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Veröffentlicht am 24.09.2021

Fürmich schwächer als die Vorgängerromane

Das Spiel der Ketzerin
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Von der Autorin Manuela Schörghofer habe ich bereits "Die Klosterbraut" und "Die Sündenbraut" gelesen. Vorallem ihr erster historischer Roman hat mir sehr gut gefallen.
Auch diesmal sind wir wieder im ...

Von der Autorin Manuela Schörghofer habe ich bereits "Die Klosterbraut" und "Die Sündenbraut" gelesen. Vorallem ihr erster historischer Roman hat mir sehr gut gefallen.
Auch diesmal sind wir wieder im 13. Jahrhundert im Rheinland unterwegs. Es ist die Zeit der Zwiste und Kämpfe zwischen Grafschaften und Erzbischöfen, sowie territoralen Verändeurngen.

Alida von Erkenwald erlebt innerhalb weniger Stunden den Alptraum ihres Lebens. Ihr Vater Graf Eduard von Erkenwald, ist beim Kaiser in Ungnade gefallen und wurde gefangen genommen, ihre Zofe Liese ermordet, die mit ihr verwechselt wurde. Dahinter steckt Konrad von Westerburg, Ritter des Deutschordens, der den Besitz der von Erkenwalds an sich reißen möchte.
Alida gelingt die Flucht und sucht in Coellen beim jüdischen Kaufmann Soloman ben Issak Schutz. Ihr Vater hat ihm vor Jahren das Leben gerettet und Alida erhofft sich nun von ihm Hilfe. Er gibt Alida als seine Tochter aus, die als neue Identität den Namen Sara bat Salomon annimmt. Gemeinsam mit Mirjam, der fast gleichaltrigen Tochter von Salomon, brechen die drei auf, um zum Kaiser zu gelangen und bei ihm vorzusprechen. Doch die Verfolger von Konrad von Westerburg sind ihnen bereits auf den Fersen. Richard von Thurau, ein Ritter des deutschen Ordens, und Bertram von Leiningen, Sarjantbruder und Begleiter von Richard, treffen viel zu schnell auf die kleine Gruppe. Aber auch Alidas Verlobter Dankwart von Hemyberg ist bereits unterwegs seiner zukünftigen Frau beizustehen...

Abwechselnd wird aus der Sicht von Alida und Richard erzählt. Die Charaktere der beiden Hauptprotagonisten sind sehr lebendig und detailliert dargestellt, aber auch die Nebenfiguren werden sehr authentisch charakterisiert. Die Geschichte hat wieder Spannungspotential, jedoch war es mir diesmal zu viel Liebesgeplänkel. Im Gegensatz zu den beiden letzten historischen Romanen, wo das Klosterleben samt mörderischen Anschlägen oder das sehr interessante Thema der "Sündenesserinnen" aufgegriffen wurde, hat mich die eher "romantische Stimmung" weniger abgeholt. Ich suche in historischen Romanen eher Abenteuer, interessante historische Begebenheiten, die mir Neues erzählen und Spannung. Nur zu Beginn und am Ende hat mich diese richtig gepackt. Dazwischen hat mich die verbotene Liebe bzw. das Anschmachten eher gelangweilt. Ich bin da wohl weniger romantisch veranlagt ;)

Die Sprache ist der Zeit angepasst und man taucht perfekt in das 13. Jahrhundert ein. Das Leben der damaligen Zeit wurde von der Autorin wieder sehr bildhaft dargestellt und sehr gut recherchiert. Man erfährt einiges über jüdische Sitten und auch über die Verpflichtungen der Ritter des deutschen Ordens. Zusätzlich gibt Manuela Schörghofer Einblicke in das Innere der beiden Hauptprotagonisten. Vorallem Richards Kämpfe zwischen Pflichtbewusstsein und Gefühl sind deutlich spürbar. Er ist sehr pflichtbewusst und dem Orden treu ergeben. Alida ist eine sehr temperamentvolle und mutige junge Frau.

Am Beginn des Buches befindet sich eine Karte des Kölner Judenviertels, ein Personenverzeichnis, ein Glossar, eine Aufstellung von Orts- und Flussnamen damals und heute und noch weitere historische Begebenheiten. Am Ende befindet sich eine Karte von der Strecke zwischen Coellen und Worms. Der Verlag hat sich hier richtig Mühe gemacht. Auch das Cover ist wieder absolut gelungen.

Fazit:
Mir haben die beiden Vorgängerromane besser gefallen, da ich in historischen Romanen eher Spannung und gut recherchierte Historie bevorzuge. Letztere ist wieder top, aber der romantische Teil war mir einfach zu stark hervorgehoben. Deshalb gibt es von mir 3 1/2 Sterne für einen weiteren guten historischen Roman der Autorin.

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Veröffentlicht am 05.09.2021

Jungvampire in in Ausbildung

Die Erben der Nacht - Nosferas
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In einer gemeinsamen Leserunde auf meinem Blog habe ich "Nosferas", den ersten Teil der "Erben der Nacht" Reihe von Ulrike Schweikert gelesen. Eines hatten wir gemeinsam: Es ist total an uns vorbei gegangen, ...

In einer gemeinsamen Leserunde auf meinem Blog habe ich "Nosferas", den ersten Teil der "Erben der Nacht" Reihe von Ulrike Schweikert gelesen. Eines hatten wir gemeinsam: Es ist total an uns vorbei gegangen, dass es sich hier um ein Jugendbuch handelt. Dementsprechend verhalten fiel unser Fazit aus. Das ist allerdings unsere eigene Schuld und ich denke ich werde als Einzige dem nächsten Band noch eine Chance geben, weil ich Band 2 und 3 sowieso schon hier zuhause liegen habe. Wann das sein wird, kann ich allerdings noch nicht sagen.
Von der Autorin habe ich bereits einen anderen historischen Vampirroman gelesen, der mehr in die Richtung historisch geht und mir eigentlich sehr gut gefallen hat. Es handelt sich dabei um "Das Herz der Nacht". Hier ist meine uralt Rezension aus dem Jahre 2011 dazu klick

In Nosferas haben die letzten sechs Vampirclans ein großes Problem. Sie sind davor auszusterben. Deshalb beschließen sie die jüngste Generation, die Erben der Nacht, zusammenzuführen und sich nicht mehr gegenseitig zu bekämpfen. Abwechselnd sollen diese gemeinsam in den diversen Ländern der einzelnen Clans unterrichtet werden. Dabei sollen sie sich die bestimmte Eigenschaften der anderen Vampirclans aneigen und von deren Stärken profitieren. Nur gemeinsam können sie stark genug sein, um sich gegen die immer häufiger auftretenden Vampirjäger zu wehren. Die Ausbildung beginnt in Rom bei den Nosferas. Von ihnen sollen die Nachkommen aus den verschiedenen Clans Unterricht in Abwehr gegen Kirchenkräfte erhalten und die italienische Sprache lernen. Außerdem würden sich die jungen Vampire gegenseitig besser kennenlernen. Nacheinander treffen die Lycana aus Irland, die Dracas aus Wien, die Vyrad aus London, die Pyras aus Paris und die Vamalia aus Hamburg in Rom ein, wo sie in der Domus Auream, dem ehemaligen Palast Neros, untergebracht sind.

Eine einzige Hauptprotagonistin gibt es in der Geschichte eigentlich nicht, obwohl ich zu Beginn dachte es sei Alisa aus Hamburg. Doch auch Ivy aus Irland, die immer in Begleitung ihres Wolfes ist und der hochnäsige Franz Leopold aus Wien spielen eine größere Rolle. Neben den Schulstunden unternehmen die jungen Vampire Ausflüge in das nächtliche Rom. Doch dort lauert eine große Gefahr! Es gehen Vampirjäger um und immer wieder werden Vampire ermordet aufgefunden. Es scheint, als ob der Vatikan in diese Geschehnisse verwickelt ist. Zusätzlich zieht noch eine weitere, unheimliche Gestalt durch die Ruinen - weder Vampir noch Mensch. Doch die Nosferas verheimlichen den Erben diese Todesfälle, was sie zusätzlich in große Gefahr bringt.
Im weiteren Verlauf erleben wir einige sehr spannende Szenen, aber es gibt auch etliche Längen, die sehr deutlich werden lassen, dass es sich um eine Jugendbuch handelt. Die Ausschnitte, die mehr Spannung aufbauten, waren meiner Meinung etwas zu kurz geraten. Hier hätte ich mir ein bisschen mehr gewünscht. Auch das Ende wurde mir etwas zu schnell abgehandelt und natürlich werden nicht alle Geheimnisse aufgelöst, denn es folgen noch weitere Bände.

Gefallen haben mir die bildhaften Beschreibungen der Landschaft und der ewigen Stadt am Ende des 19. Jahrhunderts. Ulrike Schweikert hat die Stellung der Kirche sehr gut dargestellt und die politischen Folgen ihres Eingreifens. Ganz besonders gefallen haben mir die Erwähnungen bekannter Autoren, wie Oscar Wilde, Charles Dickens, Bram Stroker und Shakespeare. Wenn Alisa am Friedhof auf den blutjungen Oscar Wilde trifft, ist dies ein ganz besonderer Lesemoment.

Der Schreibstil der Autorin ist wie in ihren anderen Romanen bildhaft und einnehmend. Die Charaktere sind sehr aussagekräftig und man kann sich ein gutes Bild machen. Was ich jedoch sehr vermisst habe war eine Übersicht der Clans und ihren jugendlichen Vertretern zu Beginn des Buches. So dauerte es eine Weile bis ich alle richtig zuordnen konnte, denn die Jungvampire kamen alle in Begleitung ihrer Servienten, sogenannten Halbvampiren, die als Mensch gebissen wurden. Sie sind deren Diener, aber auch Beschützer. Und so gab es zu beginn namen über Namen, die mich ziemlich verwirrten und die ich erst im Laufe der Zeit zuordnen konnte.

Fazit:
Ein Vampirroman, der einen interessanten Plot aufweist, dem man jedoch anmerkt, dass es sich um ein Jugendbuch handelt und "Nosferas" der Beginn einer Reihe ist. Die Geschichte ist sicher erst mit dem sechsten Band zu Ende erzählt, jedoch ist der erste Band abgeschlossen. Ich hoffe, dass die Charaktere im Laufe der nächsten Bände noch erwachsener werden und etwas mehr Spannung aufkommt.

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Veröffentlicht am 26.08.2021

Familiendrama mit sehr vielen Klischees

Gute Nachbarn
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Dieser Roman hat meine Neugierde geweckt, als ich die Inhaltsangabe gelesen habe. Diese lässt ein Familiendrama erwarten und genauso ist es auch eingetroffen. Doch warum und wieso, möchte ich euch erzählen.
Der ...

Dieser Roman hat meine Neugierde geweckt, als ich die Inhaltsangabe gelesen habe. Diese lässt ein Familiendrama erwarten und genauso ist es auch eingetroffen. Doch warum und wieso, möchte ich euch erzählen.
Der Roman spielt in einem Vorort von North Carolina und zwar im fiktiven Ort Oak Knoll. Dort leben größtenteils weiße Familien aus der Mittel- und Oberschicht und es herrscht ein freundliches Miteinander. Seit Jahren wohnt auch die farbige Ökonomin Valerie Alston-Holt mit ihrem Teenagersohn Xavier in der Kleinstadt. Valerie ist seit dem Tod ihres Mannes Alleinerzieherin und bei den Nachbarn beliebt. Sie liebt Pflanzen und ganz besonders ihre alte Eiche im Garten. Xavier ist ein Musiktalent und hat bereits ein Stipendium am Musikkonservatorium in San Francisco sicher. Dennoch hat er manchmal zu kämpfen, da er sich durch seinem weißen Vater und der farbigen Mutter irgendwo "dazwischen" fühlt.
Als das Nachbargrundstück verkauft, alle Bäume abgeholzt und ein protziger Neubau entsteht, ist Valerie auf der Hut. Gegenüber ziehen die Whitmans ein. Eine Familie, wie aus dem Bilderbuch: Bill, ein erfolgreicher Geschäftsmann und Inhaber der Firma Whitman HLK, seine Frau Julia, seine Stieftochter Juniper und seine Tochter Lily. Doch hinter der Fassade sieht es oftmals anders aus. Sowohl Brad, als auch Julia, stammen aus ärmlichen Verhältnissen. Brad ist zerfressen vor Ehrgeiz. Er will immer mehr und dafür ist ihm jedes Mittel recht. Juniper wird streng gläubig erzogen und musste mit 14 Jahren ein Keuschheitsgelübde vor der Kirchengemeinde ablegen. Als sich Juniper und Xavier ineinander verlieben und Valerie die Whitmans wegen der Zerstöreung ihrer Eiche verklagt, ist die sich anbahnende Katastrophe nicht mehr aufzuhalten. Aus einem typischen Nachbarschaftsstreit wird ein Familiendrama, das alles zerstört....

Im Vorwort hat Therese Anne Fowler sich die Frage gestellt, ob eine weiße Autorin eine Geschichte über zwei farbige Menschen schreiben darf, denn sie könne sich nicht so einfach in die Gedanken und Gefühlswelt Farbiger hineindenken. Meiner Meinung nach ist sie somit genauso wenig vorurteilsfrei, wie ihre weißen Protagnisten. Jeder Mensch denkt und fühlt anders, egal ob weiß oder schwarz. Muss man unbedingt demselben Geschlecht oder Hautfarbe, wie seine Protagonisten angehören, um sich die Freihet nehmen zu dürfen, einen Roman zu schreiben? Außerm würde sich wohl jeder Thrillerautor fragen müssen, ob er über einen Serienmörder schreibem darf/kann, wenn er selbst keiner ist. Oder eine erwachsene Frau über einen jugendlichen Mann. Da würde es in der Literaturszene wirklich traurig aussehen! Aber zurück zum Buch....

Die Geschichte wird von einer nicht personifierzten Erzählstimme erzählt, nämlich aus der Sicht der Nachbarschaft. Mir hat diese ungewöhnliche Erzählweise in der ersten Person Plural sehr gut gefallen, auch wenn sie zu Beginn etwas ungewöhnlich wirkt. Manche Leser störten sich daran, wie ich aus einigen Rezensionen herauslesen konnte.
Die ersten zwei Drittel sind eher ruhig erzählt, auch wenn man von Anfang an eine unterschwellige Bedrohung spürt. Es sind leise Töne, die sich jeodch im Hintergrund immer bemerkbar machen und man weiß, dass man unweigerlich auf eine Katastrophe zusteuern wird.
Therese Anne Fowler hat sich in "Gute Nachbarn" sehr vielen Themen angenommen: Klimaschutz, Glaube, Vorurteile und vorallem Rassismus. Ihre Figuren hat sie trotzdem leider sehr klischeehaft und auch überspitzt dargstellt. Ich kam ihnen nicht wirklich näher. Es bestand immer eine gewisse Distanz zwischen mir und den Protaginisten.
Bill ist der weiße Bösewicht, der nicht nur seine Familie mit seinem moralischen Getue tyrannisiert, sondern einfach den Hals nicht voll bekommt. Für ihn ist klar, dass er immer auf der Gewinnerstraße unterwegs sein wird...komme, was wolle. Aber auch Valerie, der die Herzen zu Beginn zufliegen, macht sich schuldig. Mit ihrer eingereichten Klage bringt sie ihren neuen Nachbarn noch mehr gegen sich auf. Statt persönlich mit Brad zu sprechen und ihm ihre Sicht der Dinge betreffend der Eiche zu erklären (die zwar sinnlos, aber ein Weg in die richtige Richtung gewesen wäre), geht sie sofort zum Angriff über. Die Kettenreaktion, die sich daraus ergeben wird, ist auch für den Leser eine Überraschung, obwohl man natürlich von Beginn an weiß, dass es hier zur Katastrophe kommen wird.
Das letzte Drittel ist sehr spannend und gut erzählt. Das Drama spitzt sich zu und die Art und Weise, wie die Autorin dieses zu Ende bringt, ist gelungen und hat mich sehr nachdenklich gemacht. Vorallem deshalb, weil es in Wirklichkeit ziemlich sicher genauso ablaufen würde...

Was mir ebenfalls nicht gefallen hat, war der erhobene Zeigefinder der Autorin. Sie ließ dem Leser keinerlei Spielraum sich selbst seine Meinung zu bilden. Ich hatte permanant das Gefühl, dass sie mir ihre Sicht der Dinge aufzwingen möchte. Die Geschichte ist gut, aber ich getraue mir zu sagen, dass zum Beispiel Jodie Picoult etwas viel besseres daraus gemacht hätte. Das Thema hätte perfekt zu ihr gepasst. Picoult hat aber nie den erhobenen Zeigefinger parat, sondern schildert aus verschiedenen Sichtweisen. Dabei bringt sie die Figuren dem Leser näher - egal, ob gut oder böse. Das hat hier leider komplett gefehlt, was ich sehr schade finde.

Fazit:
Ein Gesellschaftsroman, der einen sehr guten Plot aufweist und hochaktuell ist. Trotzdem hat mir die Ausführung nicht immer gefallen. Der permanent erhobene Zeigefinger hat mich genervt, die Distanz zu den Protagonisten und viele Klischees machten die Geschichte nicht besser. Trotzdem mochte ich das Buch und vorallem Juniper und Xavier, sowie das aufwühlende letzte Drittel. Ich tu mir schwer mit der Bewertung, denn ich habe trotz der vielen Kritikpunkte die Geschichte gerne gelesen. Ich vergebe nach langem Überlegen 3 1/2 Sterne.

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Veröffentlicht am 04.08.2021

Mit den Wellen

Solange sich die Wellen brechen
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"Solange sich die Wellen brechen" der Schweizer Autorin Brina Hope spielt in Australien und lässt jedes Surferherz höher schlagen. Im Prolog lernen wir die unerschrockene Skye kennen, die sich jeder Welle ...

"Solange sich die Wellen brechen" der Schweizer Autorin Brina Hope spielt in Australien und lässt jedes Surferherz höher schlagen. Im Prolog lernen wir die unerschrockene Skye kennen, die sich jeder Welle stellt. Die junge Mutter nimmt jedoch die Gefahr zu wenig ernst....
Danach befinden wir uns rund 30 Jahre später in Melbourne. Justine ist Architektin und mit Logan verlobt. Die Beiden wollen zusammenziehen, jedoch ist sich Justine unsicher. Tief im Herzen möchte sie ihre gemütliche Wohnung nicht gegen eines dieser seelenlosen Appartments, die Logan zur Besichtigung ausgesucht hat, tauschen. Es kommt zum Streit. Kurze Zeit später wird Justine von ihrem Großprojekt in der Firma abgezogen. Es wird ihrem männlichen Kollegen übergeben, obwohl sie bisher dieses Projekt auf die Füße gestellt hat. Voller Zorn schwingt sie sich auf ihr Motorrad und erleidet einen Unfall. Im Krankenhaus hat sie Zeit über ihre weitere Zukunft nachzudenken. Sie nimmt sich eine Auszeit und fährt nach ihrer Genesung an die Westküste, um mehr über ihre Mutter zu erfahren, die starb, als Justine noch ein Baby war.
Auch ihr Vater Russel steckt in einer Krise. Ein Burn Out zwingt ihn ebenfalls sein Leben zu überdenken. Er kann mit seiner neugewonnen freien Zeit allerdings nichts anfangen und verfällt in eine Depression, bis er sich seiner früheren Liebe zum Surfbrett erinnert...

Wie der Prolog und Justine zusammenhängen wird sehr schnell klar. Die junge Architektin ist eine sympathische junge Frau, die erkennt, dass sie in ihrem Leben falsch abgebogen ist. Sie kriegt aber noch rechtzeitig die Kurve und beginnt sich mit ihrer Herkunft zu befassen. Zusäzlich versucht sie die Liebe ihrer Mutter für den Surfsport nachzuvollziehen und beginnt selbst zu surfen.

Brina Hope ist es gelungen die Faszination des Surfsports auch an mich Landratte zu vermitteln. Ich sah die traumhaften Strände, die Wellen und nahm die Gemeinschaft unter der Surfern wahr. Die Landschaftsbeschreibungen sind ebenfalls sehr bildhaft. Die Liebe zur australischen Küste spürt man in jeder Zeile.

Es gibt aber auch einige Kritikpunkte von meiner Seite. Gerne hätte ich noch mehr über Justines Vater oder Mutter gelesen. Der Strang um Russel blieb mir zu oberflächlich und verpuffte irgendwie im Nirgendwo. Das finde ich sehr schade!

Dann gibt es noch Chris, den Justine an der Westküste kennenlernt und der ihr das Surfen beibringt. Diesen Handlungsstrang fand ich irgendwie überflüssig, da er sich ebenfalls auflöst. Weil die Autorin auch zu Chris Großeltern nach Kanada zurückblendet und es einen winzigen Bezug zu Justine gibt, nahm ich an, dass Chris einen größere Rolle bekommt. Dem war jedoch nicht so. Deshalb fragte ich mich schlussendlich warum es diesen Handlungsstrang überhaupt gab. Das hätte man meiner Meinung auch anders lösen können.

Die aufkeimende Liebesgeschichte zwischen Justine und Luke gefiel mir anfangs ganz gut, wurde aber von der Autorin so abgewürgt, dass ich schlussendlich überhaupt kein Knistern mehr zwischen den Beiden spüren konnte. Auch hier hatte ich das Gefühl, dass noch etwas fehlt.

Der Schreibstil ist flüssig und gibt Einblicke in das Leben von Justine, aber auch der anderen Charaktere. Diese sind vielschichtig gezeichnet und wirken authentisch. Fast alle von ihnen kämpfen gegen ihre inneren Dämonen oder versuchen ihr Leben wieder auf die Reihe zu bekommen.
Die Sprünge zwischen den einzelnen Handlungssträngen empfand ich manchmal als zu schnell und unübesichtlich.

Fazit:
Trotz der Kritikpunkte hat mir der Roman gut gefallen und hat mir das Surfen etwas näher gebracht, auch wenn ich alles andere als eine Wasserratte bin. Die Landschaftsbeschreibungen sind gelungen und regen zum Träumen an. Es gibt noch Luft nach oben, aber ich bin trotzdem schon auf das nächste Buch der Autorin gespannt.

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Veröffentlicht am 13.07.2021

Leichte Lektüre, die mich erst im letzten Drittel packen konnte

Das Gestüt am See. Stürmische Jahre
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In letzter Zeit habe ich einige Familiensagen gelesen, die auf Gutshöfe oder einem Gestüt spielen und leider sind doch diese oftmals sehr ähnlich gelagert. Ich habe auch noch zwei weitere Rezensionen offen, ...

In letzter Zeit habe ich einige Familiensagen gelesen, die auf Gutshöfe oder einem Gestüt spielen und leider sind doch diese oftmals sehr ähnlich gelagert. Ich habe auch noch zwei weitere Rezensionen offen, die sich mit diesem Thema beschäftigen. Anfangen möchte ich aber mit der Reihe von Paula Mattis, dessen ersten Band ich erst gelesen habe.

Die erste Hälfte konnte mich nicht so richtig abholen, da die Geschichte doch sehr leicht/seicht begann und sich nicht viel von den anderen Büchern unterschied, die ich bisher gelesen habe. Die Tochter eines reichen Gutsherren, die sich weigert nur als Heiratskandidatin verschachert zu werden und die sich keine Zukunft als Ehefrau mit Teegesellschaften und unnützen Handarbeiten vorstellen kann - wie es zu dieser Zeit in dieser Gesellschaftsschicht gang und gäbe war.

Wir begleiten die junge Charlotte Edzards, älteste Tochter der Gestütsbesitzerfamilie, die eine begeisterte und sehr wagemutige Reiterin ist. Ihr älterer Bruder Hans, der einmal Jockey werden und das Gestüt übernehmen soll, ist hingegen eher ängstlich und hat nicht das Talent von Charlotte. Charlotte sieht sich selbst auf der Rennbahn, doch für Frauen ist dies zu dieser Zeit unmöglich. Als sie ins heiratsfährige Alter kommt, verbietet ihre Mutter ihr den Umgang mit den Pferden und sucht eine passende Verbindung für sie. In Richard, dem Sohn einer angesehenen und vorallem reichen Reedereifamilie, sieht Charlottes Mutter den idealen Kandidaten. Doch Charlotte möchte einmal aus Liebe heiraten. Ihre Eltern offenbaren ihr jedoch, wie es wirklich um das Gestüt steht und lassen ihr keine Wahl....

Sowohl Charlotte, als auch ihr Bruder Hans werden dazu gedrängt entgegen ihren Vorstellungen zu handeln. Ihre Bedürfnisse und Ängste werden ignoriert - das Gut und das Ansehen stehen vor allem anderen. Damit setzen die Eltern jedoch eine folgenschwere Kettenreaktion in Gang...

Das Gestüt und ihre Bewohner werden sehr bildhaft und lebendig beschrieben. Die Geschwisterliebe, vorallem zwischen Hans und Charlotte, ist sehr eng. Aber auch die jüngeren Schwestern werden liebevoll dargestellt. Natürlich sind Pferde ein großes Thema, allerdings stehen sie nie im Vordergrund. Da ich nie ein Pferdemädchen war hat die Geschichte für mich gepasst.

Im letzten Drittel überschlagen sich dann die Ereignisse und es wird sehr dramatisch. Mit einigen Vorfällen hatte ich schon gerechnet und manche davon befürchtet. Die Autorin hat aber auch einige unvorhersehbare Überraschungen eingebaut, die mich aus der Konfortzone gerissen haben. Damit hat sie mir den nächsten Band doch noch schmackhaft gemacht, denn nun möchte ich unbedingt wissen, wie es mit Charlotte weitergeht.

Fazit:
Eine eher leichte Lektüre mit tollem Setting, die zum Ende hin dramatisch und spannend wird. Damit konnte mich die Autorin doch noch einfangen und mich soweit überzeugen, dass ich den Folgeband lesen möchte. Die Reihe empfehle ich für Pferdeliebhaber und für Leserinnen, die etwas Leichtes zum Entspannen suchen.

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