianer haben es auf den neuen Prinzen abgesehen, auch Brigant hat noch eine Rechnung mit dem kleinen Staat im Süden offen...

So weit klingt die Handlung ganz solide, oder nicht? Jein. Denn anders als gedacht, kommt es hier nicht zu einer epischen Endschlacht mit Bündelung aller Kräfte und Einbezug und Verbindung aller Handlungsstränge zu einem Showdown, sondern die Geschichte plätschert erstmal für die ersten 200 Seiten dahin und scheint nicht so recht voranzukommen. (Achtung: Ab hier sind leichte Spoiler vorhanden) Zuerst einmal fällt auf, dass Tash zu Beginn geradezu lächerlich wenige und wahnsinnig kurze Auftritte hat, obwohl ihr Handlungsstrang die Möglichkeit geboten hätte, mehr über die Dämonen mit einfließen zu lassen und das Worldbuilding auch im Finale noch weiterzuentwickeln. Dann liest sich Edyons Kampf um Gehör am Hof, seine Demonstrationen der Macht des Dämonenrauchs und der kommenden Bedrohung wie eine exakte Wiederholung von Catherines Bemühungen, die Pitorianer vom Plan der Briganter zu überzeugen. Viele Szenen waren so ähnlich (inklusive Bällen, Intrigen und Attentaten), dass ich mich gefragt habe, ob die Autorin keine neuen Ideen hatte, was sie mit Edyon in Calia anfangen konnte. Entwickelt sich seine Beziehung zu seinem Vater? Nope. Denkt er über March nach, den er ins Exil geschickt hat, nachdem er von seinem Verrat erfuhr? Außer ein paar verliebte Gedanken passiert in diese Richtung nicht viel. Also was soll uns dieser Handlungsstrang sagen?

Da war Marchs Weg schon aussagekräftiger. Ihn begleiten wir nämlich zu den Jungenbrigarden, die nun von Catherines jüngstem Bruder, Prinz Harold, geführt werden. Die Struktur und Dynamik der Jungen-Armee fand ich wahnsinnig interessant, als weniger passend empfand ich es aber, wie wenig March unternimmt, um seinen eigentlichen Plan in die Tat umzusetzen: Informationen zu beschaffen, um Edyon zu retten. Klar ist er mit einigen Dingen nicht einverstanden, die Harold tut und klar prangert er den Blutdurst und die Zerstörungswut der vom Dämonenrauch aufgeputschten Jungen an, aber ansonsten lässt nicht besonders viel erkennen, dass er sich inmitten der Feindestruppen befindet. Auch auf logischer Ebene sind mir speziell in seinem Handlungsstrang einige Fragezeichen aufgefallen. Gerade manche militärische Strategien schienen mir doch eher zweifelhaft (z.B. dass Brigant seine Truppen aufteilt, um gleichzeitig Calidor und Pitoria anzugreifen). Sehr schade fand ich auch, dass sich die Beziehung von March und Edyon überhaupt nicht so entwickelt, wie ich mir das gewünscht hätte. Nicht nur, dass ich ihrer gemeinsamen Zeit hinterhergetrauert habe (sie sind über 90 Prozent der Handlung getrennt), die beiden bekommen auch keine Möglichkeit, ihren Konflikt aus dem Weg zu räumen. Zwischen einem ganzen Land, das sie trennt, Krieg, Kämpfen und Hinrichtungen bleibt den beiden keine Chance, über den Verrat und ihre Zukunft zu sprechen, sodass ihre Wiedervereinigung (natürlich mit ganz vielen Ich-liebe-Dichs) am Ende etwas schal schmeckt. Hat Edyon seinen Groll einfach vergessen? Was hat sich verändert, seit March ins Exil geschickt wurde? Darüber wird einfach nie gesprochen.

Was mich aber am meisten enttäuscht hat, ist die Entwicklung um Catherine und das Liebesdreieck. Mir ist generell schon aufgefallen, dass die Figuren hier wahnsinnig schnell mich "Ich liebe dichs" um sich schmeißen und von den wirklichen Emotionen beim Leser fast nichts ankommt. Dies hatte ich bislang noch nicht als sonderlich stören eingestuft, da es sich bei "Kingdoms of Smoke" um ein sehr handlungszentriertes Abenteuerbuch handelt und die Liebesgeschichten eher Beigabe sind. Außerdem schätze ich das bestimmt besonders negativ ein, da ich zuvor Leigh Bardugos Nikolai-Reihe gelesen habe, die genau das Gegenteil macht (hier wird fast nichts ausgesprochen, was die Gefühle viel intensiver und echter wirken lässt). Da Catherines Handlungsstrang sich gerade zu Beginn aber fast ausschließlich auf ihre Gefühle konzentriert und der Krieg fast in den Hintergrund gerät, kam ich nicht darum herum, mir die Konzeption der Liebesgeschichte nochmal genauer anzusehen. Und was ich da gefunden habe, hat mich leider so gar nicht überzeugt.

Schon die gesamte Reihe über wurde ein Liebesdreieck zwischen Prinzessin Catherine, ihrem Leibwächter Ambrose und Catherines Verlobten Prinz Tzsayn in Aussicht gestellt. Nachdem Catherine und Ambrose sich im letzten Teil dann aber ihre Liebe gestanden haben, dachte ich eigentlich, ihre Entscheidung wäre in trockenen Tüchern und wir würden in diesem Finale davon lesen, wie sich Catherine als selbstständige Kämpferin bewährt, feststellt, dass sie keinen Prinzen an ihrer Seite braucht, um ihr Land zu retten und sich dann mit Ambrose gemütlich irgendwo niederlässt. Tja und dann kommt auf den ersten Seiten von "Kingdoms of Smoke - Brennendes Land" Tzsayn aus seiner Kriegsgefangenschaft zurück, verletzt und liegt mit Fieber im Bett und bittet Catherine, sich für Ambrose oder ihn zu entscheiden und sie.... entscheidet sich für Tzsayn! Selbst wenn man außen vorlässt, dass die Autorin über zwei Bände eine Liebesgeschichte zwischen Ambrose und Catherine vorbereitet, den Leser mit romantischen Szenen in Sicherheit gewogen und über Tzsayn nicht einen weiteren Gedanken verschwendet hat, ist diese Entscheidung äußerst fragwürdig. Denn wann bitte hätte sich Catherine in Tzsayn verlieben sollen? Die beiden haben, wenn es hochkommt, zwei Tage miteinander verbracht - der erste als sie in Tornia ein Tag vor ihrer Hochzeit angekommen ist, dann ist Tzsayn nämlich nach Rossarb in den Krieg gezogen und den zweiten, als Catherine ebenfalls nach Rossarb reist, bevor sie wieder aus der überrannten Stadt flieht. Und als sie zurückkommt, ist er schon gefangengenommen. Wann haben sich die beiden also bitte kennengelernt? Genau. Nie. Wurde sie von seiner Eloquenz überzeugt, als er mit Fieber im Bett liegt? Hat es ihr so sehr imponiert, dass er ihr eine Wahl lässt, wen sie heiraten will?

Das lässt eigentlich nur die Schlussfolgerung zu, dass sich Catherine gar nicht in ihn, sondern in die Möglichkeiten, die Macht und das Leben verliebt hat, dass sie an seiner Seite haben könnte. Einmal Königinnen-Luft geschnuppert will sie ihre Macht nicht mehr für ein ärmliches Leben mit Ambrose aufgeben. Als sie den armen Tropf dann auch noch mit der Beteuerung abspeist, sie habe sich halt verändert und sei erwachsen geworden (in den letzten drei Tagen seit sie ihm ihre Liebe gestanden hat, oder was?) hat sie dann jegliche Sympathie von mir verspielt. Ganz Pitoria wirft ihr vor, machthungrig zu sein, was sie immer abstreitet. Tja und hier stellt sich heraus, dass die allgemeine Meinung über sie dann doch irgendwie zutrifft. Anstatt das zuzugeben und was Gescheites draus zu machen, stülpt die Autorin ihrer Geschichte aber dieses Liebesdreieck über und ertränkt alle Zweifel ihrer Leser in tausenden "Ich liebe dichs" zwischen den frischgebackenen Eheleuten Catherine und Tzsayn. Auch an Tzayns Glaubwürdigkeit kratzt das stark. Denn wer will schon eine Frau heiraten, die behauptete, mir dir verheiratet zu sein, um in deiner Abwesenheit das Land zu regieren und dabei einen anderen zu küssen? Und zwischen dem ganzen Drama geht die Handlung total unter - Ach man, das war alles einfach nur sehr schade!

Als enttäuschend würde ich auch das letzte Drittel betiteln, dass es sich ein bisschen einfach macht: nicht nur, dass ich zu keiner Sekunde daran gezweifelt habe, dass es alle Helden unbeschadet ins Ziel schaffen, auch die vielen Probleme lösen sich von einer Sekunde auf die andere in Rauch auf (im wahrsten Sinne des Wortes). Eine wirkliche Überraschung gibt es nicht, militärische Strategien und Entscheidungen wirken zum Teil plump und unlogisch und das tatsächliche Ende kommt wahnsinnig abrupt. Plötzlich stand da einfach "Epilog" und mir wäre fast die Kinnlade heruntergefallen. Zwar wird im Epilog eine Menge geklärt und alles findet einen passablen Abschluss, dennoch bremst sich dieses Finale von 100 auf 0 in zwei Sekunden. Nach dem komplexen Auftakt und der hochspannenden Fortsetzung wirkt dieses Finale also insgesamt ein wenig undurchdacht und kommt außerdem behäbiger daher, als ich mir das von einem Reihenabschluss erhofft hatte.

Bevor ich diese Rezension beende, will ich aber auch noch ein paar positive Punkte loswerden. Die vorherigen Abschnitte sind vor allem aus meiner Enttäuschung ob des verschwendeten Potentials geboren worden und stellen "Kingdoms of Smoke - Brennendes Land" weit negativer dar, als ich es eigentlich empfunden habe. Denn trotz der fast 500 Seiten hatte ich die Geschichte mal wieder in Rekordzeit verschlungen - ein Beweis dafür, wie kurzweilig auch Sally Greens Finale trotz aller Mängel geschrieben ist. So brutal wie Game of Thrones (abzüglich der Sex-Szenen), so orientalisch wie 1001-Nacht, ein paar Dämonen, eine grausame Verschwörung und starke Frauenfiguren - fertig ist das Erfolgskonzept, das fesselt und gut über die Durststrecken hinwegträgt. Sally Greens umschreibender, ausführlicher Schreibstil, der viel mit Bildern arbeitet (auch bei blutigen Szenen, die fast schon ins Gore-hafte tendieren) tut sein Übriges und man ist in der fremdartigen und doch bekannten Welt gefangen. Von dem her bin ich trotz des schwächeren Abschlusses der Reihe sehr froh, sie gelesen zu haben und bin sehr gespannt auf weitere Werke der Autorin!



Fazit
:

Deutlich schwächer als Band 1 und 2: Nach dem komplexen Auftakt und der hochspannenden Fortsetzung wirkt dieses Finale schlecht durchdacht und kommt außerdem plumper daher, als ich mir das von einem Reihenabschluss erhofft hatte

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Veröffentlicht am 23.05.2021

Ein spannender, temporeicher historischer Roman mit starker Heldin...

Die Highlanderin
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Ich habe schon seit Längerem keinen historischen Roman mehr gelesen, da mein großes Problem mit dem Genre ist, dass die Geschichten häufig entweder zum Einschlafen langweilig oder absolut unglaubwürdig ...

Ich habe schon seit Längerem keinen historischen Roman mehr gelesen, da mein großes Problem mit dem Genre ist, dass die Geschichten häufig entweder zum Einschlafen langweilig oder absolut unglaubwürdig aus der Luft gegriffen sind. Mit "Die Highlanderin" hat mich letzte Woche jedoch eine Rezensionsanfrage erreicht, die ich einfach nicht ablehnen konnte, nachdem ich den Klapptext gelesen habe. Assassinen, Medikusse und Highlander vor der Kulisse des schottischen Unabhängigkeitskrieges am turbulenten Anfang des 14. Jahrhunderts? Das klang einfach zu spannend, als dass ich nicht überprüfen könnte, ob diese Mischung tatsächlich funktioniert. Und das tut sie. Und wie. Ich war innerhalb von zwei Tagen mit den gut 500 Seiten durch und auch wenn ich ein paar Punkte zu kritisieren hätte, bin ich froh, dass die Geschichte zu mir gefunden hat.

Das Cover des Aufbau Verlags zeigt eine Frau mit wehendem Kleid und roten geflochtenen Haaren vor einer rauen, gewitterumwölkten Landschaft, über der der Titel in großen, goldenen Letter schwebt. Auch wenn es eine sehr typische Aufmachung für einen historischen Roman ist, gefällt mir die Gestaltung als Ganzes sehr gut. Schade ist nur, dass die abgebildete Frau nur sehr wenig an unsere Protagonistin Enja erinnert, die zum einen sehr helle, fast schon weiße Haare hat und zum anderen keine Kleider trägt. Innerhalb der Buchdeckel ist die Geschichte in 20 größere Kapitel geteilt, die jeweils abwechselnd auf zwei Zeitebenen spielen. Jene Kapitel sind dann nochmal in kürzere Szenen gegliedert, sodass man auch als Fan von kurzen Kapiteln auf seine Kosten kommt.


Erster Satz: "Welcher Teufel hat mich nur geritten!"


Trotz der sehr starken Anfangsszene, in der wir unsere Protagonistin Enja während eines Mordanschlags auf einen englischen Baron kennenlernen, habe ich mir mit dem Einstieg in die Geschichte eher schwergetan. Das lag vor allem an der eher seltsamen, verschachtelten Erzählweise, die Eva Fellner für ihre Geschichte gewählt hat. Statt durchgängig aus der Sicht von Enja zu erzählen, wechseln sich hier Er-Erzähler aus den Perspektiven von wichtigen Nebenfiguren wie Hal oder James und auktoriale Zwischenepisoden mit dem personalen Ich-Erzähler ab. Schon während des ersten Kapitels gibt es drei solcher Perspektivenwechsel und auch noch einen Zeitsprung von wenigen Tagen, was mir das Ankommen stark erschwert hat. Dazu kommt, dass die Autorin hier nicht nur mit ihren Erzählperspektiven jongliert, sondern der Roman wie bereits erwähnt auf zwei Zeitebenen rangiert, die abwechselnd in jedem Kapitel verfolgt werden. Im ersten Handlungsstrang, der im Mai 1307 in Schottland beginnt, ist unsere erwachsene Protagonistin Enja in die Wirren des schottischen Unabhängigkeitskrieges verstrickt und kämpft zwischen den Fronten des englischen und des schottischen Königs um einen friedlichen Ort zum Leben für sich und ihre Lieben. Ihre Neutralität als Landbesitzerin im schottisch-englischen Grenzland muss sie aufgeben, als sie sich in einen schottischen Clanführer verliebt...

Der zweite Handlungsstrang startet 1289 in Island und erzählt Schritt für Schritt, wie die damals noch kleine Enja von ihren Eltern auf eine Reise ohne Rückkehr geschickt, sie durch Menschenhändler in den Orient verschleppt wird und dort von einer Station zur nächsten verschiedene Ausbildungen durchläuft. Die Einbindung von Enjas Vorgeschichte als gleichwertiger Handlungsstrang, der abwechselnd mit der Haupthandlung verläuft, ist kein ganz neues, aber ein eher ungewöhnliches Konzept, mit welchem ich mich erst anfreunden musste. Auf der einen Seite macht diese Vorgeschichte, die Schritt für Schritt erzählt, wie sie zu der Frau geworden ist, die wir in Schottland handeln und kämpfen sehen die Haupthandlung gerade erst interessant. Denn natürlich fragt man sich beim Lesen, wie eine hellhaarige Isländerin mit Sklaventattoo auf der Stirn und einer Entourage an seltsamen, diversen Gestalten überhaupt mitten im schottischen Unabhängigkeitskrieg gelandet ist. Auf der anderen Seite wirkt der Aufbau ein wenig zu verzettelt und an einigen Stellen unstringent.


"Kannst du es hören? Dort schlägt das Herz einer Löwin, dort fließt das Blut einer Königin, stolz und stark! Du gehörst nicht hierher!"


Um zu erklären, weshalb ich das so empfunden habe, muss ich etwas weiter ausholen. Die Zeitsprünge und Erzählperspektiven-Wechsel könnten wohlwollend als "interessant" oder "anspruchsvoll" betitelt werden, im Endeffekt führte diese eher verworrene Erzählweise jedoch dazu, dass gerade der Anfang sehr verwirrend für mich war und mich Enjas Geschichte nur schwer fesseln konnte. Mit der Zeit gelangt man dann zwar besser in die Geschichte, ich war aber immer wieder zu Beginn eines neuen Abschnitts verwirrt und musste mich erst kurz gedanklich sortieren, wer jetzt von was in welcher Zeit erzählt. Mit der Zeit ist mir dann jedoch aufgefallen, dass mir die Rückblick-Passagen, welche ja wie gesagt von Enjas Abenteuer im Orient erzählen, besonders gut gefallen haben und ich jedes Mal, wenn wir zur "Jetzt-Zeit" wechselten, fast etwas enttäuscht war. Das hängt natürlich ein bisschen damit zusammen, dass die Mischung aus Orient, Sklaven, Assassinen, Haremsdienerinnen, Medikusse und Kreuzzüge wahnsinnig spannend war. Das ist jedoch nicht der einzige Grund, denn auch auf dem späteren Handlungsstrang passiert eine ganze Menge.

Der Hauptgrund, weshalb mich die Vorgeschichte mehr fesseln konnte, als die eigentliche Handlung liegt bei der Protagonistin Enja selbst. Denn dadurch, dass wir in der Haupthandlung noch eine Menge Verständnislücken haben, sind wir beim Lesen emotional viel näher an der jungen Enja, als an der stahlharten Kriegerin, zu der sie später wird. Mit der Zeit verstehen wir auch, weshalb unsere Heldin mit der Zeit deutlich abgestumpft ist und lernen mehr über ihren Weg, die Figuren, die wir später an ihrer Seite sehen und können uns so mit der Zeit auch mehr mit der erwachsenen Enja identifizieren. Dennoch blieb sie mir als Figur selbst über die meiste Zeit der Geschichte viel zu fern, da sich die Autorin schlichtweg in all dem Abenteuer nicht genügend Zeit für die Gefühle der Figuren nimmt.


"Ich werde einen Weg herausfinden. Niemand wird es schaffen, mich zu brechen... und eines Tages werde ich dich zu mir holen und wir werden frei sein, frei wie der Wind."


Dabei meine ich gar nicht nur die "Liebesgeschichte", die sich erst auf den letzten Seiten entwickelt und auch nur eine sehr kleine Rolle spielt, sondern vor allem von Enjas emotionaler Reifung oder allgemein ihren Gefühlen, die trotz der sehr nahen Ich-Perspektive nur in geringem Maße auf uns Leser übertragen werden. Versteht mich nicht falsch, die taffe Kriegerin Enja ist ohne Zweifel eine äußerst interessante Figur - vor allem im gegebenen historischen Kontext. An der ein oder anderen Stelle hätte ich mir aber mehr Emotionen von ihr gewünscht, um wirklich rund zu sein. Sie steht in fast jeder Situation stark und unerschütterlich da, entfernt sich durch ihre geringe Emotionale Schwingungsfähigkeit aber deutlich vom Leser.

Neben der im Laufe der Zeit immer größer werdenden Distanz zwischen Leser und Protagonistin ergibt sich noch eine weitere Schwierigkeit aus dem geteilten Aufbau des Romans. Die Geschichte funktioniert als Ganzes erstaunlich gut, ist aber deutlich überfüllt. Zwar gehen die einzelnen Motive - Wikinger, Orient, Medicus, Harem, Assassinen, Highlander, Krieg - überraschend flüssig ineinander über, die teilweise großen Zeitsprünge sorgen jedoch dafür, dass die einzelnen Parts nicht ausreichend auserzählt werden können. So verschwendet die Autorin eine Menge Potential. Ich an ihrer Stelle hätte ich auf entweder den einen oder den anderen Handlungsstrang auf einer der beiden Zeitebenen fokussiert, um die Zusammenhänge flüssiger darzustellen und ihrer Hauptfigur mehr Tiefe geben zu können. Denn während der Rückblick-Strang auf ein ganz klares Ziel zuläuft - nämlich zu erklären, wie Enja als Prinzessin in Schottland gelandet ist -, springt die Haupthandlung eher ziellos von einer actionreichen Szene zur nächsten. Zwar taucht James Douglas immer wieder auf und auch das Spannungsgefüge zwischen dem englischen und schottischen König ist spannend erzählt, einen wirklichen roten Faden gibt es dabei aber nicht (oder zumindest wurde mir keiner klar) und mir war bis zum Ende nicht klar, worauf die Geschichte hinauslaufen würde.


"Sein Leben hatte nun Allah in der Hand. Ab jetzt würde sich einiges ändern, ja, vielleicht auch zum Guten. Er entließ seine Gedanken in einen tiefen Schlaf voller schöner Bilder, sein alter Körper schwebte schwerelos und schmerzfrei in einem sanften Traum. In der Luft lag der leicht bittere Geruch von Mohn."


Das klingt jetzt vielleicht erstmal positiv, denn wenn ich das wüsste, wäre die Geschichte ja vorhersehbar, oder nicht? Nein, "Die Highlanderin" trudelt im letzten Drittel eher ziellos umher und anstatt die aufgebaute Spannung weiter zu nutzen, endet der Roman abrupt in einer der wichtigsten Szenen mit tausenden offenen Fragen. Auch der Vergangenheitsstrang endet auf halbem Weg einfach und schafft es nicht, wie zu Beginn erwartet den Kreis zu schließen, sodass wir mit Enja in Schottland ankommen würden. Mir ist klar, dass es noch eine Fortsetzung geben soll und gewisse Cliffhanger sind auch gerne gesehen, hier wird jedoch so vieles abgewürgt, dass der Roman im Gesamten als unrund erscheint.

Jetzt habe ich relativ ausführlich zu erklären versucht, weshalb der Aufbau der Geschichte auf mich etwas verwirrend und nicht ganz stimmig gewirkt hat. Dennoch möchte ich nochmal hervorheben, dass ich den Roman alles in allem mochte und deshalb mit einigen positiven Punkten abschließen. Mir hat zum Beispiel sehr gut gefallen, dass man die Geschichte sowohl als historischen Roman, als auch als Abenteuerroman lesen kann, da "Die Highlanderin" sich zu keinem Zeitpunkt in langen Ausführungen oder Erklärungen des politischen Klimas etc. verliert, sondern sich stark auf die Erlebnisse der Protagonisten konzentriert. Für den ein oder anderen Leser werden die Erklärungen oder Einbettungen in den historischen Kontext vielleicht etwas zu knapp gerade sein, mir hat der Fokus aber gut gefallen, da es nichts Anstrengenderes gibt, als historische Romane, die zu stark von der Handlung abweichen und sich im belanglosen Inforausch verzetteln. Spannend ist auch, dass Eva Fellner hier Wahres mit Fiktion mischt und vergangene Zeiten auf eher moderne Einstellungen treffen lässt. Die Frage, ob alles, was hier passiert, wirklich realistisch ist, fegt die Autorin dabei sehr geschickt vom Tisch, in dem sie die Figuren selbst erkennen lässt, dass Enja erstaunlich viel Glück zu haben scheint. "Die Highlanderin" landet zwar nicht wirklich in der Mystik-Schiene, die Enjas weitsichtige Instinkte oder ihr Talent, sich wahnsinnig schnell anzupassen, oder zu heilen, mit Magie zu erklären versucht. Durch das Einbinden von Vorsehung, Schicksal und Religion wird das unwahrscheinlich Erscheinende jedoch passend eingebettet, sodass es im Gesamtkontext stimmig wirkt.



Fazit:

Ein spannender, temporeicher historischer Roman mit starker Heldin, der jedoch durch viele Zeitsprünge und Perspektivenwechsel an Stringenz einbüßt und nie in einen richtigen Handlungsfluss findet.

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Veröffentlicht am 06.04.2021

Eine süße, aber flache Märchenadaption...

Beastly
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Die Eindrücke:

Handlung: Zugegebenermaßen präsentiert uns Alex Flinn in "Beastly" nicht viel Neues. Das französische Volksmärchen "Die Schöne und das Biest" gibt es mittlerweile in etlichen Romanversionen ...

Die Eindrücke:

Handlung:
Zugegebenermaßen präsentiert uns Alex Flinn in "Beastly" nicht viel Neues. Das französische Volksmärchen "Die Schöne und das Biest" gibt es mittlerweile in etlichen Romanversionen und Verfilmungen, die alle demselben Schema folgen: eitler, gutaussehender Schnösel verärgert Hexe und wird daraufhin in ein Biest verwandelt, bis es seine wahre Liebe findet. Dieses Motiv genau wie die häufig dazugehörenden Rosen, Verbannung durch die Eltern und ein abgeschiedenes großes Haus/Schloss lassen sich auch in dieser modernen Umsetzung wiederfinden. Interessant ist, dass es sich hier um Teenager handelt, die Geschichte in New York spielt und Lindy eher durchschnittlich ist, statt einer umwerfenden Schönheit. Alex Flinn hat hier also ein bekanntes Märchen etwas moderner und mit genügend leichten Abwandlungen, dass die Geschichte trotz klaren Verlaufs spannend blieb. Eingeteilt ist die süße Liebesgeschichte in 6 Teile plus einen Epilog, die immer wieder durch Einschübe aus einer Chatgruppe unterbrochen werden, in der auch andere Märchenfiguren vorkommen und über ihr Leid in der modernen Welt klagen. Auch wenn dies ein netter Zusatz ist, bleiben diese Nebengeschichten nur leichte Andeutungen und am Stil dieser Unterhaltungen merkt man auch stark, dass die Geschichte 2007 geschrieben wurde - wie hier würden sich keine Jugendlichen online unterhalten.

Figuren: Den beiden Hauptfiguren fehlt es leider ordentlich an Tiefgang. Zwar steht hier die Entwicklung Kyles/Adrians im Vordergrund und mit dem Loslösen von seinem Vater, der Einsamkeit in seinem Haus in New York, seinen Gewissensbissen, als er Lindy entführt und seine zarten Gefühle, als aus Gefangenschaft Freundschaft wird, werden einige spannende Konflikte aufgezeichnet - alle Entwicklungen gehen hier aber sehr schnell und lassen sich manchmal nur nachvollziehen und nicht nachempfinden. Besonders schade fand ich jedoch, dass durch die alleinige Erzählweise aus Kyles/Adrians Ich-Perspektive Lindy als Figur und damit auch ihre Gefühle sehr blass blieben. Für die Idee, die Geschichte aus Sicht des "Biests" zu erzählen, gibt´s zwar Pluspunkte, von einer epischen Liebesgeschichte kann hier aber in diesem Format nicht die Rede sein - zu kindlich und naiv sind die beiden noch. Eher würde ich "Beastly" als Entwicklungsgeschichte zweier im Stich gelassener Jugendlicher, die zueinander finden, beschreiben.

Schreibstil: Passend dazu ist der Schreibstil der Autorin sehr einfach und jugendlich. Wer schon etwas älter ist und elaboriertere Geschichten gewohnt ist, wird ab und an nicht umhin kommen, einmal die Augen zu verdrehen. Für anspruchslosere Leser oder eine Zielgruppe von 12-17 ist "Beastly" jedoch eine genau richtige Lektüre für zwischendurch.



Die Zitate


"Wenn ich mich noch mehr anstrengte, könnte sie vielleicht darüber hinwegsehen und mein wahres Ich erkennen. Nur dass ich selbst nicht einmal mehr wusste, was "mein wahres Ich" war. Ich war verwandelt worden - nicht nur mein Körper, sondern alles."

"Lindy, du hast mich geliebt, als ich noch nicht mal menschlich war. Du hast mich geküsst, als ich keine Lippen hatte. Du hast erkannt, was tief in mir schlummerte, als ich mir selbst noch nicht ganz darüber im Klaren war."




Das Urteil

"Beastly" ist eine süße und charmante Märchenadaption, die man in wenigen Stunden durchlesen kann, die jedoch weder inhaltliche noch emotionale Tiefe erreicht. Für jüngere oder anspruchslosere Leser empfehlenswert!

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