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Veröffentlicht am 08.08.2021

Schwere Zeiten

So weit die Störche ziehen (Die Gutsherrin-Saga 1)
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Gemeinsam mit ihren Freunden Elli und Wilhelm verbringt Dora Twardy eine glückliche Kindheit in einem ostpreußischen Dorf. Doch als mitten unter der Hochzeit ihrer Großcousine Grete der Krieg ausgerufen ...

Gemeinsam mit ihren Freunden Elli und Wilhelm verbringt Dora Twardy eine glückliche Kindheit in einem ostpreußischen Dorf. Doch als mitten unter der Hochzeit ihrer Großcousine Grete der Krieg ausgerufen wird, ändert sich alles. In der Schule gibt es nur noch ein Notabitur, der Bruder meldet sich freiwillig als Kampfpilot und schließlich wird auch der Vater eingezogen, der anfangs noch aufgrund der landwirtschaftlichen Versorgung freigestellt war. Dora übernimmt Verantwortung für den Gutshof und versucht, die schwere Zeit zu überstehen, indem sie auf ein baldiges Kriegsende und die Rückkehr von Wilhelm hofft.

Wunderschöne Bilder aus Ostpreußen beschert uns Autorin Theresia Graw, deren Gutsherrin-Reihe auf wahren Begebenheiten in ihrer Familiengeschichte beruht. In drei höchst interessante Teile gliedert sie diesen ersten Band und garantiert durchgehende Spannung, sei es auf dem Pferdegestüt, auf dem Dora aufwächst, in Königsberg Anfang der 1940er-Jahre oder im öden Urlaubsort Nidden auf der Kurischen Nehrung. Farbenprächtig und stimmungsvoll beschreibt Graw das Leben der jungen Dora, das schnell durch den beginnenden Zweiten Weltkrieg auf den Kopf gestellt wird und ganz anders verläuft, als sie es sich auf der Veranda des elterlichen Gutshauses erträumt hat. Aus glücklichen Jahren voller Zukunftspläne wird ein Kampf ums Überleben. Mit viel Einfühlungsvermögen erweckt die Autorin ihre Figuren zum Leben, zeigt, wie unterschiedlich jede einzelne Person mit den harten Schicksalsschlägen umgeht und welche Hoffnungsschimmer Kraft geben, einen Tag nach dem anderen zu bewältigen.

Von den mehr als sechshundert Seiten ist keine einzige zu viel, keine Langatmigkeit und kein Absacken von intensiven Emotionen zu spüren. Wie elektrisiert fiebert man mit Dora und ihrer Familie mit, fühlt und bangt mit ihr, insbesondere deshalb, weil in der Realität unzählige Menschen ein ähnliches Schicksal durchleben und erleiden mussten. Mit dieser Geschichte wird vieles wieder aufgewühlt, aber auch lebendig gehalten, sodass die erschütternde Wahrheit niemals vergessen wird. Ein wunderbar schönes und gleichzeitig so trauriges Zeitzeugnis, welches stets vermittelt, wie hoffnungsvoll auch der schlimmste Tag sein kann.

Theresia Graws Mut, sich dieser Herausforderung zu stellen, einen solch autobiographisch untermauerten Roman zu schreiben, ist bemerkenswert. Dieser erste Teil ist jedenfalls überaus gut gelungen und kann meinerseits nur weiterempfohlen werden.



Titel So weit die Störche ziehen

Autor Theresia Graw

ISBN 978-3-548-06252-5

Sprache Deutsch

Ausgabe Flexibler Einband, 640 Seiten

ebenfalls erhältlich als ebook und Hörbuch

Reihe Die Gutsherrin, Teil 1

Erscheinungsdatum 3. August 2020

Verlag Ullstein Taschenbuch Verlag

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.08.2021

Politische Intrigen in Colonia

Verrat in Colonia
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Provinz Niedergermanien, 260 n. Chr.: Bereits auf der Reise von Divodurum (heute Metz) in die Colonia Agrippina (Köln) wird jener Reisezug überfallen, dem sich Marcella, die Tochter des Statthalters von ...

Provinz Niedergermanien, 260 n. Chr.: Bereits auf der Reise von Divodurum (heute Metz) in die Colonia Agrippina (Köln) wird jener Reisezug überfallen, dem sich Marcella, die Tochter des Statthalters von Treveris (Trier), mit ihren persönlichen Sklaven Invita und Flavus unter der Obhut des Finanzprocurators angeschlossen hat. Dort wird schließlich im Badehaus des Prätoriums ein Toter aufgefunden. Es handelt sich um einen hohen Beamten und der germanische Kriegsgefangene Flavus gerät aufgrund seiner Anwesenheit sofort unter Verdacht. Während schon Folter und Hinrichtung vorbereitet werden, versuchen Invita und Marcella verzweifelt, den wirklich Schuldigen auszuforschen, was sich allerdings als nahezu unmöglich herausstellt, da man gar nicht mehr weiß, wem man noch vertrauen kann.

Ohne jegliches Vorgeplänkel findet sich der geneigte Leser sofort mitten im Geschehen. So präzise und eindrücklich schildert Autorin Maria W. Peter den Überfall, dass Buchstaben und Wörter regelrecht zu plastischen Bildern erwachen. Das Augenmerk liegt stets auf den jeweiligen Details, sei es im Kampf, wer in welcher Hand sein Messer hält, aus welcher Richtung sich die Fackel nähert, wo Blut das Gewand durchtränkt. Aber auch in sämtlichen anderen Schilderungen liegt unglaublich viel Recherche und Präzision: es ist nicht einfach ein Wein, der kredenzt wird, auch nicht ein Gewürzwein, sondern ein angewärmter Wein, der einen beruhigenden Duft nach Anis und Nelken verströmt, wodurch man tatsächlich mit allen Sinnen das damalige Leben zu spüren vermeint.

Neben altbekannten Figuren, die sich bemerkenswert entwickelt haben, begegnet man in diesem bereits vierten Band der Invita-Serie auch einigen neuen Personen, welche die Geschichte teils ungemein bereichern und nicht nur für Invita einen Meilenstein im Leben darstellen. Sehr persönliche Interessen von Marcella und ihrer privaten Sklavin sind eingebettet in einen realen geschichtlichen Hintergrund, wodurch die ohnedies sehr spannende Handlung noch zusätzlich an Dramatik gewinnt. Steinchen für Steinchen, gleich einem Mosaik, muss der Mord samt Motiv rekonstruiert werden, als Leser fiebert man Seite um Seite mit, dem Sog dieser Geschichte ist nicht zu entkommen. Mit einer sehr berührenden Szene endet diese recht aufwühlende Geschichte und man darf gespannt sein, welches Abenteuer Invita und Flavus als nächstes bestehen müssen.

Auch dieser Teil von „Sklavin Invita“ ist unabhängig von allen anderen zu lesen. Um jedoch in den besonderen Genuss der gesamten Erzählung zu gelangen und kleinste Querverweise zu erkennen, empfiehlt sich die ganze Reihe von Beginn an. Mittels wissenswerten Einzelheiten aus dem Nachwort, Kartenmaterial, einem umfangreichen Glossar und einem Personenverzeichnis mit ausgewiesenen historischen Figuren rundet Maria W. Peter wie gewohnt ihr ausgesprochen empfehlenswertes Buch ab und sorgt für wunderbare Lesestunden.



Titel Verrat in Colonia

Autor Maria W. Peter

ISBN 978-3-492-50514-7

Sprache Deutsch

Ausgabe Flexibler Einband, 468 Seiten

ebenfalls erhältlich als ebook

Reihe Sklavin Invita, Teil 4

Erscheinungsdatum 1. Juli 2021

Verlag Piper

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.08.2021

Abscheuliches und Mythen

Eis. Kalt. Tot.
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Im eisigen Winter Kopenhagens fischt Kriminalkommissarin Kerstin Vinther eine kopflose Leiche aus dem Hafenbecken, ein bizarrer Fall mit recht dürftigen Anhaltspunkten liegt vor den Ermittlern. Zudem scheint ...

Im eisigen Winter Kopenhagens fischt Kriminalkommissarin Kerstin Vinther eine kopflose Leiche aus dem Hafenbecken, ein bizarrer Fall mit recht dürftigen Anhaltspunkten liegt vor den Ermittlern. Zudem scheint der Neue im Team, Landei Jesper Jørn Bæk aus Ringkøbing, nicht nur ungeeignetes Schuhwerk zu tragen, sondern auch noch mit der örtlichen Presse zu kooperieren.

Mit „Zähnen aus Eis“ beschreibt Autorin Anne Nørdby nicht nur die nordische Kälte, sondern auch die klirrende Atmosphäre in Kirstens Team, die düstere Februarstimmung bei minus 15 Grad Außentemperatur begleitet den gleichermaßen abscheulichen wie faszinierenden Thriller. Neben Schauplätzen, die nichts für schwache Nerven und empfindliche Mägen sind, flicht die Autorin auch geschickt sehr interessante Mythen und Legenden aus Grönland ein und stellt den Kommissaren zudem noch die begabte „Gesichtserkennerin“ Marit zur Seite. Mit diesen Grundpfeilern und einem flüssigen und einnehmendem Schreibstil versteht es Anne Nordby, ihre Leser zu fesseln und den Spannungsbogen durchgehend - trotz der unzähligen Kapitel auf etwa 500 Seiten - aufrecht zu erhalten. Die Charaktere sind eindrücklich und sehr glaubwürdig ausgearbeitet, das Ermittlungsteam muss aufpassen auf etwaige „undichte Stellen“ und mit ungewöhnlichen Herausforderungen fertig werden. Nicht zuletzt runden ein paar private Details die Ermittlungen ab, ohne jedoch jemals von diesen abzulenken.

Anne Nørdby liefert mit Eis.Kalt.Tot. (nach Kalter Strand und Kalte Nacht) wieder einen aufregenden Thriller, den ich sehr gerne weiterempfehle, wenn es auch ein wenig blutrünstig zugehen darf.







Titel Eis.Kalt.Tot.

Autor Anne Nørdby

ISBN 978-3-8392-0024-7

Sprache Deutsch

Ausgabe Taschenbuch, 505 Seiten

ebenfalls erhältlich als ebook

Erscheinungsdatum 4. August 2021

Verlag Gmeiner

Veröffentlicht am 03.08.2021

Juden im römischen Reich

Der Schatz Salomos
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Marcella, Tochter des Statthalters von Treveris (Trier), begleitet ihren Vater ins römische Metz (Divodurum) und nimmt dabei ihre persönliche Sklavin Invita mit. Während Invita in ihrer Heimatstadt lediglich ...

Marcella, Tochter des Statthalters von Treveris (Trier), begleitet ihren Vater ins römische Metz (Divodurum) und nimmt dabei ihre persönliche Sklavin Invita mit. Während Invita in ihrer Heimatstadt lediglich ein wenig mehr über ihre unbekannte Herkunft erfahren möchte, will es der Zufall, dass sie ein totes Mädchen im Straßengraben findet. Nach einem weiteren Mord wird der mit Invita befreundete jüdische Schmuckhändler Salomo verdächtigt. Zudem habe der sich am berühmten Tempelschatz vergriffen, woher käme denn sonst sein plötzlicher Reichtum?

Nahtlos knüpft dieser dritte Band an seinen Vorgänger an. Wer Invita und Flavus bereits kennt, wird hier seine Freude haben, jeder andere bestimmt auch. Der Schatz Salomos ist nämlich eine eigenständige Geschichte und kann somit unabhängig von anderen Invita-Büchern gelesen werden.

Mit fesselnden Bildern und ausgezeichneter Recherche entführt uns Maria W. Peter diesmal nicht nach Treveris sondern ins aus allen Nähten platzende Divodurum. Flüchtlingen und Juden wird es zur Last gelegt, dass der Platz knapp wird, die Stadt stinkt, die Preise steigen und Verbrechen zunehmends den Alltag bestimmen. Mit der entsprechenden Sprachmelodie, die auf so vielen Details und Zwischentönen beruht, schafft die Autorin auch diesmal wieder eine ganz spezielle Atmosphäre, die durch die Ich-Perspektive Invitas nur noch deutlicher wird. Unmittelbar vermag man als Leser ihre Gedanken und Überlegungen, ihre Ängste und gleichzeitig ihre Impulsivität zu verspüren, ihren eisernen Willen, für ihre Freunde einzutreten und sie nicht tatenlos ihrem Schicksal zu überlassen. Wie nebenbei fließt historisch Überliefertes in die abenteuerliche Handlung mit ein, erfährt der Leser Wissenswertes über den verlorenen Tempelschatz, die Religionen der Christen und Juden und Mystisches rund um Fluchtäfelchen; ja, sogar die Schönheit hat ihren Platz in dieser wunderbaren Geschichte.

Insbesondere Invitas Wunsch, mehr über ihre früheste Kindheit und ihre Mutter zu erfahren, zieht sich wie ein roter Faden durch alle Teile dieser Serie und lässt so manche ihrer Entscheidungen in einem anderen, begreifbaren, Licht erscheinen.

Damit sind wohl sämtliche Grundsteine für einen phantastischen Roman gelegt, der all jene Leser begeistern wird, die eine geschnickte Verknüpfung von exzellent recherchierten geschichtlichen Daten und einer überzeugenden fiktiven Handlung zu schätzen wissen.





Titel Der Schatz Salomos

Autor Maria W. Peter

ISBN 978-3-492-50054-8

Sprache Deutsch

Ausgabe Flexibler Einband, 400 Seiten

ebenfalls erhältlich als ebook

Reihe Sklavin Invita, Teil 3

Erscheinungsdatum 2. November 2017

Verlag Piper

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.08.2021

Intrigen und Recht im römischen Reich

Die Legion des Raben
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Invita, Sklavin im Hause des Statthalters von Treveris, sorgt erneut für Aufregung. Nach dem hinterhältigen Mord an einem angesehenen römischen Beamten wird dessen Sklave Hyacinthus als schuldig befunden. ...

Invita, Sklavin im Hause des Statthalters von Treveris, sorgt erneut für Aufregung. Nach dem hinterhältigen Mord an einem angesehenen römischen Beamten wird dessen Sklave Hyacinthus als schuldig befunden. Wie es das römische Recht damals ermöglichte, sollen mit ihm alle Leibeigenen des Haushaltes hingerichtet werden. Da sich unter ihnen jedoch Verwandte von Invitas Mitsklaven Flavus befinden, setzt sie natürlich alles daran, Hyacinthus‘ Unschuld zu beweisen.

Auch im zweiten Teil der Serie „Sklavin Invita“ erzählt die aufgeweckte Hauptfigur aus ihrer Sicht in der Ich-Form und nimmt den Leser damit sofort wieder gefangen. Das Rechtswesen ist grausam und ermöglich so etwas wie Sippenhaftung, ein Sklave ist nicht mehr als ein sprechendes Werkzeug, ein Nutzobjekt für seinen Besitzer. Doch das will Invita nicht wahr haben. So stellt sie mithilfe ihrer Domina Marcella Nachforschungen an und gerät prompt in einen Hinterhalt.

Mit aufwendig recherchierten Details besticht Autorin Maria W. Peter wie aus dem Vorgängerband „Fortunas Rache“ gewohnt, indem sie von Sklavenhändlern, harter Arbeit, Gehorsam und Strafe ebenso berichtet wie von baulichen Kunstwerken, typischen Mosaikböden und farbenprächtigen Wandmalereien, von weitläufigen Thermenanlagen und ausgeklügelten Abwasserkanälen. Vor dieser historisch belegbaren Kulisse im römischen Trier spielen sich nun dramatische Szenen einer fiktiven Handlung ab, die geschickt und klug aufgebaut ist und die Zeit um 1012 ab urbe condita (260 n. Chr.) lebendig werden lässt.

Einige aus dem ersten Teil bekannte Figuren begegnen dem Leser hier wieder, sodass man deren Entwicklung gut verfolgen und nachvollziehen kann. Vertrauen und Skepsis müssen gewissenhaft gegeneinander abgewogen werden, will man der Wahrheit auf die Spur kommen und dem Recht Genüge tun. Verschiedenste Mörder kommen infrage, wessen Motiv ist das wahrscheinlichste? Kein Wunder, dass hier Spannung vom Anfang bis zum Ende herrscht, die den Leser immer wieder mitfiebern lässt bei der Suche nach dem tatsächlichen Täter und dessen Beweggründen.

Wer historische Grundlagen schon während der Geschichte parat haben möchte, kann das Nachwort durchaus vorab lesen, Glossar, Reise- und Stöbertipps runden den Roman dann noch zusätzlich ab und verleihen dem Buch ein gewisses Extra.

„Die Legion des Raben“ vermittelt eine in sich abgeschlossene Handlung, dennoch ist das Lesen von „Fortunas Rache“ davor jedenfalls empfehlenswert.

Wer einen ausgesuchten Mix aus Krimi, ein wenig Romantik und interessanten historischen Aspekten sucht, der wird hier bestimmt fündig.



Titel Die Legion des Raben

Autor Maria W. Peter

ISBN 978-3-492-50055-5

Sprache Deutsch

Ausgabe Flexibler Einband, 416 Seiten

ebenfalls erhältlich als ebook

Reihe Sklavin Invita, Teil 2

Erscheinungsdatum 2. Juni 2017

Verlag Piper

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere