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Veröffentlicht am 23.08.2021

Wenn die Leidenschaft verloren geht

Der Brand
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Seit 29 Jahren schon sind Rahel Wunderlich und ihr Mann Peter verheiratet. Ihre Kinder Selma und Simon sind mittlerweile ausgezogen. Die 49-jährige Psychotherapeutin und der 55-jährige Uniprofessor schätzen ...

Seit 29 Jahren schon sind Rahel Wunderlich und ihr Mann Peter verheiratet. Ihre Kinder Selma und Simon sind mittlerweile ausgezogen. Die 49-jährige Psychotherapeutin und der 55-jährige Uniprofessor schätzen und achten einander noch immer. Aber die Stimmung zwischen den beiden ist seit Längerem angespannt. Und dann fällt auch noch der geplante Urlaub auf einer Wanderhütte aus. Stattdessen werden sie gebeten, sich drei Wochen lang um einen Hof in der Uckermark zu kümmern. Kann das gutgehen?

„Der Brand“ ist ein Roman von Daniela Krien.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus drei Teilen, die in nach den Wochentagen benannte Kapitel untergliedert sind. Erzählt wird im Präsens in chronologischer Reihenfolge aus der Sicht von Rahel. Die Handlung umfasst vorwiegend die drei Wochen in der Uckermark und spielt im Corona-Sommer 2020. Der Aufbau ist schlüssig und gut durchdacht.

In sprachlicher Hinsicht ist der Roman eindrucksvoll. Der Schreibstil ist bildstark und sehr atmosphärisch. Der Autorin versteht ihr Handwerk. Ihr gelingt es, mit wenigen Worten viel zu transportieren.

Die Ausgestaltung der Figuren ist für mich ein Manko des Romans. Im Fokus der Geschichte stehen Rahel und Peter. Die Protagonistin ist alles andere als sympathisch. Sie wirkt egoistisch, rücksichtslos und selbstgerecht. Ihre Gedanken und Gefühle kommen gut zum Ausdruck. Auch Peter ist kein ganz einfacher Charakter, war mir aber wesentlich näher. Die übrigen Personen werden ebenfalls mit psychologischer Tiefe und recht ambivalent dargestellt. Insbesondere die Hauptcharaktere fallen allerdings zu klischeehaft aus. Zudem verhält sich Rahel so, als wäre sie deutlich älter als 49.

Inhaltlich ist die Geschichte viel facettenreicher und komplexer als gedacht. Die ehelichen Probleme durchziehen zwar den gesamten Roman. Darüber hinaus gibt es aber eine Menge weiterer Themen wie das Älterwerden, Kindererziehung, Generationenkonflikte, Liebe und Leidenschaft, Ehebruch und gesellschaftliche Veränderungen. Einiges wird nur angerissen, anderes etwas vertieft. Ich wurde mehrfach zum Nachdenken angeregt. Die Pandemie wird ebenfalls thematisiert, spielt aber keine entscheidende Rolle.

Auf 270 Seiten bleibt das Erzähltempo gemächlich. Dennoch ist die Geschichte durchweg kurzweilig und unterhaltsam. Immer wieder blitzt außerdem ein Fünkchen Humor auf und lässt beim Lesen daher keine zu düstere Stimmung aufkommen.

Das Gemälde auf dem Cover ist zwar hübsch. Allerdings braucht es schon etwas Fantasie, um einen Bezug zum Inhalt zu erkennen. Der symbolträchtige Titel, den man unterschiedlich auslegen kann, erschließt sich eher.

Mein Fazit:
„Der Brand“ von Daniela Krien ist ein durchaus lesenswerter Roman, der vor allem auf sprachlicher Ebene überzeugen kann. Aufgrund kleinerer Schwächen wurden meine sehr hohen Erwartungen aber nicht in Gänze erfüllt.

Veröffentlicht am 17.08.2021

Der Täter am Telefon

Eskalation
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Nach einem Treffen mit ihrer Freundin Linda gerät Dina Martin in Not. Die 36-jährige Nageldesignerin wird in ihrem Kleinwagen auf der Autobahn von einem Mann bedroht. Mit seinem dunklen SUV treibt der ...

Nach einem Treffen mit ihrer Freundin Linda gerät Dina Martin in Not. Die 36-jährige Nageldesignerin wird in ihrem Kleinwagen auf der Autobahn von einem Mann bedroht. Mit seinem dunklen SUV treibt der Unbekannte die Frau per Telefon vor sich her. Um ihre Tochter Lydia zu beschützen, leistet die verängstigte Dina den Anweisungen Folge. Doch was will der Fremde von ihr? Und wird sie sich noch vor ihm retten können?

„Eskalation“ ist der erste Spannungsroman von Nora Benrath.

Meine Meinung:
Das Buch besteht aus 84 kurzen Kapiteln. Die Handlung erstreckt sich über mehrere Tage. Das letzte Kapitel ist vier Monate später angesiedelt. Einheitliche Zeitangaben erleichtern die Orientierung. Erzählt wird in chronologischer Reihenfolge aus vielen unterschiedlichen Perspektiven. Dieser Aufbau funktioniert sehr gut.

Sprachlich ist der Thriller recht einfach gehalten und wenig variantenreich. Eingefügt sind Zeitungsartikel und Nachrichten.

Überrascht hat mich das breite Spektrum an Figuren. Neben Dina gibt es weitere Protagonistinnen und Protagonisten, die ich an dieser Stelle nicht vorwegnehmen möchte. Die Hauptcharaktere wirken authentisch, ihre Gedanken sind nachvollziehbar. Dennoch bleibt genügend Distanz zu den Figuren, um miträtseln zu können, wer von ihnen verdächtig sein könnte.

Auf den etwas mehr als 300 Seiten flacht die Spannung zwischenzeitlich nur kurz ab. Die Autorin legt mehrere falsche Fährten mit interessanten Ansätzen. Erst im letzten Drittel des Buches hat sich für mich herauskristallisiert, wer die Taten verübt hat. Aber auch dann konnte mich die Geschichte noch überraschen. Das Motiv ist ungewöhnlich und schlüssig zugleich. Besonders gut gefallen hat mir, dass die Hintergründe der Taten psychologisch gut analysiert und erklärt werden.

Der Thriller sensibilisiert dafür, umsichtig mit den eigenen Kontaktdaten umzugehen, und zeigt auf, wie leicht man zum Opfer werden kann. Eine wichtige Botschaft. Inhaltlich schöpft die Geschichte ihr gesamtes Potenzial allerdings nicht aus. So hätte die anfängliche Verfolgungsfahrt besser ausgebaut werden können. Realitätsfern erscheint mir ein nachlässiges Verhalten, das gleich zwei Personen unabhängig voneinander an den Tag legen. Für meinen Geschmack hätte außerdem etwas weniger Brutalität der Geschichte gutgetan.

Das stimmungsvolle Cover passt nicht nur hervorragend zum Inhalt, sondern hebt sich auch von der Optik anderer Bücher des Genres positiv ab. Der knappe Titel ist treffend formuliert.

Mein Fazit:
„Eskalation“ von Nora Benrath ist ein spannender Psychothriller mit einer schlüssigen Story und authentischen Charakteren. Trotz kleinerer Schwächen hat mich die Lektüre gut unterhalten.

Veröffentlicht am 11.08.2021

Die geheimen Memoiren der Mrs. Macarthur

Ein Raum aus Blättern
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Als Halbwaise hat es die junge Elizabeth im England des 18. Jahrhunderts nicht leicht. Und die Situation verschlimmert sich noch, als ihre Mutter wieder heiratet. Zwar kommt sie gut in einer Pfarrersfamilie ...

Als Halbwaise hat es die junge Elizabeth im England des 18. Jahrhunderts nicht leicht. Und die Situation verschlimmert sich noch, als ihre Mutter wieder heiratet. Zwar kommt sie gut in einer Pfarrersfamilie unter, doch ihre Möglichkeiten sind begrenzt. Als sie sich mit dem Offizier John Macarthur einlässt, bleibt ihr nichts anderes übrig, als ihn zu ehelichen. Dies und das, was danach geschieht, hält sie in ihren Memoiren fest, die nun unverhofft aufgetaucht sind...

„Ein Raum aus Blättern“ ist ein Roman von Kate Grenville.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus fünf Teilen, die in knappe, manchmal sogar extrem kurze Kapitel untergliedert sind. Die Handlung erstreckt sich über einige Jahre - von Elizabeths Kindheit bis weit ins Erwachsenenalter. Manche Episoden werden recht ausführlich geschildert, andere stark gerafft. Es gibt mehrere Zeitsprünge. Erzählt wird in chronologischer Reihenfolge aus der Sicht Elizabeths in der Ich-Perspektive.

Der Schreibstil gefällt mir gut. Die Sprache wirkt ein wenig antiquiert, passend zur Epoche, ist aber dennoch gut zu lesen. Der Roman hat einen süffisanten, mitunter spöttischen Unterton und ist immer wieder von spitzen, manchmal sogar ironischen Bemerkungen durchzogen. Ausufernde Naturbeschreibungen zeichnen eindrucksvolle Bilder.

Die historische Persönlichkeit Elizabeth Macarthur steht im Fokus des Romans. Auch ihr Mann John, eine in Australien sehr bekannte Person, spielt eine bedeutende Rolle. Von den beiden hatte ich vorher noch nichts gehört. Ich fand es jedoch interessant, mehr über sie zu erfahren. Allerdings blieben mir beide Figuren ein wenig fremd.

Den fünf Teilen vorangestellt ist die fiktive „Anmerkung der Herausgeberin“, die von der Autorin unterzeichnet ist und mich daher unnötigerweise zu Beginn verwirrt hat. Darin wird behauptet, es seien die geheimen Lebenserinnerungen der Elizabeth Macarthur aufgetaucht. Was es damit wirklich auf sich hat, erfährt man zum Schluss in der „Anmerkung der Verfasserin“.

Der Roman erstreckt sich über mehr als 360 Seiten. Stellenweise plätschert die Handlung gemächlich vor sich hin. Die ersten Teile aber ich noch als überwiegend kurzweilig und unterhaltsam empfunden. Die beiden letzten Teile haben mich inhaltlich in mehrfacher Hinsicht weniger überzeugt.

Insgesamt geht es darum, wie es der Protagonistin gelungen ist, neben einem egoistischen und tyrannischen Ehemann zu bestehen, und was sie angetrieben hat. Wer war die Frau hinter dem berühmten John Macarthur? Dabei lernt man einiges über die frühe Siedlungs- und Kolonialgeschichte Australiens. Im weiteren Sinne behandelt der Roman zudem die Macht der Worte und die Komplexität von Wahrheit und Unwahrheit.

Das Cover finde ich als hübsch und passend. Der deutsche Titel ist stark ans englischsprachige Original („A Room Made of Leaves“) angelehnt und ebenfalls treffend.

Mein Fazit:
„Ein Raum aus Blättern“ von Kate Grenville ist ein durchaus lesenswerter Roman, der mich allerdings nicht durchgängig fesseln konnte.

Veröffentlicht am 11.08.2021

Wenn die beste Freundin plötzlich stirbt

Ein Herz voll Leben
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Isabella Kramer ist mit ihrem Singledasein ganz zufrieden. An der Ostsee betreibt sie ihren eigenen Cupcake-Laden. Ihre beste Freundin Melanie und deren vierjährige Tochter Leni sind für sie eine Art Familie. ...

Isabella Kramer ist mit ihrem Singledasein ganz zufrieden. An der Ostsee betreibt sie ihren eigenen Cupcake-Laden. Ihre beste Freundin Melanie und deren vierjährige Tochter Leni sind für sie eine Art Familie. Als Melanie plötzlich stirbt, übernimmt Isabella die Vormundschaft für Leni. Dann bekommt Isabella E-Mails mit kleinen Aufgaben von Melanie, die diese noch vor ihrem Tod geschrieben hat. Isabella ahnt nicht, dass ihr Leben schon bald auf dem Kopf stehen wird...

„Ein Herz voll Leben“ ist ein Roman von Violet Thomas.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus 28 Kapiteln mit einer angenehmen Länge. Erzählt wird in chronologischer Reihenfolge jeweils aus der Ich-Perspektive im Wechsel aus der Sicht von Maximilian und Isabella. Die Übergänge funktionieren gut. Diese Struktur gefällt mir.

Der Schreibstil ist eine der Stärken des Romans. Er ist einfühlsam, anschaulich, bildhaft und - dank vieler Dialoge - lebendig.

Isabella und Maximilian stehen im Fokus der Geschichte,zwei interessante und gegensätzliche Charaktere. Während ich sie sehr sympathisch finde, hatte ich mit ihm stellenweise Probleme, weil ich sein Verhalten nicht immer nachvollziehen konnte.

Auf rund 350 Seiten ist der Roman unterhaltsam und kurzweilig. Vor allem aber konnte mich die Geschichte emotional berühren. Obwohl Tod und Trauer eine wichtige Rolle spielen, verbreitet die Story nicht nur Trübsal und düstere Stimmung. Zudem ist der Roman durchaus facettenreich. Inhaltlich hätte die Geschichte jedoch noch etwas mehr Potenzial gehabt. Darüber hinaus ist der Schluss für mich nicht ganz realitätsnah.

Das dunkle Cover finde ich hübsch. Der Titel kommt ein wenig zu kitschig daher.

Mein Fazit:
Zwar schöpft der Roman „Ein Herz voll Leben“ von Violet Thomas nicht sein komplettes Potenzial aus. Trotzdem hat mich die Geschichte gut unterhalten.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Gefühl
Veröffentlicht am 07.08.2021

Große Weltreise, kleiner Hase

Erste Briefe von Felix
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Kuschelhase Felix hat erneut die Reiselust gepackt. Er macht sich mit seinem Koffer wieder auf den Weg und lässt andere mit seinen Briefen an seinen Erlebnissen teilhaben. Wohin verschlägt es ihn?

„Erste ...

Kuschelhase Felix hat erneut die Reiselust gepackt. Er macht sich mit seinem Koffer wieder auf den Weg und lässt andere mit seinen Briefen an seinen Erlebnissen teilhaben. Wohin verschlägt es ihn?

„Erste Briefe von Felix“ ist ein Bilderbuch von Annette Langen.

Meine Meinung:
Das Buch besteht aus fünf Doppelseiten: Jeweils links ist ein ganzseitiges Bild mit ein wenig Text abgedruckt, jeweils auf der rechten Seite befindet sich ein Brief von Felix, der von einer Klappe verdeckt wird. Dieser Aufbau ist einfach, aber sinnvoll und durchdacht.

Der Schreibstil ist altersgerecht simpel und gut verständlich. Auch die Wortwahl ist angemessen. Fragen sollen die Kinder zur Interaktion animieren.

Das Bilderbuch richtet sich an Mädchen und Jungen ab 18 Monaten. Wie bei den Büchern für ältere Kinder sind der bekannte Kuschelhase und seine junge Besitzerin Sophie die Protagonisten der Geschichte.

Inhaltlich bietet das Buch für Felix-Fans wenig Neues. Ich finde es aber super, dass nun auch schon die Jüngsten den beliebten Hasen auf seinen Reisen begleiten können. Die erste Doppelseite stellt das abenteuerlustige Kuscheltier vor, auf den folgenden Seiten ist Felix am Meer, in der Luft, in Afrika und auf einer exotischen Insel. Das macht das Bilderbuch facettenreich. Allerdings vermisse ich ein bisschen den roten Faden.

Zum Mitmachen laden die Briefe ein. Mit einem einfachen Hochklappen taucht darunter der Text auf. Die Seiten an sich machen einen robusten Eindruck. Jedoch sind die filigranen Klappen aus sehr dünner Pappe und halten wohl nicht lange, wenn sie wiederholt in die Hände von Kleinkindern gelangen.

Die bunten Illustrationen von Constanza Droop überzeugen mich komplett. Sie sind liebevoll gemacht und lehnen sich an die Optik der übrigen Felix-Bücher an. Es gibt viele Details zu entdecken.

Das Cover ist nicht zu kleinteilig und passt perfekt für die Altersgruppe. Die Abbildung des Hasen mit einem Brief ist ideal auf den Inhalt abgestimmt. Die abgerundeten Ecken sind ebenfalls kinderfreundlich.

Mein Fazit:
„Erste Briefe von Felix“ von Annette Langen ist ein süßes Bilderbuch und ergänzt die Reihe um den beliebten Kuschelhasen perfekt. Nur die mangelnde Stabilität der Klappen ist in meinen Auge ein echtes Manko.