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Veröffentlicht am 19.08.2021

Pfiffiger Dino-Vorlesespaß!

Ein Dino namens Fred
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Eines Tages als der kleine Brontosaurus Fred auf die kleinen Dinos aufpassen und mit ihnen spielen soll, hat er es mal wieder vergessen und schläft noch selig weiter, als er von den aufgeregten Rufen seiner ...

Eines Tages als der kleine Brontosaurus Fred auf die kleinen Dinos aufpassen und mit ihnen spielen soll, hat er es mal wieder vergessen und schläft noch selig weiter, als er von den aufgeregten Rufen seiner Schützlinge geweckt wird: etwas seltsames rotes, ein Flugdingsbums nähert sich am Himmel! Die neugierige, aufgeweckte Annegret (9) hat heimlich im Naturkundemuseum ihrer Oma, die neuste Errungenschaft bestaunen wollen und dabei aus Versehen den Knopf der Zeitmaschine gedrückt. Begeistert springt sie aus dem Cockpit, auf den erstaunten Fred zu. Der ist anfangs nicht ganz so begeistert, da ihm ja wieder einfällt, dass er längst die Kleinen hüten sollte. Doch Annegret in ihrer Begeisterung zu stoppen ist nicht so leicht. Bis ein riesiger T-Rex die Zeitmaschine Komet für ein Ei hält und es ausbrüten will. Bei dem Versuch heimlich zu entkommen, schleichen sich Annegret und Fred in die Zeitreisekapsel und starten durch, allerdings nicht alleine. Der T-Rex reist auf der Kuppel mit in die heutige Zeit und sorgt dort für heilloses Chaos! Ob es den neu gefundenen Freunden wohl gelingt, den T-Rex wieder zurück in seine Zeit zu schicken, ohne dass alles Kopf steht?

Fred ist von der quirligen kleinen Annegret zu Beginn gar nicht so begeistert, immerhin stellt sie seine ganze Welt auf den Kopf. Seine Ablehnung stört das furchtlose Mädchen aber nicht im Geringsten. Als eine gefährliche T-Rex-Dame unbedingt Omas Zeitmaschine ausbrüten möchte, droht sie ihr sogar an, ihr eine zu knallen. Das ist zwar kindlich nachvollziehbar und sprachlich absolut passend, aber bitte: Gewalt ist keine Lösung. Daher lässt sich die Brütende auch nicht einschüchtern, im Gegenteil, sie brüllt zurück. Fred beschließt, dass es Zeit für eine List ist und so langsam wachsen sie zu einem Team zusammen und staunen gemeinsam über das kommende Abenteuer. Es ist übrigens nicht der letzte Trick, den sie in diesem Abenteuer anwenden müssen, denn mit Köpfchen kommt man einfach weiter, als mit der Androhung von Gewalt! Auch wenn Fred anfangs von diesem komischen Wesen gar nicht angetan ist, gefällt ihm die Aufregung und das Abenteuer mit ihr immer besser. Langsam werden sie Freunde, denn so eine gemeinsame Zeitreise verbindet ungemein! Klar wird das auch zukünftig noch so einiges auf die beiden zukommen. Doch nicht nur die zwei haben ihren Spaß, auch die jungen Zuhörer und ihre Vorleser werden immer wieder lachen und staunen. Aber Vorsicht: ganz schön spannend ist dieses Abenteuer für die Kleinen auch!

Die Illustrationen von Ronald Kruschak sind unglaublich farbenfroh und fröhlich! Echte Hingucker, weshalb sich jeder auch sofort dieses Buch greift und es zumindest durchblättert, wenn nicht sogar liest... Dabei sieht Annegret richtig witzig aus, mit ihren wilden Locken und ihrer Latzhose! Ihre Haare ähneln ziemlich stark denen von Fred, was optisch verbindet. Ganz klar ist dies ein Dino-Buch, dass sich nicht eindeutig an Jungen richtet. Dabei ist Annegret ein echter Wildfang und ganz sicher keine Prinzessin. Schön, dass sich hier auch wildere Mädels gut wiederfinden können!

Für echtes Spielvergnügen passend zum Buch, gibt es im Anhang eine Nähanleitung für eine Dino-Handpuppe aus einem alten Pulli. Die sieht richtig witzig aus, allerdings benötigen die Kinder von 4 – 6 Jahren doch Hilfe von Eltern oder Großeltern. Das Spielen schaffen sie dann schon alleine, aber auch das geht natürlich auch zusammen! Eine sehr schöne Idee finden wir!

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Veröffentlicht am 13.08.2021

Schwester müssen sich nicht mögen, aber zusammenhalten!

Schwesterherzen 1: Eine für alle, alle für DICH!
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Bonnie hat es schwer: mit drei Brüdern aufzuwachsen und sich mit dem Zwillingsbruder auch noch das Zimmer teilen zu müssen, treibt sie in den Wahnsinn! Denn ihre drei Brüder halten immer zusammen und spielen ...

Bonnie hat es schwer: mit drei Brüdern aufzuwachsen und sich mit dem Zwillingsbruder auch noch das Zimmer teilen zu müssen, treibt sie in den Wahnsinn! Denn ihre drei Brüder halten immer zusammen und spielen ihr und ihrer besten Freundin Smilla miese Streiche! Smilla ist super schlau und hat eine Klasse übersprungen, so dass sie mit Bonnie, deren Zwillingsbruder und ihrem ebenfalls voll nervigen Bruder in einer Klasse ist. Allerdings unterstützt ihre Mutter sie, wenn ihr Bruder es zu wild treibt. Bei Bonnie sagt ihre Lehrermutter immer nur: macht das unter Euch aus! Wie denn? Alleine unter drei Brüdern! Ganz klar, mit wenigstens einer Schwester wäre alles besser und die Amigos d.h. Ihre Brüder und deren Kumpel hätten keine Chance mehr. Also suchen Bonnie und Smilla, nach Schwestern im Herzen, mit einem Geheimzettel in der Klasse, mit Einladung zum Geheimtreffen. Das bleibt natürlich nicht geheim und es tauchen ausgerechnet nur die eingebildete Monti und die verpeilte, Kaugummi kauende Nuca auf. In diesem Tagebuch erlebt man live mit, wie sich die fünf Schwesterherzen als Sicret Sistahz gründen, frei nach dem Motto, „Schwestern müssen sich nicht mögen, aber sie halten immer zusammen!“

Seien wir ehrlich: egal wie die Konstellation ist, Kinder sind immer unzufrieden. Einzelkinder wünschen sich Geschwister, meine Schwester und ich wollten einen großen Bruder haben und bekamen einen sehr viel jüngeren und meine Töchter finden es nun auch nicht die Erfüllung eine Schwester zu haben. Aber gerade der Gedanke, dass man sich nicht mögen muss, sondern einander nur beistehen muss, kommt bei meiner Jüngsten (12) sehr gut an! Meine Töchter müssen sich zwar nicht gegen eine durchgeknallte Brüderschar verbünden, aber Eltern sind ja auch bisweilen/ziemlich oft entsetzlich ungerecht und natürlich viel zu streng. Allerdings war meine Tochter bei der Lektüre dieses Buches dann doch ganz zufrieden mit ihrem Schicksal, denn Bonnie trifft es wirklich hart und wir finden, dass ihre Eltern extrem ungerecht sind! Wie gut, dass der Plan der Gründung einer geheimen Schwesternschaft nach anfänglichem Scheitern, dann doch noch klappt!

Die fünf „Wahlschwestern“ passen eigentlich gar nicht zusammen, sie sind lediglich in ihrem Ziel, der Rache an den Amigos, vereint. Ihre Motivation ist auch auf den ersten Blick völlig unterschiedlich, doch wenn man genauer darüber nachdenkt, ähnelt sie sich schon. Bonnie schreibt hier ihre gemeinsame Geschichte im Tagebuchstil auf. Bisweilen unverblümt drückt sie sich aus, streicht allerdings allzu krasse Ausdrücke durch und ersetzt sie durch eloquentere. Das ist ziemlich witzig beim Lesen und hat bei uns zu viel Gekicher geführt. Ein Grund ist ja, dass man der Fairnis halber auch nicht fies über seine Mitschwestern äußert und Nuca, nun ja, sie isst nun mal gerne oder kaut Kaugummi und das macht sich schon bemerkbar.... da Nuca aber nett ist, wird sie nur als kräftiger gebaut beschrieben, während Monti als Bonnies persönliches Feindbild sehr viel direkter und unverblümter in all ihrer Zickigkeit und mit ihren Allüren beschrieben wird. Verziert wird das ganze von echten Tagebuchkritzeleien und ausdrucksstarken Kapitelüberschriften, die das Ganze noch witziger machen.

Da die Amigos es faustdick hinter den Ohren haben, ist auch immer was los. Aber auch wenn Smilla noch so schlau ist, gelingt es den Jungs immer wieder, sie auszutricksen. Klar, sie haben ja jahrelange Übung, während die Mädels sich ja noch nicht mal unbedingt mögen. Doch dann geschieht etwas, das alles ändert und zum Schluss sind sich alle einig, dass die Schwesterherzen genau das sind, was sie alle fünf brauchten! Fünf? Ja, Jo, hatte ich bislang unterschlagen, denn sie geht in die Parallelklasse und ist beim ersten Treffen nicht dabei, sondern rettet sie aus einer blöden Lage und da die Amigos echt Schiss vor ihr haben, ist Bonnie fest entschlossen sie und ihren legendär gefährlichen Hund Godzilla in das Schwesternprojekt aufzunehmen.

Für alle Leserinnen, die finden, dass Bonnie und Co. Recht haben und alles, was ihnen zu ihrem Glück fehlt, mind. eine Schwester ist, befindet sich auf dem Cover ein Sticker zum Abziehen und immer wieder verwenden! Girl Power die Mut macht, vor allem, wenn es nicht von Anfang an so gut läuft! Sehr witzig und inzwischen schon um drei Fortsetzungen reicher, die wir sicher noch lesen oder hören werden! Für Mädels von 10 bis 12 Jahren.

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Veröffentlicht am 12.08.2021

Wohlfühlhörbuch!

Ein Garten für zwei
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Lu ist jung und als Anwältin in einer Großkanzlei so erfolgreich, dass sie kurz vor ihrer Beförderung zur Partnerin steht. Allerdings hat sie keine Zeit für Privates, für Freunde oder Familie, sie geht ...

Lu ist jung und als Anwältin in einer Großkanzlei so erfolgreich, dass sie kurz vor ihrer Beförderung zur Partnerin steht. Allerdings hat sie keine Zeit für Privates, für Freunde oder Familie, sie geht ganz in ihrem Beruf auf. Bis ihr nur wenig älterer Bruder Pip stirbt, der ihr einst so nahe stand. Wie lange hatte sie keine Zeit mehr für ihn? Sie fällt in ein tiefes Loch, ist völlig aus der Bahn geworfen und macht plötzlich Fehler, die ihrer früher nie passiert wären. Sie zieht die Reißleine und verkriecht sich im Garten ihres Bruders in einem Dorf vor den Toren Berlins. Anfangs ist es eine Notlösung, solange Handwerker ihre chice Wohnung renovieren, aber die Arbeiten dauern länger und sie lernt die Nachbarn kennen. Nach und nach bringen ihr Nele und Nico die Schönheit der Natur und das Leben mit dieser und im Einklang mit dieser nahe. Sie fängt an, das Leben zu genießen und die Nähe zu den beiden. Als Nele ihre Gartenkräuter unter einem Bio-Label vermarkten möchte, kommt ihr beruflicher Ehrgeiz wieder durch und sie einem Umweltskandal auf die Spur.

Den Vorgängerroman „Fünf am Meer“ fand ich ganz nett, aber wirklich mitreißen konnte er mich nicht. Irgendwie hatte er mich nicht berührt. Warum um alles in der Welt ich mich dann auf „Ein Garten für zwei“ eingelassen habe, weiß ich nicht so genau, vielleicht wieder das schöne Cover und die Themen Garten und Anwältin auf Sinnsuche. Denn Lu liebt ihren Job und merkt dabei gar nicht, wie ausgebrannt sie ist. Eigentlich ist sie inzwischen innerlich leer und im Gegensatz zu ihrer Sekretärin, die sie eigentlich als Menschen gar nicht wahrnimmt, scheint es niemand zu bemerken. Für Lu ist es ein Wettbewerb, ein großes Kräftemessen, bei dem sie sich keinerlei moralische Fragen stellt. Es geht einzig darum, für ihre Mandanten das beste herauszuschlagen. Erst in der Natur beginnt sie langsam dieses System zu hinterfragen. Anfangs ist ihr das Grün und Gekrabbel um sie herum fremd und sie beäugt es misstrauisch. Was wollte ihr geliebter Bruder hier nur? Doch dank seines Tagebuchs und seiner Nachbarn kommt sie ihm nachträglich näher. Sie versteht ihn wieder und pflichtet ihm sogar bei.

Vanida Karun empfinde ich als sehr treffende Wahl. Ihre warme Stimme kann gleichzeitig kompetent und freundlich klingen, wobei sie auch verständnislos, irritiert, einsichtig und ein wenig herrisch, ebenso wie völlig verwirrt oder überfordert (insbesondere beim Zusammentreffen mit Handwerkern) klingen kann. Ich habe ihrer Stimme sehr gerne zugehört und fand sie ebenso angenehm unvertraut und neu, wie abwechslungsreich. Für mich eine echte Neuentdeckung.

Als echtes Wohlfühlhörbuch findet Lu natürlich einen neuen Sinn und eine neue Aufgabe in ihrem Leben, aber nicht nur das, auch die Liebe findet wieder ihren Weg zu ihr und bisweilen ein Fünkchen Humor. Allerdings ist dies nur so nebenbei und zur Abrundung des Ganzen, denn es ist definitiv nicht der Mittelpunkt. Trotz des glücklichen Endes in jeglicher Hinsicht, würde ich es also nicht als Liebesroman bezeichnen. Dafür gibt es aber eine Menge Gartentipps und die Mahnung ökologischer die Natur zu bewirtschaften, im Kleinen, wie im Großen. So hat Pip in seiner Laube getrocknete Zapfen, in Wachs getaucht als Kaminanzünder verwendet. Ich habe hier im Urlaub direkt Pinienzapfen gesammelt, für die ich die Reste unserer Adventskranzkerzen einschmelzen werde. Eine schöne Beschäftigung auch mit den Kindern.

Im Kontrast zu den entspannten Gartenkapiteln steht die Hektik im Büro. Auch wenn Lu ihre Arbeit liebt, laugt sie sie aus. Sie merkt aber nicht wirklich, dass sie kurz vor dem Zusammenbruch steht. Anders als ihre Sekretärin, denkt sie gar nicht mal an Dinge wie Entspannung und inneres Gleichgewicht. Sie scheint gefangen in einem Hamsterrad, in dem sie effizient Leistung bringt, bis sie fast kollabiert. In Wirklichkeit geht es in den Großkanzleien noch brutaler zu und die Arbeitszeiten sind noch länger, aber für Normalhörer klingt es schon schrecklich und auslaugend genug. Die Ausstiegsquote in diesem Berufszweig ist enorm hoch, denn Geld ist zum Glück doch nicht alles, wie auch Lu feststellt. Lu ist durchaus facettenreich beschrieben. Sie ist keine Karikatur einer erfolgreichen Anwältin, auch wenn zu Beginn die Realität in Form der Renovierung ihrer Wohnung sie hoffnungslos überfordert. Bisweilen kann sie nicht aus ihrer Haut, doch sie ist bereit, nicht nur ihr Leben und das auf dem Land, sondern auch sich selbst und ihre eigenen Bedürfnisse in Frage zu stellen, was mir sehr gut gefällt. Sehr liebevoll finde ich die Hülle gestaltet, die nicht nur sehr stimmungsvoll in zartem Pastell mit Blümchen gestaltet ist, sondern neben Informationen zu Autorin, Sprecherin und Inhalt auch ein Rezept für Salbeichips und Neles Kopf-Hoch-Tee enthält.

Ein wirklich glücklich machender Wohlfühlroman, den ich sehr gerne gehört habe und der mich im Gegensatz zu seinem Vorgänger auch wirklich persönlich interessiert und bewegt hat. Ich bin sehr froh, dass ich mich vom Titel und dem Cover habe verführen lassen und der Autorin noch eine Chance gab!

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Veröffentlicht am 10.08.2021

Witzig, emotional, bewegend, kurzweilig

Ich heiße Billy Plimpton
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Billy Plimpton ist zwölf Jahre alt und steht kurz vor dem Schulwechsel! Anders als fast alle anderen aus seiner Klasse wählt er eine andere Schule, mit chicer Uniform aus. Eine wunderbare Chance für den ...

Billy Plimpton ist zwölf Jahre alt und steht kurz vor dem Schulwechsel! Anders als fast alle anderen aus seiner Klasse wählt er eine andere Schule, mit chicer Uniform aus. Eine wunderbare Chance für den Fan von Witzen, ganz von vorne anzufangen, er muss sich nur überlegen, wie er es anstellt, dass niemand merkt, dass er stottert! Die ganzen Ferien über legt er sich einen Plan zurecht, wie er möglichst unbemerkt bleibt und auch beim Reden nicht auffällt, obwohl er doch so gerne Witze erzählt! Aus der Sprachschule kennt er auch schon so einige Tricks, die zwar helfen, das Stottern aber leider noch nicht abgestellt haben. Dummerweise sitzt da einer in der Klasse, dem man schon von Weitem ansieht, dass er keinen Ärger scheut und schwächere terrorisiert. Dafür scheint sein Sitznachbar nett zu sein und auch Skylar, die einzige von seiner alten Schule, scheint ihm gegenüber wohlgesonnen, obwohl sie sein Geheimnis kennt. Wird er es schaffen, das Stottern nach all den Jahren los und der coolste Junge der Schule zu werden, ehe sein Geheimnis auffliegt?

Jedes Jahr suchen wir nach einem geeigneten Hörbuch für die ganze Familie inkl. Pubertier und den fantasyfeindlichen Vater für den Urlaub. Dass der Lehrer von der Sprachförderschule das Thema interessant findet, war vorhersehbar, aber das Pubertier und seine Schwester? Tatsächlich hat unsere Jüngste (12) immer wieder nach Taschentüchern im Auto gesucht, weil Billy Plimpton eine hochsensible Geschichte ist, so wunderbar erzählt und vertont, dass Lachen und Weinen oft ineinander übergehen. Obwohl die Geschichte ab 9 Jahren ist und somit eigentlich nichts mehr für Mangagirls (14) war ganz schnell klar, dass Billy Plimpton mit seinen Schulerlebnissen, ganz besonderen Mitschülern, seiner umwerfenden Oma, pardon Großbutter und seinem Pausenmentor uns alle gepackt hat! Julian Greis vertont diesen Kampf mit den störrischen Silben unglaublich nachvollzieh- und -spürbar. Diese verflixten Silben wollen einfach nicht aus dem Mund raus und versauen jede noch so gute Pointe. Ja, einige Witze sind echt gut und die Jüngste hat sich viel Mühe gegeben, sich besonders viele für Oma und Opa zu merken.... zum Glück kann man einige in der Hülle noch mal schnell nachlesen!

Viele bekannte Stotterer haben dem Stottern mit Hilfe von Musik den Garaus gemacht und so stellt auch Billy fest, dass er den Beat hat, als Drummer ist er echt nicht schlecht! Ob das reicht, um der coolste Junge der Schule zu werden? Bei seinem hochgesteckten Ziel stellt er sich nicht immer geschickt an. Dabei ist er eigentlich ein feiner Kerl, auch wenn seine jüngere Schwester Chloe, der alles zuzufliegen scheint, davon wenig mitbekommt. Er ist halt ein echter Junge und kein Abziehbild und so hat er nicht nur sympathische Seiten, sondern kann auch mal fies sein. Das bereut er dann aber ziemlich schnell wieder. Den Fehler wieder auszubügeln wird dann leider etwas schwieriger. Er reagiert da ganz normal, wie andere Gleichaltrige auch. Dabei erweist er ein unglaubliches Gespür für seine Mitschüler, für die, die auf seiner Seite sind und die, die ihn in seinen Träumen unterstützen können. Julian Greis lässt wunderbar seine verletzlichen und auch entschlossenen Seiten gleichermaßen durchklingen. Mit seiner sympathischen, jungen Stimme, nimmt man ihm den Zwölfjährigen im Alltagskampf absolut authentisch ab.

Nach den einzelnen Kapiteln gibt es bisweilen recht lange Pausen, in denen man sich wundert, was denn jetzt los ist und man über den Fortgang beginnt zu grübeln und zack, geht es weiter, mit einem harten Szenenwechsel oder einem neuen Witz.

Die Sprache ist unglaublich detailfreudig, wobei der Ich-Erzähler unglaublich lebensnah, aber ohne zu stottern erzählt. Klar, in seinem Kopf, kann er das ja alles, nur wenn man mit ihm die Situation live miterlebt, spürt man seine Wut, Resignation und Verzweiflung über diese blöden, unwilligen Silben. Seine Mutter sagt ihm immer wieder, dass alles was er sagt wichtig ist, aber mal ganz ehrlich, wäre es nicht furchtbar, wenn wir nie mal was Banales sagen würden?

So haben wir Billy durch das wahrscheinlich aufregendste Jahr seines Lebens begleitet, das Jahr seines größten Glücks, der größten Trauer und den höchsten Zielen. Ganz schön bewegend diese Achterbahn der Gefühle, aber auch unglaublich witzig, schön und traurig. So, wie das Leben eben spielt! Dabei trieft die Geschichte aber nicht rührselig vor sich hin, sondern ist stets unterhaltsam und macht neugierig, wie es mit Billy weitergeht!

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Veröffentlicht am 07.08.2021

Eigenwillige Ermittler!

Drei Morde für die MörderMitzi
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Mitzi ist eigentlich mit ihrem Leben gerade ganz zufrieden, immerhin hat sie erstmals zwei Freunde: Kasimir Wollatschek, den sie bei ihren letzten Ermittlungen kennnenlernte, der aber inzwischen auf Bewährung ...

Mitzi ist eigentlich mit ihrem Leben gerade ganz zufrieden, immerhin hat sie erstmals zwei Freunde: Kasimir Wollatschek, den sie bei ihren letzten Ermittlungen kennnenlernte, der aber inzwischen auf Bewährung wieder frei ist. Zwischen ihren gelegentlichen Treffen schicken sie sich Postkarten. Außerdem Inspektorin Agnes Kirschnagel, die bisher in beiden Ermittlungen in die Mitzi bislang als Zeugin verwickelt war, zuständig war. Auch Agnes ist eher eine Einzelgängerin. Doch nun rückt Mitzi in den Fokus eines Mordes: Kasimir wurde mit einem Stein erschlagen, auf dem ihre Fingerabdrücke zu finden sind, seine Leiche auf einem Autobahnrastplatz versteckt. Dass ausgerechnet die Bahnfahrerin Mitzi auf einem Autobahnparkplatz einen Mord begehen sollte, kommt Agnes absurd vor. Allerdings wird sie selbst von Übelkeit und privaten Problemen geplagt. Doch noch ehe ein zweiter Mord geschieht, klinkt sie sich ins Ermittlerteam in Wien ein, ohne ihre Verbindung zu Mitzi offenzulegen. Als einzige Verdächtige erhält diese einen ebenso exzentrischen Pflichtverteidiger zur Seite gestellt, wie sie selbst. Während die Ermittlungen auf der Stelle zu treten scheinen, setzt sich Mitzi über alle Regeln hinweg und ermittelt auf eigene Faust!

Sowohl für Mitzi, als auch für Agnes kommt es dieses Mal knüppeldick! Klar lebt die eigenwillige Mitzi dank ihrer hartnäckigen Neugierde und ihrem untrüglichen Bauchgefühl stets gefährlich. Allerdings hat sie es dieses Mal nicht mit Trickbetrügern, sondern dem ganz großen, organisierten Verbrechen zu tun. Was recht unspektakulär beginnt, zieht immer weitere Kreise. Da sie irgendwie nicht vorankommen, halten sich beide, unabhängig von einander nicht an die Spielregeln. Es frustriert Agnes aber auch nicht zu knapp, dass Axel als Privatermittler deutlich schneller voranzukommen scheint als sie. Lediglich durch Glück und Zufall stößt Mitzi auf die neuen Chefinnen von Kasi, ohne dass ihr deren Geschäftsmodell einleuchten will. Natürlich gibt sie ihre Infos heimlich an Agnes weiter, doch wie soll diese erklären woher sie diese Erkenntnisse hat, ohne ihre Freundschaft zur Tatverdächtigen zu offenbaren? Während des Lesens hatte ich immer ein mulmiges Gefühl und den Eindruck, dass es Agnes nicht anders geht. Sie beißt auf Granit, da kann doch was nicht stimmen. Natürlich nicht! Dabei legt Autorin Isabella Archan geschickt Finten und falsche Fährten, um für den Schluss noch mit einem Überraschungsmoment auftrumpfen zu können. Sie spielt mit verschiedenen Erzählperspektiven, auch aus denen des Oberschurken, dessen Identität dank seines eitlen Tarnnamens jedoch erst zum Schluss gelüftet wird. Dank der Schrullen ihrer Hauptpersonen entwickelt der Krimi eine ganz eigene schräg-tragische Note. Man wünscht Mitzi nur das Beste, sie macht es sich allerdings bisweilen ebenso schwer, wie Inspektorin Agnes Kirschnagel und Magister Sparröder alias Captain Jack. Ein eigenwilliges Dreamteam, von dem wir sicherlich noch mehr hören werden. Sämtliche Personen werden sehr lebendig und bildreich beschrieben, so dass man sie sich richtig gut vorstellen kann. Seien es „Die Ladys“ oder Captain Jack Sparröder, man hat sie direkt bildlich vor Augen! Dennoch ist dies der spannendste Fall von Mitzi und Agnes und die Verbrecher, denen sie auf die Spur kommen, sind mit allen Wassern gewaschen.

Dieser Fall ist für mich der persönlichste und ich muss zugeben, dass Agnes zu Beginn und Mitzi am Ende mich voll erwischt haben. Da bestand Taschentuchalarm! Denn beide fühlen sich einsam und verlassen und man spürt ihnen ihre Verzweiflung richtig an. Mitzi bekommt das Gefühl, dass ihr Spottname Mördermitzi an ihr zu kleben scheint und sie über die, die sie liebt Unglück bringt. Und doch kommt am Ende alles ganz anders, durch ihre Beharrlichkeit und ein bisschen Schicksal (unbedingt weiterlesen, auf der nächsten Seiten, auch wenn zuvor FINE steht, es gibt noch eine kleine Nachszene).

Am Ende findet sich nicht nur ein Rezept für Heidelbeerstrudel, sondern auch wieder das Glossar mit typisch regionalen Ausdrücken, die man nicht immer auf Anhieb versteht, dafür aber sehr charmant sind und neben der Landschaft echtes Österreich-Feeling verströmen.

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