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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Bestes Buch 2016

The Girls
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Das wunderbarste und mit Abstand beste Buch, welches ich seit langem gelesen habe. Emma Cline benutzt trotz ihrer jungen Jahre eine derart wortgewaltige und bildhafte Sprache, die zutiefst ergreifend und ...

Das wunderbarste und mit Abstand beste Buch, welches ich seit langem gelesen habe. Emma Cline benutzt trotz ihrer jungen Jahre eine derart wortgewaltige und bildhafte Sprache, die zutiefst ergreifend und lyrisch ist wie aneinandergereihte Gedichtverse. Man möchte die Worte nicht mehr loslassen und liest Passagen wieder und wieder, um der Melodie der Worte zu lauschen. Dabei ist ihre Erzählweise doch jugendlich frisch und keineswegs altbacken. Selbst alltägliche Dinge, wie ein doch recht normales Teenager-Leben werden dadurch zu einer spannenden und nachfühlbaren Geschichte. Die Bildgewalt der Worte macht die Story beinahe schon nebensächlich. Eine so großartige Virtuosin des geschriebenen Wortes habe ich in der modernen Literatur bis dato vermisst. Ein guter Geschichtenerzähler kann selbst mit Alltäglichkeiten sein Publikum fesseln, wobei die größte Geschichte einem schlechten Erzähler nichts nützt. Emma Cline ist ein Naturtalent unter den Geschichtenerzählern und ich hoffe, noch recht viel von ihr lesen zu dürfen.
Ein großes Lob gebührt Nikolaus Stingl für die wundervolle Übersetzung, steht und fällt doch gerade mit der Übersetzung alles. Auch das stimmungsvolle Cover passt hervorragend zum Buch. Dieses Buch wird einen Ehrenplatz in meinem Bücherregal erhalten und ich werde es mit Sicherheit ein weiteres Mal genießen.

Veröffentlicht am 16.09.2022

Ein Stück Zeitgeschichte

Drei Tage im August
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Bereits das Cover mit der Schokoladenpflanze hat mich in seinen Bann gezogen, der Name der Autorin, Anne Stern, tat ein Weiteres. Ihre Buchreihe um die Hebamme Hulda Gold ist hervorragend. "Drei Tage im ...

Bereits das Cover mit der Schokoladenpflanze hat mich in seinen Bann gezogen, der Name der Autorin, Anne Stern, tat ein Weiteres. Ihre Buchreihe um die Hebamme Hulda Gold ist hervorragend. "Drei Tage im August" ist in einem gänzlich anderen Stil geschrieben und doch spannend. Kapitelweise lernt der geneigte Leser verschiedene Protagonisten kennen. Die Autorin lässt uns an den Gedanken und Gefühlen der jeweiligen Figuren teilhaben. Besonders interessant fand ich Elfie. Heute würde man bei dieser Hauptfigur mit Sicherheit Asperger Syndrom diagnostizieren. Trotzdem kämpft Elfie tapfer mit dem Alltag und ihren inneren Dämonen.
Aber auch der politische Hintergrund ist heute aktueller den je. Besonders gefallen hat mir die Darstellung der Gedankengänge zum Thema des Zeitgeschehens aus der Sicht der Bäume auf der Straße Unter den Linden, ein hervorragendes Stilmittel.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.08.2021

Reine Poesie

Greta und Jannis
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„Greta und Jannis“, der Debütroman von Sarah Kuratle, ist ein hübsches, kleines Hardcover-Büchlein. Der geneigte Leser denkt, dieses Büchlein in kürzester Zeit verschlingen zu können, doch dem ist keineswegs ...

„Greta und Jannis“, der Debütroman von Sarah Kuratle, ist ein hübsches, kleines Hardcover-Büchlein. Der geneigte Leser denkt, dieses Büchlein in kürzester Zeit verschlingen zu können, doch dem ist keineswegs so. Die lyrische, bildgewaltige Sprache voller Poesie brachte mich dazu, jeden Satz, jedes Wort zu genießen und es wieder und wieder zu lesen. Dabei vergaß ich teilweise, ob der schön gemalten Worte, der Geschichte selbst zu folgen, so dass ich es noch ein weiteres Mal las und mich zwang, nicht nur der Poesie der Worte zu lauschen. Ein Roman wie ein Gedicht, genau richtig für lange Winterabende am Kamin.
Dabei ist die Geschichte von Greta und Jannis, welche sich ob der ehernen Gesetze des Bergdorfes nicht lieben dürfen, durchaus spannend zu nennen.
Doch die Poesie der Worte standen bei mir eindeutig im Vordergrund und lassen mich das Büchlein sicher noch öfter in die Hand nehmen.

Veröffentlicht am 05.10.2019

Vergessene Welt

Wie Frau Krause die DDR erfand
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Kathrin Aehnlich führt uns mit ihrem Roman "Wie Frau Krause die DDR erfand" in eine vergessene Welt, die Welt meiner Kindheit. Niemand möchte hören, dass es auch in der DDR zufriedene und glückliche Menschen ...

Kathrin Aehnlich führt uns mit ihrem Roman "Wie Frau Krause die DDR erfand" in eine vergessene Welt, die Welt meiner Kindheit. Niemand möchte hören, dass es auch in der DDR zufriedene und glückliche Menschen gab. Und diese Menschen, man mag es kaum glauben, waren keine roten Socken. Es waren ganz normale Leute, wie jedermann, die das Beste aus ihrem Leben gemacht haben, mit dem wenigen glücklich waren und stolz auf das, was sie geleistet haben. Meine Unterstufenlehrerin ist mit der Wende in Vorruhestand gegangen, weil sie sich nicht einreden lassen wollte, dass ihre jahrzehntelange Arbeit, die sie mit Liebe und Hingabe ausführte, schlecht gewesen wäre. Und noch heute denke ich voller Dankbarkeit an diese besondere Lehrerin zurück, die mir die Liebe zu den Worten mitgegeben hat.
Nicht nur die DDR, die ganze Welt ist nicht nur schwarz und weiß. Es gibt so viele Zwischentöne.

Veröffentlicht am 18.08.2017

Wäre auch ein toller Film

Der Frauenchor von Chilbury
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Beim Lesen des Buches ging mir unweigerlich durch den Kopf, was das doch für ein wundervoller Film sein könnte. Dann könnte man die Stimmen des Chores hören. Ich hoffe, der Stoff wird entdeckt und von ...

Beim Lesen des Buches ging mir unweigerlich durch den Kopf, was das doch für ein wundervoller Film sein könnte. Dann könnte man die Stimmen des Chores hören. Ich hoffe, der Stoff wird entdeckt und von einem sehr guten Filmteam umgesetzt. Und das nicht nur wegen der Chorklänge. Auch die Geschichte bietet sehr viel Potential.
Die Geschichte wird als Briefroman erzählt. Was in der heutigen Zeit sehr ungewöhnlich ist, doch bietet dieses Stilmittel viel mehr Einblick in das Gefühlsleben der einzelnen Protagonisten. Diese sind sehr gut und menschlich angelegt. Wir lernen die guten wie auch weniger schönen Eigenschaften der Charaktere kennen.
Mrs. Tilling anfangs ängstlich und verhuscht, entwickelt sich im Laufe der Geschichte zum Motor und zur treibenden Kraft des Chores und des Ortes insgesamt. Kitty jung und unbedarft mit ihren fast 14 Jahren möchte als erwachsen gelten und macht doch große Fehler aus jugendlichem Eigennutz, die sie fast augenblicklich bereut und die ihr verziehen werden. Venetia umschwärmte Dorfschönheit auf der Jagd nach dem einen der sie nicht beachtet und dann doch ihr Herz erobert. Hattie, Ms. Paltry, Mrs. B. usw.
Viele Geschichten in einer, mit ihren Höhen und Tiefen, mit Humor aber auch Dramatik und Trauer. Denn letztendlich wird von einer entsetzlichen Zeit im Krieg berichtet.
Ein sehr gutes Buch und in den richtigen Händen ein noch besserer Film.