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Veröffentlicht am 01.08.2021

Eine Legende des „weißen“ Sports

Julius oder die Schönheit des Spiels
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Sehr behütet wächst der junge Julius von Berg, der einer adeligen Familie entstammt, auf einer Burg im Rheinland auf. Schon früh beginnt er Tennis zu spielen und ihm ist bald klar, dass dies seine Laufbahn ...

Sehr behütet wächst der junge Julius von Berg, der einer adeligen Familie entstammt, auf einer Burg im Rheinland auf. Schon früh beginnt er Tennis zu spielen und ihm ist bald klar, dass dies seine Laufbahn bestimmen wird. Schon bald spielt er sich von einem Sieg zum nächsten. In Berlin entdeckt er das Nachtleben in Bars und Clubs, was ihm bisher fremd war. Nach und nach beeinträchtigen aber auch die Machenschaften des Nationalsozialismus sein Leben.


Ich selbst spiele nicht Tennis, jedoch interessiert mich der „weiße Sport“ schon immer sehr. Daher sind mir auch Namen wie Gottfried von Cramm und Donald Budge noch ein Begriff. Das unaufgeregte Cover von „Julius und die Schönheit des Spiels“ schafft einen guten Einstieg in die Thematik des Buches.

Tom Saller hat einen so unaufgeregten, bildhaften und einfühlsamem Schreib- und Erzählstil, mit dem er mich sofort in die Geschichte hinein zieht. Gekonnt wechsel er zwischen zwei Ich-Erzählern und mehreren zeitlichen Ebenen.
Die Spannung hält sich bis ca. zur Hälfte der Geschichte eher flach. Dann steigt sie stark an und bei den letzten Seiten hatte ich keine Chance das Buch weg zu legen. Ich habe Julius wegen seiner Zielstrebigkeit, seinem Respekt seinen Gegnern gegenüber, seiner Fairness und seiner Unbeugsamkeit bewundert, mit ihm gezittert, gebangt und gelitten.

Der Autor hat es geschafft, zwischen Fiktion und Tatsachen einen interessanten Roman über eine der größten deutschen Tennislegenden auf und neben dem Platz, den Tennisbaron Gottfried Alexander Maximilian Walter Kurt Freiherr von Cramm zu schreiben, indem auch die Nazivergangenheit und die Homosexualität im Sport (sogar heute noch ein Thema) eine Rolle spielen. Er beginnt und endet 1984.

Ein interessantes Buch mit tollen Tennisszenen, das nicht nur die Fans dieses Sports begeistern wird.

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Veröffentlicht am 23.07.2021

Firmenübergabe mit familiärem Konflikt

Tödliche Nachfolge
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Es herrscht Uneinigkeit in der Villa auf dem Pickartsberg in Wuppertal. Vater Andreas Keller möchte nach einem Jahr Praktikum die Geschäftsführung an seinen Sohn Sebastian weitergeben, der gerade an seiner ...

Es herrscht Uneinigkeit in der Villa auf dem Pickartsberg in Wuppertal. Vater Andreas Keller möchte nach einem Jahr Praktikum die Geschäftsführung an seinen Sohn Sebastian weitergeben, der gerade an seiner Masterarbeit schreibt; Mutter Josephine favorisiert Tochter Antonia für diesen Posten. Antonias Liebhaber Max Heberlein wähnt sich auch schon in den höheren Etagen der Firma Krigel GmbH. Als der Firmenchef einen Herzinfarkt erleidet, spitzt sich die Lage zu.

Über den Vorsitzenden der Aprather Sportschützen In der Beek hatte Rufus Madarack für sich und seine Clique, zu der auch Antonia und Sebastian Keller gehören, ein Gästeschießen arrangiert. Hier konnte Sebastian die alte Walther PK 380 seines Großvaters ausprobieren. Nach der anschließenden Grillfeier auf der Terrasse seines Elternhauses auf dem Pickartsberg liegt seine Schwester am folgenden Morgen tot auf dem Rasen. Erschossen mit der Waffe des Großvaters.

Die Kommissare Bresnik und Dick bekommen in diesem Fall Unterstützung von Louisa Breden, die nun Hauptkommissarin ist und die ihre Sache hier sehr gut macht, wie ich finde. Von ihren Verhörpraktiken können auch die alten Hasen noch was lernen. Da alle Mitglieder der Clique Schmauchspuren an den Händen haben, ist alles nicht so einfach wie es vielleicht scheint...


Ich habe schon einige Bücher von Sibyl Quinke gelesen und mag ihren unaufgeregten, lockeren und entspannten Schreibstil. Hier bin ich der stille Beobachter zwischen der Villa auf dem Pickartsberg und den Ermittlungen, der alles mitbekommt.
Die meisten Personen, denen ich hier begegne, möchte ich nicht zu meinem Freundeskreis zählen. Antonia, die verwöhnte Prinzessin, die sich immer noch von Mama betuteln lässt; ihr Lover Max, der nur Geld sucht und keine Liebe; Mama Josephine, die alle Fäden fest in der Hand hält und Oma Keller, die sich als Familienoberhaupt sieht und meint, nun wieder in die Geschäftsführung einsteigen zu müssen. Nee, in der Familie würde ich mich nicht wohlfühlen. Da verstehe ich Sebastian, dass er sich lieber in seine Studentenbude in Aachen zurückzieht.
Die Kommissare dagegen finde ich alle drei sehr sympathisch. Da ich sie gerne näher kennenlerne, finde ich es gut, dass ich hier auch einiges an Privatem erfahre.

Auch diesmal kommt der Lokalkolorit nicht zu kurz. Wuppertal kenne ich bisher nur von der Schwebebahn aus, würde mir aber gerne mal die Villen auf dem Pickartsberg, wenn auch nur von außen, anschauen. Durch Sebastian, der zu einem Firmen-Auslandseinsatz nach Frankreich abkommandiert wird, erfahre ich einiges Wissenswerte über Lyon, die Stadt der Seide an der Rhone.

Obwohl ich recht bald eine Ahnung hatte, wer Antonia auf dem Gewissen haben könnte, blieb bei mir die Spannung bis zum Schluss erhalten. Es war sehr interessant, den Kommissaren, hier besonders Louisa, über die Schulter schauen zu können.

Wer einen spannenden Fall ohne großes Blutvergießen lösen und interessante Menschen kennenlernen möchte, der ist hier genau richtig. Mir haben die Ermittlungen wieder richtig Spaß gemacht.

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Veröffentlicht am 21.07.2021

Guter Auftakt einer Familien-Trilogie

Das Limettenhaus
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Als Eva Morris die Verlobung mit Miguel Ferrer löst um dessen bis dahin besten Freund Fernando Fontamara zu heiraten, beginnt eine Familienfehde, die darin gipfelt, dass Eva, die ihren Fernando schon nach ...

Als Eva Morris die Verlobung mit Miguel Ferrer löst um dessen bis dahin besten Freund Fernando Fontamara zu heiraten, beginnt eine Familienfehde, die darin gipfelt, dass Eva, die ihren Fernando schon nach 12 Jahren Ehe verloren hat, Kuba nach einem großen Brand mit ihren Kindern Gabriel, Diana, Myriam und Nesthäkchen Clio verlässt. Sie kommen in Italien in der Nähe von Rom bei Fernandos Bruder Giacomo unter. Hier, wo Kultur und das politische Leben so ganz anders ist, wie in ihrer alten Heimat, fällt es besonders Diana schwer, sich einzuleben. Sie will ihre gerade erst beginnende Liebe zum Sohn des Widersachers Miguel Ferrer nicht aufgeben. Aber auch die anderen Familienmitglieder tun sich mit der neuen Situation nicht leicht.

Der Schreib- und Erzählstil von Valentina Cebeni ist so leicht und einfühlsam, die Beschreibungen so bildhaft, dass ich beim Lesen alles regelrecht vor mir gesehen habe. Sie vermittelt eine trügerische Idylle inmitten von Zypressen und Limettenbäumen im stilvollen Anwesen „La Goioisa“.
Beim Zugang zu den Protagonisten habe ich mich sehr schwer getan. Vielleicht sind es einfach zu viele Fontamaras, denen ich hier plötzlich gegenüber stehe. Am besten ist mir das noch bei Eva gelungen. Und bei der 16-jährigen Diana, die ich in ihrem Herzschmerz und ihrer Verwirrtheit so gerne in den Arm genommen und getröstet hätte. Alle Anderen sind mir nicht sehr nahe gekommen, blieben für mich bisher ohne Tiefe. Da dies der Auftakt einer Trilogie über die Frauen der Fontamara-Familie ist, werden sich die anderen Figuren, allen voran Myriam, Clio, Viola, Angela und Lia noch entwickeln, denke ich. Und darauf freue ich mich schon.

Gut eingearbeitet finde ich die politischen Wirrungen, die hier gerade auch Italien heimsuchen. Homosexualität und Judenverfolgung, das auch in unserer Zeit leider noch immer oder wieder ein Thema ist, werden hier z.B. anhand von Freundschaften, eingebunden.

An dem Mandelgebäck, das Myriam für Diana bäckt, werde ich mich bestimmt auch mal versuchen.

Trotz der kleinen Kritik hat mich die Geschichte um die Familie Fontamara mit ihren Frauen und Gabriel sehr gut unterhalten. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung und bin gespannt, wie es den Menschen, die ich hier kennengelernt habe, weiter ergeht.
Der erste Teil der Trilogie bekommt von mir 4 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 16.07.2021

Der gelungene Auftakt zu einer neuen Thriller Reihe

Die Verlorenen
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Seit 10 Jahren hat Sergeant Jonah Cooley nichts mehr von seinem ehemals besten Freund Detective Sergeant Gavin McKinney gehört. Nun taucht er plötzlich aus dem Nichts wieder auf. Warum soll Jonah nun unbedingt ...

Seit 10 Jahren hat Sergeant Jonah Cooley nichts mehr von seinem ehemals besten Freund Detective Sergeant Gavin McKinney gehört. Nun taucht er plötzlich aus dem Nichts wieder auf. Warum soll Jonah nun unbedingt zum Slaughter Quai, einer abseits an der Themse gelegenen Kaianlage kommen? Täuscht er sich oder klingt sein so taffer Freund ängstlich? Als er dann zur angegebenen Stelle kommt, beginnt für ihn ein großer Albtraum...


Dies ist mein erstes Buch, das ich von Simon Beckett gelesen habe. Und ich frage mich, warum bin ich nicht schon eher auf diesen Autor gestoßen? Ich war sofort in der Geschichte drin; der Schreibstil ist rasant und lässt beim Lesen kaum Pausen zu; die Cliffhanger treiben mich von einem Kapitel zum nächsten. Aber es gibt auch ruhigere Passagen, die mich nachdenken und mitfiebern lassen, ehe die Ermittlungen wieder in eine andere Richtung laufen. Und die Spannung – die steigt von Beginn an und löst sich in einem Showdown explosionsartig auf.

Jonah, der für Detective Inspector Jack Fletcher - ein unsympathischer Zeitgenosse - und seine Partnerin DS Bennet lange Zeit als Täter gilt, ohne ihm etwas nachweisen zu können, hat sich entschieden, auf eigene Faust den Taten in der Lagerhalle am Schlachter Quai auf den Grund zu gehen. Starrköpfig will er immer alles alleine stemmen, was ihn als Polizisten für mich manchmal etwas unglaubwürdig wirken lässt. Dass er da ständig in Gefahr schwebt und begibt, sollte klar sein.

So ganz bin ich mit der sehr unverhofften Auflösung, mit der ich in dieser Form gar nicht gerechnet hatte, nicht ganz zufrieden. Für mich ist das Motiv nicht schlüssig und es bleiben Fragen offen. Na gut, die werden vielleicht in einem der nächsten Bände geklärt. Darauf freue ich mich schon und bleibe gespannt. Auch auf die Entwicklung, die Jonah Cooley hoffentlich noch machen wird.

“Die Verlorenen“ von Simon Beckett – ein gut durchdachter, atmosphärisch dichter Auftakt mit einigen scheußlichen Gänsehautmomenten zu einer neuen Thriller Reihe. Gute und vor allem spannende Unterhaltung.

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Veröffentlicht am 11.07.2021

Sabine Buxbaum kann auch Thriller schreiben

Flussaufwärts
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Bis jetzt kannte ich nur eine Liebesgeschichte in der Kulisse des Paznauntales von Sabine Buxbaum. Und nun ein Thriller? Ich war sehr gespannt. Jetzt kann ich sagen, sie hat mich auch diesmal nicht enttäuscht.

Ally ...

Bis jetzt kannte ich nur eine Liebesgeschichte in der Kulisse des Paznauntales von Sabine Buxbaum. Und nun ein Thriller? Ich war sehr gespannt. Jetzt kann ich sagen, sie hat mich auch diesmal nicht enttäuscht.

Ally Wyatt, eine junge Journalistin reist nach Clinton, einer kleinen Stadt an der Grenze zu Illinois am Mississippi River, um hier ihre Recherche für eine Reportage über die von einem Serienmörder bestialisch ermordeten Frauen zu beginnen. Dabei erfährt sie, dass die Frauen alle auf ihre Art sehr unsympathisch waren. Sven Sjörgen, den man der Taten verdächtigt, hatte es in seinem bisherigen Leben auch nicht leicht. Zahlt er den Frauen die an ihm begangenen psychischen Verletzungen nun auf diese Weise heim? Zu dieser These kommt Ally nachdem sie einiges über die Getöteten in Erfahrung gebracht hat.
Sven Sjörgen, der nicht nur von dem Kopfgeldjäger Hank Hunter gejagd wird, lerne ich schon auf den ersten Seiten des Buches kennen. Ab hier lese ich die Geschehnisse jeweils aus seiner als auch aus Allys oder aus Hanks Sicht. Gerade die Einblicke in Svens Gedanken finde ich sehr interessant und aufschlussreich. Auch Ally interessiert sich langsam mehr für den Täter als für seine Opfer. Eine Mischung aus Angst und Neugier treibt sie an, bis sie ihm schließlich selbst in die Hände fällt.

Sabine Buxbaum schreibt leicht,einfach und flüssig, oft in kurzen knappen Sätzen und in kurzen Kapiteln, die die Spannung immer weiter steigern und weit oben hält. Ihre Beschreibungen von der Grenzregion und den Menschen, die dort leben, regen meine Sinne und meine Vorstellungskraft an. Ich meine den verbrannten Toast und den Schweiß im Pub von Walter Smith riechen zu können und das kalte Wasser des Mississippi zu spüren. Bilder entstehen in meinem Kopf. Mir gefallen die Menschen, die Ally zumeist sehr freundlich entgegen kommen.
Ally mit ihrer zugewandten, offenen, neugierige und mutigen Art hat sich meine Sympathien schnell gesichert. Auch die meisten anderen Menschen, die ich hier kennenlerne haben eine Art, die ich mag. Die Taten von Sven Sjörgen finde ich zwar absolut abscheulich und äußerst grausam. Aber er tut mir auch ein bisserl leid, wenn er die Schuld für sein Verhalten bei seinem ersten Opfer sucht, das ihn verspottet und abgewiesen hat. Früh genug in Therapie hätte man ihn vielleicht "retten" können.
Gestört hat mich die eingeflochtene Liebesgeschichte zwischen Hank und Ally. Bei einem Thriller mag ich das einfach nicht. Aber das ist meine ganz eigene Meinung.

Der Thriller von Sabine Buxbaum hat mich ansonsten sehr gut unterhalten und mir Gänsehautmomente und spannende Lesestunden geschenkt, die leider viel zu schnell vorüber waren.

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