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Veröffentlicht am 07.07.2021

Trostbuch

The Comfort Book – Gedanken, die mir Hoffnung machen
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Dieses Buch umfasst kurze Texte, Zitate und Listen, die Matt Haig aufgeschrieben hat, um sich selbst zu trösten. Der Autor, der selbst an Depressionen leidet, hat für sich und nun auch für den Leser ein ...

Dieses Buch umfasst kurze Texte, Zitate und Listen, die Matt Haig aufgeschrieben hat, um sich selbst zu trösten. Der Autor, der selbst an Depressionen leidet, hat für sich und nun auch für den Leser ein Buch geschrieben, mit „Gedanken, die Hoffnung machen“.

Die Texte umfassen oft wirklich nur wenige Sätze und es sind auch immer wieder Zitate von berühmten Philosophen dabei oder Sprichwörter.

Meinung:

Ich glaube, wenn es einem nicht gut geht, kann das Buch einem wirklich Trost geben. Alleine das Cover macht schon gute Laune.
Man kann das Buch irgendwo aufschlagen, muss es nicht von vorne lesen und gerade wenn es einem schlecht geht, sind diese kurzen Texte prima geeignet, da einem gerade in solchen Momenten oft die Konzentration fehlt.

Einiges hat mich auch sehr berührt.

„Wir sind immer mehr als der Schmerz, den wir spüren. Immer. Schmerz ist nicht allumfassend. Wenn du sagst: „Ich habe Schmerzen“, dann ist da der Schmerz, und dann ist da das Ich, und das Ich ist immer größer als der Schmerz. Denn das Ich ist auch ohne den Schmerz da, während der Schmerz nur als Produkt des Ichs da ist. Und dieses Ich wird überleben und wieder etwas anderes empfinden.“

Ich mag Listen und habe mich so über Haigs Listen sehr erfreut. Das sind zum Beispiel Songs, die ihn trösten. Bücher, die ihm geholfen haben, Dinge, die nicht glücklich machen oder Filme, mit hohem Trostfaktor.

Was ich bei diesem Buch vermisse, ist der Hinweis, dass sich Menschen, die in einer schweren Krise befinden, professionelle Hilfe holen sollen. Wenn jemand psychisch krank ist, kann es absolut kontraindiziert sein, zu sagen, man soll alle „unterdrückten Gefühle, alle schmerzhaften Erinnerungen, alle bedrückenden Geheimnisse“ fließen lassen. Je nach Erkrankung können Menschen daran zusammen brechen. Haig hatte selbst schon Nervenzusammenbrüche, stand selbst schon vor einem Suizid und ich gehe davon aus, dass er selbst Therapie gemacht hat. Daher finde ich diesen fehlenden Hinweis etwas enttäuschend.
Auch diese Tipps „sei einfach du selbst“. Es ist nicht einfach und wenn er mit dem Buch wirklich Menschen helfen will, die in einer schweren Lebenskrise stecken oder wie er selbst psychisch krank sind, dann hätte ich einige Worte zu dem Prozess und zur professioneller Hilfe erwartet.

Vielleicht ist mein Anspruch hier zu hoch. Aber meine Erwartung an Haig ist hoch. Er ist in meinen Augen ein großartiger Autor und ich habe sein Buch „Ziemlich gute Gründe, am Leben zu bleiben“ schon oft an Menschen mit Depressionen weiterempfohlen.

Zitat:
„Dein Weg bist du. Dein Wert besteht darin, dass du da bist. [….]
Du wurdest mit diesem Wert geboren, genau wie jedes andere Baby auch, und dieser Wert verschwindet nicht einfach, wenn du älter wirst.“

Dieses Buch hat das Potenzial, für den Leser und die Leserin zu einem echten Trostbuch in dunklen Zeiten zu werden. Es kann zum Begleiter werden, um sich mit dem auseinander zu setzen, was man über sich selber denkt.
Auf jeden Fall berührt es das Herz.

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Veröffentlicht am 07.07.2021

Inmitten der Gewalt Poesie

Der Junge, der das Universum verschlang
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Eli ist 12 Jahre und lebt in einem sozialen Brennpunkt in Australien.
Sein Bruder August ist ein Jahr älter und redet seit 7 Jahren nicht mehr. Nach einem traumatischen Ereignis hat er aufgehört zu sprechen. ...

Eli ist 12 Jahre und lebt in einem sozialen Brennpunkt in Australien.
Sein Bruder August ist ein Jahr älter und redet seit 7 Jahren nicht mehr. Nach einem traumatischen Ereignis hat er aufgehört zu sprechen. Seine Mutter und sein Stiefvater, die früher Drogenabhängig waren, verticken nun Heroin.
Und dann ist da noch Slim. Ein verurteilter Mörder, der über 30 Jahre im Gefängnis saß und nun der Babysitter von Eli und August ist.

Eli wächst in einem Umfeld von Gewalt und Drogen auf und fragt sich doch, wie man ein guter Mensch werden kann.

Meine Meinung:

Was für eine Geschichte! Das was Eli erlebt, ist wirklich heftig. So heftig, dass man denken mag, der Autor Trent Dalton hat völlig übertrieben. Aber man weiß, das ist die Realität von manchen Menschen. Und das schmerzt. Es hat mich so geschmerzt, dass ich an manchen Abenden nicht einschlafen konnte, weil es mich so aufgewühlt hat.

Doch die Geschichte ist keineswegs ein typischer Drogen-Roman. In all dem Schweren leuchtet Elis Lebendigkeit und seine Fragen hell auf. Er ist keiner von diesen harten Typen. Er hat sein Herz am rechten Fleck und das verleiht ihm etwas Unschuldiges.

„Und was interessiert dich an diesen Leuten?“
„Mich interessiert, was sie an den Punkt gebracht hat, an dem sie sind. Mich interessiert der Moment, in dem sie beschlossen haben, böse zu sein statt gut.“


Eli und August haben eine enge Beziehung. Sein Bruder durchschaut die Geschäfte der Eltern weit besser, doch er bemüht sich, Eli zu beschützen. Eine Freundschaft und Geschwisterliebe, die einem ans Herz geht.

Inmitten der Gewalt Poesie

Ich bin beeindruckt und berührt von der Sprache Daltons. Sie hat für mich in mancher Hinsicht etwas Poetisches. Diese Gegensätze, auf der einen Seite die Gewalt und Brutalität und auf der anderen Seite der eindringliche und poetische Schreibstil: es löst ein Bizzeln im Gehirn aus, was das Buch in meinen Augen absolut bemerkenswert macht.

„Der Fehler, den diese ganzen alten englischen Schriftsteller und Kitschfilme machen, meint Slim, ist, uns einzureden, dass wahre Liebe leicht wäre, dass sie auf Sterne, Planeten oder Sonnenumläufe wartet. Wartet, bis das Schicksal zuschlägt. Und dass es wahre Liebe für jeden gibt, dass sie irgendwo schlummert, nur darauf wartet, geweckt zu werden, und jäh hervorbricht, wenn sich unser Lebensfaden mit dem eines anderen verheddert und die Blicke zweier Liebender sich treffen. Bumm. Nach allem, was ich weiß, ist wahre Liebe verdammt hart. In wahren Liebesgeschichten steckt immer auch ein bisschen Tod. Und Schüttelfrost mitten in der Nacht und Kackflecken auf dem Bettlaken. Wahre Liebe stirbt, wenn sie aufs Schicksal warten muss. Wahre Liebe verlangt von den Liebenden, alles zu vergessen, was sein könnte, und sich mit dem zu begnügen, was ist.“

Fazit:

Der Roman ist keine leichte Kost.
Doch jede Seite lohnt sich.

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Veröffentlicht am 11.01.2021

Hochspannend!

Gnorl
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Der 12-jährige Jonas muss die Ferien mit seinen Eltern auf dem Bauernhof verbringen. Wie furchtbar! Zum Glück gibt es hier zwei gleichaltrige Kinder: Anna und Benjamin.
Mit Anna und Benjamin gerät Jonas ...

Der 12-jährige Jonas muss die Ferien mit seinen Eltern auf dem Bauernhof verbringen. Wie furchtbar! Zum Glück gibt es hier zwei gleichaltrige Kinder: Anna und Benjamin.
Mit Anna und Benjamin gerät Jonas in ein großes Abenteuer, als sie einem merkwürdigen Wesen in eine Höhle folgen.
Hier verirren die drei sich und geraten in ein gefährliches Labyrinth. Als sie endlich die Stadt der Kobolde erreichen, wird es erst richtig verhängnisvoll! Den Menschen sind hier verboten.


Meine Meinung:

Was für eine wunderschöne Geschichte!
Eine unterirdische Welt, voll sonderlicher Wesen und spannender Steampunk-Technik.
An manchen Stellen schaudert es einen gruselig.

„Gnrol“ ist ein Pageturner. Die Spannung ist hoch, man kann das Buch kaum aus der Hand legen.

In diesem Abenteuer ist viel Mut gefragt und zum Glück jede Menge Freundschaft. Der Kobold „Gnrol“ hilft den Kindern gegen einen gefährlichen Drachen, so wie gegen den Kobold-König, der über sein Volk wie ein Diktator herrscht.
Viele Geheimnisse werden im Laufe der Geschichte gelüftet und am Ende nimmt das Buch eine überraschende Wendung.

Mir hat das „Gnorl“ wirklich sehr gefallen. Ich mochte die Kinder, Gnorl und seine Freunde sehr. Besonders Jonas wirkte authentisch auf mich. Oft haben Kinder in Abenteuergeschichte außergewöhnliche Fähigkeiten, die mit der Realität nichts gemeinsam haben. Doch Jonas ist sich seiner Fehler bewusst.

Fazit:

Eine großartige Geschichte, die viel Lesespaß garantiert!
Von mir gibt es eine ganz klare Leseempfehlung und ich wünsche dem Buch sehr, dass es mehr Aufmerksamkeit bekommt.

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Veröffentlicht am 01.08.2018

Eine Geschichte, so warm wie das Cover!

Als die Tage nach Zimt schmeckten
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Inhalt:

Das Buch erzählt die Geschichte von fast 4 Generationen.
Der alte Zod lebt in Teheran, in das seine Eltern einst aus Russland eingewandert sind. Dort führt er ein Cafe, das sein Vater gegründet ...

Inhalt:

Das Buch erzählt die Geschichte von fast 4 Generationen.
Der alte Zod lebt in Teheran, in das seine Eltern einst aus Russland eingewandert sind. Dort führt er ein Cafe, das sein Vater gegründet hat.
Seine eigenen Kinder, Noor und Mehrdad, hat er kurz nach deren Volljährigkeit in die Staaten geschickt. Er wollte nicht, dass sie in einem Terrorregime aufwachsen.

Seit dem sind 30 Jahre vergangen. Noor und Mehrdad haben selber schon jugendliche Kinder. Als Noor sich von ihrem Mann trennt, flüchtet sie mit ihrer 16-jährigen Tochter Lily zu ihrem Vater nach Teheran.

Das Buch ist in vier große Kapitel gegliedert.
Das erste Kapitel erzählt von Norrs Konflikt mit ihrem Mann und ihrer Tochter. Noor versteht sich nicht gut mit Lily und Lily will nicht in den Iran.
Im zweiten Abschnitt erfahren wir Zods Geschichte. Hier lernen wir im Rückblick auch seine Eltern kennen und seine Frau Pari.
Zod ist ganz direkt von den schlimmen Repressalien des islamischen Staates betroffen und muss eine schlimme Katastrophe verkraften.
Im dritten Teil wird Norrs Geschichte in Amerika geschildert. Von ihrer Einsamkeit und wie schwer ihr die Anfänge, so weit weg von zu Hause, fallen.
Im vierten Abschnitt sind wir wieder in der Gegenwart. Hier liegt der Schwerpunkt auf Lily. Seit sie einen Freund gefunden hat, mit dem sie die Nachmittage verbringen kann, fühlt sie sich nicht mehr ganz so erdrückt von der Gegenwart. Als sie einen Säureangriff auf ein jüngeres Mädchen miterlebt, scheint sogar die Kluft zwischen ihr und ihrer Mutter schmaler zu werden.

Meine Meinung:
Was für ein wahnsinnig schönes Buch! So warm, wie das Cover ist, so warm ist auch die Geschichte.
Zod und seine Frau Pari, auch seine Eltern, habe ich sofort ins Herz geschlossen. Was für großartige Figuren. Noor mochte ich nicht so gut leiden, aber es passte zur Geschichte. Ich hätte sie manchmal schütteln können.

Das Café Leila ist der Mittelpunkt von Zods Leben und seiner Familie. Hier werden die unterschiedlichsten Menschen bewirtet, hier spürt man die Stimmung des Volkes. Hier schmeckt man den Zimt und den Safran und das auch als Leser_in. Ich mag es sonst nicht so, wenn es in einem Buch so viel ums Kochen geht, doch hier ist es so in die Geschichte und das Leben der Familie integriert, das man meint, man sitzt selber mit am Tisch.

Zods Eltern, seine Frau Pari und er selbst, strahlen so viel Liebe aus. Es geht wirklich ans Herz. Dabei ist es keine Geschichte, in der alles Friede, Freude, Eierkuchen ist. Natürlich gibt es einige Schicksalsschläge, neben der einen großen Katastrophe.
Vielleicht macht gerade das Zods Liebeswürdigkeit aus, wie er mit eben diesen Schlägen umgeht.

Er war geradezu atemlos vor Liebe, als er schließlich sagte: “Pari, ich bin nicht [Spoiler].Ich werde ihn
nie ersetzen. Ich komme zu dir als ein Mann, der das Herz im Gesicht und ein leeres Notizbuch bei sich trägt,
um unsere Geschichte zu schreiben.“
Er atmete tief durch, denn er hatte noch nie so viele Worte an eine Frau gerichtet, und sie wandte sich ab, um ein Lächeln zu verbergen.“

Einjahrhundert Jahre Menschenleben. Einjahrhundert Jahre Iran.
Von der Freiheit die einst Zods Mutter Nina und Pari als Frauen noch hatten, ist nicht mehr viel übrig. Und
doch lassen sich die Frauen heute nicht unterkriegen. Das Lachen der
Frauen ist in die Geschichte genauso fein eingewoben, wie die Repressalien.

Fazit:
Ein Buch, dass ich nur jeden ans Herz legen kann. Für mich, in diesem Jahr, mein Favorit.
Ein Herzensbuch.

Zod trug ein Tablett nach draußen. Sie tranken Tee durch einen Zuckerwürfel, den sie vorsichtig zwischen die Schneidezähne klemmten. Yanik wiederholte, was er schon auf so vielerlei Weise gesagt hatte:
“Mein Sohn, es braucht Mut, um dieses Leben zu führen.”
“Ja, ich weiß, Baba jan“, pflegte Zod zu antworten. “Ich wäre nirgendwo anders lieber.”

Veröffentlicht am 22.06.2018

Leise Töne und wunderbare Poesie

Das Mädchen, das in der Metro las
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Statt einer Widmung:
"Ich habe mir das Paradies immer als eine Art Bibliothek vorgestellt."
Jorge Luis Borgers

Inhalt:
Juliette fährt jeden Tag mit der Metro zur Arbeit. Dabei beobachtet sie die Menschen, ...

Statt einer Widmung:
"Ich habe mir das Paradies immer als eine Art Bibliothek vorgestellt."
Jorge Luis Borgers

Inhalt:
Juliette fährt jeden Tag mit der Metro zur Arbeit. Dabei beobachtet sie die Menschen, genauer gesagt: Die Leser.

Da ist der Mann mit dem grünen Hut, der Insektenbücher liest, die Frau, die immer das Buch auf einer bestimmten Seite zu schläg, die alte Dame mit dem Kochbuch.

Juliette merkte sich, welche Bücher die anderen lasen, erfand Abzählreime, um sie sich zu merken.

Eines Tages stieg sie früher aus der Metro aus und begegnete so Soliman und seiner Tochter Zaïde. Soliman lebte in einem Büro, das von unten bis oben voll mit Büchern ist.

Büchern aus zweiter Hand. Soliman hat eine Mission und fragt Juliette, ob sie ihm dabei helfen will. Dazu fühlt sie sich nicht in der Lage, doch dann passiert ein Ereignis, das ihr Leben verändert.

Meine Meinung:
Mir ging das Buch richtig ans Herz.

Es ist nicht immer leicht zu lesen, denn Juliette macht viele Gedankensprünge. Gerade am Anfang habe ich einen Moment gebraucht, bis ich wusste, wie ich so manches einordnen musste. Die Sprache ist so voll (Bücher)Poesie, was mich sehr berührt hat.

"Sie konnte den Inhalt der Bücher nicht sehen - in denen es von unzähligen Sätzen und Wörtern wimmelte wie in einem Ameisenhaufen -, doch die Bücher durchschauten sie sehr wohl. Sie setze sich ihnen mit Haut und Haaren aus. Erregt leichte Beute, ohne Deckung und ohne Instinkt zur Flucht oder Selbtverteidigung, beim Räuber Argwohn? Aber waren die Bücher überhaupt wie kleine Raubtiere, die nur davon träumten, ihren papierenen Käfigen zu entkommen, sich auf sie zu stürzen und sie zu verschlingen?

Vielleicht. Doch das machte ihr nichts aus. Sie ließ sich nur allzu gerne verschlingen. Diese Lust hielt sich nachts wach, trieb sie im Morgengrauen aus dem Bett und ließ sie noch spätabends beim Licht einer Lampe[...] ausharren[...]".

Ich bin bei französischen Romanen immer ein bisschen skeptisch, da ich finde, dass die Protagonisten oft etwas distanziert dargestellt sind. Das ging mir hier überhaupt nicht so. Die Protagonisten sind sicher leise geschildert, aber voller Herzenswärme.

Ich finde, auch die Botschaft des Buches klingt nur leise heraus und ich frage mich, ob das Buch deswegen so viele negative Kritiken bekommt.

Denn es geht hier um weit mehr, als nur um Bücher.

Es geht um das Leben an sich.

Um die Entscheidung, wie man sein Leben lebt. Um das, was wirklich wichtig ist und wirklich zählt. Um den Mut, seine Ängste zu überwinden. Den sonst kann es manchmal zu spät sein.

Und wenn es dazu auch noch Bücher gibt, was will man mehr?!

"Sollte man eigentlich, überlegte sie, [....] die Länder bereisen, die man durch Bücher lieben gelernt hatte? Gab es diese Länder überhaupt? Das England einer Virgina Woolf war sicher ebenso verschwunden wie das der Orient aus Tausendundeiner Nacht oder das Norwegen von Sigrid Undset. Und das Venedig von Thomas Mann existierte nur noch in den üppigen Bildern von Luchino Visconti. Und Russland... Von den Schlittentroikas, mit denen die Grafen unermüdlich durch die winterliche Steppe fuhren, erblickte man Wölfe, Hütten auf Hühnerfüßen, ganz wie aus Mussorgskys Bilder einer Ausstellung, schier grenzenlose schneebedeckte Weiten, dunkle gefährliche Wälder und Feenpaläste.[...]"

Ich mochte diese Gedankenspiele mit den Buchtiteln sehr.

Fazit:

Durch die Gedankensprünge nicht immer einfach zu lesen und durch die leise Art muss man schon genau hinhören. Es ist kein Buch, was man einfach so wegliest.

Doch für mich hat das Buch Potential, ein Herzensbuch zu werden.

Lieblingszitat:

"Wortschmetterlinge, die in dem überfüllten Metro-Waggon flatterten, bevor sie sich auf Juliettes Fingerspitzen niederließen."

4,5 Sterne