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Veröffentlicht am 05.08.2021

Unterhaltsam und vermittelt schöne Botschaften von familiärem Zusammenhalt, Freundschaft und Nächstenliebe, ist jedoch mit Problemen überfrachtet und dadurch etwas oberflächlich und vorhersehbar

Der Junge, der mit dem Herzen sah
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Nach einem Küchenbrand beschließt Sandy ihre Schwieger-Großmutter in ein Altenheim zu geben. Dies stößt bei ihrem Sohn Milo, der seine Gran heiß und innig liebt auf Widerstand. Sandy wurde vor kurzem von ...

Nach einem Küchenbrand beschließt Sandy ihre Schwieger-Großmutter in ein Altenheim zu geben. Dies stößt bei ihrem Sohn Milo, der seine Gran heiß und innig liebt auf Widerstand. Sandy wurde vor kurzem von ihrem Ehemann und Vater von Milo verlassen, hat resigniert, tröstet sich mit Keksen und vernachlässigt die Kunden ihres Kosmetikstudios. Aufgrund der finanziellen Situation wird Milos Urgroßmutter in einem kostengünstigen Altenheim untergebracht, das nach Außen jedoch einen guten Eindruck vermittelt. Milo, dessen Sehfähigkeit aufgrund einer unheilbaren Netzhauterkrankung bereits stark eingeschränkt ist, blickt hinter die Fassade. Was er sieht, ist nicht nur menschenverachtend, sondern auch kriminell, doch weder seine Mutter noch die Polizei nehmen den neunjährigen Jungen ernst. Einzig der syrische Flüchtling Tripi, der als Koch in dem Altenheim arbeitet, hört auf Milo und unterstützt ihn bei der Sammlung von Beweisen gegen die für das Heim verantwortliche Altenpflegerin.

"Der Junge, der mit dem Herzen sah" ist der perfekte Titel für diesen warmherzigen Roman, der er fasst die Geschichte grundlegend zusammen. Milo sieht die Welt wegen seiner Erkrankung nur noch durch ein Nadelöhr, sieht mit seiner kindlichen Art, seiner Ehrlichkeit, Unbedarftheit, Liebe und Fürsorge aber dennoch mehr als so mancher gesunder Erwachsener.
Als seine geliebte Gran, um die er sich zu Hause liebevoll zusammen mit Zwergschweinchen Hamlet gekümmert hat, ins Altenheim kommt, ist er mit der Entscheidung seiner Mutter nicht einverstanden. Als Milo bei seinen Besuchen auch noch hinter die fragwürdigen Machenschaften der groben und raffgierigen Altenpflegerin kommt, beschließt er, seine Gran zu retten.

Es ist eine anrührende, aber auch sehr abenteuerliche Geschichte. Nicht alles ist wirklich glaubhaft dargestellt, denn der kleine Held Milo wirkt deutlich reifer als ein neunjähriger Junge und unternimmt eigenmächtig sehr viel, ohne dass seine Mutter Notiz davon nimmt.
Die Charaktere sind zudem eher eindimensional geschildert und dienen der Bedienung von Klischees. Einzig die "Opfer", wie der kranke Milo, der unter dem Verlust seiner Gran leidet, der syrische Koch, der illegal in England ist und die ins Heim abgeschobene Lou sind liebenswert, während die anderen Erwachsenen wenig sympathisch und fehlerhaft dargestellt sind.

Die Geschichte ist unterhaltsam und vermittelt schöne Botschaften von familiärem Zusammenhalt, Menschlichkeit, Freundschaft und Nächstenliebe, ist dabei aber recht vorhersehbar und bleibt nicht nur in Bezug auf den inneren Konflikt bei der Entscheidung um die Unterbringung und Versorgung ältere Menschen in Alten- und Pflegeheimen, sondern auch auf die Situation in Syrien und die der Geflüchteten an der Oberfläche. Auch Milos Erkrankung ist kaum mit Einschränkungen für diesen verbunden.

Das Buch steht voller Probleme, die es zu lösen gilt und wirkt damit etwas überfrachtet. Es liest sich durch de Kindessicht Milos jedoch leicht und letztlich hofft man für ihn, dass am Ende tatsächlich alles gut wird.
Der Roman regt zum Nachdenken an, wieder mehr Kind zu sein, um die Augen vor den wirklich wichtigen (Herzens-)dingen nicht zu verschließen. Trotz der schwerwiegenden Themen und einzelner anrührender Momente war mir der Roman insgesamt jedoch zu sehr aus Kindesicht geschrieben. Die anderen beiden Romane der Autorin "Solange unsere Herzen schlagen" und "Die Bilder in unseren Herzen" wussten mich wesentlich mehr zu begeistern.

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Veröffentlicht am 03.08.2021

Zu einfach und vorhersehbar konstruiert. Mehr ein Drama als ein spannender Krimi.

Die Studentin
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Die 22-jährige Studentin wird nach einem Sturz vom Balkon ihres Apartments tot aufgefunden. Alle Indizien deuten auf einen Selbstmord hin, denn die Studentin wurde von ihrem langjährigen Freund verlassen, ...

Die 22-jährige Studentin wird nach einem Sturz vom Balkon ihres Apartments tot aufgefunden. Alle Indizien deuten auf einen Selbstmord hin, denn die Studentin wurde von ihrem langjährigen Freund verlassen, den sie zuletzt stalkte.
Detective Frankie Loomis zweifelt daran, dass die Studentin sich selbst das Leben genommen hat, da ihr Handy nicht aufgefunden werden kann. Zudem ergeben weitere Ermittlungen, dass die Studentin schwanger war und eine Affäre mit ihrem Englischprofessor hatte. Jack Dorian hat einen Motiv, aber hat er Taryn tatsächlich getötet?

Der Roman ist unterteilt in die Geschehnisse "Davor" und "Danach", vor und nach dem Tod von Taryn, so dass man die Studentin und ihre möglichen Beweggründe für einen Suizid oder eine vorsätzliche Tötung erfährt und selbst spekulieren kann. Taryn hat in ihrem Leben bereits viele Enttäuschungen erlebt, fühlt sich als Tochter einer alleinerziehenden Altenpflegerin minderwertig und klammert sich deshalb fest an die Männer, die sie liebt und die ihr Aufmerksamkeit schenken, zunächst der gleichaltrige Liam, dann der zwanzig Jahre ältere Professor. Trotz ihrer obsessiven Liebe ist sie jedoch eine Studentin mit herausragenden Leistungen und hat die Chance, zu promovieren.
Die Ermittlungen "Danach" spielen zunächst eine eher untergeordnete Rolle, so dass sich der Kriminalroman eher wie ein emotionales Drama als ein Krimi liest. Spannung ist dabei durchaus vorhanden, allerdings ist aufgrund der ausführlichen Schilderungen des "Davor" bald klar, wer Taryn auf dem Gewissen hat, zumal ein Selbstmord durch die in ihrem Apartment aufgefundenen Beweise und die Kameraüberwachung frühzeitig auszuschließen ist.
Aus diesem Grund wirkt der Roman gerade im letzten Drittel etwas langatmig und die belanglosen Gedanken der Ermittlerin um ihre Zwillingstöchter, die wenige Jahre jünger wie die tote Studentin sind, ermüdend. Auch die Details aus dem Literaturunterricht bei Jack Dorian um tragische Liebespaare der klassischen Literatur hätten für meinen Geschmack etwas gestrafft werden können.
Durch die beiden unterschiedlichen Erzählstränge und den Wechsel der Perspektiven unter den beteiligten Protagonisten ist der Roman abwechslungsreich und mühelos zu lesen, aber für einen spannenden Krimi zu einfach und vorhersehbar konstruiert.

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Veröffentlicht am 22.07.2021

Mischung aus Drama und Krimi mit einer mäßig spannenden Aufklärung der Vermisstenfälle. Die Vergangenheit lässt dabei nicht los.

Nacht ohne Sterne
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Anna Hart ist Ermittlerin in San Francisco, die auf die Fälle verschwundener Kinder spezialisiert ist. Als sie selbst in ihrer Familie von einem Unglück betroffen ist und schwere Schuldgefühle auf ihr ...

Anna Hart ist Ermittlerin in San Francisco, die auf die Fälle verschwundener Kinder spezialisiert ist. Als sie selbst in ihrer Familie von einem Unglück betroffen ist und schwere Schuldgefühle auf ihr lasten, kehrt sie nach Mendocino zurück. Nachdem sie adoptiert worden warm, ist sie in der nordkalifornischen Kleinstadt aufgewachsen und hofft, dass sie dort zur Ruhe kommen kann.
Ein Schulfreund von ihr ist inzwischen Sheriff und bearbeitet den Fall einer verschwundenen 15-Jährigen. Anna bietet inoffiziell ihre Unterstützung bei den Ermittlungen an und ist bald komplett involviert. Als wenige Orte weiter ein Mädchen unter Beisein ihrer Freundinnen aus ihrem Elternhaus entführt wird und herauskommt. dass ein weitere Teenager schon länger verschwunden ist, lassen sie die Fälle nicht mehr los. Da sie bei der verschwundenen Cameron Parallelen ihrer eigenen Jugend erkennt, fühlt sie sich immer wieder in die Vergangenheit zurückversetzt.

Der Roman ist aus der Perspektive von Anna geschrieben, die in der Vergangenheit als Kind schon viel Schlimmes ertragen musste und nun als Erwachsene erneut eine traumatische Erfahrung sammeln musste. Es ist verständlich, dass sie sich trotz ihres Urlaubs in den Fällen der vermissten Mädchen engagiert - einerseits um sich abzulenken und nicht über die eigene Tragödie nachdenken zu müssen, andererseits um Buße zu tun und die unschuldigen Mädchen zu retten.

Vergangenheit und Gegenwart vermischen sich in den Kapiteln, denn sowohl im Fall der Entführung als auch im Fall des verschwundenen Mädchens ergeben sich Parallelen zu Annas Biographie. Der Fokus der Erzählung liegt vorwiegend auf den Gedanken Annas, aber auch auf den Ermittlungen. Da die Geschichte im Jahr 1993 handelt, sind die Möglichkeiten der Polizei begrenz, weshalb es für Anna umso wichtiger ist, ihre eigenen Erfahrungen einfließen zu lassen und auf ihre Intuition zu hören. Gekonnt und psychologisch geschult, versucht sie sich sowohl in die Opfer als auch die Täter hineinzuversetzen und ihre Handlungen nachzuempfinden und zu durchschauen.

"Nacht ohne Sterne" ist eine Mischung aus Drama und Krimi, aber kein Thriller. Man fühlt mit Anna mit und ist emotional in ihr Schicksal involviert, die Aufklärung der Vermisstenfälle ist dagegen nur mäßig spannend geschildert. Was allen Handlungssträngen gemein ist, ist dass die Vergangenheit der Auslöser für die Handlungen der Gegenwart ist. Der Täter wäre ohne seine Erfahrungen aus der Jugend nicht zum Täter geworden, Cameron wäre ohne ihr Kindheitstrauma nicht heimlich verschwunden und Anna wäre ohne ihren tragischen Hintergrund nicht zu der besessenen Ermittlerin geworden, die sie ist.

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Veröffentlicht am 12.07.2021

Zwei besondere Jugendliche und die Hürden der ersten Liebe - interessante Krankheitsgeschichten und Persönlichkeitsentwicklung, aber wenig emotionale Liebesgeschichte

Die Liebesbriefe von Abelard und Lily
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Die 16-jährige Lily leidet unter ADHS, weshalb sie Konzentrationsschwierigkeiten und eine gestörte Impulskontrolle hat. Insbesondere in der Schule macht ihr die Erkrankung zu schaffen, da sie trotz ihrer ...

Die 16-jährige Lily leidet unter ADHS, weshalb sie Konzentrationsschwierigkeiten und eine gestörte Impulskontrolle hat. Insbesondere in der Schule macht ihr die Erkrankung zu schaffen, da sie trotz ihrer Intelligenz aufgrund ihrer Unaufmerksamkeit schlechte Noten schreibt und als Sonderling gilt. Medikamente helfen zwar die Symptome zu lindern, Lily fühlt sich damit aber wie betäubt.
Als sie wegen einer demolierten Tür in der Schule nachsitzen muss, lernt sie Abelard näher kennen, der unter Asperger leidet und ähnlich wie sie ein Außenseiter ist. Die beiden finden einen Zugang über den Briefwechsel zwischen Abaelard und Heloise, einem Liebespaar aus dem Mittelalter, aus deren Texten sie zitieren. Jeden Abend schreiben sich Lily und Abelard Nachrichten, denn ein persönlicher Kontakt ist aufgrund Abelards Erkrankung, durch die es ihm schwerfällt mit anderen Menschen zu interagieren, geschweige denn zu berühren, schwierig.

Der Roman ist aus der Sicht von Lily geschildert. Die Geschichte ist deshalb etwas chaotisch beschrieben, denn Lilys Gedanken sind sprunghaft. Die Erzählung wirkt deshalb sehr authentisch, denn auf diese Weise kann man sich gut in die Teenagerin hineinversetzen und wie es ist, unter ADHS zu leiden und Legasthenikerin zu sein. Ihr fällt es oft schwer, andere Menschen zu verstehen, sich länger auf eine Sache zu konzentrieren und adäquat in bestimmten Situationen zu reagieren, insbesondere wenn diese Stress auslösen. Lily ist oft überfordert, wird schnell ungehalten und würde am liebsten weglaufen. Sie richtet unfreiwillig Chaos an und schämt sich dafür.

Durch die Zuneigung zu Abelard, der wie sie besonders ist, fühlt sich Lily nicht mehr ganz so falsch. Er akzeptiert sie, wie sie ist und auch sie nimmt seine Defizite hin, auch wenn sie nicht wirklich weiß, wie sie mit ihnen umgehen soll oder wie sie Abelard helfen kann.

Die Liebesgeschichte beschränkt sich lange auf einen SMS-Verkehr und wenige Besuche Lilys bei Abelard. Es ist keine leidenschaftliche oder sonderliche gefühlvolle Erzählung, erhält aber durch die Zitate aus den mittelalterlichen Liebesbriefen etwas Originelles, was zu den besonderen Protagonisten passt. Dass beide diese doch relativ unbekannten Texte kennen, fand ich allerdings etwas konstruiert. Auch dass sich ihre Gefühle so schnell so intensiv entwickelten, fand ich nicht glaubwürdig.

"Die Liebesbriefe von Abelard und Lily" ist eine warmherzige Geschichte, die dem/ der Leser*in die Erkrankungen ADHS und Asperger und welche Folgen sich daraus für die Betroffenen, aber auch ihre Angehörigen, ergeben, näher bringt. Mit der Liebesgeschichte als solche wurde ich nicht richtig warm, eine Freundschaft zwischen den beiden sensiblen Sonderlingen wäre vor dem Hintergrund ihrer sozialen Defizite glaubwürdiger gewesen. Insbesondere in Bezug auf Abelard verspürte ich keine Emotionen, weshalb es mir mit der Verliebtheit zu schnell gibt. Lilys Sehnsucht nach Liebe war dagegen nachvollziehbar, vor allem da sich auch ihre beste Freundin Rosalind frisch verliebt hatte.
Durch die Distanz, die sich im Verlauf des Romans zwischen Abelard und Lily ergibt, wird der Fokus weiter auf Lily gerückt. Ihre persönliche Weiterentwicklung, der Umgang mit ihren familiären Problemen und der Versuch einer neuen medizinischen Behandlung, um ihr in Bezug auf ADHS zu helfen, interessierte mich dagegen weitaus mehr und konnte mich im Vergleich zur holprigen und etwas unpersönlich textlastigen Liebesgeschichte mehr fesseln.

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Veröffentlicht am 30.06.2021

Roman über die Liebe und die Frage, ob es nur den einen richtigen Weg im Leben gibt, ob die Liebe Schicksal oder ob die eigene Wahl entscheidend ist.

Liebespaarungen
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Irina McGovern ist Amerikanerin mit russischen Wurzeln, die zusammen mit ihrem Lebensgefährten Lawrence in London lebt. Irina ist 43 Jahre und Kinderbuchillustratorin, die von zu Hause aus arbeitet, während ...

Irina McGovern ist Amerikanerin mit russischen Wurzeln, die zusammen mit ihrem Lebensgefährten Lawrence in London lebt. Irina ist 43 Jahre und Kinderbuchillustratorin, die von zu Hause aus arbeitet, während ihr Lawrence geschäftlich viel unterwegs ist. Die beiden sind seit knapp zehn Jahren zusammen, aber Lawrence hält im Gegensatz zu Irina nichts vom Heiraten.
Jährlich treffen sie sich mit Ramsey und seiner Ehefrau Jude anlässlich seines Geburtstags zum Essen. Ramsey ist ein erfolgreicher, prominenter Snookerspieler und ein Freund von Lawrence. Als Ramsey geschieden ist und Lawrence gerade wieder im Ausland unterwegs, trifft sich Irina widerwillig allein mit Ramsey zu dem traditionellen Geburtstagsessen. Das Abendessen wird weniger ermüdend und erdrückend schweigsam als gedacht. Irina und Ramsey verstehen sich ohne Lawrence erstaunlich gut und in Irina kommt die Sehnsucht auf, Ramsey zu küssen.

Der Roman beschreibt nach diesem Abend zwei alternierende Leben von Irina. Im ersten Leben gibt sie der Versuchung nach und entscheidet sich letztlich für Ramsey, den sie schon wenige Monate später heiratet. Im zweiten Leben bleibt sie Lawrence treu, wählt nicht das Abenteuer, sondern den sicheren Weg.
Das Buch handelt insofern von dem "Was wäre, wenn...?" - nur das die Protagonisten sich nicht wirklich festlegen muss, sondern beide Leben leben kann. Die parallel verlaufenden Kapitel sind interessant zu lesen, da sich die Ereignisse wiederholen, aber jeweils anders verlaufen. Irina ist dabei eine wankelmütige Frau, die weder in dem einen noch in dem anderen Leben wirklich zufrieden ist. Sie führt ein eintöniges Leben und ist jeweils viel zu sehr auf den Mann an ihrer Seite fixiert. Dabei sind beide wenig sympathisch. Während Lawrence weltgewandt, politisch interessiert und übermäßig korrekt ist, ist Ramsey ein plumper Sportler, eindimensional und dumm. Lawrence wird von Irina umschwärmt, lässt ihr aber wenig Freiräume und dominiert sie. Ramsey zeigt Irina zumindest seine Liebe, ist jedoch besitzergreifend und möchte sie als Spielerfrau stets an seiner Seite wissen.

Das Buch hat mit den zwei alternativ verlaufenden Leben einen interessanten Ansatz, ist jedoch im Mittelteil ermüdend zu lesen. Insbesondere die Beschreibungen des Snooker-Spiels, aber auch so manche Dialoge zwischen den jeweiligen Paaren sind zu langatmig. Dabei ist es lange fast schon ärgerlich zu lesen, dass sich Irina, eine gut aussehende, gebildete Frau, in beiden Leben so von ihren Männern abhängig macht und dabei ihre Zeichentalent unterdrückt. Erst als Irina aus nicht nachvollziehbaren Gründen selbstbewusster wird und ihre eigenen Wege geht, werden die Geschichten jeweils interessanter.

"Liebespaarungen" ist ein Roman über die Liebe und die Frage, ob es nur den einen richtigen Weg im Leben gibt, ob die Liebe Schicksal oder ob die eigene Wahl entscheidend ist. Sich beide Leben vorzustellen, ist eine anregende Fantasie, die eine Entscheidungsfindung erleichtern kann. Der Verlauf des Romans hat mich jedoch nicht nur wegen der beschriebenen Längen enttäuscht. In beiden Beziehungen konnte ich kein Prickeln spüren und hatte nicht den Eindruck, dass einer der beiden eigenwilligen Männer zu Irina passt. Kein Lebensweg scheint sie wirklich glücklich zu machen und zufrieden zu stellen, was als Quintessenz traurig ist. Ernüchternd ist am Ende, dass es keinen richtigen Weg zu geben scheint, dass kein Leben perfekt ist, dass es überall ein Auf und Ab gibt und dass sich offenbar nicht einmal das Risiko lohnt, von einem vorgezeichneten Weg abzuweichen. Es gibt nicht die eine richtige Wahl, nur unterschiedliche Leben.
Der Roman ist insofern nichts für Romantiker, die zumindest von einem Happy End geträumt haben.

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