Profilbild von mrs-lucky

mrs-lucky

Lesejury Star
offline

mrs-lucky ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit mrs-lucky über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.05.2017

ein Psychothriller mit einer dramatischen Geschichte

Wenn das Eis bricht
0

Die Geschichte beginnt mit einem grausamen Mordszenario: In einem modernen Vorort Stockholms wird im Haus des schwedischen Geschäftsmannes Jesper Orre eine Frauenleiche aufgefunden. Der Mord erinnert an ...

Die Geschichte beginnt mit einem grausamen Mordszenario: In einem modernen Vorort Stockholms wird im Haus des schwedischen Geschäftsmannes Jesper Orre eine Frauenleiche aufgefunden. Der Mord erinnert an eine Hinrichtung und lässt Ermittler Peter Lindgren an einen Fall denken, der vor 10 Jahren ungeklärt blieb. Damals war die Kriminalpsychologin Hanne Lagerlind an der Klärung des Falls beteiligt, sie soll auch diesmal bei den Ermittlungen helfen. Niemand ahnt, dass Hanne inzwischen mit einer beginnenden Demenz zu kämpfen hat und die Konfrontation mit der Vergangenheit sie vor unerwartete Herausforderungen stellt. Der Fall gestaltet sich schwierig, da sowohl die Identität des Opfers als auch der Verbleib von Jesper Orre lange im Unklaren bleiben.
Und dann ist da noch Emma, die heimliche Freundin Jesper Orres, die in Rückblenden von ihrer ungewöhnlichen und geheimen Beziehung berichtet sowie von traumatischen Ereignissen ihrer Kindheit.
Neben Emmas Erzählebene wird die Geschichte aus der Sicht von Peter Lindgren und Hanne Lagerlind erzählt. Im Fokus stehen nicht nur die Mordfälle, sondern die individuellen Schwierigkeiten der beteiligten Charaktere im Umgang mit ihren Liebesbeziehungen und die damit verbundenen zum Teil dramatischen Folgen.
Die Autorin wechselt geschickt zwischen den Erzählperspektiven, der Thriller ist sprachlich und auch psychologisch interessant, Täter und Motive bleiben lange unklar, so ganz konnte mich die Auflösung dann aber nicht überraschen. Sprachlich ist das Buch gut umgesetzt, es liest sich trotz des beträchtlichen Umfangs durchweg flüssig, die Charaktere wirken glaubhaft wenn auch nicht unbedingt sympathisch.

Veröffentlicht am 10.04.2017

eine spannende und bewegende Familientragödie

Good as Gone
0

Ein Buch das offenbar polarisiert, wenn man sich das Spektrum der Rezensionen ansieht. Bei den negativen Bewertungen habe ich allerdings den Eindruck, dass hier das Buch nicht verstanden wurde, in meinen ...

Ein Buch das offenbar polarisiert, wenn man sich das Spektrum der Rezensionen ansieht. Bei den negativen Bewertungen habe ich allerdings den Eindruck, dass hier das Buch nicht verstanden wurde, in meinen Augen lohnt es sich bei diesem Thriller, sich eine eigene Meinung zu bilden.

Die Geschichte beginnt mit einem albtraumartigen Ereignis. Die 13-jährige Julie wird vor den Augen ihrer jüngeren Schwester Jane aus dem Elternhaus in Houston entführt. Nach acht Jahren der Ungewissheit und Verzweiflung ist Julie plötzlich wieder da, steht einfach vor der Tür. Die erste Erleichterung weicht aber der Erkenntnis, dass der Albtraum noch lange nicht vorbei ist, zu sehr haben die vergangenen Jahre alle verändert. Und wer ist diese junge Frau, die in das Leben der Familie zurückgekehrt ist? Ist es wirklich Julie? Es gibt Anzeichen, die Zweifel säen und Julies Mutter Anna dazu bringen, Nachforschungen über Julies Vergangenheit anzustellen.

Neben diesem Handlungsstrang, der aus der Sicht von Anna erzählt wird, gibt es einen zweiten Teil, der Julies Sicht der Ereignisse darstellt. Dieser Handlungsstrang ist zunächst etwas verwirrend, da er in der Chronologie rückwärtsläuft, dieses Stilmittel macht aber auch eine Besonderheit des Buches aus. Ich finde den Aufbau des Buches gelungen, in dem zum einen die Geschichte in der Gegenwart vorangeht und die Erlebnisse nach Julies Rückkehr geschildert werden, währen in dem zweiten rückwärts laufenden Handlungsstrang der Leser nach und nach tiefere Einblicke in Julies Schicksal und Vergangenheit erhält. Ähnlich wie bei Anna werden so auch beim Leser zunehmend Zweifel an Julies Geschichte und Identität gesät. Diese wechselnden Identitäten scheinen einige Leser zu verwirren, dabei werden die Zusammenhänge eindeutig geschildert.

Das Buch ist spannend und bedrückend, vielleicht berührt mich die Geschichte auch besonders, weil ich eine Tochter habe in dem Alter, mit dem Julie verschwunden ist und es eine meiner Ängste ist, dass ich in der Pubertät die Verbindung zu ihr zu sehr verlieren könnte. Die Beziehungen innerhalb der Familie sind ein zentrales Thema des Buchs, aber auch Vertrauen, Missbrauch und der Umgang mit Schuldgefühlen.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen und mich sehr bewegt. Es wird allerdings schnell klar, dass die Geschichte ähnlich wie „Gone Girl“ oder „Girl on the Train“ auf überraschende Wendungen setzt, was beim Lesen die Sinne dafür schärft und das Buch letztendlich eher vorhersehbarer macht, dafür gibt es einen Punkt Abzug.

Ich habe das Hörbuch zum Buch gehört, das von Katharina Thalbach und ihrer Tochter Nellie gelesen wird. Nellies manchmal schleppend wirkender Vortrag passt in meinen Augen nicht zu Julies Charakter, Annas Part ist da deutlich glaubhafter.

Veröffentlicht am 20.03.2017

Ein spannender aber auch sehr schonungsloser Thriller

Ragdoll - Dein letzter Tag (Ein New-Scotland-Yard-Thriller 1)
0

„Ragdoll – Dein letzter Tag“ von Daniel Cole ist ein spannender aber auch brutaler Thriller. Derart gewalttätige Geschichten sind eigentlich nicht mein Fall, der durchweg hohe Spannungsbogen und die Psychothriller-Elemente ...

„Ragdoll – Dein letzter Tag“ von Daniel Cole ist ein spannender aber auch brutaler Thriller. Derart gewalttätige Geschichten sind eigentlich nicht mein Fall, der durchweg hohe Spannungsbogen und die Psychothriller-Elemente haben mich jedoch so gefesselt, dass ich dabei geblieben bin.
Schon im Prolog gibt es eine heftige Szene, als während einer Gerichtsverhandlung der Ermittler Detective Layton-Fawkes, genannt Wolf, den Angeklagten brutal niederschlägt.
Die eigentliche Handlung setzt dann gut 4 Jahre später ein, Detective Wolf ist nach einiger Zeit in psychiatrischer Betreuung rehabilitiert und in seinen Job bei der Londoner Polizei zurück gekehrt, als er zu einem grausigen Tatort gerufen wird. Fixiert von hunderten feiner Fäden hängt eine Leiche von der Decke. Und auch der Leichnam selbst ist alles andere als gewöhnlich, denn er wurde aus den Leichenteilen 6 verschiedener Toter grob zusammengenäht. Noch dazu scheint diese Leiche auf Wolfs Wohnung zu zeigen, die in einem Block gegenüber liegt, und seine Exfrau, die als Journalistin bei einem Nachrichtensender arbeitet, erhält eine Liste mit den Namen und Todesdaten von sechs weiteren Opfern, Wolf selbst ist der letzte auf der Liste.
Dieser Fall stellt die Londoner Polizei vor einige Herausforderungen nicht nur aufgrund der emotionalen Betroffenheit der Ermittler. Der Täter ist intelligent und scheint der Polizei immer einen Schritt voraus zu sein.
Der Autor schont seine Charaktere nicht, er offenbart ihre Schwächen ebenso wie ihre Stärken. Die Sprache ist oft sehr direkt und schockt den Leser so manches Mal mit grausamen Details. Die Geschichte wird aus wechselnden Perspektiven erzählt, mal aus Sicht von Wolf, mal aus der seiner Exfrau oder auch der Kollegen Baxter und Edmunds. Dann wieder werden die Geschehnisse von einer Art Erzähler zusammengefasst, was mich an einigen Stellen vom Stil an das Kino-Genre Film-Noir erinnert hat. Die Charaktere sind überzeugend und polarisierend, er entlarvt Schwächen und auch Stärken der Figuren, nimmt gleichzeitig aber auch die Reaktion der Bevölkerung und vor allem der Medien aufs Korn. Das Ende und die Auflösung konnten mich nicht ganz überzeugen, dazu ist für meinen Geschmack die ganze Geschichte zu realitätsfern, insgesamt ist dies aber ein spannender Einstig in eine neue Thriller-Reihe.

Veröffentlicht am 20.03.2017

interessanter Auftakt, es fehlt aber etwas an Spannung

Der Turm der toten Seelen
0

“Der Turm der toten Seelen“ ist der Auftakt einer Krimireihe um den Stockholmer Polizisten Leo Junker, verfasst von dem damals erst 27-jährigen Autor Christoffer Carlsson. Der Autor wird hoch gelobt und ...

“Der Turm der toten Seelen“ ist der Auftakt einer Krimireihe um den Stockholmer Polizisten Leo Junker, verfasst von dem damals erst 27-jährigen Autor Christoffer Carlsson. Der Autor wird hoch gelobt und als würdiger Nachfolger von Henning Mankell oder Stieg Larsson angepriesen, was mir allerdings nach dem Hören des Hörbuchs des ersten Bandes etwas hochgegriffen erscheint.
Hauptfigur Leo Junker ist Polizist in Stockholm, wurde jedoch vom Dienst suspendiert, nachdem er bei einem Einsatz versehentlich einen Kollegen erschossen hat. Nach diesem Ereignis ist Leo physisch und psychisch stark angeschlagen, der Leser erfährt im Verlauf der Geschichte, dass dies nicht der erste Schicksalsschlag war, den Leo verkraften muss.
Durch den Mord an einer jungen Frau in seinem Wohnhaus wird er aus seiner Lethargie aufgeschreckt und beginnt auf eigene Faust zu ermitteln. Ein Detail des Falls erinnert ihn an seine Jugend in Salem, einem kleinen Ort in der Nähe Stockholms, an die dort vorherrschende Gewalt, seine erste Liebe und seinen damaligen besten Freund John Grimberg. Tragische Ereignisse haben die Freundschaft damals zerstört, und obwohl Leo Johns Rache fürchtet, stellt dieser ein wichtiges Bindeglied zu dem aktuellen Mordfall dar.
Dieser Thriller ist sehr eng mit Leos Geschichte verknüpft. In vielen Rückblenden wird von den Ereignissen aus Leos Jugend erzählt, aber auch von den Umständen, die zu seiner Suspendierung geführt haben. Die Erzählung springt zwischen den Zeitebenen, ich brauchte ab und an einen Moment um zuzuordnen, wann das Geschehen gerade angesiedelt ist. Die Stimmung ist analog zu Leos Gemütsverfassung oft düster, wie sein durch Medikamente getrübter Geist, wirken die Schilderungen teils nicht nur schwermütig sondern auch schwerfällig, was dem Thriller leider an Spannung nimmt. Die Einblendungen der an Leo gerichteten Briefe machen zwar zunächst neugierig, sind aber dann doch zu schnell durchschaubar. Lediglich gegen Ende des Buches nimmt die Geschichte mit ein paar spannenden Wendungen Fahrt auf.
Die Schilderungen sind interessant trotz der oft kurzen Sätze, die Atmosphäre ist stimmig. Leo ist als Hauptfigur nicht immer sympathisch aber deutlich vielschichtiger als der Thriller insgesamt. Im Vergleich zu den Büchern von Stieg Larsson fehlt mir die Komplexität, und die Geschichte ist zu vorhersehbar. Gerade gegen Ende der Geschichte zeigt Leo Junker jedoch, was in ihm steckt, so dass ich dennoch neugierig bin, ob die Folgebände eine Steigerung darstellen.
Die Übersetzung des Titels ist wie so oft eher abschreckend, „Der unsichtbare Mann aus Salem“ trifft es deutlich besser.

Veröffentlicht am 20.03.2017

eine zauberhafte Geschichte über die späte Liebe

Und jetzt lass uns tanzen
0

Der Roman „Und jetzt lass uns tanzen“ der belgischen Autorin Karine Lambert erzählt auf berührende Weise von der zauberhaften Geschichte einer späten Liebe.
Marguerite und Marcel sind 78 und 73 Jahre alt, ...

Der Roman „Und jetzt lass uns tanzen“ der belgischen Autorin Karine Lambert erzählt auf berührende Weise von der zauberhaften Geschichte einer späten Liebe.
Marguerite und Marcel sind 78 und 73 Jahre alt, als sie sich zufällig während einer Thermalkur in den französischen Bergen begegnen. Beide sind seit wenigen Monaten verwitwet und von diesem Verlust auf ganz unterschiedliche Weise betroffen. Während Marcel nach dem tragischen Unfalltod seiner geliebten Ehefrau mit dem Alleinsein kämpft, wurde Margerite in ihrer Ehe jahrelang von ihrem Ehemann dominiert und muss erst schrittweise lernen, mit ihrer ungewohnten Freiheit und Selbstständigkeit umzugehen. Als Notargattin hat sie zwar ein komfortables aber fremd bestimmtes Leben geführt und nie wirkliche Liebe erlebt. Umso mehr faszinieren sie die Aufmerksamkeit und die sensible Art Marcels. Entgegen der Ressentiments ihres Umfelds und trotz einiger Hindernisse wagen die beiden einen Neuanfang.
Der Roman erzählt abwechselnd aus der Sicht der beiden Hauptcharaktere und beschreibt auf einfühlsame und behutsame Weise von ihren Gefühlen und Vorbehalten ohne ins Kitschige abzurutschen. Mir hat die manchmal einfach erscheinende aber auch prägnante Sprache gut gefallen, die Raum für das Kopfkino lässt. Marcel und Margerite kommen aus ganz verschiedenen Verhältnissen und sind ganz unterschiedliche Charaktere. Ihre Schicksale berühren ebenso wie ihr offener und herzlicher Umgang miteinander. Trotz ihres Alters wirken sie manchmal wie zwei frisch verliebte Teenager. Ihre Geschichte macht Mut, auch nach dem Verlust eines geliebten Menschen nicht die Hoffnung zu verlieren und sich zum „alten Eisen“ abstempeln zu lassen.
Ein wenig gestört hat mich die Gebrechlichkeit, mit denen Marguerite und Marcel zum Teil beschrieben wurden. Gerade mit dem sozialen Hintergrund der beiden sind 73 und 78 Jahre kein Alter, mit dem heutzutage als gebrechlich oder senil gelten muss.
Ansonsten hat mir diese herzerwärmende Geschichte sehr gut gefallen, Iris Berben findet für das Hörbuch den richtigen Ton, so dass es sehr angenehm ist, die Geschichte auf diesem Weg erzählt zu bekommen.