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Veröffentlicht am 26.07.2021

Ansprechender und abwechslungsreicher Historienschmöker- interessantes Debüt mit kleinen Schwächen für Fans von Iny Lorentz

Die Heilerin von London
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Susannah lebt seit dem tragischen Tod ihrer Mutter vor Jahren, die im Kindbett starb zusammen mit ihrem Vater, einem Apotheker in London. Beide führen die Apotheke, denn auch Susannah hat Tricks und Kniffe ...

Susannah lebt seit dem tragischen Tod ihrer Mutter vor Jahren, die im Kindbett starb zusammen mit ihrem Vater, einem Apotheker in London. Beide führen die Apotheke, denn auch Susannah hat Tricks und Kniffe in der Zubereitung von Arzneien, Salben und Kosmetika längst von ihrem Vater gelernt- und das obwohl es im England des Jahres 1665 Frauen eigentlich untersagt ist, einer Männerarbeit nachzugehen.

Eines Tages ändert sich ihr zufriedenes Leben, denn Susannahs Vater verheiratet sich neu und Arabella, seine frischgebackene Ehefrau, stellt sich zudem als „böse Stiefmutter“ heraus, die von nun an ihrer Stieftochter das Leben schwer macht. Plötzlich soll Susannah die ungezogenen Kinder aus erster Ehe von Arabella umsorgen, statt in der Apotheke ihrem Vater zur Hand zu gehen. Zudem nötigt Arabella sie dazu, sich entweder zu verheiraten oder eine Anstellung in einem anderen Haushalt zu finden, denn Arabella will in ihrem neuen Heim allein herrschen.

Als der Cousin des befreundeten Arztes William, Henry, Susannah einen Heiratsantrag macht, weigert sich die junge Frau zunächst- zu groß ist ihre Angst davor schwanger zu werden und vielleicht auch so elendig zu sterben wie ihre Mutter einst. Doch als der Kaufmann Henry, Susannah einen Monat später erneut um ihre Hand bittet, willigt sie ein- selbst wenn es für sie lediglich eine Vernunftehe ist, damit sie Arabellas Fängen entwischen kann.

Die Hochzeitsnacht wird jedoch zu einem Fiasko und auch danach benimmt sich ihr frischgebackener Ehemann recht seltsam. Statt sie zu lieben und zu ehren, treibt er sich Tag und Nacht in Wirtshäusern und Bordellen herum und als er schließlich an der Pest stirbt, die in der Stadt wütet, lässt er Susannah auch noch schwanger und mittellos zurück- denn all ihre Mitgift hat er verprasst.

Susannahs Rettungsanker wird William, der sie ins Haus seiner Tante holt, wo sie der alten aber resoluten Dame als Gesellschafterin zur Hand gehen soll. Doch bevor sie glücklich werden kann, muss sie zunächst die vielen Schulden ihres verstorbenen Ehemannes abtragen. William wächst ihr derweil immer mehr ans Herz. Als sie ihn aber eines Tages bei einem Gespräch mit seiner Tante belauscht, ist sie entsetzt, welches Geheimnis er angeblich verbirgt. Kann es dennoch eine Zukunft für sie beide geben oder ist es bereits zu spät, denn die Pest rückt bedrohlich näher und dann bricht auch noch ein schreckliches Feuer aus, das ihre Existenz und ihr Leben bedroht…

„Die Heilerin von London“ ist der Debütroman einer britischen Autorin, in dessen Fokus eine junge Frau steht, die sich in der Männerwelt behaupten muss, bevor sie glücklich werden kann. Die Geschichte um Susannah spielt kurz vor dem großen Brand von London im Jahre 1666- eine Zeit in der die Bewohner der Stadt bereits von der Pest heimgesucht wurden, der viele Menschen zum Opfer fielen.

Obwohl der Roman durchaus abwechslungsreich ist und es zudem auch viele Male sehr spannend darin zugeht, was der fließenden und locker- leichten Handschrift der Autorin zu verdanken ist, die an die des Autorenduos Iny Lorentz erinnert, fand ich, dass Charlotte Betts es sich was die Charakterisierung der Romanfiguren angeht, leider etwas zu leicht gemacht hat.

Ich habe etwas mehr Vielschichtigkeit erwartet- stattdessen bekommt man es mit Romanfiguren zu tun, die zu sehr in ihrer vorgegebenen Rolle gefangen sind und aus dieser auch nicht ausbrechen- weder im positiven noch im negativen Sinne. Da wäre zum einen die „böse Stiefmutter“- schön, jung, gierig und böse, die zu keiner freundlichen oder menschlichen Gefühlsregung fähig ist, der Ehemann Susannahs- ein verschwendungssüchtiger Geck der keinerlei Interessantes oder Wissenswertes vermitteln kann und der sehr blass und eindimensional beschrieben wurde und nicht zu vergessen, der feige Vater, der sich nicht ein einziges Mal gegen seine neue Frau auflehnen kann, obwohl er seine Tochter doch angeblich so liebt.

Lediglich die Hauptfigur und in gewissem Maße auch die Tante und William können aus ihren schemenhaften Beschreibungen hier und da ausbrechen und zeigen ein wenig mehr charakterliche Facetten. Dabei sind sowohl das Setting als auch der Plot gut gewählt und der Roman lässt sich, sieht man einmal von dem erwähnten Kritikpunkt ab, sehr gut lesen. Es ist sicherlich kein schlechter historischer Roman und ich bin mir sicher, dass die Autorin sich in weiteren Romanen hinsichtlich der Charakterisierung ihrer Akteure noch ein wenig steigern kann.

Gelungen fand ich dagegen das historische Kolorit und die bildhaften Beschreibungen die der geschichtsträchtigen englischen Stadt Konturen verleihen. Auch das Leben und der Arbeitsalltag der Bürgerlichen wurden sehr gut von der Autorin eingefangen- selbst die Beschreibungen von Susannahs Tätigkeiten in der Apotheke fand ich sehr interessant geschildert. Ein weiteres wichtiges Thema dieser Zeitepoche wird ebenfalls angesprochen- die Sklaverei, denn die Familie von Susannahs Ehemann lebt noch auf Barbados und so lässt sich Henry kurzerhand und leichtfertig drei Sklaven von dort nach England schicken. Gerade die Textpassagen die sich mit der grausamen Behandlung der Schwarzen beschäftigen, haben mich berührt und sehr traurig gemacht. Hier geht die Autorin aber sehr tiefgründig zu Werke und zeigt nicht nur die Missstände der Sklaverei auf, sondern nimmt auch das beschränkte Denken der Menschen dieser damaligen Zeitepoche aufs Korn und entlarvt haltlose Vorurteile anderen Kulturen gegenüber.

Kurz gefasst: Ansprechender und abwechslungsreicher Historienschmöker- interessantes Debüt mit kleinen Schwächen für Fans von Iny Lorentz.

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Veröffentlicht am 26.07.2021

Kurzweiliger Abenteuer- Mystery-Thriller

Hüter des Todes
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Drei Jahre zuvor:

Der Arzt Ethan Rush muss in der Notaufnahme seines Krankenhauses all sein Können aufbringen, um seine Frau, nach einem schweren Unfall mehr tot als lebendig, durchbringen zu können. ...

Drei Jahre zuvor:

Der Arzt Ethan Rush muss in der Notaufnahme seines Krankenhauses all sein Können aufbringen, um seine Frau, nach einem schweren Unfall mehr tot als lebendig, durchbringen zu können. Eine Viertelstunde lang ist sie klinisch tot, doch letztendlich schafft sie es. Danach entwickelt sie jedoch unglaubliche paranormale Fähigkeiten.

Gegenwart:

Der reiche Schatzsucher Porter Stone hat ein streng geheimes neues Projekt am Laufen. Das Grab, des einstigen Pharaos Narmer, der Ober und Unterägypten zusammen regierte, soll tatsächlich noch unentdeckt im Sudd liegen. Doch das Sumpfgebiet ist schwer zugänglich und eine Bergung der Schätze; sollten sie denn gefunden werden, lebensgefährlich. Porter gelingt es dennoch spielend, eine Abordnung von Wissenschaftlern und anderen Mitarbeitern an diesen unwirtlichen Ort zu bringen. Unter anderem auch die Archäologin Christina Romero und den „Geisterforscher“ und Empath Jeremy Logan, von denen letzterer ein enger Freund des Arztes Ethan Rush ist, der sich zusammen mit seiner Frau Jennifer ebenfalls vor Ort befindet.
Während der Ortung des Grabes geschehen plötzlich immer wieder unerklärliche Unfälle. Kann es wirklich sein, dass ein Fluch, ausgesprochen zu Lebzeiten von Narmer, der Grund für alles ist? Oder wie kann man das unglaublich Böse, das Jeremy Logan spürt, sonst erklären?

„Hüter des Todes“ von Lincoln Child, ist mein erster Roman des Autors, zu dem ich zugegebenermaßen lediglich gegriffen habe, weil mich die Thematik nach dem Lesen des Klappentextes angesprochen hat und ich einen spannenden Urlaubsschmöker erwartet habe. Um es vorweg zu nehmen; drei unterhaltsame Lesestunden habe ich durchaus gehabt, dennoch, trotz gewisser Spannungselemente und einer interessanten Ausgangssituation fehlte mir am Ende das gewisse Etwas, dass aus einem ansprechenden, abenteuerlichen Urlaubsschmöker noch ein wenig mehr gemacht hätte, als lediglich gutes, kurzweiliges Popcornkino fürs Auge zu bieten.

Der Autor hat sich sehr viel Mühe damit gegeben, die äußeren Umstände der Forschungsexpedition zu beschreiben, so dass man beim Lesen alles sehr bildhaft vor Augen hat, doch leider gerät die Charakterisierung der Hautakteure dabei ein wenig ins Hintertreffen. Stattdessen geschehen zahlreiche Sabotageakte rund um den Sudd und man kann als Leser eine Weile lang lediglich rätseln, ob sich der Autor bei der Auflösung des Ganzen für eine irdische oder überirdische Aufklärung entschieden hat.
Die paranormalen, eingestreuten Elemente wurden interessant dargebracht, doch der gewisse Gänsehaut und Gruselfaktor blieb bei mir leider aus. Wer ein Faible für Grusel/Mystery Thriller haben sollte, die in Ägypten oder auch anderswo spielen, sollte sich vielleicht einmal Barbara Erskines Romane, unter anderem „Der Fluch der alten Steine“, näher anschauen, die mich ein wenig mehr catchen konnten.

Kurz gefasst: Kurzweiliger Abenteuer- Mystery-Thriller.

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Veröffentlicht am 26.07.2021

Packender Historienschmöker!

Das Gesicht des Teufels
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Die Schöne Köhlerin Hanna lebt zusammen mit ihrem Vater, Bruder Arndt und der kleinen Schwester Marie etwas abseits der Stadt, nahe des Waldes. Die Arbeit ist hart und die Familie ist arm. Eines Tages ...

Die Schöne Köhlerin Hanna lebt zusammen mit ihrem Vater, Bruder Arndt und der kleinen Schwester Marie etwas abseits der Stadt, nahe des Waldes. Die Arbeit ist hart und die Familie ist arm. Eines Tages sorgt ein Erdbeben für eine Katastrophe. Ihre Hütte stürzt ein, dabei kommt der Vater ums Leben und auch ihre bisherige Köhlerarbeit ist zunichte gemacht. Daher schlägt Arndt erfreut ein, als ihn der reiche Müller Jobst Gessler um die Hand von Hanna bittet.

Hanna ist erzürnt, dass ihr Bruder sie so einfach verschachern will. Außerdem ist sie bereits verliebt in den jungen gutaussehenden Deutschordenritter Ulrich von Detwang, der Tage zuvor ihre kleine Schwester Marie rettete, die nun unter seinem Schutz steht.
Auch Ulrich zeigt großes Interesse an Hanna, doch eine Ehe zwischen ihm und Hanna scheint eigentlich unmöglich; zu groß sind die gesellschaftlichen Unterschiede zwischen ihnen.

Dann überschlagen sich die Ereignisse, als Hanna mehrere Visionen bekommt, die sich kurze Zeit später bewahrheiten. Schnell wird sie als Hexe diffamiert. Sie gerät zwischen die Fronten und wird ein Spielball zwischen snobistischen Patriziern, Klerikern und den Bürgerlichen, die sich endlich gegen ihre schlechten Lebensumstände wehren wollen und zum Kampf rüsten. Kann Ulrich Hannah beistehen?

Kay Cordes entführt seine Leser mit diesem Roman in die Zeit des deutschen Bauerkrieges, nach Rothenburg ob der Tauber.
Eindringlich und realistisch schildert er die Problematik dieser Zeit, genau wie er es nicht versäumt auch die Zustände und Gründe die schließlich zum Aufstand führten, anzusprechen.

Das Buch zeichnet sich durch akribische Hintergrundrecherche aus, zudem sprechen und benehmen sich die Romanfiguren wie Menschen dieser Zeit, was dem Roman unglaublich viel Zeitkolorit verleiht.

Neben der beschriebenen brisanten politischen Lage erwartet den Leser in "Das Gesicht des Teufels" eine wunderbare Liebesgeschichte zwischen Hannah und Ulrich, zwei Menschen, die ebenfalls aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten kommen und dennoch nicht voneinander lassen können. Beide sind starke Persönlichkeiten, die trotz aller Widrigkeiten für ihre Liebe kämpfen.

Der Schreibstil von Kay Cordes ist sehr flüssig und bildhaft, auch die Geschichte rund um die Köhlerin Hannah ist spannend und unterhaltsam inszeniert. Während der Autor viel Wert auf den historischen Hintergrund gelegt hat, kam mir persönlich die Charakterisierung der beiden Hauptfiguren leider ein wenig zu kurz.

Zwar sind beide sympathisch, dennoch fehlten mir mehr Einblicke in ihre innerste Gedankenwelt. So wirken sie stellenweise ein wenig stereotypisch. Dennoch konnte ich den Roman nicht zur Seite legen, da der Schreibstil des Autors sehr fesselnd und die gewählte Zeitepoche des Buches unglaublich spannend ist.

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Veröffentlicht am 16.07.2021

Mary Pickford, der weibliche Stummfilmstar Hollywoods- Mehr Biografie als romantische Liebesgeschichte, aber durchaus empfehlenswert!

Miss Hollywood - Mary Pickford und das Jahr der Liebe
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Hollywood 1916:

Der Stern des weiblichen Hollywoodstummfilmstars Mary Pickford, leuchtet heller den je. Sie hat es aufgrund ihres Ehrgeizes geschafft, Traumgagen zu bekommen. Doch Mary hat einen guten ...

Hollywood 1916:

Der Stern des weiblichen Hollywoodstummfilmstars Mary Pickford, leuchtet heller den je. Sie hat es aufgrund ihres Ehrgeizes geschafft, Traumgagen zu bekommen. Doch Mary hat einen guten Grund für ihr emsiges Bestreben, die beste in ihrem Metier zu sein. Ihr Pflichtbewusstsein lässt sie nicht los. Schließlich entstammt sie bescheidenen Verhältnissen und will es ihrer Mutter vergelten, dass diese ihr einst den Weg zur berühmten Schauspielerin ebnete.
Aber Marys Mutter verlangt auch uneingeschränktes Engagement. Und so manches Mal fühlt sich die junge Aktrice von der gestrengen, sehr christlich eingestellten Mutter gegängelt. Sämtliche Verträge handelt Marys Mutter aus und verteilt das Einkommen großzügig unter Marys Geschwistern. Und diese sind nun, durch die Jahre des finanziellen Überflusses, verwöhnt geworden.

Dazu ist Mary mit einem Ehemann geschlagen, den sie einst in jugendlichem Überschwang das Ja-Wort gab und der sich dann schnell als Tunichtgut und notorischer Fremdgänger entpuppte. Doch eine Scheidung wäre in den Augen von Marys Mutter ein Unding und würde nicht geduldet werden.
Zu Marys Freunden gehört der attraktive Schauspieler und Draufgänger Douglas Fairbanks. Genauso wie Mary ist er überaus beliebt bei den Zuschauern und bekommt, wie sein bester Freund Charlie Chaplin auch, hohe Gagen für seine Filmrollen.
Doch es ist eine Zeit des Umbruchs. Den Filmgesellschaften ist die Macht der Schauspieler ein Dorn im Auge. Dazu sind sich Mary und Douglas näher gekommen. Doch Mary zögert noch, sich Douglas hinzugeben. Schließlich ist er als Frauenheld verschrien und eine Affäre könnte Mary alles kosten, sogar ihren Job und die Liebe ihrer Familie.
Zu allem Überfluss ist Douglas verheiratet und Vater eines kleinen Sohnes und er hat sich einst geschworen, seinem Kind ein besserer Vater zu sein…

Die Autorin Emily Walton, widmet sich in ihrem jüngsten Roman, der einen wichtigen Zeitabschnitt im Leben von Mary Pickford und Douglas Fairbanks behandelt, einer äußerst ehrgeizigen und imponierenden Frau. Sie schildert, wie Mary vom strebsamen und fügsamen Mädchen, zu einer selbstbestimmten Frau heranreift, die irgendwann auch den Mut findet, sich von den gesellschaftlichen und familiären Fesseln zu lösen, die ihr auferlegt wurden. Ich fand, dass es Emily Walton sehr gut gelungen ist, Mary als Menschen darzustellen und ihr Privates, so gut es geht, bzw. was bekannt ist, zu durchleuchten. Man kann sich als Leser daher sehr gut hineindenken in die Gedankenwelt der Hauptfigur und ihre Hin und Hergerissenheit, ob der Wünsche und Forderungen ihrer Familie und ihren eigenen Lebensvorstellungen verstehen. Man leidet besonders in der ersten Hälfte des Romans sehr mit Mary mit, denn mit ihrem Gatten Owen hat sie kein leichtes Leben.

Douglas, der vom Freund zum Geliebten wird, ist zwar ein ganz anderer Typus Mann, doch auch er hat seine Macken und ehrlich gesagt fand ich, dass er größtenteils als sehr charakterschwach und träumerisch wirkend, dargestellt wird, so dass man sich kaum vorstellen kann, dass Mary sich in ihn verliebt. Immerhin empfand ich es so, als habe die Autorin sich akribisch an vorhandenes Recherchematerial gehalten, um nach bestem Wissen und Gewissen eine Geschichte über eine außergewöhnliche Frau, eine spannende Zeitepoche des Films und die Gründung der Filmgesellschaft United Artists zu erzählen.

Emily Watson hat einen sehr eingängigen Erzählstil und gewährt dem Leser zahlreiche Einblicke in die Welt des Filmdrehs, was mir, als großer Filmfan sehr zusagte.
Dennoch habe ich keine Höchstbewertung vergeben können. Zum einen fand ich die Liebesgeschichte zwischen Mary und Douglas zu nüchtern dargeboten. Sie kam viel zu kurz, zu dialogarm, bzw. zu wenig aussagekräftig daher für meinen Geschmack. So ist es eigentlich eher eine Biografie in Romanform, als eine Liebesromanze, die hier erzählt wird. Ich hätte mir mehr Tiefgang gewünscht, Ausführlichkeit, aber vor allem auch, dass man noch ein wenig mehr über Douglas erfährt und seine Eheprobleme, die hier nur sehr kurz angerissen werden. Aussprachen mit seiner Frau sind kurz und knapp gehalten und auch Marys und Douglas Zusammentreffen strotzen nicht gerade vor espritreichen Dialogen, was ich sehr schade fand. Wer hier also eine unter die Haut gehende, romantische Liebesgeschichte erwartet, greift definitiv zum falschen Buch.
Aber um mehr über die Glanzzeit des Stummfilms zu erfahren und über Mary Pickford und die Gründung der Filmgesellschaft United Artists, empfehle ich diesen Roman sehr gerne weiter.

Kurz gefasst: Mary Pickford, der weibliche Stummfilmstar Hollywoods- Mehr Biografie als romantische Liebesgeschichte, aber durchaus empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 09.07.2021

Lesenswerter Roman auf zwei Zeitebenen spielend - allerdings auch sehr düster und schwermütig geraten

Besuch aus ferner Zeit
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Bristol, Gegenwart:

Liv ist an einem Punkt in ihrem Leben angekommen, an dem sie nicht mehr weiter weiß. Um wieder zur Ruhe zu kommen, nach einer Totgeburt, zieht sie für eine Weile in den Buchladen ...

Bristol, Gegenwart:

Liv ist an einem Punkt in ihrem Leben angekommen, an dem sie nicht mehr weiter weiß. Um wieder zur Ruhe zu kommen, nach einer Totgeburt, zieht sie für eine Weile in den Buchladen ihres Vaters. Doch auch dort bleibt sie rastlos, trinkt zuviel Alkohol. Und der Aufenthalt dort, reißt weitere seelische Wunden auf, denn ihr depressiver Vater, ist seit einiger Zeit spurlos verschwunden. Während die Polizei glaubt, dass er sich das Leben genommen hat, klammert sich Liv an einen letzten Strohhalm der Hoffnung. Als sie den Sozialarbeiter Sean kennelernt, bittet sie ihn um Hilfe.
Rätsel gibt ihr dagegen der obdachlose, mysteriöse alte Mann auf, der jeden Morgen vor der Tür des Ladens steht und bei ihr frühstücken will. Er behauptet steif und fest, dass der Laden ein Cafe ist und fragt Liv nach unbekannten Personen. Liv hat Mitleid mit dem offenbar an Demenz erkrankten Mann und serviert ihm nun regelmäßig eine wärmende Mahlzeit. Dennoch fragt sie sich irgendwann, ob er wirklich so verwirrt ist, wie es den Anschein hat.
Aber auch in der Nacht findet Liv keine Ruhe. Sie schlafwandelt und wird regelmäßig von Babygeschrei und flüsternden Frauenstimmen geweckt. Was hat das alles zu bedeuten?

Bristol, 1831:

Die umtriebige Bethia hat es trotz großer Armut in ihren Kindertagen geschafft, sozial aufzusteigen. Sie ist mit dem Stadtrat verheiratet und obwohl ihre Ehe kinderlos blieb, ist sie zufrieden mit ihrem Leben. Sie sieht sich gerne in der Rolle der Wohltäterin und so stürzt sie sich Hals über Kopf in ihr „neues Projekt“, als sie von einer armen, scheinbar verwirrten Frau erfährt, die auf dem Land lebt und nun in einem Alter ist, in dem sie lieber in geordneten Räumen ihren Lebensabend beschließen sollte. Bethia setzt sich dafür ein, dass Louisa, so heißt die alte Frau, in eine soziale Einrichtung gebracht wird. Als sie Louisa zum ersten Mal erblickt, freut sie sich darüber, dass die alte Frau allein auf sie zu reagieren scheint. Doch schon bald wird Louisa, Bethias Leben in ihren Grundfesten erschüttern…

Zuvor möchte ich erwähnen, dass ich ein großer Fan der Bücher der Autorin bin. Das liegt vor allem daran, dass Katherine Webb spannende, geheimnisvolle Geschichten, die zumeist auf zwei Zeitebenen spielen, erzählt und dazu einen sehr mitreißenden Schreibstil aufweist, so dass man als Leser von der ersten Seite an, praktisch in die Story gesogen wird.
Die Geheimnisse, die es aufzudecken gilt, sind zumeist von großer Brisanz und so entwickeln sich die Romane oftmals sogar zu kleinen Krimis.
Diesmal aber wagt die Autorin in „Besuch aus ferner Zeit“ etwas Neues. Sie lässt in ihrem Roman Geister auftreten. Zwar ist der paranormale Anteil eher verschwindend gering, doch man sollte als Leser vielleicht vorgewarnt sein, bevor man zu diesem Roman greift. Nicht jeder mag das schließlich.
Zwar gilt das für mich nicht, da ich Geisterromane spannend finde, doch ich muss zugeben, dass ich mich schwer damit tat, auf welche Art und Weise Katherine Webb die Geister hier als Stilmittel benutzt hat. Während die weiblichen Geister zumindest noch nachvollziehbar „spuken“, tat ich mich dagegen schwer mit einer anderen, ziemlich unsympathischen Gestalt, über die man letztendlich nur spekulieren kann. Ist sie ein Geist, ein Mensch aus Fleisch und Blut oder lediglich verwirrt? Und ehrlich gesagt tut sie nicht wirklich etwas für den Verlauf der Story, außer Verwirrung zu stiften und mit ihrer schroffen Art zu nerven.

Leider kann ich an dieser Stelle nicht näher ins Detail gehen, sonst müsste ich spoilern. Ein weiterer Punkt, der mich nicht wirklich behagt hat, war, dass beide Handlungsstränge, sowohl der in der Vergangenheit, als auch der in der Gegenwart angesiedelt waren, eine dermaßen düstere, schwermütige Stimmung verströmen, dass einem das Lesen sehr schwer fällt. Bitte nicht falsch verstehen. Rassismus und Sklaverei sollten nicht in einem heiteren Rahmen besprochen werden! Doch schließlich gab es auch im Leben einer wichtigen Romanfigur glückliche Momente, die von der Autorin beinahe ganz ausgespart werden. Besagte Romanfigur, übrigens die einzige Sympathieträgerin, muss sowieso nur Schlimmes erdulden, das Schlag auf Schlag über sie hernieder prasselt und da hätte es der Story nur gut getan, wenn die Autorin ihr und auch ihren Lesern zumindest eine kleine glücklichere Verschnaufpause gegönnt hätte. Stattdessen hält Katherine Webb den kompletten Roman auf dem gleichen, gefühlsmäßig schwermütigen Level.

Doch im Grunde ist die eigentliche Romanheldin Bethia, diejenige, in deren Gefühls- und Gedankenwelt wir Leser eintauchen dürfen und Bethia ist praktisch der Antichrist auf zwei Beinen. Man kann sich diesmal eigentlich relativ schnell zusammenreimen, welches Geheimnis Bethia unbedingt bewahren möchte, was der Spannung leicht abträglich ist.
Dazu fand ich es schade, dass sowohl Louisa als auch Bethia so wenig charakterliche Facetten aufweisen. Die eine ist grundgut, die andere abgrundtief böse. Nichts dazwischen.
Und auch Louisas großer Liebe, bleibt leider nur eine Randerscheinung, obwohl er viel Potential aufwies, in den wenigen Romanpassagen, in denen er sich mit der damals noch jungen Frau unterhält. Ich finde einfach, die Autorin hätte ihren Figuren ein wenig mehr Tiefe verpassen können.

In dem Handlungsstrang, der in der Gegenwart angesiedelt wurde, gelingt ihr das besser. Man kann sich gut in Livs Welt hineinfühlen. Ihre Trauer und Verzweiflung rühren einen sehr an und es ist beinahe nicht ertragbar, sie so leiden „zu sehen“. Livs Verharren, ob der für sie unlösbar erscheinenden Situation, ihr großer Verlust und auch das Verschwinden ihres Vaters, für das sie sich die Schuld gibt, gehen einem sehr nah.
Zumindest für Liv hat sich die Autorin einen tröstlicheren Ausgang ausgedacht, wenn auch nicht alle losen Fäden aufgelöst werden.
Obwohl ich „Besuch aus ferner Zeit“ durchaus gut und atmosphärisch geschrieben fand, hat mir die stetige Schwermut darin doch sehr zu schaffen gemacht. Dennoch ist Katherine Webb, was den Vergangenheitsstrang angeht, ein glaubhaftes Sittengemälde der damaligen Zeit gelungen, das zum Nachdenken anregt.

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