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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.08.2021

Harte Schale, weicher Kern

Barbara stirbt nicht
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Das Ehepaar Schmidt ist zusammen sehr alt geworden. Doch eines Morgens steht Barbara nicht mehr auf und ist von da an ans Bett gefesselt. Täglich geht es ihr schlechter. Walter ist ein Mann ganz alter ...

Das Ehepaar Schmidt ist zusammen sehr alt geworden. Doch eines Morgens steht Barbara nicht mehr auf und ist von da an ans Bett gefesselt. Täglich geht es ihr schlechter. Walter ist ein Mann ganz alter Schule. Er hat sich sein Leben lang von vorne bis hinten von seiner Frau bedienen lassen. Nun muss er nicht nur sich selbst versorgen, sondern auch seine kranke Frau und Haus und Garten. Heillos überfordert ihn alles. Stur wiederholt er sein Mantra, dass Barbara nur essen muss, dann wird sich alles wieder einrenken. Nein, man mag Herrn Schmidt nicht. Er hat immer auf seine Frau herabgesehen, sie beherrscht und nur seine eigenen Belange in den Vordergrund gestellt. Im Zuge von Barbaras Krankheit gehen ihm die Augen auf. Nach und nach keimt sogar Bewunderung in ihm auf. Es ist schon rührend, wie er sich im hohen Alter noch verändert, bereit ist, Neues zu erlernen und sich widerwillig den Gegebenheiten anpasst.
Das Buch ist anrührend und schreiend komisch zugleich. Man möchte weinen, man möchte diesen Sturkopp manchmal schütteln und dennoch ist man überrascht, wie so ein alter Mensch noch zur Einsicht kommt.
Die Autorin hat einen ganz feinen, sensiblen Schreibstil. Sie macht sich nicht über alte Menschen lustig. Sie zeigt stattdessen, wie schnell ein Mensch mit neuen Situationen überfordert ist. Und sie zeigt, wie ein fast bösartiger Mann unter seiner stachligen Oberfläche seine Liebe entdeckt, von der er noch nie gewusst hat, dass sie überhaupt existiert.
Dieser Roman ist so ganz anders als normale Bücher. Ich bin froh, ihn gelesen zu haben und danke dem Verlag für das Rezensionsexemplar.

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Veröffentlicht am 29.08.2021

Was Leichen verraten

Tote schweigen nie
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Abby Sciuto aus der TV-Serie Navy CIS scheint Pate gestanden zu haben für A.K.Turners Hauptfigur Cassie Raven in "Tote schweigen nie". Genau wie sie ist Cassie eine Pathologieassistentin mit Scharfblick ...

Abby Sciuto aus der TV-Serie Navy CIS scheint Pate gestanden zu haben für A.K.Turners Hauptfigur Cassie Raven in "Tote schweigen nie". Genau wie sie ist Cassie eine Pathologieassistentin mit Scharfblick und profundem Wissen. Sie geht fast schon liebevoll mit den Toten um. Eines Tages steht sie geschockt vor der Leiche ihrer ehemaligen Lehrerin, der sie sehr viel zu verdanken hat. Ihre Intuition sagt ihr, dass da jemand mit dem Sterben nachgeholfen hat. Das jedoch zu beweisen, ist ein Wettlauf gegen die Zeit. Nach der Einäscherung wären alle Beweise vernichtet. So muss sie nun auf eigene Faust ermitteln. Dabei steht sie unter strenger Beobachtung von DS Flyte, die Cassie von der ersten Sekunde an wegen ihres Gothic Looks unter Generalverdacht stellt.
Die Spannung wird langsam aufgebaut, damit man ein Gefühl für die Protagonisten bekommt. Da man sehr viele interessante Informationen über sie erhält, kann man sogar einen Bezug zu der nach außen hin eiskalt erscheinenden Polizistin Flyte bekommen. Die Handlung wird straff und zielgerichtet verfolgt, aber kleinere Nebenschauplätze machen alles noch interessanter. 
Ich freue mich schon auf weitere Folgen, auch wenn ich die Bezeichnung Thriller etwas hochgegriffen finde. 
Der Sprecherin Sandra Voss mag man gerne zuhören. Sie hat eine angenehme Stimme und eine perfekte Modulation.
Ich danke dem Verlag für das Rezensionsexemplar.

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Veröffentlicht am 23.08.2021

Ein Gedicht, das es in sich hat

Sein oder Totsein
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Nachdem Robert Mondrian sein aufregendes Leben als Geheimagent hinter sich gelassen hat, genießt er nun sein geruhsames Buchhändlerdasein im beschaulichen Remslingen. Nachdem er schon einmal der Polizei ...

Nachdem Robert Mondrian sein aufregendes Leben als Geheimagent hinter sich gelassen hat, genießt er nun sein geruhsames Buchhändlerdasein im beschaulichen Remslingen. Nachdem er schon einmal der Polizei bei der Aufklärung eines Mordes geholfen hat, hofft Kommissar Neher auf erneute Hilfestellung. Die schöne Paketzustellerin Sandra ist nämlich gewaltsam zu Tode gekommen. Auf ihrer Brust hinterließ der Mörder ein umgestaltetes Shakespeare-Sonett. Zwar kann Mondrian den tieferen Sinn enthüllen, aber die Lösung darf auf keinen Fall an die Öffentlichkeit geraten, denn dann würde sein geheimes Vorleben publik werden.
Ich persönlich finde, daß Jürgen Seibold einen sehr tiefsinnigen Schmunzelkrimi geschrieben hat. Der Code des Gedichts ist richtig kompliziert, die Anspielungen auf Shakespeare sehr feinsinnig. Da es sich aber hier in erster Linie um einen netten Regionalkrimi handelt, lockern witzige Situationen und eigenwillige Charaktere die Mördergeschichte munter auf. Es macht Spaß, sich in die heile Welt von Remslingen zu begeben, wo man noch echte Nachbarschaft pflegt und der Dorfklatsch Blüten treibt. Von allzu grausligen Gewaltdarstellungen wird man dankenswerterweise verschont. Mir hat dieser humorvolle Krimi gut gefallen und ich danke dem Verlag für das Rezensionsexemplar.


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Veröffentlicht am 22.08.2021

Die Macht des Internet-Trolls

Die Nachricht
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Ruth ist seit drei Jahren verwitwet. So ganz hat sie sich noch nicht mit dem Tod ihres Mannes abgefunden. Es ist einfach eine große Umstellung von einem Tag zum anderen das Leben alleine meistern zu müssen. ...

Ruth ist seit drei Jahren verwitwet. So ganz hat sie sich noch nicht mit dem Tod ihres Mannes abgefunden. Es ist einfach eine große Umstellung von einem Tag zum anderen das Leben alleine meistern zu müssen. Aber sie hat ihre Kinder und sie hat ihren Beruf als Fernsehmoderatorin und Journalistin. Man kennt sie als emanzipierte, mutige Frau, die auch in den Social Media sehr präsent agiert. Am Horizont deutet sich wage eine neue Beziehung mit einem Psychotherapeuten an, doch die ist äußerst kompliziert.
Und dann werden erst Ruth, dann sogar ihre Freunde, ihre Kollegen, ihre Familie mit hässlichen anonymen Mails bombardiert. Der Absender muss ein Mensch aus ihrem engsten Umfeld sein, denn er hat genaue Kenntnisse über ihr Privatleben.
Eine wahre Hexenjagd auf Ruth beginnt. Ein Großteil der Spannung bezieht dieser Roman aus der Suche nach dem Täter. Als Leser stellt man immer wieder neue Vermutungen auf, muss sie dann doch verwerfen.
Mindestens genauso interessant ist es, wie man immer wieder neue Details aus Ruths Leben und ihrer Ehe erfährt, sodass sich ihr Charakter immer deutlicher abzeichnet. Dazu passt, wie sie sich - auch mit und trotz der verleumderischen Mails - weiterentwickelt und letztendlich als souveräner Sieger aus diesem Kampf gegen den Internet-Troll hervortritt.
"Die Nachricht" ist für mich ein sehr spannendes Buch gewesen. Es wird ausgezeichnet von Vera Teltz vorgetragen. 
Ich danke dem Verlag für das Rezensionsexemplar.

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Veröffentlicht am 12.08.2021

Blick hinter die Fassade

No Way Out - Es gibt kein Entkommen
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DI Fawley und sein Team müssen in einem verheerenden Fall von Brandstiftung ermitteln. In der Brandruine findet man die Leichen von zwei Kindern, was alle Beteiligten zutiefst erschüttert. Es gibt keinen ...

DI Fawley und sein Team müssen in einem verheerenden Fall von Brandstiftung ermitteln. In der Brandruine findet man die Leichen von zwei Kindern, was alle Beteiligten zutiefst erschüttert. Es gibt keinen Zweifel daran, dass das Feuer mit Absicht gelegt worden ist, doch lange bleibt offen, von wem. Während man einerseits den umfangreichen polizeilichen Recherchen folgt, wird bruchstückhaft Einsicht in das gar nicht so heile Familienleben gewährt. Und bei jeder weiteren Episode hat man als Leser eine andere Person im Verdacht. Es gibt so viele Hinweise und ebenso viele Möglichkeiten, aber was die Polizei letztendlich aufdeckt, überrascht dann dennoch. Dieser Krimi ist extrem spannend, eben weil er so vielschichtig ist. Die Polizisten werden auch von ihrer persönlichen Seite beschrieben, so dass man ein gutes Bild von den Charakteren erhält. Der Schreibstil ist weitestgehend flüssig mit sehr geschickten Cliffhangern. Was mich persönlich etwas stört, sind die eingeschobenen Kapitel mit Zeitungsartikeln und E-Mails. Der Lesefluss wird unterbrochen für Informationen, die entweder bekannt und/oder überflüssig sind. Das soll wohl einen Touch Authentizität verleihen, doch mir gefällt das überhaupt nicht. Dennoch hat die Autorin einen richtig guten Thriller verfasst. Es werden hoffentlich noch weitere Fälle mit DI Fawley folgen.

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