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Veröffentlicht am 19.07.2021

Toughe Artefakt-Jägerin, leider mit nervigem Bad Boy Klischee

Zepter aus Licht
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Nefertari „Taris“ de Vesci ist so eine Art moderne Lara Croft. Als Spezialistin für historische Kunstgegenstände spürt die 24-jährige für ihre Auftraggeber so manches Diebesgut und verschollene Artefakte ...

Nefertari „Taris“ de Vesci ist so eine Art moderne Lara Croft. Als Spezialistin für historische Kunstgegenstände spürt die 24-jährige für ihre Auftraggeber so manches Diebesgut und verschollene Artefakte auf. Digital unterstützt wird sie von ihrem todkranken Bruder Malachi. Ihr neuester Auftrag: Das Zepter aus Licht, welches einst zu den wichtigsten Reliquien auf Atlantis zählte - und für dessen Untergang sorgte. Ihre Auftraggeber: Engel, Götter und Dschinns.
Gleich vorweg: Die Story ist wirklich klasse! Okay, eine 24-jährige aus reichem Haus, mit drei Studienabschlüssen und diversen Kampfkünsten im Repertoire, ist natürlich etwas überzogen, macht aber einfach Spaß zu lesen. Hochintelligent und tough, gesegnet mit trockenem Humor, war mir Taris sofort sympathisch. Wen ist überhaupt nicht mochte war ihr Auftraggeber und Ex-Erzengel Azrael. Nicht nur, dass er nicht mit offenen Karten Taris gegenüber spielt, er war leider auch pures Bad Boy Klischee mit einer veralteten Ansicht Frauen gegenüber, der sich so wenig unter Kontrolle hatte wie ein Teenager mit Hormonschub. Entsprechend war ich auch enttäuscht, dass die Autorin bei Taris den Verstand auf stand-by stellte, sobald sie Azraels Augen, Muckis oder seinen maßgeschneiderten Anzug sah. Das machte die Story unnötig kaputt.
Von diesen Bady Boy-Intelligenzaussetzern mal abgesehen ist die Suche nach dem Zepter aus Licht überaus spannend und gespickt mit so manchen historischen Details. Azraels Freunde, ein Dschinn und ein Gott, waren mir um einiges sympathischer als Bad Boy Azrael und brachten jede Menge Abwechslung ins Spiel, ebenso einige weitere Götter, Engel, Dschinns und Dämonen. Lediglich die einzige Frau in der Männerclique fiel leider dem typischen Frauenklischee zum Opfer: Sie war eifersüchtig und in der WG fürs Putzen, Kaffeekochen und sonstiges Bedienen zuständig - echt jetzt? Das fiel tatsächlich selbst Taris negativ auf.
Ein überaus gelungenes Abenteuer mit einer toughen jungen Frau, die gemeinsam mit Göttern, Engeln und Dschinns auf der Suche nach einem magischen Artefakt ist. Gespickt mit interessanten historischen Details, unterhaltsam erzählt und in sich stimmig. Lediglich das überzogene Bad Boy Klischee minderte den Lesespaß, da mich Intelligenz-Aussetzer beim Anblick von Augen, Muskeln und maßgeschneiderten Anzügen nun wirklich nicht von Hocker hauen und die Protagonistin unnötig unprofessionell erscheinen ließen. Da noch zwei weitere Artefakte vermisst werden, hoffe ich allerdings auf eine Fortsetzung mit Taris als toughe Artefakt-Jägerin.

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Veröffentlicht am 04.07.2021

Der zweite Band der Trilogie schwächelt etwas, ist nicht so spannend

Nordstern - Die Nacht der freien Pferde
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Der zweite Teil der Nordstern-Trilogie schließt direkt an den ersten an, an der fürchterlichen Unfall, welchen Erla und ihre Schimmelstute Drifa durch den Angriff des mysteriösen Unwesens beim Schafabtrieb ...

Der zweite Teil der Nordstern-Trilogie schließt direkt an den ersten an, an der fürchterlichen Unfall, welchen Erla und ihre Schimmelstute Drifa durch den Angriff des mysteriösen Unwesens beim Schafabtrieb erlitten. Flóki und Kadlin aus dem Elfenvolk der Húldu retteten beiden das Leben, jedoch vergeht die Zeit im Elfenreich anders als im Reich der Menschen. Während Erla sich langsam von ihren starken Verletzungen erholt, scheint sie zur Rettung von Drifas Leben eine folgenschwere Entscheidung treffen zu müssen, welche die Heilerin Jorunn bereits seit langem vorausgesehen hat.
Dadurch, dass sich dieser Band wirklich lange Zeit um Erlas Rekonvaleszenz dreht, geschieht leider vor allem zu Beginn nur sehr wenig, statt Handlung bekommt man vielmehr Erinnerungen und Gedanken zu lesen. Das fand ich auf Dauer leider etwas langweilig, überhaupt zog sich das Abenteuer im Vergleich zum ersten Band ziemlich in die Länge. Auch gab es diesmal deutlich weniger isländisches Flair. Erlas vorherbestimmtes Schicksal, welches bereits im ersten Band angedeutet wurde, wird diesmal zwar immer deutlicher erahnbar, ebenso die Hintergründe des Angriffs, dennoch wirkte der Band eher wie eine Vorbereitung auf das große Abenteuer im dritten Teil.
Die Faszination des ersten Bandes habe ich hier vermisst, der Band ist etwas ruhiger, beschäftigt sich lange mit Erlas Genesungsphase, es wird mehr geredet statt gehandelt. Dennoch macht der zweite Teil neugierig, welches Schicksal Erla im dritten Band der Trilogie erwarten wird.

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Veröffentlicht am 30.06.2021

Aussergewöhnliche Ermittlungsmethoden und Spezialwissen über den Tod

Das Buch des Totengräbers (Die Totengräber-Serie 1)
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Wien 1893: Jack the Ripper scheint einen Nachahmer gefunden zu haben, als mehrere Frauen brutal ermordet aufgefunden werden. Einer der Ermittelnden ist Inspektor Leopold von Herzfeldt, frisch aus Graz ...

Wien 1893: Jack the Ripper scheint einen Nachahmer gefunden zu haben, als mehrere Frauen brutal ermordet aufgefunden werden. Einer der Ermittelnden ist Inspektor Leopold von Herzfeldt, frisch aus Graz angereist und geschult in den neuesten Methoden der Kriminalistik. Der Fall scheint verzwickt, der Täter den Ermittlern einen Schritt voraus. Als sich weitere Todesfälle mit diesen Verbrechen überschneiden erhält von Herzfeldt wichtige Hinweise von Totengräber Augustin Rothmayer, der sich mit den Toten besser auskennt als mit den Lebenden und sein Wissen in einem umfangreichen Almanach zusammenfasst.
Der Grazer Untersuchungsrichter Hans Gross gilt als einer der Begründer der modernen Kriminalistik. Mit Leopold von Herzfeldt hat der Autor einen fiktiven Schüler von Gross erdacht, der zwar erfolgreich in seinen Ermittlungsmethoden sein mag, sich mit seinem arroganten Auftreten und dem Mangel an Teamfähigkeit jedoch keine Freunde macht. Statt an sich zu arbeiten schiebt er die mangelnde Kollegialität der anderen auf das bornierte Festhalten veralteter Methoden sowie Judenhass. Vor allem gegenüber dem Totengräber hat mich seine herablassende Art ziemlich geärgert, die im Klappentext versprochene gemeinsame Ermittlung ließ sich zunächst nicht erkennen.
Sympathieträger waren für mich vielmehr sowohl der Totengräber Augustin sowie die Polizeitelefonistin Julia, deren Fähigkeiten in der männerdominierten Welt ein wenig untergehen.
Die Fälle gestalten sich als spannend inszeniert und zunächst undurchschaubar, ebenfalls bleibt lange nicht klar, inwiefern die einzelnen Fälle in Zusammenhang stehen könnten. Die Alleingänge des Inspektors von Herzfeldt haben mich mehrfach gestört, das wirkte unprofessionell, der Ärger mit den Vorgesetzten vorprogrammiert. Dass er Julia mit fadenscheinigen Begründungen mit reinzog und sie einfach so vermehrt ihrer Arbeit fernbleiben konnte empfand ich als unglaubwürdig. Das titelgebende Buch des Totengräbers spielt zwar im Roman selbst keine signifikante Rolle, spannend zu lesen sind jedoch fiktive Auszüge des Almanachs, welche einigen Kapitel vorweg angegeben sind.
Verzwickt miteinander in Zusammenhang stehende Mordfälle, ausgefallenes Wissen der damaligen Zeit über Tote sowie die Anfänge der Kriminalistik im früheren Wien ergeben einen spannend zu lesenden Krimi, dessen Genialität durch die Überheblichkeit des Protagonisten etwas ausgebremst wird.

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Veröffentlicht am 26.06.2021

Familientreffen mit Lucifer

Celestial City - Akademie der Engel
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Neues Jahr, neues Glück für Brielle und ihre beste Freundin Shea an der Akademie der Engel. Die Zeremonie für Brielles Bruder steht kurz bevor, zudem hat sie sich in den Kopf gesetzt, ihre Mutter aus dem ...

Neues Jahr, neues Glück für Brielle und ihre beste Freundin Shea an der Akademie der Engel. Die Zeremonie für Brielles Bruder steht kurz bevor, zudem hat sie sich in den Kopf gesetzt, ihre Mutter aus dem Dämonenvertrag auszulösen - hierfür bietet sich schon bald überraschend eine passende, wenn auch gefährliche Gelegenheit. Aber was soll schon groß schiefgehen mit einer sprücheklopfenden Seraphimklinge als Sidekick? Okay, Tattoo-Spender Lucifer könnte unerwartet vorbeikommen…
Der zweite Band der Jugendfantasy-Reihe schließt nahtlos an den ersten an. Die toughen Freundinnen Shea und Bri lassen nichts auf sich kommen und setzen sich mutig für ihre Familie ein, ebenso ist Brielles Lover Lincoln hier und da eine ziemliche Hilfe, über dessen Vergangenheit man ein wenig mehr erfährt. Das Worldbuilding ist natürlich weiterhin klischeehaft schwarzweiß gezeichnet, was mich an der Reihe stellenweise ziemlich stört, jedoch auf eine gewisse Weise manchmal notwendig für die Handlung ist. Am spannendsten sind die Auftritte mit Lucifer, welcher noch für einen ziemlichen Cliffhanger sorgt. Und auch Klinge Sera gewinnt als Brielles Sidekick immer mehr an Bedeutung und ist ebensowenig auf ihren nur von Brielle hörbaren Mund gefallen wie das Dreamteam Shea und Bri.
Eine erneut spannend-humorvolle Fortsetzung der Fantasy-Reihe, bei welcher man in Kauf nehmen muss, dass sie stellenweise ein wenig klischeehaft und oberflächlich gestaltet ist. Dafür bekommt man toughe Mädels, eine sprücheklopfende Klinge, eine etwas durchgeknallte Story und - endlich - Lucifer zu Gesicht.

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Veröffentlicht am 26.06.2021

Wem gehört die nächste Welt?

Das ferne Licht der Sterne
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In nicht allzu ferner Zukunft: Die Erde hält längst Kurs auf ihren Untergang, Naturkatastrophen machen ein Überleben auf dem überbevölkerten Planeten auf lange Sicht unmöglich. Das Terraforming auf dem ...

In nicht allzu ferner Zukunft: Die Erde hält längst Kurs auf ihren Untergang, Naturkatastrophen machen ein Überleben auf dem überbevölkerten Planeten auf lange Sicht unmöglich. Das Terraforming auf dem Mars geht nur langsam voran und könnte längst nicht alle Menschen retten. Hoffnung bietet ein kürzlich entdeckter Planet in der Goldilocks-Zone, welcher mit neuester Technik erreicht und bewohnbar gemacht werden könnte: Cavendish.
Maßgeblich an der Entwicklung der benötigten Technologien beteiligt war und ist die brilliante Wissenschaftlerin Valerie Black, die unbedingt auf der ersten Mission zum neuentdeckten Planeten dabei sein will. Die Not der Bevölkerung ließ jedoch viele wieder zu veralteten Werten zurückkehren - einflussreiche weiße Männer in teuren Anzügen übernehmen immer mehr die Macht, drängen die Frauen zurück und berauben sie schleichend der Möglichkeiten ihrer Selbstbestimmung. Valerie Black sieht daher keine andere Wahl, sie stiehlt das Raumschiff zusammen mit vier weiteren Wissenschatflerinnen - vor den Augen des selbstgefälligen amerikanischen Präsidenten.
Ein aussergewöhnlicher Roman. Neben den zu erwartenden Science Fiction Elementen, welche teilweise auf Weiterentwicklungen aktueller Technologien, teilweise auf theoretischen Überlegungen späterer Möglichkeiten beruhen, beschäftigt sich der Roman mit ethischen Fragen ebenso wie mit Gesellschaftskritik. Neben dem Verschließen der Augen vor der Wahrheit werden Diskrimierung und Homophobie ebenso zur Sprache gebracht wie die Arroganz des amerikanischen Präsidenten, sich zum Präsidenten der gesamten Menschheit aufzuspielen. Als Kritik möchte ich hierbei erwähnen, dass leider primär die politischen Verhältnisse der USA als Maßstab im Roman dargestellt werden, die anderen Staaten verbleiben eher unter „ferner liefen“.
Erzählt wird das Ganze aus der Sicht von Biologin Naomi Lovelace, die als Adoptivtochter von Valerie Black mit an Bord des Raumschiffes geht. Rückblenden ergänzen die Gegenwart an passender Stelle. Bei einer rein femininen Besatzung liegt der Fokus ein wenig anders als bei einer männlichen Crew. Die Probleme im Weltraum wären allerdings dieselben, welchen sich die Wissenschaftlerinnen kompetent stellen. Generell wirkt alles sehr überzeugend und realistisch. Spannend wird es, als nach und nach ethische Überlegungen an Bord immer stärker in den Fokus rücken, wie es mit der Menschheit und der Besiedlung Cavendishs ablaufen soll. Die Grenzen, wie weit jemand gehen würde, liegen bei jedem anders. Auch hier meine Kritik, dass mir einiges zu sehr in Fanatismus abdriftete.
Ein solides SF-Lese-Erlebnis, welches Erlebnisse im Weltraum ebenso bietet wie ethische und gesellschaftskritische Themen.

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