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Veröffentlicht am 24.07.2021

SwingTime in Sankt Pauli

Letzter Tanz auf Sankt Pauli
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"Letzter Tanz auf Sankt Pauli" ist ein Genre-Mix aus historischem Krimi und Roman. Die Handlung spielt größtenteils in den Hamburger Stadtteilen Altona und St. Pauli im Kriegsjahr 1941. Damals war Altona ...

"Letzter Tanz auf Sankt Pauli" ist ein Genre-Mix aus historischem Krimi und Roman. Die Handlung spielt größtenteils in den Hamburger Stadtteilen Altona und St. Pauli im Kriegsjahr 1941. Damals war Altona noch eine eigenständige Stadt. Im Stadthaus waren sowohl die Kriminalpolizei, die Gestapo und die SS untergebracht, jedoch getrennte Behörden, die nicht zusammen gearbeitet haben.
Kriminalkommissar Hannes Krell hat alle Hände voll zu tun, als er einen Todesfall in St. Pauli untersuchen muss. Kurze Zeit später bekommt er von seinem Vorgesetzten den Befehl den Mordfall nicht weiterzuverfolgen. Krell nimmt dies anfangs nicht wirklich ernst, denn für ihn muss ein Mord aufgeklärt werden. Doch nach einer gröberen Verwarnung erkennt er, dass mehr dahinterstecken muss. Doch so schnell gibt Krell nicht auf....

In zwei verschiedenen Handlungssträngen erfahren wir jeweils mehr über Hannes Krell, wie auch über seine Tochter Jette. Beide lehnen sich gegen das System auf - jeder auf seine Weise. Man spürt die angespannte Atmosphäre dieser Zeit durch die Zeilen. Auch Krells Gewissensbisse und der Wunsch nach Gerechtigkeit, der durch das System behindert wird, ist jederzeit greifbar.
Der Kriminalfall erscheint mir trotzdem mehr als Rahmenhandlung, denn das Familienleben von Krell nimmt sehr viel von der Handlung ein. Vorallem begleiten wir seine Tochter Jette durch ihren Alltag: Schulleben, BDM Nachmittage, die erste große Liebe: ihr neuer Schulkollege Christian. Durch ihn lernt sie die neuartige Swing-Musik kennen und lieben. Doch diese ist verboten und wird als entartete Musik beschimpft. Selbst die Gestapo wird auf die Jugendlichen in Tanzbars angesetzt - dabei wollen die jungen Leute einfach nur Spaß haben und tanzen. Auch Jette kommt dadurch in größere Schwierigkeiten. Der linientreue Nazilehrer in Jettes Klasse ahndet jedes kleinste Detail gegen das Deutschtum und bringt Christian und Georg in große Schwierigkeiten. Krells Chef Tessow lässt ihn hingegen bespitzeln...

Die Figuren sind sehr lebendig gezeichnet, wobei mir Jette, Christian und Georg näher kamen, als Krell. Trotz seiner Zweifel am System und seinem Tun, das sehr gut vermittelt wird, konnte ich mich erst zum Ende hin richtig für ihn erwärmen. Der Autor stellt diese schwierige Zeit während des Krieges sehr authentisch dar. Als Leser reflektiert man sehr genau, wie eingeschränkt man damals in seinem Tun und Handeln war, auch wenn man gegen das Nazitum rebellierte. Man spürt Hoffnungslosigkeit, aber trotzdem auch Optimismus. Claudius Grönert hat mit viel Lokalkolorit das Hamburg aus den 1940iger Jahren dargestellt, was ihm äußert gut gelungen ist.

Das Ende lässt noch einige Fragen für eine Fortsetzung offen. Der Roman ist jedoch trotzdem so abgeschlossen, dass es auch für mich passt, die offene Enden nicht mag.

Fazit:
Ein Mix aus historischen Krimi und Roman, der die Zeit während des Weltkrieges sehr authentisch und mit viel Atmosphäre wiedergibt. Swing-Musik und die Ermitllungen in St.Pauli bleiben als roter Faden vom Anfang bis zum Ende erhalten. Ich empfehle dieses Werk sehr gern weiter!

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Veröffentlicht am 18.07.2021

Das Nähcafé

Die Glücksschneiderin
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Meine Mutter war gelernte Schneiderin und als Kind habe ich auf ihrer alten Singer Tretmaschine das Nähen gelernt. Ich habe es geliebt für meine Barbie-Puppen Kleider aus Stoffresten zu zaubern, bis ich ...

Meine Mutter war gelernte Schneiderin und als Kind habe ich auf ihrer alten Singer Tretmaschine das Nähen gelernt. Ich habe es geliebt für meine Barbie-Puppen Kleider aus Stoffresten zu zaubern, bis ich in der Schule an der elektrischen Nähmaschine saß und Bettwäsche nähen musste. Da war es vorbei mit der Liebe zur Schneiderei...

Der neuerste Roman von Ulrike Sosnitza handelt von dieser Liebe zu den Stoffen und daraus aus etwas Altem etwas Neues zu machen. Im Näh-Café von Clara und ihrer Tante Sonja haben sich die beiden Frauen einen Traum erfüllt. Sonja bäckt und bewirtet die Kunden im Café, während Clara Nähkurse im hinteren Teil des Kaffeehauses geben möchte. Doch so gut, wie sie sich das vorgestellt hat, läuft es nicht. Kaum jemand hat Interesse an Upcycling, der Wiederverwertung von Stoffen. Selbst ihre Nichte Merle nennt ihre Idee Müllverwertung. Als Clara auf einem Flohmarkt ein ganz besonderes Vintage-Kleid findet, mit dem sie mehr Kunden ins Näh-Café locken möchte, steht plötzlich ihr Exfreund Finn vor ihr und behauptet das Kleid gehörte seiner Urgroßmutter. Clara möchte weder ihren Fund hergeben, noch Finn wieder zurück in ihr Herz lassen. Noch heute kann sie nicht verstehen, warum er sie ganz plötzlich und ohne jede Erklärung verlassen hat. Die alten Gefühle kochen bald wieder hoch, doch Finn will noch immer nicht über die Vergangenheit sprechen. Zusätzlich plagen Clara Probleme im Nähcafé, dem die nähwilligen Frauen fern bleiben....

Ulrike Sosnitza schreibt in ihren Romanen über ganz besondere Interessen und Leidenschaften. In Novemberschokolade war es die Liebe zur Pralinenherstellung, in Hortensiensommer besitzt Johanna einen grünen Daumen und zaubert prachtvolle Gärten, in Sternenblütenträume geht es um (Hochzeits-)Fotografie und im neuen Roman um Nähen und Upcycling. Dieses Thema bildet den roten Faden. Ulrike Sosnitza spricht aber auch über Nachhaltigkeit, das Konsumverhalten der Menschen oder dem Klimawandel in ihrem Roman. Der Verzicht auf Fast Fashion wird ebenso aufgegriffen, wie Labelkäufe. Heutzutage werden viele Dinge einfach weggewofen und neu gekauft, während früher repariert, gestopft oder etwas nochmals verwendet wurde.

Die Figuren sind allesamt liebenswert und lebendig dargestellt. Mit Hella, der Freundin von Clara, die bei ihr in der WG wohnt, und den homosexuellen Pärchen Georg und Kilian, lernen wir neben Sonja, ihrer Tochter Merle und auch Finn, noch weiter sympathische Figuren kennen.
Die Liebesgeschichte steht klar im Mittelpunkt und war etwas vorhersehbar, was aber bei Romanen wie diesen auch erwartet wird. Das Geheimnis warum Finn Clara damals ganz plötzlich und ohne ein Wort verlassen hat, wird im letzten Drittel aufgeklärt, wobei Ulrike Sosnitza ein weiteres Tabuthema aufgreift. Trotzdem bleibt die Geschichte ein Wohlfühlroman mit viel Liebe, einem Geheimnis um das alte Kleid aus den Zwanziger Jahren und aktuellen Themen, die zur momentanen Zeit passen.

Der Schreibstil ist leicht, flüssig und sehr lebendig. Die vielen Dialoge hauchen der Geschichte Leben ein. Die Beschreibungen der Stoffe und der Materialien sind bildhaft undanschaulich beschrieben.

Die Liebe zur Schneiderei und dem Nähen wird durch Clara sehr lebendig dargestellt. Aber auch die Kulinarik kommt durch Sonjas Café nicht zu kurz. Die Idee eines Näh-Cafés finde ich richtig toll. Im Nachwort erzählt die Autorin, wie sie durch das Nähcafé Edeltraud in Würzburg auf die Idee kam, dieses Setting für ihren Roman zu verwenden.

Fazit:
Ein Wohlfühlroman mit aktuellen Themen rund um Nachhaltigkeit und dem Klimawandel. Dazu gibt es einen Hauch Romantik, Mode, Stoffe und kulinarischen Leckerbissen. Das alles zusammen ist ein wundervoller Mix für gemütliche Lesestunden.

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Veröffentlicht am 07.07.2021

Max Bischoff in neuer Rolle

Mörderfinder – Die Spur der Mädchen
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Zu den Thrillern von Arno Strobel greife ich immer wieder gerne, auch wenn es eigentlich keine fünf Sterne Bücher für mich sind. Sie unterhalten mich fast immer mit einem relativ hohem Tempo und Spannungsbogen ...

Zu den Thrillern von Arno Strobel greife ich immer wieder gerne, auch wenn es eigentlich keine fünf Sterne Bücher für mich sind. Sie unterhalten mich fast immer mit einem relativ hohem Tempo und Spannungsbogen und kurzweiliger Handlung.

Für Max Bischoff beginnt ein neues Kapitel in seinem Leben. Die Zeit beim KK1 ist vorüber. Der Fallanalytiker unterrichtet als Dozent an der Polizeihochschule in Köln. Nach einer Vorlesung bittet ihn der Vater von Leni, die vor sechs Jahren verschwunden ist, den Fall neu aufzurollen. Erst vor kurzem wurden wieder zwei Mädchen nach demselben Schema entführt und Lenis Vater denkt, dass der Täter wieder aktiv geworden ist. Max lehnt seine Hilfe vorerst ab, doch sowohl der alte, als auch die neuen Fälle lassen ihm keine Ruhe. Als plötzlich Lenis Schultasche und ein Püppchen nach dieser langen Zeit im Elternhaus auftauchen, begibt Max sich auf die Spur des Täters. Dabei stößt er auf den Widerstand der Kölner Ermittler, vorallem beim leitenden Kommissar Bernd Menkhoff...

Nachdem plötzlich Lenis Sachen nach sechs Jahren unversehrt wieder auftauchen, lassen gruselige Tonbandaufzeichnungen und alte Skelette die Spannung noch weiter ansteigen. Von Leni fehlt jedoch weiterhin jede Spur. Überraschende Wendungen bringen neue Verdächtige ins Spiel und man rätselt gerne mit. Welches Ausmaß die alten, wie auch die neuen Fälle nehmen, habe ich allerdings nicht erwartet. Max ermittelt in allen Richtungen und erhält schlussendlich doch noch Unterstützung vom ermittelnden Kölner Kommissar.

Ich habe die Reihe rund um Max Bischoff als polizeilicher Fallanalytiker nicht gelesen, was mir allerdings keinerlei Probleme bereitete. Man findet sehr schnell in die Geschichte, wobei die kurzen Kapitel und der fesselnde Schreibstil von Arno Strobel viel dazu beiträgt. Die Perspektivwechsel aus der Sicht von Max Bischoff, Bernd Menkhoff, den namentlich unbekannten Täter, sowie weitere Einblicke in die Gedanken eines jungen Mädchens, erhöhen die Spannung.
Die Charaktere blieben mir manchmal jedoch etwas zu sehr an der Oberfläche. Hier hätte ich mir eine etwas differenzierte Beschreibung gewünscht und keine klischeehafte Rollenverteilung. Auch die Auflösung ging mir einen Hauch zu schnell. Trotzdem war der Thriller spannend und hat mir manchmal etwas Gänsehaut beschert.

Vielleicht wäre eine Triggerwarnung zu Beginn sinnvoll, doch ich denke wer Thriller liest, weiß worauf er sich einlässt.

Fazit:
Arno Strobel gelingt es in seiner neuen Reihe um Max Bischoff auch Lesern, die den Ermittler noch nicht kennen, diesen schmackhaft zu machen. Ein spannender und temporeicher Thriller, der die Abgründe der menschlichen Psyche aufzeigt.

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Veröffentlicht am 05.07.2021

Die Schönheiten Japans

Der kleine Teeladen in Tokio
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Julie Caplin entführt in ihrer "Romantic Escape Reihe" den Leser in jedem Band in ein anderes Land. Ich habe bisher nur den ersten und vierten Band der Reihe gelesen, die in Kopenhagen und auf Island spielen. ...

Julie Caplin entführt in ihrer "Romantic Escape Reihe" den Leser in jedem Band in ein anderes Land. Ich habe bisher nur den ersten und vierten Band der Reihe gelesen, die in Kopenhagen und auf Island spielen. Dabei gefiel mir das Thema Hygge in Dänemark sehr gut, der Islandband eher weniger. Leider wurde der im Orginal fünfte Band, der in Kroatien spielt, (noch) nicht übersetzt und scheint leider auch nicht übersetzt zu werden. Deswegen sind wir nun von Island direkt in Tokio gelandet.

Fiona ist eine junge und begabte Fotografin, die ein Stipendium erhalten hat und nach Tokio reisen darf. Ihr wird für diese zwei Wochen der japanische Professor Araki als Mentor zur Seite gestellt. Dieser fällt jedoch kurzfristig durch einen Todesfall in der Familie aus. Als Ersatz soll der englische Fotograf Gabriel Burnett einspringen. Gabe ist für Fiona kein Unbekannter, denn sie hatte ihn in einem Fotografiekurs als Lehrer. Nicht nur ihre Kommilitionen haben für den feschen Gabe geschwärmt, sondern auch Fiona. Zehn Jahre später steht sie wieder vor ihm. Burnett erkennt sie nicht wieder und hat auch absolut keine Lust seine Tage mit Fiona zu verbringen und ihr als Mentor zur Seite zu stehen. Fiona ist genervt und enttäuscht. Sie möchte lernen und benötigt Hilfe, denn ihre Bilder sollen nach ihrer Rückkehr in London in einer Galerie ausgestellt werden und unter einem ganz besonderem Motto stehen...

Natürlich ist von Anfang an klar, wie die (Liebes-)Geschichte ausgehen wird, trotzdem hat mir dieser Band der Reihe wirklich gut gefallen. Ich bin auch kein Japan-Fan, aber Julie Caplin vermittelt die Besonderheiten und den Charme dieses Landes auf ganz besondere Art - praktisch durch die Linse. Gabe ist gelangweilt von seinem Leben und sehr von sich und seiner Kunst eingenommen. Auf der anderen Seite hat er allerdings das Gefühl sein Auge für Besonderheiten verloren zu haben, seit seine Muse ihm das Herz gebrochen hat. Er hat keine Lust mehr das gewisse Etwas in einem Foto zu finden, sondern fotografiert lieber berühmte Persönlichkeiten ohne Herzblut. So ist er auch eher genert, dass er für Professor Araki einspringen soll und verhält sich dementsprechend...

Die Beschreibungen der ganz besonderen Momente, die Fiona einfangen möchte, sind sehr bildhaft beschrieben. Das Kirschblütenfest oder Mount Fuji, zwei typische japanische Touristenattraktione, werden atmosphärisch und stimmungsvoll wiedergegeben. Aber auch unweit berühmter Plätze gelingt es Julie Caplin das Flair "des Landes der aufgehenden Sonne" so zu beschreiben, dass man am liebsten sofort die Koffer packen würde. Die Unterschiede zwischen der geschäftigen Großstadt Tokio und den Gärten und Schreinen in der Natur werden sehr augenfällig dargestellt. Gekleidet im Kimono erlebt Fiona eine Teezeremonie mit und lernt das Wabi Sabi kennen. Dieses Konzept der Wahrnehmung von Schönheit stellt den roten Faden der Geschichte dar. Die Liebesgeschichte steht dabei eher im Hintergrund und das Erleben von Japan und seiner Menschen im Vordergrund - genau das, hat mir an der Geschichte ganz besonders gefallen.

Fionas Gastfamilie besteht aus drei Frauen: Großmutter und Teemeisterin Haruka, ihrer Tochter Setsuko, der der Teeladen gehört und der Teenietochter Mayu. Vorallem Haruka begeistert mit ihrer Weisheit und Klugheit. Sie und Gabe sind befreundet, doch Haruka sieht seine Verblendung und den Schmerz, den er noch immer in sich trägt. Mayu ist sehr erfrischend und ein richtiger Teenie. Sie rebelliert gegen ihre Mutter und Großmutter und trotzdem sind beide Frauen für sie große Vorbilder. Sie zeigt Fiona ein ganz anderes Japan abseits der Touristenpfade.
Fiona selbst mangelt es an Selbstvertrauen. Ihre sehr einnehmende und manipulative Mutter macht es ihr nicht leicht.
Gabe hingegen war zu Beginn ein richtiger Kotzbrocken, der sein Lebensziel aus den Augen verloren hat. Bis er erkennt, dass er im Leben eine andere Richtung einschlagen muss, ist es fast zu spät.

Der Schreibstil der Autorin ist gewohnt leicht und locker. Vorallem punktet Caplin durch die sehr bildhaften Beschreibungen des jeweiligen Landes in ihrer Reihe. Das Überspitzte, das ich im letzten Band nicht wirklich mochte, fehlt diesmal. Für mich ein großer Pluspunkt!

Die Innenseite des Buches ist liebevoll gestaltet, Es befindet sich eine Karte mit einem Ausschnitt von Tokio und den Plätzen, die Fiona besucht, darin.


Fazit:
Dieser Teil der Romantic Escape Reihe hat mir gut gefallen, denn Julie Caplin vermittelt den Charme und das Flair von Japan und der japanischen Kultur perfekt. Zusätzlich fand ich es gut, dass die Liebesgeschichte eher im Hintergrund stand und mehr auf die Wahrnehmung der Schönheit, dem Wabi Sabi, wert gelegt wurde. Für mich bisher das beste Buch der Reihe.

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Veröffentlicht am 30.06.2021

Ein etwas anderes Date

Das Vierzehn-Tage-Date
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Hört sich der Klappentext nicht schon großartig an?
Ich wollte eigentlich keine Bücher, die Corona mehr oder weniger zum Thema haben lesen, aber da ich René Freund bereits als Autor kenne, wusste ich sofort, ...

Hört sich der Klappentext nicht schon großartig an?
Ich wollte eigentlich keine Bücher, die Corona mehr oder weniger zum Thema haben lesen, aber da ich René Freund bereits als Autor kenne, wusste ich sofort, dass ich diese Geschichte lesen will. Schon bei seinem letzten Roman "Swinging Bells" habe ich oftmals so gelacht und auch hier schreibt René Freund wieder herrlich pointiert.

Corinna und David treffen sich zu einem Date, nachdem sie bei Tinder ein Match geworden sind. Doch schon nach den ersten paar Sekunden, als Corinna verspätet durch David's Wohnungstür kommt, wissen die Beiden, dass dieses Treffen das erste und letzte sein wird. Corinna, die nach außen hin Coole, aber sehr verunsicherte junge Frau sieht in dem Lehrer David, nicht gerade ihren Traummann. Sie ist Chaotin, trinkt gerne, raucht wie ein Schlot und drückt sich nicht sehr gewählt aus, wenn man so sagen kann. David ist Pendant, Veganer und eigentlich in seine Kollegin Mercedes verliebt. Der eher schüchterne Musiklehrer und die verkappte Kellnerin haben nur eine gemeinsame Liebe: die Musik.
Nach einer gemeinsamen Nacht, an die sich Corinna allerdings nicht mehr erinnern kann, beschließen die Beiden sich nicht mehr zu sehen. Doch dann bekommen sie den Anruf vom Pizzalieferanten, der in dem Lokal arbeitet, wo normaler Weise auch Corinna kellnert, dass er Corona positiv ist. D.h. für David und Corinna zwei weitere Wochen Gemeinsamkeit....

Ich glaube man braucht gar nicht viel Fantasie, um sich diese Situation vorszustellen. René Freund schreibt zwar wieder nur auf 160 Seiten seine Geschichte, doch diese steckt voller Witz und Situationskomik. Man merkt allerdings, nun nach mehr als einem Jahr Corona der Geschichte an, dass sie zu Beginn der Epidemie geschrieben wurde. Das Klatschen für die Coronahelden, die Jagd auf Toilettenpapier und der Beginn des ersten Lockdowns sind noch neu.
Bei zwei so unterschiedlichen Charakteren und den begrenzten Räumlichkeiten fliegen bald die Fetzen. Die Geschichte könnte auch sehr gut als Theatherstück funktionieren, denn sie beschränkt sich auf die vier Wände von Davids Wohnung. Dabei lernen sich die Beiden immer besser kennen und bemerken schnell, dass hinter der jeweiligen Fassade ein sehr unsicherer Mensch steckt. René Freund spielt damit indirekt auch auf die Scheinwelt auf diversen Social-Media Plattformen an.
Die Corona Situation wird vom Autor ohne den erhobenen Finger erzählt. Er geht sowohl auf Verschwörungstheorien ein, als auch auf die politischen Auswirkungen. Er beleuchte die Situation von allen Seiten, was ich gelungen finde.

Die Figur von Corinna war mir nicht wirklich sympathisch und Davod hätte ich gerne öfters mal in den Allerwertesten getreten, aber gerade diese Konstellation macht dieses Vierzehn-Tage Date zu dem, was René Freund geschaffen hat: eine witzige Geschichte, die unterhält und bei der man sich selbst gedanken macht, wie man sich selbst verhalten hätte. Zum Ende hin gibt es noch eine kleine Überraschung des Autors betreffend der Namen der Protagonisten, die ich absolut gelungen fand und ihm zu dieser Pointe gratulieren muss!

Ob aus den Beiden am Ende doch noch ein Paar wird, verrate ich euch nicht. Das müsst ihr schon selber lesen!

Fazit:
Ein Roman mit witziger Situationskomik, der trotz des Pandemie-Themas unterhält. Wie immer eine gelungene Geschichte des Autors, der es versteht auch trotz so manchen tiefgründigen Thema eine humorvolle Erzählung aufs Papier zu bringen.

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