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Veröffentlicht am 09.08.2021

Unterhaltsam und spannend inszeniert, aber ein für mich nicht ganz schlüssiger und realitätsnaher Kriminalroman und mangels echten Nervenkitzels kein Thriller.

Die rote Jägerin
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Inspector Jon Gutiérrez ist wegen Korruption vom Polizeidienst frisch suspendiert, als er von einem mysteriösen Unbekannten angesprochen wird, der sich ihm als "Mentor" vorstellt. Jon wird von ihm beauftragt, ...

Inspector Jon Gutiérrez ist wegen Korruption vom Polizeidienst frisch suspendiert, als er von einem mysteriösen Unbekannten angesprochen wird, der sich ihm als "Mentor" vorstellt. Jon wird von ihm beauftragt, Antonia Scott, eine hochbegabte junge Frau wieder dazu zu bewegen, mit Mentor zusammenzuarbeiten. Er hatte sie vor wenigen Jahren aufgrund ihrer außergewöhnlichen Gedächtnisleistungen für das europäische Geheimprojekt "Reina Roja" ("Rote Königin") rekrutiert. Antonia sträubt sich zunächst, da ihr Mann Marcos aufgrund ihrer Tätigkeit bei "Reina Roja" seit drei Jahren im Koma liegt. Seitdem hat sie sich zurückgezogen, ist nicht mehr in der Lage, sich um den gemeinsamen Sohn zu kümmern und hält nur noch Kontakt zu ihrer Großmutter. Sie gibt Jon, der hofft, seinen Ruf wiederherstellen zu können eine Chance, und als sie erkennt, um welchen Fall es geht, beschließt sie, wieder für Mentor zu arbeiten.
Antonia und Jon sollen den Fall des getöteten Álvaro Trueba aufklären, den Sohn der milliardenschweren Bankierserbin Laura Trueba. Zeitgleich wird Carla Ortiz, die Tochter eines der größten Textilunternehmen Spaniens entführt. Ihr Peiniger, der sich Ezechiel nennt, gibt ihrem Vater Ramón Ortiz fünf Tage Zeit, seine Forderungen zu erfüllen.
Während die Spezialeinheit der Polizei noch im Trüben fischt, ist Jon und Antonia schnell klar, dass die Fälle in einem Zusammenhang stehen. Doch sowohl Laura Trueba als auch Ramón Ortiz verweigern eine Zusammenarbeit, um ihre Unternehmen zu schützen, weshalb die Aufklärung erschwert ist und Carlas Lebenszeit langsam abläuft.

Der Roman ist in kurzen Kapiteln und aus wechselnden Perspektiven geschrieben, was die Handlung dynamisch macht und den Leser in schneller Abfolge an unterschiedliche Orte und unterschiedliche Persönlichkeiten, die auf irgendeine Weise mit einem der beiden Entführungs- bzw. Erpressungsfälle zusammenhängen, versetzt.
Die Protagonisten sind bis hin zu den Nebencharakteren individuell gezeichnet und haben ihre persönlichen Eigenheiten, die sie charakterisieren. Dies sorgt für abwechslungsreiche und mitunter sogar recht amüsante Dialoge, insbesondere zwischen Antonia und Jon, die unterschiedlicher kaum sein könnten.

Der Plot ist abwechslungsreich. Es gibt actionreiche Verfolgungsjagden, grausame Szenen aus der Perspektive der Opfer und die klassische Ermittlungsarbeit, wobei diese bei Antonia und Jon unkonventionell und unbürokratisch abläuft. Für mich verlor der Roman damit ein wenig seine Ernsthaftigkeit und mir wurde Antonia zu sehr als Superheldin hochstilisiert. Mir war es gerade am Ende kaum nachvollziehbar, wie sie mit fast schon hellseherischer Kraft bei der Jagd auf den Täter auf ihre Schlussfolgerungen gekommen ist.
"Die rote Jägerin" ist damit unterhaltsam und durchaus spannend inszeniert, aber ein für mich nicht ganz schlüssiger und realitätsnaher Kriminalroman und mangels echten Nervenkitzels kein Thriller. Unabhängig davon, was man von dem europäischen Geheimprojekt halten mag - das Ermittlerduo Antonia Scott und Jon Gutiérrez ist so originell, dass seine intelligente und besondere Art und Weise schwerste Verbrechen aufzuklären, neugierig auf die weiteren Bände der Trilogie macht.

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Veröffentlicht am 07.08.2021

Fesselnde und vor allem erschütternde Geschichte um Mutterschaft, die Suche nach den eigenen Wurzeln, Genetik und Embryonenforschung.

Das alte Kind
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Wegen einer Gürtelrose muss Carla Arnim zeitweise von ihrer sechs Monate alten Tochter Felicitas getrennt werden, um diese vor einer Ansteckung zu schützen. Als Carla ihr Baby im Krankenhaus wieder bekommt, ...

Wegen einer Gürtelrose muss Carla Arnim zeitweise von ihrer sechs Monate alten Tochter Felicitas getrennt werden, um diese vor einer Ansteckung zu schützen. Als Carla ihr Baby im Krankenhaus wieder bekommt, ist sie der Meinung, dass es sich nicht um ihre Tochter handelt und diese vertauscht sein muss. Verzweifelt wendet sie sich an das Krankenhauspersonal und die Polizei, aber nicht einmal ihr Ehemann möchte ihr glauben. Carla erkennt das Mädchen nicht an und wird in einer psychiatrischen Klinik behandelt. Die Ehe zerbricht an ihren Zweifeln und auch sie selbst - eine Frau aus der Berliner Oberschicht und bekannte Kunstauktionatorin - geht daran zugrunde.

30 Jahre später wacht Fiona Hayward in Edinburgh mit aufgeschnittenen Pulsadern in ihrer Badewanne auf und kann sich an nichts erinnern. Sie beteuert, dass es sich nicht um einen Selbstmordversuch gehandelt hat, sondern dass vielmehr jemand versucht haben muss, sie zu töten. Bei der Vorbereitung einer Bluttransfusion wird festgestellt, dass Fiona nicht die Tochter ihres Vaters sein kann. Sie recherchiert zusammen mit einem befreundeten Journalisten weiter und stößt auf ein unglaubliches Familiengeheimnis, das sie erneut an Leib und Leben gefährdet.

"Das alte Kind" ist weniger ein Thriller, jedoch ein spannendes Familiendrama.
Der Roman handelt auf zwei Zeitebenen und schildert in der Vergangenheit, der Jahre ab 1978, die verzweifelte Suche einer Mutter nach ihrem Kind, wobei diese als depressiv und letztlich medial wirksam verrückt dargestellt wird. Besonders tragisch ist zudem, dass das Mädchen, das der Familie angeblich untergeschoben wurde, einen Gendefekt keine lange Lebenserwartung hat.
In der Gegenwart, über 30 Jahre später, findet Fiona heraus, dass sie all die Jahre von ihren Eltern, insbesondere von ihrer bereits verstorbenen Mutter, belogen wurde. Zudem verhält sich ihre Mitbewohnerin Moràg, die Fiona schamlos imitiert, immer seltsamer und Fiona sieht sich weiteren Bedrohungen ausgesetzt.

Zu Beginn kann man Carla und Fiona nicht einschätzen, da beide psychisch auffällig sind. Durch den Wechsel der Perspektiven kann man sich jedoch gut in beide, nicht unbedingt sympathische Frauen, hineinversetzen und ahnt frühzeitig, was in der Vergangenheit vorgefallen sein muss. Wie aber letztlich alle Handlungsstränge und Personenbeziehungen zusammenhängen und warum Fiona so massiv bedroht wird, entwickelt sich erst durch das parallel verlaufende Zusammenspiel von Vergangenheit und Gegenwart und bleibt bis zum Ende spannend dargestellt.

Auch wenn der Nervenkitzel ausblieb und die Geschichte nur ganz am Schluss wie ein Thriller anmutete, ist es eine fesselnde und vor allem erschütternde Geschichte um Mutterschaft, die Suche nach den eigenen Wurzeln, Genetik und Embryonenforschung, die zeigt, wozu Menschen fähig sind, um ihre eigenen Interessen durchzusetzen.

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Veröffentlicht am 25.07.2021

Buch über eine sagenhafte Freundschaft, Solidarität, Mitgefühl und Nächstenliebe - kaum zu glauben, dass es es sich um eine wahre Geschichte handelt

Immer montags beste Freunde
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An einem ganz gewöhnlichen Montag, als Laura Schroff zur Arbeit geht, wird sie um Kleingeld angebettelt. Als sie sich noch einmal umdreht, stellt sie fest, dass es ein Kind ist. Anstatt dem Jungen Geld ...

An einem ganz gewöhnlichen Montag, als Laura Schroff zur Arbeit geht, wird sie um Kleingeld angebettelt. Als sie sich noch einmal umdreht, stellt sie fest, dass es ein Kind ist. Anstatt dem Jungen Geld zu geben, lädt sie ihn zum Essen ein und spendiert ihm ein Menü bei McDonald's. Laura hat Mitleid mit dem Jungen, der aus ärmsten Verhältnissen stammt, vernachlässigt wird und in einem Drogenmilieu aufwächst. Sie trifft sich deshalb fortan jeden Montag mit Maurice, um ihm ein Essen zu spendieren, versorgt ihn gar die ganze Schulwoche über mit Sandwiches und frischer Kleidung. Maurice wird zu einem Freund, der bei ihr Familienanschluss findet und zu ersten Mal ganz alltägliche Dinge lernt, die für andere Kinder in seinem Alter selbstverständlich sind.
Maurice wächst heran und bekommt durch Laura die Chance, nicht wie seine Eltern und Großeltern auf die schiefe Bahn zu geraten. Mehr als nur materielle Dinge, erhält er Wertschätzung, Zuneigung und eine Form der Erziehung. Laura nimmt ihre Verantwortung ernst und hält an ihrer Fürsorge für ihn dauerhaft fest.

Die ungewöhnliche Freundschaft zwischen der Businessfrau Mitte 30 und dem zwölfjährigen Jungen hat über Jahre Bestand. Es ist eine wahre Geschichte, über die Laura Schroff mit "Immer Montags beste Freunde" ein autobiographisches Buch geschrieben hat. Würde man es nicht besser wissen, könnte man meinen, ein Märchen zu lesen. Was Laura selbstlos und ohne einen Anlass für einen fremden Jungen leistet, ist mehr als außergewöhnlich. Ganz selbstverständlich wird Maurice ein Teil ihres Lebens und zu einem festen Bestandteil ihrer Woche. Durch die Gespräche, die die beiden miteinander führen, werden Erinnerungen in Laura wach und man erfährt, was sie in ihrer Kindheit erlebt hat, dass auch sie aus keiner intakten Familie stammt, aber trotzdem ihren Weg gegangen ist. Lauras Menschlichkeit und Fürsorge sind bewunderns- und nachahmenswert.

"Immer Montags beste Freunde" ist ein Buch über eine sagenhafte Freundschaft, über Solidarität, Mitgefühl und Nächstenliebe. Es ist ein Roman, der einen an das Gute im Menschen glauben lässt und hoffnungsvoll stimmt. Gleichzeitig sind die Passagen über Maurices Lebenswelt und Alltag im Drogensumpf und auch über Lauras Kindheit, die von häuslicher Gewalt geprägt war, belastend und machen betroffen. Umso schöner ist es zu sehen, dass die äußeren Umstände ihre Leben zwar prägten, aber nicht bestimmten. Ihre Schicksale waren nicht vorgezeichnet, ihnen blieb immer noch die Möglichkeit, einen anderen Weg zu gehen und zu besseren Menschen zu werden, als es ihnen in ihren Familien vorgelebt worden war.

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Veröffentlicht am 17.07.2021

Charmante Haupt- und Nebencharaktere machen aus der schicksalhaften, schmerzhaften Geschichte einen Wohlfühlroman voller Leichtigkeit.

Bevor ich dich sah
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Alice Gunnersley und Alfie Mack liegen beide nach lebensgefährlichen Unfällen im Krankenhaus. Alfie hat bei einem Verkehrsunfall sein Bein verloren, während Alice bei einem Brand in ihrem Büro fast ums ...

Alice Gunnersley und Alfie Mack liegen beide nach lebensgefährlichen Unfällen im Krankenhaus. Alfie hat bei einem Verkehrsunfall sein Bein verloren, während Alice bei einem Brand in ihrem Büro fast ums Leben gekommen und schwer gezeichnet ist. Beide befinden sich körperlich auf dem Weg der Besserung und liegen Seite an Seite auf einer Rehastation.
Alfie ist ein aufgeschlossener junger Mann, der lebhaft und redselig ist und mit seiner fröhlichen Art das ganze Krankenzimmer und das Pflegepersonal unterhält. Alice ist dagegen verschlossen, schottet sich ab und möchte ihre Antlitz, das sie selbst nach dem Brand noch nicht betrachtet hat, niemandem zeigen. Sie versteckt sich hinter ihrem schützenden Vorhang, wird aber bald neugierig auf ihren Bettnachbarn, der hartnäckig den Kontakt zu ihr sucht.
Alfie schafft es, einen Zugang zu der traumatisierten jungen Frau zu finden und schon bald öffnen sie sich einander in nächtlichen Gesprächen. Alice fasst neuen Lebensmut und Alfie bewundert sie dafür. Sie schließen Freundschaft und entwickeln tiefere Gefühle für einander, obwohl sie sich noch nie gesehen haben und nur die Stimme des anderen kennen.
Sie blieben jedoch im Mikrokosmos des Krankenzimmers und als Alfie entlassen wird, wissen sie beide nicht, wie es weitergehen soll und ob ihre zarte Liebe unter den Umständen auch im Alltag Bestand haben kann.

Der Roman wird in kurzen Kapiteln abwechselnd aus der Sicht von Alfie und Alice erzählt. Beide verbindet durch die Unfälle, die sie erlitten haben, zunächst nur ein seelischer und körperlicher Schmerz und die Tatsache, dass ihre Leben nie wieder so sein werden, wie zuvor. Sie verbringen mehrere Wochen auf engstem Raum und erfahren so unweigerlich vom Schicksal des anderen.
Alfie möchte der verschlossenen Alice, die anfangs mit niemandem spricht, helfen und Alice merkt bald, dass sie die Einsamkeit, die ihr als Karrierefrau nichts ausmachte, nicht mehr erträgt. Durch viele scherzhaft neckende, aber auch tiefgründige Gespräche lernen sie den andern kennen und lieben.
Doch trotz allem scheint Alice nicht bereit zu sein, ihr Schicksal zu akzeptieren. Sie sieht sich als Monster und sieht keinen Lebenssinn mehr. Auch Alfie hat Probleme nach der Entlassung aus dem Krankenhaus seinen Alltag wieder aufzunehmen, insbesondere weil er Alice vermisst.

Der Roman schildert zwei vom Schicksal gezeichnete, ganz unterschiedliche Charaktere, die sich gegenseitig wieder aufrichten und durch die Liebe Kraft und neue Hoffnung schöpfen. Der Roman liest sich leicht und ist durch die vielen liebenswerten Nebencharaktere, die für humorvolle Dialoge und unbeschwerte Szenen im Krankenhaus sorgen, nicht deprimierend zu lesen.
Nichtsdestotrotz berühren die Schicksale von Alfie und Alice und es ist lebensnah geschildert, wie sie mit dem Folgen ihrer Unfälle und allen Höhen und Tiefen des Krankenhausalltags umgehen müssen. Alfie versucht mit seiner Fröhlichkeit viel zu überspielen, während Alice resigniert hat. Durch den Perspektivwechsel kann man sich in beide Personen gut hineinversetzen und ihre Strategien zur Bewältigung ihrer Traumata nachvollziehen.
Die Liebesgeschichte bleibt dabei etwas im Hintergrund, was angesichts der Erlebnisse authentisch wirkt. Beide müssen sich im Leben erst wieder neu zurechtfinden.
Der Roman lebt von der Leichtigkeit und wird vom Charme der Haupt- und Nebencharaktere getragen, die aus der schmerzhaften Geschichte einen Wohlfühlroman machen. Die Erzählung geht ans Herz, blieb mir jedoch in Bezug auf Alfies Umgang mit der Amputation zu oberflächlich und die geballte Kraft aus so vielen herzensguten, selbstlosen, immer positiven Nebencharakteren, die das bunt gemischte Krankenzimmer bevölkerten, empfand ich als zu märchenhaft.

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Veröffentlicht am 10.07.2021

Vielschichtiger Roman über die erste Liebe, Trauer, Enttäuschungen, familiäre Konflikte, Lügen und Geheimnisse, der durch die vielen gemeinsamen Glücksmomente Hoffnung schenkt

So leise wie ein Sommerregen
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Als die 18-jährige Hope vom Tod ihres Vaters erfährt, bricht für sie eine Welt zusammen. Zeitgleich findet sie zudem heraus, dass ihre Mutter ihren Vater betrügt - und das vermutlich seit Jahren. Am Tag ...

Als die 18-jährige Hope vom Tod ihres Vaters erfährt, bricht für sie eine Welt zusammen. Zeitgleich findet sie zudem heraus, dass ihre Mutter ihren Vater betrügt - und das vermutlich seit Jahren. Am Tag der Beisetzung lernt Hope Cooper kennen, der völlig unvoreingenommen einfach für sie da ist und ihr in ihrer Trauer und Wut Halt gibt und Verständnis zeigt. Er selbst gerade erst zurück zu seinem Stiefvater nach Newport/ North Carolina gezogen, um nach einem schwerwiegenden Fehler neu anzufangen. Auch wenn beide anfangs noch nicht bereit für eine Beziehung scheinen, treffen sie sich bald täglich und können ihre Verbindung nicht mehr nur auf einer freundschaftlichen Basis belassen. Gemeinsam erleben sie eine unbeschwerte Zeit und können ihre Sorgen und Probleme für den Moment ausblenden und neue Kraft schöpfen. Doch das Glück ist fragil, denn ein Geheimnis drängt sich zwischen sie, das ihre junge Liebe gefährdet.

"So leise wie ein Sommerregen" ist ein Young Adult-Roman, der abwechselnd aus der Perspektive von Hope und Cooper geschrieben ist, so dass man als Leserin Einblicke in beider Gefühlswelten erhält und ihre Sorgen nachvollziehen kann. Hope ist voll Trauer und Wut, vermisst ihren Vater schrecklich und gibt ihrer Mutter indirekt die Schuld am Tod. Das Zusammenleben der beiden ist konfliktgeladen und als Hopes Mutter ihrer Tochter ihren neuen Lebenspartner vorstellt, wird es nicht einfacher. Cooper schottet sich dagegen von seinem Stiefvater ab, möchte niemandem zur Last fallen und bereut zutiefst, was er in jüngster Vergangenheit getan hat.

Die Liebesgeschichte zwischen Hope und Cooper entwickelt sich wenig überraschend, dafür jedoch glaubwürdig, denn die beiden nähern sich nur zögerlich an, fassen Vertrauen und kommen sich erst dann körperlich nahe. Wie sie die Zeit hinter dem Rücken ihrer Familien miteinander gestalten, ist romantisch und voller Emotionen beschrieben. Man spürt, wie die beiden aufblühen und sich gegenseitig aus ihren dunklen Löchern ziehen. Hope kann die Probleme mit ihrer Mutter bei Cooper abladen, während er Vertrauen fasst und Hope seine Vergangenheit offenbart.
Früh zeichnet sich ein Happy End ab, aber als Leser
in ahnt man, dass das noch nicht alles gewesen sein kann und dass es noch ein Detail geben muss, dass ihre noch junge Beziehung zerstören kann. Was dann jedoch zwischen ihnen steht, ist letztlich nicht so groß wie erwartet und wird für meinen Geschmack zu sehr aufgebauscht und dramatisiert. Coopers Angst, Hope zu verlieren, konnte ich nicht wirklich nachvollziehen. Seine Schlussfolgerungen empfand ich als übertrieben.
Die Geschichte ist bis zu diesem konstruierten Konflikt abwechslungsreich und vor allem sehr empathisch geschildert. Die Verletzlichkeit und Zerbrechlichkeit beider junger Protagonisten ist spürbar und glaubwürdig. Es sind zwei Teenager, die beide aus der Bahn geworfen worden sind und gemeinsam wieder in die Spur kommen.

"So leise wie ein Sommerregen" ist ein vielschichtiger Roman über die erste Liebe, über Trauer, Enttäuschungen, familiäre Konflikte, Lügen und Geheimnisse, der durch die vielen gemeinsamen Glücksmomente, die Hope und Cooper erleben, trotz aller Melancholie eine positive Atmosphäre vermittelt und Hoffnung schenkt.
Fazit: Ein Buch für junge Romantiker*innen, die das Drama lieben.

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