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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.04.2017

Begeisternd

Durch Nacht und Wind (Goethe und Schiller ermitteln)
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Stefan Lehnbergs Ich-Erzähler ist Friedrich Schiller, der – ganz im Stile Watsons – Goethe begleitet, der einen mysteriösen Todesfall klären soll.
Großherzog N. besitzt einen äußerst wertvollen Smaragdring. ...

Stefan Lehnbergs Ich-Erzähler ist Friedrich Schiller, der – ganz im Stile Watsons – Goethe begleitet, der einen mysteriösen Todesfall klären soll.
Großherzog N. besitzt einen äußerst wertvollen Smaragdring. Nun erhielt er von Professor Kranigk die Nachricht, dass dieser mit einem Fluch beladen sei. Prompt stirbt der Großherzog. Seine Leiche wird erdrosselt in einer von innen verschlossenen Truhe gefunden. Goethe und Schiller können nicht glauben, dass er sich allein erwürgt hat.
Doch es bleibt nicht bei dieser einen Leiche.
Was hat der Bräutigam der Prinzessin damit zu tun? Wer schleicht nachts durch den Park? Warum verwest die Leiche des Großherzogs trotz eisiger Kälte so rasant?
Schiller und Goethe haben einiges herauszufinden und das tun sie mit Nonchalance, Sprachwitz und fundierten Kenntnissen.
Hinzu kommt eine ganz und gar unglaubliche Sprache, die sehr an Goethes Tonalität erinnert, auch durch die „angepasste“ Rechtschreibung sehr an alte Zeiten erinnert. Trotzdem lässt sie sich sehr leicht lesen, mindert die Spannung nicht im Geringsten.
Das Format des Buches (ca. 12 x 19 cm) liegt angenehm in der Hand, der dunkelblaue Leinenumschlag mit dem weißen Druck darauf, lässt es wie ein etwas älteres Buch wirken.
Ich mochte die Erzählhaltung, den Sprachwitz der beiden großen Dichter, die im Text versteckten, zahlreichen Informationsdetails aus der damaligen Zeit und die doch recht komplexe Lösung des Falles. Ohne hier zu viel verraten zu wollen, der Diebstahl des Ballons erscheint mit übertrieben, obwohl ich natürlich verstehen kann, was den Autor dazu getrieben/verlockt hat. Mir war`s zu viel.
Trotzdem würde ich ihn lesen, wenn die beiden Ermittler in einem zweiten Fall unterwegs wären.

Veröffentlicht am 07.04.2017

Bewegende Schicksale

Die Geschichte der Bienen
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Das Titelbild (ockergelber Hintergrund) zeigt eine tote Biene, die auf dem Boden liegt. Während der Hintergrund matt ist, wurde die Biene leicht eingeprägt und glänzt. Darüber stehen in schwarzer Schrift ...

Das Titelbild (ockergelber Hintergrund) zeigt eine tote Biene, die auf dem Boden liegt. Während der Hintergrund matt ist, wurde die Biene leicht eingeprägt und glänzt. Darüber stehen in schwarzer Schrift Autorenname und Titel, sowie das Wort Roman. Schlicht und schön. Das Titelbild hat mich gleich beim ersten Anschauen fasziniert.
Packt man das Buch aus, ist es honiggelb.
Inhaltlich erfährt man die Geschichte von drei Familien in drei unterschiedlichen Zeitaltern. Da ist zum einen William, im England des Jahres 1852, der gern Naturforscher wäre und schließlich in den Bienen und der Erfindung eines neuen Bienenstockes seine Berufung findet. In den USA, genauer in Ohio, arbeitet George im Jahr 2007 als Imker. Er träumt davon, dass sein Sohn Tom das Unternehmen eines Tages übernehmen wird, doch der studiert und interessiert sich für ganz andere Dinge. Dann beginnen die Bienenvölker eines Tages zu sterben.
Tao ist Arbeiterin China. Sie lebt im Jahr 2098. Die Menschen müssen alle Blüten von Obstbäumen etc. von Hand bestäuben, weil die Bienen ausgestorben sind. Das hat zu großen Hungerkatastrophen geführt. An einem ihrer wenigen freien Tage mach Tao mit ihrem Mann Kuan und dem vierjährigen Sohn Wei-Wen einen Ausflug. Wei-Wen erleidet einen Unfall und verschwindet in dem unüberschaubaren China. Doch Tao gibt nicht auf und beginnt, ihren Sohn zu suchen.
Alle Protagonisten haben ihre Ecken und Kanten, ich finde sie nicht einmal besonders sympathisch, trotzdem ist es ein Vergnügen, sie zu begleiten.
Was sich in der Zusammenfassung so unspektakulär anhört, erschafft im Roman einen Kosmos, in dem die Bienen und ihre Geschichte das bestimmende und verbindende Element darstellen. Das Leben der drei Protagonisten, das jeweils aus ihrer Perspektive erzählt wird, wobei sich die einzelnen Perspektiven streng in eigenen (recht kurzen) Kapiteln abwechseln, wird jeweils in der „Ich-Form“ erzählt, so dass die Leserinnen und Leser einen unmittelbaren Eindruck von den Gedanken und Gefühlen der Erzähler bekommen. Schnell erkennt man, wo sie irren, wo sie unrealistisch sind, wo sie sich selbst betrügen.
In der Zusammenschau erfährt man ziemlich genau, was zum Aussterben der Bienen geführt hat und können erkennen, dass jetzt gerade noch Zeit ist, wenn wir ein ähnliches Geschehen in unserer Realität verhindern wollen. Einige der genannten Gründe, wie die Milben, sind ja bereits am Wirken.
Maja Lunde erzählt in einem Stil, der einen sofort in die Lebensumstände ihrer drei Protagonisten hineinzieht. Man versteht, was sie warum tun und will erfahren, wie es mit ihnen weitergeht, obwohl man es im Grunde schon ahnt oder beinahe sicher weiß, da die anderen Ebenen jene Informationen bereits voraussetzen. Trotzdem fiebert man beim Lesen mit ihnen mit. Besonders das Schicksal von Tao, die ihren Sohn sucht, hat mich sehr berührt.
Nebenbei erfährt man unglaublich viel über Bienen, ohne dass das belehrend wirkt. Es fügt sich in die Handlungen, ja, ohne die Informationen wäre die Handlung so nicht denkbar.
Durch diese gelungene Kombination aus heimlichem Sachbuch und unglaublich intensivem Erzählen persönlicher Schicksale gelingt es der Autorin, zum Nachdenken anzuregen. Welche Zukunft hinterlassen wir unseren Kindern?

Veröffentlicht am 04.04.2017

Spannende Zeitreise

Almas geheimer Garten – Mit dem Schinkenwurz zu Goethe
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Mette und Theo reisen mit Hilfe eines Tulpenbaumes, der im Garten von Alma steht, in verschiedene Zeiten, um die Ursamen alter Gemüsesorten zu besorgen.
In diesem Band verschlägt es sie in die Zeit Goethes, ...

Mette und Theo reisen mit Hilfe eines Tulpenbaumes, der im Garten von Alma steht, in verschiedene Zeiten, um die Ursamen alter Gemüsesorten zu besorgen.
In diesem Band verschlägt es sie in die Zeit Goethes, wo sie den Samen der Nachtkerze finden müssen. Sie haben nur wenig Zeit, bevor der Tulpenbaum wieder in die Jetztzeit zurückkehrt.
Auf dem Weg zu Almas Garten werden sie von einem Mann angegriffen. Zum Glück hilft ihr Sportlehrer ihnen. Doch hinter dem Unbekannten scheint ein Geheimnis zu stecken, das mit Almas Garten in Verbindung steht.
Doch erst einmal reisen die beiden in die Vergangenheit und landen ausgerechnet in der Esplanade, einem Ort, den nur Adelige besuchen dürfen. Dort fällt den Gärtner auch der (bisher unbekannte) Tulpenbaum bald auf.
Bevor Mette und Theo in der wuseligen Zeit verloren gehen können, lernen sie Gustel können, einen Sohn Goethes, der sie unter seine Fittiche nimmt.
Obwohl selbst der große Dichter und Naturforscher die Nachtkerze (unter diesem Namen) nicht kennt, gelingt es ihnen, den Samen zu besorgen.
Theo, der ein wenig ängstlicher ist als Mette, wächst dabei über sich hinaus.
Für die Zielgruppe, die der Verlag angibt, 7 - 9 Jahre, beginnt das Abenteuer mit einem ziemlich großen Schrecken. Zum Glück erhalten die Kinder Hilfe. Das Zeitreiseabenteuer danach bietet zwar auch genug Anlass für Schrecken, ist aber eher vom Forscherdrang gekennzeichnet und wenig bedrohlich.
Der Auftrag der Kinder, mit dazu beizutragen, dass alte Pflanzen, bzw. Urpflanzen nicht verloren gehen, ist sehr spannend und wird die Leserinnen und Leser sicher dazu anregen, darüber nachzudenken, wie und warum Pflanzenarten verloren gehen können.
Die beeindruckende Geschichte für Erstleser ist in Schwarz-Weiß illustriert, was beim Erlesen des Inhaltes unterstützt. Der Zeilenabstand ist groß. Die Autorin setzt oft Dialoge ein, sodass die Seiten luftig erscheinen und Leseanfänger nicht vor allzu große Herausforderungen stellen.
Es sind keine Vorkenntnisse über die Zeit oder Goethe notwendig, um das Buch verstehen zu können. Alles, was gebraucht wird, wie zum Beispiel die Kutschfahrten, werden im Buch auf “natürliche” Weise erläutert, ohne belehrend zu wirken.
Der Stil ist frisch und fließt. Die Wortwahl ist der Zielgruppe angemessen. Auf komplizierte Satzkonstruktionen verzichtet die Autorin.
Das Buch erzählt eine spannende Geschichte, ist lehrreich und bietet zwei patente Identifikationsfiguren. Selten haben Zeitreisen so viel Spaß gemacht.

Veröffentlicht am 04.04.2017

Spannende Fantasy um Bücher

Die flammende Welt
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Irene Winters, Bibliothekarin, und ihr Auszubildender Kai, eigentlich ein Drache, wollen von einer Mission – ein wichtiges, einzigartiges Buch aus einer der Parallelwelten zu holen – in die Bibliothek ...

Irene Winters, Bibliothekarin, und ihr Auszubildender Kai, eigentlich ein Drache, wollen von einer Mission – ein wichtiges, einzigartiges Buch aus einer der Parallelwelten zu holen – in die Bibliothek – die irgendwie zwischen den Welten liegt – zurückkehren. Doch vor ihren Augen verbrennt der Zugang, ist somit für immer zerstört. Da Kai als Drache die Lehre zwischen den Welten fliegend überwinden kann, gelangen sie trotzdem zurück. Erfahren dort jedoch, dass viele Zugänge zerstört wurden und einige Bibliothekare dabei ums Leben kamen. Der Erzfeind der Bibliothek, Alberich, hat geschworen, sie zu vernichten. Noch weiß niemand, wie das geschehen soll, doch alle sind alarmiert.
Als Irene und Kai in die Parallelwelt zurückkehren, in der sie schon mehrere Abenteuer erlebt haben, werden sie gleich angegriffen, wissen allerdings nicht, wer dahinter steckt.
Recht bald wird klar, dass Alberich nicht weit ist und es weiter auf Irene abgesehen hat. Doch da sind noch andere Mächten am Wirken.
Den Leserinnen und Lesern begegnen Elfen, eine Art Sherlock Holmes, Werwölfe, Zauber und andere magische Dinge, die sich jedoch völlig „normal“ in die Welten fügen.
Das Weltenkonzept, das die Autorin für ihre bisher drei Bände entwickelt hat, ist in sich logisch und gut nachvollziehbar, auch wenn sich mir der wahre Grund für das Sammeln bestimmter Bücher noch immer entzieht und es durchaus möglich ist, dass auch innerhalb der Bibliothek böse Mächte walten.
Die Geschichte selbst ist äußerst spannend, es gibt wenige Momente der Ruhe. Alle Handlungen werden durch Irenes Augen betrachtet, und so können die Leserinnen und Leser mitfühlen und wissen genauso viel wie sie – was in Bezug auf die Pläne ihrer Gegner nicht das Allermeiste ist.
Der Stil ist etwas gewöhnungsbedürftig, da die Autorin (zumindest in der deutschen Übersetzung) längere Satzkonstruktionen bevorzugt, was andererseits ziemlich gut zu der Bibliothekarin Irene passt. Interessieren würde mich auch, ob sie im Original so oft das Verb „blaffte“ benutzt hat …
Interessant finde ich auch, welche Bücher und Figuren aus Büchern in der Geschichte vorkommen, wobei ich nicht sicher bin, ob ich alle Anspielungen erkannt habe – aber das ist nicht so wichtig. Wenn ich sie erkenne, finde ich es gelungen.
Insgesamt habe ich das Buch (und die beiden vorhergehenden Bände der Reihe) mit großem Vergnügen gelesen und kann sie allen empfehlen, die Freude an spannender Fantasy haben. Dass es dabei auch noch um Bücher geht, ist ein zusätzliches Plus.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Fantasie
  • Thema
  • Atmosphäre
  • Figuren
Veröffentlicht am 28.03.2017

Spannende Ideen

Unikat
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Unikate – handgemachte Bücher als Geschenke oder zum selbst Behalten – von ganz einfach bis aufwändig - stellt Marlis Maehrle in ihrem neuesten Buch vor.
Nach einer kurzen Einführung in die Bestandteile ...

Unikate – handgemachte Bücher als Geschenke oder zum selbst Behalten – von ganz einfach bis aufwändig - stellt Marlis Maehrle in ihrem neuesten Buch vor.
Nach einer kurzen Einführung in die Bestandteile von Büchern an sich, zu Werkzeug, Materialien und Grundtechniken stellt sie in 8 Kapiteln verschiedenartige Projekte vor. Zu jedem Grundthema bietet sie mehrere Variationen an und regt auch dazu an, eigene Gestaltungsideen auszuprobieren.
Die Projekte sind unterschiedlich komplex. Das angestrebte Arbeitsergebnis wird in großformatigen Farbfotos vorgestellt. Die einzelnen Schiritte werden ebenso auf Fotos gezeigt wie in kurzen, präzisen Texten beschrieben. Neben der Rückenstichheftung werden auch Faltbücher und die japanische Blockheftung vorgestellt. Buchformen mit Sammeltaschen und kleine, leichte Buchformen runden das Angebot ab.
Im letzten Kapitel informiert die Autorin über Grundlagen der Seitengestaltung. Ein Anhang bietet Motiv- und Schneidevorlagen sowie Bezugsquellen, Literatur und Adressen, die inspirieren sollen.
Dieses Buch vereint einige Aspekte in sich. Einerseits werden solide Grundkenntnisse über das Buchbinden vermittelt, andererseits stehen Ästhetik und Nutzwert im Vordergrund. Aber auch künstlerische Ausgestaltungen, z.B. mit Popups, Schriften oder Verzierungen spielen eine große Rolle.
So wird bereits beim ersten Durchblättern die Lust aufs Büchermachen geweckt. Jede/r wird seine/ihre Lieblingsprojekte finden. Man ist nicht genötigt, die Projekte nacheinander abzuarbeiten, um sich in die Lage zu versetzen, ein Projekt weiter hinten im Buch umzusetzen. Die Einleitung im vorderen Teil und die jeweiligen, detaillierten Angaben zu den einzelnen Projekten reichen aus.
Interessant und absprechend finde ich auch, dass in diesem Buch einige Ausgestaltungen zu finden sind, die ich in der Art noch in keinem anderen Buch zum Buchbinden gesehen habe.
Leider benötigt man einiges an Material und Werkzeugen, was vermutlich so nicht in jedem Haushalt vorhanden sein wird. Allerdings kann man da sicher auch erfinderisch sein und die Presse durch einen Stapel Bücher ersetzen.