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Veröffentlicht am 29.09.2021

Hatte mir mehr erwartet

Was bleibt, wenn wir sterben
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Was bleibt, wenn wir sterben? Dieser Frage widmet sich die Trauerrednerin Louise Brown in ihrem gleichnamigen Buch aus dem Diogenes-Verlag.

Nach dem Tod ihrer Eltern kurz hintereinander beschäftigt sich ...

Was bleibt, wenn wir sterben? Dieser Frage widmet sich die Trauerrednerin Louise Brown in ihrem gleichnamigen Buch aus dem Diogenes-Verlag.

Nach dem Tod ihrer Eltern kurz hintereinander beschäftigt sich die Journalistin Louise Brown mit dem Tod und der Trauer und findet ein neues Berufsfeld als Trauerrednerin für sich selbst. Über ihre Erfahrungen mit der eigenen Trauer und der Trauerarbeit mit anderen Hinterbliebenen schreibt sie in ihrem Buch, das in drei Teile gegliedert ist.

Zunächst widmet sie sich der Konfrontation mit dem Tod, dann dem Leben mit der Trauer und schließlich im dritten Teil dem Thema „Die Endlichkeit annehmen“. In ihren Text lässt sie auch immer wieder Teile ihrer Trauerreden und Zitate einfließen.

Der Schreibstil ist fließend, teilweise fast schon philosophisch und dem Thema angemessen ruhig. Die Überschriften gefallen mir dabei besonders gut (z. B. „Strampeln zwischen den Seerosen oder Selbstbestimmtes Sterben“). Inhaltlich konnte die Autorin mich allerdings nicht überzeugen. Mir gehen die Gedanken nicht tief genug. Interessante Aspekte werden oft nur wortreich und sphärisch umschrieben, um dann direkt zum nächsten Gedanken oder der nächsten Trauergeschichte zu springen. Außerdem kommt mir der tröstende Aspekt zu kurz.

Das Thema Trauer ist ein sehr sensibles und für jeden bedeutet es sicherlich etwas anderes. Dieses Buch begibt sich einfühlsam auf den Weg verschiedener Trauergeschichten. Die großen Erkenntnisse zu dem, was nach dem Tod bleibt, kann es aber nicht liefern.

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Veröffentlicht am 03.08.2021

Mutmachend für Angehörige, sprachlich ausbaufähig

manchmal geschüttelt, immer berührt
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Wir haben meine Oma, die an Morbus Parkinson erkrankt war, über 20 Jahre damit begleitet, durch alle Höhen und Tiefen, die diese Erkrankung mit sich bringt.

Dass Parkinson weit mehr als das Zittern der ...

Wir haben meine Oma, die an Morbus Parkinson erkrankt war, über 20 Jahre damit begleitet, durch alle Höhen und Tiefen, die diese Erkrankung mit sich bringt.

Dass Parkinson weit mehr als das Zittern der Hände bedeutet, wissen oft nur die Angehörigen eines Parkinson-Patienten. Und genau diesen hat Martha Strubinger in ihrem Buch „Manchmal geschüttelt immer berührt“ eine Stimme gegeben.

Die Berichte zeigen unterschiedlichste Facetten der Erkrankung, deren Umgang damit und die Gedankengänge Betroffener und Angehöriger. Die Stimmung ist mal tieftraurig und aussichtslos, mal hoffnungsfroh und mutmachend.

Sprachlich bewegt sich das Buch leider auf keinem hohen Niveau. Die Texte sind nicht editiert, wohl um möglichst authentisch zu bleiben. Für mich hat das die Lesefreude allerdings etwas getrübt. Ich hätte mir außerdem auch längere und tiefergehende Einblicke gewünscht.

Für Menschen, die sich mit der Diagnose Parkinson im näheren Umfeld auseinandersetzen müssen, kann das Buch eine Stütze sein, die zeigt, dass auch andere mit ähnlichen Sorgen und Problemen zu kämpfen haben, aber auch Hoffnung und Mut schöpfen konnten.

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Veröffentlicht am 25.07.2021

Interessant, aber zu große Datenflut und nur teilweise auf Europa übertragbar

Fair gehandelt?
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In ihrem Buch “Fair gehandelt – wie unser Konsumverhalten die Gesellschaft spaltet“ schreibt die Soziologin und Stadtplanerin Elizabeth Currid-Halkett über die Entwicklung unseres Konsumverhaltens vorwiegend ...

In ihrem Buch “Fair gehandelt – wie unser Konsumverhalten die Gesellschaft spaltet“ schreibt die Soziologin und Stadtplanerin Elizabeth Currid-Halkett über die Entwicklung unseres Konsumverhaltens vorwiegend im Laufe des letzten Jahrhunderts.

Während sich die Eliten früher vor allem durch demonstrativen Konsum, d. h. den Kauf teurer Luxusgüter, wie Autos, Geschirr, Designerkleidung auszeichnete, ist diese Art der Identifizierung einer Schicht in den Hintergrund gerückt worden, da es heute auch den unteren Gesellschaftsschichten möglich ist, diese Güter zu kaufen. Die „neue Elite“ zeichnet sich vielmehr durch unsichtbaren Konsum, wie Bildung, Beschäftigung von Haushaltshilfen o. ä aus. Aus Sicht der Autorin trägt diese Entwicklung zu einer weiteren Spaltung der Gesellschaftsschichten bei, da die Oberschicht z. B. durch Ausgaben in Bildung weiter zu ihrem Aufstieg beiträgt.

Das Buch enthält viele interessante Informationen zu unserem Konsumverhalten. Was ich als schwierig empfinde, ist die Tatsache, dass sich das Buch ausschließlich auf die USA bezieht und meines Erachtens nicht 1:1 auf andere Länder übertragbar ist. Allein die großen Unterschiede im Bildungssystem halte ich für einen Faktor, der es unmöglich macht, die Thesen als global gültig darzustellen. Außerdem fehlen mir Lösungswege, die die beschriebene Spaltung der Gesellschaft aufhalten oder umkehren können, wenn die grundlegenden Faktoren für die Konsumentscheidungen der Elite an sich nicht verwerflich sind.

Aufgrund der hohen Datendichte lässt sich das Buch stellenweise schwer lesen. In manchen Abschnitten wird der Leser mit Zahlen bombardiert, die den Lesefluss hemmen. Interessant und gut lesbar fand ich dagegen die Anekdoten z. B. zu Unternehmensgründungen, die die Zeichen der Zeit erkannt haben und das veränderte Konsumverhalten (der Eliten) zu nutzen wissen.

Currid-Halketts Buch enthält interessante Informationen und beleuchtet spannende Entwicklungen unseres Konsumverhaltens, der reine Bezug auf die USA machen es allerdings nur bedingt für Europa relevant und die Datenflut im Fließtext beeinträchtigt den Lesefluss stellenweise zu stark

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Veröffentlicht am 21.07.2021

Interessant, aber langatmig

Die goldene Ananas
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Denis Kornblum hat das Asperger-Syndrom und in seinem autobiografisch geprägten Debut-Roman „Die goldene Ananas“ die mit seiner Krankheit einhergehenden Schwierigkeiten im Alltag verarbeitet.

Das Asperger-Syndrom ...

Denis Kornblum hat das Asperger-Syndrom und in seinem autobiografisch geprägten Debut-Roman „Die goldene Ananas“ die mit seiner Krankheit einhergehenden Schwierigkeiten im Alltag verarbeitet.

Das Asperger-Syndrom ist eine Form des Autismus, welche durch „Schwierigkeiten in der sozialen Interaktion und Kommunikation“ und „veränderter Wahrnehmung und Reizverarbeitung“ gekennzeichnet ist. Der Endzwanziger Elias zieht nach Aufenthalten in Klinik und Wohnheim in die erste eigene Wohnung. Nachdem sein Alltag bisher hauptsächlich dem Gitarre Üben galt, lernt Elias durch den zunehmenden Kontakt mit seinen Nachbarn und seine soziale Entwicklung, dass er es nur für „die goldene Ananas“ macht, wenn er sich nicht traut, endlich aus sicher herauszugehen und in der Öffentlichkeit zu spielen.

Das größte Manko dieses Romans ist die Länge. Man hätte den Inhalt locker auf die Hälfte der Seiten kürzen können, ohne dass es der durchaus interessanten Story einen Abbruch getan hätte. Einige Passagen, vor allem über Musik oder Fitness ziehen sich, auch einige Gesprächs- und Gedankengänge wiederholen sich, vor allem in der ersten Hälfte des Buches.

Der Protagonist gibt einen authentischen Blick auf die Gefühls- und Gedankenwelt eines Asperger-Autisten preis. Gerade das macht den Roman interessant. Die übrigen Figuren sind mir ein bisschen zu stereotyp angelegt, um ihrer Funktion im Gesamtgefüge gerecht zu werden. Sprachlich ragt das Buch nicht heraus. Hier und da fehlt doch ein wenig der Feinschliff.

Wer einmal in die Welt eines Autisten eintauchen möchte, der kann das mit diesem Buch, braucht aber gerade im ersten Teil ein bisschen Durchhaltevermögen.

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Veröffentlicht am 08.06.2021

Nur für Neulinge in Sachen bedürfnisorientiere Erziehung neu

#gemeckerfrei
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Uli Bott ist Pädagogin, ihr Mann Bernd ist Musiklehrer, gemeinsam sind Eltern von vier Kindern und haben mit gemeckerfrei eine Akademie für Eltern gegründet. In ihrem gleichnamigen Buch, das nun im Herder-Verlag ...

Uli Bott ist Pädagogin, ihr Mann Bernd ist Musiklehrer, gemeinsam sind Eltern von vier Kindern und haben mit

gemeckerfrei eine Akademie für Eltern gegründet. In ihrem gleichnamigen Buch, das nun im Herder-Verlag erschienen ist, stellen beide ihren Weg dar.

Unter gemeckerfrei verstehen die Autoren eine Lebensweise, keinen Erziehungsratschlag. Es geht dabei um die Liebe zu sich selbst, die auf dem Weg zu einem gemeckerfreien Alltag die Grundlage bildet. Ein Großteil des im Buch Geschilderten, beruht auf eigenen Erfahrungen der Familie Bott.

Genau hier sehe ich auch eine markante Schwachstelle des Buchs. Die erste Hälfte schildert lediglich das Leben der Autoren vor der Entdeckung von

gemeckerfrei. Danach geht es um den Weg dahin, allerdings sehe ich hier mehr Allgemeinplätze und vermisse konkrete Handlungsbeispiele. Was genau mache ich, wenn ich meine Kinder dabei entdecke, wie sie die frisch gepflanzten Blumen wieder ausreißen, wie im Buch geschildert? Was sage ich an dieser Stelle, anstatt zu meckern? Es gibt zahlreiche Beispiele, die im Alltag der Familie Bott früher zum Schimpfen geführt haben, aber kaum Alternativvorschläge für den gemeckerfeien Weg. Allein durch Selbstliebe, weiß ich nicht, wie ich nun angemessen reagieren soll.

Auch das immer wieder betonte Andersartige oder Neue des Ansatzes kann ich so nicht bestätigen. Viele der im Buch genannten Aspekte finden sich so auch in anderen Ratgebern zu bedürfnisorientierter Erziehung. Letztendlich habe ich immer wieder den Eindruck, dass das Buch eher als Startschuss für die Akademie der Autoren dient, die ständig erwähnt wird.

Das Buch kann ein paar Inspirationen für den Alltag von Eltern bieten. Viele Aspekte decken sich mit der bedürfnisorientierten Erziehung, zu der es meines Erachtens bessere Bücher gibt. Für Eltern, die sich erstmalig damit beschäftigen, kann dieses Buch dennoch eine Hilfestellung sein.

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