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Veröffentlicht am 03.09.2021

Wunderbares Buch!

Bis ans Ende aller Fragen
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Maxi ist 44 Jahre alt und Chefin des Cafés Coffee & Cream. Sie hat sich, nach einer Enttäuschung, mit ihrem Leben ohne Mann und Kinder arrangiert. Mehr oder weniger. Denn Maxi hört ihre innere Uhr ticken ...

Maxi ist 44 Jahre alt und Chefin des Cafés Coffee & Cream. Sie hat sich, nach einer Enttäuschung, mit ihrem Leben ohne Mann und Kinder arrangiert. Mehr oder weniger. Denn Maxi hört ihre innere Uhr ticken und je älter sie wird, desto mehr fragt sie sich, ob für sie ihr Leben so stimmt als Single? Ihr Nichte Summer arrangiert ein Treffen mit Männern, die ebenfalls Single sind. Gut gemeint, doch muss das unbedingt in einer Selbsthilfegruppe für Trauernde sein? Summer lügt das Blaue vom Himmel hinunter, um Maxi zu einem Date zu verhelfen. Maxi ist das peinlich, obwohl gleich mehrere Kandidaten um ihre Gunst buhlen.





Was für ein wunderbares Buch mit einer Geschichte, die mich gefesselt und mitgerissen hat. Viel dazu beigetragen hat sicher der Schreibstil. Denn der ist lebendig und humorvoll. Viele witzige Szenen haben mich schmunzeln lassen und meine Lieblingsfigur Summer ist nicht ohne. Sie ist frech, frisch und quatscht frei von der Leber weg. ( „Dieser Typ ist so hot “ O-Ton Summer).

Doch auch Maxi hat mir gut gefallen, die einerseits in einer Familie mit tollen Eltern, Geschwistern, Nichten und Neffen eingebettet ist. Andererseits doch eine eigene Familie mit Ehemann und Kindern vermisst. Ab und zu wurden Tagebucheinträge, die Maxi 1991, also als 14-Jährige geschrieben hat, eingefügt. Die zeigen deutlich, dass sich das Leben oft ganz anders entwickelt als gedacht und erträumt. Die Tagebucheinträge sind vom Stil her sehr gut an den Schreibstil einer Pubertierenden mit Hormonschüben angepasst. Ich empfand die als sehr witzig und Unterhaltung pur! Klar ist, dass Anne Hertz und Maxi das Rad der Liebe nicht neu erfinden können. Die Autorinnen haben jedoch verschiedene Möglichkeiten eingebaut, um Maxi ihren Lebenswunsch zu erfüllen. Sie muss nur noch wählen und mit sicherer Hand den passenden der fünf Kandidaten herauspicken. Aber eben, das mit der sicheren Hand läuft nicht so wie gedacht. Eine Zerreissprobe für Maxi und eine Unvorhersehbarkeit für uns Leser. Hier weiss man bis fast zum Schluss nicht, wer denn nun Maxis Herz gewinnen und ob überhaupt ein Mann das Rennen machen wird.


„Bis ans Ende aller Fragen“ ist das Gemeinschaftswerk zweier Autorinnen. Von den Schwestern Frauke Scheunemann und Wiebke Lorenz. Ich kenne die Thriller von Wiebke Lorenz und kann nun bestätigen, dass sie auch Liebesromane kann.

Die Geschichte um Maxi, ihren Familienwunsch und ihr Leben ist eine heitere Story mit viel Humor und Tiefgang.

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Veröffentlicht am 29.08.2021

Warmherzig, berührend und emotional!

Für immer und ein Wort
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Annie St.James trauert immer noch ihrer grossen Liebe Finley nach. Dies, obwohl Finley eine andere heiratet. Zur Ablenkung unternimmt Annie mit ihrer besten Freundin Hoola eine Wanderung im Dartmoor. Dort ...

Annie St.James trauert immer noch ihrer grossen Liebe Finley nach. Dies, obwohl Finley eine andere heiratet. Zur Ablenkung unternimmt Annie mit ihrer besten Freundin Hoola eine Wanderung im Dartmoor. Dort entdeckt Annie eine Letterbox und darin ein schwarzes Notizbuch. Sie ist gefesselt von den vielen berührenden, emotionalen und oft auch sehr traurigen Gedanken, die in dem Notizbuch niedergeschrieben wurden. Sie macht sich auf die Suche nach dem Verfasser dieser Zeilen und lernt Jack Edwards kennen. Doch der ist ganz anders, als Annie sich den Verfasser des Notizbuchs vorgestellt hat, denn Jack ist wortkarg, traumatisiert und zutiefst enttäuscht vom Leben und der Liebe.





Die Hauptfiguren Annie und Jack habe ich sofort in mein Herz geschlossen. Die beiden sind warmherzige und facettenreiche Figuren, denen das Leben nicht nur gut mitgespielt hat.

Annie ist nach der Scheidung und der erneuten Heirat ihres Ex - Mannes Finley zutiefst enttäuscht von der Liebe. Sie ist zudem mit einer kaltherzigen und bösartigen Mutter geschlagen, der der Schein wichtiger ist, als das Lebensglück ihrer Tochter. Gerade die Passagen, in denen Annie sich von ihrer Mutter dirigieren, gängeln und klein machen lässt, haben bei mir Emotionen geweckt. Am liebsten hätte ich Annie angeschubst und gesagt: Wehr dich, stehe auf und verlasse das Haus deiner Eltern.

Jack hat eine ganz andere Vergangenheit hinter sich, in der der einzige Lichtblick seine kleine Tochter Lori ist. Auch ihn hat es schwer getroffen und mir war er sympathisch, gerade weil er Verletzlichkeit zeigt.

Beide Figuren sind sehr gut charakterisiert, verfügen über Tiefe und genau die Entwicklung, die eine Geschichte fesselnd macht.

Sehr romantisch, jedoch nicht kitschig - romantisch, sondern bezaubernd - romantisch, entwickelt sich die Geschichte und hat dabei so einige Hochs und Tiefs auf Lager. Was in Sachen Liebe erst als vorhersehbar schien, nimmt plötzlich eine ungeahnte Wendung und hat mich fassungslos schlucken lassen. Annie fällt in das alte Fahrwasser und am liebsten hätte ich sie geschüttelt. Man merkt wohl meinen Zeilen an, dass mich die Geschichte abholen konnte. Sie hat meine Emotionen, meine Neugier und auch mein Herz geweckt. Zudem habe ich gebangt und so gehofft, dass Annie die richtige Entscheidung trifft. Die Autorin hat mich da ordentlich zappeln lassen.



Doch es geht nicht nur um Liebe, Behauptung gegen eine dominante Mutter und Trauer. Herzerwärmend empfand ich auch die Freundschaft zwischen Annie und ihrer besten Freundin Hoola …, auch wenn manchmal die Fetzen fliegen und Hoola ihrer Freundin den Kopf ordentlich zurechtrücken muss. Genau das macht doch Freundschaft aus: einander auch mal die Meinung geigen, darüber sprechen und Frieden schliessen.

Immer wieder wurden zudem die Einträge im schwarzen Notizbuch eingeschoben. Die sind berührend, nachdenklich, traurig, aber auch witzig und zynisch und der Verfasser … ach nein, das verrate ich nicht. Lest selber!

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Veröffentlicht am 17.08.2021

WoW!

Nur ein Schritt
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Die Sozialarbeiterin Morgan Kincaid ist auf dem Nachhauseweg von der Arbeit, als Schreckliches geschieht. Auf dem U-Bahnsteig der Haltestelle Grand/State spricht sie eine Frau an. Die Frau bittet Morgan, ...

Die Sozialarbeiterin Morgan Kincaid ist auf dem Nachhauseweg von der Arbeit, als Schreckliches geschieht. Auf dem U-Bahnsteig der Haltestelle Grand/State spricht sie eine Frau an. Die Frau bittet Morgan, ihr Baby zu nehmen. Kaum ist das kleine Mädchen in Morgans Armen, lässt sich die junge Mutter unter die einfahrende U-Bahn fallen und stirbt. Die Polizei verdächtigt Morgan, die junge Frau gestossen zu haben. Der Verdacht erhärtet sich, als bekannt wird, dass Morgan von der Mutter als Vormund des Babys bestimmt wurde. Morgan hat jedoch die Frau noch nie gesehen….




Samantha M. Bailey hat einen raffinierten Plot geschaffen, der mich nur so durch das Buch hat fliegen lassen. Ein Pageturner der mich begeistern konnte!

In wechselnden Perspektiven erfährt man, wie Morgan den Selbstmord der fremden Frau erlebt. Die Bitte, sich um das Baby zu kümmern, reisst Morgan in einen Strudel der Gefühle. Einerseits wünscht sie sich sehnlichst ein Baby, andererseits sieht sie sich mit Verdächtigungen konfrontiert. Da sie für die Frau eine völlig Unbekannte war, kommen immer mehr Zweifel auf. Genau wie Morgan habe ich mich fast das ganze Buch über gefragt, wo die Verbindung ist?

In der zweiten Perspektive, bei der ich hier vage bleiben muss, um potenziellen Lesern nicht zu viel zu verraten, erlebt man Psychoterror vom Feinsten. Dieser trifft die Figur an einem empfindlichen Punkt, in einer Situation im Leben, in der man äusserst verwundbar sein kann. Die Verbindung der beiden Perspektiven ist ganz grosses Kino und mit dem WoW Effekt unterlegt.

Schon nach wenigen Seiten konnte die Autorin bei mir viele Fragen wecken, die mich schlussendlich durch das Buch getrieben haben. Immer wieder hat sie auch falsche Spuren gestreut und genauso oft meine so wunderbar ausgedachte Theorie über den Haufen geworfen. Oft habe ich mich gefragt, was bei dem ganzen Psychoterror wahren Begebenheiten und was einer verwirrten Psyche geschuldet ist?

In erster Linie geht es um ein Baby, das bei dem ganzen Drama im Mittelpunkt steht. Daher muss man auch Erwähnungen von Spucktüchern, Babywippen und Fläschchen geben, aushalten. Die Autorin hat es geschafft, sehr authentisch den Babyalltag zu skizzieren …. Auch, wenn der normalerweise ohne Psychoterror über die Bühne geht.

Bis ganz zum Schluss habe ich nicht gewusst, wer denn nun für diesen Terror verantwortlich ist. Die Auflösung ist ... einmal mehr ... WoW und konnte mich komplett überraschen!

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Veröffentlicht am 15.08.2021

Post oder ante mortem?

Tote schweigen nie
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Cassie Raven arbeitet in London im Institut für Rechtsmedizin. Als Sektionsassistentin bereitet sie die Toten für Autopsien vor und geht den Rechtsmedizinern zur Hand. Cassie macht ihre Arbeit mit sehr ...

Cassie Raven arbeitet in London im Institut für Rechtsmedizin. Als Sektionsassistentin bereitet sie die Toten für Autopsien vor und geht den Rechtsmedizinern zur Hand. Cassie macht ihre Arbeit mit sehr viel Feingefühl und Empathie, egal ob sie es mit den Hinterbliebenen oder mit den Verstorbenen zu tun hat. So ist Cassie auch überzeugt, dass die Toten noch viel zu sagen haben, wenn man denn zuhört. Ihr Entsetzen ist gross, als eines Tages ihre ehemalige Lehrerin, Mrs. Geraldine Edwards auf dem Sektionstisch liegt. Obwohl es nach einem Unfalltod aussieht, sagt die Leiche von Mrs. Edwards etwas ganz anderes … davon ist Cassie überzeugt!



A.K. Turner hat mit der Sektionsassistentin Cassie eine starke Figur geschaffen. Sie kommt mit ihren Piercings und Tattoos sehr unkonventionell für eine Angestellte in einem rechtsmedizinischen Institut daher und man spürt, wie rücksichtsvoll sie ihre Klienten behandelt.


Ab und zu zieht die Autorin nah an der übersinnlichen Schiene vorbei. Doch dies so dezent, dass es kaum wahrnehmbar ist. Sehr oft werden Autopsien und die Körper in totem Zustand beschrieben und erwähnt. Auch die Atmosphäre an Cassies Arbeitsort ist ab und zu gruselig beschrieben und rechtfertigt dadurch die Genreeinteilung „Thriller“. Eine gewisse morbide Note bleibt nicht aus, denn Cassie arbeitet nicht nur im Beruf mit Toten, sondern seziert auch mal auf ihrem Küchentisch ein Eichhörnchen oder bewahrt zur späteren Untersuchung eine tote Maus in ihrem Kühlschrank auf. Cassie ist sehr zielstrebig, intelligent und weiss, was sie will. Sie ermittelt auch mal auf eigene Faust und das nicht immer gesetzestreu.


Obwohl Cassies Klienten tot sind, geht in der Leichenhalle die Post ab. Unfallopfer, die sich schlussendlich als ermordet herausstellen, nächtlicher Leichendiebstahl und ein Assistent, der sich in zwielichtiger Gesellschaft begibt. Hier kommt DI Phyllida Flyte ins Spiel, die zweite starke (weibliche) Figur in diesem Buch. Sehr spröde, unnahbar und kalt ist sie das totale Gegenteil von Cassie. Die beiden erkennen schlussendlich, dass sie mit einer konstruktiven Zusammenarbeit mehr gewinnen als im Einzellauf. Genau die Zusammenarbeit ist es, was fesselt. Denn nach und nach entwickelt sich aus dem vermeintlichen Unfalltod in der Badewanne ein hervorragend ausgearbeiteter und perfider Plan.

Mich hat „Tote schweigen nie“ absolut begeistert, denn einen Thriller aus diesem Blickwinkel habe ich noch nie gelesen und ich finde den Plot einzigartig. Obwohl ich kein Fan von Reihen bin, hoffe ich hier auf Folgebände und werde eine der Ersten sein, die sie sich kauft. Von mir eine volle Leseempfehlung für „Tote schweigen nie“!

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Veröffentlicht am 14.08.2021

Leseempfehlung!

Heimatsterben
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Hannah Ahrens lebt in New York und wird zurück nach Deutschland gerufen, als ihre geliebte Grossmutter Tilde im Sterben liegt. Hannah verspricht Tilde auf dem Sterbebett, vor allem auf ihre Schwester Trixie ...

Hannah Ahrens lebt in New York und wird zurück nach Deutschland gerufen, als ihre geliebte Grossmutter Tilde im Sterben liegt. Hannah verspricht Tilde auf dem Sterbebett, vor allem auf ihre Schwester Trixie achtzugeben, die mit Felix Graf von Altdorff, der als neuer Bundeskanzler kandidiert, verheiratet ist. Felix ist in einer sehr konservativen Partei, die nationalistische Züge aufweist. Obwohl Hannah eine genau gegenteilige politische Einstellung hat, lässt sie sich durch den charismatischen Felix hineinziehen in die Strudel der Politik.



Die Familie Ahrens, die 97-jährige Tilde und ihre Nachkommen, stehen im Mittelpunkt der Geschichte. Vor allem Tildes Enkelin Hannah und Schwiegerenkel Felix werden in den Fokus gerückt. Mit den beiden zieht auch eine Menge Politik in die Geschichte ein, die zum Nachdenken animiert. Denn Felix, der als Bundeskanzlerkandidat politisch sehr rechts steht, kämpft gegen das Fremde, die Migration und schrammt sehr, sehr oft nah am Rechtsradikalismus vorbei. Hannah, politisch mit gegenteiliger Einstellung, lässt sich durch ein Versprechen, das sie Tilde gegeben hat, hineinziehen in die politischen Gefüge ihres Schwagers, um dann…. Doch lest selbst. Es lohnt sich!



Die Geschichte der Familie Ahrens beginnt damit, dass Tilde den Zweiten Weltkrieg, auf der Flucht mit einem Säugling, knapp überlebt. Wie oft in dieser Generation prägt dies das ganze Leben und weist eine starke Haltung auf. Tilde, wie auch Hannah, ist eine starke Frau mit viel Durchhaltewillen, jedoch auch mit ausgeprägtem Familiensinn. Hannah muss sich dann auch rasch einmal entscheiden zwischen ihren Werten und diesem hochgehaltenen Familiensinn.

Es mischen ganz schön viele Figuren der Familie Ahrens mit. Zum besseren Verständnis wurde ein Stammbaum der Familie eingefügt. Immer wieder mal habe ich nachgeschaut, wer denn nun schon wieder Cousin x oder Neffe y ist.



Ich musste zweimal nachsehen, doch es ist so: „Heimatsterben“ ist das Debüt der Autorin Sarah Höflich. Ein sehr gelungenes Debüt, mit einem hervorragenden Plot, einem sehr flüssig zu lesendem Schreibstil, bei dem nichts holpert und gut ausgearbeiteten Figuren.

Die Geschichte handelt 2023 und zeugt viele Parallelen zur heutigen Politik, das vor allem die Situation von Migranten und / oder das Asylwesen betrifft. Ich empfand viele Situationen als absolut erschreckend. Vor allem auch, weil ich weiss, dass sie leider nur zu real sind. Dieses Buch enthält nicht nur eine Familiengeschichte mit spannenden Mitgliedern, sondern ist leider auch ein Spiegelbild der heutigen politischen Situation in westlichen Ländern.

Obwohl sich "Heimatsterben" sehr flüssig lesen lässt, habe ich ordentlich Zeit benötigt, um es durchzulesen. Denn immer wieder musste ich innehalten, über das Gelesene nachdenken und es auch verdauen. Ein Buch, das ganz sicher nachklingen wird!

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