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Veröffentlicht am 15.07.2021

Nicht die Masse bewegt die Veränderung. Sondern der Einzelne.

Mr. Parnassus' Heim für magisch Begabte
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„Mr. Parnassus’ Heim für magisch Begabte“: eine Geschichte, die in aller Munde war, in jede Schule gehört und für mich ein außergewöhnliches Highlight darstellt.


Den tristen, grauen und eintönigen Büroalltag, ...

„Mr. Parnassus’ Heim für magisch Begabte“: eine Geschichte, die in aller Munde war, in jede Schule gehört und für mich ein außergewöhnliches Highlight darstellt.


Den tristen, grauen und eintönigen Büroalltag, der aus Regeln und Richtlinien, Unterdrückung bestand, nahm Linus Baker hin, war er doch ein gewissenhafter, ordnungsliebender Gutachter der BBMM. Abgesehen davon erwartete ihn auch Zuhause nur eine aufdringliche Nachbarin, seine misanthropische Katze und der Plattenspieler. Aber dieser neue Auftrag ändert alles und zeigt Linus ein Leben voller satter Grüntöne und Blumen, Meeresrauschen und Zimtbrötchenduft.


Aufgrund der bittersüßen Wahrheiten, der traurigen Realität, die fantastisch und einmalig umgesetzt wurde, könnte man von einer Belehrung und dem erhobenen Zeigefinger ausgehen, von einer 0815 Geschichte, die die gesellschaftlichen Probleme zeigt – doch der Roman „Mr. Parnassus’ Heim für magisch Begabte“ ist alles andere als 0815. Ebenso wenig wie die liebenswürdigen, queren Charaktere denen man begegnet und die tiefsinnigen, interessanten Ereignisse und Hürden, die man erlebt, wenn man den Worten von TJ Klune folgt.


Eine einnehmende, detaillierte und malerische Schreibweise lässt das gleichermaßen zauberhafte, berührende und dennoch skurrile, humorvolle Geschehen unweigerlich lebhaft im Kopf aufblitzen. In dieser Geschichte steckt Alltag und Ausbruch, Freiheit und Zwang – so viele Farben, Wunder und Hoffnung.

Der Leser sitzt nicht auf der Anklagebank und beginnt doch automatisch zu hinterfragen und Parallelen zu suchen.

Dieses Wunderwerk besticht durch Vielschichtigkeit, Charaktere, die man lieben, trösten und beschützen will, durch Details und kleine Anspielungen, Gesellschaftskritik sowie eine Handlung, die sich aufgrund aktueller Belange problemlos in die Realität übertragen lässt. Und unheimlich nahe geht.


Ich wurde ständig überrascht, musste mehrfach Schmunzeln und verfolgte gespannt die Begegnung von Linus und Arthur, ganz fasziniert von den Zaubern der kleinen Insel und dem lebendigen Waisenhaus. Vielleicht konnte ich mir am Ende auch ein lautstarkes „Jawohl!“ nicht verkneifen …

Linus Baker zeigt, dass es wahrlich befreiend sein kann das Regelwerk beiseite zu legen, Verordnungen zu hinterfragen und über den sicheren Tellerrand zu blicken: in eine Welt voller Facetten, Abenteuer und Liebe.


Reist zu Mr. Parnassus, lernt seine einmaligen Schützlinge kennen, nur dann werdet ihr verstehen, wieso dieser Roman so viel Begeisterung erntet!


Nicht die Masse bewegt die Veränderung. Sondern der Einzelne.

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Veröffentlicht am 13.07.2021

Manche Geschichten sollten niemals enden.

Unbroken
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„Unbroken“ beginnt mit einem kleinen Rückblick zu den letzten Geschehnissen aus Teil eins dieser großartigen Young Adult Dilogie von Natalie Hennig.


Auch hier ist der Schreibstil einnehmend, klar, den ...

„Unbroken“ beginnt mit einem kleinen Rückblick zu den letzten Geschehnissen aus Teil eins dieser großartigen Young Adult Dilogie von Natalie Hennig.


Auch hier ist der Schreibstil einnehmend, klar, den Charakteren angemessen, doch leider ist die berührende Geschichte zu schnell zu Ende. Ich habe mitgefiebert, saß aufgrund der harten Entscheidungen, die Kat traf, mit offenem Mund und dem Gedanken „Das darf doch nicht wahr sein!“ da. Gleichzeitig bewunderte ich die gebrochene junge Frau für ihren standhaften Selbstschutz und ihre Beweggründe.

Sehnsucht und Zweifel, Wille und der Funken Unsicherheit waren beiderseits spürbar. Luces Veränderung und seine Entschlossenheit, den Plan „sein Engelchen“ zurückzugewinnen sowie die Art, wie er diesen umzusetzen versucht, waren von Verzweiflung begleitet - aber auch von charmanten und witzigen Situationen.

Emma und Danny lockern die triste Stimmung mit ihrer felsenfesten Freundschaft und gegenseitigen Zuneigung immer wieder auf. Natalie zeigt deutlich und authentisch wie wichtig es ist, in den dunklen Stunden Menschen um sich zu haben, die Halt geben.

Im zweiten Teil kommt Adam hinzu und es scheint, als könnte er das Loch, das Luce hinterlassen hat, füllen – dass Liebe nicht Kampf bedeuten, schwer und kompliziert sein muss, sondern auch einfach, beständig sein kann.


Natalie Hennig führt uns in die Irre, spielt mit den Charakteren.

Die Handlung ist undurchschaubar, die Entwicklungen und Wahrheiten überrollten mich. Spannung und Zerrissenheit, Wendungen und Themen, die nicht vorhersehbar waren, packen und fesseln den Leser an das Geschehen. Zwischen stetem „Nein! So darf das nicht sein!“ und „Wenn sie das jetzt so enden lässt, lese ich nie wieder was von ihr“ hielt ich bis zum Schluss der 245 Seiten durch.

Ungläubig, überrascht und erschüttert. Emotionen, Leidenschaft und viel Gefühl liegen in den Gedanken und Dialogen, das Verständnis ergriff mich. Ich konnte mir jede Sekunde aus dieser Dilogie vorstellen, die jeweilige Stimmung aufnehmen und mich vollkommen in „Unbroken“ fallen lassen.

Denn am Ende sind beide ungebrochen. 

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Veröffentlicht am 01.05.2021

Spannend geht es los...

Lerne zu leiden
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„Lerne zu leiden“ war mein erstes Buch von Martin Krist, definitiv nicht mein letztes, denn die geschickte Art, wie der Autor durch sein Buch führt, der unkomplizierte aber nicht eintönige Schreibstil, ...

„Lerne zu leiden“ war mein erstes Buch von Martin Krist, definitiv nicht mein letztes, denn die geschickte Art, wie der Autor durch sein Buch führt, der unkomplizierte aber nicht eintönige Schreibstil, die mitschwingenden Vorahnungen, die Martin bei seinen Lesern weckt, konnten mich begeistern.

Hier handelt es sich um den ersten Band aus der Thriller Reihe “Die Akademie des Todes“, ein Gemeinschaftsprojekt mit Emely Dark und Timo Leibig.


Die komplexe und vielschichtige Story wird sowohl aus Isas wie auch aus der Sicht des Ermittlers Maximilian Sydow erzählt, anfänglich scheint es, als handelt es sich um zwei komplett unterschiedliche Stränge – doch im Verlauf führt der grausame Tod mehrerer Menschen beide zusammen. Gleich zu Beginn wurde ich überrascht, wenn nicht sogar bildreich erschüttert und auch wenn es auf den 230 Seiten öfter oberflächlich zu geht, nimmt weder Spannung noch das Interesse ab. Martin legt Spuren, führt Ermittler und Leser an der Nase rum. Im Fall gibt es einige Ungereimtheiten, die nicht nur Max und seine Kollegin Catja Preußer stutzen und zweifeln lassen, misstrauen in den eigenen Reihen schüren.


Einige Reaktionen, gerade von Isa, fand ich nicht nachvollziehbar, dennoch sind die persönlichen Beziehungen zwischen den Charakteren interessant. Öfter wirft das Verhalten einzelner Fragen auf, die sich im Verlauf überraschend beantworten und zum Verständnis beitragen. Obwohl Martin Krist seinen Protagonisten eine eigene Geschichte verleiht, wird diese nicht unnötig ausgebreitet, er lässt ein vages, ausreichendes Bild entstehen, das neugierig macht. Der Autor fängt die jeweilige Atmosphäre gekonnt ein, dies trug dazu bei, dass ich mich authentisch in die verschiedensten Szenarien einfand und von der vorherrschenden Stimmung erdrückt wurde.


In „Lerne zu leiden“ gibt es einige Puzzlestücke, die sich erst zwischen rasanten und ruhigen Zügen finden müssen, die unglaublich scheinen und traurigerweise doch realistisch, lebensecht sind. Spannung, Nervenkitzel und ungeahnte Wendungen treiben die Handlung voran, es gibt keine nichtssagenden Längen, dafür aber ein Ende … dass mich zutiefst getroffen hat und auf Band zwei fiebern lässt.

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Veröffentlicht am 01.05.2021

Vorsicht ist Geboten, denn wem kann man noch vertrauen?

Lerne zu fürchten
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„Lerne zu fürchten“ ist der dritte Band um die geheimnisvolle „Akademie des Todes“, die von drei Autoren erschaffen wurde.


Timo Leibig beschäftigt sich mit dem professionellen Diebespaar

Mariella Rossi ...

„Lerne zu fürchten“ ist der dritte Band um die geheimnisvolle „Akademie des Todes“, die von drei Autoren erschaffen wurde.


Timo Leibig beschäftigt sich mit dem professionellen Diebespaar

Mariella Rossi und Dominik Jäger, das auf einer ihrer aufwendig geplanten Raubzüge eine beängstigende Entdeckung macht. Doch statt mit ihrer Beute zu flüchten und das Grauen zu vergessen, riskieren die beiden alles – ihre Sicherheiten und ihr Leben.

Auch wenn das Paar selbst mehr als nur kleine Kavaliersdelikte verübt, sind beide sofort durch Witz, Intelligenz und ein gutes Herz sympathisch, sie wirken authentisch und die Gefühle, die die beiden verbindet, sind spürbar ... echt. Spätestens, wenn ihr Plan, ungesehen hinter das Geheimnis der Villa zu kommen und Fremden zu helfen schiefgeht, alles außer Kontrolle gerät ist die emotionale Bindung nicht zu übersehen.


Timo beschreibt die Handlungsorte vorstellbar, ich streifte mit Nicki durch eine Villa, die den Begriff "Mordshaus" verdient, fieberte mit Mariella vor Anspannung, während ich wartete. "Lerne zu fürchten" war für mich der rasanteste, nervenaufreibendste Band dieses Gemeinschaftsprojektes und hält seinen Spannungsbogen über die gesamten 260 Seiten aufrecht. Ereignisse wurden detailliert, technische Abläufe und Fakten nachvollziehbar, jedoch nicht ausschweifend, geschildert und das Grauen ist allgegenwärtig.

Mehrfach kamen mir Worte wie "Frankenstein" oder "Hannibal Lectar" in den Sinn, das Kopfkino und Entsetzen, die pure Anspannung ließen mich kaum los.


In "Lerne zu fürchten" sehen wir Charaktere und Ereignisse der vorangegangenen Bände aus einem anderen Blickwinkel, Lücken werden gefüllt, Fragen beantwortet. Meiner Meinung nach ist diese Konstruktion sehr gut gelungen.

Neben Nicki und Mariellas Perspektive bringt Timo geschickt weitere ein, die den Horror nochmals anders beleuchten. Gefühle, Action und Hochspannung sind in Kombination mit dem interessanten Verlauf ein Pageturner Garant, dazu kommen bildliche, vorstellbare Szenen, und solche, dessen Andeutungen schon Gänsehaut verursachen.


Vorsicht ist Geboten, denn wem kann man noch vertrauen?

"Die Akademie des Todes" raffiniert, spannend und rasant.

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Veröffentlicht am 21.04.2021

Interessant, grausam und skrupellos.

Blutroter Schatten
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Mit „Blutrote Schatten“ konnte mich Patricia Walter von der ersten bis zur letzten Seite fesseln.


Im Fokus ihres neuen Psychothrillers steht ein aktueller Serienmörder, der sich durch gleichbleibende ...

Mit „Blutrote Schatten“ konnte mich Patricia Walter von der ersten bis zur letzten Seite fesseln.


Im Fokus ihres neuen Psychothrillers steht ein aktueller Serienmörder, der sich durch gleichbleibende Hinweise auf Tom Rhode bezieht: ein erfolgreicher Anwalt, ein liebender Vater, ein verurteilter Mörder, der seit 10 Jahren unter den strengsten Sicherheitsmaßnahmen im Maßregelvollzug sitzt.


Gleich zu Beginn lässt uns die Autorin an der Skrupellosigkeit von Tom teilhaben- schonungslos, detailliert und regelrecht leidenschaftlich werden im weiteren Verlauf blutrünstige Taten geschildert während die Einblicke in die Gedanken der Täter einen kalten Schauer verursachen. Die Hauptprotagonistin ist Sam – die Tochter, das Mädchen, dass ihren Vater hinter Gittern brachte und damit nicht nur ihren geliebten Papa verlor. Sam war echt und authentisch, trotz ihrer verlustreichen, traumatischen Vergangenheit ein herzensguter Mensch, der auf den 400 Seiten mehrfach Mut und Stärke beweist, vor allem durch selbstlose Entscheidungen. Das Leben, die persönlichen Eindrücke und Gedanken der Studentin nahmen mich mit, ich konnte mich in sie, den Zwiespalt, der unweigerlich in ihr herrschte, hineinversetzen.

Ein Opfer? Ja. Eine Opferrolle? Nach zehn Jahren nicht mehr!


„Blutrote Schatten“ wird aus mehreren Perspektiven geschildert ebenso wie unbekannte Rückblicke die Gegenwart durchbrechen, doch Patricia schafft es, dass diese Kombination komplikationslos zu verfolgen ist, Neugier und Spannung in die Höhe getrieben werden. Beeindrucken konnte mich die psychologische Ebene gleichermaßen wie die bildlich geschilderte Kreativität der Morde. Offensichtlicher Thrill wechselt sich mit dem unterschwelligen Nervenkitzel ab, böse Vorahnungen entstehen am laufenden Band und Überraschungsmomente nehmen durch plötzliche Ereignisse und Informationen bis zum Ende nicht ab.

Die jeweilige Atmosphäre, die Anspannung und die Gefühle waren in jeder Szene greifbar, trotz der Wechsel konnte Patricia die vorherrschenden Stimmungen einfangen.


Ebenso wie die Täter ist der durchdachte Verlauf unberechenbar, ereignisreich und lässt kaum Zeit, um das Geschehen zu verdauen.

Zwei hochgefährliche, intelligente Serienmörder, die sich in ihrer Grausamkeit in nichts nachstehen.

Langeweile? Fehlanzeige. Die wichtigen Charaktere werden ausreichend eingebracht, ihre Gedanken und Reaktionen sind nachvollziehbar, private Informationen aus deren Leben überschatten nicht den Fall, sodass es keine irrelevanten Ausschweifungen gibt.


Auch die Frage, ob Liebe zu einem Menschen aufhört, wenn sich herausstellt, dass dieser ein Mörder ist, taucht zwischen den Zeilen auf – meine Antwort? Nein.

Neben Gemetzel und einem perfiden Plan sind auch einfühlsame Themen wie Traumabewältigung, Neuanfang und Freundschaft, samt der Botschaft seine Träume zu leben, integriert. Sams Leben nimmt den Leser definitiv mit – doch baut ihn durch ihre Stärke wieder auf.


„Blutrote Schatten“ ist rasant, hochgefährlich und zerfetzt das Nervenkostüm.

Interessant, grausam und skrupellos.


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