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Veröffentlicht am 05.07.2021

Starke Frauen, die sich für andere einsetzen

Mit Wind unter den Flügeln
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INHALT:

Tanja Wenz ist als Autorin von Kinderbüchern bekannt. Ihr neuestes Buch «Mit Wind unter den Flügeln» ist für die Zielgruppe Erwachsene und ältere Jugendliche geschrieben. Es will einen Einblick ...

INHALT:

Tanja Wenz ist als Autorin von Kinderbüchern bekannt. Ihr neuestes Buch «Mit Wind unter den Flügeln» ist für die Zielgruppe Erwachsene und ältere Jugendliche geschrieben. Es will einen Einblick in das Leben von 16 verschiedenen Frauen geben, welche das kirchliche und gesellschaftliche Leben durch ihr Wirken und ihre Persönlichkeit nachhaltig geprägt haben. Beginnend im sechsten Jahrhundert mit der Frankenkönigin Radegundis und endend bei der 2006 verstorbenen Ruth Pfau lernen die Lesenden sowohl heiliggesprochene Frauen der katholischen Kirche als auch Widerstandskämpferinnen der NS-Zeit kennen. Verbunden werden die einzelnen Kapitel dabei dadurch, dass ein Falke sich vom Wind unter den Flügeln von Person zu Person tragen lässt, diese in ihrer jeweiligen Situation beobachtet und danach weiter zur nächsten fliegt.

MEINE MEINUNG:

In ihrerm Buch benutzt die Verfasserin verschiedene Erzählformen: Unter anderem wechseln Zwiegespräch, Tagebucheintrag, Telefonat oder geschriebener Brief einander ab. Dadurch lässt es sich leicht lesen ohne jedoch oberflächlich zu erscheinen.


Am Ende eines jeden Kapitels finden sich ein tabellarischer Lebenslauf, ein Kurzüberblick zur Vita und ein Hinweis auf einiges, was sich in der jeweiligen Epoche auch ereignet hat. Diese zusätzlichen Informationen sind hilfreich und auch unbedingt notwendig, weil in den Erzählungen zur jeweiligen Person nur ein bestimmter Lebensabschnitt spotartig beleuchtet wird. In diesem geht es vor allem um sehr persönliche Erlebnisse, welche die Frauen geprägt haben.


Von daher darf man von diesem Buch nicht erwarten, dass es zu jeder Frau eine ausführliche Biographie liefert. Das will dieses aber auch bewusst nicht tun. Man lernt daher immer nur eine kleine, wenn auch eindrückliche Facette des jeweiligen Lebens kennen. Gemeinsam ist allen vorgestellten Frauen ihr Glaube daran, von Gott zum jeweiligen Dienst und Handeln berufen worden zu sein. Dieses verbindende Element kommt auch schön auf dem ansprechend gestalteten Buchcover zum Ausdruck: Frauen unterschiedlicher Herkunft und verschiedenen Alters legen einander die Hand auf die Schulter.


FAZIT:

«Mit Wind unter den Flügeln» ist gut geeignet und empfehelenswert als Einstiegsliteratur und macht neugierig darauf, sich mit der einen oder anderen weiblichen Person aus der (Kirchen-) Geschichte genauer auseinanderzusetzen. Das Buch liefert interessante Einblicke in das Leben verschiedenster Frauen. Quellenangaben am Ende des Buches oder Hinweise auf vertiefende Literatur wären sehr schön und hilfreich gewesen, diese fehlen aber leider.

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Veröffentlicht am 05.07.2021

Schön, aber auch ziemlich düster

Marinka
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INHALT:


Marinka ist zwölf Jahre alt und lebt mit ihrer Grossmutter in einem alten, sehr gemütlichen Haus. Ihre Eltern sind gestorben, also ist ihre Oma die wichtigste Bezugsperson in Marinkas Leben. ...

INHALT:


Marinka ist zwölf Jahre alt und lebt mit ihrer Grossmutter in einem alten, sehr gemütlichen Haus. Ihre Eltern sind gestorben, also ist ihre Oma die wichtigste Bezugsperson in Marinkas Leben. Mit anderen Menschen hat das Mädchen kaum wirklich Kontakt. Sie geht nicht zur Schule und bleibt nie länger als einige Tage an ein und demselben Ort. Denn das Haus, in dem Grossmutter und Enkelin leben, hat Hühnerbeine und wandert ständig umher. Und auch die Grossmutter ist keine gewöhnliche Frau, sondern eine Baba Yaga. Ihre Aufgabe ist es, jeden Abend die Verstorbenen in ihrem Haus willkommen zu heissen, die schönen Erinnerungen an deren Leben zu teilen und sie dann durch die geheimnisvolle Pforte ins Jenseits zu führen. Baba liebt ihre Arbeit und macht sie sehr gut. Und ihre Enkelin soll einmal ihre Nachfolgerin werden.

Aber Marinka sehnt sich nach einem ganz normalen Menschenleben. Sie möchte zur Schule gehen, Freundinnen und Freunde haben, etwas mit Gleichaltrigen erleben und länger an einem Ort bleiben. Immer öfter begehrt sie gegen die Regeln der Grossmutter auf und entfernt sich heimlich von dem alten Haus, begleitet allein von ihrem treuen Raben Jack. Dabei begegenet sie freundlichen und weniger netten Menschen und begibt sich, ohne es zu wissen, in grosse Gefahr. Denn ihre Baba hat Marinka etwas verschwiegen, wovon das Mädchen nichts ahnt...


MEINE MEINUNG:

Dieses Buch habe ich nach "Das Mädchen und der flüsternde Wald" gelesen. Gewisse Wiedererkennungsmomente gab es für mich: In beiden Büchern kommt das liebenswerte Haus mit den Hühnerbeinen vor. Und die Figur der Baba Yaga findet sich ebenfalls in beiden Erzählungen. Ich bin jedoch froh, dass ich die Bücher (eher ungewollt) in dieser Reihenfolge gelesen habe. Denn während die Geschichte um Janka herzerwärmend ist, so hat dieses Buch stellenweise schon beängstigende Szenen. "Marinka" spielt in einer Welt, in der sich Diesseits und Jenseits, Realität und Phantasie überschneiden. Es ist eine märchenhafte Erzählung über den Wunsch nach Selbstbestimmung und die Suche nach der eigenen Identität. Leben und Sterben liegen ganz nah beieinander und die Übergänge vom einen zum anderen sind fliessend. Bei der Art der Auseinandersetzung mit dieser Thematik blieben bei mir allerdings einige Fragezeichen. Grundsätzlich finde ich es sehr gut, auch in Kinderbüchern den Themenkreis "Sterben und Tod" zu behandeln. Die im Buch angesprochenen Fragen nach Abschied, Leid und Tod blieben mir aber bei den Antworten, welche Sophie Anderson mit ihrer Geschichte gibt, etwas zu oberflächlich.

So wie Janka steht auch Marinka auf der Schwelle zum Erwachsenwerden und ist auf der Suche nach ihrer Herkunft, ihrem weiteren Weg und echter Freundschaft. Dieser Entwicklungsschritt ist auch in diesem Buch sehr gut und einfühlsam geschildert und kann mit Sicherheit von vielen jungen LeserInnen gut nachempfunden werden. Die Protagonistin war mir in diesem Buch nicht ganz so sympathisch, aber das ist natürlich Geschmackssache.


Die Covergestaltung ist sehr schön und ansprechend, es gibt einiges darauf zu entdecken!


FAZIT:

Sophie Anderson ist eine grossartige Erzählerin, das wird auch in diesem Buch einmal mehr deutlich. Sie entwirft fantastische und spannende Welten und erschafft liebenswerte Hauptfiguren, die einem sogleich ans Herz wachsen. Aufgrund der grossen Themen, die im Hintergrund dieser Geschichte stehen, und der oftmals sehr düsteren und teilweise auch beklemmenden Atmosphäre würde ich diesen Roman eher für etwas ältere Jugendliche (ab 12) empfehlen.

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Veröffentlicht am 05.07.2021

Berührende Reise in die Vergangenheit

Als wir uns die Welt versprachen
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INHALT:

"Ich werde alles tun, um unser Versprechen einzulösen."


Erzählt wird die Lebens-, Leidens- und Liebesgeschichte der etwa 90jährigen Edna. Sie wurde als Zehnjährige aus Verzweiflung von ihren ...

INHALT:

"Ich werde alles tun, um unser Versprechen einzulösen."


Erzählt wird die Lebens-, Leidens- und Liebesgeschichte der etwa 90jährigen Edna. Sie wurde als Zehnjährige aus Verzweiflung von ihren armen Eltern an einen Grossbauern verkauft. Dieses Schicksal teilte sie mit unzähligen anderen Fünf- bis Fünfzehnjährigen, welche als sogenannte „Schwabenkinder“ wie Sklaven weit entfernt von der eigenen Heimat auf fremden Höfen schuften mussten. Viele von ihnen kehrten entweder nie wieder oder für ihr Leben gezeichnet nach langem Frondienst nach Hause zurück. Auch Edna ist der Grausamkeit und Willkür ihrer „Besitzer“ schutzlos ausgeliefert. Ihr einziger Lichtblick in allem Elend ist der wenig ältere Jacob, welcher ihr immer wieder Zuversicht und Mut schenkt, allen Quälereien zum Trotz, die er selber erleiden muss. Gemeinsam planen sie eine Zukunft in Freiheit und Würde - doch dazu soll es nie kommen, da die beiden getrennt werden.


"Denn ein ganzes Leben hat nicht ausgereicht, um es zu vergessen."


Viele Jahrzehnte später entdeckt Edna durch Zufall ein Bild Jacobs in einer Illustrierten. Von diesem Moment an beginnt eine äusserlich beschwerliche und innerlich sehr schmerzhafte Reise für Edna, die sich auf den Weg zurück durch ihre Vergangenheit hin zum Jacob der Gegenwart macht. Während sie in ihrer Erinnerung die Leser an ihrem Leben auf dem Hof teilhaben lässt und immer mehr von ihrem Schicksal enthüllt, trifft sie auf ihrer langen Wanderung die unterschiedlichsten Persönlichkeiten. Sie gerät in abenteuerliche, lustige, bedrohliche und berührende Situationen und lernt durch ihre Begegnungen nicht nur andere Menschen, sondern auch sich selbst immer besser kennen.


MEINE MEINUNG:

Es ist nicht einfach, die schwere und leidvolle Vergangenheit von Menschen in einem Roman zu verarbeiten. Die Auseinandersetzung darf für die Leser weder zu erdrückend noch oberflächlich verharmlosend sein. Dieser Spagat zwischen anteilnehmender Ernsthaftigkeit und humorvoller Leichtigkeit ist Romina Casagrande in ihrem Roman „Als wir uns die Welt versprachen“ gelungen. Stellenweise hat das Buch einige Längen und hat sich manchmal in zu viele Nebenschauplätze verloren. Einige Schilderungen aus der Gegenwart habe ich auch als unrealistisch empfunden. Ich hätte gerne noch mehr über die Gestalt des Jacob erfahren, die Erzählung lässt einiges über ihn im Dunkeln. Doch insgesamt ist „Als wir uns die Welt versprachen“ ein schöner Roman, dessen Protagonisten einem noch lange im Gedächtnis bleiben.

FAZIT:

Romina Casagrande hat sich in ihrem Buch eines wichtigen Themas (Schicksal und Entwicklung der Schwabenkinder) angenommen, welches es unbedingt verdient, noch mehr in die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit gerückt zu werden. Deswegen möchte ich die Lektüre dieses Romans gerne empfehlen.

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Veröffentlicht am 26.10.2022

Erwartungen leider nicht erfüllt

Galatea
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Galatea war einst eine lebensecht wirkende Statue. Der Bildhauer Pygmalion erschuf sie als perfekte Verkörperung seiner Vorstellungen davon, wie eine sittsame Frau sein sollte. Denn die lebendigen Frauen ...

Galatea war einst eine lebensecht wirkende Statue. Der Bildhauer Pygmalion erschuf sie als perfekte Verkörperung seiner Vorstellungen davon, wie eine sittsame Frau sein sollte. Denn die lebendigen Frauen in seiner Umgebung sind in seinen Augen nur ordinäre Flittchen. Die Verehrung der Statue wird für Pygmalion zur Besessenheit, er bringt ihr Geschenke, legt sie neben sich ins Bett und nennt sie seine «Gemahlin». Als die Göttin Venus seine Verzweiflung sieht, lässt sie Galatea lebendig werden. Pygmalion ist ausser sich vor Freude, denn Galatea ist auch lebendig ebenso sittsam und freundlich, wie er es sich gewünscht hat. Die bald darauf zur Welt kommende Tochter Paphos krönt die gegenseitige Liebe.
Soweit die Vorgeschichte zu Madeline Millers Kurzgeschichte «Galatea», so wie sie der antike römische Dichter Ovid in seinen «Metamorphosen» im ersten Jahrhundert vor Christus vorgelegt hat. Sein Text ist übrigens ebenfalls in Millers Buch auf zwei Seiten abgedruckt.
Was nun folgt, ist Madeline Millers freie Erfindung. Sie erzählt die Geschichte aus Galateas Sicht, einsetzend zehn Jahre nach der Geburt der Tochter. Wie bereits in «Ich bin Circe» nimmt sie dabei einen feministischen Blickwinkel ein. Ist ihr dies bei «Ich bin Circe» meiner Meinung nach sehr gut und glaubwürdig gelungen, schiesst sie in «Galatea» weit über das Ziel hinaus. Zunächst aber zum Inhalt von «Galatea», der sich gerade einmal auf 25 kleinformatigen Seiten des Buches verteilt.
Galatea hat es satt, immer nur das sittsame und fügsame Geschöpf ihres Mannes zu sein, mit dem er nach Belieben verfahren kann. Als sie bemerkt, dass Pygmalion auch die Freiheiten und intellektuellen Fähigkeiten der gemeinsamen Tochter einzuschränken versucht, flieht sie mit dem Kind. Die Flucht misslingt, und Galatea wird fortan in einer Klinik hoch auf den Klippen über dem Meer gefangen gehalten. Eine unheimliche Schwester und ein perverser Arzt zwingen sie dazu, Tag und Nacht im Bett zu liegen und flössen ihr Tee ein, der ihre Sinne benebelt und sie ständig in ihr Bett machen lässt. Gesäubert wird sie nur, wenn Pygmalion zu Besuch kommt, um seine Frau zum Geschlechtsverkehr zu zwingen und ihr dabei auch Gewalt anzutun. Um ihrem Gefängnis zu entkommen, erfindet Galatea eine erneute Schwangerschaft. Der entsetzte Ehemann lässt den Arzt ein Abtreibungsgetränk brauen, welches die Schwester seiner Frau verabreicht. Als Galatea sich daraufhin vor Schmerzen windet, holt die Schwester den Arzt. Diesen Moment nutzt Galatea zur Flucht aus der Klinik. Noch einmal sieht sie zu Hause vorbei, um sich von ihrer Tochter zu verabschieden. Absichtlich weckt sie auch Pygmalion auf, der ihr sofort hinterherjagt in Richtung Meer. Beim gemeinsamen Kampf im Wasser wird Galatea wieder zu der schweren Statue, die sie einst war. Pygmalion kann sich nicht mehr aus ihren starren Armen befreien, und gemeinsam finden die Eheleute ihr Grab auf dem Meeresboden.

Meine Meinung:
Ich habe lange mit mir gehadert, aber «Galatea» ist für mich letztendlich kein empfehlenswertes Büchlein. Das ist sehr schade gerade angesichts der beiden wunderbaren Romane «Ich bin Circe» und «Das Lied des Achill», welche ich beide sehr liebe. Der ganze Band in Kleinformat umfasst 75 Seiten. Davon sind 25 Seiten Originalerzählung von Miller. Der Rest besteht aus einem vierseitigen Vorwort der Autorin, zwei Seiten Originaltext Ovid, Illustrationen und einem neunseitigen Nachwort eines Philologen, das sich so liest, als wolle er retten, was noch zu retten ist. Er schreibt eine Rezension des Textes von Miller, rühmt immerhin (zu Recht) die Schönheit der Dichtungen des Ovid und lässt den Leserinnen und Lesern noch einiges an Informationen über die «Metamorphosen» und die damalige römische Umwelt zuteilwerden. Das liest sich ganz nett, ist aber meines Erachtens auch fehl am Platz im Buch selber.
Während der Lektüre von Millers Erzählung habe ich mir fortwährend zwei Fragen gestellt: 1) Was soll das (etwa das Urinieren ins Bett oder die Beschreibung einer behaarten Warze)? 2) Wie kann man als Altphilologin etwas erfinden, das so völlig über Ovid und seine Dichtung hinwegholzt? Wenn man meint, im Nachhinein feministische Ansätze an eine Dichtung anlegen zu müssen, die, in ihrer Zeit entstanden, an Schönheit ihresgleichen sucht, hinterlässt das bei mir einige Fragezeichen. Vor allem dann, wenn man eigentlich wissen sollte, dass die Geschichte von Pygmalion und Galatea bei Ovid eingebettet ist in die Erzählung von Orpheus und Eurydike. Jenem Orpheus, der alles darum gibt, seine Geliebte aus der Unterwelt herauszuholen. Wohl kann, darf und soll man kritisieren, welches Frauenbild in der Antike vorherrschte. Aber das innerhalb einer Geschichte zu tun, die dermassen eindimensional gestaltet ist, finde ich unerfreulich: Männer waren und sind perverse Schweine, die Frauen unterdrücken, quälen, sie kleinhalten und nur ans «Vögeln» denken (ein Ausdruck, den Galatea im Übrigen auch immer so benutzt). Miller möchte laut eigenen Angaben mit ihrer Geschichte «Jahrhunderte verbinden» und zeigen, wie Männer damals wie heute Frauen zu Objekten machen und sowohl Pygmalion als auch viele Männer heute als «Incel» leben. Ein bisschen mehr Differenzierung wäre da vielleicht noch ganz schön gewesen. Deswegen wirkt «Galatea» auf mich insgesamt eher befremdlich.
Ein Lichtblick im Buch sind für mich die sehr schönen Illustrationen von Thomke Meyer.

Fazit:
«Galatea» kann man lesen, muss man aber meines Erachtens nicht. Das Geld gibt man besser für die beiden hervorragenden ersten Bücher der Autorin aus.

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Veröffentlicht am 01.06.2022

Ariadne, wo ist Dein Faden?

Papyrus
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Wenn man ein Buch über «die Geschichte der Welt in Büchern» schreiben möchte, hat man sich allerhand vorgenommen. Bücher über Bücher sind in der Regel für Lesebegeisterte immer ein Magnet. Und so habe ...

Wenn man ein Buch über «die Geschichte der Welt in Büchern» schreiben möchte, hat man sich allerhand vorgenommen. Bücher über Bücher sind in der Regel für Lesebegeisterte immer ein Magnet. Und so habe auch ich mich schon lange auf die deutsche Übersetzung dieses Buches gefreut. Allerdings kann ich im Nachhinein nur jeder Leserin und jedem Leser raten, sich den spanischen Originaltitel vor Augen zu führen. Der lautet nämlich in etwa: «die Erfindung des Buches in der antiken Welt». Und das ist es im Grunde, wovon «Papyrus» handelt: Die Bibliothek von Alexandria, Homer, die Griechen, das Alte Rom. Andere Kulturen jedoch, in welcher ja ebenfalls die Buchentwicklung schon sehr früh zur Blüte kam (etwa in China), kommen nicht vor. Das ist das Erste.
Das Zweite aber ist, dass ich, wenn ich mich schon in einem so eng gesteckten Rahmen aufhalten soll, dann einen strukturierten Text, ein zusammenhängendes Ganzes erhoffe. Bestimmt verfügt die Autorin über ein enormes Wissen als studierte Philologin. Und ein bisschen kenne ich selbst mich auch in dieser Materie aus. Und da muss ich leider sagen: Dieses Buch bleibt dann wieder zu sehr an der Oberfläche.
«Papyrus» ist weder ein Sachbuch noch ein Roman. Es lässt mich wirklich ratlos zurück. Für Laien ist es nur bedingt geeignet, weil man oft nicht genau unterscheiden kann: Was ist jetzt historisch gesichertes Wissen und was entspringt der Fantasie der Autorin? Für Leser, die sich schon öfter mit der antiken Welt befasst haben, bietet es dagegen nicht wirklich etwas Neues.
In diesem Buch mischen sich Fakten und Fantasie. Tatsachenberichte über kultur- und weltgeschichtliche Ereignisse aus der Antike werden ergänzt durch romanhafte Erzählungen, in welchen die Autorin beschreibt, wie sie sich vorstellt, dass es gewesen sein könnte. Das hat seinen Reiz, aber nicht durchgängig. Vor allem dann nicht, wenn es den Lesefluss permanent unterbricht. Der rote Faden in diesem Werk geht verloren durch diesen nicht nachvollziehbaren Wechsel von Fachwissen, Fantasieaufsatz und persönlichen Anekdoten. Innerhalb des Buches springt die Autorin im antiken Kulturraum hin und her und erzählt nicht chronologisch. Auch dadurch wirkt es unstrukturiert. Und Spruchweisheiten, die man ja so oder ähnlich schon hundertmal gehört hat im Sinne von «Bücher verleihen der Fantasie Flügel, öffnen Welten, Wissen und Lesen sind Macht usf. » passen wirklich nicht zum Anspruch dieses Buches. Irgendwann hatte ich genug davon und die letzten Seiten nur noch durchgeblättert.
Was ich wirklich mag, ist dieses: Aus jeder Seite spricht die Liebe der Verfasserin zu Büchern und Literatur. Das Ziel, Menschen Bücher nahezubringen ist nobel und schön. Und natürlich ist auch das Cover ein Hingucker mit der zum Titel passenden Papyruspflanze in Goldglanz. Aber ich habe mich in diesem über 700 Seiten grossen Labyrinth leider komplett verirrt.

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