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Veröffentlicht am 21.07.2021

Oft genügt eine Portion Meer...und was schwierig war, wird plötzlich leicht

Mittwochs am Meer
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Maurice hat es als Insolvenzverwalter nicht leicht, denn sein Tun und Handeln entscheidet über die Zukunft der Menschen, die in den Betrieben angestellt sind. Sein neuer Auftrag führt ihn jeden Mittwoch ...

Maurice hat es als Insolvenzverwalter nicht leicht, denn sein Tun und Handeln entscheidet über die Zukunft der Menschen, die in den Betrieben angestellt sind. Sein neuer Auftrag führt ihn jeden Mittwoch in ein kleines Städtchen am Meer. Die Bewohner betrachten ihn argwöhnisch und zeigen sich reserviert,...bis auf Dominique, die ihn an der Rezeption eines kleinen Hotels empfängt. Sie schickt Maurice einen Liebesbrief und dieser ist der Beginn einer wunderschönen Zeit....


"Mittwochs am Meer" ist mit ganz leisen Worten erzählt und doch besitzt dieser Roman eine unglaubliche Kraft und Ausdrucksstärke, die den Leser sofort einnimmt. Alexander Oetker braucht keine reisserischen Szenen,um hier von der Kraft der Liebe zu erzählen, die mit ungeahnter Wucht in das Leben von Maurice eintritt.

Der Insolvenzverwalter ist eher zurückhaltend und in sich gekehrt, hat nach einer großen Enttäuschung irgendwie vergessen, wie es ist, wenn man mit offenem Blick und einem liebenden Herz durchs Leben geht.

Dominique ist hungrig nach Leben, hungrig nach Liebe und Anerkennung und sie ist vor allen Dingen eines - geheimnisvoll. Sie weiß es geschickt anzustellen, dass sie Maurice erobert und sie trotzdem immer eine rätselhafte Aura umgibt.

Wenn sich beide Mittwochs treffen, spürt man förmlich, wie Maurice auflebt, sich verändert und auch Dominique sich immer weiter öffnet. Ihr Liebesspiel ist sinnlich, erotisch und niemals vulgär. Oetker gelingt es, die prickelnden Momente, die tiefe Verbundenheit und den Seelenfrieden des Pärchens für den Leser glaubhaft und authentisch darzustellen, sodass man das Gefühl hat, die beiden auf Schritt und Tritt zu begleiten.

Die Geschichte kommt ohne große Aufreger aus, wird aber nie langweilig. Es gibt so vielen Themen, die zwischen Maurice und Dominique besprochen werden, die einen Einfluss auf ihr weiteres Handeln haben und die große Überraschung kommt zum Schluss. Ein Roman, der mit dem Wellenspiel des Lebens den Leser ans Meer entführt und ihn ein Teil der großen Gefühle werden lässt.

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Veröffentlicht am 20.07.2021

"Es fährt ein Zug nach nirgendwo" (C.Anders)

Dreieinhalb Stunden
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Am 13.August 1961 ist eigentlich alles wie immer im Interzonenzug von München nach Ost-Berlin. Aber als plötzlich das Gerücht im Zug die Runde macht, dass man die deutsch-deutsche Grenze für immer mit ...

Am 13.August 1961 ist eigentlich alles wie immer im Interzonenzug von München nach Ost-Berlin. Aber als plötzlich das Gerücht im Zug die Runde macht, dass man die deutsch-deutsche Grenze für immer mit einer Mauer dicht macht, fängt das Gedankenkarussell bei den Reisenden an. Gehen oder bleiben? Freiheit und ein selbstbestimmtes Leben oder Kommunismus und vorgefertigte Denkweise? Es trifft die Familie mit Kindern ebenso wie das ältere Ehepaar, eine Gruppe Musiker und eine Leistungssportlerin. Und allen haben nur 3 1/2 Stunden, um sich zu entscheiden…

Zum 60. Jahrestag des Mauerbaus erscheint dieser eindrucksvolle Roman, der den Leser unmittelbar selbst mit der Frage beschäftigt – Wie hätte ich mich damals entschieden? Die Menschen im Mikrokosmos Zug werden plötzlich zu Getriebenen, die sich mit ihren Ängsten, Sehnsüchten, Sorgen und Nöten auseinandersetzen müssen, um eine Entscheidung zu treffen, die ihr ganzes Leben auf den Kopf stellen wird.

Das Rattern der Räder auf den Gleisen versinnbildlicht dabei das Rattern der Gedanken, die für den Leser genauso eindringlich hörbar sind wie für die Protagonisten im Zug. War denn wirklich alles schlecht in den letzten Jahren? Wie gestaltet sich das Leben im Westen?

Die innere Zerrissenheit wird hier mit unglaublich viel Fingerspitzengefühl verdeutlicht – gerade bei der vierköpfigen Familie wird klar, was die Entscheidung für ihrer aller Zukunft bedeutet.

Irgendwie holt jeden Einzelnen die Vergangenheit ein – Ungesagtes, was schon lange auf der Seele drückt, wird endlich ausgesprochen, Geheimnisse, die tief vergaben waren, drücken mit aller Macht ans Tageslicht und ein eiserner Wille wird geboren, der für überraschende Momente sorgt.

Die Figuren sind alle sehr authentisch dargestellt und es fällt dem Leser leicht, sich in ihre jeweilige Situation zu begeben. So wird aus dem Roman nicht bloß eine sehr emotionale Geschichte, sondern die dreieinhalb Stunden für die Entscheidung, die das Leben eines jeden Einzelnen beeinflusst, werden aus vielen Einzelperspektiven Realität – das Herz klopft, die Hände werden feucht und es ist eine unterschwellige Angst zu spüren, wenn sich die Gedanken ihren Weg suchen und sich nach Aussen bahnen. Es geht um Existenzen, um die Zukunft eines jeden Einzelnen und immer wieder um die Frage, gehen oder bleiben? Man sitzt mit im Zug, fährt auf den Schicksalsgleisen einer ungewissen Zukunft entgegen und sieht die Landschaft, ebenso wie die Erinnerungen der Mitreisenden, an sich vorbeiziehen. Ein Stück deutsch-deutscher Geschichte, das hier lebendig wird und das sich wirklich so zugetragen haben könnte.

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Veröffentlicht am 18.07.2021

Die ewige Regentin

Die Queen
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Gerade einmal 25 Jahre alt ist Elisabeth, als sie von Gottes Gnaden Regentin eine Königreichs wird, das mit uralten Traditionen, Hofprotokollen und vorgeschriebenen Zeremonien verwebt und von nun an ihr ...

Gerade einmal 25 Jahre alt ist Elisabeth, als sie von Gottes Gnaden Regentin eine Königreichs wird, das mit uralten Traditionen, Hofprotokollen und vorgeschriebenen Zeremonien verwebt und von nun an ihr Aufgabengebiet sein wird.

Elisabeth führt ihr Amt mit Würde und einer stillen, zurückhaltenden Eleganz aus, die ihresgleichen sucht und wird zur Ikone. Die Briten lieben ihr Königin, gehen mit ihr über ihre Amtszeit von 70 Jahren durch Krisen und freudige Ereignisse und begleiten sie auf eine Reise durch die Zeit,denn selbst die Monarchie kann sich den Veränderungen nicht entgegensetzen.

Es ist ein Blick durch das royale Schlüsselloch, der hier von Paola Calvetti den Lesern ermöglicht wird und so die Queen porträtiert, wie sie noch nie zuvor der Öffentlichkeit zugänglich gewesen ist.

Diskretion und Disziplin sind die beiden Schlagwörter, die für die Königin stehen und die ihr so manche Tragödie erträglich machen. Egal ob die Fehltritte ihrer Söhne, die Affären ihres Mannes oder die nicht ganz so einfache Beziehung zu Prinzessin Diana - manchmal hat es den Anschein, als sitze die Queen unliebsame Ereignisse einfach aus oder sie ignosiert sie.

Aber es geht auch mit dem Tod von Diana ein Wandel in Elisabeth vor und sie öffnet sich ein wenig, wir zugänglich, zeigt Gefühle und so wird aus der merklich unterkühlten Beziehung zu ihren Untertanen eine neue, innigere Verbundenheit.

Das Buch bietet einen sehr sauber recherchierten Hintergrund, der hier mit viel Liebe fürs Detail und für die Regentin eine Zeitreise durch die Jahrzehnte ihrer Regentschaft ermöglicht. Ein paar mehr Fotos wären schön gewesen, um als Leser nicht nur in Wort und Schrift die Veränderungen der Königin mitzuerleben, sondern sie auch bildlich aufzunehmen.

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Veröffentlicht am 11.07.2021

Saluti dal Lago di Garda

Herzstücke am Gardasee
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Es gibt viele schöne Fleckchen auf der Erde, die ich bereits bereist habe, aber der Gardasee hat mein Herz von Anfang an im Sturm erobert und die Liebe ist bis heute geblieben.

Mit "Herzstücke am Gardasee" ...

Es gibt viele schöne Fleckchen auf der Erde, die ich bereits bereist habe, aber der Gardasee hat mein Herz von Anfang an im Sturm erobert und die Liebe ist bis heute geblieben.

Mit "Herzstücke am Gardasee" zeigt Monika Kellermann, warum man immer wieder aufs Neue sei Herz an den See, die kleine Örtchen und die Region verliert. Denn abseits der üblichen, eingetretenen und völlig überlaufenen Touristenpfade gibt es so unglaublich viel zu entdecken: Menschen, die mit Eifer und Geschick zum Gelingen eines perfekten Urlaubes beitragen, verschwiegene Plätze, die zu einem Picknick einladen, atemberaubende Naturschauspiele und botanische Gärten, die zum Lustwandeln und Seele baumeln lassen verführen.

Der Reiseführer bietet für gut bestückte und auch schmalere Geldbeutel eine große Auswahl an Möglichkeiten, Land und Leute kennenzulernen und auch einmal im Hinterland mit Einheimischen in Kontakt zu treten, die ihr Erzeugnisse mit Herz und Seele präsentieren (einzigartiger Wein, Käse, Olivenöl und weitere typische Produkte).

Romantische Unterkünfte, exklusive Hotels oder doch lieber ein Agriturismo - hier ist für jeden Geschmack etwas dabei, um die schönsten Tage im Jahr im passenden Ambiente zu verbringen.

Canyoning oder doch lieber beim Schaukeln vor der imposanten Kulisse eines Wasserfalls ein bisschen Nervenkitzel genießen? In Andre Hellers Garten (ich bin immer wieder aufs Neue fasziniert von diesem Gartentraum) begegnen dem Reisenden die für Heller typischen Figuren in einer fast schon surealen Gartenlandschaft, oder doch lieber einen Augenblick der Ruhe und Stille genießen, wenn man staunend unter der größten Glocke der Welt steht und einen Moment innehält. Der neue, zwar noch nicht ganz fertig ausgebaute Radweg um den See bietet nicht nur für Radfahrer faszinierende Ausblicke. Auch Fußgänger sind von der Wegführung begeistert, die an den Felsen entlang und teilweise frei über dem See schwebend für besondere Momente sorgt.

In diesem kleinen Reiseführer finden sich 100 Tipps, die den Herzschlag des Sees und der Region perfekt einfangen und neugierig auf immer wieder Neues, Unbekanntes und Faszinierendes machen.


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Veröffentlicht am 10.07.2021

Sanftes Heranführen an die christliche Werte

Ich würde Jesus meinen Hamster zeigen
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Ist der christliche Glaube im 21. Jahrhundert überholt, verstaubt und nicht mehr kindgerecht ? Diesen Fragen geht Christine Schiedermann nach und zeigt in ihrem Buch, dass das Wort Gottes durchaus bei ...

Ist der christliche Glaube im 21. Jahrhundert überholt, verstaubt und nicht mehr kindgerecht ? Diesen Fragen geht Christine Schiedermann nach und zeigt in ihrem Buch, dass das Wort Gottes durchaus bei Kindern noch ankommt, Interesse weckt und sie begeistern kann. Es ist nämlich alles eine Frage der Vermittlung und der Begeisterung, die man kindgerecht gestaltet und weitergibt.

Um Kinder an den Glauben heranzuführen, ihre Neugier zu wecken und sie somit für die Rituale und Gebräuche zu sensibilisieren, nutzt die Autorin die Feste und Feiertage im Kirchenjahr, um diese für Kinder zu echten Events zu gestalten, ohne dass es ausufernd wird. Dabei geht es nicht um das teuerste Geschenk und das gegenseitige Übertrumpfen, sondern vielmehr darum, zurück zu den Wurzeln zu finden, zu entschleunigen und auf das Ursprüngliche zu besinnen- Zauberworte, die gerade im Umgang mit Kindern nicht wirklich einfach umzusetzen sind.

Aber gerade die Advents- und Weihnachtszeit bietet besinnliche Momente, gemütliches Beisammensein, heißen Kakao und heimeliges Kerzenlicht, um die Weihnachtsgeschichte und somit die Geburt Jesu für die Kinder interessant und verständlich zu machen.

Aber auch Erntedank, St. Martin, Ostern oder Himmelfahrt werden thematisch behandelt und mit wirklich tollen Ideen zum Umdenken von der angestaubten Liturgie in ein kindgerechtes Erleben verwandelt.

Es gilt, die Neugier der Kinder zu wecken, sie in den Abläufe zu integrieren und ihnen mit leicht verständlichen Worte den Glaubensalltag näher zu bringen.

In den grauen Infokästen " Kurz erklärt" wird wirklich das Wichtigste zusammengefasst, um Denkanstöße zu vermitteln, Impulse zu setzen und so hilfreiche Tipps und Ideen für den Alltag zu finden.

Dadurch, dass das Thema Weihnachten so unglaublich viel Platz einnimmt, werden die anderen christliche Feste eher kurz und knapp behandelt. Hier hätte ich mir ein bisschen mehr Balance gewünscht, aber ansonsten ein wirklich tolles Buch, um Kinder sanft an den christlichen Glauben heranzuführen.

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