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Veröffentlicht am 04.09.2021

Milch, Mohn, Minze, Marzipan

Schnittbild
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Schnittbild ist ein im Luftschacht-Verlag erschienenes Buch, bestehend aus vier Episoden: Milch, Mohn, Minze, Marzipan.
Die Texte sind leicht rätselhaft. Das ist ihr Reiz.

In der ersten Episode wird von ...

Schnittbild ist ein im Luftschacht-Verlag erschienenes Buch, bestehend aus vier Episoden: Milch, Mohn, Minze, Marzipan.
Die Texte sind leicht rätselhaft. Das ist ihr Reiz.

In der ersten Episode wird von einer zerstörerischen Beziehung zwischen dem 39jährigen Fabjan und seiner ehemaligen Schülerin Lena berichtet. Dabei stehen die leicht manischen Gedanken des Suizid veranlagten Protagonisten im Vordergrund.
Das Thema suizidale Gefährdung spielt auch in der nächsten Episode eine Rolle, die 1981 angesiedelt ist, dem Jahr in dem John Lennon ermordet wurde. Ein Mädchen hat versucht, sich das Leben zu nehmen und landet in einer Psychiatrie.

Die innere Isoliertheit und Einsamkeit der Figuren fallen auf. Das gilt selbst für Erik in der Episode Minze, dabei hat er Familie. Doch seine Frau ist verschwunden und er bleibt alleine mit den 2 Kindern zurück.

In der letzten Episode Marzipan geht es um einen Vorfall, der bei einer Frau andauernde Schlaflosigkeit auslöst. Dann tauchen auch die Figuren der anderen Episoden kurz wieder auf.

In den Geschichten sind psychologische Themen zentral, denen sich die Autorin Anna Felnhofer widmet. Sie ist klinische Psychologin und daher haben die therapeutischen Ansätze Glaubwürdigkeit.

Schnittbild ist ein komplexer, intensiver Episodenroman, der sich durch die pschologische Note auszeichnet. Diese ist für meinen Geschmack manchmal überbetont und nicht alles lässt sich leicht entschlüsseln, aber insgesamt ist es ein überaus lesenswertes Buch.

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  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.09.2021

Apollons Musen

Neun seltsame Frauen
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Neun Erzählungen über ungewöhnliche, ja wirklich seltsame Frauen, deren Leben aber dennoch zu interessieren vermögen.
Schon die erste Geschichte überzeugt voll, da sie sich ganz den Gedanken einer Tellerwäscherin ...

Neun Erzählungen über ungewöhnliche, ja wirklich seltsame Frauen, deren Leben aber dennoch zu interessieren vermögen.
Schon die erste Geschichte überzeugt voll, da sie sich ganz den Gedanken einer Tellerwäscherin in einem Restaurant widmet. Man lernt sie dadurch gut kennen.

Die meisten der Frauen befinden sich in einer Außenseiterposition und beobachten mehr als das sie agieren. Das mündet dann oft in leicht philosophischen Gedanken und Gesprächen, denen auch ein milder Humor nicht fehlt.
Ein weiteres Element ist die unaufdringliche Anlehnung der Figuren an die neun Musen des Apollon, dem Gott der Künste.

Die Wiener Schriftstellerin Daniela Chana hat ein feines Erzählungsband mit vielen besonderen Momenten vorgelegt.

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Veröffentlicht am 03.09.2021

Aufwachsen mit türkischen Wurzeln

Vater und ich
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Dilek Güngor beschreibt in ihrem im Verbrecherverlag erschienen Roman Vater und ich detailliert das Verhältnis der Protagonistin Ipek zum türkischen Vater und damit explizit ein Aufwachsen in Deutschland ...

Dilek Güngor beschreibt in ihrem im Verbrecherverlag erschienen Roman Vater und ich detailliert das Verhältnis der Protagonistin Ipek zum türkischen Vater und damit explizit ein Aufwachsen in Deutschland mit türkischen Wurzeln. Das ist sehr aufschlussreich und interessant, insbesondere das glaubwürdige daran überzeugt.
Dilek Güngör ist 1972 geboren, und ihr Aufwachsen ist beispielhaft für viele Türkinnen, die als Kinder von Gastarbeitern erlebten.
Das Verhältnis zwischen Vater und Tochter verändert sich. Sie waren sich einst sehr nah, machten viele Späße miteinander, aber dann wurde Ipek älter und ihr Lebensweg geht in eine Richtung, die zur Distanz zwischen ihnen beiträgt.
Das eine Annäherung dennoch möglich ist stellt der Roman überzeugend in Aussicht.

Veröffentlicht am 02.09.2021

echt falsch

Rochade
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Romane im Kunstmilieu sind interessant, besonders, wenn sie mit Humor versehen sind.
Reinhard Tötsingers Humor ist scharf und ironisch, gleichzeitig auch politisch.
Das zeitgenössische Österreich ...




Romane im Kunstmilieu sind interessant, besonders, wenn sie mit Humor versehen sind.
Reinhard Tötsingers Humor ist scharf und ironisch, gleichzeitig auch politisch.
Das zeitgenössische Österreich wird kritisch betrachtet.

Vermeers berühmtes Gemälde die Malkunst hat eine lange Geschichte hinter sich, dieser Roman fügt eine fiktive dazu. Das Gemälde würde teilweise beschädigt und muss restauriert werden.
Der Restaurateur ist der icherzähler Clemens Hartmann. Er ist ein origineller Typ und es gibt einiges an Wortwitz.
Das entfaltet sich auch in inneren Dialogen mit Jan Vermeer, den Clemens sich als Gesprächspartner vorstellt.

Gelegentlich gibt es kurze Kapitel, die in der Vergangenheit angesiedelt sind. Das würde gut in den Plot integriert.
Die Handlung wird immer raffinierter.

Von mir gibt es für dieses originelle Buch gute vier Sterne.

Veröffentlicht am 02.09.2021

Annäherung an einen Vorfall

Besichtigung eines Unglücks
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Gert Loschütz ist ein sorgfältiger Autor, der sich behutsam seinem Thema und  der Zeit annähert. Dadurch wird er sehr glaubwürdig. Schon das dunkle Cover deutet an, das es um Einen düsteren Vorfall in ...

Gert Loschütz ist ein sorgfältiger Autor, der sich behutsam seinem Thema und  der Zeit annähert. Dadurch wird er sehr glaubwürdig. Schon das dunkle Cover deutet an, das es um Einen düsteren Vorfall in einer schlimmen Zeit geht, ein Zugunfall mit vielen Tote und Verletzten.
Es wird der Unfallursache nachgespürt, auch, wie mit den Opfern umgegangen wurde sowie die jahrelangen Folgen.
Gert Loschütz überzeugt mit einer Romanstruktur in 5 Teilen und einem genauen Stil, der das Buch auch sprachlich auszeichnet.
Interessant auch die Rechercheleistung des heutigen Protagonisten, der zwar viel mit dem Autor gemein hat, aber nicht eins zu eins derselbe ist.