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Veröffentlicht am 08.10.2021

Eine Lebenslüge sollte man nie mit ins Grab nehmen

Das Geheimnis des Schärengartens
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"Wer die Vergangenheit ignoriert, ist dazu verdammt, sie immer wieder zu durchleben!" (Buchauszug)
Nach der Trennung ihres Mannes muss Mona auch noch kurz danach den Tod ihrer Großmutter verkraften. War ...

"Wer die Vergangenheit ignoriert, ist dazu verdammt, sie immer wieder zu durchleben!" (Buchauszug)
Nach der Trennung ihres Mannes muss Mona auch noch kurz danach den Tod ihrer Großmutter verkraften. War sie doch immer eine große Stütze für sie, nachdem sie ihre Mutter nie kennengelernt hat. Allerdings findet Mona beim Durchsuchen ihrer Unterlagen zahlreiche Bilder und einen Vertrag für ein Häuschen im schwedischen Schärengarten. Aber warum hat Frida jeden Sommer dort verbracht, ohne Mona was davon zu erzählen? Diese Frage lässt sie nicht los weshalb sie nach Schweden reist. Sie lernt Leo kennen, den Enkel von Fridas Freundin Gisela und seinen sonderbaren Freund Tim. Beide unterstützen sie bei ihrer Suche nach Antworten. Mit Giselas Hilfe erfährt sie von der schwierigen Nachkriegszeit Münchens und Fridas Geheimnis, das sie nie verraten hat.

Meine Meinung:
Das Cover mit der Hütte am See stimmt mich schon mal auf die Geschichte ein. Der Schreibstil ist flüssig, lebhaft, bewegend, emotional und in zwei Zeitebenen und verschiedene Handlungsstränge ein. Dies ist mein erstes Buch der Autorin und ich bin recht schnell gefesselt von ihrem Schreibstil und dem Plot. Mit einem Familiengeheimnis, das fast ein halbes Buch einnimmt, hatte ich nicht gerechnet, war jedoch positiv überrascht. Den gerade die Erzählung von Frida und Giselas Erlebnissen im zerbombten München sind es, die mich hier emotional außerordentlich berühren. Ebenso wie das tragische Schicksal von Theo und seiner Familie, die aus Schlesien flüchten mussten. Es geht nicht nur um Themen wie Krieg, Hunger, Ängste, Lügen und Liebe, sondern ebenso um Rassismus und die vielen anderen Probleme, die hier sehr drastisch aufgeführt werden. Es erschüttert mich zu erleben, welche Einstellung manche nach dem Krieg immer noch haben, und ich bin fassungslos, was Frida und Gisela alles über sich ergehen lassen müssen. Bisher habe ich solche Erlebnisse zwar schon öfters gehört und gelesen, doch noch nie so detailliert und bewegend wie hier. Dass Frida ihr weiteres Leben dann auf Lügen aufbaut, mit denen sie besonders ihre Enkelin Mona hintergeht, kann ich nicht fassen. Es wäre für sie sicher besser gewesen, hätte sie viel früher jemand eingeweiht, statt es mit ins Grab zu nehmen. Gut zu spüren sind vor allem die Nöte, unter denen die Bevölkerung zu jener Zeit leidet. Es fehlt an allem besonders Nahrungsmittel und Heizmaterial ist schwierig zu bekommen. Es erschüttert mich zu lesen, dass viele in Menschen in Ruinen frierend leben mussten. Zwar habe ich schon oft Nachkriegsbücher gelesen, doch diese ausführliche Darstellung übertrifft alles, weil sie so lebhaft geschildert wird. Dabei kann ich gut nachvollziehen, wenn man später lieber nichts mehr seiner Familie erzählen möchte. Auch ihre Charaktere hat die Autorin sehr gut ausgearbeitet. So erlebe ich, um nur ein paar zu nennen, eine lebenslustige, starke Frida, die nach und nach zur verbitterten Frau heranreift. Gisela, die selbstbewusst, gut aussehend und bei den Männern nichts anbrennen lässt. Theo zwar beeinträchtigt durch eine Kriegsverletzung, ist jedoch trotzdem stark, zuverlässig und fürsorglich. Die Autorin hat in diesem Buch recht viele heftige Schicksale und bewegende Biografien geschildert, weshalb sie von mir 5 von 5 Sterne für dieses Buch bekommt.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Gefühl
Veröffentlicht am 01.10.2021

Das fünfblättrige Kleeblatt und der Tod im Moor

Tote Schwaben leben länger
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"O schaurig ist's, übers Moor zu gehn, wenn tote Schwaben auferstehn. Hier geht der Kleeblattmörder um, gibst du nicht Acht, macht er dich stumm." (Annette v. Droste-Hülshoff)
Zwei Männer werden getötet ...

"O schaurig ist's, übers Moor zu gehn, wenn tote Schwaben auferstehn. Hier geht der Kleeblattmörder um, gibst du nicht Acht, macht er dich stumm." (Annette v. Droste-Hülshoff)
Zwei Männer werden getötet und anschließend im Federsee versenkt. Über 30 Jahre später werden durch Zufall die Überreste der beiden Toten von zwei Studenten gefunden. Nun muss das Team um Eugen Querlinger Hauptkommissar der Ulmer Kripo, sich um diesen Fall kümmern. Gar nicht so leicht den wie soll man nach so vielen Jahren noch herausfinden, wer die Toten waren, geschweige den ihren Mörder finden? Doch dann gibt es einen weiteren Fall, bei den Obdachlosen werden in kurzer Zeit zwei Männer getötet. Auffällig ist, dass sie jeweils dasselbe Tattoo am Rücken aufweisen. Nun muss die Kripo weitere Morde verhindern, die ebenfalls so ein Kleeblatt Tattoo haben.

Meine Meinung:
Der alte Steg mit einem Objekt aus den Ermittlungen passt wunderbar als Cover zu diesem schwäbischen Krimi. Der Schreibstil ist flüssig, informativ, interessant, humorvoll und mit viel Dialekt versehen, was mir sehr gut gefällt für einen Regionalkrimi. Im Plot geht es um einen Mordfall vor über 30 Jahren, bei dem man zwei Männer ermordet hat. Das sich allerdings dieser Krimi so entwickeln würde und der Autor dem Leser immer neue Rätsel aufgibt, hatte ich nicht erwartet. Nicht genug, dass dieses Kripoteam mit dem Fall aus der Vergangenheit schon genug zu tun hat, bekommt es noch einen Weiteren dazu. Den es werden innerhalb kürzester Zeit zwei Obdachlose ermordet, die ein Kleeblatt Tattoo am Rücken aufweisen. Das kann doch kein Zufall sein, denkt sich Querlinger und vermutet, dass drei weitere Kleeblattträger in Gefahr sind. Nur gut, dass einer der Toten vom Federsee einen Klumpfuß hatte und deshalb einen orthopädischen Schuh tragen musste. Da müssen sich doch sicher neue Hinweise finden lassen. Jedoch die DNA Analysen bringen immer mehr Kurioses an den Tag. Und so ist sich die Kripo nicht mal mehr sicher, ob nicht gar ein Toter gemordet hat. Max Abele hat mit seinem zweiten Regionalkrimi nicht nur ein Stück schwäbische Heimat und einen wirklichen kniffligen Kriminalfall herausgebracht, sondern glänzt vor allem durch seinen humorvollen Schreibstil. Speziell das Kripo Team bringt mich oft zum Lachen, mitunter kommt es sogar zu Auseinandersetzungen, vor allem mit den beiden Bödele und Heinerle sind zwei wirkliche Streithähne mit im Boot. Mit Janine von Eulenburg ist außerdem noch eine toughe Frau mit im Team. Dabei erinnert mich Querlinger ein wenig von seiner ganzen Art her an den Allgäuer Kommissar Kluftinger. Querlinger hat oft einen Schalk im Nacken, besonders wenn es um unliebsame Reporter wie den Oxheimer und die Weißeneggers einem befreundeten Ehepaar seiner Frau Luise geht. Was er sich hier oft ausdenkt und leistet, da muss man einfach herzhaft lachen. Grandios finde ich vor allem die vielen Wendungen, die diesen Krimifall bis zum Schluss spannend macht. Von der Auflösung am Ende bin ich dann wirklich überrascht, den damit habe ich nicht gerechnet. Alles in allem ein toller Krimi, bei dem sich Dialekt, Kriminalfall und Humor die Waage halten und dem ich gerne 5 von 5 Sterne gebe.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.09.2021

Vom schüchternen Mädchen zur toughen Polizistin

Nachtschicht in Neukölln
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"In dieser Zeit dachte ich zum ersten Mal ernsthaft darüber nach, Polizistin zu werden. Ich hatte diesen Film gesehen, er hieß Angel Eyes und war zwar etwas kitschig, aber die Hauptfigur beeindruckte mich. ...

"In dieser Zeit dachte ich zum ersten Mal ernsthaft darüber nach, Polizistin zu werden. Ich hatte diesen Film gesehen, er hieß Angel Eyes und war zwar etwas kitschig, aber die Hauptfigur beeindruckte mich. Eine junge Polizistin in den USA, gespielt von Jennifer Lopez." (Buchauszug)
Lana Atakisieva ist 15 Jahre alt, als sie zusammen mit ihrer Mutter und Schwester Sevana von Aserbaidschan nach Deutschland reisen. Hauptsächlich in der Hoffnung das ihre kranke Mutter eine bessere Behandlung bekommt. Viel musste sie einstecken an Entbehrung, Mobbing in der Schule, doch sie kämpft sich durch und macht sogar das Abitur. Der Entschluss, Polizistin zu werden und sogar zu studieren, macht ihr zuerst Angst, ob sie es schaffen wird, doch selbst dieses schließt Lana mit Bravour ab. Im Bezirk Neukölln, den sie inzwischen wie ihre Westentasche kennt, arbeitet sie als Polizistin im Streifendienst. Mehr über ihre Lebensgeschichte, ihr Alltag, die Arbeit bei der Polizei und vom Umgang mit ihren Kollegen erfahren wir in diesem Buch.

Meine Meinung:
Das Cover von Lana in ihrer Polizeiuniform ist hier sehr eindrucksvoll. Der Schreibstil ist recht unkompliziert verfasst und interessant zu lesen. Der Inhalt des Buchs wechselt zwischen den Einsätzen, die Lana mit ihren verschiedenen Kollegen erleben durfte, und ihrer eigenen Lebensgeschichte, seit sie aus Baku nach Deutschland gekommen ist. Entsetzt hat mich besonders Lanas Familiengeschichte, weil ich es teils beschämend finde, wie ihre Familie in unserem Land behandelt wurde. Dass Kinder nicht gerade einfach sind und Schwächere gerne ärgern, das ist bekannt. Trotzdem fand ich es traurig, wie man Lana und ihre Schwester in der Schule gemobbt hat. Lana nimmt uns mit in ihr Innerstes, wie sie hin- und hergerissen ist zwischen den Kulturen ihrer Eltern und der unseres Landes. Das größte Problem am Anfang ist für die Familie jedoch die Sprachbarriere. Wie soll man in einer Schule gut sein, wenn man nicht einmal die Sprache beherrscht? Doch die beiden Schwestern sind geprägt von einer Erziehung aus Gehorsam, Disziplin und Fleiß. Und so ist es kein Wunder, das sie recht schnell die Sprache lernen und zu den besten in der Schule gehören. Jedoch immer wieder kommen neue Sorgen auf die Familie zu sei es, dass sie eine neue Wohnung brauchen, Geldsorgen, sie den Druck ihrer Familie nicht mehr aushält und heimlich auszieht und vieles mehr. Im anderen Handlungsstrang lerne ich Lana und ihre Kollegen bei den verschiedenen Einsätzen in Neukölln kennen. Neukölln, geprägt durch unterschiedliche Nationen, gehört eher zu den schwierigeren Stadtteilen Berlins. Viele von den Verbrechen sind hauptsächlich durch Drogenkonsum oder der Handel damit, Alkoholismus und daraus oft resultierende häusliche Gewalt oder Raubüberfälle. Der ausgezeichnete Zusammenhalt ihres Teams macht alles wieder wett, was Lana in ihrer Kindheit an Entbehrungen und Mobbing erleben musste. Gut ist außerdem, dass ihr Team verschiedene Sprachen beherrscht. Den immer wieder kommt es vor, dass sie einen Übersetzer brauchen. Doch mitunter können Einsätze durchaus auch mal gefährlich werden, dann ist es gut, dass man einen Partner an seiner Seite hat und bewaffnet ist. Lana Atakisieva ist nicht nur eine herausragende Polizistin, sondern auch eine tolle Tochter, die ihre Eltern unterstützt, wo es geht. Eine Lebens- und Erfahrungsbericht, der mir außerordentlich gut gefallen hat. Von ihren Einsätzen in Neukölln würde ich gerne noch mehr erfahren, besonders weil man dadurch einen ganz anderen Bezug zur Polizeiarbeit bekommt. Mir imponiert Lana, dieses zu Anfang schüchterne Mädchen hat sich inzwischen total integriert und ist ebenfalls zu einer genauso toughen Polizistin wie Jennifer Lopez in "Angel Eyes" geworden. Deshalb bekommt das Buch von mir eine Leseempfehlung und 5 von 5 Sterne.

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  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.08.2021

Auf dem Weg zur Heilung brauchen wir oft einen Engel

Sophies Café
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"Einige Narben werden niemals heilen, ganz egal , wie sehr man es sich wünscht. Die Wunden sind einfach zu tief." (Buchauszug)
Viel zu überstürzt heiratet die 18-jährige Gabriella (Leah) schon nach zwei ...

"Einige Narben werden niemals heilen, ganz egal , wie sehr man es sich wünscht. Die Wunden sind einfach zu tief." (Buchauszug)
Viel zu überstürzt heiratet die 18-jährige Gabriella (Leah) schon nach zwei Tagen Brent Sadler. Erst als er in ihrer Ehe sein wahres Gesicht offenbart, weiß sie, das es ein Fehler war. Unerwartete Gewaltausbrüche lässt sie sich zehn Jahre lang gefallen, ehe sie sich gegen ihn wehrt und entkommt. In Rivertown einem kleinen idyllischen Ort im Süden Amerikas, findet Leah Allen, wie sie sich fortan nennt, eine neue Heimat. Die sympathische Cafébesitzerin Sophie merkt sofort, dass Leah Hilfe benötigt. Sie engagiert sie und lässt sie über dem Café wohnen. Der anfänglich skeptische Anwalt Crowley wird mit der Zeit Leahs bester Freund. Doch die Vergangenheit holt sie immer wieder ein. Erst als sich beide näherkommen, weiß Leah, dass sie Crowley die Wahrheit nicht länger verschweigen kann.

Meine Meinung:
Das gut gewählte Cover hat mich sofort neugierig auf dieses Buch gemacht. Niemals hatte ich erwartet, dass mich brutale häusliche Gewalt hier erwarten würde. Die Autorin hat dabei einen sehr bewegenden, realistischen Schreibstil, der nicht einmal vor Brutalität haltmacht. Meiner Ansicht nach ist dies durchaus passend, den die Autorin selbst hat das Buch zu Gedenken ihrer Mutter verfasst, die selbst Gewalt in ihrer Ehe erleben musste. Von daher vermute ich, dass sie diese Gewaltausbrüche entweder selbst kannte oder die Mutter sie ihr erzählt hat. Außerdem finde ich gut, das gerade bei so einer Thematik nichts beschönigt wird. Den genauso erleben viele Frauen von gewalttätigen Männern täglich ihre Ehe. Weiterhin gefallen hat mir dabei, dass Leah vielen netten Menschen begegnet, die ihr Mut zusprechen, ein gutes Wort für sie haben oder sogar sie ihrem Glauben an Gott wieder näherbringen. Selbst als sie flüchtet, lernt sie weitere gute Menschen kennen. Sophie, die ihren Weg kreuzt, sehe ich als echtes Eingreifen Gottes. Den Sophie ist ein ganz besonderer Mensch. Ich würde fast sagen, sie ist ein Engel, weil sie ein besonderes Auge für Personen in Not hat. Ihre Art wirkt auf mich nicht aufdringlich, sondern eher rücksichtsvoll, einfühlsam und man fühlt sich sofort geborgen und angenommen bei ihr. Crowley dagegen ist eher vorsichtig, vielleicht liegt es daran, dass er Anwalt ist und schon viel erlebt hat? Trotzdem wirkt er auf mich durchaus freundlich, sympathisch, humorvoll und hat ebenso ein offenes Herz. Genauso wie die anderen Charaktere im Buch, die auf mich stimmig und durchweg sympathisch wirken. Lediglich Brent, der hat mich mit seiner narzisstisch sadistischen Art wirklich wütend gemacht. Ich bin fassungslos und erschüttert, was er seiner Ehefrau alles antut. Wer Gewalt in der Ehe erlebt hat, der sollte von diesem Buch vielleicht lieber Abstand nehmen, den selbst mich haben viele Szenen mitgenommen und zu Tränen gerührt. Die Autorin hat hier eine gute Balance zwischen Brutalität, Harmonie, Glaubensleben, Freundschaft und Liebe gefunden. Dabei bin ich beeindruckt, dass sie immer wieder Mitmenschen integriert, die Leahs Leben beeinflussen und verändern. Ohne sie hätte sie vielleicht niemals den Mut gehabt, sich gegen ihren Mann zu wehren, geschweige den ein neues Leben zu beginnen. Gerne würde ich jeder Frau, der so was widerfährt, so einen helfenden Engel wünschen. Trotz der detaillierten Brutalität ist es mein Lesehighlight und würde gerne weitere Bücher der Autorin lesen. Deshalb gebe ich 5 von 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 17.08.2021

Du bist nicht der Böse, die sind böse

Soko mit Handicap: Aktion Licht
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"Helene, Paula und Scott hatten gewusst das es gefährlich werden würde, und trotzdem hatten sie entschieden, ihn nicht alleine herkommen zu lassen." (Buchauszug).
Die Berliner Wohngemeinschaft mit Behinderung, ...

"Helene, Paula und Scott hatten gewusst das es gefährlich werden würde, und trotzdem hatten sie entschieden, ihn nicht alleine herkommen zu lassen." (Buchauszug).
Die Berliner Wohngemeinschaft mit Behinderung, in der Theo, Helene, Paula, Scott und Keno leben, sind nach wie vor erschüttert über den Tod von Mike. Für Lina Theos Schwester, die bei der Polizei arbeitet, steht bald fest, dass Theo in Gefahr ist. Die Täter scheinen nämlich bei Theo etwas zu suchen, nur keiner weiß was genau. Hat das alles, was mit dem Verschwinden von Theos Vater vor zwanzig Jahren zu tun? Die Täter glauben jedenfalls, dass Theo den Schlüssel zu etwas unheimlich Wichtigem haben und sind deshalb nun hinter ihm her. Selbst wenn Theo nicht weiß, was sie suchen, kann er sich sicher sein, seine WG Bewohner lassen ihn nicht im Stich.

Meine Meinung:
Nahtlos geht Band zwei da weiter, wo der vorherige Band aufgehört hat. Wieder wartet der Autor mit der spannenden Geschichte um Theos verschwunden Vater, den Machenschaften und der Vergangenheit der DDR bzw. Stasi, so wie alles rund um die SOKO Handicap auf. Erneut konnten mich die besonderen Charaktere der Wohngemeinschaft überzeugen. Da ist zum einen Theo, der an kongenitaler Muskeldystrophie erkrankt ist, im Rollstuhl sitzt Paula mit Trisomie 21, Autist Keno, der am Weaver-Syndrom erkrankte Scott und die ständig hungrige Helene, was so typisch für Menschen mit Prater-Willi-Syndrom ist. Allesamt sind ein wirklich eigenwilliges Gespann, aber das Wichtigste daran ist, sie sind füreinander da, wenn Not am Mann ist und lassen niemanden im Stich. Allerdings rechnen sie dabei nicht damit, dass sie selbst in sehr große Gefahr kommen, bei dem es um Leben und Tod geht. Den die Täter sind gefährlich und haben seither keine Zeugen am Leben gelassen. Dabei ist der Schreibstil wieder sehr informativ, interessant, spannend und überaus humorvoll gestaltet. Besonders gut dabei gefällt mir erneut Helene, die hier als einzige mit einem Berliner Dialekt aufwartet und schlagfertig ist. Mehr als einmal bringen mich ihre Sprüche zum Lachen und lockern dadurch den Krimi auf. Diesmal erfahren ich, um was es den Tätern wirklich geht, wer sie sind und wer der unbekannte Mann ohne Gedächtnis ist. Wie ich es schon vermutet habe, stellt es sich dann heraus, wer dieser Obdachlose wirklich ist. Doch diesmal wird es für Lina gefährlich und die WG Bewohner versuchen sie zu retten, selbst wenn sie dadurch ihr Leben riskieren. Ein wirklich interessanter Zweiteiler hat hier Thomas Franke geschrieben. Der bekannte Autor, der selbst bei seiner Arbeit als Sozialpädagoge viel mit Menschen mit Behinderung zu tun hat. Kein Wunder also, das er sich diese eigenwillige Wohngemeinschaft, die zusammen auf Verbrecherjagd gehen, ausgedacht hat. Man spürt mit jeder Seite, wie wichtig ihm diese Menschen sind und warum er sie für diesen Krimi uns Lesern näherbringen möchte. Dabei stelle ich fest, dass der zweite Teil deutlich an Spannung zulegt hat und ich dadurch vor allem die Hintergründe immer besser verstehe. Das zugleich sich der Unbekannte ohne Gedächtnis sich auf eine besondere Behandlung einlässt, um sein Gedächtnis wiederzuerlangen, fand ich sehr interessant. Seine Erlebnisse und Erinnerungen werden hier speziell in kursiver Schriftform dargestellt. Zwar fließt das Thema Glaube hier ab und an als Gebet oder Gedanken mit ein, allerdings nur spartanisch und deutlich schwächer als im ersten Band. Trotzdem konnten mich insbesondere die Charaktere erneut überzeugen und ich finde es sehr schade, dass dieser Zweiteiler nun zu Ende ist. Sehr gut könnte ich mir weitere Krimis oder Geschichten mit Theo, Helene, Paula, Scott und Keno vorstellen. Alles in allem ein Zweiteiler, den ich allen nur empfehlen kann und dem ich ein weiteres Mal 5 von 5 Sterne gebe.

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