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Veröffentlicht am 23.01.2022

Wer hat Angst vorm bösen Wolf?

Der Herzgräber
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Der Klappentext hat mich unglaublich neugierig auf Jen Williams Thriller-Debüt gemacht, weshalb ich das Buch auch relativ zeitnah zum Erscheinungstermin lesen wollte. Allerdings ist es auch so, dass umso ...

Der Klappentext hat mich unglaublich neugierig auf Jen Williams Thriller-Debüt gemacht, weshalb ich das Buch auch relativ zeitnah zum Erscheinungstermin lesen wollte. Allerdings ist es auch so, dass umso größer die Vorfreude ist, umso mehr kann man letztlich enttäuscht werden. Und ja, leider war das bei Der Herzgräber der Fall. Dabei fand ich die Grundidee, die düstere Atmosphäre und die eingebauten Märchenelemente wirklich gelungen. Und über große Strecken war ich auch wirklich sehr gefesselt. Wirklich schwer getan habe ich mir jedoch mit den Charakteren, vorallem mit der Protagonistin. Ihre Art und ihr größtenteils unlogisches und unvernünftiges Handeln haben mir die Suppe ordentlich versalzen.

Aber um was geht es jetzt eigentlich? Die ehemalige Journalistin Heather Evans kehrt in ihre Heimatstadt zurück, um den Nachlass ihrer Mutter zu regeln. Heather hatte nie ein besonders inniges Verhältnis zu zu ihrer Mum, aber dass diese plötzlich Suizid begangen haben soll, kann und will Heather nicht glauben. Dann stößt Heather beim Sichten alter Sachen auf Briefe, allesamt von Michael Reave, einem verurteilten Frauenmörder, der im Hochsicherheitsgefängnis seine Strafe verbüßt. Um mehr über ihre Mutter zu erfahren, nimmt Heather Kontakt zu Reave auf. Und auch Detective Ben Parker bittet Heather um Hilfe, in einem aktuellen Mordfall. In einem Baumstumpf wurde eine Frauenleiche entdeckt und da wo das Herz sein sollte, befinden sich Blumen. So hat es damals auch Reaves getan. Welche Verbindung besteht zwischen Reaves und dem Täter? Heather soll dies in Gesprächen mit Reaves herausfinden und kommt dabei der Vergangenheit gefährlich nahe.

Ich war ziemlich gehypt auf die Geschichte und am Anfang konnte mich das Buch auch tatsächlich noch fesseln. Man fragt sich natürlich die ganze Zeit über, was oder wer Heathers Mutter in den Tod getrieben hat. Und auch die Briefe geben Rätsel auf. Warum hatte Heathers Mutter freundschaftlichen Kontakt mit einem Mann, der auf bestialische Weise Frauen ermordet hat. Und auch die Gespräche mit Michael Reaves erzeugen Gänsehautmomente. Michael Reaves redet in Metaphern. Er erzählt Heather Geschichten über den bösen Wolf. Märchen, von denen auch Heathers Mum früher fasziniert war.

Zwischendurch erfahren wir durch Rückblenden in die Vergangenheit die Geschichte eines kleinen Jungen, dessen Leben von Missbrauch und Gewalt geprägt ist. Normalerweise mag ich es sehr, wenn zwischen zwei Zeitebenen gewechselt wird und sich die Gegenwart aus der Vergangenheit heraus entschlüsselt. In diesem Fall ist aber recht schnell klar ist, um wen es sich aus der Vergangenheit handelt. Das Geheimnisvolle, Spannende ist dadurch verloren gegangen. Geblieben ist nur der bittere Nachgeschmack dessen, was der Junge durchlitten hat.

Warum Der Herzgräber allerdings hinter meinen Erwartungen zurück geblieben ist, liegt größtenteils an Protagonistin Heather. Ich konnte ihre unlogischen Handlungen einfach nicht nachvollziehen. Während der Interviews mit Reaves gerät Heather zunehmend in Gefahr. Es sind offensichtliche Bedrohungen und Heather ignoriert diese komplett. Da bändelt sie mit dem Detective an, eine Liebesgeschichte, die so fad schmeckt, dass man sie besser weggelassen hätte, und dann erwähnt sie mit keinem Wort, dass sie offenbar von jemanden beobachtet wird. Mit ihrem Verhalten bringt sie sogar ihre beste Freundin in größte Gefahr und sie behindert die Mordermittlungen enorm. Nein, ich konnte Heather absolut nicht greifen und war eigentlich nur mehr genervt von ihr.

Auf die aktuellen Morde geht Jen Williams leider auch nicht wirklich ein. Die Ermittlungen stehen eher im Hintergrund. Der Fokus liegt eindeutig auf den Gesprächen von Reaves und Heather. Ich hätte mir das Ganze ausgewogener gewünscht.

Zu guter Letzt war der Thriller leider auch ziemlich vorhersehbar...zumindest für mich. Alle Fragen wurden für mich auch nicht beantwortet...oder vielleicht konnte ich die Antworten auch einfach nur nicht nachvollziehen.

Was man bei aller Kritik aber wirklich positiv hervorheben muss, ist Jen Williams flüssiger Schreibstil, der einem nur so durch die Seiten fliegen lässt. Das Buch ist wie gesagt kein Highlight, versprüht aber doch eine gewisse düstere und beklemmende Atmosphäre und der Hintergrund mit den Märchen macht ihn doch irgendwie spannend. Das waren letztlich die ausschlaggebende Punkte, warum ich das Buch innerhalb kurzer Zeit gelesen habe.

Fazit
Ein Thriller, der sich leicht und schnell lesen lässt und einige Spannungsmomente bereit hält. Im Gesamten war mir die Handlung aber zu vorhersehbar und die Protagonistin für mich nicht greifbar. Als schnelle Unterhaltung für Zwischendurch ist Der Herzgräber allerdings durchaus empfehlenswert.

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Veröffentlicht am 16.01.2022

Teezeit

Der Friesenhof
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Der Friesenhof - Auf neuen Wegen ist der Auftakt der Teehändler-Saga von Fenja Lüders, der mich mit einer turbulenten Familiengeschichte und einen Einblick in die Welt des Teehandels gelockt hat. Und was ...

Der Friesenhof - Auf neuen Wegen ist der Auftakt der Teehändler-Saga von Fenja Lüders, der mich mit einer turbulenten Familiengeschichte und einen Einblick in die Welt des Teehandels gelockt hat. Und was gibt's besseres als eine Kopje Tee in der kalten Jahreszeit?

Dank Fenja Lüders durfte ich eine nostalgische Reise nach Ostfriesland der Nachkriegszeit machen. Die Autorin hat mich mit unglaublicher Leichtigkeit und viel Lokalcholorit durch die recht turbulente Familiengeschichte geführt, in deren Fokus die Schwestern Hanna und Gesa stehen. Hanna, die nach dem Tod des Vaters den Friesenhof als Bäuerin übernehmen will und Gesa, die ihrer Familie finanziell unter die Arme greifen will und eine Anstellung in einem Teekontor findet.

Der Friesenhof - Auf neuen Wegen ist eine Geschichte über starke und selbstbestimmte Frauen, die trotz zahlreicher Hürden und Widerstände von Außen ihr Glück im Beruf und in der Liebe suchen. Die Autorin greift dabei eine Vielzahl von Themen auf, angefangen bei den gesellschaftlichen Rollenbildern der damaligen Zeit, das Schicksal von Fremdarbeitern, den Nachwirkungen des Nationalsozialismus, bishin zu sexuellem Missbrauch. Und nebenbei habe ich etwas zur Geschichte des Ostfriesentees gelernt.

Fenja Lüders konnte bei mir auf jeden Fall mit ihrem wunderbaren Schreibstil punkten. Bildhaft, flüssig zu lesen und den Geist der Nachkriegszeit treffend. Und auch die zahlreichen Charaktere wurden sehr authentisch dargestellt, wenngleich auch etwas eindimensional.

Leider gab es aber auch ein paar Dinge, an denen ich mich beim Lesen sehr gestört habe. Diese betreffen in erster Linie die beiden Protagonistinnen, mit denen ich bis zum Schluss nicht so recht warm werden wollte und die sich beide durch Dinge, die sie tun, bei mir ins Aus geschossen haben. Aber auch Gesas Love Interest hat sich bei mir nicht gerade beliebt gemacht. Keno ist verheiratet und hat zwei Kinder, für die er die Verantwortung trägt. Doch diese vergisst er beim Anblick von Gesa irgendwie komplett. Jetzt hab ich aber eigentlich schon zu viel verraten. Fakt ist, dass mich die Liebesgeschichten der Schwestern eher zermürbt haben und ich diese auch nicht so unterstützen kann wie sie dargestellt werden.

Zuguterletzt habe ich auch den Einblick in die Welt des Teehandels vermisst. Ich kann nur mutmaßen, dass der zweite Band der Saga weiter darauf aufbaut. Ob ich diesen lesen werde, weiß ich allerdings noch nicht. Vorerst hat meine Zeitreise mit diesem Band geendet.

Wenn du gerne Familienromane liest, die sich mit Schicksalen in der Nachkriegszeit befasst und du für Zwischendurch eine schnelle und leicht zu lesende Lektüre suchst, dann kann ich dir Der Friesenhof empfehlen. Zum Must Read reicht es allerdings nicht.

Fazit:

Der Auftakt der Teehändler-Saga hat mich etwas zwiegespalten zurück gelassen. Einerseits wurde mir hier eine spannende, teils tragische Familiengeschichte präsentiert, andererseits konnte ich mich mit den Protagonistinnen nicht anfreunden.

Für Zwischendurch hat mich das Buch jedenfalls gut unterhalten und ich kann es dir empfehlen, wenn du eine schnelle Lektüre zum Einstreuen suchst und gerne aus dem Genre der Familiengenerationromane liest.




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Veröffentlicht am 14.12.2021

Wut ist wichtig. Wut tut gut.

Wut & Böse
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Ich bin es hin und wieder - so richtig wütend. Für mich ist Wut ein Ausdruck meiner Gefühle und in gewisser Weise auch ein Befreiungsakt. Manchmal ist meine Wut auch irrational, manchmal versteife ...

Ich bin es hin und wieder - so richtig wütend. Für mich ist Wut ein Ausdruck meiner Gefühle und in gewisser Weise auch ein Befreiungsakt. Manchmal ist meine Wut auch irrational, manchmal versteife ich mich durch meine Wut auch zu sehr auf ein Thema. Meistens fühle ich mich hinterher aber besser, frei nach dem Motto "Wut tut gut". Doch was macht unsere Gesellschaft mit wütenden Frauen? Diesem Thema geht die freie Journalistin und Gründerin des "RosaMag" auf den Grund.

Zunächst einmal: Ich fand das Buch gut und inhaltlich recht interessant aufbereitet. Ciani-Sophia Hoeder geht sehr wissenschaftlich an das Thema "Wut" heran. Sie erklärt zunächst die Bedeutung von Wut. Wut ist eine (häufig heftige) Reaktion auf ein Gefühl und wird oft mit Traurigkeit verwechselt. Wie oft habe ich mir selbst schon die Frage gestellt ob ich wütend oder traurig sein soll. Ich finde die Abgrenzung gar nicht so einfach. Ciani-Sophia Hoeder beleuchtet das gesamte Spektrum von Wut anhand ihrer Ethymologie und Soziologie, deren Ausprägung in Politik und Popkultur, aber auch anhand persönlicher Erfahrungen.
Während wütende Frauen als Zicken, Feldwebel oder hysterisch abgestempelt werden, gilt Wut in männlichen Kreisen als Stärke und Durchsetzungsfähigkeit. Dieses geschlechterspezifische Bild von Wut wird vielen schon in der Wiege eingeimpft. Wütende Frauen gelten als unschicklich, es gehöre sich nicht. Oder wie oft musste ich mir schon anhören, das Leben ist zu kurz um sich zu ärgern und wütend zu sein.

Wie gesagt, Ciani-Sophia Hoeder fühlt der weiblichen Wut auf den Zahn. Sie zeigt auf welch starkes Instrument Wut sein kann und wie man durch sie Veränderungen herbeiführen kann. Dabei bringt sie wichtige Themen wie sexuelle Belästigung, Diskriminierung und Rassissmus auf den Tisch.
Am besten hat mir das Generationengespräch am Ende des Buches gefallen. Hier habe ich mich am meisten wiedergefunden und es war interessant wie unterschiedlich Wut in jeder Generation wahrgenommen, akzeptiert und ausgelebt wird.

Mir hat Wut und Böse von der Thematik her sehr gut gefallen. Allerdings hatte ich einige Schwierigkeiten mit der Aufbereitung. Das fing schon beim gendern an. Ja, gendern ist nicht unwichtig - gerade bei so einem feministischen Buch wie Wut und Böse. Allerdings fand ich das ständige gendern zum Hören suboptimal und ich habe mich eher daran gestört. Für mich hat es sich wie eine Straße mit vielen Schlaglöchern angefühlt.

Zudem habe ich leider ziemlich oft den roten Faden verloren. Zu schnell springt die Autorin von einem Thema zum nächsten, ohne erkennbare Überleitungen. Ich musste das Hörbuch mehrmals zurückspulen, um den Gedankengängen noch folgen zu können.

Ich möchte an dieser Stelle betonen, dass ich Wut und Böse als Hörbuch gehört habe und sich meine Kritik vorallem darauf bezieht. Hätte ich es gelesen, hätte ich die beiden angesprochenen Punkte wahrscheinlich anders wahrgenommen.

Nichts desto trotz gab es noch einen Punkt, der mir tatsächlich zu aufdringlich war: Der erhobene Zeigefinger gegen das Patriarchat und weißen Cis-Männern, die scheinbar die gesamte Schuld am System tragen. Hier hätte ich mir eine tiefgreifendere Analyse gewünscht.

Für mich war Wut und Böse eine interessante Erfahrung, die mir einige neue Erkenntnisse gebracht hat und auf jeden Fall zum Nachdenken anregt.

Fazit:

Wut ist wichtig, Wut tut gut!

Ciani-Sophia Hoeder schreibt über weibliche Wut als ausdrucksstarkes Instrument und warum es wichtig ist Wut zuzulassen. Sie geht sehr wissenschaftlich an das Thema heran, spricht aber auch über persönliche Erfahrungen und sie setzt Wut in Kontext mit sexueller Belästigung, Diskriminierung und Rassissmus.

Leider war mit der Aufbau etwas zu wirr, sodass ich beim Hören wiederholt den roten Faden verloren habe. Ich kann das Buch aber trotzdem all jenen empfehlen, die sich mit dem Thema "Frauen und Wut" auseinandersetzen möchten, würde allerdings eher zur Printausgabe greifen.

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Veröffentlicht am 06.08.2021

Manchmal ist weniger einfach mehr

A Reason To Stay
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Lest ihr lieber Fantasy oder New Adult? Ich brauche da ja immer ein bisschen Abwechslung. Und genau für diese Abwechslung sorgt jetzt Jennifer Benkau, welche sich mit ihrer One True Queen‐Reihe ...

Lest ihr lieber Fantasy oder New Adult? Ich brauche da ja immer ein bisschen Abwechslung. Und genau für diese Abwechslung sorgt jetzt Jennifer Benkau, welche sich mit ihrer One True Queen‐Reihe einen Namen gemacht hat. A Reason to Stay ist Jennifers New Adult Debüt, welches aktuell groß gefeiert wird. Authentisch, intensiv und berührend! Große Gefühle, mit denen geworben wird. Ich kann zwar nicht alles so unterschreiben. Mir war es teilweise zu viel des Guten. Emotional war das Buch aber allemal und Jennifer Benkau hat auf jeden Fall wieder einmal bewiesen, dass sie mit Tinte und Feder umgehen kann.

Denn der Schreibstil der Autorin war neben der Hörbuchlesung auch das, was mir am meisten gefallen hat. Locker und leicht. Schön flüssig zu lesen bzw. anzuhören. Eine jugendliche Sprache, die zum Uni‐Setting passt und zahlreiche humorvolle Dialoge zeichnen das Buch aus und das obwohl es ein eigentlich bedrückendes Thema behandelt ‐ seelische Erkrankungen.

A Reason to Stay ist der Auftakt der Liverpool‐Reihe rund um die beiden Protagonisten Sibyl, kurz Billy, und Cedric. Wir schlüpfen als Leser, bzw. in meinem Fall Hörer, abwechselnd in die Rollen der beiden, was eigentlich unweigerlich dazu führt, dass man beiden Charakteren sehr nahe kommt. Billy zieht nach Liverpool, um dort einen Neustart zu wagen. Sie möchte sich endlich von ihrem Elternhaus lösen, ihren eigenen Weg gehen und sich ihren Traumjob in einem Museum erfüllen. Das ist allerdings leichter gesagt als getan, wird sie doch mit vielen Vorurteilen konfrontiert.
Als Billy bei einer Gala Cedric kennen lernt, verfällt sie recht schnell seinem Charme. Doch der angehende Meeresbiologe und Student der Uni Liverpool ist einfach kein Mann fürs Leben, sondern nur für eine Nacht. Und das hat auch einen bestimmten Grund....

Wie ich oben erwähnt habe, habe ich A Reason to Stay als Hörbuch gehört, welches wirklich toll umgesetzt war. Ich habe den beiden Sprechern ihre Rollen richtig gut abgenommen und dass, obwohl ich weder Billy, noch Cedric besonders authentisch empfunden habe. Mir waren viele Dinge einfach zu konstruiert und zu aufgesetzt. Allein schon die Tatsache, dass fast jeder in der Geschichte Probleme zu haben scheint, war für mich einfach nicht mehr glaubwürdig.
Jennifer Benkau hat das Thema Depression und psychische Erkrankung meines Erachtens zu sehr auf die Spitze getrieben. Ich finde es zwar gut, dass darüber gesprochen bzw. geschrieben wird, allerdings hat man ab einem gewissen Punkt in der Geschichte das Gefühl es geht um nichts anderes mehr. Manchmal ist weniger einfach mehr und hier hätte weniger dem Buch echt gut getan. Dinge, die mich zu Beginn noch emotional berührt haben, wurden im Lauf der Handlung leider etwas überthematisiert. Dazu kommt, dass Jennifer Benkau kurz vor Schluss noch Themen auf den Tisch bringt, die dann allerdings gar nicht mehr genug Raum zur Entfaltung bekommen.
Meines Erachtens hätte es zudem ausgereicht nur einem der beiden Protagonisten ein "schweres Päckchen" aufzuladen. Das hätte die Angelegenheit für mich glaubwürdiger und runder gemacht.

So konnte mich der Roman leider nicht ganz überzeugen, weshalb ich dieses Mal auch eine Empfehlung ausspreche. Für Zwischenzeit war das Buch aber ok.

Fazit
Mit A Respekt to Stay gibt die deutsche Autorin Jennifer Benkau New Adult Debüt. Das Jennfer schreiben kann, wusste ich schon vorher. Locker und leicht, mit eingestreuten witzigen Dialogen und süßem Liebesgeplänkel ‐ und dabei geht es doch um ein ziemlich bedrückendes Thema. Depressionen.

Was als wunderbar leichte Liebesgeschichte beginnt, wird schnell zur emotionalen Achterbahnfahrt. Psychische Erkrankungen werden zum zentralen Thema. An sich finde ich das Thema auch unglaublich wichtig und interessant. Die Umsetzung ist hier aber meines Erachtens nach nicht geglückt. Mir war es einfach zu viel von allem, was dazu führte, dass ich die beiden Protagonistinnen Billy und Cedric nicht mehr als authentisch wahrnehmen konnte. Manchmal ist weniger einfach mehr!

Einen riesen Pluspunkt gibt's für das toll eingesprochene Hörbuch. Julian Mill und Maren Ulrich haben einen großartigen Job gemacht und zum größten Teil dazu beigetragen, dass ich das Buch nicht abgebrochen habe.

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Veröffentlicht am 18.07.2021

Familiengeschichte über zwei Schwestern, eine verbotene Liebe und eine englische Rose

Wie Träume im Sommerwind
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Was sind eure Lieblingsblumen? Wenn es Rosen sind, dann ist Wie Träume im Sommerwind von Katharina Herzog genau der richtige Roman für euch. Die deutsche Autorin entführt euch in ihrer Familiengeschichte ...

Was sind eure Lieblingsblumen? Wenn es Rosen sind, dann ist Wie Träume im Sommerwind von Katharina Herzog genau der richtige Roman für euch. Die deutsche Autorin entführt euch in ihrer Familiengeschichte an duftende Schauplätze ‐ eine Rosenfarm auf Usedom und in die Grafschaft Kent, genau genommen in den Rosengarten auf Sissinghurst Castle. Das Hörbuch hat mir eine wunderbare Auszeit beschert und war für zwischendurch gerade richtig, auch wenn ich mir mehr Spannung und Knistern gewünscht hätte.

Katharina Herzogs wirklich malerischer Schreibstil hat sehr dazu beigetragen, dass ich recht schnell ein wunderbares Bild der Schauplätze bzw. Handlungsorte vor Augen hatte. Bis auf Paris habe ich tatsächlich noch keinen der Orte besucht, hatte aber dennoch das Gefühl mich auszukennen. Ich habe die Duftreise von Usedom nach England wirklich sehr genossen, auch wenn diese einen sehr großen Raum einnimmt. Katharina Herzog verliert sich nämlich zeitweise in ihren ausschweifenden Beschreibungen der verschiedenen Düfte, Aromen und Rosen. Es wäre toll gewesen, wenn ihre beiden Protagonistinnen den gleichen Raum zur Entfaltung bekommen hätten, wirken Emilia und Klara neben den Landschaftsbeschreibungen nämlich tatsächlich etwas blass. Das ist etwas schade, da beide tolle Persönlichkeiten mit interessanten Geschichten sind. Während es die ungestüme Emilia schon immer nach Paris gezogen hat, um dort zu studieren und die Kunst der Parfümerie zu erlernen, sieht die strebsame Klara ihre Zukunft im elterlichen Betrieb ‐ der Rosenfarm auf Usedom. So unterschiedlich die Schwestern auch sind, so verbunden fühlen sie sich auch. Als Klara nach einem schweren Verkehrsunfall plötzlich im Koma liegt, ist es für Emilia klar sofort nach Hause zu kommen. Auf der Rosenfarm hat sich jedoch einiges verändert und Emilia muss erkennen, dass jeder in der Familie so seine Geheimnisse hat.

So lesen wir abwechselnd aus dem Leben von Emilia und Klara, wobei wir mit Klara einen Zeitsprung in die Vergangenheit machen. Genauer gesagt in die Zeit nach ihrem Schulabschluss, die sie in England verbracht hat. Und es ist Emilia, die die Reise in der Gegenwart nach England antritt und auf den Spuren ihrer Schwester wandelt und dabei sich selbst und auch Klara neu kennen lernt.

Katharina Herzog hat ihren Familienroman mit einer Vielzahl an Problematiken und Geheimnissen ausgestattet. Angefangen von den Eltern, die sich auseinander gelebt haben, die drohende Insolvenz der Rosenfarm, Emilias Studium in Paris, ihre erste große Liebe, Klara, die den Vater ihrer Tochter geheim hält und so weiter und so fort. Man sollte also viele Gefühle erwarten, die beim Schmökern aufkommen. Dem war aber leider nicht so. Vorallem die Liebesgeschichte von Emilia kam bei mir nicht an. Ich habe einfach kein Prickeln zwischen ihr und Josh gespürt. Und auch der Part rund um Klaras verbotene Liebschaft in England war schon fast unspannend, weil er einfach ziemlich vorhersehbar war. Hier ist leider viel Potenzial ungenutzt geblieben, was schade ist, weil die Geschichte doch eigentlich eine tolle Botschaft über den Zusammenhalt in der Familie und die Verwirklichung seiner Träume vermittelt.


Fazit

Wie Träume im Sommerwind war eine blumige Duftreise nach Paris, Usedom und Kent. Das Buch brilliert eindeutig durch den malerischen Schreibstil und die tollen Landschaftsbeschreibungen von Katharina Herzog. Leider wirken die Protagonistinnen vor diesem Hintergrund recht blass und auch der Geschichte fehlt es an Spannung, ist sie doch sehr vorhersehbar. Bei Familienromanen mit Geheimnissen erwarte ich mir da einfach mehr Überraschungsmomente. Trotzdem habe ich das Buch gerne gehört und eine wunderbare Auszeit vom Alltag genossen.

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