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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.08.2021

Sofort verliebt

Dreh hin – Dreh her 2: Aufgewacht, kleiner Bär!
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In dieses entzückende Bilderbuch habe ich mich auf den ersten Blick verliebt. Mit den liebevollen Zeichnungen, den ganz kurzen Texten und der Möglichkeit, selbst aktiv zu werden ist es ideal ...

In dieses entzückende Bilderbuch habe ich mich auf den ersten Blick verliebt. Mit den liebevollen Zeichnungen, den ganz kurzen Texten und der Möglichkeit, selbst aktiv zu werden ist es ideal geeignet, um den ganz Kleinen ein Morgenritual nahe zu bringen.

Auf fünf Doppelseiten erzählt die Autorin vom Morgenritual des namenlosen kleinen Bären vom Wecken bis zum Eintreffen im Kindergarten. Der kleine Betrachter kann dem Bären beim Aufwachen, Frühstücken, Zähneputzen, Anziehen und auf dem Weg zum Kindergarten helfen, indem er an einer Schlaufe zieht, um das Bild zu verändern. Dieser Mechanismus ist leichtgängig und robust, sodass ihn Kinder ab 18 Monaten ohne die Hilfe der Eltern bedienen können und das Buch nicht gleich in Fetzen geht.

Die Bilder sind sehr liebevoll und detailliert gestaltet, der Text in kurzen Sätzen zum Vorlesen ist eine gelungene Ergänzung.

Mir gefällt dieses Büchlein so gut, dass unser Enkelkind auch den anderen Band der Reihe "Gute Nacht kleiner Bär" bekommen wird. Schade, dass ich nur fünf Sterne vergeben kann.

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Veröffentlicht am 15.07.2021

Gelungener Auftakt der Speicherstadt-Saga

Der Duft der weiten Welt
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Die neunzehnjährige Hamburger Kaufmannstochter Mina will nicht das Leben führen, das zu Beginn des 20. Jahrhunderts für ein Mädchen ihres Standes vorgesehen ist - Pensionat für höhere Töchter und dann ...

Die neunzehnjährige Hamburger Kaufmannstochter Mina will nicht das Leben führen, das zu Beginn des 20. Jahrhunderts für ein Mädchen ihres Standes vorgesehen ist - Pensionat für höhere Töchter und dann eine arrangierte Ehe mit einem Hamburger Kaufmann. Sie möchte Ärztin werden oder im Kaffeehandel des Vaters arbeiten und einen Mann heiraten, den sie liebt. Wird sie sich durchsetzen?

In einfühlsamem, mitreißendem Schreibstil erzählt Fenja Lüders die Geschichte der Hamburger Kaufmannsfamilie Deharde. Ziemlich schnell konnte ich in die Zeit und das Umfeld eintauchen und war in der Villa zuhause.

Mina ist die älteste Tochter, sie ist klug, stark und engagiert und möchte sich nicht in die übliche Frauenrolle drängen lassen. Vater Karl ist stolz auf sie und unterstützt sie teilweise, kann aber doch nicht von den alten Gepflogenheiten lassen, zumal Großmutter Hiltrud, die wirklich einen Stock im Kreuz hat, auf Einhaltung der alten Sitten pocht. Die kleine Schwester Agnes kann Mina auch nicht wirklich helfen. Die Personen sind sehr authentisch dargestellt, ich hatte schon nach kurzer Zeit das Gefühl sie persönlich zu kennen. Besonders Mina ist mir schnell ans Herz gewachsen.

Insgesamt fand ich die Geschichte stimmig und gelungen. Was mir ein bisschen gefehlt hat, war der historische Bezug. Es wäre interessant gewesen, einige Fakten zu der Zeit so kurz vor dem ersten Weltkrieg einzuflechten und dadurch die Stimmung in der Gesellschaft zu vermitteln. Trotzdem hat mich die Geschichte in ihren Bann gezogen, und ich werde mir sicher die beiden Folgebände auch gönnen. Schließlich möchte ich wissen, wie es mit Mina und dem Handelshaus Koopmann & Deharde weitergeht.

Mein Fazit: Ein gelungener historischer Roman mit authentischen Figuren in perfektem Umfeld - 100% Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 12.07.2021

Eine Geschichte von Liebe, Mut und Verrat

Mut. Machen. Liebe
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Paul ist 19 Jahre alt. Sein bester Freund Jonas, mit dem er auch eine kurze Liebesgeschichte hatte, hat ihn vor vier Jahren auf mieseste Art zwangsgeoutet. Seither kommt Paul mit seinem Leben ...

Paul ist 19 Jahre alt. Sein bester Freund Jonas, mit dem er auch eine kurze Liebesgeschichte hatte, hat ihn vor vier Jahren auf mieseste Art zwangsgeoutet. Seither kommt Paul mit seinem Leben nicht klar. Um wieder in die Spur zu kommen, will er durch Italien wandern. Dort trifft er die 80-jährige Liz, mit der er nach anfänglicher Gegenwehr Freundschaft schließt. Sie erzählt ihm eine Geschichte aus dem Köln der fünfziger Jahre und hilft ihm damit auf den Weg zu sich selbst.

Das Cover hat mich sofort angesprochen, der derzeit ja allgegenwärtige Regenbogen hat sofort verraten, worum es in diesem Buch geht. Auch die Haptik des Buches (Ich hatte noch nie eins in Steifbroschur) gefällt mir sehr gut.

Die Geschichten von Paul und Jonas sowie die von Helmut und Enzo haben mich sofort gepackt, so dass ich das Buch in einer Nachtschicht auf einen Rutsch durchgelesen habe. Ich konnte es nicht aus der Hand legen. Der Schreibstil von Hansjörg Nessensohn ist unspektakulär, trotzdem sehr einfühlsam und flüssig zu lesen.

Der Umgang mit homosexuellen Menschen in den 1950-er Jahren im heute so weltoffenen Köln hat mich sehr schockiert. Da hat es doch glücklicherweise seither deutliche Fortschritte gegeben, auch wenn durchaus noch Luft nach oben ist.

Sehr sensibel schildert der Autor die Entstehung der Liebe zwischen Helmut und Enzo und die Zerrissenheit Helmuts, der sich seiner Verlobten Marlene und seiner Familie verpflichtet fühlt und vehement gegen seine Natur ankämpft. Die Schilderung wirkte so authentisch, dass ich mich gefragt habe, ob der Autor in seinem Leben Ähnliches durchgemacht hat.

Besonders gefallen hat mir wie sich die Freundschaft zwischen Liz und Paul entwickelt. Die beiden unterstützen sich nicht nur auf der Wanderung gegenseitig, sondern profitieren auch bei der Bewältigung ihrer Vergangenheit sehr voneinander. Stück für Stück arbeiten sie in ihren Gesprächen die Verletzungen ihres Lebens auf.

Alles in Allem kann ich dieses Buch nur uneingeschränkt empfehlen. Es ist ein absolutes Lese-Highlight zu einem Thema, das hoffentlich irgendwann kein Thema mehr, sondern einfach ein Teil unserer Normalität sein wird.


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Veröffentlicht am 06.07.2021

Passender Abschluss einer Trilogie

Der Traum von Freiheit
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Hamburg nach dem 1. Weltkrieg: Die Kaufmannstochter Wilhelmine Deharde leitet gegen viele Widerstände das Kaffeekontor ihrer Familie. Sie lebt getrennt von ihrem Ehemann mit ihrer Tochter Emma, ihrer Schwester ...

Hamburg nach dem 1. Weltkrieg: Die Kaufmannstochter Wilhelmine Deharde leitet gegen viele Widerstände das Kaffeekontor ihrer Familie. Sie lebt getrennt von ihrem Ehemann mit ihrer Tochter Emma, ihrer Schwester Agnes und Großmutter Hiltrud in der Familienvilla und trägt die Verantwortung für die Familie. Gemeinsam mit ihrer Jugendliebe Edo tut sie alles, um Familie und Firma durch die Wirren des „1000-jährigen Reichs“ zu bringen. Dabei beweist sie mehr als einmal ihre große Stärke.
Sehr mitreißend und einfühlsam schildert Fenja Lüders die Geschichte Minas und ihrer Familie in den Jahren zwischen 1920 und 1945. Die Schwierigkeiten des Wiederaufbaus nach dem ersten Krieg bringt sie mir ebenso nahe wie die Repressalien der Nazis in den 1930-er Jahren und die Hölle während der Bombardierung Hamburgs und die Entbehrungen nach dem Krieg. Besonders den Feuersturm auf Hamburg schildert die Autorin sehr eindringlich, so dass ich diese Passage sicher nicht so schnell vergessen werde. Insgesamt hat mir die Verknüpfung der Familien- und Firmengeschichte von Kopmann & Deharde mit den historischen Fakten sehr gut gefallen. So konnte ich auf angenehmste Art und Weise mein Geschichtswissen verbessern.
Die handelnden Personen sind sehr gut charakterisiert, so dass man ihre Reaktionen immer gut mitfühlen und erleben kann. Ich bin zwar erst mit Band 2 in die Trilogie eingestiegen, doch hatte ich damit ja einige Gelegenheit, die Protagonisten kennen zu lernen und ins Herz zu schließen. Besonders sympathisch waren mir die Schwestern Mina und Agnes, die obwohl sie einige Gründe gehabt hätten, gegeneinander zu arbeiten, immer an einem Strang gezogen haben. Als ich mit dem Buch zu Ende war, hatte ich fast das Gefühl, zwei gute Freundinnen aus den Augen zu verlieren. Auch Heiko mit seiner zupackenden Art und die unkomplizierte Irma werden mir fehlen. Minas große Liebe Edo bleibt mir nicht ganz so positiv im Gedächtnis, er hatte für meinen Geschmack etwas zu viel Selbstmitleid.
„Der Traum von Freiheit“ ist ein historischer Roman nach typischem Muster und mit einigen vorhersehbaren Wendungen. Trotzdem blieb die Spannung immer erhalten und ich konnte meine Nase kaum aus dem Buch heben. Daraus folgt eine hundertprozentige Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 25.06.2021

Erschreckend möglich

Die Morgenröte – Sie nehmen dir dein Leben
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Deutschland nach der Pandemie - Die Menschen sind politikverdrossen, unzufrieden und teilweise verarmt. Diese Stimmung kommt dem charismatischen Schlagersänger Götz Wolf gerade recht für seine politischen ...

Deutschland nach der Pandemie - Die Menschen sind politikverdrossen, unzufrieden und teilweise verarmt. Diese Stimmung kommt dem charismatischen Schlagersänger Götz Wolf gerade recht für seine politischen Ambitionen. Er gründet eine politische Bewegung mit dem Ziel, die Regierung bei der Wahl im September zu übernehmen. Dazu ist ihm jedes Mittel recht. Um die Massen über die Social-Media-Kanäle zu manipulieren, holt er den Youtuber Georg Herzfeld in sein Team, der wegen eines manipulierten Videos eine Millionenklage am Hals hat. Gemeinsam verbreiten Sie Fake-News sowie gefälschte Videos und Fotos um die amtierende Regierung zu diskreditieren und das Volk auf ihre Seite zu ziehen.

Noah Richter zeichnet hier ein echtes Horror-Szenario, zu dem die harmonische Gestaltung des Covers nicht so recht passen will. In flüssigem, eingängigem Schreibstil schildert er, wie durch geschickte Manipulation und Desinformation mit Hilfe der modernen Medien in erschreckender Geschwindigkeit eine riesige Organisation aufgebaut werden kann, die in der Lage ist die Macht im Land an sich zu reißen. Die Strukturen und Methoden ähneln denen der Nazis.

Von den handelnden Personen ist mir außer Sophie, Georgs Freundin, und der Journalistin Nellie keine sympathisch. Georg gewinnt erst im Laufe der Geschichte, weil er dazu lernt und eine positive Entwicklung durchmacht, während die Drahtzieher Götz, Amalie und Lorenz immer mehr abdrehen.

Die Idee zu dieser aktuellen und brisanten Geschichte hat Noah Richter perfekt umgesetzt. Von der ersten bis zur letzten Seite hat die Spannung nie nachgelassen, die Geschichte hat mich förmlich verfolgt, auch wenn ich das Buch nicht in der Hand hatte. Gedanken zum Inhalt dieses Buches werden mich sicherlich noch eine Weile begleiten, denn ich fand die Geschichte leider gar nicht unrealistisch. Ich kann mir vorstellen, dass so etwas jederzeit wieder passieren kann.

Mein Fazit: Die Einordnung ins Genre Roman ist nicht ganz richtig, für mich ist das Buch ein Thriller - megaspannend, erschreckend realistisch und 100% lesenswert.

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