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Veröffentlicht am 24.07.2021

Eine besondere Freundschaft

Wir für uns
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Josie ist 41 und schwanger. Zum ersten Mal und das in verhältnismäßig „hohem“ Alter ´- doch das ist nicht mal das Hauptproblem. Das ist Bengt ihr sogenannter „Freund“, der immer den Dienstagabend für sie ...

Josie ist 41 und schwanger. Zum ersten Mal und das in verhältnismäßig „hohem“ Alter ´- doch das ist nicht mal das Hauptproblem. Das ist Bengt ihr sogenannter „Freund“, der immer den Dienstagabend für sie reserviert hat und das seit immerhin neun Jahren. Kathie ist 70 und hat gerade ihren Mann verloren. Es gab nicht immer nur glänzende Zeiten und mit dem Sohn läuft es auch nicht gerade rund… Nun will das Schicksal, dass die beiden Frauen aufeinandertreffen und es entsteht eine Freundschaft, die Früchte trägt.

Zu Beginn hatte ich meine Schwierigkeiten mit der Figur der Josie, die sich von einem Mann über Jahre hinhalten lässt. Mir erschien sie für ihn als Betthäschen, während sie wirklich von ihm abhängig war. Für eine Frau mittleren Alters und einer guten Position im Jugendamt schon ein bisschen speziell. Da konnte ich mit Kathie, der frischen Witwe doch mehr anfangen, aber auch da taten sich schon bald Abgründe auf.

Gelungen fand ich die Auseinandersetzung mit der Schwangerschaft und auch dem Thema Trisomie 21. Hier wird gezeigt, dass Menschen mit der Erkrankung auch ein völlig zufriedenes Leben haben können und man manchmal einfach nur seine Haltung vielleicht überdenken sollte. Gleiches gilt für einen anderen Themenbereich, der mit einer Behinderung oder Krankheit so gar nichts zu tun hat, aber auch eine Frage der Haltung ist. Um Spoiler zu vermeiden bleibe ich sehr vage. Warum kann denn im 21. Jahrhundert noch immer nicht einfach jeder so leben, wie er/sie das möchte? Warum muss wegen so etwas ein Fass aufgemacht werden? Hier der Autorin ein Hoch, wie sie Josie argumentieren ließ – und zwar in beiden Belangen. Es war eine tolle Entwicklung, die die zu Beginn des Buches so abhängige und scheinbar völlig unselbstständige Frau gemacht hat und dabei war es auch wirklich authentisch. Gewachsen mit den Aufgaben und Herausforderungen, macht sie eine immer bessere Figur und wirkt auch auf Dritte positiv ein. Darunter natürlich Kathie, die ihren Laden schon immer geliebt hatte, auf Drängen der Ökonomie und ihrer Familie vor 12 Jahren jedoch die Pforten schloss und nun überdenkt ihn wieder zu öffnen.

Der Schreibstil mit den wechselnden Perspektiven ist lebendig und es lässt sich auch sehr gut lesen, sodass ich nach zwei Tagen mit dem Buch durch war. Die Entwicklung der Charaktere war überzeugend und die Freundschaft der beiden Frauen hat mir sehr gut gefallen. Ebenso die Tatsache, dass in beiden Familien so einiges nicht immer bilderbuchmäßig war und seine Auswirkungen bis heute bestehen, aber auch Wege aufgezeigt werden, wie man sich solchen Situationen stellen kann, sodass sie ein wenig von ihrem Schrecken verlieren können.

Es gab viele Baustellen in dem Buch, wie im echten Leben. Allerdings wurde mir dann manches einfach zu schnell und zu nebensächlich mal eben eingestreut. Das waren schon elementare Dinge im Roman, die dann plötzlich da waren und auf die dann nicht so eingegangen wurde, wie ich das erwartet hätten. Auch der Schluss kam mir ein bisschen plötzlich, als habe schnell alles notiert werden müssen, da die Seitenzahl erreicht ist. Und dennoch hat mich die Geschichte an sich gut unterhalten, sodass ich unter dem Strich drei Sterne gebe. Ich muss aber auch einfach noch anfügen, dass es nicht so ganz mein Genre ist und ich vielleicht begeisterter wäre, wäre es nicht nur mal eine Abwechslung zu meinen Krimis und Thrillern gewesen, die ich neben Sachbüchern, am häufigsten lese.

Veröffentlicht am 17.07.2021

Licht und Schatten

Fräulein Mozart und der Klang der Liebe (Ikonen ihrer Zeit 4)
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Salzburg, 1751, 1766-1785: Nannerl, die große Schwester von Wolfgang Amadeus Mozart, muss immer zurückstehen. Ihr Bruder steht im Zentrum und hat als Junge bzw. Mann viele Freiheiten, die einer Frau in ...

Salzburg, 1751, 1766-1785: Nannerl, die große Schwester von Wolfgang Amadeus Mozart, muss immer zurückstehen. Ihr Bruder steht im Zentrum und hat als Junge bzw. Mann viele Freiheiten, die einer Frau in der Zeit einfach nicht eingeräumt wurden. Die Geschwister eint jedoch die Liebe zur Musik. Doch während Wolfert sein Leben nach Belieben leben kann, muss Nannerl sich den Konventionen beugen und für die Familie einstehen.
Ich mag historische Bücher und ganz besonders solche, die sich mit Frauen und ihrer Lebenswelt beschäftigen. Darum musste ich hier einfach zugreifen. Nannerl, die eine begnadete Musikerin war, wurde von den Menschen verehrt, jedoch stand sie schon früh im Schatten ihres Bruders. Dass sie zurückstecken muss fällt ihr nicht so leicht, aber sie liebt ihren Bruder und vertreibt sich ihre Zeit mit gesellschaftlichen Anlässen. Dort lernt sie auch einen Mann kennen. Die beiden empfinden sehr viel füreinander, jedoch ist eine Ehe nicht möglich. Wird Nannerl ihr Glück finden? Das ist die Frage, die über allem schwebt. Wird sie in einer so stark an den Männern und ihren Bedürfnissen ausgerichteten Welt ihren Weg finden?
Ich fand es super, dass Nannerl hier aus dem Schatten ihres Bruders heraustrat und im Fokus stand. Zwischendurch fehlte mir ein wenig die Tiefe und ich fand den Schreibstil stellenweise ein bisschen arg simpel gestrickt. Die Geschichte als solche ist interessant, leicht nachvollziehbar und hat mich auch emotional angesprochen. In Teilen ist sie aber plötzlich erschreckend banal, bevor wieder irgendein Knaller kommt. Wie Frauen damals zu leben hatten – ich bin so froh im Hier und Heute zu leben, das wurde mir hier wieder einmal so richtig vor Augen geführt. Leider fand ich die Charaktere teilweise nicht so richtig ansprechend beschrieben (Nannerl ist aber wirklich hervorragend gezeichnet, und das ist ja besonders wichtig), dafür war der Zeitgeist richtig gut rübergekommen.
Unter dem Strich gab es viel Licht, aber auch einiges an Schatten. Für mich war es das schwächste Buch der Reihe.

Veröffentlicht am 13.07.2021

Nicht Becketts bestes Werk

Die Verlorenen
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Jonah Colley wird von einem alten Freund angerufen und zu einem Lagerhaus gebeten. Die beiden Polizisten hatten seit Jahren keinen Kontakt mehr, doch Jonah folgt dem Ruf des Freundes und gerät mitten in ...

Jonah Colley wird von einem alten Freund angerufen und zu einem Lagerhaus gebeten. Die beiden Polizisten hatten seit Jahren keinen Kontakt mehr, doch Jonah folgt dem Ruf des Freundes und gerät mitten in einen Alptraum. Der Freund ist tot und nicht nur er. Zudem wird Jonah schwer verletzt und gerät ins Fadenkreuz der Ermittlungen. Zudem werden alte Wunden aufgerissen…

Jonah hat vor zehn Jahren seinen Sohn verloren, seine Ehe ging in die Brüche und er lebt noch immer in einer heruntergekommenen Gegend. In der Zeit zerbrach auch die Freundschaft zu seinem langjährigen Freund Gavin. Mittlerweile hat sich Jonah mit all dem arrangiert, doch dann kommt Gavins Anruf und nichts ist mehr, wie es war. Wie aus einem Hilferuf so eine Geschichte wird, ist schon überraschend und war im Vorfeld so nicht zu erwarten. Teilweise ist die Geschichte völlig undurchsichtig, sodass ich schnell weiterlesen musste und wollte. Manches war verwirrend, einiges überraschend. Der Schreibstil ist in Ordnung, wenn mich auch manche Wiederholung (ich sage exemplarisch nur mal „lange Beine“) genervt haben. Schlimmer fand ich jedoch den Protagonisten Jonah. Er war mir mit seiner schweren Verletzung viel zu aktiv und auch deutlich zu stark. Dann kassiert er noch etliche Tritte und Schläge obendrauf – das hält ihn aber nur kurz auf, bevor er sich wieder in das Getümmel stürzt. Für mich wenig bis gar nicht nachvollziehbar und leider auch so gar nicht authentisch. Selbst für den härtesten Polizisten (denn das ist Jonah ja, auch wenn man im Buch davon gar nichts merkt….) ist das wenig authentisch.

Das Ende war dann irgendwann genauso und nicht anders zu erwarten – da kann ich nicht näher drauf eingehen, um Spoiler zu vermeiden, aber es ist genauso konstruiert, wie man das erwartet und entsprechend nicht mehr wirklich spannend.

Es ist sicher nicht das stärkste Buch des Autors, jedoch ist es auch deutlich besser als andere aus seiner Feder. Ich werde die Reihe wahrscheinlich fortsetzen, denn trotz aller Kritik habe ich Interesse entwickelt und ich glaube, dass Beckett das besser kann.

Veröffentlicht am 05.07.2021

Zwiegespalten

Betreff: Falls ich sterbe
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Carolina ist eine junge Mutter, die einfach überfordert ist und auch mit ihrem Partner und dem Vater des Kindes läuft nicht alles rund. Die junge Familie muss sich noch finden, doch eines Morgens ist Aksel ...

Carolina ist eine junge Mutter, die einfach überfordert ist und auch mit ihrem Partner und dem Vater des Kindes läuft nicht alles rund. Die junge Familie muss sich noch finden, doch eines Morgens ist Aksel tot. Er war erst 34 Jahre alt und Carolina steht nun vor einem Scherbenhaufen.

Schon der Titel und der Klappentext haben mich direkt angesprochen und dann ist die Geschichte auch noch autofiktional - da war schnell klar, dass ich die Geschichte lesen möchte. Zu Beginn war ich auch Feuer und Flamme, denn dank der Erzählform ist man direkt mittendrin und fand es richtig schlimm, wie Carolina ihren Partner gefunden hat. Gerade bei einem jungen Vater rechnet man mit so etwas ja nicht und der Schock ist unvorstellbar groß. Nicht nur bei Carolina, sondern auch bei ihrer und seiner Familie, denn von einer Erkrankung weiß niemand etwas. Ihr Schmerz und ihre Verzweiflung sind extrem spürbar und man fragt sich automatisch, wie es einem selbst in der Situation gehen würde. Das macht das Lesen nicht gerade leicht, aber es ist natürlich interessant und regt zum Nachdenken an.

Immer wieder gibt es Rückblenden, die das Kennenlernen und das Leben von Carolina und Aksel beleuchten und ihre „Liebe“ zeigen. Hier beginnt auch schon eine Sache bei der ich sehr zwiegespalten bin. Zum einen finde ich es natürlich super, dass die Autorin offen, ehrlich und schonungslos nüchtern die Dinge betrachtet, andererseits wird es so extrem kalt, und ihre Liebe, naja, ich verstehe da schon etwas anderes darunter.

Die Geschichte hat mich wirklich ziemlich oft bewegt, mal war ich entsetzt, mal genervt, mal traurig, mal von allem etwas. Zwischendurch war ich auch kurz davor quer zu lesen, da es ziemlich zäh und langatmig wurde. Manchmal konnte ich die Schilderungen der Protagonistin auch nicht mehr ertragen. Abzug gibt es zudem, da die Mail, die im Titel so präsent ist und zu der ich gerne deutlich mehr erfahren hätte, nur mal am Rande erwähnt wird.

Das Buch hätte in deutlich abgespeckter Form sicher mehr überzeugt, so bleibt mir vor allem in Erinnerung, wie froh ich war, dass ich dieses fast 500 Seiten starke Buch erleichtert zugeschlagen habe und mich von Carolina verabschiedet habe, denn mit ihr konnte ich nun wirklich nichts anfangen. Sie wirkt einfach extrem unsympathisch und schon vor Aksels Tod war sie sicher alles andere als eine umgängliche Frau. An einigen Stellen hatte ich auch das Gefühl, dass sie ihren verstorbenen Lebensgefährten auch zu hart kritisiert. Einerseits war sie vielleicht nur ehrlich, andererseits denke ich, dass der Sohn vielleicht irgendwann das Buch lesen könnte und dann wird mir schon anders – sorry, das Leben ist zwar sicher kein Ponyhof, aber das muss ein Kind sicher nicht lesen – vor allem nicht in dem kühlen Tonfall.

Insgesamt bin ich sehr zwiegespalten und ich glaube nicht, dass ich dieses Buch jemandem empfehlen würde der gerade in einer ähnlichen Situation ist. Ich bewundere ihren Mut zur Ehrlichkeit und den Kampf zurück ins Leben, aber es gibt viele andere Dinge, die mich gestört haben, ergo drei Sterne.

Veröffentlicht am 17.06.2021

Gut geschrieben, aber nicht komplett überzeugend

BECOMING
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Michelle Obama stammt auch einem einfachen Haushalt mitten aus Chicago. Sie hat einen älteren Bruder, liebende Eltern und schon früh erkennt sie, dass sie einen gewissen Ehrgeiz an den Tag legt bzw. legen ...

Michelle Obama stammt auch einem einfachen Haushalt mitten aus Chicago. Sie hat einen älteren Bruder, liebende Eltern und schon früh erkennt sie, dass sie einen gewissen Ehrgeiz an den Tag legt bzw. legen muss, um ihren eigenen Ansprüchen zu genügen, sowie die Erwartungen Dritter zu überbieten. Diese Autobiografie erstreckt sich von ihrer Geburt bis zum Ende ihrer Zeit als FLOTUS.
Ich bin auch einen Tag nach Beenden des Buches noch zwiegespalten. Es war in Teilen wirklich unterhaltsam und erhellend, auf der anderen Seite war es auch zu durchgestylt und gerade die junge Michelle war mir mit ihrem extremen Ehrgeiz etwas unsympathisch. An sich ist es gut geschrieben(und übersetzt), aber einiges wurde gebetsmühlenartig wiederholt und gerade der erste Teil war für mich einfach nicht unterhaltsam (genug). Die junge Michelle ist sicher wichtig für die Entwicklung, aber irgendwie mochte ich die junge Michelle nicht, ihre Schilderungen von Kleinigkeiten war manchmal echt ermüdend – so ermüdend, dass ich das Buch eine ganze Weile zur Seite gelegt hatte und einige Bücher dazwischen las. Sie blickte mich immer wieder vom Cover mit ihrem strahlenden Lächeln an, daher habe ich dem Buch doch noch eine Chance gegeben und dann würde es mit dem zweiten und dritten Teil auch deutlich interessanter für mich.
An sich mag ich das, was man von MO als First Lady zu sehen bekam und hier auch lesen konnte. Sie ist eher die ruhige Gattin im Hintergrund, die ihre eigenen Projekte hat, die sie vorantreibt. Hierbei liegen ihr vor allem Kinder am Herzen und junge Frauen – während die Politik als solche einfach nicht ihr Feld ist. Sie scheint taff, aber auch verletzlich, wie man immer wieder zwischen den Zeilen spürt und daher wäre sie wohl wirklich nicht für ein solches Amt gemacht, obwohl man ihr schon sehr viel zutrauen könnte mit ihren Anschlüssen und ihrer Arbeitsmoral.
Rassistische Anfeindungen erlebte sie schon als Kind, im Wahlkampf bekam sie dann noch einmal volle Breitseite und hatte damit zu hadern. Dazu ist sie auch noch eine Frau, inklusive gewisser Vorurteile. Eine falsche Jacke, eine falsche Bewegung, all das wurde auf die Goldwaage gelegt und damit musste MO erst einmal zurechtkommen. Da eine FLOTUS keine Stellenbeschreibung erhält, kein Drehbuch, musste sie in der ersten Amtszeit erst einmal ihren Weg finden – ist ihr bekanntlich recht gut gelungen.
Vielleicht wirkt das Buch ein bisschen arg wie der amerikanische Traum. Sie ist die Aufsteigerin, die es aus einem schwierigen Viertel in Chicago mit extrem harter Arbeit bis ins Weiße Haus geschafft hat, aber so ist es nun einmal und damit muss sie auch sicher nicht hinter dem Berg halten – ganz im Gegenteil.

Unter dem Strich war es dann eine weitgehend gelungene Biografie mit Abstrichen am Anfang, ohne echte Ecken und Kanten. Irgendwie hatte ich auch erwartet, dass es echte Offenbarungen enthält, aber ich habe dahingehend nichts gefunden.