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Veröffentlicht am 20.06.2021

Und die Sterne sind dafür da, um nach ihnen zu greifen...

Gut Greifenau - Sternenwende
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1929. Während die Wirtschaftskrise Deutschland fest im Griff hat und auch vor Gut Greifenau nicht Halt macht, unterwandern die Nationalsozialisten mit ihren menschenverachtenden Parolen die Gesellschaft. ...

1929. Während die Wirtschaftskrise Deutschland fest im Griff hat und auch vor Gut Greifenau nicht Halt macht, unterwandern die Nationalsozialisten mit ihren menschenverachtenden Parolen die Gesellschaft. Katharina wird vom Schicksal doppelt hartgetroffen, und in ihrer Trauer muss sie sich dann auch noch gegen ihren Schwiegervater Gustav behaupten. Konstantin setzt alle Hebel in Bewegung, um Greifenau vor dem Ruin zu retten, dafür ist er sogar bereit, seine Seele an die Nazis zu verhökern, was für Ehefrau Rebecca geradezu unerträglich ist und die Ehe der beiden auf eine harte Probe stellt. Zur Ablenkung konzentriert Rebecca sich darauf, ihre Kinder und auch Katharina liebevoll zu umsorgen, die aus Berlin aufs Gut gekommen ist. Zwischen Gutsverwalter Albert und Katharina entwickelt sich bald eine enge Freundschaft, wobei sie auch Alberts gutgehütetes Geheimnis entdeckt. Bei den Dienstboten geht es ebenfalls hoch her, denn Berta ist wieder da und nicht allein…
Mit „Gut Greifenau-Sternenwende“ legt Hanna Caspian den Abschlussband ihrer 6-teiligen historischen Familiensaga rund um das Gut in Hinterpommern vor und überrascht den Leser einmal mehr mit einer Achterbahn der Gefühle sowie jeder Menge spannender Entwicklungen, bevor er sich von all den inzwischen liebgewonnenen Charakteren leider unwiederbringlich verabschieden muss. Der flüssige, farbenprächtige und mit vielen Emotionen angereicherte Erzählstil lässt den Leser schnell wieder auf Greifenau einziehen, um sich dort sowohl an die Fersen der Gutsherrschaften als auch an die der Bediensteten zu heften und ihnen bei ihren Entscheidungen und Erlebnissen über die Schulter zu blicken. Im Zeitraum von 1929 bis 1932 erlebt man so einschneidende Ereignisse wie die Wirtschaftskrise und ihre Folgen auf die Bevölkerung, aber auch der immer stärker werdende Einfluss der Nazis, die auch an den Gutsbewohnern nicht spurlos vorbeigehen. Caspians größte Stärke sind neben ihrer historischen Recherche vor allem ihre wundervoll ausgearbeiteten Charaktere sowie die Darstellung der zwischenmenschlichen Beziehungen untereinander. Die Figuren wirken wie aus dem Leben gegriffen, ihre Sorgen und Nöte sowie ihr Handeln und Tun sind nachvollziehbar und gerade deshalb fühlt man sich als Leser sowohl mit ihnen, als wäre man selbst ein Teil von ihnen. Während der Lektüre rauscht die Handlung wie ein Kinofilm vor dem inneren Auge ab, jagt den Leser durch ein Meer von Emotionen, während man entweder die Augen verdreht, Tränen verdrückt, Gänsehautmomente erlebt oder auch die eine oder andere Verwünschung ausstößt. Alles ist so plastisch, dass man es fast mit Händen greifen kann und man sich am Ende des Buches verwundert die Augen reibt, wenn man wieder in der Realität auftauchen muss.
Die Charaktere wurden Band für Band glaubhaft weiterentwickelt, wobei man bei einigen das Gefühl hat, sie werden sich nie ändern. Trotzdem liebt man sie als Leser und möchte sie einfach nicht missen, allen voran die schreckliche Feodora, die immer wieder auf die Füße fällt, obwohl sie einem ständig auf die Nerven fällt. Katharina hat sich von Beginn an ins Herz geschlichen und verweilt dort ebenso bis zum Schluss wie Rebecca. Mit Konstantin muss man warm werden, er ist ein Mann, der seine guten und schlechten Phasen hat. Aber auch Alexander, Berta, Gustav, Albert und viele andere lassen des Lesers Herz höher schlagen mit ihren Schicksalen.
Selten gab es eine Buchreihe, die das konstant hohe Niveau des Einführungsbandes durchgängig halten konnte. Doch hier holt die Autorin ihr geballtes Können aus der Schublade und überrascht den Leser mit Verwicklungen, Spannung und Intrigen in jedem Band aufs Neue. Der Leser kann es am Ende eines jeden Buches kaum erwarten, die Fortsetzung in die Finger zu kriegen, um weiterhin am Gutsleben teilzuhaben, während der historische Hintergrund so lebendig und greifbar mit eingebunden ist, dass man Geschichte leibhaftig miterleben kann. Mit „Gut Greifenau-Sternenwende“ geht eine Ära zuende, ein fabulöser Lesegenuss, den man sich nicht besser wünschen könnte. Absolute Leseempfehlung – diese Serie ist Königsklasse! Chapeau mit Sternenschweif!!!!

Veröffentlicht am 19.06.2021

Der Wind dreht sich...

Der Bund der Familien
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1938. Nach seinem Schlaganfall erweckt es den Anschein, als erholt sich Wilhelm Lehmann nur mäßig. Nur Paul-Friedrich weiß, wie es wirklich um ihn steht und kauft Wilhelms Firmenanteile für den Wert von ...

1938. Nach seinem Schlaganfall erweckt es den Anschein, als erholt sich Wilhelm Lehmann nur mäßig. Nur Paul-Friedrich weiß, wie es wirklich um ihn steht und kauft Wilhelms Firmenanteile für den Wert von 5 Reichsmark. Als die Familie davon erfährt, fällt sie aus allen Wolken, vor allem Leipold, der nichts gegen den rechtmäßigen Verkauf unternehmen kann, dabei ist gerade er der Grund für Wilhelms momentane Lage. Währenddessen verliebt sich Wilhelmine von Falkenbach in einen Widerstandskämpfer, der sich von jetzt auf gleich in Luft auflöst und sie zurücklässt. Derweil muss sich ihr Bruder Gustav der besonderen Aufmerksamkeit des Gauleiters stellen, der ihm und der Familie aufgrund einer augenscheinlich prekären Situation schaden will. Überhaupt werden die Zeiten am Starnberger See rauer, nicht nur aufgrund der politischen Lage…
Ellin Carsta hat mit „Der Bund der Familie“ den dritten Teil ihrer historischen Falkenbach-Saga veröffentlicht, in der dem Leser nicht nur die immer stärker werdende Macht der Nazis ins Gesicht weht, sondern auch die Spannungen innerhalb der Familie immer weiter zunehmen. Mit flüssig-bildhaftem und empathischem Erzählstil lädt die Autorin den Leser zu einer Zeitreise ins vergangene Jahrhundert ein, wo er sich am malerischen Starnberger See wieder unter die Familienmitglieder der von Falkenberg und Lehmann mischt und dabei wieder einige Geheimnisse und Intrigen zu Tage fördert. Die Beziehung zwischen Wilhelm und seinem Sohn Leopold ist weiterhin sehr angespannt, was sich durch den Verkauf der Firmenanteile an Paul Friedrich nur noch weiter verstärkt. Neben dem von der Autorin exzellent recherchierten historischen Hintergrund beherrschen vor allem die zwischenmenschlichen Beziehungen unter den Protagonisten sowie deren Geheimnisse die Handlung und treiben die Spannung während der immer schwieriger werdenden politischen Lage immer weiter in die Höhe. Auch die Nazis haben sich in Starnberg eingenistet und machen der Bevölkerung mit ihren Verleumdungen, Gerüchten und ihrer Intrigenschmiederei das Leben mehr als schwer, so dass man selbst als Leser kaum noch weiß, wem wirklich zu trauen ist und ob gerade innerhalb der Familien der Zusammenhalt so stark ist, dass sie sich davon nicht irritieren lassen. Der Spannungslevel ist wieder gut dosiert und liegt auch in diesem Teil wieder sehr hoch.
Die Charaktere wurden glaubhaft weiterentwickelt und wandeln mit ihren persönlichen Eigenheiten lebendig durchs Kopfkino des Lesers, der ob der Ereignisse mitfiebert und rätselt. Wilhelm ist der geborene Schachspieler, der seinen Sohn durch seinen Coup schachmatt setzt, wohlwissend, dass die Querelen innerhalb der Familie damit noch nicht vorbei sind. Paul Friedrich ist ein cleverer Geschäftsmann, der jede Chance nutzt, die sich ihm bietet. Er ist mit seinem Pokerface undurchschaubar und der Strippenzieher im Hintergrund. Dabei verliert er neben seinen Zielen auch die Familien nicht aus den Augen, wobei er auch seinen Vorteil im Blick hat. Leopold ist ein Egoist, der immer noch nicht gelernt hat, seinen Mann zu stehen und Verantwortung zu übernehmen. Irma überrascht durch ihre intelligente und fürsorgliche Art, wobei sie genau weiß, welche Knöpfe sie drücken muss, um Erfolg zu erzielen. Aber auch Wilhelmine, Gustav, Elisabeth und weiter Protagonisten tragen zum Unterhaltungswert dieser Geschichte bei.
Auch mit „Der Bund der Familie“ kann Carsta wieder überzeugen und lässt den Leser am Fortgang der von Falkenbergs und Lehmanns hautnah teilhaben. Wie gebannt kleben die Finger an den Buchseiten, um nur ja nichts zu verpassen. Absolute Leseempfehlung für einen guten Mix aus Geheimnissen, Intrigen, Familiengeschichte vor historischem Hintergrund!

Veröffentlicht am 13.06.2021

Eine Ärztin mit Herz und Verstand

Zu Befehl, Frau Doktor!
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1890 Texas. Nach einer blutrünstigen Schlacht am Wounded Knee Creek satteln vier befreundete Kavalleristen um, quittieren ihren Dienst und nutzen fortan als „Hangers Reiter“ ihre Fähigkeiten nur noch dazu, ...

1890 Texas. Nach einer blutrünstigen Schlacht am Wounded Knee Creek satteln vier befreundete Kavalleristen um, quittieren ihren Dienst und nutzen fortan als „Hangers Reiter“ ihre Fähigkeiten nur noch dazu, um die Welt vor Banditen und allem Unbill zu schützen. Als einer von ihnen bei einem Auftrag angeschossen wird, wird dieser von ihrem Anführer Matthew Hanger in die in Purgatory ansässige Arztpraxis gebracht. Schon bald macht Matthew große Augen, als er sich Dr. Josephine Burkett gegenüber sieht, denn er hatte eigentlich mit einem Mann gerechnet. Bald schon schwirrt ihm Dr. Jo ständig im Kopf herum und er genießt das Wortgeplänkel mit ihr regelrecht. Nachdem der Verletzte von seinen Wunden kuriert ist, müssen die vier Reiter Dr. Jo zu Hilfe eilen, deren Bruder von Banditen für die Erpressung von Lösegeld entführt. Schon bald befinden sich alle in großer Gefahr, denn die Banditen scheuen vor nichts zurück…
Karen Witemeyer hat mit „Zu Befehl, Frau Doktor!“ einen sehr unterhaltsamen und gefühlvollen Roman vor historischer Kulisse vorgelegt, der den Leser von Beginn an zu fesseln weiß. Der flüssige, bildhafte und mit reichlich Humor gewürzte Erzählstil beamt den Leser in den Wilden Westen Ende des 19. Jahrhunderts, wo er nicht nur alsbald Kommandant Matt Hanger mit seinen drei Kameraden kennenlernt, sondern vor allem die Ehre hat, in Dr. Josephine Burkett einer starken und unabhängigen Frau zu begegnen, die sich mit Hingabe um ihre Patienten kümmert und zusätzlich um die Anerkennung in ihrem Beruf kämpfen muss, weil sie eine Frau ist. Spritzige Wortgefechte zwischen Dr. Jo und Matt lassen schon bald die Funken zum Leser überspringen, während die beiden ganz langsam ihre Gefühle füreinander entdecken. Die Autorin ist bekannt dafür, ihre Rollen mit starken und selbstsicheren Frauen zu besetzen, während sie gleichzeitig unterschwellig darauf hinweist, wie hart diese um ihre jeweilige Position kämpfen und sich durchsetzen müssen, weil sie sich in einer von Männern dominierten Welt bewegen. Bildhafte Kampfszenen lassen das Kopfkino ebenso anspringen wie die Verarztung des verletzten Wallace. Die sich entfaltende Liebesgeschichte wird fein dosiert mit der Handlung verwebt und spiegelt nebenbei die damaligen gesellschaftlichen Gepflogenheiten wieder. Auch der christliche Aspekt wurde mit der Geschichte verbunden, denn Werte wie Vertrauen in Gott, Nächstenliebe sowie Vergebung werden hier hervorgehoben.
Die Charaktere sind sehr lebendig in Szene gesetzt und überzeugen durch ihre glaubwürdigen Ecken und Kanten, die sie dem Leser schnell ans Herz wachsen lassen. Dieser folgt ihnen gern, um an ihrer Seite ein Abenteuer zu erleben und mit ihnen zu fiebern. Josephine Burkett ist eine selbstbewusste und patente Frau, die nicht nur mit ihren Fähigkeiten als Ärztin punktet, sondern auch ein schlagfertiges Mundwerk besitzt, das sie wie eine Waffe einzusetzen weiß. Matthew Hanger ist ein pflichtbewusster und verantwortungsvoller Mann, der neben Selbstsicherheit auch Fürsorge ausstrahlt. Auch er trägt das Herz auf der Zunge und ist um keine Antwort verlegen. Wallace ist ein Charmebolzen, der gern flirtet und das Leben aufgrund seines jungen Alters etwas leichter sieht. Jos Bruder Charlie ist ein selbstsüchtiger Taugenichts, der durch seine Taten andere immer wieder in Gefahr bringt. Aber auch die anderen Protagonisten tragen ihren Anteil an dieser spannenden und abwechslungsreichen Geschichte.
„Zu Befehl, Frau Doktor!“ ist eine sehr gelungene Mischung aus historischem Abenteuer- und Liebesroman, der den Leser von der ersten Seite an gefangen hält und dabei ein wunderbares Kopfkino in Gang bringt. Ein spannender Pageturner, der eine absolute Leseempfehlung verdient hat!

Veröffentlicht am 06.06.2021

"Liebe ist nicht das was man erwartet zu bekommen, sondern das was man bereit ist zu geben." (Katharine Hepburn)

Sehnsucht in Aquamarin
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Die Schwestern Jette und Polly Reinhardt sind seit frühester Kindheit ohne Mutter Eve aufgewachsen, denn die hat Knall auf Fall ihre Sachen gepackt, ihre Kinder verlassen und ist nie zurückgekehrt. Als ...

Die Schwestern Jette und Polly Reinhardt sind seit frühester Kindheit ohne Mutter Eve aufgewachsen, denn die hat Knall auf Fall ihre Sachen gepackt, ihre Kinder verlassen und ist nie zurückgekehrt. Als Jette nun bei einem Kollegen auf einem Foto das Konterfei ihrer Mutter entdeckt, gibt es für die beiden Schwestern kein Halten mehr. Sie buchen den nächsten Flieger in die USA, um sich dort in Bar Harbor auf die Suche nach Eve zu machen. Mit wenig Geld ist kein Hotel drin, deshalb wird im Acadia National Park gecampt, wo Eve arbeiten soll. Dort lernen sie den alleinerziehenden Ranger Liam kennenlernen, der schon bald nur noch Augen für Polly hat. Wird Polly, die aufgrund negativer Erfahrungen in der Vergangenheit nicht auf eine ernstere Geschichte einlassen möchte, ihr Herz für Liam öffnen? Und wie wird das erste Zusammentreffen mit Mutter Eve verlaufen, werden Jette und Polly endlich die wahren Gründe erfahren, warum Eve sie damals verlassen hat?
Miriam Covi hat mit „Sehnsucht in Aquamarin“ einen wunderschönen und berührenden Roman vorgelegt, der den Leser nicht nur emotional durch eine Achterbahn der Gefühle schickt, sondern ihm auch die Schönheiten von Maine aufzeigt und ihm somit eine herrliche Auszeit vom Alltag schenkt. Der flüssige, farbenprächtige und gefühlvolle Erzählstil lässt den Leser sofort ins Leben der beiden Schwestern gleiten, wo er das Wesen dieser zwei so unterschiedlichen Frauen im Verlauf der Geschichte kennenlernt und so einige ihrer Handlungsweisen nachvollziehen kann. Vor allem Polly ist eine harte Nuss mit weichem Kern, die zu knacken sich wahrlich lohnt. Schon bald sitzt der Leser voller Neugier mit den beiden im Flieger in der Hoffnung, endlich Fragen aus der Vergangenheit klären zu können. Während die Autorin mit intensiven Bildern das Kopfkino des Leser ins Gang bringt, sind es gerade die zwischenmenschlichen Beziehungen, die in dieser Geschichte das Zünglein an der Waage sind. Wunderbar webt Covi die entzweiten Familienbande langsam wieder ineinander, während sowohl Jette als auch Polly langsam ihren wahren Lebenshafen finden. War Jette vorher ein Hansdampf in allen Gassen und immer auf der Suche, so hat Polly sich mehr oder weniger isoliert, damit ihr niemand zu nahe kam. Doch die Suche nach ihrer Mutter sowie die gemeinsame Reise brechen nicht nur ihre jeweils errichteten Dämme langsam auf, sondern lassen sie erkennen, was ihnen in all den Jahren gefehlt hat und den Mut hervorbringen, sich dem endlich zu stellen. Als Leser geht man vor allem mit Polly durch Höhen und Tiefen, kann ihre Ängste nachvollziehen und möchte sie doch manchmal schütteln, damit sie endlich den Schritt nach vorne wagt.
Facettenreiche Charaktere sind lebendig und realistisch in Szene gesetzt, ihre glaubwürdigen Ecken und Kanten lassen sie dem Leser schnell ans Herz wachsen, der ihnen nur zu gerne auf Schritt und Tritt folgt und mitfiebert. Polly ist fast schon eine Einsiedlerin zu nennen, denn sie schottet sich ab, ist eher bürgerlich konservativ und manchmal ein wenig chaotisch. Innerlich wirkt sie oftmals unsicher und sehr verletzlich. Ihre ältere Schwester Jette ist fast schon übertrieben lebenslustig, sie handelt impulsiv, ist ständig auf der Jagd nach der großen Liebe. Liam ist ein liebevoller und fürsorglicher Vater, der selbst ein Päckchen zu tragen hat. Töchterchen Izzy wirkt für ihr Alter manchmal altklug und vorwitzig, doch erobert sie das Leserherz im Sturm, denn sie weiß genau, was sie will. Ebenso haben Eve, Owen und einige andere Protagonisten ihre denkwürdigen Auftritte in der Geschichte.
„Sehnsucht in Aquamarin“ überzeugt mit wunderbarem, bildhaftem Erzählstil, Familiengeschichte, Liebe, Dramatik sowie einem zauberhaften Setting auf ganzer Linie. Die Seiten rinnen bei diesem Pageturner nur so durch des Lesers Finger. Ein Roman zum Mitfiebern und Träumen. Absolute Leseempfehlung für eine herrliche Auszeit vom Alltag!

Veröffentlicht am 05.06.2021

"Schwierige Zeiten lassen uns Entschlossenheit und innere Stärke entwickeln." (Dalai Lama)

Palais Heiligendamm - Stürmische Zeiten
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1922. Die NSDAP ist auf dem Vormasch, während die Währungskrise Deutschland fest im Griff und auch das Palais Heiligendamm erfasst hat. Gerade erst hat das Hotel mit der Renovierung ein neues Gewand bekommen, ...

1922. Die NSDAP ist auf dem Vormasch, während die Währungskrise Deutschland fest im Griff und auch das Palais Heiligendamm erfasst hat. Gerade erst hat das Hotel mit der Renovierung ein neues Gewand bekommen, da muss Elisabeth erneut die Ärmel hochkrempeln, um das schleppende Geschäft zum Laufen zu bringen. Als das Hotel als Hintergrundkulisse für einen Film dient, sieht es fast so aus, als würden die dunklen Wolken am geschäftlichen Horizont verschwinden und der Kampf ums Überleben Geschichte. Elisabeth ist Julius Falkenhayn schon allein durch die gemeinsame Tochter eng verbunden, aber zwischen den beiden kriselt es. Und Elisabeths Bruder Paul, der sich als Musiker einen Namen machen wollte, gerät durch eine verhängnisvolle Affäre mit einem ambitionierten Politiker in den Dunstkreis der NSDAP…
Michaela Grünig hat mit „Palais Heiligendamm-Stürmische Zeiten“ den zweiten Teil ihrer historischen „Palais Heiligendamm“-Reihe vorgelegt, der dem Auftakt an Spannung und Dramatik in Nichts nachsteht. Der flüssige, bildgewaltige und einnehmende Schreibstil lässt den Leser durch eine Zeitreise im Jahr 1922 landen, wo er im „Palais Heiligendamm“ eincheckt, sich häuslich einnistet und sodann an die Fersen von Elisabeth heftet, um ihr Treiben hautnah mitverfolgen zu können. Durch die akribische Recherche der Autorin wird dem Leser gleichzeitig die politische und gesellschaftliche Lage in Deutschland sehr nahe gebracht. Über den Zeitraum von 11 Jahren erfährt der Leser nicht nur von den horrenden Reparationskosten des Ersten Weltkrieges, unter denen das Land ächzt, sondern darf die Golden Zwenties ebenso miterleben wie die Geldentwertung oder die immer mächtiger werdende NSDAP mimt ihrem menschenverachtenden Judenhass. Während der Leser durch Zeit und Raum gleitet, erlebt er Elisabeths berufliche Sorgen und ihren Kampf gegen den Untergang, Pauls Scheinehe und seine Gefühle für einen NSDAP-Anhänger, die ihn Kopf und Kragen kosten können. Grünig lässt den Leser tief eintauchen in das Leben ihrer Protagonisten und vermittelt nicht nur das Bild der Privilegierten, sondern gibt auch einen spannenden Einblick in die unteren sozialen Schichten. Gerade diese gelungene Mixtur lässt den Leser an den Seiten kleben und während der Lektüre ein wahres Kopfkino vor dem inneren Auge abläuft. Die zwischenmenschlichen Beziehungen und die unterschiedlich geknüpften Bande verheißen nicht nur einige Dramen, sondern türmen durch die sich immer mehr verändernde politische Lage dunkle Wolken am Horizont auf, die nicht nur den Leser, sondern auch die Protagonisten durch ein Wechselbad der Gefühle laufen lassen.
Die Charaktere wurden glaubhaft und facettenreich weiterentwickelt, so dass sie den Leser sofort wieder in ihre Mitte nehmen, der regen Anteil an ihren Aktivitäten nimmt. Elisabeth ist zu einer starken, klugen und verantwortungsvollen Geschäftsfrau herangereift, die dazu noch einiges an Empathie und Fürsorge mit in die Waagschale wirft. Nur mit dem persönlichen Glück will es noch nicht so ganz klappen. Julius ist ein Mann mit Prinzipien und Anstand, der Elisabeth in ihrem Tun unterstützt. Paul ist neben seiner Neigung, die er zu verbergen sucht, viel zu gutmütig und will es jedem recht machen, dabei geht er selbst fast unter. Minna kommt zurück ins Palais und hofft auf ein Leben mit Albert. Aber auch Protagonisten wie Johanna, Samuel, Margot, Helene oder Luise haben ihre Auftritte in dieser abwechslungsreich gestalteten Geschichte.
„Palais Heiligendamm-Stürmische Zeiten“ schlägt den Leser mit einer tollen Mischung aus bildhaftem Erzählstil, unterhaltsamer Familiengeschichte, Liebe, Dramatik sowie einem akribisch recherchiertem historischen Hintergrund sofort in seinen Bann. Die Seiten rinnen dem Leser regelrecht durch die Finger. Eine Geschichte, die süchtig macht. Absolute Leseempfehlung!