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Veröffentlicht am 12.08.2021

Packend, emotional, aufwühlend, erschreckend realistisch!

Sanctuary – Flucht in die Freiheit
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Als ich das erste Mal von „Sanctuary – Flucht in die Freiheit“ hörte, wusste ich sofort: Das Buch muss ich unbedingt lesen! Es klang einfach so gut und von dem Cover habe ich auf den ersten Blick wie ...

Als ich das erste Mal von „Sanctuary – Flucht in die Freiheit“ hörte, wusste ich sofort: Das Buch muss ich unbedingt lesen! Es klang einfach so gut und von dem Cover habe ich auf den ersten Blick wie magisch angezogen gefühlt. Ich zögerte daher keine Sekunde lang und ließ das Gemeinschaftswerk von Paola Mendoza und Abby Sher bei mir einziehen.

USA, 2032: Nachdem Vali und ihre Eltern aus Kolumbien geflohen sind, lebt die Familie in Vermont. Ein Leben in Sicherheit ist ihnen jedoch nicht vergönnt. Alle Bürgerinnen werden durch einen Identitätschip überwacht, doch anders als der Chip von Valis kleinem Bruder Ernie sind die von Vali und ihrer Mutter gefälscht. Als die Regierung anordnet, das Land nach illegalen Migrantinnen zu durchsuchen, bleibt der kleinen Familien nichts anderes übrig als zu flüchten. Ihr Ziel: Kalifornien, der einzige Bundesstaat, in der undokumentierte Einwanderer nicht verfolgt werden. Als bei einem Kontrollscan der Chip der Mutter nicht mehr funktioniert und sie daraufhin festgenommen wird, muss Vali mit ihrem Bruder alleine weiterreisen, einmal quer durchs Land. Ob sie es bis nach Kalifornien schaffen werden? Werden sie ihre Mutter jemals wiedersehen? Ein gefährlicher Kampf ums Überleben beginnt...

Es ist nun schon ein paar Tage her, dass ich das Buch beendet habe, gedanklich stecke ich aber immer noch tief in der Geschichte drin. „Sanctuary – Flucht in die Freiheit“ ist definitiv so ein Werk, das einem sehr lange Gedächtnis bleibt. Bei mir zumindest wird das garantiert der Fall sein. Mich hat die Story einfach so beeindruckt, mitgerissen, berührt, nachdenklich gestimmt und aufgewühlt – dieses Leseerlebnis werde ich so schnell ganz bestimmt nicht wieder vergessen.

Mich haben Paola Mendoza und Abby Sher mit ihrem gemeinsamen Werk komplett überzeugen können. Ich muss zwar sagen, dass ich eine etwas andere Geschichte zu lesen bekommen habe als erwartet, aber es war gerade dieses überraschende Anders, das mir so gut gefallen hat.

Ich hatte mit einer recht klassischen Dystopie gerechnet, sprich viel futuristische Technologie und eine zukünftige Welt, die zwar sehr wirklichkeitsnah wirkt, die aber trotzdem noch einen ziemlich fiktiven Eindruck macht – und das, obwohl wir in eine Zeit mitgenommen werden, die unserer Gegenwart gar nicht so fern ist.
Ich musste dann nur sehr rasch feststellen, dass die Zukunftsversion in „Sanctuary – Flucht in die Freiheit“ viel realer ist als anfangs von mir angenommen. Im Nachwort gehen die beiden Autorinnen übrigens auch noch mal auf diesen Aspekt ein, was ich ungemein faszinierend fand zu lesen. Eigentlich wollten die beiden eine richtige Dystopie schreiben, allerdings gab es während der Entstehungsphase des Buches so einige Vorkommnisse in den USA, die das Zukunftsszenerio in „Sanctuary – Flucht in die Freiheit“ letztendlich viel denkbarer und wirklichkeitsnäher gemacht haben als geplant.

Ich hatte einen tollen Einstieg in das Buch. Die Handlung und der packende Schreibstil konnten mich sofort mitreißen und unsere 16-jährige Hauptprotagonistin Vali, aus deren Sicht wir alles in der Ich-Perspektive erfahren, mochte ich auf Anhieb. Mit ihr haben die Autorinnen eine wundervolle Romanheldin erschaffen. Vali ist sympathisch, authentisch und bemerkenswert tapfer und wird während ihrer Reise eine Stärke und Entschlossenheit zur Tage legen, für die man sie nur bewundern kann. Ich fand Vali einfach klasse und habe mich jederzeit mühelos in sie hineinversetzen können.

Die weiteren Charaktere sind sehr vielfältig gestaltet und wurden in meinen Augen ebenfalls vollkommen glaubhaft skizziert. Mir haben sie allesamt ausgesprochen gut gefallen. Da hätten wir zum Beispiel Valis kleinen Bruder Ernie, der für seine gerade mal sieben Jahre ebenfalls bewundernswert stark ist. Wie sich Vali um ihn während ihrer Flucht kümmert und wie die Beziehung der beiden dargestellt wird, hat mich tief gerührt.
Die Mutter der beiden mochte ich ebenfalls sehr gerne. Bei ihr hat mich im ersten Moment nur ein klein wenig gestört, dass sie so viel Spanisch spricht und diese Sätze nicht ins Deutsche übertragen wurden. (Leider spreche ich kein Spanisch.) Ich habe mich damit dann aber doch schnell anfreunden können, da es der Handlung nur noch mehr Authentizität verleiht.
Neben Valis kleiner Familie werden wir im Verlauf des Buches noch die Bekanntschaft von zahlreichen weiteren Flüchtlingen machen sowie die von freundlichen Menschen, die Vali und Ernie auf ihrem gefahrvollen Weg in das sichere Kalifornien helfen werden. Und skrupellosen Personen werden wir natürlich auch begegnen. Die Schicksale von den anderen illegalen Einwandererinnen haben mich emotional auch richtig mitgenommen, erschüttert und bewegt. Es ist einfach nur furchtbar zu welchen Grausamkeiten die Menschheit fähig ist. Und dass diese Geschichte gar nicht so fern von unserer jetzigen Zeit spielt und so beängstigend realitätsnah wirkt, macht das Ganze nur noch schockierender.

Ich sollte vielleicht besser mal vorwarnen: „Sanctuary – Flucht in die Freiheit“ ist nichts für zarter besaiteter Leser
innen. Menschen sterben, es gibt eine Menge traurige und herzzerreißende und teils auch sehr brutale Szenen und die Atmosphäre ist durchgehend eine ziemlich düstere und beklemmende. Ich kann aber dennoch jedem nur empfehlen dieses Buch zu lesen! Es ist einfach ein so wichtiges und relevantes Werk! Es stimmt extrem nachdenklich und führt einem so richtig vor Augen wie glücklich man sich schätzen kann, wenn man ein sicheres und behütetes Leben in Freiheit führen kann.

Ich habe das Buch in weniger als zwei Tagen verschlungen. Einmal danach gegriffen, habe ich es kaum mehr aus der Hand legen können. Die Handlung kann durchweg mit einer hohen Spannung aufwarten und hält einen von Anfang bis Ende in Atem. Ich war immerzu am mitfiebern, habe an vielen Stellen entsetzlich mit den Figuren mitgelitten und bei jedem Kontrollscan der ID-Chips habe ich richtig mitgezittert und so gehofft, dass sie funktionieren. Die Flucht der Geschwister wird wirklich ungeheuer mitreißend und ergreifend beschrieben. Sie geht unter die Haut und lässt einen einfach nicht mehr los.

Eine Sache, die ich persönlich ein kleines bisschen vermisst habe: Eine Karte, auf der die Reiseroute von Vali und Ernie eingezeichnet ist. Man kann ihre Flucht dank der ausführlichen und detailreichen Beschreibungen zwar auch so völlig problemlos mitverfolgen, aber irgendwie hätte ich es dennoch gar nicht so schlecht geworden, wenn es eine Karte gegeben hätte. Ich werde deswegen aber natürlich keinen Stern abziehen.

Das Ende konnte mich ebenfalls gänzlich überzeugen. Es bleiben zwar einige Fragen offen und von einem rundum glücklichen Happy End kann man nicht sprechen, aber gerade das macht es zu so einem guten und glaubwürdigen Schluss. Es macht Hoffnung und schließt die Geschichte in meinen Augen absolut gelungen und würdig ab.

Fazit: Fesselnd, aufwühlend, emotional. Ein großartiges und ungemein wichtiges Buch, das aufrüttelt und nachhallt!
Paola Mendoza und Abby Sher haben mit „Sanctuary – Flucht in die Freiheit“ eine ganz besondere und sehr ungewöhnliche Dystopie aufs Papier gebracht, mit welcher ich unvergessliche Lesestunden verbracht habe. Die Geschichte ist schmerzhaft und heftig, aber auch hoffnungsvoll und bewegend. Sie ist erschreckend realistisch und aktuell, sie sensibilisiert und regt sehr zum Nachdenken an. Ich kann das Buch jedem nur ans Herz legen und vergebe 5 von 5 Sternen!

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  • Erzählstil
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Veröffentlicht am 09.08.2021

Ein großartiges und unheimlich wichiges Buch!

It's okay not to be okay
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So viele Menschen leiden an psychischen Erkrankungen und obwohl es so wichtig ist offen darüber zu sprechen, werden sie viel zu sehr totgeschwiegen. Ich selbst scheue mich immer ziemlich davor über meine ...

So viele Menschen leiden an psychischen Erkrankungen und obwohl es so wichtig ist offen darüber zu sprechen, werden sie viel zu sehr totgeschwiegen. Ich selbst scheue mich immer ziemlich davor über meine psychischen Probleme zu reden. Aber warum eigentlich? Warum fällt es mir und zahlreichen anderen so schwer über unsere mentale Gesundheit zu sprechen? Wieso ist dieses Thema so tabuisiert? Wir brauchen uns doch in keinster Weise dafür zu schämen, wenn wir psychisch krank sind, wir sind nicht schuld daran. Es ist okay, nicht okay zu sein!

Ich habe mich viele Jahre nicht getraut meine psychische Erkrankung auf meiner Instagramseite beim Namen zu nennen. Diese Woche habe ich es aber getan und dass ich diesen Schritt gewagt habe, habe ich in erster Linie „It‘s okay not to be okay“ zu verdanken. Dieses Buch hat mir einfach so viel Mut gemacht und noch mal so richtig vor Augen geführt: Es ist wichtig, dass wir über unsere mentale Gesundheit sprechen. Nur so können wir dieses gesellschaftliche Tabu brechen, nur so kann uns allen bewusst werden: Wir sind nicht alleine!

Mich hat dieses Buch tief bewegt und beeindruckt und öfters schwer schlucken lassen.
In „It‘s okay not to be okay“ steckt einfach so unglaublich viel Persönliches. Über 30 Texte sind in diesem Buchprojekt enthalten, geschrieben von den verschiedensten Menschen, und alle handeln sie auf ihre Art und Weise von mentaler Gesundheit.
Schriftstellerinnen, Journalistinnen, Schauspielerinnen, Podcasterinnen, Aktivistinnen, Model, Bloggerinnen, Psychiater*innen – es sind wirklich die unterschiedlichsten Persönlichkeiten dabei (Emma Thompson, Lena Dunham, Matt Haig, Naomi Campbell, um mal ein paar Beispiele zu nennen) und alle sind sie anders an die Aufgabe herangegangen.

Ich fand es ungemein faszinierend zu sehen, wie vielfältig die zahlreichen Essays sind. Viele sind bewundernswert ehrlich und gehen richtig unter die Haut. Vor diesen Erzählungen ziehe ich ganz besonders meinen Hut – ich weiß schließlich aus eigener Erfahrung wie viel Überwindung es einen kostet mit großer Offenheit über seine mentale Gesundheit zu sprechen.
Manche Texte rütteln auf, manche sind herzzerreißend und schmerzhaft, andere enthalten mutmachende und trostspendende Worte, einige sind erstaunlich humorvoll formuliert und wieder andere stecken voller Poesie. Sogar in Textnachrichten wurde ein Essay verfasst.

Auch die psychischen Erkrankungen sind verschiedene. Depressionen werden angesprochen, Angst- und Zwangsstörungen, PTBS, Panikattacken...Meine Erkrankung wurde in keiner der Erzählungen erwähnt, aber ich habe mich dennoch in so einigen Zeilen wiederfinden und eine Menge aus diesem Buch mitnehmen können. So habe ich viele mentale Krankheiten, an denen ich selbst nicht leide, endlich besser verstehen können und hilfreiche Tipps erhalten, wie ich mit Betroffenen besser und respektvoller umgehen kann. Das wohl aber für mich Wichtigste, was mir dieses Buch gegeben hat: Mut und Kraft, sodass ich, wie oben bereits erwähnt, es diese Woche endlich gewagt habe auf Social Media über meine psychische Gesundheit zu sprechen. Der erste Schritt ist getan und ich hoffe sehr, dass ich mit der Zeit noch offener über meine Probleme reden kann.

Ein Punkt, den ich etwas bedauerlich finde: Ich habe beim Recherchieren entdeckt, dass für die deutsche Ausgabe von „It‘s okay not to be okay“ einige Texte aus dem Original gestrichen wurden wie beispielsweise von Ben Platt und Sam Smith. Da würde ich ja gerne wissen, warum. Also ich finde es ziemlich schade, dass diese Texte nicht mit übernommen wurden. Vermutlich werde ich mir nun auch noch die englische Ausgabe zulegen, denn die fehlenden Essays möchte ich sehr gerne auch noch kennenlernen.
Bezüglich meiner Bewertung war ich nun etwas länger am hin und her überlegen, ob ich wegen der weggelassenen Texte einen Stern abziehen soll. Ich habe mich schließlich dagegen entschieden.
„It‘s okay not to be okay“ ist einfach ein so relevantes und bedeutsames Werk – für mich hat es definitiv die volle Sternenzahl verdient. Ich kann es wirklich jedem nur ans Herz legen – sowohl Betroffenen als auch Nicht-Betroffenen.

Fazit: Ehrlich, emotional, aufrüttelnd und ergreifend – ein großartiges und unheimlich wichtiges Buch!
„It‘s okay not to be okay“, herausgebracht von Scarlett Curtis, ist so ein Buch, bei welchem ich mir so wünsche, dass es von vielen Menschen gelesen werden wird. Ob psychisch krank oder nicht – die Sammlung an Essays, die in diesem Gemeinschaftswerk enthalten sind, sind einfach für jeden absolut lesens- und empfehlenswert. „It‘s okay not to be okay“ ist ein wunderbarer Mutmacher, der allen Kraft spendet, denen es gerade nicht gut geht und der Nicht-Betroffenen dabei hilft, Betroffene besser verstehen und helfen zu können. Ich kann nur sagen: Unbedingt lesen! Von mir gibt es von 5 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 09.08.2021

Warmherzig, witzig und klug. Ein zauberhaftes Buch!

Liebe Olivia, wie buchstabiert man Freundschaft?
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Von Julie Murphy hatte ich bereits ihre zwei Jugendromane „Dumplin‘“ und „Ramona Blue“ gelesen und da mir beide Werke total gut gefallen haben, war ich sofort Feuer und Flamme als ich das erste Mal von ...

Von Julie Murphy hatte ich bereits ihre zwei Jugendromane „Dumplin‘“ und „Ramona Blue“ gelesen und da mir beide Werke total gut gefallen haben, war ich sofort Feuer und Flamme als ich das erste Mal von ihrem neuen Buch „Liebe Olivia, wie buchstabiert man Freundschaft?“ hörte. Cover und Klappentext sprachen mich einfach direkt an. Für mich stand daher sehr schnell fest: Das Kinderbuchdebüt von Julie Murphy muss ich unbedingt bei mir einziehen lassen.

Das Leben der 13-jährigen Olivia DiMarco ist zurzeit alles andere als leicht. Ihre Eltern haben sich gerade scheiden lassen und sind auf die geniale Idee gekommen in zwei fast identischen Häusern in derselben Straße zu wohnen; in der Schule sitzt ihre Ex-Freundin Kira direkt vor ihr und erinnert sie täglich daran, dass ihre einstige Freundschaft vorbei ist und dann soll sie auch noch die Post für ihre Nachbarin und stadtbekannten Ratgeberkolumnistin Miss Flora verwalten, solange diese verreist ist. Als sie sich dann auch noch auf einer Geburtstagsparty bis auf die Knochen blamiert (Trampolin springen, nachdem man jede Menge Pizza und Torte gegessen hat ist definitiv nicht die klügste Entscheidung), ist sich Olivia sehr sicher, dass es schlimmer nun nicht mehr kommen kann. Was für ein Glück, dass sie Oscar hat, ihren weltbesten (und einzigen) Freund, auf den sie immer zählen und sich verlassen kann. Auch ihr dicker und eigenwilliger Kater Cheese ist ein wahrer Trostspender in schwierigen Zeiten.
Ihr Leben soll allerdings tatsächlich noch komplizierter und chaotischer werden, als sie unter den Briefen an Miss Flora einen Umschlag mit Kiras Handschrift entdeckt. Den Entschluss, den sie daraufhin trifft, wird eine Kette von Ereignissen auslösen und vieles für immer verändern.

„Liebe Olivia, wie buchstabiert man Freundschaft?“ war mal wieder so ein Buch, bei welchem ich schon nach wenigen Seiten wusste, dass ich einen echten Glückstreffer gelandet habe und eine tolle Zeit zwischen den Buchdeckeln verbringen werde. Und wisst ihr was? Meine anfängliche Vermutung hat sich vollkommen bestätigt!
Mir hat Julie Murphy mit ihrem ersten Kinderroman ein wunderschönes Leseerlebnis bescheren können. In meinen Augen hat die US-amerikanischen Autorin mit „Liebe Olivia, wie buchstabiert man Freundschaft?“ eine rundum gelungene Coming-of-Age-Story geschrieben, die die perfekte Mischung aus Herz, Witz und Tiefe enthält, viele wichtige und auch ernste Themen behandelt und einfach nur glücklich macht. Ich habe mich von Beginn an pudelwohl in der Geschichte gefühlt und sie für meinen Geschmack viel zu schnell beendet.

Erzählt wird alles aus der Sicht der 13-jährigen Olivia in der Ich-Perspektive. Olivia habe ich sofort in mein Herz geschlossen. Sie ist witzig, selbstbewusst und unheimlich sympathisch, sie mag ihren Körper, obwohl dieser ziemlich füllig ist (was ich einfach nur großartig fand!), sie ist authentisch und einfach so herrlich unperfekt. Mit Olivia hat die Autorin eine ganz besondere und bezaubernde Romanheldin erschaffen, die man als Leser*in sofort liebhaben muss und in die man sich dank der realistischen Darstellungsweise ihrer Empfindungen und Gedanken mühelos hineinversetzen kann. Mir jedenfalls, als Erwachsene, ist Letzteres prima geglückt.
Ich habe beim Lesen stellenweise richtig mit Olivia mitgefühlt und mitgelitten. So habe ich es beispielsweise nur zu gut verstehen können, dass ihre neue Lebenssituation alles andere als leicht für sie ist. Und dass sie ziemlich darunter leidet, dass sich ihre ehemalige Freundin Kira so verändert und von ihr abgewendet hat, habe ich ebenfalls absolut nachvollziehen können.

Neben Olivia hat mich Julie Murphy auch mit den weiteren Figuren überzeugen können. Ihre Eltern mochte ich auf Anhieb, vor allem Olivias Vater habe ich richtig liebgewonnen.
Auch Oscar hat sich sofort in mein Herz geschlichen. Er ist ein so lieber Kerl und toller bester Freund. Die innige Freundschaft zwischen ihm und Olivia wird einfach wundervoll beschrieben, mir haben so einige gemeinsame Momente der beiden ein breites Lächeln ins Gesicht gezaubert.
Auch die kauzige Miss Flora fand ich klasse. Sie ist zwar schon irgendwie recht schrullig drauf, hat das Herz aber definitiv am rechten Fleck. Zudem ist sie äußerst weise und schlau.
Kira, Olivias Ex-Freundin, habe ich zunächst nicht leiden können, was aber auch seine Richtigkeit hat. Kira ist eine längere Zeit äußert unfreundlich und gemein zu unserer Ich-Erzählerin – als eine Sympathieträgerin kann man sie anfangs wahrlich nicht bezeichnen. Aber, so viel sei schon mal gesagt, dies wird sich noch ändern.

Auf eine feinfühlige und leichte Weise behandelt Julie Murphy in ihrem ersten Kinderbuch viele für die Zielgruppe relevante und teils schwierige Themen wie Freundschaft, Familie, Scheidung, Streit mit dem besten Freund oder der besten Freundin, Selbstliebe, das Erwachsenwerden und Diversität. Die Erzählung regt zum Nachdenken an und vermittelt wichtige und starke Messages, zugleich berührt sie einen aber auch und macht total gute Laune. Mir ist beim Lesen öfters richtig warm ums Herz geworden und da der Humor absolut meiner war – Olivias Art und Weise wie sie uns die Geschichte erzählt, ist einfach entzückend und höchst amüsant – bin ich des öfteren sehr ins Schmunzeln geraten.
Ausgesprochen gut gefallen hat mir auch die Idee mit Miss Floras Radgeberkolumne „Miss Flora weiß Rat“. Da ich aber nicht zu viel von der Handlung verraten möchte, werde ich euch über diesen Teil der Geschichte nichts weiter mehr erzählen. Spannung muss schließlich sein.

Mit dem Setting konnte mich das Buch ebenfalls vollauf begeistern. Ich liebe Bücher, die in den Südstaaten der USA spielen; mich hat es daher sehr gefreut, dass uns Julie Murphy in eine Kleinstadt ins sommerheiße Texas mitnimmt.

Neben der Story konnte auch die Gestaltung bei mir punkten. Die Kapitelanfänge werden von hübschen kleinen schwarz-weiß Vignetten von Constanze Guhr geziert und beim Cover war es bei mir Liebe auf den ersten Blick. Ich finde es zuckersüß.

Enden tut das Buch ziemlich abgeschlossen, sodass ich davon ausgehe, dass es sich bei „Liebe Olivia, wie buchstabiert man Freundschaft?“ um einen Einzelband handelt. Mir hat das Ende sehr gut gefallen, es ist völlig zufriedenstellend und herzerwärmend schön.

Fazit: Warmherzig, lustig und klug. Ein zauberhaftes Buch!
Dies war mein drittes Werk aus der Feder von Julie Murphy und auch mit diesem habe ich wunderbare Lesestunden verbracht. „Liebe Olivia, wie buchstabiert man Freundschaft?“ besitzt einfach alles, was ein gutes Kinderbuch für mich ausmacht: Eine starke Buchheldin, liebenswerte und authentisch ausgearbeitete Charaktere und eine mitreißende Geschichte, die voller Herz, Witz und wichtiger Botschaften steckt. Ich kann „Liebe Olivia, wie buchstabiert man Freundschaft?“ nur empfehlen und vergebe 5 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 06.08.2021

Ein großartiges Buch!

Mut. Machen. Liebe
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Da die ersten beiden Jugendromane von Hansjörg Nessensohn absolute Highlights für mich waren, stand für mich sofort fest, dass ich auch sein drittes Buch unbedingt lesen muss. Auf „Mut. Machen. Liebe.“ ...

Da die ersten beiden Jugendromane von Hansjörg Nessensohn absolute Highlights für mich waren, stand für mich sofort fest, dass ich auch sein drittes Buch unbedingt lesen muss. Auf „Mut. Machen. Liebe.“ war ich mega gespannt.

Der 19-jährige Paul hat sich dazu entschlossen durch die italienische Pampa zu wandern, in der Hoffnung, auf dieser Reise einiges vergessen zu können: Seinen ehemals besten Freund Jonas, das furchtbare Video, mit welchem Jonas ihn heimlich geoutet hat...Gleich zu Beginn seines Selbstfindungstrip wird er die Bekanntschaft mit der 80-jährigen Liz machen. Sie wird zu seiner Reisebegleiterin werden und beginnt ihm auf ihrer gemeinsamen Wanderung die Geschichte von Helmut und Enzo zu erzählen.
Köln, Sommer 1957: Als Helmut dem italienischen Gastarbeiter Enzo das erste Mal trifft, fühlt er sich sofort zu ihm gezogen – und Enzo auch zu ihm. Helmut ist verwirrt und verunsichert. Er ist doch verlobt, mit seiner wundervollen Marlene, und wird sie demnächst sogar heiraten! Ein Kampf gegen die eigenen Gefühle beginnt, aber Helmut muss sich schließlich eingestehen: Das, was er für Enzo empfindet, ist wahre Liebe. Es ist aber eine Liebe, die nicht sein darf, die nach dem § 175 verboten und strafbar ist.

Dies war also mein drittes Werk aus der Feder von Hansjörg Nessensohn und auch mit diesem hat mir der deutsche Autor ein echtes Highlight bescheren können. Ich finde dieses Buch einfach nur großartig – meine (ziemlich hohen) Erwartungen konnten definitiv vollkommen erfüllt werden. Hansjörg Nessensohn hat mit „Mut. Machen. Liebe.“ einen überaus bewegenden und tiefgründigen Jugendroman aufs Papier gebracht, der wunderschön und schmerzhaft zugleich ist, voller Hoffnung steckt und viele wichtige Themen behandelt wie Selbstfindung, Freiheit, Mut, Freundschaft, Diversität und Queerfeindlichkeit.

Mich hat die Story von den ersten Seiten an in ihren Bann ziehen und durchgehend an die Seiten fesseln können. Es liest sich einfach unheimlich gut! Zum einen wäre da natürlich der flüssige und jugendliche Schreibstil von Hansjörg Nessensohn, der sich für mich erneut superangenehm und leicht hat lesen lassen. Und dann wäre da noch die äußerst gelungene Art und Weise, wie die Geschichte erzählt wird.

Das Buch besitzt zwei parallel laufende Handlungsstränge, die in verschiedenen Zeiten spielen: Der eine nimmt uns in die Gegenwart mit und erzählt von dem 19-jährigen Paul, der sich gerade auf einer Pilgerreise durch Italien befindet, um sich über einiges in seinem Leben klarzuwerden. Der andere entführt uns ins Jahr 1957 nach Köln und handelt von dem jungen Mann Helmut. Durch die ständigen Wechsel der beiden Erzählstränge entsteht ein enormer Lesesog, den man sich nicht mehr entziehen kann. Bei mir zumindest war es so. Ich habe das Buch kaum mehr aus der Hand legen können und regelrecht verschlungen.

Beginnen tut die Geschichte mit Paul, dessen Passagen wir aus seiner Sicht in der Ich-Perspektive erfahren. Wer die anderen beiden Jugendbücher von Hansjörg Nessensohn kennt, hat übrigens schon die Bekanntschaft mit Paul gemacht: Sowohl in „Und dieses verdammte Leben geht einfach weiter“ und in „Delete me“ hat er eine kleine Rolle gespielt. Der Autor hat also auch dieses Mal seine Werke ganz leicht miteinander verknüpft, dies allerdings so, dass sie trotzdem alleinstehende Werke sind. Finde ich richtig genial! Ich mag das irgendwie total gerne, wenn Autorinnen „alte“ Figuren aus vorherigen Büchern erneut einbauen, sodass die Erzählungen ein kleines bisschen in Verbindung stehen, aber dennoch Standalones sind.

Aber zurück zu unserem 19-jährigen Pilgerreisenden. Mir war Paul auf Anhieb sympathisch und da seine Empfindungen und Gedanken sehr glaubhaft und anschaulich dargestellt werden, habe ich mich jederzeit mühelos in ihn hineinversetzen können.
Mir ist Paul beim Lesen richtig ans Herz gewachsen. Er ist liebenswert, mutig und stark und besitzt trotz der schwierigen Zeit, in welcher er sich gerade befindet, eine erfrischend humorvolle Art. Ich habe ihn auf seiner Selbstfindungsreise wirklich nur zu gerne begleitet.

Auch die 80-jährige Liz, auf die Paul gleich zu Beginn seiner Wanderung stoßen wird, habe ich sofort in mein Herz geschlossen. Ich fand diese kluge alte Dame einfach nur klasse! So cool wie sie möchte ich in dem Alter auch gerne sein.
Zwischen Liz und Paul wird sich sehr schnell eine außergewöhnliche Freundschaft entwickeln und dies mitzuerleben hat mir richtig das Herz erwärmt. Unglaublich toll fand ich auch die tiefsinnigen Gespräche der beiden. Diese haben mich ebenfalls sehr bewegt.
Neben den rührenden Momenten hat mir das Duo aber auch jede Menge unterhaltsame Augenblicke beschert. Über das Zusammenspiel der zwei und ihre Schlagabtäusche habe ich mich an vielen Stellen bestens amüsiert.

Dank Liz werden wir Leser
innen und Paul die Geschichte von Helmut und dem Italiener Enzo kennenlernen. Auf ihrer gemeinsamen Reise wird sie ihrem jungen Begleiter stückchenweise von den beiden jungen Männern erzählen und wie die Figuren in der Gegenwart, so haben mir auch die Charaktere in der Vergangenheit wahnsinnig gut gefallen und auch deren Geschichten haben mich zutiefst berührt – und schockiert, wütend und traurig gemacht.

Hansjörg Nessensohn ist es in meinen Augen perfekt gelungen, ein völlig authentisches Bild von zwei schwulen Männern in den 50er Jahren zu skizzieren. Die langsam entstehende Liebe zwischen Helmut und Enzo wird so gefühlvoll und eindringlich dargestellt – gleichzeitig ist sie aber auch ungemein herzzerreißend. Ich fand es einfach nur schlimm zu sehen, wie Helmuts Umfeld auf seine Gefühle für Enzo reagiert und habe entsetzlich mit ihm mitgelitten. Homosexualität wurde damals als eine Krankheit angesehen und war laut dem Paragraphen 175 strafbar. Auch heute noch ist Queerfeindlichkeit leider nach wie vor in vielen Ländern stark vorhanden, aber es hat sich in den letzten Jahren zum Glück schon eine Menge getan, sodass es homosexuelle Menschen in unserer Gesellschaft inzwischen viel leichter haben. Ich hoffe so sehr, dass die Abneigung gegen die gleichgeschlechtliche Liebe irgendwann komplett vorbei sein und überall als genauso wundervoll und normal angesehen wird wie heterosexuelle Beziehungen.

Ich mochte sowohl die Erzählung in der Gegenwart als auch die in der Vergangenheit ungeheuer gerne und könnte gar nicht sagen, welche ich lieber gelesen habe. Mir hat es zudem extrem gut gefallen, wie Hansjörg Nessensohn die beiden Handlungsstränge miteinander verbunden hat.
Da mich auch das Ende vollkommen zufriedenstellen konnte, habe ich das Buch vollauf begeistert wieder zuklappen können, nachdem ich eine unvergessliche Zeit darin verbracht habe.

Fazit: Packend, ergreifend, intensiv – eine wichtige und schmerzlich-schöne Geschichte, die mitreißt und nachhallt!
Hansjörg Nessensohn hat mich auch mit seinem dritten Jugendroman auf ganzer Linie überzeugen und so richtig vom Hocker hauen können. Mich hat das Buch tief berührt, aufgewühlt und erschüttert, es hat mich traurig, wütend, glücklich und hoffnungsvoll gemacht und einfach nicht mehr losgelassen. Ich kann nur sagen: Unbedingt lesen! Lernt die wunderbaren Charaktere und ihre Geschichten kennen. Ich kann jedem, sowohl Jugendlichen als auch Erwachsenen, wirklich nur ans Herz legen „Mut. Machen. Liebe.“ zu lesen. Von mir gibt es 5 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 05.08.2021

So cool! Eine geniale Fortsetzung!

Rory Shy, der schüchterne Detektiv - Der Fall der Roten Libelle (Rory Shy, der schüchterne Detektiv, Bd. 2)
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Was war meine Freude groß als ich hörte, dass es diesen Sommer mit Rory Shy, dem schüchternen Detektiv weitergehen wird! Den ersten Teil fand ich absolut genial, für mich war er ein echtes Highlight. ...

Was war meine Freude groß als ich hörte, dass es diesen Sommer mit Rory Shy, dem schüchternen Detektiv weitergehen wird! Den ersten Teil fand ich absolut genial, für mich war er ein echtes Highlight. Auf die Fortsetzung war ich daher tierisch gespannt.

Die 12-jährige Matilda liebt Detektivgeschichten über alles. Seit kurzem begibt sie sich allerdings nicht nur in Büchern auf spannende Ermittlungsarbeiten – inzwischen löst sie auch im echten Leben knifflige Fälle. Na ja, zumindest einen hat sie bisher gelöst. Der nächste steht aber garantiert bereits in den Startlöchern. Wenn man die Assistentin von Meisterdetektiv Rory Shy ist, der nicht nur für seine extreme Schüchternheit, sondern auch für seine Erfolge weltberühmt ist, muss man auf rätselhafte Fälle wahrhaftig nicht lange warten. Als dem Kunstsammler Simon Küster ein wertvolles Gemälde namens Rote Libelle gestohlen und er selbst dabei von dem Einbrecher niedergeschlagen wird, sind Rory und Matilda sofort zur Stelle. Ob wohl wirklich Simon Küsters Ehefrau Marnie Küster, die Schauspielerin in der Serie Mörderische Ehefrauen ist, die Täterin ist? Die Polizei ist jedenfalls davon überzeugt und verhaftet sie kurzerhand. Rory und Matilda aber sind sich sicher, dass jemand anderes dahintersteckt. Aber wer? Um den Fall zu lösen muss das Ermittlerduo viele Zeugen befragen und zweimal dem Krankenhaus einen Besuch abstatten. Was für ein Glück, dass der schüchterne und an einer Krankenhausphobie leidende Rory Shy so eine redselige und toughe junge Mitarbeiterin wie Matilda Bond hat.

Endlich habe ich mich diese Woche gemeinsam mit Rory Shy und seiner 12-jährigen Assistentin Matilda in ein neues aufregendes Detektivabenteuer stürzen können und wisst ihr was? Mir hat der zweite Fall der beiden genauso gut gefallen wie ihr erster!
In meinen Augen hat Oliver Schlick mit „Der Fall der Roten Libelle“ eine fabelhafte Fortsetzung aufs Papier gebracht, die dem Vorgänger in nichts nachsteht und die Herzen aller Spürnasen höherschlagen lässt. Auch der zweite Kriminalfall von Rory und Matilda lädt von Anfang bis Ende zum Mitfiebern und Mitraten ein und sprüht nur so vor Witz und Charme. Ich habe auch diesen Band quasi in einem Rutsch durchgelesen und hätte mich danach am liebsten sofort auf den nächsten Teil gestürzt. Leider gibt es diesen noch nicht, aber: Es wird ihn noch geben, yay! Vorne im Buch wird er bereits für das Frühjahr 2022 angekündigt (es heißt also leider noch ein Weilchen warten) und ich freue mich jetzt schon riesig drauf.

Ehe ich euch weiter berichte, warum mich auch der zweite Teil so verzaubern konnte, kurze Info an alle Neulinge: Ich persönlich rate sehr mit dem Serienstart in die Reihe einzusteigen. Man kann die Bände meinem Empfinden nach zwar auch unabhängig voneinander, aber da sie aufeinander aufbauen, ist die Lesefreude auf jeden Fall um einiges höher, wenn man zuerst zu Band 1 greift.

Da mir die Geschehnisse aus dem Reihenauftakt noch sehr präsent waren, habe ich mühelos in die Fortsetzung hineingefunden.
Schon nach wenigen Seiten wusste ich, dass ich auch mit dem zweiten Band eine großartige Zeit verbringen werde. Gleich im ersten Kapitel kommen wir in den Genuss einer sehr vergnüglichen Konversation zwischen Matilda und ihrer Haushaltshilfe Frau Ziegler. Letztere muss mal wieder auf unsere Hauptprotagonistin aufpassen, da deren Eltern, die Tierfilmer sind, für Dreharbeiten in die Dolomiten verreisen müssen. Mir hat bereits dieses kurze Gespräch ein Grinsen auf die Lippen gezaubert, allerdings sollte das nur ein Vorgeschmack darauf sein, was mich noch erwarten wird.

Humormäßig bin ich definitiv wieder ganz auf meine Kosten gekommen. Ich habe das Schmunzeln stellenweise gar nicht mehr aus dem Gesicht bekommen und mich insgesamt einfach nur prächtig amüsiert. So sorgt vor allem Rory Shy mit seiner extremen Schüchternheit erneut für die allerbeste Unterhaltung. Im Schüchternsein macht ihm wahrlich niemand etwas vor, hihi.
Rory ist wirklich eine überaus zurückhaltende, zaghafte und höfliche Person. Er gerät rasend schnell in Verlegenheit; ihm ist gefühlt alles peinlich; er traut sich nicht Zeugen zu befragen; er ist ein wahrer Meister im verschämten Räuspern, Hüsteln und Herumstottern...Hach, köstlich, sag ich euch. Rory ist ein echter Knaller und da er zudem ein superlieber und sympathischer Kerl ist, muss man ihn einfach sofort gernhaben. Also in meinem Herzen hat er sich schon längst einen Platz gesichert, ich liebe diesen schüchternen (und dünnen Kaffee liebenden) Detektiv einfach.

Neben Rory Shy haben mir aber auch die zahlreichen weiteren Charaktere wahnsinnig gut gefallen. Oliver Schlick hat auch diesen Band mit lauter originellen und wunderbar schrägen Gestalten versehen, die das Leseerlebnis mit ihren ausgefallenen Eigenarten absolut perfekt machen.
Zu meiner großen Freude dürfen wir neben vielen neuen Gesichtern auch so einigen alten Bekannten wieder begegnen wie Charlotte Sprudel (eine ebenfalls seeehr schüchterne Persönlichkeit, hihi); den sehr von sich überzeugten Kommissar Valko und Dr. Herkenrath, ein ziemlicher feiger Cockerspaniel. Und dann wäre da natürlich noch Matilda, aus deren Sicht wir erneut alles in der Ich-Perspektive erfahren.

Matilda ist ebenfalls einfach nur einmalig. Sie ist so eine Romanheldin, wie ich sie besonders gerne mag: Schlagfertig, mutig, pfiffig und gewitzt. Vor Matildas Scharfsinn kann man wirklich nur den Hut ziehen und auch für ihr großes Talent im Reden und Notlügen erfinden kann man sie nur bewundern.
Matilda und Rory sind zweifellos die reinsten Gegensätze und ergänzen sich vortrefflich mit ihren unterschiedlichen Eigenschaften. Die Zwei ergeben ein erstklassiges Ermittlerteam, für die kein Fall zu schwierig ist.

Mit dem Stichwort Fall leite ich dann auch mal zu dem neuen Kriminalfall der beiden über. Dieser hat es wahrhaftig in sich. Bis zum Ende ist nicht klar, wer denn nun der Täter oder die Täterin ist und was genau eigentlich geschehen ist. Ich jedenfalls bin bis zum Schluss im Dunkeln getappt und habe die Ermittlungsarbeiten von Rory und Matilda ganz gebannt verfolgt. Das Ende kam für mich dann völlig unerwartet, was ich richtig klasse fand. Ich liebe das, wenn ich mit der Auflösung überrascht werde.
Krimifans werden hier ganz klar nicht enttäuscht werden - „Der Fall der Roten Libelle“ ist einfach der perfekte Detektivroman und ganz klar nicht nur für Kinder ab 10 Jahren lesenswert. Ich kann die Rory Shy-Reihe auch deutlich älteren Krimi- und Detektivliebhaber*innen nur wärmstens empfehlen.

Zu guter Letzt noch ein paar Worte zur tollen Gestaltung, die wir erneut Fiete Koch zu verdanken haben. Die Geschichte wird von süßen kleinen Libellenzeichnungen an den Seitenrändern begleitet und auf dem vorderen und hinteren Vorsatzblatt gibt es erneut diese coole doppelseitige schwarz-weiß Illustration, auf der uns die wichtigsten Figuren anhand von äußerst humorvoll gezeichneten Bildern vorgestellt werden.
Auch das Cover konnte auf den ersten Blick bei mir punkten. Das vom ersten Band mag ich persönlich zwar etwas lieber, aber auch das vom zweiten gefällt mir total gut.

Fazit: Spannend, witzig, clever und charmant – ein herrliches Lesevergnügen!
Auf den zweiten Kriminalfall von Rory Shy und Matilda Bond habe ich mich diebisch gefreut und tja, was soll ich sagen, eindeutig zurecht! Oliver Schlick hat mich auch mit dem zweiten Band auf ganzer Linie überzeugen können. Wie der Vorgänger, so ist auch die Fortsetzung ein rundum gelungener Detektivschmöker und beschert Jung und Alt den allerschönsten Krimispaß. Ich kann die Rory Shy, der schüchterne Detektiv-Serie jedem nur ans Herz legen. Diese Reihe ist einfach einzigartig. „Der Fall der Roten Libelle“ erhält von mir 5 von 5 Sternen!

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