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Veröffentlicht am 17.10.2021

Schwarzes Herz – schockierend

Schwarzes Herz
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Schwarzes Herz, von Jasmina Kuhnke


Inhalt:
Aus der Perspektive der Ich-Erzählerin (ohne Namen) wir hier das Martyrium einer jungen Frau erzählt. Mit dunkler Hautfarbe (Vater kommt aus dem Senegal) ...

Schwarzes Herz, von Jasmina Kuhnke


Inhalt:
Aus der Perspektive der Ich-Erzählerin (ohne Namen) wir hier das Martyrium einer jungen Frau erzählt. Mit dunkler Hautfarbe (Vater kommt aus dem Senegal) wächst sie in den neunziger Jahren, am Rande des Ruhrgebiets auf. Ihre Mutter stammt aus Kroatien und ist alleinerziehend. Was das Ganze nicht einfacher macht.
Sie erlebt Diskriminierung, Rassismus und Gewalt in allen möglichen Auswirkungen, als Kind, als Jugendliche und sogar als erwachsene Frau.

Der Schreibstil ist teilweise drastisch und aggressiv, dem Erlebten angepasst.
Er will aufrütteln und schockieren, und dadurch hoffentlich zum Nachdenken (und Umdenken?) anregen.
Aber ganz am Schluss gibt er auch die Hoffnung dass es sich lohnt aufzustehen und sich zu wehren, sich nicht aufzugeben.

Meine Meinung:
Ein Buch das sehr schwer zu lesen ist.
Denn die Gewalt die mir hier entgegen springt ist schwer auszuhalten.

Was mir gar nicht gefallen hat, ist der Schreibstil.
Es ist ein wildes Durcheinander der Zeiten und Perspektiven. Ohne erkennbaren Hinweis wird zwischen der Kindheit, der Jugend und der Erwachsenenwelt der Ich-Erzählerin gewechselt – alles wild durcheinander. Deshalb hatte ich das ganze Buch hindurch immer wieder Probleme mich zu orten, wo sind wir gerade? Geht es gerade um den gewalttätigen Stiefvater oder den gewalttätigen Ehemann. Oder zum Beispiel steht da plötzlich: sie kehrt mit ihren Kindern zu ihren Eltern zurück, aber vorher hat es geheißen die Mutter hat sich vom Stiefvater getrennt??? Bringt mich total durcheinander, erst später lesen wir dann, auch die Mutter hat nochmals geheiratet.

Wirklich, eine traumatische Kindheit, Jugend und auch die Ehejahre mit dem gewalttätigen Ehemann sind einfach unglaublich grausam.

Doch ich weiß nicht warum (Schreibweise?) der Funke springt nicht über. Die Emotionen, von dem was ich lese und dem was ich fühle, kommen nicht bei mir an. Vom Verstand her, sollte mich das gelesene viel mehr aufwühlen.

Es ist überaus schlimm was hier erzählt wird aber warum berührt und erschüttert es mich nicht so sehr wie es eigentlich sollte?

Autorin:
Jasmina Kuhnke wurde 1982 in Hagen geboren. Sie arbeitet als TV-Autorin und Kolumnistin für ein Satire Magazin. Jasmina lebt mit ihrem Mann und ihren vier Kindern in Köln. Sie engagiert sich in der Öffentlichkeit unter ihrem Künstlernamen Quattromilf – „Mom I´d like to follow“ gegen Rassismus und Diskriminierung.

Mein Fazit:
Ein schockierendes Buch.
Aber ich weiß nicht warum, der Funke ist bei mir nicht über gesprungen.
Ich vergebe deshalb 3,5 Sterne.


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Veröffentlicht am 07.10.2021

Poser tanzen nicht

Poser tanzen nicht
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Poser tanzen nicht, von Peter Weisenseel

Cover:
Die weitgehend neutrale Gestaltung gefällt mir.

Inhalt:
1986: Skip und sein bester Freund Apo sehen sich als „Poser“.
Und um sich von zu Hause (in Heidelberg) ...

Poser tanzen nicht, von Peter Weisenseel

Cover:
Die weitgehend neutrale Gestaltung gefällt mir.

Inhalt:
1986: Skip und sein bester Freund Apo sehen sich als „Poser“.
Und um sich von zu Hause (in Heidelberg) abzunabeln, hat Skip eine Stelle auf Sylt als Zivi , in der Gemeindeverwaltung, angenommen. Nicht ganz ohne Hintergedanke.
Als er auf Sylt ankommt ist diese Zivi-Stelle erst mal auf Eis gelegt.
Als Alternative wird ihm eine Stelle in einer Seniorenresidenz angeboten.
Und dann wird es turbulent.

Meine Meinung:
Als ich den Titel las, wollte ich schön über das Buch hinweg gehen.
Doch dann las ich in einer Kurzmeinung: Mit mehr Tiefgang als erwartet. Humorvoll und rührend. Das hat mich dann neugierig gemacht.

Der Rückschritt in die 80er Jahre war dann doch überraschend. Die Zeit ohne Handy, ganz andere Musik und Mode hat mir viele Erinnerungen zurückgebracht.

Und ja, das Buch beginnt wie ich es erwartet habe. Jugendlicher Überschwang und ich würde mal sagen Selbstüberschätzung sind Skips ständiger Begleiter. Er ist ja ein netter Junge, mit dem Herz auf dem rechten Fleck, aber er wirft sich doch recht naiv und unüberlegt in all seine Abenteuer.

Als er dann in der Seniorenresidenz anfängt und dort ein gutes Händchen für die Senioren entwickelt denke ich mir, ja jetzt kommt der Tiefgang. Und als er dann Mathilda kennenlernt und wir erfahren, was es mit ihr auf sich hat bin ich überrascht und denke jetzt wird es spannend.

Aber leider mutiert das Buch dann in meinen Augen zum unrealistischen Roadtripp mit rosarot eingefärbtem Ende.

Autor:
Dr. Peter Weisenseel, Jahrgang 1972, ist Mediziner und wohnt in seiner Wahlheimat Hamburg. Durch seine verständliche und sehr bildhafte Sprache lässt er nahbare Charaktere und überraschende Geschichten entstehen. "POSER TANZEN NICHT" ist sein erster Roman.

Mein Fazit:
Eine Geschichte mit Potenzial, das dann leider nicht ausgeschöpft wurde.
Von mir 3,5 Sterne die ich auf 3 abrunde.


Veröffentlicht am 29.08.2021

Nur einen Atemzug entfernt – mystisch, am Ende für mich leider schwach

Nur einen Atemzug entfernt
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Nur einen Atemzug entfernt, von Nicole Walter

Cover:
Das Cover gefällt mir sehr gut. Die Farbe und die Illustrationen sind sehr gut gewählt.

Inhalt:
Nach dem Unfalltod ihres geliebten Mannes Tom, verfällt ...

Nur einen Atemzug entfernt, von Nicole Walter

Cover:
Das Cover gefällt mir sehr gut. Die Farbe und die Illustrationen sind sehr gut gewählt.

Inhalt:
Nach dem Unfalltod ihres geliebten Mannes Tom, verfällt Leonie in eine tiefe Trauer. Was ist dort auf der Autobahn wirklich passiert? Die Frage lässt Leonie nicht mehr los. Und plötzlich sind da unerklärliche Fotos auf Toms Handy, von Bildern mit Tom aus Schweden. Von einer Reise, die sie eigentlich erst einen Tag nach dem Unfall antreten wollten.
Leonie macht sich auf den Weg nach Schweden.
Was will Tom ihr sagen? Hat sie eine Mission zu erfüllen? Für Tom? Für sich?

Meine Meinung:
Eine Geschichte die sehr emotional und mit ganz viel Gefühl erzählt wird.
Die Grundstimmung empfinde ich als sehr traurig (klar, Trauerbewältigung, wenn ein geliebter Mensch stirbt, dann auch noch unter ungeklärten Umständen). Wenn man sich auf die mystischen Elemente einlässt kann es auch viel Trost und Hoffnung geben.

Ich kann mir die Situation in der Tom steckte: reiche Familie, er hat zu funktionieren, egal was er selber fühlt und tun will, sehr gut vorstellen.

Dieser erste Teil hat mir sehr gut gefallen und hat mich neugierig gemacht auf die Reise die Leonie nach Schweden machen will und was sie dort erfährt und was dort passiert.
Auch der Anfang in Schweden, wie sie auf Mika trifft, die ganzen unerklärlichen Phänomene und mystischen Ereignisse sind sehr spannend und fantastisch erzählt.
Doch dann wird es für mich trivial, sehr vorhersehbar und alte Klischees werden bedient.
Leonie sieht Mika mit einer anderen jungen Frau und nimmt natürlich sofort an die beiden sind ein Liebespaar, dabei ist sie nur sein Schwester. Nach einem weiteren Traum (von Leonie) ist mir auch sofort klar was die Verbindung mit Tom und dieser Schwester ist.
Das ewige Auf und Ab von Leonie und Mika ist mir dann auch eindeutig zu viel, zu romantisch verklärt und es nervt mich.

Autorin:
Nicole Walter hat Sprachen in München studiert und dann als Werbetexterin und freie Journalistin gearbeitet. Seit 1994 schreibt sie überaus erfolgreich Drehbücher für Fernsehserien und -filme und zählt heute zu den erfolgreichsten und gefragtesten Drehbuchautorinnen Deutschlands.

Mein Fazit:
Eine wunderschöne Geschichte über Liebe und Tod und was danach passieren kann. Sehr mystisch. Am Ende driftet es mir aber zu sehr in die üblichen Klischees ab.
Von mir 3,5 Sterne, die ich auf 3 abrunde.

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Veröffentlicht am 28.08.2021

Leo und Lucy – zu viel reingepackt

Leo und Lucy 1: Die Sache mit dem dritten L
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Leo und Lucy , von Rebecca Elbs

Cover:
Das bunte Cover wird bei der jungen Leserschaft wohl punkten.

Inhalt und meine Meinung:
In der Geschichte geht es um den 12 jährigen Leo der in einer Hochhaussiedlung ...

Leo und Lucy , von Rebecca Elbs

Cover:
Das bunte Cover wird bei der jungen Leserschaft wohl punkten.

Inhalt und meine Meinung:
In der Geschichte geht es um den 12 jährigen Leo der in einer Hochhaussiedlung mit seiner alleinerziehenden Mutter lebt und Legastheniker ist. Seine beste Freundin Lucy sitzt im Rollstuhl. Beide sind somit irgendwie Außenseiter.
Doch das sind nicht ihre einzigen Probleme, diese häufen sich gerade und vor allem Leo weiß nicht wo ihm der Kopf steht.

Der Grundgedanke der Geschichte gefällt mir gut. Es geht um Freundschaft oder Probleme wie Mobbing. Viele weitere sensible Themen wie Ausländerfeindlichkeit, Homosexualität etc. werden am Rande ganz kurz nur angesprochen aber nicht weiter darauf eingegangen. Z.B. „Schwuchtel“ oder „Russen-Tussi“. Hier finde ich wäre weniger mehr gewesen und dann aber darauf eingehen.
Eine Botschaft am Schluss ist, dass das Leben eben unberechenbar ist und dass man Fehler eingestehen und sein Verhalten ändern kann und sollte.

Und trotzdem bin ich mit dem Buch (und den Protagonisten) nicht so warm geworden.
Irgendwie empfinde ich so einiges doch recht widersprüchlich. In einem Moment ist das Verhalten der Kids doch sehr kindlich (vergleichbar mit einem 5 Jährigen) dann wieder super klug, ein Verhalten wie ein Erwachsener.
Alles ist sehr sprunghaft und durcheinander

Autorin:
Nach dem Abitur spielte Rebecca Elbs Theater in Galway und studierte am Liverpool Institiute of Performing. Zurück in Deutschland studierte sie Englisch und Deutsch auf Lehramt und unterrichtete an Brennpunktschulen. Heute arbeitet sie für Experiment e.V., eine gemeinnützige Austauschorganisation, die sich auf den internationalen Austausch von Jugendlichen und jungen Erwachsenen spezialisiert hat. Sie lebt und schreibt in Bonn.

Illustratorin:
Julia Christians, ein echtes Harzer Urgestein von 1984 und arbeitet seit 2018 als freiberufliche Illustratorin. Sie lebt zusammen mit ihrem Mann, ihren zwei Kindern und der ständigen Frage ob drei Hunde genug Hunde sind (die Antwort ist eventuell nein).


Mein Fazit:
Mich konnte das Buch nicht restlos überzeugen. Zu viele Probleme, zu widersprüchlich und am Ende zu rosarotes Happy End.
Von mir 3,5 Sterne die ich auf 3 abrunde.

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Veröffentlicht am 25.08.2021

Fanzi – eine tragische Familiengeschichte

Fanzi
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Fanzi, von Elisabeth Schmidauer

Cover:
Ein sehr schönes Cover, durch die Sepia- Farben und die historische Kleidung werden wir gleich in die richtige Zeit versetz.

Inhalt:
Ein Bauernhof in Österreich, ...

Fanzi, von Elisabeth Schmidauer

Cover:
Ein sehr schönes Cover, durch die Sepia- Farben und die historische Kleidung werden wir gleich in die richtige Zeit versetz.

Inhalt:
Ein Bauernhof in Österreich, kurz vor dem Krieg.
Franz ist als 3. Sohn des Bauern eher unauffällig, ja irgendwie unwichtig.
Erst die Geburt seiner kleinen Schwester Elfi gibt ihm eine Aufgabe und die beiden Geschwister verbindet eine besondere Liebe.
Doch der Krieg, bringt auch über diese Familie viel Unglück und das Schweigen das über alles gebreitet wird macht es nur noch schlimmer. Und so auch die nachfolgenden Generationen darunter zu leiden.

Meine Meinung:
Wenn ich das Buch aufschlage, springt mich die Farbe „Schwarz“ an. Schon mal sehr düster.

Die ganze Geschichte ist sehr dramatisch und tragisch.
Die Erzählweise finde ich allerdings sehr nüchtern und ruhig, bis im letzten Teil, in dem Franz uns sein Geheimnis preisgibt sind bei mir die Emotionen kaum angekommen.

Es wird aus zwei Sichtweisen erzählt.
Einmal erfahren wir von Astrids (Franz Enkelin) Leben und Denken. Das Leben, das „Sein“, das Werden, in allem Möglichen (zugespitzt würde ich sagen: eine Weltverbesserin).
Dann aus Franz Sicht und Rückblicken, die uns einen guten Einblick in seine Person, sein Fühlen und Denken geben.

Zwei Blickwinkel, zwei Welten, ab und zu berühren, überschneiden sie sich. Besonders zu Astrid bekomme ich aber keinen „Draht“.

Eine besondere Figur ist Klaus für mich. Der Sohn von Franz, er kann und will die Gräueltaten des Krieges nicht vergessen. Er nimmt es persönlich und lässt die „Geschichte“ nicht ruhen, denn sie ist allzeit gegenwärtig und kann sich wiederholen. Doch auch er wir überrascht von der „Wahrheit“.

Autorin:
Elisabeth Schmidauer, geboren 1961 in Linz, Studium der Germanistik und Geschichte, lebt und arbeitet in Wien. Mitglied des ur.theaters, Improvisationsschauspielerin im Theater Drachengasse in Wien.

Mein Fazit:
Eine sehr dramatisch erzählte Familiengeschichte, die uns die Schrecken des Krieges vor Augen führt und dass Ereignisse aus dieser Zeit bis zu den nachfolgenden Generationen Auswirkungen haben können.
Da ich mit Astrids Teil nicht so viel anfangen konnte vergebe ich 3,5 Sterne, die ich mathematisch auf 4 aufrunde.

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