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Julia_Matos

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.12.2022

Futuristischer Katastrophen- und Wissenschaftsthriller mit Dramatik, Expertise und Authentizität

Nano
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Sehr gut gefällt mir zunächst die Verortung in einem möglichen Deutschland ein paar Jahre in der Zukunft. Wer aus dem Raum Köln kommt, dürfte vom Lokalkolorit besonders entzückt sein.
Die Geschichte beginnt ...

Sehr gut gefällt mir zunächst die Verortung in einem möglichen Deutschland ein paar Jahre in der Zukunft. Wer aus dem Raum Köln kommt, dürfte vom Lokalkolorit besonders entzückt sein.
Die Geschichte beginnt gemächlich und erreicht es damit, a) die Erforschung und Funktionsweise von Nanomaschinen für Laien nachvollziehbar zu machen, b) die Hauptfiguren Ben, Andrew und Emma, aus deren Perspektive kapitelweise wechselnd erzählt wird, kennenzulernen und sich mit ihnen zu identifizieren. Von diesem Wissen und der emotionalen Kraft profitiert man enorm, sobald die Handlung Fahrt aufnimmt. Fortan herrscht eine enorm hohe Spannung. Ich fieberte kräftig mit und legte das Buch nur ungern zur Seite. Wichtige Schauplätze rund um Politik, Wissenschaft und Gesellschaft werden lebendig beleuchtet. Besonders aufregend, erschütternd, gleichzeitig interessant und informativ waren für mich die Reaktionen der Zivilbevölkerung, insbesondere die Flucht. Es entsteht der Eindruck, dass es ähnlich ablaufen könnte. Das Ende lässt den roten Faden erkennen und wird gelungen mit einem Nachwort des Autors abgerundet. Der Roman ist eigenständig.
Ich empfehle dieses bis dato beste Buch von P. P. Peterson gerne einem großen Adressatenkreis weiter. Fans von Marc Elsberg, Uwe Laub und Andreas Eschbach werden es sicher mögen. Auch Neulinge im Genre Katastrophen- und Wissenschaftsthriller dürften voll auf ihre Kosten kommen.

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Veröffentlicht am 17.11.2022

Berlin 1923 - temporeich, dramatisch, erschütternd, informativ

Labyrinth der Freiheit
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Dieser historische Roman, Band 3 von 3, verortet hauptsächlich im Jahr 1923 in Berlin, hat mich sehr gefesselt, berührt und gebildet. Andreas Izquierdo schreibt eindringlich, anschaulich und temporeich. ...

Dieser historische Roman, Band 3 von 3, verortet hauptsächlich im Jahr 1923 in Berlin, hat mich sehr gefesselt, berührt und gebildet. Andreas Izquierdo schreibt eindringlich, anschaulich und temporeich. In jedem der 101 Kapitel geschieht Aufregendes, das ich mir lebhaft vorstellen konnte. Die drei Hauptfiguren bleiben sich selbst bis zum Ende treu und brillieren sowohl in ihrer Individualität als auch in ihrer alles überwindenden Freundschaft. Der rote Faden ist klar erkennbar: Ereignisse und Personen aus Band 1 und 2 werden aufgegriffen und offengebliebene Fragen beantwortet und Rätsel gelüftet. Der Roman versprüht reichlich Zeit- und Lokalkolorit. Ich empfand das Gelesene zudem als sehr informativ, z. B. rund um Vergnügungen, Verbrechen, die Filmindustrie sowie Auswirkungen der Inflation auf die Bevölkerung.
Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung für die ganze Wege-der-Zeit-Trilogie.

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Veröffentlicht am 01.07.2022

Band 1 einer epischen, schwermütigen Dark-Fantasy-Trilogie mit tiefgründiger ambivalenter Hauptfigur

Das Reich der Vampire
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Der Erzählstil ist - ähnlich wie bei „Der Name des Windes“ - so gewählt, dass die 35-jährige Hauptfigur Gabriel in der Ich-Perspektive eine Nacht lang für einen Chronisten zurückblickt auf prägende Erlebnisse ...

Der Erzählstil ist - ähnlich wie bei „Der Name des Windes“ - so gewählt, dass die 35-jährige Hauptfigur Gabriel in der Ich-Perspektive eine Nacht lang für einen Chronisten zurückblickt auf prägende Erlebnisse und Empfindungen aus den letzten 20 Jahren. Dabei hat der schwarzhumorige verbale Schlagabtausch viel Schmunzeln hervorgerufen. Für Laune sorgen ebenfalls die scharfzüngigen Dialoge mit Astrid sowie Kommentare des magischen Schwertes. Auch wenn der Erzählstil für einige Spoiler sorgt, empfand ich die Geschichte als sehr spannend und durch drei Erzählebenen auch als abwechlsungsreich. Es gibt viele Rätsel, von denen fairerweise viele bereits in diesem Auftaktband gelüftet werden.

Der Roman ist schwere Kost. Der ans Mittelalter angelehnte Weltenbau inklusive neuartiger kreativer Elemente ist sehr komplex. Ich war dankbar für die detaillierte Landkarte. Freundschaft, Mut, Zusammenhalt und eine (nicht die Geschichte dominierende) Liebesgeschichte sorgen zwar für Lichtblicke, doch es geht überwiegend düster und blutrünstig zu. Die Sprache ist erwachsen, einerseits poetisch und bildmalerisch, vor allem aber rau und derb wie das Land. Der Protagonist war einst ein gottesgläubiger und von Hingabe erfüllter Held, der schwermütig geworden ist. Auch wenn Gabriel keine typische Sympathiefigur darstellt, schaffen seine offenherzigen Schilderungen eindringlich Verständnis für seinen Wandel und seine Weltanschauung. Die Geschichte hat mich definitiv emotional erreicht, auch wenn es nicht mein bevorzugtes Genre ist. Positiv hervorheben möchte ich noch, dass wertvolle philosophische Fragen aufgeworfen werden und z. B. Prinzipien rund um sexuelle Orientierung und Zölibat hinterfragt und passend in das Setting integriert werden.

Ich habe alles gut verstehen können. Manchmal hätte ich mir ein höheres Erzähltempo und weniger Umgebungsbeschreibungen gewünscht.

Die gebundene Ausgabe ist ein Schmuckstück: 1.019 Seiten lang, 1,2 kg schwer, von Bon Orthwick aufwendig großartig illustriert (auch im eBook).

Aufgepasst: Dies ist der uneigenständige erste Band einer Trilogie. Die Fortsetzung ist noch in Arbeit, sodass vor 2024 nicht mit einem Abschluss gerechnet werden kann. Ich möchte Band 2 lesen und übe mich in Geduld.

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Veröffentlicht am 22.02.2022

Visionäres, spannendes, atmosphärisches Zukunftsszenario mit Sogwirkung

Athos 2643
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Dies ist ein SF-Ermittler-Thriller/-Krimi im Stil von „Drohnenland“ und „Hologrammatica“ von Tom Hillenbrand, der in vielerlei Hinsicht etwas Besonderes ist, mich bestens unterhalten und zum Nachdenken ...

Dies ist ein SF-Ermittler-Thriller/-Krimi im Stil von „Drohnenland“ und „Hologrammatica“ von Tom Hillenbrand, der in vielerlei Hinsicht etwas Besonderes ist, mich bestens unterhalten und zum Nachdenken angeregt hat.

Die Handlung ist räumlich (kleiner, karger, lebensfeindlicher Neptunmond) und figurenmäßig begrenzt. Es ist erstaunlich, wie es dem Autor Nils Westerboer gelingt, eine komplexe, schwer vorhersehbare und wendungsreiche Geschichte zu erzählen und auf jeder Seite Science-Fiction-Flair zu versprühen. Die Stimmung ist angespannt bis bedrohlich, aufgelockert durch gelegentlichen ansprechenden (nicht flachen) Humor.

Personale Erzählerin im ungewohnten Präsens ist eine künstliche Intelligenz, die den Ermittler unterstützt und das Bildnis einer schönen jungen Frau annehmen kann. Sie agiert scharfsinnig, charmant, mit trockenem Humor und ist Veränderungen unterworfen. Der entstehende Blickwinkel auf das Szenario und ihren „Schützling“ ergibt (ähnlich der Killerbot-Romane von Martha Wells) einen faszinierenden Erzählstil.
Ein weiteres Herausstellungsmerkmal bildet die lebenserhaltende KI des Mondes, die umerzogen werden soll und sich dagegen zur Wehr setzt.
Rüd ist ein engagierter Ermittler mit Ecken und Kanten, verletzlich und mit Vergangenheit. Er wirkt sehr individuell und ich habe ihn in seiner unperfekten Art ins Herz geschlossen.
Die wenigen Mondbewohner wirken vielschichtig, bergen viele Rätsel und Überraschungen.
Man findet hier also eine grandiose Figurenzeichnung bis in die Nebenrollen.
Originell sind auch die Auszüge aus fiktiven Fach- und Geschichtsbüchern.

Neben einer spannenden Rahmenhandlung in detailreich-atmosphärischem, gut greifbarem Umfeld werden auch philosophische Fragestellungen, zum Beispiel zu Religion und zu Unterschieden zwischen Mensch und KI, aufgegriffen. Die technischen Ideen haben zudem meinen Horizont erweitert. Erhaltene Denkanstöße haben Anspruch und werden mich noch länger begleiten.
Die Wortgewandtheit erzeugt Assoziationen zum prämierten Autor Clemens J. Setz.

Zur Verständlichkeit und zum Adressatenkreis: Für mich (studiert, technikaffin, aber ohne naturwissenschaftlichen/technischen Beruf, SF-Leserin seit 5,5 Jahren) war es herausfordernd. Der Autor denkt aktuelle Technik weiter und erfindet viele Begriffe, erläutert diese bei erstmaliger Erwähnung oder im angehängten Glossar. Nicht immer verfestigt sich das sofort. Herumblättern hemmt manchmal den Lesefluss. Den Schwierigkeitsgrad sehe ich bei etwa 6,5 von 10, nicht ideal für Neulinge im SF-Genre.

Ob das durchaus realistische Zukunftsszenario eher Dystopie oder Utopie ist, muss am Ende jede Leserin und jeder Leser selbst entscheiden. Die letzten Zeilen des Romans sind nicht meins, was aber Geschmackssache ist. Das Buch lässt keine Fortsetzung erwarten. Ich habe es gierig verschlungen. Ein Highlight meines Lesejahres 2022! Mein erster Roman von Nils Westerboer wird sicherlich nicht mein letzter gewesen sein.

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Veröffentlicht am 02.09.2021

Band 4 von 4: 1946/1947 – informativ, bildhaft, mit komplexen Charakteren und rotem Faden

Der Traum von Assam
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Dies ist der finale Band einer historischen Familiensaga. Der Roman ist (wie auch Band 1 bis 3) so geschrieben, dass man ihn grundsätzlich eigenständig lesen kann. Jedoch muss man dann mit einer beachtlichen ...

Dies ist der finale Band einer historischen Familiensaga. Der Roman ist (wie auch Band 1 bis 3) so geschrieben, dass man ihn grundsätzlich eigenständig lesen kann. Jedoch muss man dann mit einer beachtlichen Figurenanzahl und vielen Querverweisen auf Vorangegangenes klarkommen. Zudem ist man dann gespoilert für die sehr empfehlenswerten Vorgängerbände.
Liebe, Vergangenheitsbewältigung, Familienzusammenführung, Heimat, Gewalt, Flüchtlingshilfe, Politik und Gesellschaft im Umbruch – viele aufregende Themen sind spannend und stimmig kombiniert. Es erfreuen Wendungen und Überraschungen. Der Roman liest sich atmosphärisch, sodass ich mir vor dem inneren Auge alles gut vorstellen konnte. Die Übersetzung hinterlässt gute Eindrücke.
Die Figuren bedeuten mir etwas und lassen mich mitfiebern. Es sind Charaktere mit Ecken und Kanten, mit Egoismen, Makeln und Sehnsüchten. Ghulam - exotisch, politisch engagiert, mit Hang zur Grenzüberschreitung - finde ich besonders reizvoll. Die prickelnde Chemie kommt gelungen rüber. Auch bei Nebenfiguren blitzt Tiefgründigkeit hervor.
Der Informationsgehalt ist hoch. Ich habe viel dazugelernt rund um die Unabhängigkeit und Teilung Indiens sowie um das Leben in Indien (Erscheinungsbild von ländlichen Gegenden und Städten, Fortbewegung, Kommunikation, Arbeiten, Wohnen, Armut, Hierarchien, Bildung, Essen, Kultur, Religion) und England (Essensrationierunen usw.) in der geschilderten Zeitspanne. Super finde ich auch die kursiv gedruckten anglo-indischen Begriffe, die im Anhang erklärt sind – es bildet und verleiht Flair.
Die Einzelbände sind mir jeweils gute 4 Sterne wert, wobei der Sternabzug vor allem daher rührt, dass ich mir manchmal mehr Tempo gewünscht hätte. Mit meiner letzten Rezension möchte ich auf 5 Sterne aufrunden, um den Gesamtprozess zu würdigen: Die familiären und freundschaftlichen Beziehungen werden im Laufe der Saga immer komplexer. Janet MacLeod Trotter schafft es, zwischen den Zeilen Brücken zu schlagen, sodass es einerseits eigenständige Werke sind, andererseits den Fans alle liebgewonnenen Haupt- und Nebenfiguren präsent bleiben. Dabei erlebe ich die Entwicklungen und Reifungsprozesse als absolut stimmig, realistisch und bereichernd. Ich bin vollkommen begeistert, dass anhand eines roten Fadens alle angemessen berücksichtigt werden und dass die Autorin am Ende sogar noch einen Bogen von der 61-jährigen zur 18-jährigen Clarrie aus Band 1 zurückschlägt. Toll ist zudem das Nachwort, in der Janet MacLeod Trotter Verbindungen zur eigenen Familiengeschichte aufzeigt.
Mit dem Ende bzw. den Ausblicken für alle Figuren bin ich sehr zufrieden.
Über weitere Werke in diesem Setting von Janet MacLeod Trotter in deutscher Übersetzung würde ich mich sehr freuen.

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