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Veröffentlicht am 15.07.2021

Schwere Jungs und leichte Mädchen

Die juten Sitten - Kaiserwetter in der Gosse
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Ein Fabrikmädchen mit großen Träumen, eine hysterische Gräfin, die sich gern vor aller Augen entblößt, ein Hofmarschall, der hochhinaus will, und der Schwager des Kaisers, der seine Traumfrau nicht heiraten ...

Ein Fabrikmädchen mit großen Träumen, eine hysterische Gräfin, die sich gern vor aller Augen entblößt, ein Hofmarschall, der hochhinaus will, und der Schwager des Kaisers, der seine Traumfrau nicht heiraten darf, treffen 1895 in Berlin aufeinander und werden in einen Skandal verwickelt, der ihrer aller Leben verändert. 40 Jahre später ist Minna, ehemals Bordellbetreiberin, Edel-Hure und Fabrikarbeiterin mit Emil, ihrem besten Freund und beliebtesten Stricher, unterwegs nach Nizza und verkürzt ihnen die lange Reise mit ihrer Lebensbeichte. „Vierzig Jahre im horizontalen Gewerbe. Ein Leben auf dem Fleischmarkt und gegen die Moral.“ (S. 104)

Da ich den ersten Band der Reihe von Anna Basener nicht kenne, bin ich völlig unvoreingenommen an dieses Buch herangegangen und hatte auch nicht das Gefühl, dass mir Vorwissen fehlt.
Minna hatte ein sehr bewegtes Leben, auch wenn es nie einfach war. Mit der Machtergreifung der Nazis wurde es immer schwieriger, ein Etablissement wie das ihre zu führen, zumal sie am Ende keine Huren mehr im Angebot hatte, sondern nur noch blutjunge Stricher wie Emil, die sie von der Straße geholt hat. Trotzdem fällt es ihr extrem schwer „ihr Berlin“ zu verlassen. „Ick fühl mir, als hätte man mir den Arm amputiert.“ (S. 12)

Minna hat mir imponiert. Sie wählt ihre Kariere als Hure bewusst, um der schlechtbezahlten Fabrikarbeit und einem Leben als Ehefrau und Mutter zu entkommen. Ihr ist aber auch klar, dass sie nicht für jeden die Beine breit machen, sondern in einem teuren Stadtviertel für reichen Freier arbeiten will. Zielstrebig setzt sie diesen Plan um und muss lernen, ihre Herkunft aus der Gosse zu verbergen. Bald aber geht ihr auf, dass genau das ihr Alleinstellungsmerkmal ist und sie von den anderen Frauen unterscheidet. Die Reichen bilden sich zwar ein, schon alles gesehen, gehört und ausprobiert zu haben, aber was Minna ihnen bietet, beeindruckt sie dann doch. Sie ist kein Kind von Traurigkeit und schlägt ihren Freiern keine Wünsche ab, ist vulgär und schockiert gern, das macht ihren Reiz aus.

Anna Basener schildert Minnas Aufstieg, den Alltag der Huren um die Jahrhundertwende, die Hygiene- und Verhaltensmaßregeln und das eigentliche Geschäft. Sie bedient sich dabei Minnas frivoler, derber, oft vulgärer Gossensprache und ihres Berliner Dialektes, außerdem geht es richtig „zur Sache“.
Ich fand auch den Handlungsstrang um Lottka sehr spannend, die angeblich hysterische Gräfin, die eigentlich nur gelangweilt und unbefriedigt ist und deshalb immer wieder zu Kuren abgeschoben wird. Sie konnte und wollte sich einfach nicht anpassen.
Auch den erwähnten Skandal und die daraus resultierenden Ereignisse gab es in ähnlicher Form wirklich.

Ein sehr interessantes und spannendes Sittengemälde der damaligen Zeit, wenn man sich auf die etwas ungewöhnliche Ausdrucksweise einlassen kann.

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Veröffentlicht am 29.06.2021

Wahlverwandtschaft

Wildblütenzauber
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„Mir ist Abschied nehmen schon immer schwergefallen.“ (S. 289)
Als Sarahs Mutter Barbara mit 68 Jahren bei einem Unfall stirbt, zieht ihr das den Boden unter den Füßen weg, doch ihre beste Freundin Doreen ...

„Mir ist Abschied nehmen schon immer schwergefallen.“ (S. 289)
Als Sarahs Mutter Barbara mit 68 Jahren bei einem Unfall stirbt, zieht ihr das den Boden unter den Füßen weg, doch ihre beste Freundin Doreen gibt ihr Halt. „Für dich würde ich jederzeit alles stehen und liegen lassen und um die ganze Welt fliegen, wenn du mich brauchst. Du bist der wichtigste Mensch in meinem Leben, du bist meine Familie.“ (S. 27) Sie hilft ihr auch, in der Wohnung ihrer Mutter nach allen jetzt nötigen Unterlagen zu suchen. Dabei finden sie ein Testament, was Sarahs Leben auf den Kopf stellt …

Sarah und Doreen sind seit ihrer Kindheit befreundet und wie Schwestern aufgewachsen, da Doreens Eltern sich kaum um sie gekümmert haben. Auch für Doreen ist Barbaras Tod ein sehr großer Verlust. „Ihr beiden habt mein Leben verändert, ohne euch wäre ich heute nicht die Frau, die ich jetzt bin.“ (S. 64)
Zudem trauert Sarah nicht nur um ihre Mutter, sondern kann auch die Untreue ihres Exfreundes nicht vergessen, von dem sie sich vor kurzem getrennt hat. Dabei träumt sie schon so lange von einer eigenen Familie. Doch dann stürmt der Labrador-Welpe Daisy mit seinem Herrchen Florian und dessen Tochter Leonie in ihr Leben. „Es tut gut, dass das Leben trotz allem einfach weitergeht und es auch beim Trauern immer noch schöne Momente gibt.“ (S. 109) Erobert das zuckersüße Trio ihr Herz? Und was ist mit Doreens Nachbar Konstantin?

„Wildblütenzauber“ ist eine wunderbare Geschichte über Freundschaft und Familie, über Verlust und Trauer, die zu Herzen geht und gleichzeitig Hoffnung macht, dabei aber nie seicht oder schnulzig wird. Ich konnte mich in Sarahs und Doreens Trauer sehr gut einfühlen und habe sie um ihre enge Freundschaft und den Zusammenhalt beneidet. Auch die beiden Männer als potentielle neue Partner passen sehr gut zu ihnen und ich fand es extrem gelungen, wie die Autorin die Situation am Ende gelöst hat.
Umrahmt wird die Handlung von einem Familiengeheimnis, das mir zu Herzen gegangen ist und mich sprachlos zurückgelassen hat.
Die Boddenlandschaft passt sehr gut als Setting und macht Lust auf Urlaub im Hinterland der Ostsee. Zudem habe ich mich über das Wiederlesen mit einigen Protagonisten aus „Das Brombeerzimmer“ gefreut. Es ist eines der Bücher, das man nicht mehr aus der Hand legt, wenn man es einmal angefangen hat.

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Veröffentlicht am 26.06.2021

Murphys Gesetz

Verreisen mit Urne
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Louise ist Journalistin für ein drittklassiges Frauenmagazin, lebt in einer WG, deren andere Bewohner sie kaum kennt, hat zwei Katzen und einen Haufen Schulden, die ihr Ex in ihrem Namen gemacht hat. Außerdem ...

Louise ist Journalistin für ein drittklassiges Frauenmagazin, lebt in einer WG, deren andere Bewohner sie kaum kennt, hat zwei Katzen und einen Haufen Schulden, die ihr Ex in ihrem Namen gemacht hat. Außerdem versorgt sie ihren alten einsamen Nachbarn Archie Wyndham seit seinem Herzinfarkt täglich mit selbstgekochter Suppe, die er sich beharrlich weigert zu essen. Als Archie stirbt, erlebt Louise eine Überraschung – er hat ihr 200.000 £ hinterlassen. Allerdings ist mit dem Erbe eine „kleine“ Aufgabe verbunden. Sie muss Archies Asche zusammen mit dessen Sohn Rick auf Mallorca im Meer verstreuen, die Reiseroute inkl. Zwischenstopps und Verkehrsmittel sind bereits organisiert. Doch „Wenn Sie nicht am Mittwoch um 22 Uhr am Hafen in Barcelona auftauchen, gilt die Mission als gescheitert.“ (S. 31)

Die Aufgabe klingt machbar, wenn Rick nur nicht so ein überheblicher, reicher, verwöhnter und allein lebensunfähiger Idiot wäre – findet Louise. Allerdings ist seine Meinung von ihr auch nicht viel besser, wenigstens darin sind sie sich einig. „Sie sind nur meine Babysitterin, weil er mir nicht traut.“ (S. 38)
Und überhaupt, was hat sich Archie dabei überhaupt gedacht?! Ziemlich viel, stellen sie im Laufe der Reise fest. Archie schickt sie zu Stationen seines Lebens, Familienangehörigen und alten Freunden, die Rick entweder längst vergessen hat oder noch nicht kannte, sogar ein paar alte Geheimnisse werden gelüftet. Und mit der Zeit ändert sich ihr Bild über einander und Archie …

Ich bin ehrlich, aufgrund des (mir zu bunten) Covers hätte ich das Buch fast übersehen, aber der Titel hat mich dann doch so neugierig gemacht, dass ich mir den Klappentext angesehen habe – mein Interesse war geweckt. Und was soll ich sagen, meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht. „Verreisen mit Urne“ ist frisch und spritzig geschrieben, die Dialoge sind einfach köstlich und auch die Abenteuer der beiden Streithähne haben mich sehr amüsiert. Denn natürlich regiert Murphys Gesetzt – was immer schiefgehen kann, geht schief. Dass Louise und Rick so verschieden sind, macht den besonderen Reiz des Pärchens aus, außerdem ergänzen sie ergänzen sich perfekt. Wenn Rick mal wieder nicht weiterweiß oder von einer Situation überfordert ist, kommt Louise‘ praktische Ader zum Tragen. Außerdem spricht sie mehrere Sprachen, was auf einer Reise quer durch Europa sehr praktisch ist. Mit hat auch gefallen, wie die Autorin Sandra Schipper die beiden Gegenspieler – Louise Chefin und Ricks Verlobte – in die Handlung einbringt, die wiederum jeweils ganz eigene Pläne verfolgen.

Wer ungewöhnliche Chick-Lit mag, die gern auch ernstere Themen behandeln und tiefer gehen darf, liegt bei diesem Buch garantiert richtig. Ich werde die Autorin auf jeden Fall im Auge behalten.

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Veröffentlicht am 20.06.2021

Jede Frau hat ein kleines (Schönheits-)Geheimnis

Die Damen vom Pariser Platz
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Wenn man als junge Frau in den 1920ern aus der Provinz nach Berlin kam, träumte man normalerweise von einer Karriere beim Film oder wenigstens Varieté, zur Not würde es auch ein gutsituierter Ehemann tun. ...

Wenn man als junge Frau in den 1920ern aus der Provinz nach Berlin kam, träumte man normalerweise von einer Karriere beim Film oder wenigstens Varieté, zur Not würde es auch ein gutsituierter Ehemann tun. Doch Gretchen war schon immer anders, unscheinbar, mit Interesse für Latein und das Altertum. Sie hatte vom Geschichtsstudium geträumt, stattdessen ist sie Tippfräulein geworden.
Jetzt hat ihre Freundin Henni sie mit einer Stelle bei Helen Broos nach Berlin gelockt, die DEN Schönheitssalon am Pariser Platz betreibt. Doch Gretchen soll nicht für die „Eiskönigin“, sondern deren Freundin Isis arbeiten, eine geheimnisumwitterte Sängerin mit einer vernarbten Gesichtshälfte. „Wenn Sie Mumm haben und einen feuchten Furz auf die Meinung der guten Gesellschaft geben, dann kommen sie morgen, Schlag elf ins Kempinski und bringen Sie ihre Schreibmaschine mit.“ (S. 24) Jeder ihrer neuen Freunde warnt sie vor Isis – zu viele Legenden ranken sich um sie und ihre Verletzung. Sie sei eine Mörderin und Hexe. Aber Gretchen ist von ihr fasziniert. Während sie sich kaum was traut, hat Isis trotz der Narben ein sehr großes Selbstbewusstsein und die Chuzpe, andere Leute auf ihren Platz zu verweisen.
Weniger begeistert ist Gretchen von ihrer Freundin Henni. Die hat sich sehr verändert, ist mit dem (Bar-)Pianisten Fred verlobt und gibt sich genauso mondän wie die anderen (Neu-)Berlinerinnen. Doch Fred hat etwas an sich, dass auch Gretchens Knie weich werden lässt …

Joan Weng schafft es mit wenigen, gezielten Worten, das Berlin der 20er Jahre wieder lebendig werden zu lassen. Sie beschreibt Örtlichkeiten und Personen sehr pointiert und es macht unheimlichen Spaß, in diesen Kosmos einzutauchen.

Gretchen mochte ich sofort. Sie ist gebildet, gewitzt und hilfsbereit, aber Blaustrümpfe und Landeier sind leider nicht gefragt. Wird sie in Berlin endlich den Mut finden, sich ihren Traum vom Studium zu erfüllen?
Mit Henni bin ich nicht warm geworden. Die interessiert sich nur für sich selbst und den schönen Schein, behandelt Gretchen respektlos und abwertend. Sie und der Lebemann Fred haben den Kopf voller Träume und die Bodenhaftung längst verloren. Wobei sich Fred wenigstens noch für die Arbeitsbedingungen von Künstlern, gegen soziale Ungerechtigkeit und künstlerische Ausbeutung einsetzt. Leider verliert er dadurch immer wieder seine Engagements. Aber was ist schon Geld …
Ein Highlight ist Gretchens Vermieterin Frieda mit ihrer Berliner Schnauze und ihrem realistischen Lebensentwurf – lieber ewige Geliebte, als Hausarbeit, Kinder und einen knausrigen Mann!
Gretchens Pendant der Journalist Erik. Ein Mann, dessen Qualitäten man erst auf den zweiten oder dritten Blick entdeckt. Wagt er irgendwann, aus dem Schatten seines Chefs und für seine eigene Meinung einzutreten?
Die geheimnisvollste Person ist natürlich Isis. Sie hat sich selber zur Kunstfigur erhoben und bleibt damit immer im Gespräch. Jeder hat eine Meinung über sie und scheint ihr Geheimnis zu kennen. Aber was davon stimmt wirklich?
Und dann ist da noch der Kritiker Plompke, der Isis regelrecht belagert. Welche Rolle spielt er in dem ganzen Konstrukt?

Das Buch hat mich begeistert, das Tempo, die breit aufgestellte Thematik. Neben dem Schönheitssalon ziehen sich auch das Berliner Nachtleben und die Kunstszene als rote Fäden durch die Handlung. Fans von Joan Weng werden die Anspielungen auf ihre Krimi-Reihe um den Schauspieler Carl von Bäumer und die Protagonisten aus ihrem Buch „Die Frauen vom Savignyplatz“ wiedererkennen.
Ich habe mich köstlich amüsiert, stellenweise war es spannender als mancher Krimi.

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Veröffentlicht am 09.06.2021

Die glücklichen Toten

Die Totenärztin: Wiener Blut
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„Fanny liebte ihre Arbeit, aber das Geräusch, wenn die Schere knackende Knorpel durchtrennte, verursachte selbst ihr bisweilen ein flaues Gefühl im Magen.“ (S. 9)
Wien 1908: Fanny hat Gerichtsmedizin ...

„Fanny liebte ihre Arbeit, aber das Geräusch, wenn die Schere knackende Knorpel durchtrennte, verursachte selbst ihr bisweilen ein flaues Gefühl im Magen.“ (S. 9)
Wien 1908: Fanny hat Gerichtsmedizin studiert und muss dankbar sein, dass sie als Frau wenigstens als Prosekturgehilfin arbeiten darf. Ihr Arbeitsbereich ist dabei klar festgelegt „Wegräumen, putzen, Berichte ausfüllen! … Unter keinen Umständen pfuschen Sie den Ärzten sonst wie ins Handwerk …“ (S. 15). Täglich muss sie gegen die Vorurteile ihres Vorgesetzten und der Kollegen kämpfen – die wortwörtlich über Leichen gehen für ihren Erfolg.
Als ein ermordeter Obdachloser eingeliefert und nur oberflächlich untersucht wird, fallen ihr einige Ungereimtheiten auf, u.a. sieht er merkwürdig glücklich aus, doch niemand interessiert sich dafür. Fanny obduziert ihn heimlich und ihr erster Eindruck war richtig! Der Unbekannte trägt teure Kleidung und ist viel zu gut genährt. Sie entdeckt auch, womit er wirklich ermordet wurde und findet in seinen Sachen eine geheimnisvolle Einladung für den übernächsten Tag. Als sie ihrer besten Freundin Tilde davon erzählt, will diese sie sofort begleiten und endlich mal ein Abenteuer erleben! Doch bei dem Treffen mit dem rätselhaften Fremden gerät Fanny in Lebensgefahr und rutscht eine atemlose Jagd nach „dem Stern“. Weitere glückliche Mordopfer tauchen auf und auch diese obduziert Fanny unerlaubt …

„Wiener Blut“ ist der erste Band eines Zweiteilers doch ich hoffe, dass eine Reihe daraus wird. René Anour schreibt extrem spannend, bildlich (man kann sich nicht nur bei den Obduktionsszenen oder in den Wiener Katakomben wunderbar gruseln), unterhaltsam und amüsant mit vielen unerwarteten Wendungen, die den Puls des Lesers in die Höhe treiben. Er tischt leckere österreichische Spezialitäten auf und kleidet seine Protagonistinnen in die Kleider von Gustav Klimts Geliebter Emilie Flöge – das macht die Handlung so richtig schön rund.

Fanny ist klug, gebildet, neugierig, mutig und lässt sich nicht von Äußerlichkeiten täuschen. „Hinter dem Vorhang der normalen Welt ist etwas Seltsames im Gange, etwas Großes, von dem wir bisher nur einen kleinen Zipfel zu Gesicht bekommen haben. Ich muss es ans Licht holen und verhindern, dass noch mehr Leute sterben.“ (S. 118) Ich konnte nachfühlen, dass sie Probleme hat, sich ihren Vorgesetzten unterzuordnen und ihr Wissen für sich zu behalten. Außerdem muss sie sich öfter gegen eine leicht übergriffige Tante zur Wehr setzen, die sich ungefragt in ihr Leben einmischt und sie in einige ungünstige Situationen bringt.
Fannys Freundin Tilde erscheint am Anfang sehr flatterhaft, leichtlebig und verwöhnt, dabei ist sie das gar nicht. Sie ist schlau, gewitzt und weiß sich zu helfen. Andere fassen durch ihre offene Art schnell Vertrauen zu ihr und unterschätzen sie leicht – was sie gerne ausnutzt und Fanny damit mehr als einmal in einer brenzligen Situation rettet.
Ich mochte auch die Frau des Institutsleiters sehr, die Fanny fördert und unterstützt, ihr eine gute Ratgeberin und Freundin wird – wenn auch aus einem anderen Grund, als man glaubt.
Und mein heimlicher Star ist Maître François. Aber wenn ihr mehr über ihn wissen wollt, müsst ihr das Buch selber lesen .

Obwohl „Die Totenärztin“ von Beginn an sehr spannend und dramatisch ist, schafft René Anour es, dies im Laufe der Handlung immer weiter zu steigern. Fanny weiß bald nicht mehr, wem sie noch trauen kann und lässt sich von Tilde und dem geheimnisvollen Fremden zu immer verrückteren Aktionen hinreißen. Und immer, wenn ich dachte, jetzt wird alles gut, ging wieder was schief. Das war ganz schön nervenaufreibend für Fanny und für mich und ich hatte den wirklichen Täter leider überhaupt nicht im Verdacht.

Das Ende ist übrigens filmreif und ein ganz fieser Cliffhanger. Ich bin schon sehr gespannt, wie es im nächsten Band weitergeht.
Mein Tipp für alle, die „Das Buch des Totengräbers“ von Oliver Pötzsch mochten, was ja auch gerade erst erschienen ist und nur 15 Jahre früher spielt.

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