SwingTime in Sankt Pauli
Letzter Tanz auf Sankt Pauli"Letzter Tanz auf Sankt Pauli" ist ein Genre-Mix aus historischem Krimi und Roman. Die Handlung spielt größtenteils in den Hamburger Stadtteilen Altona und St. Pauli im Kriegsjahr 1941. Damals war Altona ...
"Letzter Tanz auf Sankt Pauli" ist ein Genre-Mix aus historischem Krimi und Roman. Die Handlung spielt größtenteils in den Hamburger Stadtteilen Altona und St. Pauli im Kriegsjahr 1941. Damals war Altona noch eine eigenständige Stadt. Im Stadthaus waren sowohl die Kriminalpolizei, die Gestapo und die SS untergebracht, jedoch getrennte Behörden, die nicht zusammen gearbeitet haben.
Kriminalkommissar Hannes Krell hat alle Hände voll zu tun, als er einen Todesfall in St. Pauli untersuchen muss. Kurze Zeit später bekommt er von seinem Vorgesetzten den Befehl den Mordfall nicht weiterzuverfolgen. Krell nimmt dies anfangs nicht wirklich ernst, denn für ihn muss ein Mord aufgeklärt werden. Doch nach einer gröberen Verwarnung erkennt er, dass mehr dahinterstecken muss. Doch so schnell gibt Krell nicht auf....
In zwei verschiedenen Handlungssträngen erfahren wir jeweils mehr über Hannes Krell, wie auch über seine Tochter Jette. Beide lehnen sich gegen das System auf - jeder auf seine Weise. Man spürt die angespannte Atmosphäre dieser Zeit durch die Zeilen. Auch Krells Gewissensbisse und der Wunsch nach Gerechtigkeit, der durch das System behindert wird, ist jederzeit greifbar.
Der Kriminalfall erscheint mir trotzdem mehr als Rahmenhandlung, denn das Familienleben von Krell nimmt sehr viel von der Handlung ein. Vorallem begleiten wir seine Tochter Jette durch ihren Alltag: Schulleben, BDM Nachmittage, die erste große Liebe: ihr neuer Schulkollege Christian. Durch ihn lernt sie die neuartige Swing-Musik kennen und lieben. Doch diese ist verboten und wird als entartete Musik beschimpft. Selbst die Gestapo wird auf die Jugendlichen in Tanzbars angesetzt - dabei wollen die jungen Leute einfach nur Spaß haben und tanzen. Auch Jette kommt dadurch in größere Schwierigkeiten. Der linientreue Nazilehrer in Jettes Klasse ahndet jedes kleinste Detail gegen das Deutschtum und bringt Christian und Georg in große Schwierigkeiten. Krells Chef Tessow lässt ihn hingegen bespitzeln...
Die Figuren sind sehr lebendig gezeichnet, wobei mir Jette, Christian und Georg näher kamen, als Krell. Trotz seiner Zweifel am System und seinem Tun, das sehr gut vermittelt wird, konnte ich mich erst zum Ende hin richtig für ihn erwärmen. Der Autor stellt diese schwierige Zeit während des Krieges sehr authentisch dar. Als Leser reflektiert man sehr genau, wie eingeschränkt man damals in seinem Tun und Handeln war, auch wenn man gegen das Nazitum rebellierte. Man spürt Hoffnungslosigkeit, aber trotzdem auch Optimismus. Claudius Grönert hat mit viel Lokalkolorit das Hamburg aus den 1940iger Jahren dargestellt, was ihm äußert gut gelungen ist.
Das Ende lässt noch einige Fragen für eine Fortsetzung offen. Der Roman ist jedoch trotzdem so abgeschlossen, dass es auch für mich passt, die offene Enden nicht mag.
Fazit:
Ein Mix aus historischen Krimi und Roman, der die Zeit während des Weltkrieges sehr authentisch und mit viel Atmosphäre wiedergibt. Swing-Musik und die Ermitllungen in St.Pauli bleiben als roter Faden vom Anfang bis zum Ende erhalten. Ich empfehle dieses Werk sehr gern weiter!