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Veröffentlicht am 12.08.2021

Wohlfühlroman

Leuchtturmträume
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Anneke hat nach einem schweren Schicksalsschlag alle Zelte hinter sich abgebrochen und hat mittlerweile auch nur noch sporadischen Kontakt zu ihrer Familie. Auch ihr Job als Hoteltesterin mit dem dauernden ...

Anneke hat nach einem schweren Schicksalsschlag alle Zelte hinter sich abgebrochen und hat mittlerweile auch nur noch sporadischen Kontakt zu ihrer Familie. Auch ihr Job als Hoteltesterin mit dem dauernden Reisen hilft ihr zu vergessen. Als sie dann aber zu einem Auftrag nach St. Peter-Ording kommt und der Hotelbesitzer des Hotels, das sie unter anderem bewerten soll, ihr Ex-Freund Raik ist, bricht alles wieder auf. Langsam lernt Anneke mit ihrer Vergangenheit umzugehen und eine glückliche Zukunft zuzulassen.

Das Buch ist an sich ein wirklicher Wohlfühlroman. St. Peter-Ording ist so toll beschrieben, dass man am liebsten sofort hinfahren möchte, um sich dort zu erholen. Annekes Trauma allerdings macht das Ganze etwas schwerer, sie wird immer wieder auch an die traurigen Dinge erinnert. Allerdings lernt sie eine Menge Leute kennen, die teilweise auch ähnliche Erlebnisse hatten und durch die sie erkennt, dass sie nach vorne schauen muss. Und nicht zuletzt Raik schafft es sie aus ihrem Schneckenhaus herauszuholen und ihr beim Akzeptieren ihrer Trauer zu helfen.

Ich kann das Buch nur empfehlen. Die Kombi aus Wohlfühlort und Schicksalsbewältigung war für mich genau richtig getroffen. Es war das erste Buch der Autorin für mich, ich werde aber ihre anderen Bücher sicherlich auch noch lesen.

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Veröffentlicht am 09.08.2021

schöner Roman aus den Fünfzigern

Der Eissalon
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Karina fliegt von einer Restaurantfachschule, als sie mit einem Lehrer beim Küssen erwischt wird. Da man ihr die Schuld zuschiebt und sie zu Hause nicht mit dem Rausschmiss ankommen will, bleibt sie in ...

Karina fliegt von einer Restaurantfachschule, als sie mit einem Lehrer beim Küssen erwischt wird. Da man ihr die Schuld zuschiebt und sie zu Hause nicht mit dem Rausschmiss ankommen will, bleibt sie in Bonn und sucht sich erst einmal ein Zimmer. Dort lernt sie Ricardo kennen, der mit einem Eiswagen durch Bonn zieht, und gemeinsam erfüllen sie sich den Wunsch eine Eisdiele zu eröffnen. Doch als Ricardo von seiner Vergangenheit eingeholt wird und Karina sich ihrer Familie stellen muss, steht alles auf der Kippe.

Das Buch steigt gleich mit dem Rauswurf Karinas ein. Sie wird zu der Sache nicht angehört und als liederliches Weib nach Hause geschickt. Das will sie nicht auf sich sitzen lassen und erst nach Hause zurückkehren, wenn sie sich etwas Eigenes aufgebaut hat. Diese Haltung hat mich beeindruckt, Anfangs ist sie sich noch sehr unsicher, aber bald glaubt sie daran, dass die Eisdiele mit Ricardo gemeinsam etwas werden kann. Das private zwischen den beiden ist etwas schwierig, Ricardo knabbert noch sehr an seinen Kriegserlebnissen und kann sich anfangs nicht auf Karina einlassen. Doch im Laufe der Zeit raufen die beiden sich gut zusammen.

Der zweite Erzählstrang dreht sich um Erika, die Vermieterin der beiden. Sie ist einsam, trotz ihrer Mitbewohner und als sie sich in einen anderen Mieter des Hauses verliebt, muss sie sich der Vorurteile ihrer Zeitgenossen erwehren, da Henryk gute 15 Jahre jünger als sie ist. Auch hier zeigen sich die die damaligen Ansichten der Gesellschaft recht deutlich. Karina wird eher verurteilt, weil Ricardo nicht standesgemäß ist, die 10 Jahre Altersunterschied sind hier egal.

Mir hat das Buch gut gefallen, es liest sich toll und man kann sich das Bonn der fünfziger Jahre gut vorstellen. Die Charaktere haben mir ausgesprochen gut gefallen und auch die Probleme, die sie miteinander haben, fand ich nicht zu übertrieben. Besonders gut beschrieben fand ich Karinas Familie, die sich aus wirklich vielen Charakterköpfen mit festen Meinungen zusammensetzt. Nicht immer einig, aber doch als Familie zusammengehörig.

Ich habe das Buch an einem Nachmittag gelesen und hatte einige sehr schöne und kurzweilige Lesestunden. Daher eine Leseempfehlung von mir.

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Veröffentlicht am 08.08.2021

Venedig und Familie

Viele Erben verderben das Sterben (Ein Pippa-Bolle-Krimi 8)
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Pippas Schwägerin Carla will in Venedig als Fremdenführerin neu anfangen und als ihre Tochter Mara sich plötzlich aus dem Internat in ihr zukünftiges Heim flüchtet, bietet Pippa Carla an, sich um Mara ...

Pippas Schwägerin Carla will in Venedig als Fremdenführerin neu anfangen und als ihre Tochter Mara sich plötzlich aus dem Internat in ihr zukünftiges Heim flüchtet, bietet Pippa Carla an, sich um Mara zu kümmern, bis Carla all ihre Prüfungen gemacht hat. Dabei wird sie auch noch in die Streitigkeiten um das zukünftige Erbe von Benito Pazzoli hineingezogen. Der hat, als Venedigs größter Herzensbrecher, so viele Nachkommen gezeugt, dass nicht mehr klar ist, wer alles irgendwann einmal erben wird. Als der Kanal trockengelegt wird taucht plötzlich eine Leiche auf und Pippa ist bald schon in die Mordermittlung verstrickt. Zusammen mit Mara und Alfredo, Carlas Onkel, unterstützt sie die örtliche Polizei bei ihren Ermittlungen.

Dieser achte Band aus der Reihe um Pippa Bolle ist wieder ein gemütlicher Krimi, der allerlei wichtige Themen behandelt. Einmal geht es natürlich um die Erbstreitigkeiten, aber im Laufe des Buches geht es auch stark um Frauenrechte, Upskirting und Missbrauch von Frauen im Allgemeinen. Und auch Maras Blindheit und ihre Einschränkungen, aber auch ihre Vorteile gegenüber Sehenden und deren Umgang mit ihr, ist immer wieder ein Thema. All das ist eingebettet in ein Setting das Urlaubsträume weckt. Venedig wird auch hier als wunderschöne Stadt beschrieben, deren Besuch auf jeden Fall empfehlenswert ist. Wer schon einmal dort war wird die Lagunenlandschaft gleich wieder vor Augen haben.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen, allerdings fand ich das Ende ein wenig zu überladen. Da wurde noch einmal alles an Themen reingepackt was ging. Das hat dazu geführt, dass ich ein wenig den Überblick verloren habe.

Trotzdem war es ein schönes Buch, das mich mitgenommen hat und mir spannende Lesestunden beschert hat. Von daher auf jeden Fall eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 06.08.2021

Interessanter Krimi aus der Anfangszeit der BRD

Die Akte Adenauer
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Deutschland 1953. Die zweite Bundestagswahl steht an und die Amerikaner haben ein starkes Interesse daran, dass Adenauer die Wahl gewinnt. Schließlich steht er für eine starke Westintegration und ist ein ...

Deutschland 1953. Die zweite Bundestagswahl steht an und die Amerikaner haben ein starkes Interesse daran, dass Adenauer die Wahl gewinnt. Schließlich steht er für eine starke Westintegration und ist ein wichtiger Verbündeter im kalten Krieg.

Als ein Beamter des BKA ums Leben kommt, schleust der amerikanische Geheimdienst CIC Philip Gerber ins BKA ein, um zu ermitteln, wer hinter dem Tod des Kollegen steckt. Gerber ist Deutscher, der vor dem Krieg mit der Familie ausgewandert ist und im Krieg gegen Deutschland gekämpft hat. Für ihn stellt sich dieser Fall als echte Zerreißprobe heraus. Ist er mehr Deutscher oder mehr Amerikaner?


Ralf Langroth entführt uns mit Die Akte Adenauer in die Tiefen der Politik der jungen Bundesrepublik. Adenauers Westintegration war damals bei weitem nicht so selbstverständlich wie sie es für uns heute ist. Es gab sowohl linke als auch rechte Kräfte, die genau das torpedieren wollten. Die einen politisch, die anderen auch mit Gewalt. Die Angst vor dem Kommunismus und den Russen ist groß und so manch einer hat das Gedankengut der Nationalsozialisten auch nicht abgelegt und versucht nun unter dem Deckmäntelchen der Ehrbarkeit zurück zu diesen Idealen zu kommen.


Das Buch ist durchgängig spannend geschrieben. Gerber gerät immer wieder in brenzlige Situationen, in denen er seine militärische Ausbildung gut gebrauchen kann. Gleichzeitig ist er aber durchaus ein Mann, der andere Meinungen gelten lassen kann und seinem Gegenüber zuhören kann. Das zeigt sich auch Eva Herden gegenüber, die für ein kommunistisches Blatt in Bonn schreibt. Trotz ihrer unterschiedlichen politischen Ansichten arbeiten die beiden hervorragend zusammen und manche Entdeckung wäre ohne Evas Recherche nicht zustande gekommen. Mir hat dieses Gespann und ihre Diskussionen ausgesprochen gut gefallen.


Von daher freue ich mich, dass es ein weiteres Buch rund um Philip Gerber und Eva Herden geben wird. Das werde ich sicher lesen und freue mich schon darauf wieder mehr über die deutsche Politik in den fünfziger Jahren zu erfahren. Ich kann das Buch auf jeden Fall empfehlen, besonders für alle, die sich für diese Zeit interessieren.

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Veröffentlicht am 23.07.2021

Das bunte Berlin der Zwanziger

Die Damen vom Pariser Platz
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Gretchen nutzt die Chance, als ihr ihre Freundin Henni eine Stelle als Tippfräulein in Berlin besorgt und stürzt sich ins Großstadtleben. Sie soll die Memoiren von Isis aufschreiben, einer gefeierten Nachtclubsängerin.

Anfangs ...

Gretchen nutzt die Chance, als ihr ihre Freundin Henni eine Stelle als Tippfräulein in Berlin besorgt und stürzt sich ins Großstadtleben. Sie soll die Memoiren von Isis aufschreiben, einer gefeierten Nachtclubsängerin.

Anfangs ist das Leben in Berlin noch sehr verwirrend und Gretchen ist sich oft nicht sicher, ob sie alles richtig macht. Aber nach und nach findet sie sich zurecht und auch zu sich selbst. Und am Ende erkennt sie auch, was ihr in ihrem Leben wichtig ist.

Joan Weng entführt uns wieder ins Berlin der zwanziger Jahre. Berlin ist schräg und bunt in diesem Buch. Gretchen landet in einer Gesellschaft, in der keiner sein Leben einfach normal leben will. Und obwohl die wenigsten den Konventionen entsprechen sind auch diese Menschen nicht frei von Vorteilen. Gerade bei dem was über Isis so erzählt wird, wird das recht deutlich. Da denkt sich jeder auch gerne mal etwas aus, weil es gerade so schön ins Weltbild passt. Gretchen hat mir sehr gut gefallen, gerade ihre Entwicklung fand ich sehr schön gezeichnet. Aber auch die anderen Charaktere sind nicht einfach Schwarz-weiß, jeder hat da so seine Vor- und Nachteile.

Und auch ein Wiedersehen mit den Figuren aus den Vorgängerbüchern gibt es, ich fand das sehr schön, als bei mir dann die Puzzleteile zueinander gefunden haben und ich als Leser noch einmal Orte aus anderen Büchern besuchen durfte. Und natürlich darf man auch die realen Orte nicht vergessen, die die Autorin hier geschickt mit eingebunden hat. Es hat schon ulkige Lokalitäten gegeben damals. Zusammen ergibt das ein sehr buntes Bild des vergangenen Berlins.

Alles in allem ein schönes und kurzweiliges Buch, das ich gerne weiterempfehle. Ich hatte schöne Lesestunden damit!

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